Hans Sotin outet sich als Gegner des Regietheaters

  • Hallo operus,


    ich erlaube mir auf Deine Beiträge Nr. 45 , 48 und meine Beträge Nr. 22, 47, 49 zu verweisen.


    Fühlst Du Dich durch nachstehendes Zitat auch der Lächerlichkeit preisgegeben?

    Nun geht es auch noch mit der Schriftart und Schriftgröße los. Das ist mehr als lächerlich!!!!


    Der für eine Antwort dankende
    zweitebass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Lächerlich ist nicht derjenige, der auf dämliche Fragen in freundlichem Ton antwortet, sondern derjenige der diesen Thread durch lächerliche Fragen stört, wertester zweiterbass!
    Übrigens frage ich mich schon, warum Du derart intensiv an Regietheaterdiskussionen teilnimmst, da ich in Deinen bisheringen Postiings in anderen Threads weder eine grosse Liebe zu Oper noch eine grosse diesbezügliche Kenntnis/Erfahrung konstatieren konnte. Vielleicht könntest Du ja in einem passenden Thread ein wenig über dein bisheriges "Opernleben" berichten?

  • Im Prinzip teile ich die Meinung, dass die möglichst weitgehende Abstraktion, das Zurücknehmen des Szenischen, für den in erster Linie an der Musik interessierten Höher am besten geeignet ist, zumindest auf mich trifft dies uneingeschränkt zu.


    ZU diesem Satz meine totale Zustimmung!! Eine konzertante Opernaufführung ist - bei Erfüllung der musikalischen Erwartung an Sänger und Orchester - höchster Musikgenuß, den weder CD noch DVD infolge des fehlenden Live-Erlebnisses toppen können.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich muß gestehen, daß dieser Kompromiß (nicht zu sehr) bei aller Zustimmung zu Operus nicht meine Zustimmung findet, auch wenn ich weiß, dass meine Meinung unmaßgeblich ist.


    Lieber Milletre,


    ich bin völlig Deiner Meinung. Irgendwo habe ich mal geschrieben, daß ich ein sturer Anhänger der originalgetreuen Aufführung bin. Niemals würde ich in eine Traviata gehen, wenn man da auf der Bühne in Plastikstühlen sitzt, im letzte Akt Nachttöpfe unter dem Sterbebett stehen usw. Zum Besuch einer Oper, die ich schon mehrfach gesehen habe, veranlassen mich entweder neue Sänger in der bereits gesehenen Inszenierung, auch ein neuer Dirigent oder eine so tolle Aufführung, daß mir das eine mal zu wenig war. Oder ich gehe in ein anderes Theater. Aber immer habe ich eine Erwartungshaltung - und darin bin ich stur. Zum Glück kann ich mich im Internet oder auch im Forum darüber informieren, was mich erwartet. Und ich sage ja oder ohne mich.


    Anders ist es, wenn ich eine Oper sehen will, die ich noch nie gesehen habe - z.B. Hans Heiling oder Halka. Da habe ich keine Erwatungshaltung (außer das man die eine oder andere Arie schon mal gehört hat). Ein moderat modernes Bühnenbild könnte ich vielleicht akzeptieren, weil ich nicht weiß, wie es anders hätte sein können. Aber niemals Ekel oder Sex da, wo es nicht hingehört.


    Ich akzeptiere aber, daß es offenbar Menschen gibt, die andere Vorstellungen von dem haben, was sie sehen wollen. Nur werden diese vorrangig bedient. Und da bin ich sehr dagegen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat

    Zitat: Fühlst Du Dich durch nachstehendes Zitat auch der Lächerlichkeit preisgegeben?

    M.joho hat es schon ausgedrückt. Lächerlich ist nur derjenige, der solch einen Unsinn aufbringt. Operus blieb ja garnichts anders übrig, als diesen völlig abwegigen, lächerlichen und nicht hierher gehörenden Einwand klarzustellen. Mein Beitrag - und das hat Operus wohl klar erkannt - konnte sich garnicht gegen ihn richten, sondern nur gegen den, der sich neben anderer Wortklauberei jetzt sogar an der Formatierung der Schrift durch eines unserer liebsten Mitglieder aufgeilt. Fällt ihm nichts mehr Besseres ein, um seine Sticheleien loszuwerden? Erbärmlich!!!

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Alle weiteren Beiträge, die sich mit der Schriftart und den fehlenden, überschüssigen oder vertauschten Buchstaben von Fremdbeiträgen befassen und deren Implikationen Charakter und Kompetenz der Schreibenden betreffend, werden ab nun aus diesem Thread entfernt.

  • Niemals würde ich in eine Traviata gehen, wenn man da auf der Bühne in Plastikstühlen sitzt


    Lieber La Roche
    Da mach´einen großen Bogen, einen riesengroßen Bogen um die Dresdner Semperoper. Den Luxus von Plastestühlen, den Du hier minimalst anmahnst, gibt es dort nicht. Die haben von Anfang bis Ende nur einen roten Kunstledersessel. Geniale Ausstattungsidee. An Einfallslosigkeit nur noch konzertant zu überbieten. Aber ich weiß schon, hier gibt es einige Sach- und Kunstverständige, die möchten mir jetzt am liebsten sagen, ich bin nur zu doof diese "Kunst" zu begreifen. Was will man auch von uns "Fundamentalisten und Extremisten" anders erwarten. Solche Meinungen und Bezeichnungen gehen mir aber am ........ vorbei. Wie man lesen konnte, werden ja die Extremisten jetzt bekämpft.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber zweiterbass,


    nett, dass Kollegen mich verteidigen wollen. Wenn ich mich lächerlich gemacht gesehen hätte, würde ich persönlich reagieren.
    Es ist Dein gutes Recht, das zu schreiben was Du willst und wo Du willst. Du musst allerdings damit rechnen, dass reagiert wird, wenn Du nicht direkt zum Thema schreibst und dann noch sehr deutlich formulierst.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ist die Dasch etwa auch gegen das Regietheater? Wenn ja, wäre das wichtiger, denn sie singt nämlich noch.


    Frau Dasch ist für modernes Regietheater. In diesem Zusammenhang weise ich auf ihr Interview (Beitrag 13) vom Sommer 2011 hin.


    Darin macht sie klar, dass sie nicht viel von Leuten hält, die konventionelle Produktionen sehen wollen.


    Gregor

  • Warum müssen immer diese Polarisierungen sein: " Ich mag keine Leute die..". Obwohl ich vom Alter, durch die Lerngeschichte und von der Prägung her eher zu den Traditionalisten in Bezug auf Operninszenierungen gehöre würde ich niemals grundsätzlich gegen Anhänger des modernen Regietheaters Stellung beziehen. Ich höre sogar gerne gegenteilige Meinungen und habe in solchen Diskussionen auch einiges gelernt. Wenn ich über eine Aufführung schreiben durfte habe ich mich falls möglich mit dem Regisseur und/oder Dramaturgen unterhalten. Oft habe ich danach sogar die Konzeption der Regie verstanden. Meines Erachtens wäre Respekt, Toleranz, Zuhörbereitschaft und Offenheit ein Königsweg, um Annäherungen zu ermöglichen, Übereinstimmungen zu erreichen und die Basis für echte Diskussionsbereitschaft zu schaffen.
    Entsprechend dem Grundsatz: Man sollte immer zuerst bei sich selbst anfangen sollten wir hier im Tamino-Klassik-Forum Gegensätze zulassen, Verständnis für den Standpunkt des Anderen zeigen und offen auch für Meinungsänderungen sein. Ein Schlüsselerlebnis für mich war 1976 die Cheréau- Ringinszenierung in Bayreuth. Im ersten Jahr geschockt, jedes Aufführungsjahr mehr überzeugt und am Ende 1980 restlos begeistert. Genau dieser Wandel sollte und muss möglich sein.
    Ich glaube sogar, dass Wagner wenn er von der Werkstatt Bayreuth sprach diesen Prozess der ständigen Vervollkommnung einer Inszenierung meinte.
    In diesem Geiste sollten auch wir diskutieren.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Banner Strizzi
  • Vielen Dank für diesen weisen Beitrag, operus, den einige einmal beherzigen sollten.
    Nebenbei auch ich bin vom Chereau-Ring begeistert.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Lieber Operus,


    vielen Dank für Deine Worte!


    Eine Totalverweigerung wird in der Tat nicht weiterhelfen. Ein "Zurück" gab es in der Kunst nie (jedenfalls fällt mir kein solches ein), es gab bestenfalls eine Neubeleuchtung und Neuinterpretation alter Stile wie etwa in der Neogotik. Die Frage kann also nur sein, wie es bei gegebenem Status Quo weitergehen soll.


    M. E. wäre zu akzeptieren, dass Regietheater eine Kunstform ist (oh - das gibt einen neuen Thread ... ). Jede Kunstform hat ihre Exzesse und Auswüchse, die Programmmusik ebenso wie die Virtuosenmusik des 19. Jhds. in der Paganini/Liszt-Nachfolge, die Opera seria ebenso wie die serielle Musik.


    Aber wenn man alles von den Extremen her beurteilt, wird man kaum zu einer sachlichen Diskussion gelangen. Zwar mag es ungemein lustvoll und sogar gemeinschaftsstiftend und -stabilisierend sein, die Grenzfälle zeitgenössischer Inszenierungen an den Pranger zu stellen und im Forum wie durch eine Spießrutengasse laufen zu lassen (jede und jeder darf mal draufhauen), doch hat sich unsere Gesellschaft seit den Zeiten solcher Kollektivstrafen eigentlich stark weiterentwickelt.


    Den authentischen Bericht von Deiner Wahrnehmung der Chéreau-Inszenierung finde ich ungemein spannend! Meinst Du, dass Dein Wandel eher an den Veränderungen der Inszenierung lag oder an Deiner Entwicklung, an Deinem Weg mit und durch diese Inszenierung?


    Viele Grüße
    Wolfram

  • Lieber Wolfram,


    Deine Ausführungen tragen auch dazu bei, dass wir vielleicht wenigstens den Königsweg erkennen können. Danke.
    Zum Wandel hat die Gesamtheit des Erlebnisses beigetragen. Ich durfte die Inszenierung des Cheréau-Rings insgesamt dreimal erleben.
    Sie wurde mir von Mal zu Mal vertrauter. Ich empfand die weiterführenden Veränderungen als völlig schlüssig. Plötzlich stand es für mich fest: Das ist eine der großartigsten Ringinszenierungen und sie ist es für mich bis heute geblieben, obwohl die Entwicklung -Gott sei Dank - immer weiter gegangen ist.
    Ich glaube, wenn man bereit ist, sich auf Neues, Ungewohntes einzulassen wird dieses Aha-Erlebnis einem häufiger geschenkt. Um die andere Seite aber nicht zu vergessen, noch heute trauere ich den ach so herrlichen "Meistersinger"-Iszenierungen von August Everding und Wolfgang Wagner mit Alt-Nürnberg, richtiger Festwiese und bomastischem Aufzug der Zünfte nach.
    Kunst hat eben viele Facetten. Sie wahrzunehmen und sich auch mit dem zunächst Fremden und Befremdlichem auseinander zu setzen, das scheint mir der nicht endende Auftrag für uns Kunstfreunde zu sein. Nehmen wir diesen ohne Vorurteile an.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ein "Zurück" gab es in der Kunst nie (jedenfalls fällt mir kein solches ein)


    Stilkopien in der Renaissance (Bildhauer Antico sogar darauf spezialisiert), im Historismus, HIP mit Einfliegen von Oboen aus dem Uraufführungsland oder mit Nachstellen der Uraufführungs-Besetzung im Uraufführungssaal - fällt mir gerade so ein. Das sind die extremsten "Zurück"-Varianten. Außerdem folgt auf jeden radikalen Vorstoß ein Zurück, meist mit Synthese verschiedener Dinge.


