Aus Liebe zur Musik und zum Gesang, und auch durch seine Ehefrau ermutigt, die sein gesangliches Talent erkannte, entschloss er sich mit 30 Jahren eine Gesangsausbildung zu machen und sich zum Opernsänger ausbilden zu lassen. Es folgten drei Jahre intensiven Gesangsstudiums. Als Giuseppe di Stefano den jungen Tenor bei einem Vorsingen am Teatro Colon in Buenos Aires hörte und er dessen außerordentliches Talent erkannte, gab ihm di Stefano den Rat nach Italien zu gehen, da er nur dort die Ausbildung erhalten würde, die er brauchte.
Alvarez, der zu dieser Zeit auch bereits erste Bühnenerfahrungen an kleineren Häusern in Buenos Aires sammeln konnte, folgte diesem Rat und verkaufte daraufhin seine Fabrik und all seinen Besitz und ging mit seiner Ehefrau Patricia 1995 nach Europa.
Nach nur sieben Tagen in Italien gewann er auch schon den ersten Preis beim Gesangswettbewerb von Pavia. Dieser Erfolg brachte ihm Verträge mit dem Teatro La Fenice in Venedig und dem Teatro Carlo Felice in Genua ein. In Venedig durfte sich Alvarez die Rolle selbst aussuchen, mit der er sein Debüt am Teatro La Fenice geben wollte. Er entschied sich für den Elvino in Bellini’s La Sonnambula.
Dann ging alles sehr schnell. Innerhalb von drei Jahren eroberte der sympathische Tenor die führenden Opernhäuser der Welt. Mit dem Carlo in Donizetti's Linda di Chamounix stellte er sich 1998 dem Publikum der Mailänder Scala vor. Im selben Jahr debütierte er als Alfredo in Verdi's La Traviata an der Wiener Staatsoper und der Metropolitan Opera.
Innerhalb kürzester Zeit avancierte Alvarez zu einem der führenden Tenöre seiner Generation. Neben den bereits erwähnten Opernhäusern gastiert er auch regelmäßig am Royal Opera House in London, der Bayerischen Staatsoper, der Deutschen Oper Berlin, der Pariser Opera Bastille, dem Opernhaus Zürich, dem Teatro Regio in Turin oder der Arena in Verona.
Erfolgreiche Rollen in der ersten Phase seiner Karriere, in denen er vorwiegend Belcanto-Partien und Rollen des typisch lyrischen Tenorfaches gesungen hat, sind neben dem Alfredo in La Traviata, der Herzog in Rigoletto, Arturo in I Puritani, Gennaro in Lucrezia Borgia, Edgardo in Lucia di Lammermoor, Nemorino in L’elisir d’amore, Des Grieux in Manon, Romeo in Romeo & Juliette, die Titelrollen in Faust und Werther und auch der Rodolfo in La Boheme.
Ab 2005 trat Alvarez in die nächste Phase seiner Karriere ein, denn aufgrund seiner stimmlichen Weiterentwicklung konnte er sich inzwischen auch Lirico-Spinto-Partien mit großem Erfolg erarbeiten. Es folgten somit Rollen wie Riccardo in Un ballo in maschera, Rodolfo in Luisa Miller, Don José in Carmen oder Cavaradossi in Tosca. Besonders erfolgreich war sein Debüt als Manrico in Verdi’s Il Trovatore vor dem gefürchteten Publikum am Teatro Regio in Parma.
Marcelo Alvarez‘ Stimme verfügt über ein weiches - von vielen als samtig – bezeichnetes Timbre und erinnert vom Stimmtypus ein wenig an José Carreras, wobei Alvarez‘ Tenorstimme kerniger ist und über mehr Kraft verfügt. Die Stimme ist viril, besitzt Schmelz, und ist im Vortrag leidenschaftlich und ausdrucksstark. Hochgelobt wird auch Alvarez' Phrasierungskunst und seine Pianokultur.
In den Jahren 2000 und 2002 gewann er je einen Klassik-Echo in der Kategorie Sänger des Jahres.
Marcelo Alvarez lebt mit seiner Familie in Tortona, in der Nähe von Mailand.
Seine Diskografie – bestehend aus Recitals und Operngesamtaufnahmen (diese vorwiegend auf DVDs) – zeichnet seinen Weg vom rein lyrischen Tenor zum Lirico-Spinto-Tenor deutlich nach.
Hier eine erste Auswahl:
Gregor