Edward Elgar (1857 - 1934)

  • Hallo Martin!


    Zitat

    etwa in der 2. Sinfonie, die sicher nicht ganz so zugänglich ist wie Khataturians Säbeltanz.


    Und wieder ein Vergleich...


    Bleiben wir einmal dabei? - Chatchaturjans "Säbeltanz" ist der Gipfel der Banalität. Scheinbar. Denn der "Säbeltanz" ist verdammt gut instrumentiert, seine Harmonik ist bunt, sein Rhythmus anspringend. Und er hat innerhalb des brillant gearbeiteten Balletts "Gayaneh" eine ganz bestimmte Funktion.
    Ihn aus dem Kontext zu lösen, entspricht der dummen Idee, "Die Ode an die Freude" in etwa zu halbieren und von den anderen drei Sätzen getrennt aufzuführen.
    Und in der gleichen Dummheit hat man den Säbeltanz (der, um nur ja kein Missverständnis aufkommen zu lassen, natürlich nicht ansatzweise Beethoven erreicht) totgespielt.


    Bloß, Martin - Du machst den identischen Fehler wie zuvor: Abgesehen davon, dass man Elgar und Chatchaturjan nicht vergleichen kann (und Symphonie und Ballettmusik wohl auch nicht so recht), nimmst Du wieder ein eben totgespieltes und daher als schwach empfundenes Werk des Letzteren und spielst es gegen ein Hauptwerk Elgars aus, das ich zwar nicht als sonderlich gut empfinde, das aber doch innerhalb von Elgars Schaffen einiges Gewicht hat.


    Umgekehrt müsste ich jetzt sagen: Wenn ich ein Stück nehme wie Elgars "Froissart Overture", dann stinkt das schon gewaltig ab gegen ein Werk wie Chatchaturjans 3. Symphonie.


    Also lassen wir das Vergleichen (obwohl es natürlich immer gerade der Vergleich ist, der sicher macht) und reden wir über Elgar so, als gäbe es keine großen Komponisten.
    Die ganze Diskussion hat dazu geführt, dass ich mir die 1. und die 2. Symphonie in der Colin-Davis-Aufnahme angehört habe. Hübsche Musik, zweifellos. Sicher gut geschrieben für das Orchester, sicher so komponiert, dass ich stellenweise dachte "Aha, interessant", in einigen Momenten wesentlich stärker (vor allem der 2. Satz der II.), vielfach aber auch wesentlich schwächer (I/3. Satz; II/Finale), als ich die Stücke in Erinnerung hatte.
    Self fulfilling prophecy - nun ja: Entweder ein Komponist nimmt mich gefangen oder er tut es nicht. Es gibt auch Werke, bei denen ich umdenke: Ich tat lange Zeit Mahlers 7. als schwach ab, habe aber seit Jahren irgendwie ein Nahverhältnis zu ihr aufgebaut. Der Grund: Es gab da doch den gewissen Funken, der mich faszinierte.


    Es ist nämlich so, dass ich mir als groß ausgegebene Komponisten oder Kompositionen, die ich weniger mag, von Zeit zu Zeit wieder vornehme, ob mein Urteil hält. In vielen Fällen hält es nicht.
    Im Fall Elgar hat es gestern und heute gehalten: Handwerklich gut gemachte Musik, die groß sein will ohne groß zu sein, die am besten dort ist, wo sie ihr Auftrumpfen ablegt, die in den Streichern wunderschöne Dinge macht, aber mit dem Blech erstaunlich wenig anfangen kann, die viele Versprechungen macht, was Thematik, Entwicklungsmöglichkeiten, Steigerungen etc. betrifft, aber nur weniges davon hält.


    Ich weiß, dass Du das nicht gerne hörst: Aber in meinen Augen und Ohren war Elgar einfach kein Symphoniker. Das Denken in Gegensätzen fehlt ihm ebenso wie das Denken in Verwandlungsmöglichkeiten: Er ist gut, wenn er Themen in lyrischem Fluss ausspinnt und sich immer wieder neue Wendungen der Melodie einfallen lässt. Aber in der großen Tradition der Symphonie ist er IMHO ein Außenseiter.


    Ich bleibe dabei: "Falstaff", "Cockaigne", "In the South", "Sea pictures" sind tolle Musik. Allerdings bezweifle ich, dass die Welt ihretwegen zu Elgar bekehrt werden müsste.




    Hallo BigBerlinBear!
    Meines Wissens nach werden beide Anekdoten über Gershwin erzählt.


    LG

    ...

  • Lieber Edwin,


    ich habe Deinem Sachverstand natürlich wenig entgegenzusetzen. Außer meinem musikalischen Empfinden.


    Mein musikalisches Empfinden sagt mir nun, daß Du die Schwächen Elgars, die aus "fachmännischer Sicht" ja da sein mögen, zu hoch bewertest und das Talent Elgars zu wenig in Rechnung stellst.


    Vielleicht ist Elgar ja in der Sinfonik ein Außenseiter, das mag sein. Trotzdem, wenn Du sagst, daß er kein guter Sinfoniker war, so setze ich dagegen, daß ich bei Elgar unbedingt den Eindruck habe, daß er die Art von Sinfonik geschrieben hat, die er eben gut schreiben konnte. Und die nimmt mich durchaus gefangen.


    Ich weiß auch nicht, was ich mit einem Statement wie "hübsche Musik, zweifellos" anfangen soll. Ein Begriff wie "hübsch" empfinde ich im Zusammenhang mit Elgar einfach als sehr herablassend. Hübsch sind die jungen Damen, die die Titelseiten der Illustrierten zieren. Elgar ist nicht bloß hübsch, er will als Komponist ernst genommen sein.


    Immerhin, auch wenn ich kein Fachmann bin, so ermutigen mich Deine mir selber zugestandenen Urteilsschwankungen ( etwa gegenüber dem langsamen Satz von Elgars 2., aber auch gegenüber Mahlers 7.), daß bei Dir in der Zukunft noch weitere Urteilsschwankungen möglich sind.


    Mein unfachmännisches Gefühl gegenüber Elgar war stets, daß ich seine Sinfonik nie als perfekt empfunden habe, aber auch nie als sinnlos, jedoch unbedingt als genial und deshalb auch als interessant. Ich gebe unumwunden zu, daß ich schon Musik gehört habe, die mir als schlüssiger erschienen ist. Das mag bisweilen vielleicht ein bißchen spekulativer erscheinen als "bewiesenere" Sinfoniker, aber in diesem Spekulativen liegt auch eine Lebendigkeit.


    Mir sind bei einem sinfonischen Werk wirklich nur zwei Dinge wichtig: Daß kein leeres Stroh gedroschen wird und daß das Werk für mich persönlich Sinn macht. Diesen Eindruck habe ich bei Elgar durchaus, auch wenn da mal ein "Auftrumpfen" sein mag, aber das gehört für mich bei Elgar dazu und steht bei weitem nicht so im Vordergrund, wie Du den Anschein erweckst.


    Gruß Martin

  • Hallo Martin


    Zitat

    Mir sind bei einem sinfonischen Werk wirklich nur zwei Dinge wichtig: Daß kein leeres Stroh gedroschen wird und daß das Werk für mich persönlich Sinn macht.


    Guter Ansatz! Kannst du vielleicht auch ein paar Beispiele anführen, wo deiner Meinung nach leeres Stroh gedroschen wird, oder wo es für dich keinen Sinn macht?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Hübsch sind die jungen Damen, die die Titelseiten der Illustrierten zieren.


    Und die wären Dir keinen Plausch in einem netten Café wert?
    Siehst Du, genau so sehe ich für mich Elgar: Eine nette Nachmittagsbeschäftigung, aber nichts, womit ich alt werden will. :D

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Und die wären Dir keinen Plausch in einem netten Café wert?
    Siehst Du, genau so sehe ich für mich Elgar: Eine nette Nachmittagsbeschäftigung, aber nichts, womit ich alt werden will. :D


    Ich weiß nicht was Du willst, Edwin, die jungen hübschen Damen sind doch gerade bei den älteren Herren höchst beliebt. :D


    In diesem Sinne hoffe ich, daß Du dann auch im höheren Alter doch den jungen hübschen Damen noch mal ein Auge schenkst.


    Außerdem bin ich der Meinung, daß man mit einer klugen jungen Dame mit Sicherheit ein gescheiteres Gespräch führen kann ( das mit Sicherheit über einen bloßen Plausch hinaus geht) als mit einer stockblöden älteren. :baeh01:

    Gruß Martin

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Lieber Martin,


    die Aufnahme mit Nigel Kennedy ist recht gut, es ist eine sehr frühe Einspielung von ihm-wenn nicht sogar seine Debut-Platte.
    Äußerst berühmt ist die Einspielung mit dem jungen Menuhin unter Elgar, aber ich möchte trotzdem versuchen, Dich für die Einspielung mit Sammons zu entscheiden.
    Sammons war übrigens der von Beecham als Stehgeiger in einem Cafe entdeckte Supergeiger, den er vom Fleck weg als Konzertmeister verpflichtete.
    Sammons hat nie Unterricht gehabt, spielt mit erlesenem Geschmack, -völlig uneitel, mit herbem Klang und perfekter Intonation, enige zeittypische "schleifende" Lagenwechsel, äußerst geschmackvoll und sozusagen auch "historisch" korrekt , sind überhaupt nicht störend.


    Der Klang ist für 1928 erstaunlich, sehr gut durchhörbar, die Orchesterleistung ganz hervorragend, übrigens unter Henry Wood.


    Lieber Edwin,


    Deine Wertschätzung der (ehemaligen)Sowjetkomponisten erfreut mich immer wieder.


    Allerdings verwundern mich einige Deiner Vergleiche schon sehr.
    Zuallererst möchte ich den alten Ausspruch bemühen, daß man Äpfel und Birnen nicht vergleichen soll.
    Was um Himmels Willen hat Elgars Froissart-Overture mit Khatschaturians 3.Sinfonie zu tun, und weshalb "stinkt" sie gewaltig ab?


    Die 3.Khatschaturian(ich hoffe, Du beziehst Dich wenigstens auf die Kondraschin-Aufnahme)war doch eigentlich als Stalin-Hymne konzipiert und wurde dann von K. im Zuge der Schdanow-Hetze und der damit verbundenen "schwarzen Liste" zur Sinfonie umgearbeitet.


    Diese Sinfonie hat tolle Stellen-kein Zweifel-und meine Freunde und ich hören sie gerne ab und an, aber der stellenweise hohle Bombast ist schon an der Grenze, dazu kommt erheblicher Lehrlauf mit einigen Hängern sowie ein äußerst simpler Aufbau.


    Ja, ich mag diese Musik auch!Aber was soll denn, bitteschön, daran besser sein als an der Froissart-Overture?Diese beiden Werke verbindet gar nichts.....


    Auch mir geht diese ständige Einordnung von Komponisten in verschiedene Kasten auch auf den Senkel-egal, ob Du Recht hast oder nicht.
    Auch mir fehlt da der Respekt vor einem bedeutenden Komponisten wie Elgar.


    Aber gerade heute habe ich mir vor meinem inneren Ohr aus dem Gedächtnis nochmal die 2.Sinfonie "angehört".


    Die ganze "Stimmung" dieser Sinfonie ist ein wehmütiges(nicht wehleidiges!)Zurückblicken auf eine untergegangene Epoche, zu der Elgar gehörte.
    Dieser Stimmung kann und will ich mich nicht entziehen und ein Vergleich mit einer Mahler-Sinfonie hinkt auch gewaltig, da man diese beiden Komponisten und ihre musikalischen Kulturkreise, denen sie entstammten m.e. überhaupt nicht miteinander vergleichen kann.


    Genausowenig wie eine Ex-Stalinhymne von 1948 mit einem Werk wie Froissart von 1890.
    Das ist in meinen Augen Unsinn.............bnbs!
    -bitte nicht böse sein-


    Unter Umständen ist die Colin Davis-Einspielung auch nur eine nette Nachmittagsbeschäftigung, abends kommt dann Vernon Handley!


    So sehr ich Deine klugen Bemerkungen auch schätze, finde ich es schade, daß nach dem Gershwin-thread dies schon wieder einer ist, in dem es überwiegend nur um Standortbestimmungen geht.


    Der Ravel-Ausspruch gegenüber Gershwin ist übrigens so korrekt


    "Warum wollen Sie ein zweitklassiger Ravel werden, wenn Sie ein erstklassiger Gershwin sind"




    Beste Grüße,


    Michael

  • Zitat


    Lieber Edwin,


    Allerdings verwundern mich einige Deiner Vergleiche schon sehr.
    Zuallererst möchte ich den alten Ausspruch bemühen, daß man Äpfel und Birnen nicht vergleichen soll. Was um Himmels Willen hat Elgars Froissart-Overture mit Khatschaturians 3.Sinfonie zu tun, und weshalb "stinkt" sie gewaltig ab?


    Hallo Michael,


    auch wenn mir auffällt, dass Edwin gerne mal in Threads dazwischenpfeffert, in denen sich Leute über bestimmte Komponisten (du erwähntest Gershwin...) begeistern, glaube ich, dass du ihn hier missverstehst. Ich habe den Vergleich so verstanden, dass er eben diese Praktik des Vergleichens ad absurdum führen wollte.


    Also lasst euch nicht in eurer Begeisterung hemmen, egal ob für Elgar, Holst, Gershwin oder andere. Und das sage ich als einer, der mit Ausnahme des Cellokonzerts und mit Abstrichen des Violinkonzerts, auch nicht gerade ein glühender Elgar-Freund bin.


    Gruß
    B.

  • Zitat

    dass er eben diese Praktik des Vergleichens ad absurdum führen wollte.


    Genau so ist es.


    Ich werde niemals den üblen Geschmack los, als ein sehr kluger Musikwissenschaftler (lassen wir den Namen) unbedingt die 2. Wiener Schule gegen Hindemith aufwerten wollte. Er schrieb ein Buch über zeitgenössische Musik, in dem er einzelne Werke analysierte. Hindemith kam mit den völlig bedeutungslosen Stücken für Streicher vor, Schönberg mit den Variationen op.31, Berg mit dem Violinkonzert, Webern mit dem "Augenlicht". Ergebnis: Wiener Schule ist toll, Hindemith eine doofe Nuss.
    Hätte der wackere Schreiberling von Hindemith die "Mathis-Symphonie" genommen oder "Nobilissima Visione" - es wäre wenigstens von der Werkauswahl fair gewesen.


    So kamen mir auch Martins Vergleiche vor: Michael, Du wirst doch nicht auch der Meinung sein, dass Elgar über Debussy und Mahler steht und dass auch Schuberts Kunst gegenüber der Elgars zu relativieren ist (das nämlich hat Martin zwischen den Zeilen behauptet)?


    Ich verstehe im Grunde gar nicht, worum es hier geht: Martin hält Elgars 2. Symphonie für ein Jahrhundertwerk, Du hältst sie zumindest für ein gutes Werk, ich halte sie für einen daneben gegangenen symphonischen Versuch mit ein paar netten Stellen. Ich glaube, dass diese drei Meinungen nebeneinander Platz haben, und ich glaube auch, dass es zulässig ist, wenn jemand Elgar als den Retter der spätromantischen Musik feiert, ganz leise einzuwerfen, dass diese Sicht der Dinge sehr britisch ist, während man im Rest der Welt eher auf Mahler und Richard Strauss schwört und auch eventuell auf Janácek.


    Natürlich verliert man, wenn man sich für etwas begeistert, völlig den Überblick. Der unvergessene Marcel Prawy feierte Robert Stolz als einen Komponisten in der Reihe Mozart - Schubert - Stolz (ich bin Zeuge davon!); selbiger Prawy bezeichnete Menotti als den größten Musikdramatiker seit Wagner (ebenfalls mit eigenen Ohren gehört).
    Auch ich verstieg mich einmal in einer Diskussion zur Behauptung, dass Michael Tippett der größte Komponist sei, den Großbritannien im 20. Jahrhundert habe.
    Ich habe also mit derartigen der Begeisterung entspringenden Fehlurteilen kein Problem. Aber mit einem Hauch von Distanz sollte man erkennen, wann man einem Fehlurteil unterliegt.


    Martins Elgar etwa ist mein Frank Bridge. Ich finde Bridges Musik fabelhaft, ich schätze seine unglaublichen harmonischen Einfälle, seine Kühnheit der Formgebung (tolles Cellokonzert!), seine Brillanz der Instrumentierung. Aber ich weiß, dass er kein Debussy ist und dass er schon gar kein Mahler ist. Er ist ein glänzender Komponist in jener B-Liga, in der IMHO auch Elgar anzusiedeln ist. Alles Andere wäre eine schlichte Verleugnung der Tatsachen.

    ...

  • hallo, edwin, mit dem bridge muß ich dir auf das heftigste widersprechen ... ich halte ihn für ein - leider vollkommen - unterschätztes genie ... werke wie phantasm, oration, enter spring, einiges seiner kammermusik gehören für mich zu den größten kompositionen aller zeiten und ja, ich stelle diese neben die größten kompositionen der großen ... und ja, ich weiß aber auch, daß er in der gesamtheit (langweilige, unbedeutende lieder, recht gute frühe symphonik) natürlich nicht neben den 1.liga-vertretern bestehen kann


    demnächst werde ich mal einen thread über ihn eröffnen ...
    gute nacht

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo Edwin,


    ich bin der Meinung, daß Elgar für sich selber steht,
    neben
    Komponist xyz!


    Dies gilt auch für eine große Anzahl anderer Komponisten!


    Nicht höher, oder tiefer, sondern


    nebeneinander.


    Erquicklich und interessant ist es für mich dann, die Vorzüge und Nachteile der jeweiligen Komponisten zu erörtern!
    Wer dann als der größere Komponist erscheinen mag(und da spielen nun einmal geographische, kulturelle und sowieso persönliche Vorlieben eine große Rolle)ist mir völlig egal, eine heftige Debatte ist auch für mein dafürhalten spannend, erwünscht und für alle interessant.


    Natürlich ist eine umfassende Bildung in Musikgeschichte Pflicht, mir kann auch niemand eine Sinfonie von Alfred Hill, in den 20ern im Stile Mendelssohns geschrieben, als Meisterwerk verkaufen, aber dazwischen gibt es eine ungeheure Grauzone an wirklich orginären Schöpfungen von Komponisten aus aller Herren Ländern, für die Du dich doch augenscheinlich auch äußerst interessierst.


    Äpfel und Birnen
    Szymanowski-Mahler
    Mahler-Schmidt
    Schmidt-Debussy
    Debussy-Elgar
    Elgar-Schmitt


    das sind so ein paar spontane Beispiele.
    Ich hoffe, damit wenigstens ein bisschen erkärt zu haben, daß ich Elgar nicht über Debussy oder Mahler stelle-warum auch?


    Er hat seine ganz eigene Tonsprache gefunden, und das ist für mich das allerwichtigste.


    Beste Grüße,
    Michael

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    So kamen mir auch Martins Vergleiche vor: Michael, Du wirst doch nicht auch der Meinung sein, dass Elgar über Debussy und Mahler steht und dass auch Schuberts Kunst gegenüber der Elgars zu relativieren ist (das nämlich hat Martin zwischen den Zeilen behauptet)?


    Lieber Edwin,


    dann mußt Du mich aber sehr falsch "zwischen den Zeilen" gelesen haben. Das habe ich hier nie behauptet! Sage mir bitte einmal wo ich das behauptet habe? ( Meine "große Komponistenschelte" war nur eine Antwort auf die respektlose Art wie hier mit Elgar umgegangen wurde).


    Ich habe mich immer nur dagegen gewehrt, daß Elgar als zweitklassiger Komponist bezeichnet wird. Obwohl ich Dir sogar soweit entgegengekommen bin daß ich geschrieben habe, daß ich Mahler vielleicht auch höher bewerten würde als Elgar, obwohl mit dieses höher und tiefer eigentlich zutiefst zuwider ist.


    Es ist mir jedenfalls völlig rätselhaft, wieso ich derjenige sein soll, der hier mit Vergleichen arbeitet. Ich will das gar nicht und von mir ist das auch nicht ausgegangen.


    Ich werde jedoch nicht dafür zu haben sein, einen bedeutenden wichtigen Komponisten in irgend einer Weise zu deklassieren. Ansonsten kann ich mich nur den Worten Michaels anschließen.


    Gruß Martin

  • Hallo Michael!


    Jetzt bin ich ehrlich erleichtert, ich sehe nämlich, dass wir nur brillant aneinander vorbei geredet haben, im Grunde aber (wenngleich nicht im speziellen Fall Elgar) einer Meinung sind.


    Aber ich bin sofort bei Dir, wenn es um den Eigenstil Elgars geht: Er hat einen, wenngleich er für mich nicht sehr ausgeprägt ist.
    Ich unterscheide da zwischen Komponisten, die ich aufgrund ihres Stils erkenne und Stilen, die ich aufgrund der Komponisten erkenne.


    Beispielsweise: Höre ich einen Messiaen, ohne zu wissen, von wem die Musik ist, sage ich sofort: Messiaen.
    Höre ich einen Elgar, den ich nicht kenne, und erfahre, dass es Elgar ist, sage ich: Aha, ja, diese und jene Wendung sind ja wirklich typisch Elgar.


    Darüber, dass Elgar über jenen Blümchen-Komponisten (so bezeichne ich Hill und Co.) steht, brauchen wir uns gar nicht erst auseinanderzusetzen, das liegt auf der Hand.


    Ich habe allerdings etwas dagegen, wenn mir unterstellt wird, ich würde Komponisten ablehnen, weil sie einer bestimmten Nation angehören oder weil sie konservativ sind. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell man dazu tendiert, wenn man sich mit den Komponisten einer bestimmten Nation auseinandersetzt, die Blickweise dieser Nation anzunehmen.


    Wie Du weißt, ist mein Spezialgebiet die russische Musik. Jurij Schaporin etwa wurde in der Sowjetunion sehr geschätzt, ich habe einige seiner Werke auf Platte und CD - und ich mag diese konservative, aber kraftvolle und typisch russische Musik wirklich sehr. Aber wenn ich mir die Brille eines Hauchs von Objektivität aufsetze, muss ich natürlich zu Schaporin in Distanz gehen. Ich würde niemals in einem Rundumschlag sagen, na, wie gut sind denn nun die 2. Bruckner und die Petite Suite von Debussy wirklich - wenn ich da an Schaporins 1. denke... So etwas halte ich für absurd. Auch wenn in dem einen Covertext Schaporin tatsächlich auf eine Stufe mit Mahler gestellt wird als der "Erneuerer des symphonischen Denkens in einer Gesellschaft, die sich vom elitären Denken der Kulturbourgeoisie abkehrt".


    Mein zweites Spezialgebiet ist die britische Musik: Ich liebe (abgesehen von dem ohnedies unbestrittenen Britten) Bridge, Holst, Vaughan Williams, Havergal Brian, Daniel Jones, Grace Williams, Alun Hoddinott, Alan Bush, William Mathias, Peter Maxwell Davies, Oliver Knussen, George Benjamin etc. etc.
    Ich verwende das Wort "liebe", ich sage nicht apodiktisch "das sind große Komponisten".
    Wie Du siehst, fehlen in meiner Aufzählung, neben einigen anderen, auch Elgar, Delius, Walton und Birtwistle. Der Grund ist einfach, dass sie gute Komponisten gewesen sein mögen (oder sind), dass ich nur mit der Mehrzahl ihrer Werke absolut nichts anfangen kann, weil sie meiner völlig subjektiven Meinung nach keine wirklich bedeutende Musik sind. Bei jedem dieser vier Komponisten kann ich aber sofort Werke nennen, die ich mag, die ich für sehr geglückt halte und die meiner Meinung nach sofort in das Repertoire der Orchester gehören.


