Die 19 Symphonien, die während der Jahre 1766 bis 1773 auf Esterháza entstanden, zählen für mich zu den bedeutendsten Werkendes Komponisten. Frei von den formalen Zwängen seiner späten Sinfonik, schafft sich Haydn hier seinen "eigenen Kosmos", in dem barocke und frühklassische Elemente sich auf ungewöhnliche Weise miteinander vermischen. Denn einiges weicht ab von der Norm, ungewöhnliche Tonarten wie H-Dur etwa (in der "Abschieds-Symphonie"), überhaupt die latente Mollvorliebe im Vergleich zum strahlenden Dur des höfischen Barocks geben diesen geradezu pulsierenden Kompositionen ihren spezifischen Klangcharakter. Niemand hat das bis heute besser eingefangen, als Trevor Pinnock mit "The English Concert"
in den späten 80gern! Die Box mit den 6 CDs ist absolute Referenz für alle, die den Haydn "hinter" den "Londoner Sinfonien", den späten Messen und Oratorien kennenlernen wollen als einen Meister, den es erst noch zu "entdecken" gilt.
Joseph Haydn: Die Sturm und Drang Sinfonien
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BigBear schrieb:
[zitat]Denn einiges weicht ab von der Norm, ungewöhnliche Tonarten wie H-Dur etwa (in der "Abschieds-Symphonie"[/zitat]
Äh.. wo meinst du jetzt H-Dur in der Abschiedssymphonie? Ist nicht das fis-Moll viel erstaunlicher?
Jan
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ja sicher: wo hätten wir das später bei ihm noch mal ? also nicht das ich wüsste...
hm dieser tread scheint offenbar auch nicht der Brüller zu werden, also langsam wirds mir zwischen
"Mondscheinsonate", der "Pastorale", Tschaikowskis
b-moll-Konzert und den "4 letzten Liedern" als revolutionärem Neutönertum ein wenig fad... -
BerlinBear schrieb:
[zitat]ja sicher: wo hätten wir das später bei ihm noch mal ? also nicht das ich wüsste...[/zitat]
Ich weiß nicht auf was du konkret anspielst, aber die späten Messen (v.A. in tempore belli und angustiis) sind doch auch recht stürmend-und-drängend. Nicht in fis-Moll, ja, aber ist das wirklich ein so entscheidendes Kriterium?
[zitat]"4 letzten Liedern" als revolutionärem Neutönertum ein wenig fad...[/zitat]
Na dann bring doch mal was wirklich Revolutionäres auf's Tapet!
Wie wäre es mit "Tubins fünfte - die Eroica des 20. Jhdts?" =)Jan
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Ich bin hier schon mit Saeverud alleine geblieben und in einem andern Forum mit Petterson.
Mein nächster Tread wird dann wohl eher Tschaikowskis 6. oder "Les Preludes " sein: da antwortet wenixtens jemand -
Hallo BBB,
sieh das doch mal nicht so pessimistisch. Beispiel Saeverud. Der Name sagte mir überhaupt nichts, ich habe mich inzwischen mal etwas belesen und werde mir sicher auch eine CD zulegen, aber eben nicht sofort, das hat u.a. Budget-Gründe. Mit anderen Worten: auch Threads ohne Antwort müssen nicht ohne Wirkung bleiben und vielleicht wird es ja ein "Spätzünder".Gruß
Reinhard -
@Big Berlin Bear
1) Sei versichert, daß ich bei Haydn antworten werde
Vorher eröffne ich aber heut nachmittag einen Tread über das zweite von Dir angeschnittene Problem, und komme mir Lösungsvorschlägen und Analysen
Der Thread wird übrigens unter Feedback, also intern
laufen.Gruß aus Wien
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Bear schrieb:
[zitat]Ich bin hier schon mit Saeverud alleine geblieben und in einem andern Forum mit Petterson.[/zitat]
Ja ja, ich hab ja schon geantwortet. Ich schäme mich auch ja ob meiner eklatanten Bildungslücke.
Jan
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Hallo,
Schon in einem anderen Forum bin ich mit Haydn permanent auf Desinteresse gestoßen -- Aber Anti hat sich auf eine Empfehlung eine Aufnahme mit den Londoner Sinfoniern gekauft -- und schwärmt noch heute davon. Das ist doch ein Erfolg !
Nun zum Thema:
Vielleicht noch ein paar erläuternde Worte, für alle jene, die zwar musikalisch interessiert sind, aber mit Literatur, Geschichte und Philosophie nicht ganz auf so gutem Fuße stehen:
"Sturm und Drang" nennt man eine Periode, beginnend etwa 1768/89 und etwa 20 Jahre andauernd, benannt nach einem Theaterstück von F.M. Klinger (1776)
(Zeitgeiststömungen sind immer schon lange vorhanden, bevor sie einen Namen bekommen :happy:)
Schillers:"Räuber" und "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua" sowie Goethes Briefroman "Die Leiden des jungen Werther" waren literarische Produkte dieser Strömung.
Brockhaus schreibt in Bezug auf die Musik dieser Strömung:
"Auch für den Bereich der Musik von ca 1760-1780 wird die Bezeichnung "Sturm und Drang" mitunter verwendet, im Sinne des Durchbruchs eines starken, subkektiven Ausdrucksbedürfnisses, in Abkehr von der Gefälligkeit des "Galanten Stils" und in Steigerung empfindsamer Gefühlsbetontheit mit den Merkmalen dissonanter Harmonik, und zerklüfteter Rhytmik, starken Gegensätzen der Dynamik und teilweise freien Formverläufen."Der Artikel bringt dann den Hinweis, daß Joseph Haydn die Stilmerkmale von S&D nur abgemildert anwendet, ich würde sagen, die haben die heutigen Interpretationen noch nicht gekannt !:happy:
Ich besitze aus dieser Gesamtaufnahme die Big BerlinBear empfohlen hat, nur eine CD, darauf die Sinfonien Nr 26 "Lamentatione", 49 "La passione" und 58. In der Tat sind die hervorragend Interpretiert.
Auch recht temperamentvoll spritzig sind die Aufnahmen der Formation "Tafelmusik" unter Bruno Weill, eingespielt für SONY-Vivarte.(Trotz gewonnener Auszeichnungen wurde das Projekt jedoch nach 6 CDs abgebrochen, es war eine kommerzieller Mißerfolg)
Hier habe ich mir heute die relativ bekannte Sinfonie Nr 45 angehört, die den Beinamen "Abschiedssinfonie" trägt.Der Name ist schnell erklärt. Fürst Nikolaus Esterhazy wolltem entgegen seinen Gewohnheiten den Aufenthalt in Esterhayza länger hinausziehe, also die Sommerferien auf später verschieben. Etliche junge Orchestermusiker waren darüber unglücklich, warteten doch ihre Frauen imn Eisenstadt.Sie baten Haydn um Hilfe. Haydn komponierte die Sinfonie, und brachte sie baldmöglichst zu Aufführung. Sie enthält eine in der Musikgeschichte wohl einmalige Besonderheit. Im 4.Satz werden nach und nach weniger Instrumente eingesetzt. Immer wenn eine Orchesterstimme ihren Part zu Ende gespielt hatte,
löschte der Musiker seine Kerze, nahm sein Instrument und ging, bis letztlich nur mehr ein Instrumentalist im Orchester saß. Und auch er folgte letztlich dem Beispiel der anderen.Der Fürst verstand den Wink, war gnädig und befahl schon am nächsten Tag den allgemeinen Aufbruch.
Natürlich beschreibt diese (belegte 1) Geschichte noch nicht die Musik dieses Werks. Aber vielleicht hat Euch meine Beschreibung ein wenig neugierig gemacht.
Weitere Exkurse zu dieser Sinfoniengruppe werden von meiner Seite in unregelmäßigen Abständen folgen, ich bin sicher, daß auch BigBerlinBär sich erweichen lässt, uind vielleicht gibts noch jemand, der ich ein bisschen mit Haydn auskennt, sei es ein
momentanes, oder aber auch zukünftiges Mitglied des Tamino-ForumsGrüße aus Wien
Alfred
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Tag,
die in Rede stehenden (so an die 30) Sinfonien schätze ich an erster Stelle von: Derek Solomons, L'Estro Armonico, 5 LP-Kassetten, CBS D3 37861, I3M 39685, I3M 39040, M 3 42157 (eine Kassette fehlt mir leider). Das Projekt war eines der Vivaldi-Gesellschaft, London, das Aufnahmevorhaben wurde betreut und kommentiert von H.C. Robbins Landon (einer der beiden Haydn-Päpste). Pitch = 430. Das Ensemble L'Estro Armonico war 1973 gegründet worden. Englische Kammermusiker sind im Ensemble vereint. Aufnahmeort ist eine kleinere Londoner Kirche, die Atmosphäre ist von daher fast intim. - Alle anderen sind mir hier zu opfern (auch Dorati, auch Godman, Pinnock, Ivan Fischer).
MfG
Albus -
Hallo Taminos, hallo BBB,
komme ich endlich dazu, auch einmal etwas zu den Haydn-Aufnahmen zu sagen. Komplett konnte ich sie mit Adam Fischer vergleichen, der mir früher nie so recht aufgefallen war, aber, nachdem ich ihn live mit Beethoven 2 und Haydn 88 erlebt habe, ausnehmend gut gefallen hat.
Natürlich spielen Pinnock & Kumpane akzentuierter, pointierter, oft spritziger und einheitlicher. Bei Fischer merkt man, dass der Aufnahmezeitraum doch mehrere Jahre Bei den Sturm & Drang Sinfonien ca.13 jahre) umfasste.
Was mir bei Fischer allerdings gefällt, ist sein warmer Orchesterton. Für mich also allemal eine Alternative zu Pinnock. (Zumal zu dem Preis: für zwei CD's aus der Pinnock-Serie gibts bei 2001 den kompletten Satz mit Adam Fischer - Das war der Werbeblock :D).Gruß aus Hamburg
Uwe -
Uwe schrieb !
Zitatfür zwei CD's aus der Pinnock-Serie gibts bei 2001 den kompletten Satz mit Adam Fischer
Ja das ist wirklich ein schlagkräftiges Argument, denn die Pinnock-Aufnahmen sind, obwohl nun auch fast 20 Jahre alt, immer noch
sehr teuer. In Fischer werde ich auch mal "reinhören" obwohl mir unbehaglich bei dem Gedanken "warmer Orchesterklang" ist. Ich hab mehrfach Karajan mit Haydn live erlebt, das klebte nur so und wirkte auf mich wie Valium. Der Tendenz, Haydn zu "verharmlosen", wurde viel zu lange nachgegeben, man schreckte auch vor wirklich tiefgreifenden
Einschnitten in die Kompositionen nicht zurück (besonders abstossendes Beispiel die "Bearbeitung" Grützmachers des 1. Haydn-Cellokonzertes und bis vor ca. 25 Jahren kannte man dieses Werk nur so !!!
Aber ich merk schon, diese Konzerte kommen in einen neuen Thread. -
Hallo BBB,
BBB schrieb:
Zitat...obwohl mir unbehaglich bei dem Gedanken "warmer Orchesterklang" ist. Ich hab mehrfach Karajan mit Haydn live erlebt, das klebte nur so und wirkte auf mich wie Valium.
Du Glücklicher. Aber keine Bange. Mit "warmen Orchesterklang" verbinde ich nicht die "dicke Suppe" oder reinen Schönklang (gegen den ich manchmal nichts habe), sondern damit meine ich lediglich die Farbe oder den Ausdruck des Klanges. "Warm" sozusagen als Gegenpol zur ralativen Brillianz der Pinnock-Aufnahme.
Gruß
Uwe -
Hallo,
nicht OT, jedoch am Rande des eigentlichen Themas:
Das Orchester, das Fischer zur Verfügung stand, setzte sich
aus Orchestermusikern von führenden Ungarischen und österreichischen Orchjestern zusammen, u.a . Mitgliedern der Wr.Philharmoniker.
Aufgenommen wurde im Haydn-Saal des Schlosses Esterhazy, ein Saal der schon zu Haydns Zeiten bestand und wo viele Uraufführungen von seinen Sinfonien stattfanden. Das Klangbild der mir zu verfügung stehenden Sinfonien (ich besitze nur einige wenige CDs dieser Serie) ist leicht kompakt und warm, allerdings von CD zu CD unterschiedlich.Ich weiß nicht ob Haydn dereinst "verharmlost" wurde, ich habe eher den Eindruck die Musik des Rokoko wird heute "radikalisiert".
Man betrachte Gemälde aus jener Zeit: süsslich beschönigend, idealisierend. Ich bin davon überzeugt, daß damals auch die Musik weitgehend so geklungen hat.Gruß aus Wien
Alfred
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Alfred schrieb:
ZitatMan betrachte Gemälde aus jener Zeit: süsslich beschönigend, idealisierend. Ich bin davon überzeugt, daß damals auch die Musik weitgehend so geklungen hat.
Einer der bedeutendsten Maler jener Epoche war der Spanier Francisco Goya, ein anderer das "Multitalent" William Blake...
Die waren so ziemlich das Gegenteil dessen, was du oben beschreibst.
Ich denke, das "Idealisrende" dieser Epoche dürfte mehr in der Form der Werke als im Klang bestanden haben, wobei ich schon zugeben muß, den klingenden "Beweis" schuldig bleiben zu müssen !
Die Tendenz, alles an der Musik jener Epoche "gegen den Strich" bürsten zu wollen mag in der Anfangszeit des Spiels auf historischen Instrumenten bzw. deren Nachbauten durchaus bestanden haben, aber selbst damalige Vorreiter dieser Strömung wie Harnoncourt kamen längst davon ab ! Was heutige Haydn-Interpretationen angeht, sehe ich eher die Gefahr, ihn zu betulich und so darzubieten, als sei er ein "nicht ganz so wichtiger Vorläufer Mozarts bzw. im Sektor der Sinfinonik lange nicht so ernstzunehmen wie etwa Beethoven. Unter dieser Auffassung litten die z.B. die Aufführungen und Einspielungen Karajans. Ihc halte die Gefahr der Beliebigkeit und Austauschbarkeit für ein größerers Übel als ev. hier oder da zu scharf gesetze Akzente; jene nötigen wenigstens noch zum Hin- während die erstgenannten nur noch zum Werghören stimulieren. Aus einem arbeitzsreichem Sonntag angenehm herausgerissen grüsst aus dem on milder Frühherbstsonne durchfluteten
Berlin -
Die hervorragende Einspielung dieser Haydn-Sinfonien mit The English Concert habe und höre ich ebenfalls. Auch nach Jahren klingen diese Aufnahmen frisch, mitreißend und lebendig.
Es ist aber für mich eine Frage, ob die Bezeichnung "Sturm und Drang" hier wirklich angemessen ist. Im Bereich der Musikwissenschaft bin ich absoluter Laie. Ich gehe dieses Thema eher aus der Perspektive der Literatur und Literaturwissenschaft an. Wenn diese Sinfonien Haydns so zu beschreiben sind:
Zitatschafft sich Haydn hier seinen "eigenen Kosmos", in dem barocke und frühklsassische Elemente sich auf ungewöhnliche Weise miteinander vermischen. Denn einiges weicht ab von der Norm, ungewöhnliche Tonarten wie H-Dur etwa (in der "Abschieds-Symphonie"), überhaupt die latente Mollvorliebe im Vergleich zum strahlenden Dur des höfischen Barocks geben diesen geradezu pulsierenden Kompositionen ihren spezifischen Klangcharakter.
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dann leuchtet mir das als gute Charakterisierung der Musik ein, aber Sturm und Drang bedeutet in der Literatur wirklich etwas anderes: eine Rebellion in Form und Inhalt. Die Literatur des Sturm und Drang opponiert radikal gegen die von der Aufklärung geprägte höfische Welt. Sie hat darin durchaus anti-rationalistische Züge.
Kann man diese radikale Abkehr von traditionellen Formen und Motiven und die fast revolutionäre Neuschöpfung von Inhalten und Gestaltungselementen, die die Literatur des Sturm und Drang prägen, tatsächlich auch im sinfonischen Schaffen Haydns wiederentdecken? Passt der Name "Sturm und Drang" wirklich auf diese Werke?
Diese Frage klingt tendenziell, aber die Antwort ist für mich offen. Hier bin ich auf die Hinweise der musikwissenschaftlich gebildeten Taminos und Paminas angewiesen.
Mit freundlichem Gruß, Andrew
-
Zitat
Original von Andrew
Ich gehe dieses Thema eher aus der Perspektive der Literatur und Literaturwissenschaft an. Wenn diese Sinfonien Haydns so zu beschreiben sind:,
dann leuchtet mir das als gute Charakterisierung der Musik ein, aber Sturm und Drang bedeutet in der Literatur wirklich etwas anderes: eine Rebellion in Form und Inhalt. Die Literatur des Sturm und Drang opponiert radikal gegen die von der Aufklärung geprägte höfische Welt. Sie hat darin durchaus anti-rationalistische Züge.
Kann man diese radikale Abkehr von traditionellen Formen und Motiven und die fast revolutionäre Neuschöpfung von Inhalten und Gestaltungselementen, die die Literatur des Sturm und Drang prägen, tatsächlich auch im sinfonischen Schaffen Haydns wiederentdecken? Passt der Name "Sturm und Drang" wirklich auf diese Werke?
m.E. gibt es genaugenommen keinen musikalischen Sturm&Drang wie in der Literatur. Deine Bedenken sind völlig berechtigt, aber das Etikett blieb irgendwann mal auf diesen Sinfonien kleben. Haydn war Zeit seines Lebens ein außerordentlich experimentierfreudiger Komponist, nicht nur in der Zeit um 1770. Die Werke sind auch keineswegs "anti-rationalistisch"; es finden sich ziemlich "gelehrte" Passagen (kanonisches Menuett in der "Trauer"-Sinfonie #44 usw) und trotz einiger formaler Experimente sind die Abweichungen nicht radikal. Dazu kommt, dass es noch kein so striktes Modell gab. Eine dreisätzige Sinfonie mit einem Variationenfinale wie #31 odere eine mit langsam-schnell-Menuett-schnell, also ein wenig wie eine Kirchensonate (#49) waren sicher etwas ungewöhnlich, aber keine bewußten Stilbrüche, sondern Experimente in einem noch gar nicht so gefestigten Feld von Möglichkeiten.
Betrachtet man einzelne Sätze dann scheint mir Haydn selten so "chaotisch" wie der 20 Jahre ältere CPE Bach z.B. in seinen "Hamburger Sinfonien".viele Grüße
JR
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Ich habe die "Sturm- und Drang"-Zuordnung immer eher gefühlsmäßig gesehen, und da passt doch wirklich eher Klinger als Fragonard. Was die Wissenschaft dazu sagt, weiß ich leider nicht. Jedenfalls hat mich auch bei Klinger die Schroffheit und Wildheit der Sprache begeistert, das Abgründige.
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Salut,
gehört die 59te "Feuer" dazu? Ich denke, ja. Das Horn-Oboen-Thema des Schlußsatzes hat Haydn in leicht erweiterter Form in noch einer anderen Sinfonie verbraten. Weiß jemand, in welcher [Hornsignal? oder?]
Ulli
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Zitat
Original von Ulli
gehört die 59te "Feuer" dazu? Ich denke, ja. Das Horn-Oboen-Thema des Schlußsatzes hat Haydn in leicht erweiterter Form in noch einer anderen Sinfonie verbraten. Weiß jemand, in welcher [Hornsignal? oder?]
iDie "Feuer" wird meist dazu gezählt (ihre Entstehungszeit ist wohl ziemlich unklar, vermutlich schon Mitte 1760er, die Nummer ist viel zu hoch); sie ist jedenfalls auch z.B. in der Pinnockschen Box.
Das Hornsignal in der La Chasse u.ä. ist meiner Erinnerung nach etwas anders gestaltet (aber diese Signale sind sich natürlich alle sehr ähnlich).
Was ich aber wirklich frappierend finde (als DER SKEPTIKER schlechthin bzgl. solcher Ähnlichkeiten): Hör Dir mal die Anfänge von Nr 59 und Nr 87 an...viele Grüße
JR
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Salut,
im NAXOS-Booklet zur 59 wird "kurz vor 1769" als Entstehung angegeben: Wird also hinkommen. Als ich die ersten Takte vom Finale hörte, dachte ich: Das kenn ich doch !! Es ging aber anders weiter, als meine Erinnerung meinte. Ich bin aber 100% sicher, dass Haydn in diesem Falle selbst sich "zitiert" hat, falls man bei diesen Signalen davon sprechen kann. Die Ähnlichkeit ist aber eben gerade FRAPPIEREND.
[jpc]7524697 [/jpc]
Franz Joseph HAYDN [1732-1809]
Sinfonies Vol. 26Sinfonie Nr. 41 C-Dur
Sinfonie Nr. 58 F-Dur
Sinfonie Nr. 59 A-Dur "Feuer"Kölner Kammerorchester
Helmut Müller-Brühlgerade nochmals aufgelegt.
Ich werde mal auf den ersten Satz achten.
Ulli
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Salü,
gehört die N° 48 [Maria Theresia] ebenfalls zu den "Sturm- und Drang" Sinfonien [kann das bitte mal jemand definieren?].
Meine Frage gilt hinsichtlich der #48, ob Haydn im Original im Finale die Streicher teilweise solistisch einsetzt, oder ob dies eine Extravaganz - die ich gern hab - von Adam Fischer ist!?
Ulli
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Hallo!
Gibt es eine Festlegung mit allgemeiner Zustimmung, welche Haydn-Symphonien zum "Sturm und Drang" gehören? Ich denke an eine Zuordnung wie "alle von Nr. X bis Nr. Y" oder so.
Welche sind z.B. in der Pinnock-Box drin?Ich finde insbesondere die Symphonien in den 40er-Nummern besonders interessant und stilistisch am treffendsten zu dem, was ich mir unter Sturm und Drang vorstelle. Exemplarisch seien hier meine präpariser Haydn-Lieblinge Nr. 39, 44, 45, 46 und 48 genannt.
Viele Grüße,
Pius. -
Zitat
Original von Pius
Gibt es eine Festlegung mit allgemeiner Zustimmung, welche Haydn-Symphonien zum "Sturm und Drang" gehören? Ich denke an eine Zuordnung wie "alle von Nr. X bis Nr. Y" oder so.m.E. nicht eindeutig. Die Nummern stimmen hier auch nur grob mit den Entstehungszeiten zusammen.
Zitat
Welche sind z.B. in der Pinnock-Box drin?Ich finde insbesondere die Symphonien in den 40er-Nummern besonders interessant und stilistisch am treffendsten zu dem, was ich mir unter Sturm und Drang vorstelle. Exemplarisch seien hier meine präpariser Haydn-Lieblinge Nr. 39, 44, 45, 46 und 48 genannt.
Keine #49 in der Passionszeit?
Diese gehören wohl immer dazu: alle Moll-Sinfonien aus der Zeit, sowie 46, 47, 48 und 59.Pinnock hat 26, 35, 38, 39, 41-52, 58, 59, 65. Bitte frag nicht, warum gerade die... in einer Box mit Brüggen scheinen aber exakt dieselben (auf eine CD weniger gequetscht) drin zu sein.
JR
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Zitat
Original von Johannes Roehl
Keine #49 in der Passionszeit?Doch, natürlich, auch eine tolle Symphonie (heute erst wieder gehört in der Super-Aufnahme mit Fischer ).
Aus den 50ern bevorzuge ich übrigens #53, kein typisches Sturm-und-Drang-Werk.ZitatOriginal von Ulli
gehört die N° 48 [Maria Theresia] ebenfalls zu den "Sturm- und Drang" Sinfonien [kann das bitte mal jemand definieren?].Meine Frage gilt hinsichtlich der #48, ob Haydn im Original im Finale die Streicher teilweise solistisch einsetzt, oder ob dies eine Extravaganz - die ich gern hab - von Adam Fischer ist!?
Ich habe vorhin das Finale mit Dorati gehört, da war nix solistisch. Ich gehe davon aus, daß dies einer Eingebung Fischers entsprang.
Übrigens ist #48 sogar die sturm-und-drängerischste aller Haydn-Symphonien, denn sie steht in der für diese Epoche unerhörten Tonart C-dur!Viele Grüße,
Pius. -
Zitat
Original von Ulli
gehört die N° 48 [Maria Theresia] ebenfalls zu den "Sturm- und Drang" Sinfonien [kann das bitte mal jemand definieren?].
Ulli
Naja, wohl kaum, mal ganz abgesehen, dass der Titel irreführend ist (die Sinfonie hat nichts mit dem Besuch von Maria Theresia zu tun). Ganz allgemein könnte man sagen, dass in jener Zeit wirklich überdurchschnittlich viele moll Sinfonien entstanden sind (ich hab's mal nachgezählt - im Schnitt mehr als zwei bis vier Mal so viele pro Jahr zwischen 1766 und 1774) und das in den Dur Sinfonien rare Tonarten (H - Dur, As - Dur usw) verwendet wurden sowie ein Ausloten der Tiefen sowohl in den Ecksätzen als auch in den langsamen Sätzen (und das gerade bei Haydn) stattfand.
Mittlerweile kommt es mir so vor, als ob Frankreich und Flandern ein wenig Vorreiter gewesen zu sein scheint (Gossec, van Maldere und Beck), die etwa 5 bis 10 Jahre vorher vermehrt in moll schrieben und vor allem was van Maldere betrifft schon ganz außergewöhnliche langsame Sätze schufen.
Da selbstverständlich nicht alle in nachdenklicher Schwermut dahinvegitierten wurden auch ganz normale Sinfonien zu festlichen Anlässen geschrieben.
Für die Entwicklung der Sinfonie ist aber diese Zeit die wohl wertvollste.