Das Regietheater, eine etablierte Kunstform - wie geht es weiter?

  • Nun meldete sich auch Kurt Rydl zu Wort und auch er hat eine klare Meinung zum Regietheater:


    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • siehe Beitrag #148. Aber kein Problem. Doppelt hält besser!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Rheingold1876,


    nun muss ich meinerseits bitten, die späte Antwort zu entschuldigen, das Semester hat bei mir wieder begonnen.


    Basierend auf Deiner Kritik, wage ich zu glauben, dass unser Problem bei der Traviata gar nicht notwendigerweise im ästhetischen der Inszenierung, oder der Moral, die wir daraus ziehen, sondern in unserer Philosophie beim Verständnis des Stoffes liegt.


    Wenn ich das richtig sehe, verstehst Du die Traviata mehr als eine Gesellschaftlich-mechanische (das möchte ich keinesfalls als „Leblos“ oder Blutleer auszuschließen. Aber Du wirst mir zugestehen, dass Du Dich in Deiner Zusammenfassung mehr auf das Gesellschaftliche drumherum fokussiert hast als meine Wenigkeit.) während ich mich mehr auf das Individuum fokussiere. Man könnte hier das Fass Individualismus vs. Strukturalismus aufmachen, dazu bin ich im Moment allerdings zu müde.


    Ebenso glaube ich zwar meine Interpretation sinnvoll verteidigen zu können, bitte aber noch um etwas Geduld.


    Beste Grüße,


    Niklas



  • Ich habe mich lange nicht mehr so köstlich amüsiert wie bei diesem gut einstündigen Interview mit KS Kurt Rydl, wo es u. a. ums Regietheater geht, aber nicht nur. Rydl berichtet in seiner unnachahmlichen Art mit wienerischem Schmäh und herrlichen Anekdoten aus seinem 50-jährigen Berufsleben, geht auf Intendanten, Dirigenten und das Sängerdasein an sich ein. Bzgl. des Regietheaters differenziert er übrigens durchaus und verurteilt es nicht pauschal. Anschauliche Beispiele untermalen dies nachvollziehbar. Er habe in seiner Karriere jedenfalls keinesfalls bei jedem Unsinn mitgemacht und dem Regisseur auch mal mit Abreise gedroht bzw. diese auch umgesetzt, wenn nötig. Interviewer ist der junge Tenor David Kerber aus Tirol.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões



  • Ich habe mich lange nicht mehr so köstlich amüsiert wie bei diesem gut einstündigen Interview mit KS Kurt Rydl, wo es u. a. ums Regietheater geht, aber nicht nur. Rydl berichtet in seiner unnachahmlichen Art mit wienerischem Schmäh und herrlichen Anekdoten aus seinem 50-jährigen Berufsleben, geht auf Intendanten, Dirigenten und das Sängerdasein an sich ein. Bzgl. des Regietheaters differenziert er übrigens durchaus und verurteilt es nicht pauschal. Anschauliche Beispiele untermalen dies nachvollziehbar. Er habe in seiner Karriere jedenfalls keinesfalls bei jedem Unsinn mitgemacht und dem Regisseur auch mal mit Abreise gedroht bzw. diese auch umgesetzt, wenn nötig. Interviewer ist der junge Tenor David Kerber aus Tirol.

    Vielen Dank! Ist das die Langfassung zu dem von mir verlinkten Video oder ein eigenes?

    „Puccini ist der Verdi des kleinen Mannes, und Lehár ist dem kleinen Mann sein Puccini.“

  • Ist das die Langfassung zu dem von mir verlinkten Video oder ein eigenes?

    Es ist ein eigenes Video. Beide sind sie sehenswert. :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Kurt Rydl: ein sehr kluger Mann - und äußerst sympathisch. Ungemein lehrreich! Selten habe ich (ausschnittweise) ein so unterhaltsames und zugleich hoch informatives Interview gesehen. :)

  • Ein weiteres informatives Interview zum Thema Regietheater, dieses Mal mit dem Dirigenten Marek Janowski. Er hielt das moderne Regietheater, das Ende der 1970er Jahre so richtig aufkam, zunächst für etwas, was sich bald totlaufen würde. Dem war bekanntlich dann nicht so, weswegen er sich als persönliche Konsequenz als Operndirigent szenischer Aufführungen komplett zurückzog. Einzig für Bayreuth machte er 2016/17 eine Ausnahme. Ansonsten verlegte er sich nur noch auf konzertante Opernaufführungen, wobei das seines Erachtens nicht bei jeder Oper gleich gut funktioniert.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões