MAX LORENZ - WAGNER wahrhaftig

  • Fassen wir doch einmal der Vollständigkeit halber zusammen, welche Wagner-Opern mit Max Lorenz heute überhaupt in Gesamtaufnahmen vorliegen.


    Gennant wurde bereits der "Tristan":



    Einige Mitschnitte vom "Ring" liegen ebenfalls vor:



    "Götterdämmerung", Mailand 1950



    "Die Walküre", Bayreuth 1954



    "Götterdämmerung", Bayreuth 1952


    Natürlich die berühmten Furtwängler-"Meistersinger" aus Bayreuth 1943:



    Desweiteren gibt es sowohl "Rienzi" als auch "Tannhäuser" (beide gekürzt), letzeren aber offenbar nur auf LP bis dato:




    Gibt es tatsächlich keinen einzigen Mitschnitt des "Siegfried" mit Max Lorenz? Und wie sieht es mit "Parsifal", "Lohengrin" und dem "Fliegenden Holländer" aus?


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Gibt es tatsächlich keinen einzigen Mitschnitt des "Siegfried" mit Max Lorenz? Und wie sieht es mit "Parsifal", "Lohengrin" und dem "Fliegenden Holländer" aus?


    Hallo Joseph II,


    ich besitze immerhin einen Opernquerschnitt "Der fliegende Holländer" mit Max Lorenz. Die Aufnahme ist von 1937 (London), Fritz Reiner dirigiert. Die CD erschien bei Legato. Vielleicht kennst Du den Querschnitt. Eine Gesamtaufnahme dieser Aufführung scheint es tatsächlich nicht zu geben.


    Ich weiß nicht, ob die CD noch greifbar ist. Die Klangqualität ist für einen Livemitschnitt ganz gut. Max Lorenz (Erik) ist in guter Form.


    Gruß
    Manfred


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo Manfred,


    vielen Dank, von dieser Aufnahme habe ich noch nie etwas gehört.


    Ich habe grad recherchier: Sie ist nach wie vor lieferbar, wenn vielleicht auch etwas schwierig:



    Beste Grüße!

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    – Luís de Camões

  • Hallo zusammen,


    ich habe mir gestern nochmal die CD "Max Lorenz - Keiner wie er" angehört. Die hier dokumentierten Livemitschnitte sind sehr interessant. So ist Lorenz zum Beispiel als Riccardo in Verdis "Ein Maskenball" mit Hilde Konetzni als Duettpartnerin zu hören. Er schließt das große Duett mit einem fulminanten hohen C ab. (Aufnahme: Wien, 1942, Dirigent: Karl Böhm). Anschließend habe ich mir einen "Othello"-Querschnitt mit Max Lorenz angehört. Hier beeindruckt mich sein Monolog "Gott, warum hast Du gehäuft dieses Elend" aus dem 3. Akt (Aufnahme: Berlin, 1943, Dirigent: A. Rother). Bis dahin habe ich Max Lorenz nur sehr selten als Verdi-Interpret gehört. Die Live-Aida aus Frankfurt (bei Walhall) kam für den Sänger bereits zu spät. Das war ein Max Lorenz-Abend für mich - diesmal (fast) ohne Wagner.


    Gruß
    Manfred

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    Giuseppe di Stefano

  • Ich habe mir heute nochmal Auszüge von Max Lorenz als Stolzing aus dem berühmten Mitschnitt unter Furtwängler von 1943 angehört:



    Wunderbar, wie er das Preislied bringt! Eine ganz große Sternstunde des Wagnergesangs, und nicht nur von Lorenz. Wunderbar finde ich auch den Pogner des damals noch blutjungen (31 Jahre) Josef Greindl, die Eva von Maria Müller und natürlich Prohaskas Sachs. Über Furtwänglers Dirigat muß man eh nicht mehr viele Worte verschwenden: grandios.

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    – Luís de Camões

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  • Die Stimme ist, das ist auch mein subjektiver Eindruck, vor allem in der Mittellage und der Tiefe gänzlich unattraktiv. In der Tiefe hat Lorenz keine Reserven, die Stimme ist insgesamt eher grobkörnig und leicht unruhig.


    Schwerer wiegt der gesangliche Freistil des Tenors. Das von Edwin beschrieben Phänomen, dass der Sänger bei Passagen, die auf der gleichen Note notiert sind, diese nicht zu halten vermag, ist auch bei diesem Radames zu erleben. Zielnoten nach unten werden nur eiernd erreicht, auch da hört man mehr als einen Ton, die Intonation ist mehr als fragwürdig. Jenseits aller Toleranz ist das Zurechtrücken von Notenwerten - Lorenz singt frisch drauf los und muss dann sehen, dass er mit seinem Text irgendwie hinkommt. Bei der Arie "Holde Aida" zerhaut der Sänger mit Zwischenatmern fast jede Phrase, manche Wortbildung wird geradezu knallig, auf Kosten der korrekten Töne, angeschleift und ausgestellt.


    Die Höhe wirkt nicht immer frei - aber die Kraftreserven sind tatächlich beachtlich, wenn ein "con forza" notiert ist, muss man sich bei Lorenz keine Sorgen machen, dass er das auch genauso bringt, "schön" ist allerdings anders und eine mezzavoce (oder vergleichbare Feinheiten) gibts gar nicht, bestenfalls wird an zwei Stellen, eine davon als "pp" notiert, ein hässliches Falsett bemüht.


