Lieber Martello,
zunächst mal freu ich mich, daß auch Du den Weg in dieses Forum gefunden hast.
Die Freude hindert mich natürlich nicht - gleich zu postulieren, mit welchen Deiner Aussagen ich nicht einverstanden bin, bzw sie kritisch hinterfrage.
ZitatVielleicht waren Callas, Freni, Cotrubas oder andere einstmals besser als Netrebko (ich habe jene nie live gehört)
Das ist immerhin schon ein Ansatz.
Aber Du hast ja (leider) recht. Wir müssen mit dem vorlieb nehmen was grade im Moment das Beste ist.
Hier muß schon deutlich gesagt werden, daß die Aufführungen der Vergangenheit DEUTLICH besser waren - in jeder Hinsicht.
Es gab bessere Verdi Dirigenten
Es gab schönere Bühnenbilder
man war nahe an der eigentlichen Geschichte.
ach ja, die Sänger waren auch besser - zumindest stimmlich.
Ich kann - ich gestehe es offen - mit abstrakten Darastelluingen wenig anfangen - hier ist schwer auseinanderzuhalten was beabsichtigt ist uns was Unvermögen.
Im Gegensatz zu Dir sehe ich eine Opernaufführung sehr wohl als "bebilldertes Libretto"
Man spricht ja auch: 1. Akt . 2. Bild
Diese Bühnenbilder waren seit Jahrhunderte der Ehrgeiz aller Theaterverantwortlichen, selbst kleine Theater (und Opernhäuser) bemühten sich durch geschickt gemalte Perspektiven und Spezialeffekte
Atmosphäre zu schaffen.
Atmosphäre - Das ist genau das was jener Aufführung fehlt - Da fährt die Eisenbahn drüber. Die Aussagen des Premierenpublikums kann man getrost vergessen: Ein Publikum, das in eine der berühmtesten Arien dr Operngeschichte hineinapplaudiert- in der Annahme sie wäre schon zu Ende - dem sprech ich jedes Urteilsvermögen ab.
Das Stück ist ein auf die Zeit (1850) zugeschnittenes Stück - und lässt sich überhaupt nicht in die Gegenwart übertragen - Wen interessiert denn heute noch das Vorleben seine Schwiegertochter ? Wer stirbt heut noch an Schwindsucht ?
ZitatIch muss aber anfügen, dass ich - und die genannten Freunde - unter 30 bin, was durchaus eine andere Zugangsweise zur Opernregie erklärbar macht.
Wie soll ich das nun deuten ?
Boshaft formuliert könnte man sagen, das ist die Generation, die Mc Dagobert als "Restaurant" bezeichnet und derzeit im Begriff ist von Cola auf Leitungswasser umzusteigen ? .
Aber ich glaub in Wahrheit nicht, daß das eine Generationsfrage ist.
Schon in meiner Jugend gab es Experimente aller Art (eigentlich schon seit 1920) - Sie wurden mehrheitlich aber immer abgelehnt. Derzeit leben wir in einer schrecklichen Zeit. Alle Errungenschaften der letztn 40 Jahre werden zurückgenommen - und die Menschen sind anspruchslos wie nie zuvor (weil ihnen der Vergleich fehlt ???)
Aber ich erwarte gar nicht, daß sich unsere Meinungen angleichen oder annähern - ich möcht lediglich gesagt haben, daß ich das Gebotene ABSCHEULICH finde.
Was regt mich das eigentlich auf - ich muß ja zu solch einer Vorstellung nicht hingehen ? Das Schlimme ist - Es gibt ja derzeit kaum Anderes
Man kann wählen:
Passable Stimmen und eine schreckliche Inszenierung -oder- ein Mega-Giga-Freilicht-Opernspektakel mit ädiquater Ausstattung, dafür aber schrecklicher Akustik - Mittelklassesängern und (oft) drittklassigen Sängern
Schade.
Beste GRüße
Alfred