Hab mich von Jan Brachmann (FAZ), der diese - oben freundlicherweise von Caruso angezeigte - Sendung des RBB als bedeutendes Ereignis ankündigte, dazu bewegen lassen, mir das anzusehen und anzuhören. Sogar die Aufnahme-Taste hatte ich gedrückt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde schaltete ich ab.
Das völlig nichtssagende Gefasel von diesem Bergsteiger Messner mitten hinein in die Musik war unerträglich. Was sollte das? Erstens war es ohne jeglichen gedanklichen Tiefgang, was den Sinn des Bergsteigens anbelangt, zweitens hat Thema "Bergsteigen" als solches mit der "Alpensinfonie" von Strauss herzlich wenig zu tun. Denn die ist wirklich tiefsinnig. Bezeichnend ist ja, dass das musikalische Material aus einem Entwurf stammt, den Strauss mit den Titeln "Künstlers Liebes- und Lebenstragödie", "Künstlertragödie" und "Liebestragödie eines Künstlers" versehen hatte. Und am 19. Mai 1911, dem Tag nach Mahlers Tod, notierte er in sein Tagebuch: "Ich will meine Alpensinfonie den Antichrist nennen, als da ist: sittliche Reinigung aus eigener Kraft, Befreiung durch die Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur."
Statt der Möglichkeit, über den durchaus tiefgründigen, von Nietzsche inspirierten musikalischen Gehalt der Musik der "Alpensinfonie" und das ihr zugrunde liegende Programm etwas vorab (!!) oder hinterher zu erfahren, teilt man mir mitten mit, dass man sich ganz oben auf dem Gipfel wie von der Natur selbst hochgehoben fühlt und dann, wenn man unten ist, in ein tiefes Loch fällt, weil die "Idee tot ist". Na sowas!
Es ist schon erstaunlich, auf welch verrückte Ideen die Leute kommen, die meinen, man müsse klassische Musik an die ihr fernstehenden Menschen heranführen, sie ihr zugänglich machen. Hier, in diesem Fall, hat man erreicht, dass sie für einen solchen Menschen zum Background-Sound für das Messner-Geschwafel wird.