    Hallo Alviano, Du hast die Probleme und Defizite von Lorenz sehr prägnant benannt. Ich habe mir seinen Tannhäuser unter Arthur Rother mit Reining und Schmidt-Walter von 1943 kürzlich noch mal ganz genau angehört, weil im Tannhäuser-Thread seine Interpretation so hoch gepriesen wurde.


    Ich muss sagen, dass Lorenz mich da nicht überzeugt.


    Das beginnt schon damit, dass ich die Stimme selbst lange nicht so eindrucksvoll finde wie manch anderer Opernfreund. Sie hat eigentlich kein Fundament. In der Mittellage klingt sie eher baritonal und wird oft merkwürdig abgedunkelt, das nimmt ihr die Expansions- und die Modulationsmöglichkeiten. Zur Höhe hin hellt Lorenz den Klang zunehmend auf bis er schließlich eine helle, für mich fast grelle metallische Strahlkraft gewinnt. Ich empfinde diesen metallischen Klang immer als forciert und nicht gerade sehr edel (Meine amerikanischen Freunde würden sagen "tin-tenor"). Beeindruckend ist allerdings die Sicherheit seiner Spitzentöne. Leider aber hat er diese Sicherheit bei der Intonation in der Mittellage überhaupt nicht - zumal wenn er grössere Intervalle zu singen hat. Noch mehr allerdings stört mich, dass die Stimme eigentlich nie wirklich fließt. Meist reiht er die Töne unverbunden aneinander. Seine Stärke ist die energische Artikulation. Da gibt es bei ihm Momente, die unvergleichlich und unvergesslich sind. Etwa die Papstworte in der Rom-Erzählung hauen einen schon um mit ihrer schneidenden, gleichsam gnadenlosen Schärfe. Und auch sonst kann Lorenz mit seinen exaltierten, oft fast neurotisch wirkenden Akzentuierungen durchaus Punkte machen. Aber auf die ganze Partie hin bringt er mir zu viel emphatische Deklamation und zu wenig Kantabilität. Der Tannhäuser ist eine Partie, die für mich davon lebt, dass sie wirklich gesungen wird. Da sind so wundervolle melodische Linien in der Partitur, die Lorenz einfach nicht aufblühen und erhellen mag.
    Ich kann nur immer wieder auf Jacques U r l u s verweisen. Wenn man sich mal anhört, wie der beispielsweise die Erregung und Berauschtheit Tannhäusers in "Gepriesen sei der Tag..." Klang werden lässt, dann wird man sofort nachvollziehen können, warum ich Lorenz nicht begreife, dass von manchen Melomanen Lorenz nach wie vor so verehrt und geliebt wird.


    Ich gestehe freilich gerne ein, dass die ja sehr engagierte, erregte und erregende Interpretation durchaus Eindruck machen kann, sie hat einen leidenschaftlichen, heißen Atem und verwöhnt mit viel Strahlkraft in den Spitzentönen. Mir sind aber Interpreten lieber, die mehr singen!


    Oft wird behauptet, Lorenz sei gleichsam ein Vertreter des Wagnerstils, wie er früher gängig war.
    Das halte ich für völlig falsch. Vielmehr ist er Vertreter des Stils der 30er und 40er Jahre, in dem das emphatische Deklamieren wichtiger genommen wurde als das kantable Singen, das Wagner sich gewünscht und immer wieder eindringlich gefordert hatte.
    Wenn man mal den von mir so sehr verehrten Jacques U r l u s , aber auch Heinrich K n o t h e , Richard S c h u b e r t oder Leo S l e z a k hört, dann wirst man erkennen, dass zu Beginn des Jahrhunderts Wagner-Gesang durchaus noch auf Stimmfluß und Linienformung setzte. Besonders beeindruckend übrigens oft auch bei Sängern, die ihre Partien leider nicht in deutscher Sprache aber fabelhaft schön gesungen haben. Ich denke etwa an Sänger wie Ivan E r s c h o f f und Francesco V i g n a s.


    Allerdings gab es auch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts schon eine Reihe von Tenören, die mangelnde Gesangstechnik durch heftiges Deklamieren kompensierten. Die englischen Kritiker nannten das damals - und bis heute - "The german bark"!

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Danke für die informative Zusammenfassung, lieber Caruso41!


    So genau hätte ich das nie hinbekommen, wie du das zutreffend geschildert hast (da spricht halt doch die Jahrzehnte lange Erfahrung aus dir, die ich noch gar nicht haben kann mit Mitte 20).


    Danke dir vor allem für diese wichtige Bemerkung:


    Zitat

    Vielmehr ist er Vertreter des Stils der 30er und 40er Jahre, in dem das emphatische Deklamieren wichtiger genommen wurde als das kantable Singen, das Wagner sich gewünscht und immer wieder eindringlich gefordert hatte.