    Und damit bin ich bei einem für mich wesentlichen Punkt: Ich glaube, es ist im Fall Elgar wichtiger, auf seine wirklich tollen Werke hinzuweisen, als auf seine Symphonien.
    Warum?
    Nun: Aus tiefster innerer Überzeugung halte ich Elgars "Falstaff" für einen Höhepunkt in der Geschichte der symphonischen Dichtung bzw. des musikalischen Charakterportraits. Ich lasse für den "Falstaff" jede symphonische Dichtung von Richard Strauss (mit Ausnahme des "Till") stehen; tatsächlich wüsste ich nichts, was in dem Genre an den "Falstaff" herankommt (ich spreche von einsätzigen symphonischen Dichtungen, nicht von Programmsymphonien!).
    Warum also soll ich mich stark machen für Symphonien oder für Oratorien, die bei völlig zwangsläufigen Vergleichen (die ganze Musikgeschichte und das ganze Repertoire in Konzert und Oper entsteht aus ihnen) nicht mithalten können, wenn ich in einem anderen Genre ein Juwel dieses Komponisten habe, ein nahezu schlackenloses Meisterwerk. Da ist es mir doch lieber, Elgar als den glänzenden Komponisten des "Falstaff" zu würdigen als seine langatmigen und wenig konzise gearbeiteten Symphonien auf eventuell vorhandene schöne Stellen abzuklopfen.


    LG

    ...

  • Zitat

    Ich lasse für den "Falstaff" jede symphonische Dichtung von Richard Strauss (mit Ausnahme des "Till") stehen;


    Auch den "Don Quichotte" ? ?( ?( ?(

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Martin!
    Vielleicht hast Du Deinen Rundumschlag nicht mehr so genau im Gedächtnis, vielleicht habe ich ihn falsch gelesen. Die von mir inkriminierten Passagen lauten:


    Zitat

    Ich kann nur sagen, daß ich etliches der sogenannten Großen gehört habe, was mich einfach unsterblich gelangweilt hat. Das fängt bei meinem Hausgott Händel schon mal an, setzt sich fort über Bach, Haydn, Mozart ( der sowieso), Beethoven ( sind wirklich alle Klaviersonaten gut?), Schubert, Schumann, Mendelsson, Brahms, Verdi, Wagner, Debussy (mein Gott, was waren einige von den orchestralen Sachen, die ich neulich hörte, langweilig). (...) Und selbst Mahler, (...) selbst da mußte ich vor einiger Zeit denken, na, ob der 4. und 5. Satz der 7. wirklich Musik allerhöchsten Ranges ist? (...) Über vieles was Richard Strauss schrieb, sollte vielleicht auch besser der Mantel des Schweigens gedeckt werden. Was ich von Schostakowitschs Streichquartetten gehört habe, hat mich nicht vom Hocker gerissen.


    Wenn das in einer Reaktion auf (m)eine Meinung kommt, dass Elgar nicht den Großen zuzurechnen ist, dann lese zumindest ich das als "na, so groß sind die genannten auch wieder nicht, dass man sie über ein Genie wie Elgar stellen könnte".
    Wenn Du das nicht sagen wolltest, würde mich der Zweck dieser Genie-Schelte interessieren. Zumal sie genau das ist, was Du aus der Diskussion herauszuhalten versuchst, nämlich Elgar mit anderen Komponisten zu vergleichen.




    Hallo Klingsor!
    Ich bin sehr gespannt auf den Bridge-Thread! Wie Du gelesen hast, schätze ich Bridge sehr - und ich muss gestehen, auch ich halte ihn fast für eine Art übersehenes Genie. Vielleicht schaffst Du es, dass ich das "fast" in meiner Aussage streiche. Angesichts "Phantasm", "Oration", "Enter Spring", der Kammermusik bin ich ohnedies dazu geneigt. Ich habe da auf Platte auch drei Orchesterlieder, die unglaublich sind. Und im übrigen halte ich seine frühe Symphonik durchaus für interessant, "The Sea" ist sicher nicht "La Mer", dennoch...
    Abgesehen davon ist Bridge interessant, weil er eine völlig isolierte Gestalt war: Pazifist und Anhänger der kontinentalen Moderne...
    Genug, ich warte mit Spannung auf den Thread!




    Hallo Theophilus!
    Der "Don Quichotte" muss aber sehr gut aufgeführt werden, um zu überzeugen. Es gibt sagenhafte Aufnahmen, und die Musik ist wirklich ausgezeichnet. Aber sämtliche Live-Darbietungen, die ich miterleben konnte, waren problematisch. Was mich dazu veranlasst, "Don Quichotte" für ein heikles (aber um Gottes Willen kein schlechtes) Werk zu halten. "Von selber" spielt er sich IMHO nicht - der "Falstaff" schon.
    Ich würde die beiden Werke als wirklich gleichwertig bezeichnen, weil in beiden ein Charakter mehrdimensional portraitiert wird und eine scheinbar heitere Geschichte auch Abgründe zulässt.
    Langer Rede kurzer Sinn: Den "Don Quichotte" habe ich zu erwähnen vergessen... :rolleyes:


    LG

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Langer Rede kurzer Sinn: Den "Don Quichotte" habe ich zu erwähnen vergessen... :rolleyes:


    Den Don Juan auch... :D
    Egal, mit dem Falstaff werde ich Elgar nochmal eine Chance geben (C. Huth hat das Stück schon vor Jahren mal anderswo gelobt); ich habe sogar die 2. Sinfonie hervorgekramt...das ist doch der eigentliche Sinn dieser threads. Nicht ich hacke auf deinem Liebling rum, wenn Du auf meinem, sondern sich klar werden, warum man irgendetwas schätzt, unterschätzt, fehleinschätzt... solche Urteile revidieren oder natürlich auch verfestigen, aber als Urteile, nicht Vorurteile.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Johannes!

    Zitat

    Den Don Juan auch..


    Äh...
    Eigentlich nicht... :stumm:


    Zitat

    solche Urteile revidieren oder natürlich auch verfestigen, aber als Urteile, nicht Vorurteile.


    Völlig d'accord!
    Wo hab' ich meinen "Don Juan" stehen...? :D


    LG

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Äh...
    Eigentlich nicht... :stumm:


    Ist neben Till die einzige der sinf. Dichtungen, die ich wirklich mag; ich muß aber gestehen, mich z.B. mit Don Quixote noch nie näher befaßt zu haben (ebenso Alpensinfonie, die sind mir einfach zu lang..). Ehrlich gesagt finde ich die Idee der sinfonischen Dichtung selbst ziemlich albern. Ich schätze Don Juan und Till weil es mitreißende, brillante Orchesterwerke sind, nicht wegen irgendwelcher Inhalte...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Lieber Edwin,


    lege bitte nicht jedes Wort auf die Goldwaage. Ich denke einfach, daß die Wahrnehmung von Komponisten auch viel mit Konditionierung zu tun hat. Mahler zum Beispiel ist - bevor er sich durchsetzte - nun wirklich unendlich kritisiert worden. Da waren die Themen dann trivial, das ganze zu lang und ich weiß nicht was. Der deutsche Konzertführer, den meine Eltern hatten, bringt diesen alten Schmu von Mahler der "das größte gewollt habe, aber nicht erreicht" hätte, die unbedeutenden Sinfonien 5 - 7 " sind heute vergessen". Ein englischer Konzertführer aus dem Jahre 1934 macht Mahler in einem Halbsatz runter ( und den Bruckner gleich dazu).


