Robin Ticciati — Ein neuer Stern am Dirigentenhimmel

  • Hab mich von Jan Brachmann (FAZ), der diese - oben freundlicherweise von Caruso angezeigte - Sendung des RBB als bedeutendes Ereignis ankündigte, dazu bewegen lassen, mir das anzusehen und anzuhören. Sogar die Aufnahme-Taste hatte ich gedrückt. Nach etwas mehr als einer halben Stunde schaltete ich ab.

    Das völlig nichtssagende Gefasel von diesem Bergsteiger Messner mitten hinein in die Musik war unerträglich. Was sollte das? Erstens war es ohne jeglichen gedanklichen Tiefgang, was den Sinn des Bergsteigens anbelangt, zweitens hat Thema "Bergsteigen" als solches mit der "Alpensinfonie" von Strauss herzlich wenig zu tun. Denn die ist wirklich tiefsinnig. Bezeichnend ist ja, dass das musikalische Material aus einem Entwurf stammt, den Strauss mit den Titeln "Künstlers Liebes- und Lebenstragödie", "Künstlertragödie" und "Liebestragödie eines Künstlers" versehen hatte. Und am 19. Mai 1911, dem Tag nach Mahlers Tod, notierte er in sein Tagebuch: "Ich will meine Alpensinfonie den Antichrist nennen, als da ist: sittliche Reinigung aus eigener Kraft, Befreiung durch die Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur."

    Statt der Möglichkeit, über den durchaus tiefgründigen, von Nietzsche inspirierten musikalischen Gehalt der Musik der "Alpensinfonie" und das ihr zugrunde liegende Programm etwas vorab (!!) oder hinterher zu erfahren, teilt man mir mitten mit, dass man sich ganz oben auf dem Gipfel wie von der Natur selbst hochgehoben fühlt und dann, wenn man unten ist, in ein tiefes Loch fällt, weil die "Idee tot ist". Na sowas!

    Es ist schon erstaunlich, auf welch verrückte Ideen die Leute kommen, die meinen, man müsse klassische Musik an die ihr fernstehenden Menschen heranführen, sie ihr zugänglich machen. Hier, in diesem Fall, hat man erreicht, dass sie für einen solchen Menschen zum Background-Sound für das Messner-Geschwafel wird.

  • Es war eine bittere Enttäuschung.
    Ich hatte mich so auf Ticciati mit Strauss gefreut, aber das Arrangement mit den Einblendung der Worte von Messner fand ich total ungenießbar. Da wurde nichts gewonnen aber viel kaputt gemacht!

    Im übrigen: Was an der Einwürfen Messners philosophisch war, hat sich mir nicht erschlossen.
    Deshalb kann ich nur mit einem Philosophen fragen:


    Quem iuvat?



    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Was an der Einwürfen Messners philosophisch war, hat sich mir nicht erschlossen.

    Ich habe häufiger in meinen "Business" mit Amerikanern zu tun. Dort wird dann häufig jeder 10-Sekunden-Gedanken-Quickie als Philosophie ausgegeben. "My philosophy ...". In Amerika ist man auch der Meinung, trivialen Softwarecode patentrechtlich schützen zu müssen.


    Das sind also nur Amerikanismen, die den weiten Weg über den Ozean gefunden haben :(

  • Wer hat sich denn von diesem seltsamen Format "der besonderen Art" ernsthaft etwas erwartet? Ticciati ist jedenfalls bestimmt nicht der Schuldige. Ich glaube, auch nicht Messner. Es wurde vom Sender einfach zusammengefügt, was nicht zusammenpasst. Die einen beklagten das Gequatsche, andere mögen sich hingegen bei Messners Schilderungen durch die Musik gestört gefühlt haben (außerhalb unserer Blase gibt es ja auch noch Menschen). Letztlich erwies man beiden Gruppen einen Bärendienst.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Diejenigen, die diese Produktion verpasst haben, von der hier gerade die Rede ist, und wissen wollen, worum es hier geht, sie können sie hier sehen und hören:



    Und zum Thema:

    Wenn man über den Messner-Quatsch hinweghört, der mit einer "Philosophie von Alpenlandschaftserfahrung" nicht das Mindeste zu tun hat (denn darum ginge es ja, wenn überhaupt), dann vernimmt man, welch bemerkenswerte dirigentische Leistung Robin Ticciati hier erbracht hat.

