Academy of St Martin in the Fields München Murray Perahia

  • Gestern im Konzert in der Münchner Philharmonie die Academy of St Martin in the Fields unter der Leitung von Murray Perahia.
    Er spielte das Krönungskonzert von Mozart und das war eine Sternstunde.
    Sein Anschlag und sein singender Ton einfach großartig!
    Anschließend dirigierte er die Mozart Sinfonie 39 Es-Dur KV 543.
    Eine Verletzung am Daumen machte ihm Auftritte für Jahre unmöglich aber nun ist er wieder da!


    :jubel::jubel::jubel:

    mucaxel

  • Ich bin vorhin zurückgekehrt vom Konzert der Academy und Murray Perahia in der Essener Philharmonie. Das Programm war ein wenig anders als in München.


    Zuerst spielte die Academy ohne Dirigenten unter der Leitung ihres 1. Konzertmeisters Harvey de Souza die Ouvertüre zu Coriolan op. 62 von Ludwig van Beethoven. Es gehört schon etwas dzu, diese Ouvertüre, die in der Nachbarschaft der Vierten und der Fünften entstanden ist, mit Kammerorchesterbesetzung von knapp 40 Leuten (zwei Kontrabässe, 4 Celli, 2 Trompeten, 2 Hörner, doppeltes Holz) vorzutragen. Bei Karajan hätten doppelt so viele Leute auf demPodium gesessen. Doch die Academy spielte sehr engagiert und expressiv und meisterte diese Aufgabe gut.


    Dann betrat Murray Perahia das Podium und spielte das 3. Klavierkonzert von Beethoven und dirigierte vom Flügel aus. Das war ja beinahe ein Kulturschock, wenn man Swjatoslaw Richter noch im Ohr hatte, z. B. von der Aufnahme 1962 mit den Wiener Symphonikern unter Kurt Sanderling, der nicht zögerte, seine Pranke einzusetzen. Bei Perahia war das luftig, zurückhaltend, mit wesentlich geringerem Dynamikumfang als Richter, aber dennoch mit unheimlich vielen dynamischen Abstufungen, mit einem Anschlag ähnlich wie Vladimir Horowitz, dem er ja früher auch freundschaftlich verbunden war. So geht das 3. Klavierkonzert auch, sozusagen das andere Ende der Fahnenstange. Nach diesem tollen Konzertabend werde ich mir natürlich die Gesamtaufnahme der Beethoven-Klavierkonzerte mit Perahia zulegen (mit Haitink und dem Concertgebouw. Eigentlich verwunderlich, dass ich die noch nicht habe, wo seine Mozart-GA schon so lange in meinem Schrank steht.


    Wie dem auch sei, der Abend war ja noch nicht vorbei. Nach der Pause folgte die die Symphonie Nr. 103 Es-dur von Joseph Haydn. Perahia dirigierte auch hier, wie schon vorher das Konzert, sehr aufmerksam die Academy, die eigentlich während des ganzen Programms in Hochform spielte. Und eines muss man solcher Besetzung ja zugestehen. Die Transparenz ist ungeheuer und legt ungeahnte Strukturen frei. Die Nr. 103 habe ich ja noch nicht so oft gehört, wie die Nr. 101, 104, 94 und 88, Warum eigentlich nicht? Der Paukist kam mit einem sehr eindrucksvollen Solo zu Beginn, das er dynamisch sehr schön abstufte, voll zu seinem Recht und durfte diesen Paukenwirbel zu Beginn der Reprise ja noch einmal bringen.
    Besonders beeindruckt hat mich aber der "langsame" Satz, das Andante piu tosto allegretto, ein bezaubernder Variationensatz, der nicht aus einer Vielzahl von Variationen bestand wie zum Beispiel das Finale der Eroica, sondern zwei Variationen, die sich wiederholen. Dieser Satz konnte ja eigentlich nur beim Meister der Überraschungen, dem teilweise bis heute weit unterschätzten Joseph Haydn auftauchen , und er wurde mit großem Einfühlungsvermögen und Delikatesse von der Academy interpretiert. Das Menuett, in so ganz anderem als geläufigen Stil, vielleicht von Haydns langem Aufenthalt in Ungarn inspiriert, obwohl er ja in England komponiert wurde, setzte den Reigen der Überraschungen fort und mündete schlussendlich in das Solo-Horn zur Eröffnung des Finales, das einen lebhaften Abschluss darstellte. Spontaner heftiger Applaus des dankbaren Essener Publikums belohnte die Akteure für die exzellente Darbietung. Ein einziger Wermutstropfen war vielleicht, dass Perahia weder am Schluss des Klavierkonzertes noch nach der Symphonie eine Zugabe gab. Vielleicht war er auch einfach zu erschöpft.
    Interessant ist auf jeden Fall, dass er innerhalb von vier Tagen ein komplett anderes Programm bot.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).