    Mit dem Aufhänger will ich auch meine Eingangsfrage "Max Lorenz – Nur in seiner Zeit Referenz?" stellen: Entsprach Lorenz einfach total dem Ideal dieses Stils der 30er und 40er, so daß er (besonders im deutschsprachigen Raum) als "der" Wagner-Tenor schlechthin galt? Natürlich gab es Lauritz Melchior (den ich persönlich nicht ganz so schätze) und ein paar andere, aber der war eben nicht so präsent. Lorenz hingegen scheint ja gerade bei den Bayreuther Festspielen von 1933 bis 1944 absolut unersetzbar gewesen zu sein. Selbst Hitler sah das ja ein, als Winnifred Wagner meinte, ohne Lorenz könne sie Bayreuth dicht machen (als damals Lorenz' Homosexualität ruchbar wurde und man sich von "ganz oben" zu der "Sondergenehmigung" durchrang, was ja auch sehr schön die Zweigleisigkeit und Inkonsequenz des NS-Regimes zeigt).


    Ich entsinne mich gut der sehr informativen Dokumentation "Max Lorenz – Wagners Meistersänger, Hitlers Siegfried", wo sich u. a. René Kollo, Dietrich Fischer-Dieskau und Waldemar Kmentt in den allerhöchsten Tönen über Lorenz äußerten, als man ihnen das Gebet des Rienzi vorspielte (ich kenne bis heute keine fesselndere Interpretation). Da mag etwas Verklärung mitschwingen, doch sind selbst die Tondokumente oftmals dergestalt anrührend, daß man über die sängerischen Fehler, die du anführst, hinwegsieht.


    Deine These mit dem Wagner-Gesang der 30er und 40er würde auch insofern zutreffen, als Lorenz in "Neubayreuth" Wieland Wagners nur noch zweimal zurückkehrte: 1952 als Siegfried und 1954 als Siegmund. Er war damals Anfang 50, nicht wirklich alt. Scheinbar paßte er Wieland nicht recht ins Konzept. Offenbar war nun eher ein Windgassen gefragt, der leisere Töne anschlug.


    Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt noch Tonaufnahmen mit Lorenz nach 1954 gibt. Laut Wikipedia sang er danach noch bei den Salzburger Festspielen, 1960 letztmals den Tristan an der Semperoper. 1962 erfolgte der Bühnenabschied an der Wiener Staatsoper.

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    – Luís de Camões

  • Liebe Musikfreunde!


    In einem anderen Thread, dessen genauer Titel mir entfallen ist, der sich aber auf "kennengelernte Sänger" bezog, schrieb ich folgende Notiz über KS Max Lorenz:


    1970, während der Salzburger Festspiele konnte ich durch die Vermittlung eines mir bekannten Sängers (der wiederum den Montano in Karajans Otello-Inszenierung sang) den berühmten Max Lorenz besuchen und interviewen. Genauer: Es kam kein Interview zustande, weil Lorenz, ein ungemein netter Plauderer, mich kaum zu Worte kommen, respektive Fragen stellen ließ. Aus dem angedachten Interview wurde dann eine zeitungsgerechte Kurzbiographie über einen der großen Wagner-Tenöre.


    Noch mitten im Redefluß des Kammersängers kam dann der Tenor Karl-Josef Hering, ein Schüler von Lorenz und Völker, aus Berlin zu Besuch und es wurde noch bunter, denn beide unterstrichen ihre Gesangskünste vor dem völlig überraschten Besucher aus Westfalen. Lorenz und Hering begannen von den "Winterstürmen", die dem "Wonnemond wichen", im Duett zu singen, mußten aber nach wenigen Takten, völlig außer sich vor Lachen, aufgeben. Worauf Lorenz (sinngemäß) zu Hering sagte: "Noch vor zehn Jahren hättest du mich nicht so alt aussehen lassen."


    Ich kann nicht so bedeutende Urteile über den Sänger hier abgeben, wie ich es z. B. von Caruso41 gelesen habe. Ich muß zugeben, durch die persönliche Begegnung nicht vorurteilsfrei zu sein. Jedenfalls habe ich den Dankesbrief, den Lorenz mir nach der Veröffentlichung meines Zeitungsbeitrags schrieb bis heute aufgehoben - für mich ein kleines Zeugnis von einem großen Sänger...


    Herzliche Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

  • Deine These mit dem Wagner-Gesang der 30er und 40er würde auch insofern zutreffen, als Lorenz in "Neubayreuth" Wieland Wagners nur noch zweimal zurückkehrte: 1952 als Siegfried und 1954 als Siegmund. Er war damals Anfang 50, nicht wirklich alt. Scheinbar paßte er Wieland nicht recht ins Konzept. Offenbar war nun eher ein Windgassen gefragt, der leisere Töne anschlug.


    Entsprach Lorenz einfach total dem Ideal dieses Stils der 30er und 40er, so daß er (besonders im deutschsprachigen Raum) als "der" Wagner-Tenor schlechthin galt?


    Ja, lieber Joseph II, Du berührst da unheimlich interessante Fragen. In der Tat wandeln sich Gesangstechniken, Gesangsstile und Ausdrucksweisen von Sängern ebenso wie Mode und Geschmack. Aber es gibt doch nach meiner Überzeugung meist nicht nur eine Richtung zu einer Zeit. In der Zeit von Lorenz gab es auch Völker und Ralph. Und im Neubayreuth hat nicht nur Windgassen gesungen sondern auch ein Beirer und ein Hopf. Und trotzdem macht es Sinn, nach typischen Zeitstilen und vorherrschendem Geschmack einer Epoche zu fragen. In den 30er und 40er Jahren kam offensichtlich ein Lorenz den Erwartungen, die das Publikum an einen Wagner-Tenor hatte, ebenso nahe wie Pertile den Erwartungen an italienische Tenöre.


