Schostakowitsch Sinfonie Nr.15 op.141

  • Allerdings scheint auch diese bereits wieder gestrichen.
    Das muss man alles nicht verstehen.


    Kann übrigens jemand den Vergleich hinsichtlich der Klangqualität zwischen diesen beiden Remasterings ziehen?


    Hallo Frank,


    über dieses Thema haben wir uns bei Tamino sehr erschöpft über Monate (wenn nicht Jaare unterhalten).
    :!: Eine erschöpfende Diskussion findest Du in dem Thread Schostakowitsch-Sinfonien mit Kondraschin von Beitrag 61 - 85 !


    Ich fasse mal zusammen:
    Dabei kam heraus, dass offenbar kein Riesenunterschied zwischen beiden Remastering-Ausgaben sein soll. Ausserhalb Tamino ging der Test zugunsten von AULOS aus.
    Es gab eigentlich nur EDWIN, der angab beide Versionen zu haben. Die Melodiya-Version erschien 2006 (und enthält noch ein paar Extrawerke zusätzlich, was zunächst auf den ersten Blick ein Vorteil wäre); die von AULOS ein paar Monate früher.
    Grosser Nachteil für die Melodiya-Ausgabe, war aber eine Mitteilung, dass die Melodiya-CD´s sich seltsam verfärbten (somit offenbar nicht lange haltbar sind = siehe im o.g. Thread Beitrag 78).


    *** Durch unseren geschätzten Ex-Tamino Michael Schlechtriem bin ich an die AULOS-Ausgabe gekommen und war dann baff, welche immense klangliche Verbesserung gegenüber meinen alten Melodiya/Eurodisc-LP´s (Kratzware :D ) bestand, aber trotz CD auch deutlich gegenüber den alten CD-Einzel-Ausgaben von Melodiya (alt). Ich hatte zum Beispiel u.a. die ältere Ausgabe der Melodiya-CD mit den Sinfonien Nr. 9 und 15.


    :thumbsup: Wenn man alle Vor- und Nachteile abklopft, dann ist meine Meinung seit Jahren, dass es kaum etwas besseres als die AULOS-Ausgabe geben dürfte !!!
    Klanglich eine Offenbarung ... von der Int ist es diese "Insel-Aulos-Box" es sowieso :hail:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Mich wundert, dass die grandiose Aufnahme von Kirill Kondraschin mit den Moskauer Philharmonikern (es gibt noch eine aus Dresden) hier bisher nur ein einziges Mal genannt wurde.


    Ja, die Kondraschin-Aufnahme hatte ich in Beitrag 19 genannt und die ist schon Klasse und ist ohne Frage eine Spitzenaufnahme.
    Aber so ist das, wenn man zwei TOP-GA vergleicht. Die eine oder andere Sinfonie ist mit Kondraschin vorzuziehen (Nr.9 und 11 zum Beispiel) und andere Sinfonien mit Roshdestwensky (dazu gehört bei mit die Nr.15).


    *** Ich finde die Stimmung, die Atmosphäre sowie die Klangbalance bei der Sinfonie Nr.15 nirgendwo perfekter eingefangen als bei Roshdestwensky (Melodiya/Eurodisc, 1988, DDD).
    Ein Meisterstück auch was die Abmischung des Tonmeisters am Mischpult angeht ... da sage ich = Besser als im Live-Konzert, wo ggf vielss untergeht, je nachdem wo man sitzt.


    - schon ein Jammer, dass man diese Eurodisc-CD´s gar nicht mehr bei amazon findet -
    In Beitrag 19 hatte ich 2012 auch für die Abb nur die Roshdestwensky-GA (Melodiya) gefunden ...


    Höre Dir mal die Roshdestwensky-Aufnahme der 15ten an, lieber Josef und stelle einen Vergleich mit Kondraschin.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Bei Youtube ist dieser Konzertmitschnitt von Haitink von 2014 aus Amsterdam zu sehen und zu hören. Er folgt hier seiner Musizierhaltung, die er mal in einem Interview in Chicago kundgab: "I don´t like overemphasizing". Zum verschlossen-hintergündigen Wesen von Schostakowitsch passt diese Haitink-Art, auf effektheischende Aufputschmittel zu verzichten, doch sehr gut, finde ich:



    Aus der Haitink-Gesamtaufnahme bei Decca habe ich die 15., sowie die 6. und 11. - beide aber schon ewig nicht mehr gehört.



    Schöne Grüße
    Holger

  • Vor einigen Monaten erwähnte ich andernorts im Forum, dass es eine Aufnahme der 15. Symphonie von Schostakowitsch unter Leitung von Jewgeni Swetlanow geben soll. Dank dem Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) und vor allem der Hilfe eines Tamino-Freundes konnte ich dieses Tondokument mittlerweile tatsächlich hören.


    Zunächst zu Aufnahmeort und -datum: Der Mitschnitt kommt aus der Deutschen Staatsoper Berlin (Ost) und entstand am 13. Mai 1972 für den Rundfunk der DDR. Das Konzert fand in Anwesenheit des Komponisten höchstpersönlich statt. Man muss dazu betonen, dass diese letzte Schostakowitsch-Symphonie überhaupt erst 1971 entstand. Es spielte das Staatliche Symphonieorchester der UdSSR unter seinem Chefdirigenten Swetlanow. Was mir sofort auffiel: Die Tonqualität ist sehr gut und räumlich gut verortbar eingefangen. Für Anfang der 70er Jahre exzellentes Stereo. Praktisch auch kaum vernehmbares analoges Bandrauschen. Sehr vorbildlich zurückhaltendes Publikum.



    Dmitri Schostakowitsch und Jewgeni Swetlanow. Photographie von einem späteren Konzert in West-Berlin am 1. Juni 1972


    Swetlanow benötigt folgende Spielzeiten für die vier Sätze:


    I. Allegretto (7:43)
    II. Adagio attacca (13:42)
    III. Allegretto (3:51)
    IV. Adagio - Allegretto (14:07)
    Gesamtspielzeit: 39:20 (ohne Applaus)


    Was soll ich sagen? Ich glaube, das ist die beste Interpretation dieses Werkes, die ich je gehört habe. Ich habe vergleichend mit den großartigen Aufnahmen von Kondraschin, Roschdestwenski und Mrawinski verglichen und befand jene von Swetlanow sogar in diesem illustren Kreise noch als die herausragendste. Höchst inspiriert und tadellos vom Orchester vorgetragen. Der Komponist soll begeistert gewesen sein. Die gespenstische Coda kann man nicht besser spielen lassen. Mal wieder ein Beleg, was für exzeptioneller Schostakowitsch-Dirigent Swetlanow doch war.


    Zu beziehen beim DRA Babelsberg, Produktionsnummer StMM875.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mal wieder ein Beleg, was für exzeptioneller Schostakowitsch-Dirigent Swetlanow doch war.


    Ja, und verdammt Schade, dass nicht alle Schostakowitsch - Sinfonien mit Swetlanow und seinem Staatlichen SO der UDSSR vorliegen.


    Ich habe nur die Sinfonien Nr.1, 5, 7 (WARNER) und 10 (Eurodisc) mit Swetlanow.
    Seine Einzel(west)aufnahme der Sinfonie Nr.8 mit dem LSO (BBC) fand ich gar nicht so stark ... da bin ich von Kondraschin und Roshdestwensky einfach schon zu verwöhnt.
    Das gilt ebenfalls für Mrawinsky, dessen Sichtweise ich als zu trocken und spannungsarm empfinde ... bei der Achten ! (Aber das ist hier nicht das Thema !)



    *** Die neben Swetlanow andere herausragende Aufnahme der Sinfonie Nr.15 mit Roshdestwensky, die ich bereits in mehreren Beiträgen (19, 32) erwähnte, ist in der CD-Version von Melodiya/Eurodisc viele Jahre nicht nicht mehr auffindbar gewesen.
    Heute habe ich sie gefunden =


    71QGPhxbgpL._SL300_.jpg
    Melodiya/Eurodisc, 1988, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Auf dem deutsch-französischen Kultursender arte wurde soeben die 15. Sinfonie A-Dur von Dmitri Schostakowitsch gesendet. Das Konzert, fand zum Gedenken der Zerstörung Dresdens am 13. Februar 1945 im vergangenen Jahr im Kulturpalast statt.

    Michael Sanderling dirigierte die Dresdner Philharmonie.


    Am Schluss nach den letzten Takten der Perkussion und Celesta erhob sich das Orchester, dann das Publikum. Kein Applaus. Stille


    Eine bewegende Geste und Ehrerbietung für die Opfer.


