Klavierkonzerte des 20. und 21. Jahrhunderts

  • Wenn es um unterhaltsame und schöne Klavierkonzerte des 20. und 21. Jahrhunderts geht, darf das von Friedrich Gulda nicht fehlen. Das Concerto for Myself ist nicht zuletzt auch ein Konzert für Ursula Anders, die Schlagzeugerin war und mit der er auch den Liederkreis von Schumann aufgenommen hat. Nebenbei war sie über viele Jahre seine Lebensgefährtin. ;) Das "Lament for U" und andere Satzbezeichnungen haben also eine augenzwinkernde Doppelbedeutung.


    Ich möchte auf eine sehr interessante Einspielung hinweisen.



    Es spielt das Giraud Ensemble Chamber Orchestra mit den eigenen Solisten das Gulda-Konzert (erste Aufnahme ohne den Komponisten am Flügel nach Booklettext), die klassiche Sinfonie von Prokofieff (durchaus auch eine augenzwinkernde Komposition ;)) und das Konzert für zwei Klaviere von Poulenc, was hier im Thread auch schon mehrfach positiv erwähnt wurde.


    Das Ensemble spielt mit Begeisterung (also keine vertrötenden Wiener Philharmonischen Bläser :P) in einer sehr durchsichtigen Kammerbesetzung, was vielleicht ein wenig Umgewöhnung braucht, aber im Endeffekt auch wegen der ausgezeichneten technischen Qualität der Aufnahme neue Reize liefern kann.


    Da das Gulda-Konzert noch nicht im Thread auftauchte , hier noch ein Webverweis mit den Berlinern



    live aus dem Jahre 1991. Vom 3. März aus dem Kammermusiksaal der Philharmonie (irgendwie fragt man sich schon, wie man dieses Orchesteraufgebot in den Kammermusiksaal hineinbekommt??)

  • Wo wir schon bei etwas ungewöhnlichem Repertoire sind. Der britische Rock-Keyboarder, Pianist und Komponist Keith Emerson (*1944 - †2016) hat sich in den Siebzigern im Rahmen von Emerson, Lake & Palmer um die Verbreitung klassicher Musik in eigenen Bearbeitungen verdient gemacht. Viele haben in der Schule die Namen Ginastera, Mussorsgki, Copland und Gulda überhaupt durch ELP zum erstenmal gehört......


    Emerson veröffentliche auf dem 77-ger Album Works vol. I sein Klavierkonzert Nr 1. Anders, als viele andere Versuche von etablierten Rockgruppen, die Rockformation mit einem klassichen Orchester spielen zu lassen ( Deep Purple Concerto for Group and Orchestra) handelt es sich hier um ein "im klassichen Sinne" komponiertes Klavierkonzert.


    Hier vom Originalalbum mit dem London Philharmonis Orchestra unter der Leitung von John Mayer




    Emerson war ein fanatischer Pianist, was ihm später dann zum Verhängnis wurde. Seine wohl nicht mehr heilbare fokale Dystonie der rechten Hand trieb ihn 2016 in den Suizid.


    Die blinde Jazzpianistin und Multiinstrumentalistin Rachel Flowers hat sein Klavierkonzert für Flöte und Klavier bearbeitet. Sie spielt live und beide Instrumente gleichzeitig. Da muss ein paar Schnitzer in Kauf nehmen. Irgendwie trotzdem sehr sympathisch ...


  • Ich habe durch Zufall einen kleinen Film über Dieter ammann und die Entsehung des Klavierkonzertes gefunden. Ein wenig Schwitzerdütsch ist für das Verstehen des Filmes hilfreich. Untertitel fehlen ;)


  • Ich habe das Klavierkonzert Gran Toccata von Dieter Ammann im Web gefunden


    Es spielen:

    Andreas Haefliger, Klavier

    BBC Symphony Orchestra

    unter der Leitung von Sakari Oramu



  • Der britische Komponist Thomas Adès hat nicht nur die Schöpfung als Klavierkonzert notiert, es gibt auch ein 2018 entstandenes Klavierkonzert ohne weitere Einbettung in ein irgendwie geartetes Narrativ. :) Ein profanes Klavierkonzert in klassischen Verschnitt in drei Sätzen .... Wer Gershwin und Bartok mag, wird diesem Ding kaum widerstehen können ...


