DIE FREUNDE VON SALAMANKA, D 326
Oper in zwei Akten von Johann Mayrhofer / Musik von Franz Schubert / Komponiert vom 18. November bis 31. Dezember 1815 / Uraufführung: 19. 12. 1875 Gesellschaft der Musikfreunde, Wien (konzertant; vier Nummern); 6. 5. 1928 Halle/Saale (szenisch).
Das Werk:
Im sogenannten ‚Liederjahr‘ 1815 komponierte der 18jährige Franz Schubert nicht nur ca. 130 Lieder, sondern auch vier Opern („Der vierjährige Posten“, „Fernando“, „Claudine von Villa Bella“ und „Die Freunde von Salamanka“); vermutlich von 1816 stammen einige kleinere Revisionen der Partitur. Das Libretto stammt von Schuberts engem Freund Johann Mayrhofer (1787-1836) und weist in der Handlung Ähnlichkeiten zu Shakespeares Komödie „Was ihr wollt“ (‚Twelth Night‘) auf. Nach Mayrhofers Tod wollte sein Nachlassverwalter, Ernst von Feuchtersleben, den Text in eine Gesamtausgabe seiner Werke übernehmen, doch er war unauffindbar; man geht heute davon aus, dass Mayrhofer ihn selbst vernichtet hat. (Siehe auch: „Adrast“ – Beitrag Nr. 73).
Zusammen mit „Der vierjährige Posten“, „Fernando“ und „Des Teufels Lustschloss“ zählt das zweiaktige heitere Singspiel „Die Freunde von Salamanka“ zu jenen Schubert-Opern, die im Oktober 1867 von George Grove und Arthur Sullivan in Wien ‚ausgegraben‘ worden sind. Johann Herbeck führte 1875 die Nrn. 4, 8, 9 und 12 des Werks in einem Konzert im Wiener Musikverein auf und Robert Hirschfeld übernahm 1897 zwei Nummern in seine Bearbeitung von „Der vierjährige Posten“. Da die gesprochenen Dialoge – die die Handlung transportieren – also verloren gegangen sind, gibt es eine Anzahl von verschiedenen Prosafassungen seit der ersten Bühnenaufführung (Halle 1928, zum 100. Todestag Schuberts), u. a. von Siegfried Anheisser – Vater des Baritons Wolfgang Anheisser – für den Westdeutschen Rundfunk Köln 1928 und von Engelbert Schwarz und Bernhard Paumgartner für den Österreichischen Rundfunk 1958.
Am 6. 5. 1928 kam es im Stadttheater in Halle an der Saale zur ersten szenischen Aufführung von „Die Freunde von Salamanka“, für die Günther Ziegler neue Dialoge verfasst hatte. Der Dirigent der Aufführung war Erich Band und der Regisseur August Roesler. In den Hauptrollen sangen Gertrud Clahes (Olivia), Carlalotte Strempel (Laura), Heinrich Niggemeier (Alonso), Hans Allmeroth (Diego), Zdenko Dorner (Fidelio), Walter Kalhammer (Graf Tormes) und Richard Gaebler (Alkalde). Weitere Bühnenaufführungen gab es 1934 in Basel und 1935 in Darmstadt. In Österreich wurde das Werk 1977 in Graz erstmals szenisch präsentiert, u. z. in einer Inszenierung von Thomas Holliday im Rahmen der Sommerkurse des ‚American Institute of Musical Studies‘; die zwei Aufführungen in Doppelbesetzung durch amerikanische Musikstudenten fanden unter der Leitung von Cornelius Eberhardt – mit einem erklärenden Text zur Handlung von Karlheinz Dornauer - im Grazer ‚Orpheum‘ statt. Szenische Aufführungen gab es in letzter Zeit 1996 an der Neuköllner Oper in Berlin und 2012 in einer Produktion der ‚Oper Oder-Spree‘ in Brandenburg.
Die Musik:
Ouvertüre
Introduktion (Erster Akt) und Terzett ‚Die Sonne zieht in gold’nen Strahlen‘ (Alonso, Diego, Fidelio)
Arie ‚Man ist so glücklich und so frei‘ (Fidelio)
Quartett ‚Morgens, wenn des Hahnes Ruf erschallt‘ (Graf Tormes, Alonso, Diego, Fidelio)
Arie ‚Einsam schleich‘ ich durch die Zimmer’ (Olivia)
Terzett ‚Lebensmut und frische Kühlung weht mir aus dem trauten Wald‘ (Olivia, Eusebia, Laura)
Terzett ‚Freund, wie wird die Sache enden‘ (Alonso, Diego, Fidelio)
Finale ‚Mild senkt sich der Abend nieder‘ (Olivia, Eusebia, Diego, Alonso, Fidelio, Alkalde, Chor)
Introduktion (Zweiter Akt) und Arie ‚Lasst nur alles leichtfert‘ge Wesen’ (Manuel, Chor)
Duett ‚Guerilla zieht durch Feld und Wald in rauher Kriegeslust‘ (Zwei Räuber)
Arie ‚Aus Blumen deuten die Damen gern‘ (Graf Tormes)
Duett ‚Ein wack‘res Tier, das müsst ihr sagen‘ (Diego, Xilo)
Duett ‚Gelagert unterm hellen Dach der Bäume‘ ((Laura, Diego)
Arie ‚Wo ich weile, wo ich gehe, schaue ich des Retters Bild‘ (Olivia)
Duett ‚Von tausend Schlangenbissen der Reue und der Schuld‘ (Olivia, Alonso)
Romanze ‚Es murmeln die Quellen, es leuchtet der Stern der Liebe‘ (Diego)
Terzett ‚Nichte, Don Diego da wirbt um deine freie Hand‘ (Der Alkalde, Laura, Diego)
Arie ‚Traurig geht der Geliebte von dannen‘ (Laura)
Finale ‚Gnäd‘ge Frau, ich hab’ die Ehre’ (Olivia, Eusebia, Laura, Alonso, Graf Tormes, Diego, Fidelio, Der Alkalde)‚
Den Anfang des Duetts Nr. 12 - ‚Gelagert unterm hellen Dach der Bäume‘ - verwendete Franz Schubert acht Jahre später im Thema des Variationensatzes des Oktetts F-dur D 803. Das Schlussmotiv des Duetts Nr. 14 – ‚Von tausend Schlangenbissen der Reue und der Schuld’ - erscheint auch im Duett Florinda-Roland ‚Selbst an des Grabes Rande‘ im „Fierabras“ von 1823.
Die Personen:
Gräfin Olivia, eine junge reiche Erbin – Sopran / Eusebia, ihre Zofe – Sopran / Alonso – Tenor, Diego – Tenor und Fidelio - Bass, drei Studenten / Der Graf von Tormes, ein Stutzer – Tenor / Der Alkalde, Bürgermeister und Richter aus Salamanca – Bariton / Laura, seine Nichte – Sopran / Manuel, ein Winzer – Bass / Xilo, ein Bauer – Bass / Zwei Räuber – Tenor und Bass.
Die Handlung:
Es gibt dazu eine schöne ‚poetische‘ Inhaltsangabe im „Tamino“-Opernführer des Ex-Mitglieds Engelbert aus dem Jahr 2010.
In der nächsten Woche folgt eine Liste der Tondokumente.
Carlo