    Aber das erklärt trotzdem nicht so recht, warum denn die einen gern Lorenz als Stolzing hören möchten und die anderen doch eher Charles Kullmann. Beide sind fast gleich alt und sangen zurgleichen Zeit.
    Ich bin in Berlin aufgewachsen und habe auch noch den größten Teil meiner Studienzeit in Berlin gelebt. Im schweren Wagnerfach sangen damals an den verschiedenen Häusern der geteilten Stadt Suthaus, Treptow und Beirer. Jeder von ihnen hatte seine Fans. Es gab aber auch viele Opernfreunde, die mit keinem von ihnen zufrieden waren und sich eher nach Sängern sehnten, die schlanker und kantabler singen.
    Zunächst waren für mich Suthaus und Treptow einfach die Wagnertenöre! Aber ich glaube, dass ich schon sehr früh aus dem Suthaus-Lager in das Lager wechselte, in dem man Wagner schlanker und kantabler hören wollte. Das Urerlebnis war für mich. als ich eine alte Schellack-Platte mit "Winterstürme wichen dem Wonnemond" entdeckte, in der Richard Tauber den Siegmund sang. Man muss nicht lange darüber reden, dass er für die Partie nie in Frage gekommen wäre, aber er gab der Musik etwas, was ich bisher von keinem der drei Berliner Hedentenöre gehört hatte. Und das gefiel mir. Mit Zeitstil und Moden hat das gar nichts zu tun. Tauber würde ich eher als Repräsentanten der Zeit der 30er Jahre ansehen. Offensichtlich hat es doch viel mit dem eigenen Musikverständnis zu tun. Das ist natürlich durch vielfältige Einflüsse der Zeit geprägt, in der man zur Musik findet und seinen Geschmack bildet. Aber eben nicht nur - Denn irgendwie habe ich wohl doch etwas in den Wagnerinterpretationen von Suthaus, Treptow und Beirer vermisst obwohl ich Alternativen gar nicht kannte. Damals gab es ja feste Ensembles. Die Sänger reisten nicht so viel. Wenn Beirer oder Suthaus mal krank waren, sprang schon mal jemand ein, der von anderswo kam. Zum Beispiel Lustig oder Liebl oder Schneemann. Aber eben nicht Windgassen. Ihn habe ich erst 1960 kennengelernt - und das heißt: vorher hatte ich von ihm auch noch keine Aufnahmen gehört.


    Heute ist das ja ziemlich anders. Man kann Sänger aus jeder Zeit hören und sie miteinander vergleichen! Du sagst, Du seist Mitte Zwanzig. Da sind Kraus und Lorenz, Hopf und Windgassen für Dich doch genau so Geschichte wie Kollo und Jerusalem - nehme ich mal an. Du bildest und entwickelst also Deinen Geschmack und Deine Präferenzen indem Du Dir einerseits zwar ganz traditionell Aufführungen anhörst wo immer Du sie hören kannst, zum anderen aber Aufnahmen besorgst, anhörst und miteinander vergleichst. Darüber bist Du, wenn ich das recht sehe, zu einer Vorliebe für Interpreten gekommen, die starke und intensive Darsteller und Gestalter sind: eben Lorenz und Geindl. Ihre Musikalität, ihre Gesangstechnik, ihr Stil - das alles ist für Dich weniger interessant als ihre emotinale Kraft und ihre darstellerische Intensität. Ich kann das gut verstehen.
    Bei mir steht allerdings meist das Interesse an der Gesangskunst im Vordergrund. Deshalb habe ich ja in unserem Austausch auch immer wieder auf Urlus verwiesen. Der soll auch ein starker Darsteller gewesen sein, aber mich begeistert vor allem seine Fähigkeit, Wagners Musik genau und mit großer Musikalität wirklich zu s i n g e n !!


    Vergleiche mal sein "Erstehe hohe Roma neu!" aus Rienzi mit der Aufnahme von Lorenz, dann wirst Du den Unterschied verstehen. Lorenz deklamiert das mit strahlender Kraft, unheimlichem Nachdruck und machtvoller Emphase. Das ist eine autoritative Deklaration des Tribunen! Urlus setzt auf den melodischen Schwung der Phrasen und das Ganze bekommt plötzlich einen ganz anderen Charakter: da werden die Begeisterung und die Hingabe Rienzis hörbar und seine utopische Phantasie.
    Ich könnte noch viele Vergleiche anstellen und hätte sogar Lust dazu. Aber das Reden über Musik ist wie ein erzähltes Abendessen. Es wäre sicher nett, mal auf gemeinsame Hörerkundungen zu gehen. Aber das erlaubt halt die Technik des Forums noch nicht.


    Mit besten Grüßen Dein
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Vergleiche mal sein "Erstehe hohe Roma neu!" aus Rienzi mit der Aufnahme von Lorenz, dann wirst Du den Unterschied verstehen. Lorenz deklamiert das mit strahlender Kraft, unheimlichem Nachdruck und machtvoller Emphase. Das ist eine autoritative Deklaration des Tribunen! Urlus setzt auf den melodischen Schwung der Phrasen und das Ganze bekommt plötzlich einen ganz anderen Charakter: da werden die Begeisterung und die Hingabe Rienzis hörbar und seine utopische Phantasie.


    Hallo Caruso,


    die Aufnahme "Erstehe, hohe Roma, neu" von Lorenz ist beeindruckend. Waldemar Kmentt sagte hierzu in einem Interview: "Lorenz springt die Töne an wie ein Löwe". Da ist was dran. Aber Urlus ist nicht zu toppen! Sehr gut auch Franz Völker mit dieser Arie!


    Gruß
    Manfred

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


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    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
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  • die Aufnahme "Erstehe, hohe Roma, neu" von Lorenz ist beeindruckend. Waldemar Kmentt sagte hierzu in einem Interview: "Lorenz springt die Töne an wie ein Löwe". Da ist was dran. Aber Urlus ist nicht zu toppen! Sehr gut auch Franz Völker mit dieser Arie!



    Lieber Manfred, es freut mich, dass Du auch auf Völker hinweist, da die Aufnahme wirklich vorzüglich gesungen ist. Allerdings hat sie weder die Autorität von Lorenz noch die visionäre Begeisterung von Urlus.
    Wenn man neben diese drei Aufnahmen allerdings die - erstaunlich wenigen - Aufnahmen legt, die in den letzten 50 Jahren entstanden sind, erkennt man den ganze Niedergang der Gesangskunst! ES IST EIN ELEND! Wie gut, dass wir die alten Aufnahmen haben!


    Ich habe kürzlich mehrmals Torsten Kerl als Rienzi in der Produktion der DOB gehört. Das war wacker! Aber wirklich nicht mehr. Trotzdem könnte für alle, die nicht so oft nach Berlin kommen, der Video-Mitschnitt interessant sein, da die Inszenierung schon ganz eindrucksvoll war. Leider ist das Werk arg gekürzt. Auf der Bühne mag das angehen. Als Aufzeichnung hätte man doch lieber das komplette Werk.


    Wie diese Aufzeichnung gelungen ist, kann ich nicht sagen, denn ich habe die DVD selbst noch nicht gesehen und gehört.



    Ein schönes Wochenende


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


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  • Hallo Caruso41,


    Ich hab mir während meines Berlin Urlaubs auch Rienzi angesehen und muss es mir nicht noch mal auf DVD antun. Die DVD wurde auch auf Classica gezeigt und ich hab sie mir nicht aufgenommen ( was schon was heissen will ). Das Orchster war einfach nur laut, die Sänger mit Ausnahme von Thorsten Kerl und Kate Aldrich kaum zu hören. Für eine Wagner Oper waren mir die Sänger einfach zu lyrisch. Man sollte natürlich nicht so laut brüllen, wie es mir schon mal passiert ist, das ich dann mit einem Tinitus aus der Oper rauskam, aber es sollten doch Stimmen sein, die ohne Probleme über ein größeres Orchester kommen. Von mir aus hätte man Rienzi ruhig konzertant geben könne, aber dann vollständig. Die vielen Videoeinspielungen waren nur störend. Und wie man es so häufig bei Wagner Opern macht liefen alle Beteiligten auf der Bühne natürlich in Millitäruniformen rum.

  • In einem anderen Thread, dessen genauer Titel mir entfallen ist, der sich aber auf "kennengelernte Sänger" bezog, schrieb ich folgende Notiz über KS Max Lorenz:


    1970, während der Salzburger Festspiele konnte ich durch die Vermittlung eines mir bekannten Sängers (der wiederum den Montano in Karajans Otello-Inszenierung sang) den berühmten Max Lorenz besuchen und interviewen. Genauer: Es kam kein Interview zustande, weil Lorenz, ein ungemein netter Plauderer, mich kaum zu Worte kommen, respektive Fragen stellen ließ. Aus dem angedachten Interview wurde dann eine zeitungsgerechte Kurzbiographie über einen der großen Wagner-Tenöre.


    Noch mitten im Redefluß des Kammersängers kam dann der Tenor Karl-Josef Hering, ein Schüler von Lorenz und Völker, aus Berlin zu Besuch und es wurde noch bunter, denn beide unterstrichen ihre Gesangskünste vor dem völlig überraschten Besucher aus Westfalen. Lorenz und Hering begannen von den "Winterstürmen", die dem "Wonnemond wichen", im Duett zu singen, mußten aber nach wenigen Takten, völlig außer sich vor Lachen, aufgeben. Worauf Lorenz (sinngemäß) zu Hering sagte: "Noch vor zehn Jahren hättest du mich nicht so alt aussehen lassen."


    Was für eine wundervolle Geschichte! Ich habe sie erst jetzt gelesen, da ich gestern wohl schon eingeklinkt war, als Du sie eingestellt hast, und rausgegangen war, ohne noch mal zu schauen, was inzwischen angekommen ist.
    Ich habe keinen Zweifel, dass Lorenz ein wirklich großer Künstler war. Und in allen meinen Beiträgen habe ich die Kraft und Tiefe seiner Darstellungen ausdrücklich gerühmt. Wenn ich etwas kritisiert habe, dann war das seine Art, den Notentext auszuführen. Im Thread Idealbesetzung für "Die Walküre" geht ja diese Debatte gerade weiter und auch etwas grundsätzlicher. Das will ich aber hier nicht wiederholen.