    Eine Liveaufführung mit dem Boston Symphony Orchestra und dem Komponisten als Dirigenten und Kirill Gerstein als Solisten....




  • Es mag seltsam erscheinen, daß ausgerechnet ich diese hier gezeigte CD mit 2 Klavierkonzerten des 1977 geborenen Komponisten Rembrandt Frerichs (eigentlich ein Jazzmusiker) vorstelle, da zeitgenössische Musik von mir eher gemieden wird. Indes ich habe die Aufnahme entdeckt - sie ist brandneu - und wird vermutlich doch den einen oder anderen Taminoianer interessieren. Wenn ich als grobes Urteil "interessant" und "nicht unanhörbar" vergebe, dann ist das aus meinem Munde höchstes Lob für ein zeitgenössisches Werk. Am Flügel sitzt der Komponist selbst.

    Das Label scheint sich der Hemmschwelle beim Kauf von zeitgenössischen Werken durchaus bewusst zu sein und hat einen moderaten Preis von 10.99 Euro veranschlagt....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lieber Alfred_Schmidt vielen Dank für diesen wertvollen Hinweis. Das Werk befindet sich ab jetzt in meinem Besitz und wird genossen.


    Es mag seltsam erscheinen, daß ausgerechnet ich diese hier gezeigte CD mit 2 Klavierkonzerten des 1977 geborenen Komponisten Rembrandt Frerichs (eigentlich ein Jazzmusiker) vorstelle, da zeitgenössische Musik von mir eher gemieden wird


    Verehrter Forenadministrator, Du stellst Dein Licht hier allzu häufig unter den Scheffel. Abgesehen davon, dass Du häufig Neues vorstellst, ist auch der Bereich, der dabei dem 20. Jahrhundert gewidmet ist, wie mir scheinen will, gar nicht so klein :)

  • Als nächstes geht es um ein Klavierkonzert, von der der Verfasser sich gewünscht hat, dass es nicht mehr aufgeführt wird. Es wurde zwischen 1936 und 1939 komponiert. Seine Uraufführung fand 1939 in Rom mit Walter Gieseking als Solisten statt. Es handelt sich um das Klavierkonzert von Goffredo Petrassi (1904-2003).


    Petrassi schrieb (nach Booklet) nach der Uraufführung "Ich halte diese Partitur für völlig mißlungen. Von einer Einstudierung rate ich dem Pianisten ab". Danach wurde das Konzert zwanzig Jahre lang nicht mehr aufgeführt. Petrassi wich bis zum Ende seines doch sehr langen Lebens von seiner Meinung nicht mehr ab.


    Nach dieser Empfehlung ein wenig zum Werk. Wenn man natürlich auch sehr leicht die Einflüsse erkennen kann, so hat das Konzert trotzdem Schmiss und seinen eigenen Reiz. Der erste Satz sprüht vor rhythmischer Energie. Es gibt interessante Kadenzen. Der zweite Satz hat einen wunderschön lyrischen Anfang, leider schwächelt er tatsächlich an ein paar Stellen melodisch, so will es mir vorkommen. Ich habe dabei wahrscheinlich post mortem noch die Unterstützung des Komponisten :). Nach Booklet soll Ravels Klavierkonzert in G hier Anregungen gegeben haben ... Insgesamt aber ein gar nicht wenig beeindruckender Satz. Der dritte Satz hat beim Hören erst einmal den geringsten Eindruck hinterlassen. Bartók ist unschwer herauszuhören.


    Auf CD



    Es gibt trotz des Unbills des Verfassers doch einige Einspielungen, auch im Web. Hier eine Aufnahme mit Alfonso Alberti


  • Nun zu einem ganz neuen Werk, dem man die Entsehungszeit nicht wirklich anhört. "Easy Listening" ist nicht ganz richtig, aber a bissal romantisch ist's scho. Es hat, wie ich finde schöne Stellen, kommt mir aber auch wenig beliebig vor.


    Der Komponist ist der 1969 in Tel Aviv geborene Nimrod Borenstein. Zu finden ist sein Klavierkonzert Op. 91 aus dem Jahre 2021 auf dieser neu herausgekommenen Scheibe.



    Das Konzert ist der einspielenden argentinischen Pianistin Clélia Iruzun gewidment. Es ist ausgesprochen geschickt instrumentiert. Der erste Satz hat prominent agierende Bläser mit schön integriertem perlenden und staccatierten (?) Läufen. Irgendwie hat man aber alles schon einmal gehört, wenn auch durchaus in anderen Zusammenhängen ...