    Allerdings halte ich nichts davon, Neuschöpfungen mit reproduzierender Kunstausübung zu vermischen - übrigens - die römischen Bildhauer schufen womöglich mehr Kopien nach jahrhundertealtem griechischen Vorbild als Neuschöpfungen. Ich hätte nichts dagegen, wenn in den Opern fast nur Kopien von 100 Jahre alten Inszenierungen liefen.

  • Lieber kurzstückmeister,


    für mich sind Opern - wie auch Gemälde und Literatur - in Ort, Zeit und Handlung endgültig vollendete Kunstwerke, die keiner modischen Überarbeitungen, die dann auch noch nicht einmal zum Inhalt des Stückes passen, bedürfen. Als Kunst würde ich die vollständige Neuschöpfung eines Werkes ansehen, und die muss wahrhaftig keine Reproduktion älterer Kunstwerke sein. Was aber Ort und Zeit betrifft, da frage ich mich, warum auch moderne Komponisten oft auf historische, mythische und märchenhafte Stoffe zurückgreifen, wenn doch sowieso irgendein Verunstalter daherkommt, der glaubt, man müsse sie unbedingt in die Jetztzeit versetzen. Und wenn diese Komponisten und Librettisten noch leben, ob sie sich eine solche Verschandelung ihrer Werke gefallen lassen würden? Bei vollständigen Neuschöpfungen braucht es also kein Zurück in der Kunst geben. Im sogenannten "Regietheater" ist das aber keine Neuschöpfung, sondern eine Verunstaltung durch Missbrauch von Teilen schon vollendeter Kunstwerke.
    Ich habe bewust zwischen "modisch" und "modern" unterschieden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn moderne Mittel zur Darstellung des in Ort, Zeit und Handlung unveränderten Werkes verwendet werden. Was ich verurteile, ist die "modisch" gewordene Verunstaltung, die hoffentlich bald wieder einer vernünftigen "Mode", nämlich der des Erhalts der Werke, weicht.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Und wenn diese Komponisten und Librettisten noch leben, ob sie sich eine solche Verschandelung ihrer Werke gefallen lassen würden?


    Es kommt heute durchaus vor, dass berühmte Komponisten knapp vor der Uraufführung durch und durch sauer abreisen, weil der Regisseur sich nicht darum schert, was der Komponist eigentlich wollte. Wir leben in einer doch einigermaßen schizophrenen Zeit: Die Musiker sind brav wie noch nie und die Regisseure machen was sie wollen, nur nicht, was sie sollen.


    Das mit dem "Zurück in der Kunst" ist sowieso ein billiger Kunstgriff der Regietheater-"Argumentation". Wenn ich heute ein Werk Mozarts aufführe, gehe ich ja auch "Zurück in der Kunst". Aber bitte nicht nur akustisch, sondern auch optisch, wenn es eine Oper ist. Dafür sind die Regietheater-Theoretiker jedoch leider nicht konsequent genug. Sie haben aber hübsche Ausreden dafür, das muss man ihnen lassen.

  • Lieber Kunststückmeister,


    zurück in der Kunst? Ist das also als Rückschritt anzusehen, wenn ich ältere unverfälschte Kunstwerke betrachte oder ältere Literatur lese oder ältere Musik höre und historische Aufführungen sehe. Sollte ich nur noch die allerneuesten Kunstwerke betrachten, nur noch die neueste Literatur lesen und nur noch hören, was die Komponisten der Gegenwart hervorbringen? Und sollte ich nur noch die Verschandelung der Werke von Regisseuren, die von einigen fälschlicherweise sogar "Künstler" genannt werden, ansehen dürfen?
    Du hast aber recht, die Kunst der Ausreden beherrschen sie blendend. (Vielleicht ist das der sogenannte "Fortschritt"!!!)


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)