    Erstaunt hat mich ja, dass in Deiner Geschichte auch Karl-Josef H e r i n g auftaucht. Ihn habe ich in Berlin verschiedentlich als Siegfried unter Maazel, als Bacchus, Florestan und weiteren Partien des Faches gehört. Die Stimme war wirklich opulent und sehr schön am Anfang; er konnte auch mühelos und wirklich belcantesk singen. Leider hat ihn aber der Betrieb doch rasch verschlissen. Die Töne wurden leider zunehmend harsch und trocken, das Legato litt und und die Fähigkeit, Phrasen gebunden zu singen, ging mehr und mehr verloren. Immerhin gibt es - leider nur - wenige Tondkumente von ihm. DerBayerische Rundfunk hat eine Aufnahme von Strauss DIE LIEBE DER DANAE mit Hillebrecht, Crass und Hering. Bei einem anderen Sender (ich glaube es war der WDR) gibt es einen HANS HEILING mit Kirchstein, Synek, Prey und Hering. Beide Aufnahmen zeigen ihn in seiner guten Zeit. Es wäre sehr schön, wenn sie wieder mal gesendet würden oder auf CD herausgebracht werden könnten.
    In den USA habe ich mal einen Piratenmitschnitt von TIEFLAND aus Braunschweig erwischt, auf dem er neben Paula Bukovac und Hermann Becht singt! Sensationell gut!!!

    ;) - ;) - ;)


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  • Ich habe nur diese Aufnahme mit J. Hering.




    Kürzlich in zdf-theaterkanal in "Erkennen Sie die Melodie" Hering mit 2 Operettenliedern gehört und er tat sich bei den Höhen schon sehr schwer, was vermuten ließ, dass die Stimme unter Wagner gelitten hatte.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Guten Abend, Bernward!


    Diese Aufnahmen sind sehr interessant! Gibt es diesen "Freischütz" mit "Oberon" zu kaufen? Da sind für mich sehr interessante Sänger aufgeführt.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Hallo Wolfgang,


    ich bin zwar nicht Bernward, aber ich kann das mit ja beantworten:



    (einfach draufklicken)


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    LG
    Joseph

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    – Luís de Camões

  • Hallo Ihr Lieben,


    obwohl wir ja im Lorenz-Thread sind, ist das ein ganz toller Tipp! Nicht allein wegen Hering, mehr noch wegen Bjoner und Price! Wenn das Rundfunkaufnahmen sind, werden sie ja vielleicht auch ordentliche Klangqualität haben.


    Dass Hering mit Operettenliedern nicht so gut klarkommt glaube ich aus Wort. Da dürfte ihm Einiges gefehlt haben. Und vielleicht sind ja die Aufnahmnen auch aus der Zeit, als die ja eigentlich große aber eben weiche Stimme Gebrauchsspuren zeigte. Am Anfang war die Höhe überhaupt kein Problem. Er sang in der Ariadner als Bacchus das "...denn dass Du stürbest in mei-ei-ei-einem Arm!" tatsächlich in einem Atem als üppig schwelgerischen Bogen (ohne Aspirierungen!!!)! Habe ich nie vorher und nie hinterher so gehört, nicht von Schock oder Konya, nicht von King oder Thomas, nicht von Hopf oder Heppner! Das war sagenhaft! Selbst Böhm war damals begeistert - was wirklich nicht oft vorkam!


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    Danke. Ich habs mir gleich bestellt!

    ;) - ;) - ;)


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  • Das was Caruso weiter oben schreibt, "strahlende Kraft, unheimlicher Nachdruck und machtvolle Emphase", das würde ich Lorenz' Siegfried schon auch bescheinigen. m.joho hat im "Götterdämmerungs"-Thread allerdings auch auf "unpassende Phrasierung, willkürliche Tempi und freigewählte Tonhöhen" hingewiesen. Natürlich hört man Lorenz an, wes Geistes Kind er war. Das man dies von '33 bis '45 besonders toll fand, kann ich nachvollziehen. Daß der "Dinosaurier" Max Lorenz in Neubayreuth ein Relikt war, ist kaum abzuleugnen. In der Keilberth-"Götterdämmerung" von 1952 wirkt er beinahe wie ein Fremdkörper, wie das letzte Überbleibsel des Winnifred-Wagner-Bayreuth. Die Varnay und mehr noch das "entschlackte" Dirigat Keilberths kündigen bereits eine neue Zeitrechnung an. Gleichwohl meine ich schon, daß Lorenz und seine Partnerin Astrid Varnay hier schon noch harmonieren. Wir haben hier, 1952, beinahe dieselbe Besetzung vor uns wie drei Jahre später, als man den "Ring" erstmals in Stereo aufzeichnete – mit dem bedeutenden Unterschied, daß nunmehr Windgassen den Siegfried sang, der sich in die Besetzung wohl besser integrierte.


    Ich meine, daß Max Lorenz' gesangliche Defizite mit zunehmendem Alter mehr hervortraten. Ein Hörvergleich seines Götterdämmerungs-Siegfried von 1934 (Bayreuth live), 1950 (RIAS Studio), 1950 (Scala live) und 1952 (Bayreuth live) (Ende des Prologs) zeigt das recht schön. Wo 1934 die fast unfassbare Strahlkraft und emphatische Gestaltung jeden Kritiker in seinen Bann schlagen, ist fast zwei Jahrzehnte später eine Ermüdungserscheinung schon feststellbar – was aber kaum verwundert. Im Studio weiß Lorenz unter Optimalbedingungen auch 1950 nach wie vor zu glänzen. Live merkt man ihm das zunehmende Alter und den schleichenden Verschleiß langsam an. Gerade unter Furtwängler an der Scala ist er fast erschreckend schwach – zumal, wenn man Lorenz-Maßstäbe anlegt. Zwei Jahre später in Bayreuth unter Keilberth ist er eindeutig besser in Form, obschon die hohen Töne nicht mehr so mühelos kommen. Die Phrasierung ist hier in der Tat nicht mehr einwandfrei. Aber wenn ich mit späteren Siegfried-Sängern, zumal ab etwa 1970, vergleiche, nehme ich das dennoch gerne in Kauf und erfreue mich eines einmaligen und unverwechselbaren Timbres. Ein wenig unzeitgemäß darf man ja auch sein. ;)


    P.S.: Welcher heutige Wagnertenor kann sich drei Jahrzehnte im schweren Heldenfach halten? Allein das nötigt mir ungemeinen Respekt für Max Lorenz ab, der erst 1960 (!) seinen letzten Tristan sang.

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    – Luís de Camões

  • Gute Neuigkeiten für alle Lorenz-Fans:


    Es gibt zumindest einen "großen Querschnitt" (wenn man das so nennen will) von "Siegfried", und zwar den kompletten I. Akt sowie Auszüge aus dem II. Akt:


    Richard Wagner: SIEGFRIED


    Siegfried: Max Lorenz
    Mime: Erich Witte
    Der Wanderer: Herbert Janssen
    Fafner: Emanuel List


    Orchester des Teatro Colón
    Musikalische Leitung: Erich Kleiber


    Buenos Aires, Teatro Colón, 4. Oktober 1938 (Live-Aufnahme)


    Enthalten als bisher nie veröffentlicher Mitschnitt als Bonus-CD der Dokumentation "Max Lorenz. Wagners Meistersänger, Hitlers Siegfried":



    Inhalt CD:


    Erster Aufzug
    01. Vorspiel 1:55
    02. Zwangvolle Plage! Müh ohne Zweck" (Mime) 3:33
    03. Hoiho! Hoiho! Hau ein! (Siegfried, Mime) 3:39
    04. Als zullendes Kind zog ich dich auf (Mime) 1:25
    05. Vieles lehrtest du, Mime (Siegfried, Mime) 2:38
    06. Wie die Jungen den Alten gleichen (Siegfried, Mime) 4:18
    07. So starb meine Mutter an mir (Siegfried, Mime) 1:56
    08. Und diese Stücken sollst du mir schmieden (Siegfried, Mime) 2:54
    09. Heil dir, weiser Schmied (Wanderer, Mime) 3:01
    10. Du rührtest dich viel auf der Erde Rücken (Mime, Wanderer) 7:33
    11. Nun rede, weiser Zwerg (Wanderer, Mime) 4:07
    12. Verfluchtes Licht (Mime, Siegfried) 2:09
    13. Fühltest du nie im finsteren Wald (Mime) 1:59
    14. Sonderlich seltsam muß das sein (Mime, Siegfried) 3:06
    15. Hättest du fleißig die Kunst gepflegt (Mime, Siegfried) 2:47
    16. Nothung! Nothung! Neidliches Schwert (Siegfried, Mime) 7:36
    17. Hoho! Hoho! Hohei! Schmiede, mein Hammer (Siegfried, Mime) 4:27


    Zweiter Aufzug
    18. Fafner und Siegfried (Mime) 0:13
    19. Daß der mein Vater nicht ist (Siegfried) - Waldweben 4:32
    20. Du holdes Vögelein! Dich hört ich noch nie (Siegfried) 4:43
    21. Siegfrieds Hornruf- Haha! Da hätte mein Lied mir was Liebes erblasen(Siegfried, Fafner) 5:35


    Es wäre interessant, in Erfahrung zu bringen, ob damals die gesamte Oper mitgeschnitten wurde und man nur aus Platzgründen für eine CD zusammenkürzte ...

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo!


    Ich höre gerade eine große Szenenfolge aus dem "Tristan" mit Max Lorenz, Paula Buchner, Jaro Prohaska und Margarete Klose. Ich finde, Max Lorenz ist als Tristan kaum zu toppen!



    Gruß Wolfgang

    W.S.

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  • Ich höre gerade eine große Szenenfolge aus dem "Tristan" mit Max Lorenz, Paula Buchner, Jaro Prohaska und Margarete Klose. Ich finde, Max Lorenz ist als Tristan kaum zu toppen!



    Lieber Wolfgang, das kommt nun wirklich sehr auf die Erwartungen und Ansprüche an. Es tut mir leid, aber diesem Tristan würde ich jetzt immer auszuweichen versuchen. Ich habe die Aufnahme einmal gehört. Öfter muss nicht sein!
    Warum? Nun, das habe ich ja schon oft genug detailliert zu erklären versucht. und ständig widerholen mag ich meine Einwände gegen Lorenz Singen auch nicht! Mir fehlt einfach zu viel von dem, was Wagner selbst in seinen Schriften und Briefen wieder und wieder als wichtig herausgestellt hat.


    Was soll's? Du wirst glücklich mit der Aufnahme! Also freu Dich dran!


    In herzlicher Verbundenheit



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Diese DVD ist rausgeschmissenes Geld. Das Werk ist bis zur Unkenntlichkeit verhackstückt. Kürzen kann man das schon nicht mehr nennen. Weggelassen sind zum Beispiel auch die Friedensboten, weil sie in das dünne ideologische Konzept nicht passen. Dabei haben sie nicht nur eine der betörendstene Melodien, die es überhaupt gibt, sie sind auch dramaturgisch unverzichtbar, nämlich als Gegengewicht zur Militanz, die natürlich in der Handlung und in der Musik steckt. Die Gewichtung wird verschoben. Es lärmt wie eine gigantische Kriegsmaschine so vor sich hin. Wer die Oper nicht kennt, wird schreiend davon rennen und sich fragen, warum so was überhaupt noch gespielt wird. Wieder einmal wird Wagner nicht interpretiert sondern denunziert. Über das so genannte Regietheater lässt sich gut debattieren, auch streiten. Wenn aber Opern zurecht gebogen werden, um sie mies zu machen, dann hört es für mich auf. Das ist das Schlimmste. Dann bitte gar keine Aufführung.


    :no:


    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich hatte mir ja vor einiger Zeit die Bayreuther "Götterdämmerung" von 1952 zugelegt. Max Lorenz' vorletzter Auftritt dort (1954 folgte noch eine "Walküre"). Leider merkt man, daß er eindeutig über seinen Zenit hinaus ist.


    Keilberth/Bayreuth 1952


    Wenn man das mit 1934 vergleicht ...:


    Elmendorff/Bayreuth 1934

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es gibt übrigens noch einen weiteren Tristan:


    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Sogar noch zwei weitere:


    1938


    1951


    Der Sound der Kleiber-Aufnahme soll sehr grenzwertig sein. 1951 war wohl schon nach seinem Zenit. Da bleibt dann letztlich wohl doch die Studio-Aufnahme von 1943 als die überzeugendste übrig.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich darf daran erinnern, dass Max Lorenz am 11. Januar 1975 in Salzburg starb.


    Heute ist sein 40. Todestag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Max Lorenz, dessen 40. Todestag am 11. Januar war, wurde am 10. Mai 1901 geboren. Hier ist er in illustrer Runde in der Götterdämmerung zu hören:



    Heute ist sein 114. Geburtstag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Max Lorenz, dessen 40. Todestag am 11. Januar war, wurde am 10. Mai 1901 geboren.


    Um das Geburtsjahr von Max Lorenz ranken sich gewisse Legenden. Insofern ist es fraglich, ob er heute tatsächlich seinen 114. Geburtstag hat. Als Lorenz 1932 an der Met auftrat, besuchte ihn sein ältester Bruder Albert, der nach Amerika ausgewandert war, als Max, noch ein "kleiner Bub gewesen ist". Er habe Albert nach "dreißig Jahren" sofort wiedererkannt. Das lässt auf ein Geburtsjahr jenseits 1900 schließen. Der Tenor Hans Beirer behauptete, dass Lorenz "mindestens zehn Jahre älter gewesen ist" als von ihm selbst angegeben. Der Musikjournalist und SFB-Moderator Einhard Luther, der Lorenz gut kannte und auch ein sehr persönliches Buch über ihn schrieb, konnte Lorenz nichts Verbindliches zu seinem Geburtstag entlocken. Lorenz soll ihm aber versprochen haben, "sein Geheimnis" eines Tages zu lüften". Der Tod kam ihm zuvor. Sieht man sich die Fotos aus den späten Jahren genau an, tritt einem eher ein gut Achtzigjähriger entgegen denn einer, der mal gerade siebzig ist. Aber das ist nun mal kein Beweis. Im Grunde genommen ist es am Ende wohl völlig egal, wann er geboren wurde. Die Hauptsache ist, es hat diesen hochindividuellen Sänger gegeben.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich sitze gerade in meinem Stammcafé Rose`s und lese deinen Beitrag, lieber Rüdiger. Wie immer, überprüfe ich eigentlich die Daten bei Wikipedia und wälze nicht stundenlang irgendwelche Lexika, um auch ganz sicher zu sein, ob die Lebensdaten stimmen. So habe ich es auch in diesem Falle getan. Da fällt mir ein, dass ich vor Kurzem in einem anderen Thread auch irgendewtas über den Tenor Hans Beirer gelesen habe. Aber weil das nicht angenehm (für ihn) war, habe ich es wieder vergessen. Aber du hast natürlich völlig Recht, im Grunde genommen ist es völlig egal, wann jemand geboren ist.
    Was mir in diesem Falle viel wichtiger war in diesem Artikel, waren die Angaben, wie er sich im Dritten Reich verhalten hat. Das hätte nicht jeder so gemacht. Die Hauptsache ist, wie jemand war, nicht wann er war. Wenn er dann aber noch zu einer Zeit wie jener unseligen so war, wie er war, ist das um so höher zu loben.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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