    Für den interessierten sist das Konzert auch online hörbar






    Wie ist die Meinung der werten Kollegen?

  • Ganz habe ich mir die Musik jetzt (noch?) nicht angehört, Axel, glaube aber, Deinem knappen Umriss auch in den Details bestens folgen zu können.


    Irgendwie mögen wir halt die eklektischen Nummern, denen denn doch ein Schuss Überraschung bis hin zum Raffinement innewohnt.


    (Überdies passt sogar der Name des Komponisten zu den Tönen ... :untertauch:)


    Ich verlinke dann mal was ganz anderes Ähnliches, das im Plattenschrank unmittelbar zuvor oder unwesentlich weiter vorne eingeordnet werden muss:



    The Age of Anxiety / Klavierkonzert


    Das ist eine Bearbeitung von William Bolcoms Klavierkonzert aus dem Jahre 1976. Mittlerweile scheint er noch ein weiteres (oder weitere?) geschrieben zu haben. Die CD, beim Werbepartner vergriffen oder nie verlegt, enthält die Originalversion. Bei dieser Musik schwingt neben grellem Humor auch politische Satire im Finalsatz mit. 45 Prozent Ives Charly, den Rest darfst Du Dir zusammenstellen.


    :) Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

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  • Der Österreicher Ernst Krenek, ein Name, der mir schon lange bekannt ist! Seine Streichquartette habe ich schon vor Urzeiten besorgt 😟 auch Teile seiner Klaviermusik begleiten mit seit Beginn der neunziger Jahre. Die Bedeutung seiner Musik wird mir aber erst sehr langsam klar. Die Streichquartette leiden vielleicht etwas unter der Einspielung durch das Sonare Quartett. Eigentlich nehme ich das aber nicht wahr und habe es nur irgendwo gelesen. :( Seine Klaviermusik war immer schon groß. Man hätte mehr auf den Geschmack von Madge hören sollen ;)


    Erst in letzter Zeit befasse ich mich mit seinen Klavierkonzerten und komme für mich zu erstaunlichen Ergebnissen, was ihre Bedeutung angeht. Krenek scheint musikalisch, anders als viele andere Emigranten, in Amerika in kein kreatives Loch gefallen zu sein. Er schrieb weiter und hat sich dabei auch immer selbst weiterentwickelt. Die Werkgenese ist interessant zu verfolgen.


    Ich fange mal mit seinem ersten Klavierkonzert an. Auf Empfehlung von Eduard Erdmann schrieb Krenek es tonal. Erdmann war auch der Pianist der Uraufführung im Dezember 1923 unter Hermann Scherchen. Es ist in Fis-Dur, eine sehr seltenen Tonart. Vielleicht können ja praktizierende Musiker etwas dazu sagen. Das Werk ist ein Versuch des Übergangs von der Spätromantik in die Moderne. Eine opulente Orchestrierung und manche spontanen Stimmungschwankungen erinnern mich an Mahler (in letzter Zeit erinnert mich immer mehr an den Komponisten) Die Tonalität ist vom Ansatz schon ein wenig schräg und es gibt auch eine Menge Chromatik. Der Anfang mit der Klavier solo Sequenz ist ergreifend und steckt dem Werk einen großen Rahmen ab.


    Das Verhältnis von Klavier und Orchester ist eher mozartisch, anders als viele spätromantische Produktionen dieser Zeit, wo das Orchester dem Klavier einen klanglichen Rahmen liefert (natürlich stimmt das nicht für Busonis Riesenwerk) Es gibt viel Dialog und Übergabe, spannende Entwicklungen..


    Ein ergreifendes Adagio liefert den Übergang zu einem recht skurrilen Satz Allegro moderato (Tempo di Minuetto), den man sich auf jeden Fall anhören sollte


    Die Einspielung von Mikhail Korzhev mit dem Englisch Symphony Orchestra im Jahre 2013 ist die Ersteinspielung!




    und hier aus den Tiefen des WWW


    Ernst Krenek (1900-1991): Concerto per pianoforte e orchestra n.1 op.18 (1923) -- Mikhail Korzhev, pianoforte -- English Symphony Orchestra diretta da Kenneth Woods ---

    I. Moderato
    II. Allegro agitato [5:36]
    III. Adagio [
    16:37]
    IV. Allegro moderato (Tempo di Menuetto) [
    19:40]


  • Poulencs Konzert für zwei Klaviere ist in diesem Thread schon mehrfach positiv vermerkt worden. Tatsächlich beinhaltet Poulencs Werkverzeichnis für die Kombination Klavier und Orchester noch zwei Werke. Eines davon ist sein Klavierkonzert in cis-Moll FP 146 aus dem Jahre 1949.


    Poulenc scheint sein Leben lang immer wieder unter Depressionen gelitten zu haben, Beethoven und Brahms im Klaviersatz und in der kompositorischen Faktur nicht das Wasser reichen zu können ( - Bookletweisheit -) Was er aber IMO unbestreitbar hatte, war ein beachtliches Gefühl für Instrumentierung und ein untrügliches Gespür trotz einfacher Melodik und (nicht immer) einfacher Harmonik wunderbar an Banalität vorbeizuschiffen. Sein Klavierkonzert ist ein wunderbarer Beweis dafür. Er fand dieses Werk wohl auch persönlich gelungener als seine Werke für Klavier solo.


    Es ist für meine Begriffe erstaunlich, welch "positive" Grundstimmung bei vielen Werken Poulenc vorherrscht.


    Es spielt die junge Pianistin Maroussia Gentet mit dem Sinfonieorchester von Radio France unter der Leitung von Mikko Franck


  • Poulencs Konzert für zwei Klaviere ist in diesem Thread schon mehrfach positiv vermerkt worden. Tatsächlich beinhaltet Poulencs Werkverzeichnis für die Kombination Klavier und Orchester noch zwei Werke. Eines davon ist sein Klavierkonzert in cis-Moll FP 146 aus dem Jahre 1949.

    Als ich gerade den LINK zum Hören angeklickt habe, hatte ich es gleich wiedererkannt (leider hier klanglich etwas hiostorisch). Ein charmantes hörenswertes Werk, dass wie so vieles recht unbekannt blieb.

    Auch ich bin grosser Poulenc-FAN und habe mir alles "Wichtige" von ihm vorliegen.


    Das dieses Klavierkonzert (1949) in cis-moll steht, ist in meinen Textheften gar nicht angegeben. Es ist angegeben, dass er es selbst am Klavier unter Charles Munch mit dem Bosten SO 1950 uraufführte.


    Mir liegen die TOP klingenden Aufnahmen mit Pascal Roge-Klavier, Philharmonia Orchestra/Dutoit (Decca), die auf der CD mit dem Konzert für 2 Klaviere und meinem Poulenc-Lieblingswerk, dem Orgelkonzert = Concerto für Orgel, Streicher und Pauken gekoppelt ist;

    sowie einer ebenso tollen CD

    mit drei Tastenkonzerten: Klavierkonzert (1949), Concert champetre für Cembalo und Orchester und dm Orgelkonzert, hier mit Jean-Bernard Pommier-Klavier, City of London Sinfonia, Hickox (Virgin-Classics) vor.


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    Decca, 1992, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das dieses Klavierkonzert (1949) in cis-moll steht, ist in meinen Textheften gar nicht angegeben. Es ist angegeben, dass er es selbst am Klavier unter Charles Munch mit dem Bosten SO 1950 uraufführte.

    Ich bin da mittlerweile etwas vorsichtig, nachdem ich einem Bartókschen Streichquartett eine Tonart verpasst hatte. Die Tonika wurde zwar hin und wieder zitiert, so dass man eine Grundtonart sehr entfernt hätte wahrnehmen können, es gab aber keine klassischen Modulationen. Bei Poulenc hatte ich mir die Tonart nun auch vor langer Zeit notiert und fand jetzt die Harmonik so einfach, dass ich mir einen Fehler nicht vorstellen konnte.


    Wikipedia versieht das Konzert auch mit einer Tonart Poulenc Klavierkonzert, ob's nun stimmt, kann nur eine Untersuchung der Noten hergeben ...


    Danke für den Hinweis auf Pascal Rogé. Von ihm habe ich Kammermusik von Poulenc. Selbstverständlich ist das Cembalokonzert auch ein Hammer, wenn es wohl auch akustisch nicht ganz einfach ist, ein normales Cembalo gegen ein modernes Orchester zu spielen. Damals war wohl das cembalistische Ungetüm von Wanda Landowska das eingeplante Instrument ... :) Das Cembalo in der Neuen Musik

  • Poulencs Konzert für zwei Klaviere ist in diesem Thread schon mehrfach positiv vermerkt worden. Tatsächlich beinhaltet Poulencs Werkverzeichnis für die Kombination Klavier und Orchester noch zwei Werke. Eines davon ist sein Klavierkonzert in cis-Moll FP 146 aus dem Jahre 1949.

    Ich kenne und schätze alle vier (im weiteren Sinne) Klavierkonzerte Poulencs schon lange.


    Das früheste von 1928 ist das Concert champêtre, ein Cembalokonzert. Poulenc schrieb es für die Polin Wanda Landowska. Auf Anregung von Nadia Boulanger, so erfährt man im Booklet der Doppel-CD (siehe unten), beschäftigte Poulenc sich in dieser Zeit mit der Alten Musik und ihren Instrumenten. Poulenc stellt sich damit in die französische Tradition Couperins und Rameaus. Die Musik ist ein faszinierendes Konglomerat aus Historismus und Moderne. Dissonante Akkorde des Cembalos treffen im Hauptsatz z.B. auf die Form der Chaconne. Der langsame Satz kommt als baockisiertes Siciliano daher, während der barocke Tanz im Schlusssatz mit Poulencs moderner Harmonik gestaltet wird. Ein interessantes Werk, das vielleicht nicht zu den bleibendsten Schöpfungen des Jahrhunderts gehört, aber hörenswert ist.


    Es folgt das ungewöhnliche Werk Aubade, bezeichnet als Choreographisches Konzert für Klavier und 18 Instrumente. Es entstand 1929 in der gleichen Zeit wie das Cembalokonzert. Konzipiert als Ballett, hat es sich vor allem als Kammer-Klavierkonzert durchgesetzt. Ebenfalls beginnt es mit einer barocken Form: Einer fanfarenartigen Toccata. Zwischen den Sätzen, die jazzartige Elemente und die typische Klangwelt Poulencs enthalten, sind Rezitaitv I und II eingestreut. Deklamatorische und ebenfalls fanfarenartige Musik. Die weiteren Sätze sind gemäß der ursprünglichen Anlage recht tänzerisch. Sehr interessante, virtuose und wenig bekannte Musik, die zwischen allen Stühlen zu stehen scheint.


    Das häufig erwähnte Doppelkonzert in d-Moll von 1932 entstand als Auftragwerk von Poulencs Mäzänin Winnaretta Singer in Venedig. Angelehnt an Ravels G-Dur-Konzert erinnert mich der Kopfsatz immer auch an Schostakowitschs Klavierkonzerte. Der langsame Satz gilt Poulenc als "Spiel mit dem Porträt Mozarts". Das Werk war ein großer Erfolg für Poulenc.


    Abschließend dann das grade erwähnte Klavierkonzert in cis-Moll von 1950, das ich sehr mag. Wie Wolfgang oben angemerkt hat ist die Grundtonart nicht überall mit angegeben. Ein häufiges Problem, dass ja schon seit Mahler bekannt ist. Das Konzert gehört zum Spätwerk Poulencs, welches häufig vereinfacht und reduziert erscheint. Die vielen melodischen Einfälle des Werkes machen es leicht und angenehm hörbar. Auch die schnell wechselnden Klangbilder und Stimmungen machen das Werk interessant. Es wirkt teilweise fast rhapsodisch auf mich. Anklänge an Schostakowitsch und auch Gershwin höre ich, Poulencs Vorbild für dieses Werk - Saint-Saens - vermag ich kaum zu erkennen.


    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ich höre es gar nicht so selten, habe das Konzert im Rahmen dieses Threads aber noch nicht vorgestellt. Der dänische Komponist Hans Abrahamsen (*1952) trug sich wohl schon länger mit dem G,edanken ein Konzert für Klavier für die linke Hand zu schreiben, aufgrund angeborener Limitierungen seiner rechten.

    In den Jahren 2014 und 2015 entstand so das Werk Left,Alone. Es ist recht beliebt und auch schon mehrfach eingespielt worden.


    Wir hören es hier mit Tamara Stefanovich und dem dänischen Radiosinfonieorchester unter der Leitung von Michael Schønwandt