  • Immerhin zeigt die recht zahlreiche Reaktion hier im Thread, daß die teilweise abfällige Bewertung der "Alpensinfonie" nicht alle Taminos teilen. Sehr schön, ich mag sie schon lange. Im Prinzip war es diese Programmmusik, die mir den Weg in den Konzertsaal öffnete.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Norbert

    Hat den Titel des Themas von „Robin Ticciati — Ein neuer Stern am Dirigentenhimmel?“ zu „Robin Ticciati — Ein neuer Stern am Dirigentenhimmel“ geändert.
  • die teilweise abfällige Bewertung der "Alpensinfonie"

    Nanu? Wer denn, wo denn?

    Das würde mich wundern.

    Allein die Gestaltung des "Abstiegs" in Gestalt einer umgekehrten Reihenfolge der musikalischen Motive, die ihrerseits als Umkehrungen (auf den Kopf gestellt) angelegt sind, ist ein großartiges, geradezu geniales kompositorisches Werk.

  • ... vernimmt man, welch bemerkenswerte dirigentische Leistung Robin Ticciati hier erbracht hat.

    Jawohl!
    Gut, dass Du das noch mal gewürdigt hast. Darum habe ich auch nicht abgeschaltet sondern bis zum geheimnisvoll, geradezu mystisch ausmusizierten Schluss gehört.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • was die bereits befürchtete Quatscherei von Messner betrifft.


    Das völlig nichtssagende Gefasel von diesem Bergsteiger Messner


    das Arrangement mit den Einblendung der Worte von Messner fand ich total ungenießbar


    Wenn man über den Messner-Quatsch hinweghört,

    Für mein Dafürhalten ist Messner nicht der richtge Adressat für die herbe formulierte Kritik. Wer einen Bergsteiger für gewiss sehr viel Geld einkauft, bekommt einen Bergsteiger und keinen Philosophen. Messner hat gesagt was er immer sagt - und schreibt. Der für geistige Höhenflüge nicht bekannte öffentlich-rechtliche RBB ist es gewesen, der mit einer vollmundigen Ankündigung auf Quotenfang ging. Und auch die FAZ ist darauf hereingefallen. Das lässt besonders tief blicken. Und Ticciati? Der macht da auch mit.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nanu? Wer denn, wo denn?

    Haben die nicht hingehört?

    "abfällig" wurde die Alpensinfonie oft bezeichnet, da sie als reine Programmsinfonie bewertet wurde und vom klassischem Standpunkt auch keine Sinfonie darstellt. Du kennst sicher selbst mehrere dieser "Abwertungen". Selbst der kleine Harenberg schreibt auf Seite 828 von fehlender musikalischer Spannung und bemängelt fehlende geistige Dimensionen. Ein Kritiker der Uraufführung konnte sich eine satirische Pressemitteilung in der Zeitschrift "Signale für die musikalische Welt" vom 13.10.1915 nicht verkneifen, eine Satire, die das Werk nicht verdiente. Ich kann weiter suchen und würde finden.


    Hier im Forum wird sie überwiegend positiv gesehen, was mich wieder sehr freut. Ich liebe dieses Werk. Wie Du weiter oben lesen kannst, hat mir die Interpretation durch Ticciati sehr zugesagt. Kritiker sollten bedenken, daß Strauss zur Komposition dieses Werkes die Bemerkung entschlüpfte, daß er dabei instrumentieren gelernt habe. Und was sind seine Kritiker gegen Richard Strauss selbst....?????

    In einem Punkt gebe ich allen Beiträgen hier im Forum Recht, die weder Messner noch dem Orchester oder dem Dirigenten die Schuld an dem in meinen Augen mißratenen Experiment geben (es gibt leider noch weitere bebilderte Darbietungen der Alpensinfonie, die noch weiaus schlimmer mit der herrlichen Musik umgehen). . Es sind wohl eher die Verantwortlichen für das Konzept, denen unser Mißfallen gilt. Allerdings sollte man dem verdienten Bergsteiger doch auch den Rat geben, bei seinen Leisten zu bleiben.


    La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Für mein Dafürhalten ist Messner nicht der richtge Adressat für die herbe formulierte Kritik. Wer einen Bergsteiger für gewiss sehr viel Geld einkauft, bekommt einen Bergsteiger und keinen Philosophen. Messner hat gesagt was er immer sagt - und schreibt.

    Danke, lieber Rheingold1876, dass Du Messner vor diesen Anwürfen in Schutz nimmst, die er auch meiner Meinung nach nicht verdient hat. Reinhold Messner hat in seinem Leben vieles geleistet, für das ich ihn bewundere. Beiträge zur Philosophie gehören nicht dazu. Er wäre besser beraten gewesen, bei diesem Projekt des RBB nicht mitzuwirken, aber die gleiche Kritik könnte man gegen Robert Ticciati vorbringen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Beitrag gelöscht. Er hatte das Thema "Reinhold Messner" zum Gegenstand, und hätte damit nichts für diesen Thread gebracht.


    Schön wäre, so denke ich gerade, wenn man hier stattdessen Beiträge zu Straussens "Alpensinfonie" in der Interpretation durch Robin Ticciati lesen könnte.

    Diskussionswürdig wäre aus meiner Sicht auch die Frage, ob und in welcher Weise Ticciati bei dieser Produktion überhaupt mitgewirkt hat. Damit wäre das höchst bedeutsame Thema "mediale Präsentation von klassischer Musik heutzutage" angesprochen.

  • Der rbb ist ja nun wahrlich kein Klassik-Sender. Wer die Ankündigung auch im VT richtig las, konnte sich schon denken, wie das Ergebnis ist. Musikunterricht zu später Stunde. Schade, ich schätze wie schon gesagt den Dirigenten sehr, deshalb ist es bedauerlich, dass ihm eine ungestörte Wiedergabe im TV versagt wurde. Er hat sich vielleicht nur darauf eingelassen, um überhaupt mal im Fernsehen zu sein, andererseits ist das DSO Berlin Teil der Rundfunk-Orchester und Chöre gGmbH und muss sich deshalb dem Sender unterordnen. Messmer hin oder her, in die Musik hineinzuquatschen, finde ich niveaulos.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ehrlich gesagt: Viel Lärm um nichts. Was ändert diese Sendung am Range Ticciatis als bedeutendem Dirigenten der jüngeren Generation? Ich kenne manche seiner Einspielungen, auch ein paar Rundfunkmitschnitte. Das hat mir doch insgesamt sehr zugesagt, so dass ich ihn längst, wohl seit 2013 (Eröffnung dieses Themas), unter den potentiell interessanten heutigen Dirigenten abgespeichert habe. Er macht viel Berlioz, eher wenig gespielten Bruckner (Nr. 6) und auch eher randständiges Repertoire. Das ehrt ihn sehr. Er hat dem DSO Berlin damit auch ein eigenes Profil verliehen, abseits vom Mainstream. Mittlerweile gibt es ja auch eine ganze Reihe an offiziellen Aufnahmen unter seinem Dirigat, über die man hier mal debattieren könnte, anstatt dieses missglückte Fernsehformat jetzt über Gebühr zu diskutieren.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph, ist es unerwünscht, mißglückte TV-Übertragungen zu sehen und dann darüber zu reden? Hier besteht doch gerade die Möglichkeit, auch unter Taminos etwas zu bereden, bei dem eigentlich jeder von uns die Möglichkeit hat, sich von der Qualität zu überzeugen!

    Bei Besprechung von CD´s wird vorausgesetzt, daß jeder diese CD hat und hört. TV-Übertragungen kommen glücklicherweise wieder öfter, bei arte, 3-Sat, Alpha, und auch bei einigen 3. Programmen. Solche Diskussionen geben mir mehr als Diskussionen von Neuerscheinungen, die nur eine kleinere Anzahl Sammler besitzen. Mit Ticciati war diese Übertragung meine erste Bekanntschaft, und er hat mich überzeugt.


    La Roche

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    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hier besteht doch gerade die Möglichkeit, auch unter Taminos etwas zu bereden, bei dem eigentlich jeder von uns die Möglichkeit hat, sich von der Qualität zu überzeugen!

    Das ist ein wichtiger Aspekt, und es ist gut, dass Du darauf hinweist, lieber La Roche. Denn das sachbezogene Reden miteinander findet im Forum viel zu wenig statt, und sehr oft liegt die Ursache dafür darin, dass die Grundlage fehlt: Die gemeinsame Kenntnis der Sache. Eben deshalb habe ich den Link zu dieser Produktion hier eingestellt.

    Und diskussionswürdig ist diese Sache überdies, wenn man sie einmal als ein methodisches Konzept betrachtet - und das steht ja doch wohl auch dahinter - klassische Musik gleichsam "unter die Leute zu bringen".


    Ist so etwas der richtige Weg?

    Man verkoppelt die Präsentation der Musik mit einer allseits bekannten, wegen ihrer "Leistungen" sogar - wie man hier lesen kann - bewunderten Persönlichkeit, lässt sie von diesen Leistungen, die ja einen Bezug im weitesten Sinne zur Thematik der Musik haben, im Gestus tiefsinniger Reflexion plaudern, und schon meint der in der Rezeption klassischer Musik wenig Erfahrene, er habe etwas von dem verstanden, was die Musik sagen will.

    Das dürfte der Gedanke gewesen ein, der hinter dieser Produktion stand. Man hätte ja noch weiter gehen und auch auch einige Alpenlandschaftsbilde einblenden können. Davon hat man aber glücklicherweise abgelassen.


    Ich habe oben bestritten, dass es einen Bezug zwischen dem gäbe, was Messner zu sagen hat, und dem, was die Musik sagt. Im weitesten Sinne gibt es den aber doch, wie mir jetzt klar wurde, als ich mir das Ganze noch einmal anhörte. Strauss wollte ja mit seinem aus Naturerfahrung hervorgehenden, durch sie inspirierten und deshalb illustrativ abgelegen Konzept der Tondichtung eine gegen Gustav Mahler sich richtende gleichsam anti-metaphysische Musik vorlegen, und das mit dem Ziel: "Sittliche Reinigung aus eigener Kraft, Befreiung durch die Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur."

    Und wenn man Reinhold Messner zuhört, kann man diesen Gedanken der "Reinigung" durch unmittelbare Bergwelt-Naturerfahrung mit einigem guten Willen heraushören aus dem, was er sagen will.


    Dass ich einem solchen Konzept der medialen Präsentation von klassischer Musik höchst kritisch gegenüberstehe, deutete ich oben bereits an.

    Aber man kann das ja auch ganz anders sehen und beurteilen, - - und darüber unter permanentem Sachbezug freundlich reden.

  • Ich weiß nicht, wieso "Leistungen" hier nach der Diskussion gestern jetzt wieder so abwertend in Anführungszeichen gesetzt werden muss. U.a. 14 Achttausender zu erklimmen ist nicht nichts. Davon können sich manche Theoretiker und Sesselfurzer eine Scheibe abschneiden. Messner hat wirklich was geleistet in seinem Leben, ebenso Leute wie beispielsweise Leberecht von Blücher, Max Schmeling oder Elly Beinhorn, auch wenn das vielleicht keine überragenden Geistesriesen waren.


    Dass ein möglicherweise angedachtes pädagogisches Konzept bei dieser rbb-Sendung nicht aufgegangen ist, wurde ja schon festgestellt. Höchstwahrscheinlich war es gar nicht die Intention der Macher für eine Sendung am Sonntagabend um 22.00 Uhr, sondern eine Art (möglicherweise missglücktes) Experiment. Reinhold Messner ist als "Zugpferd" ein bekannter Name, Robin Ticciati eher noch nicht. Hier nochmal die Ankündigung des rbb:

    Robin Ticciati dirgiert eine philosphische Bergtour - mit Reinhold Messner Eine Alpensinfonie

    So 04.07.2021 | 22:00 | rbb Fernsehen

    Eine musikalische Gipfelerstürmung mit dem Bergsteiger Reinhold Messner.