    In der arte Mediathek bis 10. Februar 2020. https://www.arte.tv/de/videos/…irigiert-schostakowitsch/

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • In der Tat, lieber moderato, eine sehr bewegende Aufführung zu einem für mich nach wie vor schwierigen Gedenktag, der inhaltlich viele Wandlungen erfuhr so oft er begangen wurde. Gleichzeitig wurde mir - unabhängig vom Anlass - wieder einmal deutlich, was für ein Meisterwerk dieses Sinfonie ist.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Im letzten und diesem Jahr haben sich bei mir weitere Schostakowitsch-Sinfonien _ GA und Einzelaufnahmen eingefunden, denn mich interessiert auch wie aktuelle Dirigenten / Aufnahmen Schostakowitsch heute dirigieren.


    :!:Hier möchte ich kurz die Aufnahmen der Sinfonie Nr.15 gegenüberstellen:


    1. Georg Solti / Chicago SO (Decca, 1997)

    2. Michael Sanderling / Dresdener PH (SONY, 2019)

    3. Dmitri Kitaenko / Gürzenich Orchester Köln (Capriccio, SACD, 2004 LIVE)

    4. Vasili Petrenko / Royal Liverpool PO (NAXOS, 2004 LIVE )


    Klanglich sind alle 4 Aufnahmen absolute Spitzenklasse mit frapanter Durchhörbarkeit aller Deteils, mit kleinem Abschlag für NAXOS, die etwas dünner mit weniger Nachdruck im Forte klingt.

    Richtig Spass gemacht hat bei der 15. besonders Georg Solti und Michael Sanderling, bei denen der Schlagzeugpart besonders prägnant und wuchtig präsentiert wird. Da hört man Details, die bei alten Aufnahmen ungehört bleiben.


    Vom Tempo her habe ich bei einigen Aufnahmen der Sinfonie Nr.15 einige Einschränkungen zu machen:

    Während (meine neuste GA) M.Sanderling in den ersten 3 Sätzen sehr stimmig klingt und nie gehörte Details an den Tag legt, fällt der 4. Satz mit 18:55 für mein Empfinden zu sehr auseinander und damit auch die Spannung; trotzdem ist das insgesamt eine fabelhafte brandneue Aufnahme.

    Spielzeiten = 8:27 - 16:49 - 4:48 - 18:55


    Georg Soltis 15 fehlte mir noch von seinen vorliegenden Schostakowitsch - Aufnahmen (leider liegen nur Nr.1,5,8,9,10,13,15 vor).

    Seine Aufnahme der 15 gehört zu Soltis letzten Aufnahmen und wurde im März 1997 in seinem Todesjahr (Sept.97) gemacht.

    :angel:Bei ihm fühle ich mich vom ersten Takt an bestens aufgehoben. Klanglich allerbeste Decca-Technik. Übergänge, Atmosphäre, Steigerungen- sind mit genauer Kenntnis hervorragend interpretiert; die spannenden Höhepunkte im 2. und 4.Satz erinnern an die Dramatik bei Roshdestwensky und Kondraschin.

    Vom Tempo her bringt Solti die 15 in allen Sätzen auf den Punkt.

    Spielzeiten = 8:00 - 13:55 - 3:50 - 14:23


    Dmitri Kitaenko (GA sehr uneinheitlich) weis als Russe die dramatischen Passagen entsprechend höher aufzuladen, als so mancher Westdirigent. Hier bei der 15 entsteht eine fein ausgehörte Aufnahme. Von der SACDs hätte ich mir noch mehr erwartet, denn Sanderling (SONY) und Solti (Decca) auf CD sind klanglich eindeutig präziser und im Schlagwerk prägnanter; weniger abgerundet klingend.

    Vom Tempo her fühle ich mich auch bei Kitaenko gut bedient, denn bei ihm fallen die Strukturen nicht auseinander.

    Spielzeiten = 7:58 - 16:01 - 4:34 - 16:59


    Vasili Petrenko gefällt mir in seiner GA bei seinen strafferen Interpretationen. Hier bei der Sinfonie Nr.15 setzt er auf die absolute Trauerstimmung und zelebriert diese bis zum "geht nicht mehr" aus. Die dramatischen Höhepunkte im 2. und 4.Satz wirken bei ihm gebremst und zurückgenommen. Mich spricht seine Aufnahme (besonders im 2. und 4.Satz) der 15 am wenigsten an, was nicht zuletzt an der ausgewalzten Tempodramaturgie liegt.

    Man Vergleiche hier mal die Sätze 2 und 4 mit Solti !

    Spielzeiten = 8:08 - 17:25 - 3:49 - 19:13



    Decca, 1997, DDD


    SONY, 2017 - 2019, DDD


    Capriccio, 2002-2004, DDD SACD


    NAXOS, 2010, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang