Beethoven - Violinkonzert op 61- Vol.2 - Die Kadenzen

  • Der allgemeine Thread über Beethovens Klavierkonzert ist nun schon in die Jahre gekommen, er zählt derzeit 131 Beiträge, wird aber selbstverständlich fortgesetzt. Ein Spezial-Unterthema indes würde den Threadverlauf stören. Und genau dieses Spezialthema soll an dieser Stelle stattfinden. Im Mittelpinkt dieses Threads steht weder das Violinkonzert an sich, noch dessen Interpreten, Orchester oder Dirigenten, sondern - man höre und staune - die Kadenzen.
    Kadenzen waren je stets so gedacht, daß der Solist sie an eingeplanter Stelle in freier Improvisation selbst kreiert - vorzugsweise unter Verwendung typischer Themenfragmente des Werkes, und anschliessend das Orchester wieder einsetzt und das Werk zu Ende bringt. Diese Kunst beherrschten schon zu Mozarts und Beethovens Zeiten nur wenige, weshalb die Komponisten begannen, Kadenzen zu "komponieren" - was zwar dem Sinn einer Kadenz zuwiderläuft - aber ein vertretbarer Kompromiss war. Zu manchen Konzerten schrieben die Schöpfer auch mehrere Kadenzen - als Alternative sozusagen.
    Etliche Interpreten verwendeten diese Kadenzen indes nicht, sondern verwendeten eigene - wie eigentlich vorgesehen.
    Aber meistens wurden diese Kadenzen nicht improvisiert, sondern vom Interpreten erarbeitet und dann schriftlich festgehalten, eine eigene Komposition gewissermaßen.

    Von Beethovens Violinkonzert op 61 ist an sich keine "Originalkadenz" von Beethoven überliefert. Beethoven hatte aber - eigenartigerweise - von diesem Konzert eine Klavierfassung angefertigt (op 61b) Zu diesem gab es indes eine Kadenz, welche Beethoven selbst notiert hatte. Diese Kadenz wurde von Wolfgang Schneiderhan umgeschrieben und er spielte das Konzert in dieser Form für die Schallplatte ein. Ich finde bedauerlicherweise keine Hinweise in der Fachliteratur, kann es also nicht belegen. Die Information stammt aber von der ürsprünglichen Aufnahme Schneiderhans mit den Berliner Philharmonikern unter Eugen Jochum, aus den sechziger Jahren, wo Schneiderhan auf der Rückseite der Schallplatte einige Zeilen über diesen Vorgang verfasst hatte...Er erklärte dort, daß er um jede Note gerungen habe, es aber unmöglich sei, die Kadenzen 1:1 zu übertragen. Deshalb werden diese Kadenzen auch oft Schneiderhan zugeschrieben....



    In diesem Thread geht es AUSSCHLIESSLICH darum, Aufnahmen mit Kadenzen anderer Verfasser vorzustellen - und allenfalls auch zu kommentieren, wobei die Kommentare natürlich auch von anderen Mitschreibern stammen können....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Ich habe die folgende Aufnahme von Beethovens Violinkonzert mit Josef Suk


    Die Kadenzen stammen von Vása Príhoda und die Verarbeitung der Themen des Konzerts ist nach meinem Dafürhalten sehr gut gelungen.
    Auch von den Konzerten von Mozart habe ich Aufnahmen mit Kadenzen von verschiedenen Komponisten, aber die sind hier wohl nicht gefragt


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das Heilbronner Sinfonie Orchester hat das Beethoven-Violinkonzert mehrfach mit Wolfgang Schneiderhan aufgeführt. In einem Interview mit der Heilbronner Stimme berichtete der Geiger über die von ihm umgeschriebene und ergänzte Kadenz. Diese Fassung wird auch von anderen Geigern gepielt.
    Übirgens war Schneiderhan mit seiner zupackenden, streng partiturgetreuen Spielweise und seinem großen Ton für mich der kompromissloseste, beste Interpret dieses Meisterwerks.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Das Violinkonzert in der Interpretation Wolfgang Schneiderhans unter Eugen Jochum war in meiner Jugend das erste Exemplar, damals natürlich noch auf LP. "Schuld" hatte mein Musiklehrer, de uns das Konzert in dieser Interpretation vogestellt hatte. heute habe ich selbstverständlich auch die CD-Version.
    Noch eine zweite Interpretation, in der der Interpret eigene Kadenzen verwendete, befand sich damlas als LP und befindet sich heute als CD in meiner Sammlung nämlich die von Jascha Heifetz unter Charles Munch:

    Übrigens, in dem ebenfalls auf der CD befindlichen Brahms-Konzert (unter Fritz Reiner) spielt Heifetz ebenfalls eine eigene Kadenz.
    Yehudi Menuhin, den ich mit Constantin Silvestri und Wilhelm Furtwängler in meiner Sammlung habe, spielt die Kadenz von Fritz Kreisler, die laut Wikipedia neben der von Joseph Joachim die meistgespielte auf der Welt sein soll.
    Die gleiche Kadenz spielen auch Anne Sophie Mutter unter Herbert von Karajan und Isaak Stern unter Leonard Bernstein.


    Letztlich befinden sich noch fünf weitere Aufnahmen in meiner Sammlung, in denen die Kadenz nicht genannt wird. Ich führe sie hier trotzdem auf. Vielleicht weiß der eine oder andere interessierte Tamino ja hier mehr:


    1. David Oistrach/Sixten Ehrling,
    2. David Oistrach/André Cluytens,
    3. Christian Tetzlaff/David Zinman,
    4. Henryk Szering/Bernard Haitink,
    5. Emmy Verhey/Hans Vonk;


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • lt. meiner CD bearbeitete Heifetz Kadenzen seines Lehrers Auer bzw. von J. Joachim (Finale) für das Beethoven-Konzert
    Tetzlaff spielt meines Wissens die Schneiderhan-Bearbeitungen oder alternative Bearbeitungen von Beethovens Klavierkadenzen, Oistrakh die von Kreisler.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tetzlaff spielt meines Wissens die Schneiderhan-Bearbeitungen oder alternative Bearbeitungen von Beethovens Klavierkadenzen, Oistrakh die von Kreisler.


    Christian Tetzlaff hat in beiden Einspielungen (mit Gielen und Zinman) eigene Kadenzen nach Beethovens Kadenzen für die Klaviertranskriptionen des Violinkonzerts geschrieben.
    Er begründet es wie folgt: "Die Solokadenzen von Fritz Kreisler, die meistens gespielt werden, empfinde ich als Fremdkörper, rein harmonisch, aber auch von der Konzeption und der Idee her."
    "Er lässt die Solopauke mitspielen, aber viel schneller als im Grundtempo. Das verstärkt die militärischen Assoziationen sehr wesentlich und macht gleichzeitig einen zentralen Aspekt des ganzen Kopfsatzes aus." (aus dem Beiheft der Zinman-Aufnahme)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Leider finde ich mal wieder die CD nicht bei JPC: Nigel Kennedy, Klaus Tennstedt, Sinfonie-Orchester des NDR.
    An sich schon eine besondere CD, weil hier "Tuning and Applause" einen extra Track erhielten. Ein Interessanter Effekt. Aber zurück zu den Kadenzen: Im 1. Satz Fritz Kreisler , im 3. dann eine von ihm selber. Mir gefällt es ausnehmend gut, es ist schmissig und lebhaft und gerade der letzte Satz gewinnt m.E. durch die poppige Art von Kennedy.
    Ich höre es immer wieder gern.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.


  • Eine der einst umstrittensten und von von der progressiven Riege der Kritiker immer wieder gelobten Einspielungen des Beethoven Klavierkonzerts, war jene von 1981 mit den Kadenzen von Alfred Schnittke, gespielt von Gidon Kremer. Als Orchester fungierte Thr Academy of St. Martin in the Fields unter Neville Marriner. Welch ein Aufsehen wurde damals um die Aufnahme gemacht Und ews wurden extra Aufkleibe angebracht "mit den Schnittke-Kadenzen" Ob dies als verkaufsfördernd betrachtet wurde - oder aber als Warnung gedacht war - das entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Heut kräht kein Hahn mehr nach dieser Aufnahme und sie wird gleich in zwei verschiedenen Verpackungen der Billigserie Eloquence angeboten: Einmal als DGG Aufnahme, dann wieder als DECCA-Produkt . In Wahrheit war die Aufnahmen von Philips.
    Als progressiv denkender Mensch hatte ich die Aufnahme sofort bei ihrem Erscheinen gekauft.
    Schnittke bemüht sich in keiner Weise seine Kadenz an den Stil des Konzerts anzupassen, sondern ist bemüht, die Zeit der Herkunft zu betonen (Eine der beiden Kadenzen erinnert mich an ein startendes Raketentriebwerk, welches immer schneller und schneller wird), zugleich aber die Brücke herzustellen - ein Spagat sondergleichen welcher aber - gemessen an der Beinahe - Undurchführbarkeit des Vorhabens beinahe souverän gelingt - Zumindest werden das die Anhänger der Moderne so sehen...
    Man sollte die Aufnahme zumindest kennen - was in Anbetracht des momentanen Preises von 5.99 Euro kein Hindernis darstellen dürfte....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • lt. meiner CD bearbeitete Heifetz Kadenzen seines Lehrers Auer bzw. von J. Joachim (Finale) für das Beethoven-Konzert


    So steht es auch auf meiner SACD.


    Gruß enkidu2



    clck 143

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Leider finde ich mal wieder die CD nicht bei JPC: Nigel Kennedy, Klaus Tennstedt, Sinfonie-Orchester des NDR.
    An sich schon eine besondere CD, weil hier "Tuning and Applause" einen extra Track erhielten. Ein Interessanter Effekt. Aber zurück zu den Kadenzen: Im 1. Satz Fritz Kreisler , im 3. dann eine von ihm selber. Mir gefällt es ausnehmend gut, es ist schmissig und lebhaft und gerade der letzte Satz gewinnt m.E. durch die poppige Art von Kennedy.
    Ich höre es immer wieder gern.
    Tschö
    Klaus

    Hallo Klaus,




    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


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  • Rachel Barton Pine spielt aud dieser Einspielung eigene Kadenzen. Es sind - noch meinem Dafürhalten - die schönsten Kadenzen, die auf derzeit verfügbaren Aufnahmen des Beethoven-Violinkonzerts op 61 zu hören sind - und zugleich auch - wahrscheinlich die längsten (was die Freude darüber nur verlängert)
    Ich habe das an anderer Stelle in diesem Forum bereits erwähnt - aber zum einen passt es auch hierher - zum andern kann man solche Hinweise nicht oft genug schreiben - sie werden ansonst gern "überlesen" - und die Aufnahmen geraten in Vergessenheit.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Laut dem englischsprachigen Wikipedia haben folgende Geiger und Komponisten Kadenzen für Beethovens Violinkonzert geschrieben:

    • Leopold Auer
    • Joshua Bell
    • Ferruccio Busoni
    • Ferdinand David
    • Mischa Elman
    • Carl Flesch
    • Joseph Hellmesberger, Sr.
    • Jenő Hubay
    • Joseph Joachim
    • Fritz Kreisler
    • Christiaan Kriens
    • Ferdinand Laub
    • Hubert Léonard
    • Bernhard Molique
    • Myron Polyakin
    • Manuel Quiroga
    • Camille Saint-Saëns
    • Alfred Schnittke
    • Edmund Singer
    • Henri Vieuxtemps
    • August Wilhelmj

    Ob wir für jede dieser Nennungen wenigstens eine Aufnahme finden werden?


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Die Zahl der Einspielungen von Beethovens Violinkonzert ist bei mir doch sehr überschaubar.

    • David Oistrach mit André Cluytens spielt Kreisler
    • Itzhak Perlman mit Carlo Maria Giulini spielt Kreisler
    • Joseph Wolfsthal mit Manfred Gurlitt (1929) spielt Joachim.

    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Aus meinem Bestand nachzutragen wäre noch:



    Viktoria Mullova mit John Eliot Gardiner spielt Kadenzen von Ottavio Dantone.


    Fritz Kreisler Kadenzen verwenden noch Christian Ferras mit Karl Böhm und Kyung-Wha Chung mit Klaus Tennstedt.


    Patricia Kopatchinskaja mit Philippe Herreweghe spielt eine eigene Adaption der Kadenzen aus Beethovens Klavierkonzertfassung. Gleichermaßen scheint Isabelle Faust in ihren beiden Einspielungen des Violinkonzerts (einmal mit Claudio Abbado, einmal mit Jiří Bělohlávek) verfahren zu sein.


    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Und dann gab es wohl mal eine CD von Ruggiero Ricci mit mehreren Kadenzen zu dem Konzert:



    Gruß enkidu2

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Zitat

    Patricia Kopatchinskaja mit Philippe Herreweghe spielt eine eigene Adaption der Kadenzen aus Beethovens Klavierkonzertfassung.


    In der Tat ist die Beethoven-Kadenz erkennbar - aber das Ergebnis der Transkription ist doch etwas verschieden von jener Schneiderhans - Wolfgang Schneiderhan hat - nach eigener Aussage - um jede Note gerungen - die er bei der Transkription ändern musste. Patricia Kopatchinskaja hingegen ist einen anderen Weg gegangen, es wurde hier einerseits großzügeiger, freier mit dem vorhandenen Noitentext umgegangen, andrereseits sind einige eigentlich nicht durchführbare Effetkte angeblich deshalb ermöglicht worden, weil man zwei hintereinander aufgenommen Tracks miteinander vereint hat...
    Wenn ich das richtig verstanden habe, so wäre diese Kadenz live überhaupt nicht spielbar gewesen - sie ist ein Kunstprodukt für die Tonkonserve....(?)

    mfg aus Wien
    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Christian Tetzlaff hat in beiden Einspielungen (mit Gielen und Zinman) eigene Kadenzen nach Beethovens Kadenzen für die Klaviertranskriptionen des Violinkonzerts geschrieben.
    Er begründet es wie folgt: "Die Solokadenzen von Fritz Kreisler, die meistens gespielt werden, empfinde ich als Fremdkörper, rein harmonisch, aber auch von der Konzeption und der Idee her."
    "Er lässt die Solopauke mitspielen, aber viel schneller als im Grundtempo. Das verstärkt die militärischen Assoziationen sehr wesentlich und macht gleichzeitig einen zentralen Aspekt des ganzen Kopfsatzes aus." (aus dem Beiheft der Zinman-Aufnahme)


    Ich habe nur die Aufnahme mit Gielen. Da ich keine Einspielung der Schneiderhan-Beethoven-Kadenz mehr zur Verfügung habe, kann ich nicht direkt vergleichen, aber die Unterschiede scheinen mir gering zu sein, jedenfalls ist die Basis der Beethoven-Kadenz klar zu erkennen. Die Pauke hat Beethoven ja (ähnlich wie in seinem 3. Klavierkonzert) in der Kadenz selbst eingefügt.


    Da ich dieses Stück nicht sammle, weiß ich es nicht, aber ich habe meine Zweifel, dass heute noch die Kreisler-Kadenzen die häufigsten sind. Erstens hatten sie schon immer Konkurrenz (so waren die von Joachim auch recht populär) und zweitens habe ich inzwischen den Eindruck, dass Schneiderhans oder andere Adaptionen der Beethoven-Klavierkadenzen sehr häufig geworden sind. Wohl eher zufällig war schon meine Erstbegegnung auf MC in den 1980ern (Hoelscher/EMI) mit dieser Kadenz, aber von meinen neueren Aufnahmen (Zinman/Gielen, Kremer/Harnoncourt, Zehetmair/Brüggen) haben alle eine Kadenz nach Beethovens Klavierkadenz, wenn auch nicht Schneiderhans Arrangement. (Über meine historischen habe ich keinen Überblick...)


    Bei allem Respekt für Beethoven und seine "Aufwertung" von Kadenzen als zweite Durchführungen finde ich die knapp 5 min, die seine Kadenz dauert, zu lang, insbesondere für die Möglichkeiten einer Violine...

    Struck by the sounds before the sun,
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  • Eine der beiden Kadenzen erinnert mich an ein startendes Raketentriebwerk, welches immer schneller und schneller wird.


    Ein interessantes Bild. Zeichnet sich doch ein Raketentriebwerk dadurch aus, dass es von der Zündung bis zum Versiegen (oder Absperren) des Treibstoffs absolut konstant brennt....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Dennoch ist die Rakete beim Start von der Startrampe noch langsam, weil sie die Erdanziehungskraft überwinden muss und wird sukzessive schneller, je weiter sie sich von der Erde entfernt. Insofern möchte ich Alfred Recht geben.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hier handelte es sich ja nicht um eine physische Rakete, auch nicht um eine physikalisch richtige, sonderen um eine "virtuelle" aus der "Imagination" geborene Rakete - ein Triebwerk das immer mehr beschleunigte. So war jedenfalls damals meine Assoziation....
    Ich bin kein Fan dieser Kadenz, habe aber immer wieder bewundert, wie Schnittke unter den gegebenen Bedingungen es dann letztlich doch schaffte zu einem Punkt zu gelangen, wo das Orchester (beinahe) nahtlos wieder anknüpfen konnte......


    Kleine Nebenbemerkung zum Thema.
    In der Tat dürften die Kreisler- und die Schneiderhan-Kadenzen derzeit die meistgespielten sein (ich meine hier für Tonaufnahmen) - Oft findet man bei jpc jedoch überhaupt keinen Hinweis darauf, wessen Kadenzen eigentlich zum Einsatz kommen. Interessant wäre - inwieweit die Dantone-Kadenzen auf der Mullowa CD die Anschaffung rechtfertigen....


    mfg aus Wien
    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



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  • Versuch einer Zusammenfassung des bisher diskutieren:


    Kadenz Fritz Kreisler:

    • Itzhak Perlman / Carlo Maria Giulini / Philharmonia Orchestra
    • Anne-Sophie Mutter / Herbert von Karajan / Berliner Philharmoniker
    • Arabella Steinbacher / Andris Nelsons / WDR Sinfonieorchester Köln
    • David Oistrach / André Cluytens / Orchestre National de la Radiodiffusion Française
    • Isaak Stern / Leonard Bernstein / New York Philharmonic
    • Janine Jansen / Paavo Järvi / Deutsche Kammerphilharmonie Bremen
    • Yehudi Menuhin / Otto Klemperer / New Philharmonia Orchestra
    • Yehudi Menuhin / Constantin Silvestri / _ _ _ _ _
    • Yehudi Menuhin / Wilhelm Furtwängler / _ _ _ _ _

    Kadenz Joseph Joachim:

    • Henryk Szering / Bernard Haitink / Royal Concertgebouw Orchestra
    • Joseph Wolfsthal / Manfred Gurlitt / Berliner Philharmoniker (1929)

    Adaptionen von Beethovens Kadenz aus der Klavierkonzertfassung:

    • Beethoven / Schneiderhan:
      • Thomas Zehetmair / Frans Brüggen / Orchestra of the 18th Century
      • Wolfgang Schneiderhan / Eugen Jochum / Berliner Philharmoniker
    • Eigene Adaption des Solisten:
      • Christian Tetzlaff / David Zinman / Tonhalle Orchestra Zürich
      • Christian Tetzlaff / Michael Gielen / SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
      • Gidon Kremer / Nikolaus Harnoncourt / Chamber Orchestra of Europe
      • Isabelle Faust / Claudio Abbado / Orchestra Mozart
      • Isabelle Faust / Jiří Bělohlávek / Prague Philharmonia
      • Patricia Kopatchinskaja / Philippe Herreweghe / Orchestre des Champs Elysées

    Kadenz Ottavio Dantone:

    • Viktoria Mullova / John Eliot Gardiner / Orchestre Révolutionnaire et Romantique

    Kadenz Alfred Schnittke:

    • Gidon Kremer / Neville Marriner / Academy of St. Martin-in-the-Fields

    Kadenz Vása Príhoda:

    • Josef Suk / Adrian Boult / New Philharmonia Orchestra

    Heifetz Adaption der Kadenzen von Leopold Auer (1.) und Joseph Joachim (3.):

    • Jascha Heifetz / Arturo Toscanini / NBC Symphony Orchestra
    • Jascha Heifetz / Charles Munch / Boston Symphony Orchestra

    Eigene Kadenz des Solisten:

    • Mischa Elman / Georg Solti / London Philharmonic Orchestra
    • Rachel Barton Pine / José Serebrier / Royal Philharmonic Orchestra

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Dennoch ist die Rakete beim Start von der Startrampe noch langsam, weil sie die Erdanziehungskraft überwinden muss und wird sukzessive schneller, je weiter sie sich von der Erde entfernt.

    Schon, aber die Arbeit des Triebwerks ist immer konstant, den akustischen Effekt eines "hochdrehenden" Triebwerks gibt es nicht.



    Hier handelte es sich ja nicht um eine physische Rakete, auch nicht um eine physikalisch richtige, sonderen um eine "virtuelle" aus der "Imagination" geborene Rakete - ein Triebwerk das immer mehr beschleunigte. So war jedenfalls damals meine Assoziation....

    Somit ist es eine "virtuelle" Rakete in deiner Vorstellung, die niemand nachempfinden kann...


    :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Angeregt durch ein Gespräch mit "nemorino" hatte ich vor einen Thread über die Kadenzen des Violinkonzertes op. 61 von Beethoven zu eröffnen, habe dann aber festgestellt, daß es schon einen gibt.

    Seine Dauer beschränkt sich auf einige wenige Tag im Juni 2013 - Allerdings ist er ziemlich ausführlich.

    Inzwischen sind 8 Jahre vergangen. Ob Neues hinzugekommen ist weiss ich nicht, es wäre aber möglich, daß inzwischen jemand seine eigene Kadenz hinzugefügt hat - eine, die es 2013 noch nicht gab - oder eine die übersehen wurde...

    Oder eine die man zwar kannte, die aber 2013 nicht am Markt verfügbar war (Ich vermute, daß das Angebot leider eher ausgedünnt wurde.)

    Den Stand von Juni 2013 hat "Enkidu" in Beitrag Nr 12 dieses Threads festgehalten...


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 6.700

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Den Stand von Juni 2013 hat "Enkidu" in Beitrag Nr 12 dieses Threads festgehalten...

    Zumindest diese Nachträge dazu möchte ich anbringen:


    1) Kadenz Joseph Joachim


    * Wolfgang Schneiderhan / Paul van Kempen / Berliner Philharmoniker (1953, DGG, Mono)

    * Henryk Szeryng / London Symphony Orchestra / Hans Schmidt-Isserstedt (1965, Philips)


    2) Kadenz Schneiderhan/Beethoven


    * Ulf Hoelscher / Staatskapelle Dresden / Hans Vonk (EMI)


    3) Kadenz Fritz Kreisler


    * Yehudi Menuhin / Orchester der Festspiele Luzern / Wilhelm Furtwängler (1947, live, Mono)


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Nachtrag zum Nachtrag: ;)


    Kadenz Alfred Schnittke:


    • Vadim Gluzman, Violine | Luzerner Sinfonieorchester, James Gaffigan (AD 2020)

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Und noch ein Nachtrag zum Nachtrag:


    Kadenz von Joseph Joachim:


    * Dénes Kovács / Ungarisches Staatsorchester / János Ferencik (Hungaroton, ca. 1964).


    Diese Aufnahme wurde sogar von Ulrich Schreiber in seinem "Schallplatten-Jahrbuch" als besonders empfehlenswert genannt.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Vilde Frang spielt in ihrer Aufnahme (2022) mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, Pekka Kuusisto die Adaption von Beethovens Kadenz aus der Klavierkonzertfassung.


    Übrigens: Ein Lob für den Paukisten Jonas Krause.


    Ich bin soweit, in meinen Beiträgen Rechtschraibfehler stehen zu lassen als menschlicher Protest gegen die perfekte KI-Welt.



  • Wenn wir das Thema: "Beethovens Violinkonzert - Die Kandenzen" behandeln, dann darf natürlich die aus 2023 stammende Aufnahme mit Monika Eberle als Solistin ncht fehlen. Sie wird vermutlich kontrovers diskutiert werden, und man mag sich wundern, daß ich zu den begeisterten Befürwortern dieser Aufnahme mit den Widman Kadenzen gehöre, notabene, da ich mich dereinst eher negativ über die Schnittke- Kadenz (Gideon Kremer) geäussert habe. Aber seither ist einerseits viel Wasser die Donau heruntergeflossen, der Zeitgeschmack hat sich geändert und - bedingt - vielleicht auch meiner (ich muß mir die Schnittke-Kadenz nochmals anhören - ich besitze die CD - aber es gibt auch eine neuere)

    Zurück zu hier gezeigten Aufnahme. Ich finde die Kadenzen in vielerlei Hinsicht geglückt, und jeder partizipiert davon. Widman ist dadurch im öffentlichen Interesse und das ist - egal wie die Bewertung sein mag - immer von Vorteil. Monika Eberle gewinnt, dadurch, daß die die doch recht komplexen Kadenzen brilliant-souverän meistert, an Profil, was Angesichts der nicht unerheblichen Konkurrenz nicht zu unterschätzen ist, und auch das Label LSO rutscht unversehens in den Focus.

    Das IMO Besondere dieser Kadenzen ist, daß sie - bei aller Modernität - immer im Bereich des Werkes bleiben. Ja sie sind persönlich - aber sie übertrumpfen Beethoven nicht, sie spielen mir ihm (was ja erwünscht ist). Das Erweitern des Paukenparts empfand ich als Geniestreich der Sonderklasse. Die anderswo beanstandete "Überlänge" der Kadenzen freut mich eher, als dass sie mich stört. Schliesslich ist ja kein kurze "Pflichtübung" gewünscht, derer man sich rasch entledigt, indem, daß man sie möglichst kurz und neutral fasst, sondern eine Probe des Interpreten oder Co-Komponisten, die komplizierte Mischung aus persönlichem Geschmacks uns Aufrechterhaltung der Vorlage. Sowas hat Komponisten aller Generationen stets gereizt, siehe die beliebten "Variationen über ein Thema von XY"....

    Kommen wir zu einem -vorläufigen - persönlichen Fazit:

    Ich finde die Aufnahme hochinteressant und musikalisch wunderbar.

    Es ist die Ideale Zweitaufnahme und auch Zehntaufnahme für Kenner.

    Jungen Klassikeinsteigern würde ich indes eine der Aufnahmen mit den Transkriptionen der Beethoven-Kadenzen empfehlen, die Beethoven für die Klavierversion dieses Konzerts geschrieben hat (op 61b !!!)Damit ist man am nächsten beim "0riginal" Die vermutlich erste Trankription dieser Kadenz stammt von Wolfgang Schneiderhan, es folgt zahlreiche andere, die sich aber im Grunde alle ähneln.

    Ich vermute allerdings sehr, daß Beethoven die Widman-Kadenz sehr gefallen hätte. Denn Beethoven war im Gegensatz zu seinem Ruf, kein unnahbarer "Titan", sondern eher ein "Revoluzzer"....;)


    mfg aus Wien

    Alfred.


    Technische Anmerkung: Die CD wurde mit hoher Dynamik aufgenommen, was unterschiedlich beurteilt werden kann.

    Sie ist eigentlich eine 5 Kanal SACD Hybrid Aufnahme , die mit jedem Cd-Player 2 kanalig wiedergegeben werden kann.

    Für Geigenfreaks: Monika Eberle spielt die Stradivari "Dragonetti" von 1700 - eine Leihgabe der Nippon Music Foundation

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



  • Mich interessierte, welche Kadenz Christian Ferras auf seiner berühmten 1967er aufnaghme unter Karajan und den Berliner Philharmonikern dereinst spielte. Zu diesem Zwecken (und nicht nur deshalb) habe ich mir die entsprechende CD (gebraucht, da vergriffen) zu gelegt. Ausserdem wollte ich den Vergleich zu heutigen aufnahmen haben. Die Aufnahme ist schliesslich 58!!! Jahre alt. frappierend die Tonqualität. Typischer Karajan-Sound im Orchester mit klar abgegrenzter Violine. Balance Ingenieur in bewährter Manier: Günter Hermanns. Besonders auf edel getrimmte, dem Klangideal der damaligen Deutschen Grammophon Aufnahme.

    Die Kadenzen im 1. und 3. Satz stammen von Fritz Kreisler (1875-1962), eine Zeitlang fast der "Standard" aller Einspielungen des Konzerts.

    Die einzelnen Kadenzen kann man in den Beiträgen Nr 13 und 24-26 nachlesen.

    Ferras spielte auf einer Stradivari von 1725, die in seinem Besitz war und der er den Namen "Le President" gab, einen Namen, der nach seinem Tod beibehalten wurde.


    mfg aus Wien

    Alfred

    SPARE IN DER NOT - DA HAST DU ZEIT DAZU



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