    Richard Strauss beschreibt in seiner Alpensinfonie eine abenteuerliche Bergwanderung in Tönen. Rund 125 Musiker begaben sich auf diese ganztägige Tour über Wiesen, Auen und für den Aufstieg. Eine Wanderung, die über Almwiesen führt, an einem Wasserfall vorbei, den Gipfel erreicht, im Sonnenaufgang, im Gewittersturm und selbst die Kuhglocken fehlen nicht.


    Reinhold Messner auf Schloss Sigmundskron bei Bozen in Südtirol (Italien), 2014; © dpa/Steffen Kugler


    Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin spielt die Alpensinfonie unter der Leitung ihres Chefdirigenten Robin Ticciati, und der legendäre Bergsteiger Reinhold Messner wird dazu über seine Bergerfahrungen berichten.


    Mehr nicht!


    Man kann doch froh und dankbar sein, wenn sich überhaupt noch irgendeiner heutzutage für diese Art von Musik interessiert und sich das anschaut und nicht lieber Wimbledon oder die Fußball-EM guckt. In ein paar Jahren oder Jahzehnten ist das sowieso vorbei. Irgendwelche hochtrabenden Ideen von der korrekten pädagogischen Vermittlung und adäquaten Rezeption(shaltungen) sind in diesem Zusammenhang wirlichkeitsfern und vom medialen Standpunkt aus nicht mehr zeitgemäß.

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • Reinhold Messner hat in seinem Leben vieles geleistet, für das ich ihn bewundere. Beiträge zur Philosophie gehören nicht dazu.

    Lieber Bertarido,


    er ist kein "Fachphilosoph" natürlich. Aber etwas zu sagen hat er schon - zuletzt zu sehen in seinem schönen Jubiläumsfilm über den Nanga Parbat. Er baut dort Schulen, hat mehrere Museen eingerichtet in Südtirol. Und er hat schon so etwas wie eine "Lebensphilosophie" mit bemerkenswerten Einsichten und Initiativen. Nur hier wohl völlig Fehl am Platz! Ich werde da mal heute Abend reinschauen! :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • Diejenigen, die diese Produktion verpasst haben, von der hier gerade die Rede ist, und wissen wollen, worum es hier geht, sie können sie hier sehen und hören:

    Vielen Dank für das Zurverfügungstellen der Sendung. Ich hatte mir ein völlig anderes Bild gemacht aufgrund der hier auftauchenden, doch ziemlich abfälligen Beschreibung der Sendung.


    Meine Voraussetzungen. Richard Strauss ist für mich ein Erlebnis aus den Jugendjahren, Till Eulenspiegel (fand ich damals gut), Zarathustra und andere symphonische Dichtungen habe ich mir schon jahrzehntelang nicht mehr angehört..... Wahrscheinlich hätte ich mir die Alpensinfonie ohne diese Diskussion hier auch nicht angehört.


    Ich finde den Text, den Messner spircht für einen Bergsteiger gar nicht so schlecht... Ich hatte vieeel Schlimmeres erwartet. Und die Alpensinfonie (ohne mich auch nur darum zu kümmern, was Strauss sich so im Hintergrund dabei gedacht hat) malt die Beschreibung doch gar nicht so schlecht aus. Er berichtet mal am Anfang, wie er den Bergsteigertag beginnt und tatsächlich untermalt die folgenden Musik doch ganz hervorragend diese Gefühle (ein grundsätzlicher Vorteil spätromantischer Musik)


    Ich habe mir die Sendung mit Spannung angehört, obwohl ich mit Sicherheit in die Kategorie der "Sesselfurzer" zu zählen bin. Vielleicht hat gerade die Entfernung zum Bergsteigen als Tätigkeit und der Musik für mich das Erlebnis ausgemacht. Also.... für mich war die Sendung okay. Ich habe schon an diversen Orten mehr "Geschwafel" gehört als in dieser Sendung.


    Beste Grüße aus meinem Sessel ......

  • Ich weiß nicht, wieso "Leistungen" hier nach der Diskussion gestern jetzt wieder so abwertend in Anführungszeichen gesetzt werden müssen. U.a. 14 Achttausender zu erklimmen ist nicht nichts. Davon können sich manche Theoretiker und Sesselfurzer eine Scheibe abschneiden.

    Du sagst es! Aber das mag für manchen ausschließlich geistig arbeitenden Menschen schwer vorstellbar sein. Ich würde mir von diesen nur mehr Offenheit dafür wünschen, dass Leistungen nicht nur im Abfassen von klugen Texten bestehen müssen. Gelegentlich werden Menschen mit solchen Leistungen sogar zum Gegenstand von Symphonien, um mal wieder den Bogen zum Thema des Forums zu schlagen.

    er ist kein "Fachphilosoph" natürlich. Aber etwas zu sagen hat er schon - zuletzt zu sehen in seinem schönen Jubiläumsfilm über den Nanga Parbat. Er baut dort Schulen, hat mehrere Museen eingerichtet in Südtirol. Und er hat schon so etwas wie eine "Lebensphilosophie" mit bemerkenswerten Einsichten und Initiativen.

    Völlig d'accord!

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Jede Meinung hat eine gewisse Berechtigung. Mich hat Messners Dazwischengequatsche gestört. Das mögen andere anders sehen, aber für mich war das nichts.

    Übrigens hat keiner hier Messners Leistungen als Bergsteiger, evtl. auch bei den Grünen im Europaparlament, für die Erhaltung asiatischer und alpenländischer Kulturen, bei der Testung der Grenzen menschlicher Leidens- und Belastungsfähigkeit bis hin zum Südpol usw. in Frage gestellt. Auch ich nicht. Da hat er Übermenschliches geleistet (und anschließend auch gut vermarktet).

    Ob er den Text zur Sendung selbst geschrieben hat? Ich weiß es nicht. Ich achte und bewundere ihn, da ich selbst sehr aktiv als Wanderer unterwegs war, auch in Südtirol, und habe da meine Sesselfurzerbequemlichkeit überwunden, bei Wanderungen bis zu 43 km am Stück.

    Ich wiederhole aber gerne meine Meinung "Schuster bleib bei Deinen Leisten". Der RBB hat ihm, hat Ticciati und meiner Lieblings"sinfonie" keinen Gefallen getan. Wahrscheinlich kenne ich das Stück auch zu gut, immerhin hören wir verschiedene Aufführungen mind. 1x jährlich und lassen uns keine TV-Interpretation und Live-Aufführung in meinem Einzugsbereich entgehen (wir = gemeinsam mit meiner Frau). Live habe ich das Gewandhausorchester mehrmals, das Sinfonieorchester des Bayrischen Rundfunks (unter Maazel zu Strauss-Festspielen in Garmisch), die Jenaer Philharmonie, die Staatskapelle Weimar, das Geraer Orchester (davon gibt es sogar eine CD), die Robert-Schumann-Philharmonie und auch 2x in Dresden sowohl die Staatskapelle als auch die Philharmonie erlebt. Und es war ohne Erklärung immer ein Erlebnis. Das am Sonntagabend sehe ich nicht in dieser Reihe, wenn mich - wie mehrfach erwähnt - auch die Orchesterleistung und das Dirigat sehr überzeugt haben.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich bin nicht überrascht, dass so ein Format ausgerechnet vom RBB kommt, Brandenburg und Berlin beinhalten sicher ganz unterschiedliche Hörerkreise, denen der Sender es recht machen will/ muss. Sender und Produzenten steht es frei, auch mal was anderes zu produzieren als Mainstream und alte Schlager hochleben lassen. Ticciati hat schon weiss der Herr welche Superorchester in Mitteleuropa und auch die Philadelphia- und Cleveland- Orchester (u.a. !) dirigiert und wird sich auch zur hier besprochenen Produktion nicht besonders verbogen haben.


    Es ist reine Geschmacksache, ob man sich diese Sendung geben will oder nicht, mitsamt eines Kommentars eines in vieler Hinsicht besonders befähigten Menschen, der sicherlich nicht philosophisch schwadronieren will. Er hat sich in Grenzbereichen aufgehalten und auch solche Erfahrungen gemacht, und er hat rechtzeitig mit dem Bergsteigen aufgehört.


    Ich dagegen habe bisher nur fünf Narkosen erlebt und besitze drei CD- Versionen der Alpensymphonie ohne Zwischenkommentare. ;):)

  • Ich widerstehe der Versuchung, auch nur noch ein einziges Wort hier zur Person Reinhold Messner von mir zu geben und mich zu den Unterstellungen zu äußern, die mir gegenüber erhoben wurden, die Einschätzung seiner Leistungen betreffend. (Die Anführungszeichen auf diesem Wort waren das, was sie gemeinhin bedeuten: Ein Zitat). Aber Schluss damit, das gehört nicht hierher!


    Es geht mir um die "Alpensinfonie" und die Frage, ob der Versuch, so wie er hier unternommen wurde, sie dem Nicht-Klassikhörer zu erschließen, sinnvoll ist. Das muss ich - aus meiner Sicht - verneinen.

    Wenn schon eine Person eingeblendet wird, die sich zu diesem Werk äußert, dann sollte deren Kommentar einen direkten Bezug zum Werk aufweisen, also zum Beispiel auf das ihm zugrundeliegende

    Programm eingehen. Diese "Episoden" kann man ja wiedergeben, sogar mit Taktangabe (die sollte freilich ausgeklammert bleiben):

    "Wanderung neben dem Bache" (T.272)

    "Am Wasserfall" (T.292)

    "Erscheinung" (T.301)

    "Auf blumige Wiesen" (T.333)

    "Auf der Alm" (T.366)

    ""Durch Dickicht und Gestrüpp auf Irrwegen" (T. 436) .... Und so weiter.


    Hätte der Kommentator also nicht von sich selbst erzählt und von seinen Bergsteiger-Erfahrungen berichtet, sondern einen Text eigens zu diesem musikalischen Werk verfasst, in den er ja durchaus eine eigenen Erfahrungen unter dem Aspekt Ich - Natur hätte einfließen lassen können, in dem aber eine Bezugnahme auf dessen "Programm" zu vernehmen gewesen wäre, dann hätte die Sache durchaus einen Sinn gehabt, und man hätte dafür vielleicht sogar das Sich-Hineindrängen in die Musik in Kauf genommen. Vorgeschaltet wäre freilich besser gewesen.

    Aber all das ist in dieser Produktion ja nicht der Fall. Die Nicht-Bezugnahme auf den Gehalt der Musik führt dazu, dass man - ich jedenfalls - den Kommentar als regelrechte Störung derselben empfindet.

    Das ist - mit Verlaub - ganz einfach schlecht gemacht.

  • Hätte der Kommentator also nicht von sich selbst erzählt und von seinen Bergsteiger-Erfahrungen berichtet, sondern einen Text eigens zu diesem musikalischen Werk verfasst, in dem eine Bezugnahme auf dessen "Programm" zu vernehmen gewesen wäre, dann hätte die Sache durchaus einen Sinn gehabt, und man hätte dafür vielleicht sogar das Sich-Hineindrängen in die Musik in Kauf genommen.

    Das wäre selbstverständlich das Optimum gewesen. Ich vermute aber, dass sich Reinhold Messnner nicht wirklich für die Musik von Strauss interessiert. Die Idee war eher umgekehrt: man nehme Messner als Zugpferd und untermale seinen Beitrag mit der Alpensinfonie. Vielleicht interessiert sich dann noch jemand für die Musik im Hintergrund (So wie man im Abspann eines Filmes auch mal nachschaut, von wem die Musik war)


    Es ist zugegebenermaßen für die Liebhaber dieser Musik schwieriger zu rezipieren, als für einen Außenseiter wie mich (Ich kann mich erinnern bei der Umgestaltung der Winterreise in einem anderen Thread ähnliche Schwierigkeiten gehabt zu haben)


    Wenn man sich aber wünscht, dass ein Nicht-Klassik-Liebhaber einmal in die Alpensinfonie hineinhört, scheint mir der Ansatz gar nicht so schlecht zu sein

  • Wenn man sich aber wünscht, dass ein Nicht-Klassik-Liebhaber einmal in die Alpensinfonie hineinhört, scheint mir der Ansatz gar nicht so schlecht zu sein

    Ja nur in diesen Fällen. Aber für uns hier alle trifft das eben nicht zu. Und damit ist sicher genug geschrieben zu diesem Thema. Ich habe die Aufnahme natürlich gelöscht.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • ... und ist eben deshalb nicht reflexions- und diskussionswürdig?

    Doch, das ist es sicherlich. Wenn wir uns alle einig sind, dass wir - stellvertretend für alle anderen regelmäßigen Klassik-Hörer - nicht die Zielgruppe dieses Konzert-Formats waren, dann ist doch die Frage, ob dieses Format geeignet war, um Menschen an das Werk heranzuführen, die sich sonst eben nicht dafür interessiert hätten. Du, lieber Helmut, hast diese Frage ja schon verneint.

    Die Idee war eher umgekehrt: man nehme Messner als Zugpferd und untermale seinen Beitrag mit der Alpensinfonie. Vielleicht interessiert sich dann noch jemand für die Musik im Hintergrund (So wie man im Abspann eines Filmes auch mal nachschaut, von wem die Musik war)

    Wäre das als Ziel einer solchen Konzertübertragung nicht etwas dürftig?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wäre das als Ziel einer solchen Konzertübertragung nicht etwas dürftig?

    Am besten ist es wohl, wir fragen direkt bei Frederic Wake-Walter mal nach, was er dem geneigten Rezipienten mit diesem TV-Experiment vermitteln wollte und wer die angedachte Zielgruppe ist. Dann sind wir vielleicht schlauer.

    >>So it is written, and so it shall be done.<<

  • dann ist doch die Frage, ob dieses Format geeignet war, um Menschen an das Werk heranzuführen, die sich sonst eben nicht dafür interessiert hätten.

    Bei mir ist das tatsächlich gelungen. Ich habe mir die Alpensinfonie mal auf den Bestellzettel geschrieben. Durch Messner habe ich jetzt ein wie auch immer geartetes Narrativ zu der Musik.


    Wäre das als Ziel einer solchen Konzertübertragung nicht etwas dürftig?

    Wie man es sieht. Der offensichtlich bekannte Dirigent Ticciati war sich nicht zu schade für das Programm. Meine Formulierung war auch ein wenig überspitzt. Die Musik hatte in der Sendung schon noch einen prominenteren Platz als bei einem normalen Kinofilm. Aber jetzt einmal ehrlich in die Augen geschaut: Wenn die Sendung es geschaftt haben sollte, dass jemand, der sich eigentlich für Messner und seine Bergsteigergeschichten interessierte (Das wird die Mehrheit gewesen sein) sich nun doch einmal Straussens Alpensinfonie holen sollte (Beispiel ich) und die sich noch einmal in Ruhe anhörte, das wäre doch schon ein gutes Ergebnis.


    Man muss da als Liebhaber dieser Musik sicher ein paarmal über seinen Schatten springen, aber vielleicht gibt es danach einen neuen Liebhaber von Richard Strauss' Musik. Das wäre in meinen Augen nicht dürftig

  • Bei mir ist das tatsächlich gelungen. Ich habe mir die Alpensinfonie mal auf den Bestellzettel geschrieben. Durch Messner habe ich jetzt ein wie auch immer geartetes Narrativ zu der Musik.

    Man muss da als Liebhaber dieser Musik sicher ein paarmal über seinen Schatten springen, aber vielleicht gibt es danach einen neuen Liebhaber von Richard Strauss' Musik. Das wäre in meinen Augen nicht dürftig

    Wenn Du durch diese Sendung zum Liebhaber der Alpensinfonie wirst, dann hat sie sich auf jeden Fall gelohnt. ;)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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