Lieber Rheingold!
… bei dieser "Cavalleria" kommen wir nicht zusammen. Ich besaß sie sogar mal, denn ich hatte mich seinerseits auch vom Obraszowa-Hype anstecken lassen. Das ist sich aber gründlich geändert - und hat nichts mit dem zu tun, was unlängst hier ein Streitpunkt gewesen ist. Mir klingt sie zu brustig, zu effekthascherisch, zu alt und - ich sage es ganz offen - zu ordinär.
Ich habe die Santuzza live von der Obraszova gehört und war begeistert - von der großen klangvollen Stimme, ihrer Bühnenpräsenz und ihrer Leidenschaft Es war wohl die erste italienische Partie, mit der ich sie gehört habe. Vorher hatte ich sie nur in russischen Partien gehört. Als die Aufnahme rauskam, habe ich sie mir denn auch gleich besorgt. Nach dem Anhören konnte ich meine Begeisterung nicht mehr so recht verstehen. Mir geht es genau so wie Dir, lieber Rheingold. Deinen Worten schließe ich mich ganz und gar an:
Mir klingt sie zu brustig, zu effekthascherisch, zu alt und - ich sage es ganz offen - zu ordinär.
Trotzdem finde ich sie im italienischen Fach noch besser als im französischen, weil ihre dramatische Gestaltung etwa der Amneris, Azucena oder Ulrica schon imponierend ist. Ihre Charlotte, Carmen, Herodiade und Dalila mag ich mir beim besten Willen nicht mehr anhören. Sie hat keinen Zugang zu der Sprache, zu der französischen Gesangskultur und zu den Figuren.
Wer aber hören will , warum sie zu den großen Mezzosopranen gezählt wird, sollte ihre Marfa, Konchakovna, Lyubasha, Hélène Bezukhova oder Lyubava Buslayevna hören!
Bei Santuzza bevorzuge ich inzwischen andre Ideale: schlanke nervös Stimmen. Das Schicksal dieser Frau sitzt innen und nicht außen.
Das hast Du schön gesagt!
Ich bevorzuge in der Partie eigentlich eher Soprane (!). Mir ist wichtig, dass sie die weiten Bögen schön aussingen und mit innerer Erregung füllen können. Das Ideal sind für mich Zinka Milanov (vor allem zusammen mit Tucker 1951) und Renata Tebaldi, die ich aber beide nicht live gehört habe.
Die beste Santuzza, die ich live gehört habe, war ein Mezzosopranistin: Irene Dalis, die ich öfter gehört habe und die mich immer gepackt und tief erschüttert hat. Aber auch Eileen Farrell(1963 mit Franco Corelli an der MET) und Regine Crespin (zusammen mit Domingo in San Francisco 1975 oder 76) haben mich sehr beeindruckt und bewegt.
Wenn es denn eine russische Sopranistin sein sollte, wäre Irina Arkhipova meine erste Wahl.
Gespannt bin ich jetzt auf Anita Rachvelischvili. die ich kommenden Monat in Amsterdam zusammen Brian Jagde als Turridu hören werde.
Beste Grüße
Caruso41