    Mahler selber wiederum spricht von Bruckner und Brahms in einem Fall vollkommenen Größenwahns von "Zwergen". Von Bruckner war er wohl der Ansicht, daß er keine richtige Sinfonie schreiben könne, daß er den Bruckner aber "trotzdem verehre". Usw. usw.


    Ich bin gerade bei Bruckner, den ich in höhstem Maße schätze, der Meinung, daß, wenn er nicht inzwischen in der ersten Liga angekommen wäre, man vermutlich auch an seinem Werk beständig herum kritisieren würde. Immer völlig zu unrecht? Und ja: Das hat schon viel mit nationalen Wahrnehmungen zu tun. Der englische Penguins Guide etwa würde nie etwas gegen Elgar sagen, aber, wie es da heißt: Bruckners 2. sei doch schon sehr lang und das sein schon ein Problem.


    Ich bin nun kein Komponist und auch kein Orchestermusiker wie Michael, aber ich habe gerade bei Bruckners frühen Sinfonien, also zum Beispiel 2 und 3 auch schon gelegentlich den Eindruck des "nicht ganz konzisen", trotzdem schätze ich sie sehr. Das gilt auch für die Sinfonien Elgars, die ich schlicht und einfach nicht auf "ein paar schöne Stellen" reduziert wissen will. Aber jetzt bitte nicht wieder eine Diskussion anfangen, daß ich Bruckner mit Elgar verglichen hätte!


    Gruß Martin

  • Hallo Martin!


    Das ist übrigens der Grund, weshalb ich diese alten Konzert- und Opernführer aufhebe. Mein Konzertführer Baujahr 1952 (!) schreibt, dass Mahlers 9. ein bedenklich schwaches Werk ist, das sich, wie das meiste von Mahler, nie durchsetzen wird....


    Was glaubst Du, wie wir, wenn wir dereinst auf einem Wölkchen sitzen und Harfe spielen (Du Elgar, ich Schostakowitsch - aber da oben harmoniert aller Voraussicht nach sogar das) über unsere eigenen Fehlurteile lachen werden. Am Ende ist dann Bruckners 2. quasi zur britischen Nationalmusik geworden, Elgars 1. wird öfter gespielt als Mahler und Schostakowitsch zusammen - aber das ist noch gar nichts, weil alle Welt ohnedies nur verrückt ist nach den Werken von Karl Höller.


    Wer weiß...?


    LG

    ...

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    Langer Rede kurzer Sinn: Den "Don Quichotte" habe ich zu erwähnen vergessen... :rolleyes:


    LG


    Fein. Ich will keine Strauss-Debatte beginnen, aber ich meine doch, dass man bei seinen Symphonischen Dichtungen wenigstens für die Genieblitze "Till Eulenspiegel..." und "Don Quichotte" notfalls auch auf die Barrikaden steigen müsste!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat

    Ehrlich gesagt finde ich die Idee der sinfonischen Dichtung selbst ziemlich albern. Ich schätze Don Juan und Till weil es mitreißende, brillante Orchesterwerke sind, nicht wegen irgendwelcher Inhalte...


    Es ist aber gerade die Pointe bei Richard Strauss, dass er auf brillante Weise hinreißende Musik mit speziellen Inhalten verbinden konnte. Da ist nicht zuletzt sehr viel musikalischer Witz darinnen (ein rares Pflänzchen in der "ernsten" Musik ;) ).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Edwin,


    ich denke, daß wir uns doch jetzt letzendlich einig geworden sind.


    weil alle Welt ohnedies nur verrückt ist nach den Werken von Karl Höller.


    Das ist natürlich ein Scherz von Dir, aber ich persönlich bin verrückt nach Werken Karl Höllers-ich denke, das hast Du im Kubelik-thread gelesen.



    Im Grunde denke ich ganz ähnlich wie Du, habe mir aber aus Respekt vor den Komponisten abgwöhnt, diese zu klassifizieren.
    Dieser Respekt hört bei mir nur bei besonders schlechten(Swetlanow-Du verzeihst bitte..)oder historisch besonders üblen Zeigenossen(Khrennikow, Egk)auf.


    Wenn ich z.Bspl. die Cellosonate von Kabalewski aufführe, dann versuche ich natürlich zu vermitteln, daß dies ein erstklassiges Werk ist.
    Von einem Komponisten, der in diesem Moment erstklassiger Kabalewski ist und halt nicht ein zweitklassiger Schostakowitsch.
    Nur so als Beispiel....
    Ach, das ist wirklich schwer, bei diesen ganzen Argumentationen überholt man sich immer wieder selber rechts.


    Ich muß jetzt auch los, denn ich habe die Freude, Schulhoff's Streichquartett zu proben.Sehr interessantes Werk, vor allem der letzte Satz.


    LG,
    Michael

  • Hallo Michael!


    Du schriebst:


    Zitat

    Zum Cellokonzert muß ich sagen, daß es sich hier um eines der größten Meisterwerke der Gattung handelt(nicht nur Cellokonzert, sondern Konzert i.a.) und Elgar alleine wegen dieses Werkes zu den ganz großen gezählt werden muß(Ok, diese meine Äußerung ist natürlich ganz schnell auseinandergenommen, aber ich persönlich bleibe dabei).


    und jetzt:


    Zitat

    Im Grunde denke ich ganz ähnlich wie Du, habe mir aber aus Respekt vor den Komponisten abgwöhnt, diese zu klassifizieren.


    Entschuldige, aber Du hast Dir erst vor ganz kurzem abgewöhnt, Komponisten nicht mehr zu klassifizieren ...

  • Hallo Michael!


    Höller kam mir nur eben in den Sinn - ich kenne leider nur drei Werke (darunter eines für Celo und Orgel), aber bei denen :jubel:
    Auch einer der Übersehenen!


    Viel Vergnügen beim Schulhoff - den mag ich auch sehr gerne. Auch seine Kantate "Das kommunistische Manifest" - gehört zur besten Politmusik, die ich kenne!


    LG



    P.S.: Kennst Du Swetlanows Klavierkonzert? - Kein überwältigendes Meisterwerk, aber nicht übel; schon gar nicht so übel wie dieses Violin-Poem, das ist wirklich schlimm!

    ...

  • Hallo Kurzstückmeister,


    ja, mir ist auch aufgefallen, daß ich mich da unglücklich ausgedrückt habe.


    Ich korrigiere meine Aussage hiermit um in


    "habe mir aber aus Respekt vor den Komponisten abgwöhnt, diese vorschnell abzuqualifizieren"



    Hallo Edwin,


    wir hatten doch schon eine nette Unterhaltung über das Klavierkonzert von Swetlanow im Swetlanow thread.
    Da habe ich doch auch beschrieben, warum ich dieses Konzert nicht für besonders gut halte. ?(
    Das Poem sowie seine Sinfonie kenne ich auch..............



    Zu Karl Höller, daß von Dir genannte Werk für Cello und Orgel sind die
    "Improvisationen über das geistliche Volkslied "Schönster Herr Jesus" op.55.


    Freut mich, daß es Dir gefällt, denn dieses Werk ist wirklich ziemlich toll.
    Ich habe es häufiger aufgeführt, die Kombination Cello-Orgel ist überhaupt toll. :]


    Von Höller gibt es eine Anzahl beachtlicher Werke, die sich durch eine(für mich)sehr farbige Instrumtentation und durch eine für einen deutschen Komponisten dieser Generation ungewohnte Klangsinnlichkeit und aparte Harmonik auszeichnen.


    Leider gibt es sehr wenig auf CD, gerade neu herausgekommen bei DG ist die sehr gute alte Mono-Aufnahme von Eugen Jochum der "Sweelink-Variationen".


    Zu den von mir sehr geschätzten Werken gehören außerdem noch sein brutal schweres 2.Cellokonzert, sein Klavierkonzert, das Orgelkonzert, die 4 Hymnen für Orchester sowie seine Sinfonie, die mich kurioserweise sehr an Bax erinnert.


    LG :hello:


    Michael

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Vielleicht noch mal zur Illustration dessen, was mich an der deutschen Rezeption Elgars stört einige Passagen aus Propyläens Welt der Musik:


    Die Blütezeit des englischen Bürgertums unter Königin Viktoria (...) Die Kunst folgte derselben Richtung: Konservativismus, Historizismus, Patriotismus wurden gepflegt und fanden Beifall, so oberflächlich die einzelnen Erzeugnisse der mit Titel und Ehren überhäuften Persönlichkeiten oft waren. Die Musik dieser Zeit war glatt (...) und spiegelte das Wohlverhalten wider, das von einem britischen Untertanen erwartet wurde.


    (...) Elgar wurde in England gefeiert wie kein zweiter Komponist seit Henry Purcell, im Ausland fand er nie viel Beachtung.


    Der Versuch von Edward Elgar, Romantik und Klassizismus zu verbinden, hat sich nicht immer gut auf seine Kompositionen ausgewirkt und ihnen einen stark antiquierten Charakter verliehen. (...) Seine Musik dürfte irgendwie [ irgendwie !] die Gewißheit geweckt haben, daß die vom britischen Publikum hochgeschätzten Lebensumstände unveränderten Lebensumstände unverändert blieben [ ja, das schafft der Elgar "irgendwie"]


    In Kurt Pahlens Musikgeschichte steht meines Wissens derselbe Quatsch mit der Musik Elgars als die des angepaßten Untertanen auch ( reiche ich vielleicht noch nach, das liegt bei meiner Freundin). Wobei Pahlen dann noch den Vogel abschießt, indem er Vaughan Williams als "volkstümlichen Komponisten" lobt, sozusagen der Ganghofer der englischen Musikgeschichte ( während die Propyläen "Welt der Musik" - eigentlich sehr zu empfehlen, weil enorm umfangreich, 5 Bände, 3000 doppelspaltige Seiten mit wirklich sehr vielen Komponisten die besprochen werden - gegenüber Vaughan Williams doch sehr fair ist).


    Mein Reklam Konzertführer erwähnt Elgar im Anhang kurz, immerhin nicht unfreundlich.


    Wenn etwa Edwin darüber redet, daß man nicht bei der Beschäftigung mit "ausländischer Musik" die Meinungen dieser Nationen übernehmen soll, mag das in der Tat eine Gefahr sein. Aber wenn in Musikliteratur, die nicht unbedingt nur für den musikalisch hochgebildeten Experten interessant ist, ein solch widerwärtiges bescheuertes Zeug steht, dann bleibt einem ja wohl auch gar nichts anderes übrig, als sich über englische Musik dann doch lieber in englischen Publikationen zu informieren und diese dann vielleicht auch mal zu übernehmen. Oder kennt jemand ein deutsches Erzeugnis, das nicht bloß für den Experten gedacht ist, daß über Elgar fair informiert?


    Wobei ich sagen muß, daß ich zum Beispiel neulich mal daran dachte, mir einen neuen Konzertführer zu kaufen ( weil mein alter auseinanderfällt), dann aber in einen funkelnagelneuen hineinschaute, ihn mir dann aber doch nicht anschaffte, weil ich den Eindruck hatte, daß da im Grunde immer noch derselbe Quatsch drin steht wie vor 20 Jahren ( zum Beispiel die Sinfonik Schostakowitschs nicht so gewürdigt wurde, wie sie es verdiente).


    Gruß Martin

  • Hallo Martin!


    "Einen ,echt englischen Musiker' könnte man Sir Edward Elgar nennen, in seinem Leben wie in seinem Werk (von dem Mitteleuropa überraschend und ungerechtfertigt wenig kennt). (...) Sein Ruhm wuchs schnell, bald war er Englands führender Komponist und der Schöpfer eines nationalen neuzeitlichen Sinfonismus. (...) ,Enigma-Variationen' (...) dieses Variationenwerk ist geistvoll, glänzend gearbeitet und instrumentiert und immer wieder erfreulich zu hören. (...) Violinkonzert (...) ist ein tief romantisches, außerordentlich klangschönes und für alle Ausführenden dankbares Werk."


    Also sprach der von Dir molestierte Kurt Pahlen in seinem Konzertführer "Heyne Konzert-Lexikon" auf Seite 138f.


    Und zum ersten Mal, lieber Martin, stimmen wir in Sachen Elgar, wenn auch nur in Bezug auf seine Wertung durch Kurt Pahlen überein: Diese Wertung ist nicht richtig.
    Dass Du und ich aus völlig gegensätzlichen Gründen dieser Meinung sind, nämlich Du, weil Pahlen Elgar nicht als den bedeutendsten Komponisten seit Perotin bezeichnet und ich, weil Pahlen in meinen Augen zu unkritisch ist, steht auf einem anderen Blatt und braucht nicht erneut diskutiert zu werden.


    Nur, bitte: Wenn Du schon auf Leute losgehst, dann mit Fakten und nicht mit Behauptungen, die einzig in Deiner übersteigerten Wertschätzung für Elgar wurzeln.


    LG

    ...

  • Lieber Edwin,


    die Fakten werde ich selbstverständlich überprüfen. Ich hatte ja auch ein anderes Werk Pahlens gelesen. Ich glaube eigentlich auch nicht, das mich mein Gedächtnis so sehr täuscht. Aber ich werde Dir das Zitat mit Seitenangabe und so weiter nachliefern. Es freut mich selbstverständlich, daß Pahlen in dem von Dir genannten Werk so freundlich über Elgar schreibt. Übrigens schreibt auch die Propyläen Welt der Musik nicht durchgehend negativ über Elgar. Aber die Zitate sind echt. Und auch in Pahlens Musikgeschichte steht meiner Erinnerung nach etwas von dem, was ich als Quatsch ansehe, nämlich etwas in der Richtung von Elgars Musik als der eines "englischen Untertanen". Ich liefere Dir das Zitat mit Seitenangabe. Falls ich mich wiegesagt nicht täusche.


    Ich habe im übrigen gar keine übersteigerte Wertschätzung für Elgar, das siehst Du falsch, mir geht es nur um Gerechtigkeit.


    Gruß Martin

  • Hallo Martin,


    mit deinem vorhergehenden Beitrag lieferst du doch geradezu eine Steilvorlage für Edwin! Ich finde, objektiv betrachtet, haben all die Zitate aus den Konzertführern ihre Berechtigung. Ich finde es ehrlich gesagt gelungen, wie in deinen Beispielen die Dinge auf den Punkt gebracht werden. Nur - das sollte dir und jedem anderen völlig egal sein, solange die Musik Elgars dir persönlich Freude bereitet. Mir geht es mit manch anderem Komponisten doch genauso. Mein subjektives, im Vergleich zu anderen vielleicht "ungeschultes" Ohr ist mir wichtiger als die Einordnung bestimmter Komponisten durch sogenannte Experten. Genieße doch deinen Elgar unabhängig von jedweder Einordnung der Musikwissenschaftler! Es wäre doch furchtbar, wenn man sich auf einen Kanon objektiv gutgeheißener Komponisten einigen würde.


    Zwar glaube ich auch, dass man die wirklich guten Werke Elgars an einer Hand, mit viel Wohlwollen vielleicht an zwei Händen abzählen kann, doch das würde mich (wäre ich Elgar-Fan) nicht daran hindern, den Mann trotzdem zu mögen. Oder brauchst du ein Amtssiegel von höheren Gnaden, damit du guten Gewissens Musik genießen kannst? Ich jedenfalls kann mit Genuss Leute wie Respighi oder Sinding hören, obwohl ich weiß, dass ihre kompositorischen Fertigkeiten diverse offene Flanken für Angriffe durch Konzertführer oder Tamifluainer bieten. Im umgekehrten Falle kann ich die unbestrittene Könnerschaft in der Ausarbeitung sinfonischer Formen bei Komponisten zwar hören, trotzdem lässt mich ihre Musik völlig kalt (Schostakowitsch!). Kurz gesagt finde ich, dass es objektive Maßstäbe, die man an Musik anlegen kann, einfach gibt, dass sie aber keinerlei Einfluss auf mein subjektives Hörerlebnis haben. Deshalb würde ich sowohl deinen angeführten Zitaten als auch Edwin Recht geben, dich aber gleichzeitig zu deinem Spaß an Elgar beglückwünschen.


    Gruß
    B.

  • Lieber Barbirolli,


    ob ich nun Edwin "Steilvorlagen" liefere oder nicht, ist mir eigentlich herzlich egal. Mir geht es nur um die Sache. Allerdings finde ich es nicht schön von Edwin, daß er mir hier unterstellt, daß ich hier Dinge bewußt fälsche und falsch darstelle. Ich lese doch nicht den Pahlen, der den Elgar über den grünen Klee lobt und schreibe dann hier das Gegenteil. Meiner Erinnerung nach war die Darstellung Pahlens der englischen Musik in hohem Maße herablassend und in dieser Hinsicht verfälschend. Aber das läßt sich ja alles überprüfen.


    Und wenn Du schreibst:


    Zitat

    Ich finde, objektiv betrachtet, haben all die Zitate aus den Konzertführern ihre Berechtigung.


    dann weiß ich zwar nicht was Du meinst, denn ich hatte ja nicht aus Konzertführern zitiert. Wenn Du auf meine Zitate aus der "Welt der Musik" Bezug nimmst, dann sehe ich das eben nicht so. Ich empfinde sie als widerwärtig und mir ist es herzlich egal, ob das nun Experten sind, die sowas schreiben oder nicht. Wenn ich etwa in der Welt der Musik lese:


    Seine Musik dürfte irgendwie die Gewißheit geweckt haben, daß die vom britischen Publikum hochgeschätzten Lebensumstände unverändert blieben


    dann bezeichne ich das als das was es ist nämlich einfach als Quatsch. Das ist feuletonistisches Gerede, allerdings sagen wir mal nicht Frankfurter Allgemeine, sondern eher Dinkelsbühler Wochenblatt.


    Gruß Martin

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose