BERG, Alban: LULU

  • Alban Berg (1885-1935):


    LULU
    Oper in geplanten drei, ausgeführten zwei Akten mit einem Vorspiel
    Libretto vom Komponisten nach den Tragödien „Die Büchse der Pandora“ und „Erdgeist“ von Frank Wedekind


    Arnold Schönberg zum 60. Geburtstag gewidmet


    Uraufführung der zweiaktigen Fassung am 2. Juni 1937 im Stadttheater Zürich, in der von Friedrich Cerha vervollständigten Fassung am 24. Februar 1979 in der Pariser Oper


    DIE PERSONEN DER HANDLUNG


    Lulu (Hoher Sopran)
    Gräfin Geschwitz (Dramatischer Mezzosopran)
    Eine Theatergarderobiere im 1. Akt, der Gymnasiast im 2. Akt (Alt)
    Der Medizinalrat Goll (Sprechrolle/Spielbariton)
    Der Maler (Lyrischer Tenor)
    Dr. Schön, Chefredakteur (Heldenbariton)
    Alwa, Schöns Sohn (Jugendlicher Heldentenor)
    Ein Tierbändiger im Prolog, Rodrigo Athlet im 2. Akt (Heldenbass mit Buffo-Einschlag)
    Schigolch, ein Greis (Hoher Charakterbass)
    Der Prinz, Afrikareisender (Tenorbuffo)
    Der Theaterdirektor (Tiefer Bassbuffo)


    Eine deutsche Großstadt, Paris und London, in den 1920er-Jahren.



    INHALTSANGABE


    Prolog: Vor den Vorhang tritt der Clown mit einer großen Jahrmarktstrommel und dem daran befestigten Becken. Nach ihm kommt der Tierbändiger in zinnoberrotem Frack, weißen Beinkleidern und einer Hetzpeitsche in der Hand.


    Der Tierbändiger stellt den Schaulustigen seine Menagerie vor, seine Ausrufe werden vom Clown stellenweise mit Trommel- und Beckenschlägen grundiert: Da ist der reißende Tiger (im entsprechenden Kostüm Dr. Schön), der gefräßige Bär (der Athlet), und als kleiner Affe erscheint der Prinz; das Kamel stellt der Maler dar, den Molch erkennen wir als Schigolch, schließlich die Gräfin als Krokodil. Dann aber bringt August, der Assistent, die Schlange: es ist Lulu im Pierrot-Kostüm. Für den Tierbändiger ist das unheilstiftende, verführerische Wesen (das unmerklich morden kann) - die „Urgestalt des Weibes“. Dann hebt er den Bühnenvorhang und bittet das „verehrte Publikum“ einzutreten...


    ERSTER AKT


    1. Szene: Geräumiges, aber dürftig eingerichtetes Atelier. Der Maler steht vor der Staffel mit dem unfertigen Bild der Lulu, die mit Pierrotkostüm und Schäferstab in der Hand auf einem Podium steht. Dr. Schön sitzt auf einer Ottomane, sein Sohn Alwa kommt hinter einer spanischen Wand hervor.


    Alwa erkennt in dem unfertigen Bild die „Frau Medizinalrat“ und gesteht, dass er sie gerne für eine Hauptrolle in seinem Stück engagieren würde - Lulu hält sich dafür nicht begabt genug. Als Alwa seinen Vater zur Generalprobe bittet, bestellt Lulu sofort eine Loge für die Samstagsvorstellung. Ehe die Schöns mit den „besten Empfehlungen an den Herrn Medizinalrat“ abgehen, kritisiert Dr. Schön einige Bild-Details als Beweis, dass der Maler nicht richtig „bei der Sache“ ist.


    Kaum mit Lulu allein, steigert der Maler sich in einen Zustand rauschhafter Erregung und versucht, sich Lulu zu nähern. Die findet dieses Verhalten unverschämt und flüchtet hinter die Ottomane. Es kommt zu einer Rangelei, bei dem eine Leiter umfällt und eine Plastik zerstört. Der Maler schreit wütend auf, vergisst den Schaden aber sofort, als er Lulus Hand erwischt, die er küsst und ihr dann seine Liebe gesteht.


    Plötzlich klopft es, unmittelbar darauf wird die Türklinke heruntergedrückt; die geschlossene Tür lässt den Besucher von außen ärgerlich fordern, man solle sofort öffnen. Lulu springt auf, weil sie die Stimme ihres Gatten erkannt hat. Sie will versteckt werden, befürchtet von dem Eifersüchtige erschlagen zu werden. Da fällt die Tür, von außen eingetreten, in den Raum und Dr. Goll geht wütend auf Lulu und den Maler los - bleibt aber plötzlich stehen und bricht dann zusammen.


    Ratlosigkeit bei Lulu und dem Maler, die beide nicht realisieren, dass da ein Toter vor ihnen liegt. Selbst, als der Maler sich hinunterbeugt, den Körper rüttelt und anspricht, dabei jedoch keine Reaktion feststellt, kommt ihm nur der Gedanke, dass „man zum Arzt schicken“ müsse, worauf er dann, mangels Personal, selber hinweg eilt. Aber auch Lulu ist nicht vom Tode ihres Mannes überzeugt, glaubt, dass er sie nur kontrollieren will und gleich aufstehen wird. Erst, als auf ihre mehrmaligen Rufe hin keine Reaktion erfolgt, auch vorsichtige Stöße mit der Fußspitze gegen seine Beine ohne Erfolg bleiben, wird ihr klar, dass der Herr Gemahl tot ist: „Es ist ihm ernst. Der Tanz ist aus - was kommt jetzt auf mich zu?“


    Der Maler kommt zurück und sagt, der Arzt käme sofort. Lulu aber ist jetzt in der Realität angekommen und stellt ernüchtert fest: „Jetzt bin ich reich.“ Diese Aussage empfindet der Maler reichlich pietätlos, rechnet sie aber ihrer Verstörung zugute. Alle seine Fragen zu ihrer Religiosität, ob sie eine Seele besitze, auf was sie schwöre und ob sie schon einmal geliebt habe beantwortet Lulu mit dem stereotypen Satz, dass sie es nicht weiß, und er möge sie in Ruhe lassen. Unbefriedigt bittet er sie, sich anzuziehen und zu gehen, beugt sich dabei zu dem Toten hinunter und drückt ihm die Augen zu.


    Zweite Szene: Ein eleganter Salon; an der Wand über einem Kamin hängt das Bild von Lulu im Pierrot-Kostüm. Vorne steht eine Chaiselongue, rechts ein Schreibtisch, mittig ein Tisch mit Sesseln. Lulu im Morgenkleid auf der Chaiselongue, einen Spiegel in der Hand.


    Der Maler kommt mit der Post und gibt den ersten Brief an Lulu weiter, die ihn an ihre Nase führt und als von der „Corticelli“ stammend identifiziert. Er dagegen hat Post vom Kunsthändler, der mitteilt, für das Tänzerin-Bild der Lulu Fünfzigtausend Mark erzielt zu haben - immerhin das dritte Bild seit „unserer Verheiratung“. So nebenbei wird hier für das Publikum der neue Familienstand erkennbar.


    Da ist aber auch noch eine Verlobungsanzeige: „Regierungsrat Heinrich Ritter von Zarnikow beehrt sich, Ihnen von der Verlobung meiner Tochter Charlotte Marie Adelaide mit Herrn Dr. Ludwig Schön ergebenst Mitteilung zu machen.“ Lulu wills nicht glauben , ihr Mann meint leichthin, das werde ja auch Zeit und will sich mit Pinsel und Palette ins Atelier begeben, als es klingelt. Während Lulu wünscht, nicht zu öffnen, geht er zur Tür und berichtet zurückkommend, es sei ein Bettler gewesen, dem er jedoch nichts gegeben habe. Er küsst Lulu, lobt ihre aufregende Schönheit, und verschwindet im Atelier. Lulu aber eilt sofort zur Tür und kommt mit einem heruntergekommenen Greis zurück.


    Die beiden machen den Eindruck von Vertrautheit: Während er von Lulu Geld haben will, nimmt sie aus einem Schrank eine Likörflasche und füllt zwei Gläser ab, mit denen sie anstoßen; dann steckt sie ihm zwei Scheine zu und fragt nach seinem Wohlbefinden. Der Greis antwortet, ihm mache das Alter und sein Asthma zu schaffen. Dann kann er aber seine Neugierde nicht länger zügeln und fragt Lulu, ob sie es immer noch „französisch“ treibe. Sie gibt ihm zu verstehen, dass ihn das nichts angehe, worauf er lüstern antwortet, gerne bis zur jüngsten Posaune auf alle himmlischen Freuden verzichten zu wollen, wüsste er nur „meine Lulu“ abgesichert.


    Plötzlich klingelt es wieder und der Greis erhebt sich mit Mühe und wird von Lulu zur Tür gebracht. Kurz darauf kommt sie mit Dr. Schön zurück, der ihr Vorhaltungen wegen des Alten macht: wäre sie seine Frau, käme „ihr Vater“ auf keinen Fall über seine Schwelle. Da Lulu nicht auf diese Bemerkungen eingeht, kommt er ohne weitere Umschweife zur Sache: ab sofort soll sie ihre Besuche bei ihm einstellen. Er sei jetzt verlobt und seine Braut soll in ein „reines Dach“ einziehen. Lulu reagiert mit Unverständnis: eine Verlobung sei doch kein Hindernis für weitere Treffen - aber Schön lehnt ab.


    Als der Maler neugierig hereinkommt und fragt, was los sei, wiegelt Lulu ab und geht mit der Bemerkung, man habe sie wohl satt, hinaus. Schön aber entschließt sich, dem Maler, den er mit „Walter“ anspricht, die Augen zu öffnen - um seine eigenen „Hände frei“ zu haben, wie er zu sich selber sagt. Er erklärt ihm, dass er zwar eine „halbe Million“ geheiratet und sich einen Namen gemacht habe, dass aber Lulu „mehr Aufsicht“ brauche - Walter versteht kein Wort. Also wird Schön deutlicher: er kennt Lulu seit ihrem zwölften Lebensjahr, als sie noch vor dem „Alhambra-Café“ Blumen verkaufte. Erstaunt gibt Walter zu, dass er das nicht wusste, denn Eva - so hat er sie immer genannt - sprach stets nur von einer Tante, bei der sie aufgewachsen sei. Und dieser Tante, ergänzt Dr. Schön, hat er „Mignon“- wie er sie stets nannte - selber zugeführt und sie wurde deren „beste Schülerin“. Leider hatte sie sich in den Kopf gesetzt, Frau Schön zu werden, was aber für ihn nicht in Frage gekommen sei, weil er zu jener Zeit eine Beziehung zu seiner heutigen Verlobten aufgebaut habe.Also habe er die Ehe zwischen Mignon und dem Medizinalrat eingefädelt.


    Der Maler sinkt immer mehr in sich zusammen: Eva habe immer behauptet, vor ihm noch nie einen Mann geliebt zu haben. Das, erklärt Schön mit süffisantem Unterton, dürfe er bei einer Frau wie Mignon - die der Medizinalrat übrigens „Nelly“ nannte - nicht so ernst nehmen. Nelly, Eva oder Mignon - Walter ist völlig durcheinander. Als Schön sarkastisch anmerkt, das wäre bei einem Vater, wie ihn Mignon hat, auch nicht verwunderlich, stutzt der Maler und sagt, Evas Vater sei doch im Irrenhaus gestorben, worauf sich Schön nicht den Hinweis verkneifen kann, der tote Vater hätte soeben erst das Haus verlassen - und zeigt dabei auf die beiden Likörgläser.


    Walter erhebt sich wie benommen und sagt, er werde mit Eva sprechen, geht dann ins Nebenzimmer. Kurz darauf hört man von nebenan lautes Stöhnen und Schön stürzt zur Tür, findet sie aber verschlossen. Schlimmes befürchtend, fordert er die gerade eintretende Lulu auf, ein Beil zu holen, doch in diesem Moment klingelt es wieder; Schön eilt hinaus und kommt mit seinem Sohn Alwa zurück. Der berichtet ganz aufgeregt, dass es in Paris eine Revolution gegeben habe. Das interessiert hier aber niemanden, denn Lulu kommt gerade mit einem Beil zurück, das Alwa, der inzwischen vom Vater instruiert wurde, zwischen Pfosten und Tür zwängt, worauf sie aufspringt. Schön geht in das Zimmer und schreit laut auf: Walter hat sich umgebracht. Lulu ist entschlossen, nicht länger im Haus zu bleiben; sie geht hinaus und kommt kurz darauf in Reisekleidung zurück.


    In dem folgenden Dreiergespräch legen die Personen ihre Gemütslage offen: Schön ahnt, dass seine Verlobung durch die Verstrickung in diesen Todesfall platzen wird; Alwa sieht in seinem Vater ein Mitschuldigen an der Tragödie, weil sich hier der „Fluch deines Spiels“ offenbare und Lulu will nur noch weg. Als Dr. Schön die Polizei erwähnt, die Fragen stellen werde, bittet ihn Lulu, ihr diese Kalamitäten abzunehmen. Aus dem Telefonat Schöns mit der Polizei sind Wortfetzen wie „Hals durchgeschnitten“ oder auch „Rasiermesser“ und „Verfolgungswahn“ zu hören, während Alwa und Lulu über das tragische Ereignis sinnieren.


    Als Schön zurückkommt und wieder über seine geplatzte Verlobung räsoniert, zeigt Lulu ihren überraschenden Realitätssinn: Ludwig solle doch ein Feuilleton verfassen und ein Extrablatt herausgeben. Das ruft den Herrn Chefredakteur in die Wirklichkeit zurück und er wendet sich an seinen Sohn: „In Paris ist die Revolution ausgebrochen?“ In diesem Augenblick klingelt es schon wieder und die schon erwartete Polizei steht vor der Tür. Als Lulu öffnen will, hält sie Schön zurück, weil er an ihrer Hand das Blut ihres Mannes bemerkt, dass er mit einem parfümbenetzten Tuch abwischt. Diese fürsorgliche Handlung lässt Lulu triumphieren: „Sie heiraten mich ja doch!“


    Dritte Szene: Eine Theatergarderobe; eine Tür hinten, eine spanische Wand seitlich, ein langer Tisch mittig (auf dem Theaterkostüme liegen), seitlich davon zwei Sessel; an der anderen Seite ein hoher Spiegel. An einer Wand ein Plakat, auf dem Lulu als Pierrot zu erkennen ist.


    Lulu tritt mittlerweile als Tänzerin auf und Alwa hat die Musik dazu komponiert. Nach dem Öffnen des Vorhangs füllt er gerade zwei Gläser mit Champagner und staunt, dass er „noch kein Publikum so außer Rand und Band“ gesehen habe, seit er für das Theater schreibe.


    Da lässt sich Lulu hinter der spanischen Wand vernehmen und fragt ihn, ob sein Vater im Hause sei. Alwa weiß es nicht, stattdessen will er wissen, ob der Prinz da sei oder noch komme. Für Lulu steht fest, dass er kommen wird, schließlich will er sie heiraten und mit nach Afrika nehmen. Alwa seufzt: „Nach Afrika...“ Da tritt Lulu in einem aufregenden Ballettkostüm hinter der spanischen Wand hervor und kann gerade noch einen Schluck Champagner trinken, als auch schon die Theaterklingel ertönt und sie zur Bühne ruft.


    Während Alwa an „eine interessante Oper“ über Lulu als Hauptperson nachdenkt, ist von hinten langanhaltender Beifall mit Bravorufen zu hören. Unvermittelt tritt der Prinz in die Garderobe, verneigt sich vor Alwa, der dankend nickt und nimmt sich ein Glas Champagner. Das Gespräch zwischen den beiden Männern macht deutlich, dass seine Hoheit Lulu über Alwas Vater kennengelernt hat und sie wegen ihrer „körperlichen und seelischen Vornehmheit“ schätzt; für ihn ist sie das verkörperte Lebensglück. Und er fügt hinzu, dass sie einen Mann als Ehefrau glücklich machen kann - selbstverständlich nur als „meine Gattin“, wie er hinzufügt.


    Plötzlich ist Lärm zu hören und Alwa ahnt, dass etwas geschehen sein muss. Tatsächlich stürzt Lulu in die Garderobe und wirft sich in einen der Sessel, während die Garderobiere sagt, Lulu habe einen Ohnmachtsanfall gehabt - auf der Bühne, mitten im Tanz. Aufgeregt kommt Dr. Schön herein und Lulu empört sich sofort über seine Anwesenheit und der seiner Braut. Sie erklärt rundheraus, nicht mehr auftreten zu wollen und löst bei allen Anwesenden Protest aus: sie habe ihren Vertrag zu erfüllen, hört sie. Lulu denkt aber nicht daran, sie bleibt bei ihrer Entscheidung.


    Mit einer Geste verlangt Lulu, dass alle ihre Garderobe verlassen sollen, nur Dr. Schön bleibt zurück und beschwert sich über ihre Reaktion. Sie solle doch froh sein, dass sie hier, vor „anständigen Leuten“, auftreten dürfe, was bei ihrer Herkunft nicht unbedingt selbstverständlich sei. Lulu gibt sich einsichtig, möchte aber noch bis zum Klingelzeichen weiter ausruhen.


    Schön nimmt die Gelegenheit wahr, den Besuch des Prinzen anzusprechen und Lulu gesteht, dass seine Hoheit sie mit nach Afrika nehmen will, worauf Schön entgeistert Bedenken äußert. Er fasst sich aber schnell wieder und sagt ihr auf den Kopf zu, dass er in einer Woche heiraten werde und dass sie sich von ihm fernhalten solle. Lulu widerspricht und sagt mit Bestimmtheit, dass er sie zu seiner Frau machen werde - er sei doch viel zu schwach, um auf sie verzichten zu können. Einmal in Fahrt verlangt sie von ihm, dass er sofort einen Absage-Brief an seine Verlobte schreiben soll - und diktiert sogar den Text, den Schön wie selbstverständlich aufnimmt: Das sehr geehrte Fräulein möge ihn bitte vergessen, denn er sei ihrer Liebe nicht würdig, da er einer anderen Frau verfallen sei. Er muss als Postskriptum hinzufügen, dass sie nicht versuchen solle, ihn umzustimmen.


    Als das Klingelzeichen ertönt, erhebt sich Lulu mit einem gewissen Triumph und macht sich für ihre Tanznummer bereit, Schön aber murmelt etwas von „Hinrichtung“ und bricht nach Lulus Abgang zusammen...



    ZWEITER AKT


    Erste Szene: Ein prachtvoller Saal in deutscher Renaissance. Überall Holzskulpturen, Gobelins und das Bild Lulus im Pierrot-Kostüm. Die Gräfin Geschwitz in einem Herren-Anzug auf einer Ottomane, Lulu ihr gegenüber im Morgenkleid in einem Fauteuil, Dr. Schön steht im Raum.


    Aus dem Gespräch der anwesenden Personen wird schnell deutlich, dass Lulu inzwischen Frau Schön geworden ist. Die Gräfin Geschwitz gibt ihrer Freude über Lulus Zusage, beim Künstlerinnenball aufzutreten, Ausdruck, als Schön seinen Wunsch äußert, ebenfalls daran teilnehmen zu wollen, doch das wird von der Gräfin als eine „nicht zu tolerierende Intrige“ abgelehnt. Weil sie für eben jenen Ball noch Vorbereitungen zu treffen hat, verabschiedet sie sich und wird von Lulu hinausgeleitet. Allein auf der Szene sinniert Schön über seine Situation: er hat „die Pest im Haus“ und sieht sein Leben bedroht.


    Lulu kommt zurück und fragt ihren Mann, ob er sich heute nicht mal frei machen und mit ihr ausfahren könne, aber er winkt ab, er muss dringend zur Börse, und erregt damit Lulus Widerspruch: er kümmere sich nicht um sie, sie habe nichts von ihm - und wird von ihm ins Nebenzimmer gedrängt. Kaum verschwunden, kommt die Geschwitz zurück und geht lauschend zur Tür; als sie jedoch aus einer anderen Richtung Stimmen hört, versteckt sie sich hinter einem Kaminschirm.


    Es ist der asthmatische Schigolch, der mit dem Gymnasiasten und dem Athleten die Szene betritt. Der Greis tut so, als sei er hier zu Hause: er bietet Likör und Havannas an. Da kommt Lulu in einer ebenso eleganten wie auch aufreizenden Balltoilette zurück, vor dem tiefen Dekolleté Blumen. Sie geht auf den Gymnasiasten zu, neigt sich zu ihm und lässt ihn an den Blumen riechen. Derweil prostet Schigolch dem Athleten zu und fragt Lulu unvermittelt, ob „der Prinz“ erwartet werde. Sie verneint mit dem Hinweis, der sei verreist, dann geht sie hinaus.


    Dass der Prinz ohne Lulu, die er doch heiraten wollte, verreist ist, versteht der Athlet nicht. Schigolch meint grinsend, auch er habe Lulu einst heiraten wollen, und er, der Athlet, doch auch - wie noch viele andere. Der Gymnasiast staunt über die begehrte Lulu, und dem Athleten dämmert, dass Schigolch nicht Lulus Vater sein kann; der wiederum kommentiert die Vaterschaftsfrage mit der rigorosen Feststellung „Sie hat nie einen gehabt“. Die gerade zurückkommende Lulu hat diese Bemerkung noch gehört, und will wissen, was sie nie gehabt habe, worauf alle drei wie einer antworten „Einen Vater“. Für Lulu ist klar, dass sie ein Wunderkind sein muss.


    Als der Kammerdiener Dr. Schöns Rückkehr meldet, bricht leichte Panik aus: der Athlet verschwindet schnell hinter einer Gardine, der Gymnasiast gleitet hastig unter den Tisch, die Tischdecke als Sichtschutz vorziehend, und Schigolch verlässt, so schnell er nur kann, das Zimmer - derweil ist die Gräfin immer noch hinter dem Kaminschirm verborgen. Lulu bittet den Diener, ihren Mann hereinzulassen, doch tatsächlich kommt Alwa und wundert sich über den davonschleichenden Greis. Lulu beruhigt ihn mit dem Hinweis, der Alte sei ein Freund seines Vaters aus Kriegszeiten und es gehe ihm nicht gut.


    Während der Kammerdiener den Tisch eindeckt, erscheint Dr. Schön unbemerkt auf der Galerie. Er hört und sieht nicht nur Alwas Liebesgeständnis an Lulu, sondern deutet auch Äußerungen des Kammerdieners in diese Richtung. Als schließlich noch der Athlet hinter der Gardine hervorlugt, ist es mit Schöns Beherrschung vorbei: außer sich vor Wut zieht er den Revolver, stürmt die Treppe hinunter und versetzt damit alle Anwesenden in Angst. Er zieht aber zunächst Alwa aus der Schusslinie und weist ihn an, in der Zeitungsredaktion an der Berichterstattung über die Pariser Revolution mitzuarbeiten und verschließt nach dem Abgang seines Sohnes die Tür - dadurch kann sich der Athlet schnell hinter einer Portiere verstecken.


    Zwischen Lulu und ihrem Mann eskaliert jetzt der Streit: Schön ist die Eskapaden Lulus satt und verlangt von ihr, dass sie sich erschießt. Lulu wagt entsetzt den Einwand „Scheidung“, doch Schön denkt nicht daran, für sich „Nachfolger“ zuzulassen. Lulu kommt auf den Gedanken, ihre so erfolgreiche Masche der Erotik einzusetzen, muss aber erstaunt feststellen, dass die bei ihrem Mann nicht mehr verfängt: Schön hat nur noch den Wunsch, von ihr erlöst zu sein. Der Revolver wandert von Schön zu Lulu, die mit der Waffe zwar auf ihren Mann zielt, schließlich aber in die Decke schießt. Schön entreißt sie ihr wütend, als sich der Gymnasiast vor lauter Angst mit großem Gepolter unter dem Tisch hervor zwängt und damit den Hausherrn erst so recht in Rage bringt. Lulu kann ihrem Mann den Revolver wieder abnehmen und feuert mehrere Schüsse auf ihn ab - er bricht zusammen.


    Der Schuss hat den nicht zur Redaktion gegangenen Alwa aufgeschreckt, er kommt die Treppe heruntergelaufen und sieht seinen Vater blutend auf dem Boden liegen; zusammen mit dem Gymnasiasten richtet er ihn auf, um ihn in den Nebenraum zu bringen. Doch Schön schafft es nicht mehr, er stirbt auf der Stelle. Alwa hält die fliehende Lulu fest, und in diesem Moment läutet es - die Polizei dringt in den Raum ein.


    Während der folgenden Verwandlungsmusik wird in einem Stummfilm Lulus Schicksal von der Verhaftung über die Gerichtsverhandlung bis zur Verurteilung zu einem Jahr Kerkerhaft gezeigt.Darauf folgt die


    Zweite Szene: Das Bild ist wie in der ersten Szene, aber mit veränderter Stellung der Einrichtung. Auf dem Serviertisch Kaffeemaschine, Kaffeeschale und Likör. Lulus Bild im Pierrot-Kostüm steht auf dem Kopf. Alles wirkt heruntergekommen.


    Alwa geht lustlos hin und her, die Geschwitz sitzt in einem Sessel in Kissen gebettet und hängt ihren Gedanken nach, auch Rodrigo, der Athlet, hockt in einer Bedienstetenuniform schweigend auf der Ottomane - offensichtlich hat sich Lulus Anhängerschaft im Haus von Dr. Schön breit gemacht. Es kommt eine sparsam geführte Unterhaltung in Gang, aus der deutlich wird, dass alle auf eine bestimmte Person warten, dass die Gräfin krank ist, und dass man über eine Befreiung Lulus nachgedacht hat. Eine Bemerkung Rodrigos lässt auf den Besuch einer unbekannten Person bei Lulu schließen: es will ihm nämlich nicht in den Kopf, dass Lulu sich durch die Krankheit, die später als Cholera definiert wird, nicht nachteilig verändert haben soll. Eine weitere, durchaus erstaunliche Neuigkeit lässt - aus einen beiläufigen Satz der Gräfin - aufhorchen: Rodrigo ist jetzt Lulus Bräutigam.


    Plötzlich erscheint Schigolch, sich mühsam daher schleppend, und berichtet, er sei den ganzen Tag wegen „der Pässe und der Koffer“ herumgelaufen. Rodrigo will ein „gutes Hotel in Paris“ empfehlen, in dem man vor der Polizei sicher sei. Die Geschwitz sagt vorwurfsvoll zu dem Greis, Rodrigo wolle ihn mit Lulu alleine reisen lassen - für Schigolch ein Zeichen von Angst vor der Ansteckung, doch der Athlet wiegelt ab: Lulu solle sich vor „unseren Flitterwochen“ erst einmal erholen. Die Geschwitz drängt Schigolch zur Eile, der aber sagt, bis zum Spital sei es ja nicht weit, und setzt hinzu, er sei in fünf Minuten „mit ihr“ wieder zurück. Dann geht er mit der Gräfin ab.


    Als es klingelt, ist Rodrigo überzeugt, dass es nur „meine Braut“ sein kann, doch herein kommt der Gymnasiast, der erzählt, dass er aus der Besserungsanstalt ausgebrochen sei, weil er sich einen Plan ausgedacht habe, wie man Lulu aus dem Kerker befreien könne. Der Athlet möchte den jungen Mann so schnell wie möglich los werden, und sagt ihm auf den Kopf zu, dass Lulu verstorben sei. Als Beweis hält er ihm eine gefaltete Zeitung unter die Nase, in der vom Tod der Mörderin des Dr. Schön an der Cholera berichtet wird. Aber der Gymnasiast faltet die Zeitung wider Erwarten auseinander und liest, dass Lulu „an der Cholera erkrankt“ sei. Rodrigo beharrt darauf, dass Lulu bereits auf dem Friedhof liege. Als Alwa das bestätigt, gerät der Gymnasiast außer Fassung, und wird schließlich von Rodrigo hinausgeworfen.


    In diesem Moment werden Schritte hörbar und, gestützt auf Schigolch, erscheint Lulu; sie macht einen sehr hinfälligen Eindruck. Rodrigo ist entsetzt über ihren Zustand. Er hat sich doch, so klagt er, für Lulu aufgerieben und gehofft, dass sie jetzt seine pekuniäre Situation verbessert. Angesichts ihres Zustandes sieht er jedoch diese Hoffnung geschwunden. Wütend darüber geht er zornig mit der Drohung ab, bei der Polizei Lulus Flucht zur Anzeige zu bringen. Schigolch kann über diese Drohung nur lachen und geht ab, um die Schlafwagenkarten zu holen. An der Tür trifft er auf Alwa, den er mit freundlichen Worten eintreten lässt.


    Aus dem jetzt beginnenden Gespräch erfährt das Publikum Einzelheiten über Lulus Befreiung aus dem Kerker: Die Geschwitz hatte von der in Hamburg grassierenden Cholera gehört und einen Krankenpflegerinnenkursus belegt. Als sie die nötigen Zeugnisse hatte, fuhr sie nach Hamburg und pflegte die Kranken. Bei der ersten Gelegenheit zog sie sich die Unterwäsche einer Verstorbenen an (die eigentlich hätten verbrannt werden sollen) und fuhr noch am selben Tag zurück. Sie ging zu Lulu und beide tauschten in einem unbeobachteten Moment die Unterwäsche. Als die Cholera sowohl bei der Gräfin als auch bei Lulu diagnostiziert wurde, kamen sie beide auf die Isolierstation des gleichen Hospitals. Hier bot die Gräfin alle ihre Künste auf, um beider Gesichter einander so ähnlich wie möglich zu machen. Nach ihrer Entlassung kam sie nochmals unter dem Vorwand, die Uhr vergessen zu haben, zurück - und sie tauschten, wieder in einem unbeobachteten Moment, die Kleider. Dadurch konnte Lulu als Gräfin Geschwitz das Krankenhaus verlassen.


    Zwischen Lulu und Alwa kommt es zu einer leidenschaftlichen Szene: sie zieht ihn zu sich auf den Diwan, sie küssen sich mit großer Inbrunst, er schwärmt von ihrer hinreißenden Gestalt, sie fordert ihn auf, mit ihr nach Paris zu reisen und Alwa gibt zu, dass sie ihn um seinen Verstand gebracht hat. In diese leidenschaftliche Szene fragt sie Alwa unvermittelt, ob der Diwan jener sei, auf dem sich „dein Vater verblutet“ habe - und Alwa haucht nur ein „Schweig“- dann fällt der Vorhang rasch.


    Zitat aus dem Klavierauszug der Universal-Edition:
    Die Oper wird als Fragment aufgeführt; nur die beiden ersten Akte sind von Berg fertig instrumentiert. Aus dem dritten Akt liegen in Partitur nur die in der LULU-Suite enthaltenen Stücke „Variationen“ und „Adagio“ vor, die im Anschluss an die beiden Akte zu spielen sind; der Schlussteil des „Adagio“ (das den Schluss der ganzen Oper bilden sollte) wird dabei in szenischer Gestaltung aufgeführt (zusätzliche stumme Rolle: Jack the Ripper).



    DRITTER AKT (komplettiert von Friedrich Cerha)


    Lulu und Alwa sind in Paris zum eleganten Mittelpunkt der Gesellschaft geworden; gerade halten sie sich in einem Spielsalon auf. Die Gespräche der Gäste drehen sich um die große Gewinne versprechenden so genannten „Jungfrau-Aktien“.


    Alwa hat im Spiel sein Geld an den Marquis, einen Mädchenhändler, verloren. Alwas Zahlungsunfähigkeit bringt den Marquis und den in Paris aufgetauchten Athleten Rodrigo auf den Gedanken, Lulu an ein Bordell in Kairo zu verkaufen. Wenn sie sich weigern sollte, will man sie der Polizei ausliefern. Dieser Erpressung gedenkt Lulu jedoch einen Riegel vorzuschieben: sie plant mit der Unterstützung Schigolchs die Ermordung des Athleten. Da der die Gräfin begehrt, soll die sich dem Athleten hingeben und Schigolch den Erpresser bei dieser Gelegenheit umbringen. In ihrer Liebe zu Lulu ist die Geschwitz zu diesem Opfer bereit - und der Plan gelingt tatsächlich.


    Das Problem bleibt jedoch der Mädchenhändler. Als die Meldung vom tiefen Fall der begehrten Eisenbahn-Aktien an der Börse eintrifft, und in der Pariser High Society Panik ausbricht, kann Lulu in dem allgemeinen Durcheinander mit einem Groom ihre Kleider tauschen und mit Alwa und Schigolch nach London fliehen.


    In London geht Lulu auf den Straßenstrich, um Alwa und Schigolch durchzubringen. Auch die Geschwitz taucht in London auf. Sie hat Lulus Porträt im Pierrot-Kostüm mitgebracht. Lulus erster Kunde, ein verrückter Professor, ist eine Inkarnation des Medizinalrats. Als ihr nächster Freier tritt ein Schwarzer auf die Szene; er erschlägt Alwa, als dieser sich ihm in den Weg stellt. Lulu geht, gefolgt von Schigolch, noch ein drittes Mal auf die Straße und trifft jetzt ihren Mörder: Jack the Ripper, die Wiederkehr des Dr. Schön.


    Die Geschwitz, die mit ihrer Lebenssituation nicht fertig werden kann und an Selbstmord denkt, überwindet jedoch diese Gedanken und beschließt, ihrem Leben eine Wendung zu geben, indem sie sich der Frauenbewegung anzuschließen gedenkt. Dieser Weg bleibt jedoch unerfüllt, da auch sie Jack the Ripper zum Opfer fällt. Noch im Sterben muss sie an ihre geliebte Lulu denken: „Ich bin dir nah! Bleibe dir nah! in Ewigkeit!“



    INFORMATIONEN ZUM WERK


    Rund zwei Jahre nach dem „Wozzeck“ suchte Berg nach einem neuen Opernsujet und schwankte zwischen Hauptmanns „Und Pippa tanzt!“ sowie Wedekinds LULU. Dass er sich schließlich für Wedekind entschied, hatte seinen Grund in ungelösten Rechtsfragen im Falle von Gerhart Hauptmanns Stück. Wedekinds „Büchse der Pandora“ hatte Berg durch eine Privataufführung von Karl Kraus schon 1905 kennen gelernt.


    Wedekinds 1895 veröffentlichte Tragödie „Erdgeist“ und der 1902 erschienene Dreiakter „Die Büchse der Pandora“ wurden 1913 erstmals zu LULU zusammengefasst. Alban Berg komprimierte den Text sehr geschickt auf drei Akte und erreichte dadurch eine vom dramaturgischen Aufbau her ideale musikalische Symmetrie. Dreh- und Angelpunkt ist dabei Lulus Gefangenschaft (mit der Stummfilm-Musik zwischen dem ersten und zweiten Bild des zweiten Aktes). Auch die bei Wedekind nicht vorgesehene Identifikation von Lulus drei Londoner Freiern mit ihren drei Gatten, die alle durch ihre Schuld ums Leben kamen, gehört in diesen Zusammenhang. Ein weiterer, relativ bescheidener Eingriff Bergs in den Handlungsablauf ist Alwas berufliche Veränderung vom Schriftsteller zum Komponisten. Das wird in der Literatur über LULU mit autobiographischen Zügen begründet.


    Bereits 1928 begann Berg mit der Komposition der Lulu; abgeschlossen war sie allerdings erst im Frühjahr 1934. Da Berg keine Aussichten auf eine szenische Aufführung sah, hat er zunächst nur die fünf Sinfonischen Stücke, die Erich Kleiber im November 1934 in Berlin uraufführte, instrumentiert. Im darauffolgenden Jahr stand das Violinkonzert im zentralen Interesse des Komponisten und LULU musste nochmals zurückstehen. Da Alban Berg am Heiligen Abend 1935 verstarb, blieb der dritte Akt ein Fragment; nur 268 Takte sowie jene beiden im Adagio der Sinfonischen Stücke verwendeten Teile waren instrumentiert.


    Nachdem Schönberg, Webern und Zemlinsky die Bitte von Bergs Witwe Helene, eine Vervollständigung von LULU vorzunehmen, abgelehnt hatten, verbot sie schließlich jeden Eingriff in den Torso. Eingebürgert hat sich allerdings der von Robert F. Denzler für die Zürcher Premiere von 1937 vorgenommene Einschub der Pantomime an die beiden vollendeten Akte, bestehend aus den „Sinfonischen Stücken“.


    Von 1963-1974 arbeitete der Wiener Komponist Friedrich Cerha an der Vollendung des dritten Aktes, der 1979 seine Uraufführung unter Pierre Boulez (und in der Inszenierung von Patrice Chéreau) an der Pariser Opéra erlebte. Die Titelpartie sang seinerzeit Teresa Stratas. Diese Vervollständigung hat sich trotz mancherlei Einwände durchgesetzt: „Der dritte Akt existiert jetzt nicht mehr als Mythos, er ist Realität geworden, und in dieser vollständigen Fassung wird man Lulu künftig spielen müssen“, so Boulez.


    LULU ist ein atonales Werk, aber keine Zwölftonoper. Berg hat jedoch auf der Basis von Schönbergs Zwölftontechnik eine einzige Tonreihe konzipiert, aus der er „durch besondere Verfahren alle wichtigen musikalischen Gestalten abgeleitet“ hat (W. Reich). Sehr groß sind die Anforderungen an die Gesangsstimmen, denen aus dramaturgischen Gründen bestimmte Instrumente zugewiesen sind: das Saxophon Alwa, das Klavier dem Athleten, die Violine dem Marquis. Berg verwendete historische Musizierformen wie Canzonetta oder Gavotte ebenso wie zeitgenössische Musikformen, darunter Jazz, Ragtime oder auch English-Waltz. Auch der Einsatz von traditionellen Formen, wie Kanon, Duett, Choral, Sextett, Cavatine, Arie, Lied, Melodram und Ensemblesätze, weisen auf die Tendenz zu überkommenen opernhaften Formen hin.


    © Manfred Rückert für Tamino-Opernführer 2013
    unter Hinzuziehung folgender Quellen:
    Klavierauszug der Universal-Edition Wien
    Wikipedia über Alban Berg und LULU
    Reclams Opernführer
    Opernführer von Könemann

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    MUSIKWANDERER

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  • LULU wird bei den Tamino-Werbepartnern Amazon und jpc in einer Vielzahl von Einspielungen gelistet, Audio-CDs ebenso wie DVDs; hier sollen nur einige aufgeführt werden:



    Dirigent dieser Aufnahme ist Pierre Boulez; seine Solisten sind u.a. Teresa Stratas - Lulu,
    Yvonne Minton - Gräfin Geschwitz, Franz Mazura - Dr. Schön, Kenneth Riegel - Alwa,
    Toni Blankenheim - Schigolch und Medizinalrat, Tierbändiger: Gerd Nienstedt, Groom und Gymnasiast: Hanna Schwarz, Kammerdiener und Marquis: Helmut Pampuch (mit dem 3. Akt).
    (1979)



    mit (u.a.) Ilona Steingruber als Lulu, Maria Cerny als Gräfin Geschwitz, Otto Wiener als Dr. Schön, Hans Libert als Alwa, Emil Sieger als Schigolch und Waldemar Kmentt als Maler; Herbert Häfner dirigiert die Wiener Symphoniker (1949).



    Dirigent der nebenstehenden Aufnahme ist Jeffrey Tate; es spielt das Orchestre National de France; die Solisten sind (u.a.) Patricia Wise - Lulu, Brigitte Fassbaender - Gräfin Geschwitz, Wolfgang Schöne - Dr. Schön, Peter Straka - Alwa, Hans Hotter - Schigolch, Graham Clark - Maler.
    (1991)



    Diese Live-Aufnahme aus der Wiener Staatsoper leitet Karl Böhm; es singen u.a. den Alwa Donald Grobe, den Athleten Gerd Feldhoff, den Maler: Loren Driscoll, den Dr. Schön Dietrich Fischer-Dieskau, die Gräfin Geschwitz Patricia Johnson, die Lulu: Evelyn Lear, Schigolch ist Josef Greindl (aus dem 3. Akt nur Variazione und Adagio).
    (1968)



    Karl Böhm leitet das Orchester der Deutschen Oper Berlin mit den Solisten Evelyn Lear als Lulu, Patricia Johnson als Gräfin Geschwitz, Dietrich Fischer-Dieskau als Dr. Schön, Josef Greindl als Schigolch, Donald Grobe als Alwa, Loren Driscoll als Maler (ohne Akt 3).



    Als Solisten (u.a.) Anneliese Rothenberger (Lulu), Kerstin Meyer (Gräfin Geschwitz), Toni Blankenheim (Dr. Schön), Gerhard Unger (Alwa), Kim Borg (Schigolch), Erwin Wohlfahrt (Maler); Leopold Ludwig dirigiert das Philharmonische Staatsorchester Hamburg.

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    MUSIKWANDERER

  • Ich möchte an dieser Stelle noch einige der bei den Tamino-Werbepartnern erhältlichen DVD-Aufnahmen nachtragen, die ich aus unerfindlichen Gründen im vorigen Beitrag gelöscht hatte. Technik... :(



    Als Solisten dieser Aufnahme aus der Metropolitan Opera werden genannt Julia Migenes, Evelyn Lear, Kenneth Riegel, Lenus Carlson; es dirigiert James Levine. Es fehlt die Angabe der Fassung: 2aktig oder 3aktig.



    Hier ist es explizit vermerkt: es wird die dreiaktige Version gegeben. Eine Produktion der Salzburger Festspiele 2010; Regie: Vera Nemirova; Solisten Patricia Petibon, Tanja Ariane Baumgartner, Pavol Breslik, Michael Volle, Franz Grundheber; Wien Philharmoniker, Leitung Marc Albrecht (auch als Blue-ray erhältlich).



    Ein Live-Mitschnitt aus dem Covent Garden; Regie: Christof Loy. Agneta Eichenholz, Michael Volle, Klaus Florian Vogt, Jennifer Larmore, Gwynne Howell, Philip Langridge; Covent Garden Orchestra, Leitung Antonio Pappano (auch als Blue-ray erhältlich). Welche Fassung gespielt wird, ist nicht angegeben.





    Eine Produktion der Glyndebourne Festival Opera mit (u.a.) Christine Schäfer, Kathryn Harries, Wolfgang Schöne; London PO, Leitung Andrew Davis

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    MUSIKWANDERER