Wenig bekannte Streichquartette des 20. Jahrhunderts

  • Für diese Quartette darfst Du selbstverständlich immer werben, lieber Holger. Die Hagen CD habe ich leider nicht, ich habe sie auch noch nie irgendwo gesehen. Dabei dachte ich, ich hätte so gut wie alles von diesem wunderbaren Quartett.

    Lieber lutgra Ich sehe gerade Deine Frage. Wenn ich Dich hier ausnahmsweise einmal unterstützen darf (selten genug klappt das ;)). Das Hagen Quartett spielt Ligetis erstes Streichquartett auf der folgenden Einspielung:



    Die Box ist gerade nicht teuer und die anderen Stücke (LaSalle spielt das zweite Streichquartett) sind auch sehr schön!

  • Angeregt duch meinen eigenen Beitrag in Was hört ihr gerade jetzt? (Klassik 2021) ist mir aufgefallen, dass die Qualität, die Menge und die Seltenheit der Einspielungen der Streichquartette Max Regers einen Beitrag in diesem Thread allemal rechtfertigen. (Wichtig: da die natürliche Sprache leider keine Klammern erlaubt, Qualität und Menge beziehen sich hier auf die Streichquartette und nicht auf die Einspielungen;))


    Ich höre gerade mal wieder die Einspielungen des Berner Streichquartettes



    und bin vollständig angetan von den eigentlich spätromantischen Werken. So liebe ich diese Zeit. Bachsche Polyphonie bis zum Abwinken :). Gleich kommt sein viertes Streichquartett dran, was mit einer Länge von fast einer Stunde wahrscheinlich zu den längsten Exemplaren dieser Gattung gehört. Dazu sage ich später noch etwas.


    Im Web gibt es ein Einspielungen mit Drolc Quartett, einem deutschen Streichquartett der Vergangenheit. Ich biete hier mal das zweite Streichquartett aus Op. 54 an. Mit dem Erscheinungsjahr darf ich es vielleicht schon zum 20.Jahrhundert zählen und die folgenden passen ja dann sowieso hinein :pfeif:. Die Einspielung ist erstaunlicherweise herber als die des Berner Streichquartettes, die ich als schöner empfinde. Was soll's einem geschenkten Gaul....





    Man erkennt die überragende Qualität dieser Werke. Umso erstaunlicher, dass es so wenig Einspielungen gibt. Mit Einspielungen der Bartok Werke könte ich fast eine Wand tapezieren. :-)

  • Lieber lutgra Ich sehe gerade Deine Frage. Wenn ich Dich hier ausnahmsweise einmal unterstützen darf (selten genug klappt das ;) ). Das Hagen Quartett spielt Ligetis erstes Streichquartett auf der folgenden Einspielung:

    Vielen lieben Dank

    tatsächlich ist mir vor gar nicht langer Zeit die Original CD gebraucht für wenige Euronen untergekommen. Und was noch besser ist: mit Autogrammen der vier Musiker. Gut, die kann man nicht hören:), aber ist trotzdem ganz nett.

  • Beim Durchstöbern in meinen "Archiven", um noch CDs zum Rippen zu finden bin ich auf einen alten Kauf von mir gestoßen mit finnischer Streichquartettmusik. Geholt hatte ich sie mir wegen György Kurtágs Hommage à Michály András, zwölf kleinen Stücken für Streichquartett. Es spielt das finnische Ensemble Avanti!.


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    Von den erwähnten finnischen Komponisten Paavo Heininen, Kimmo Hakola, Jukka Koskinen ist mir nur noch Heininen über diese Einspielung hinaus ein Begriff geblieben. Die beiden jüngeren Komponisten sind in meiner Rezeptionsgeschichte nicht mehr aufgetaucht. Also halte ich sie für etwas unbekannntere Streichquartette :).


    Das Streichquartett Op.32c von Heininen ist aus dem Jahre 1974, was man unweigerlich hört. Gemäßigt atonal, aber von extremer Ausdruckskraft; eigentlich nicht entschuldbar, dass ich es so lange nicht mehr gehört habe. Es ist einsätzig, besitzt aber selbstverständlich innere Unterteilungen, einen offensichtlich langsamen und einen schnellen Teil :pfeif:.


    Das Booklet sagt aus, dass die finnische Musik immer schon einen starken Bezug zum Streichquartett hat. Das mag sein, aber Heininen als Avantgardisten zu sehen, wie dort steht, führt vielleicht zu Missverständnissen. Die Musik hat ein Klanglichkeit, die ich problemlos mit solchen Symphonikern wie Sibelius zusammenbringen kann.


    Das Streichquartett von Kimmo Hakola (*1958) ist von 1986 und war zu dem Zeitpunkt des CD-Releases 1990 sein größtes Werk. Ehrlich gesagt bin ich gerade fasziniert von diesem Stück Musik. Die durchaus traditionell genutzten Streichquartettinstrumente gehen zum Teil an die Grenzen der "Klanglichkeit" und vermitteln starke Emotionen. Das Ganze ist wie eine Passacaglia aufgebaut, wofür man aber schon sehr gut hinhören muss (ich habe mir das Stück mindestens jetzt noch dreimal angehört). Ich muss mal schauen, ob der Komponist nicht noch weiter aktiv war! Eine IMO großartige Leistung.


    Koskinens Quartett ist von 1989 und damit das jüngste auf der CD. Es hat eine Länge von knapp vier Minuten und ist damit auch das kürzeste auf der CD! :) Koskinen ist ein Schüler von Einojuhani Rautavaara und Franco Donatoni. Dieses kleine Musikstück möchte ich jetzt doch einmal avantgardistisch nennen. Es wird klanglich dem Quartett durchaus Ungewöhnliches abverlangt. Das Stück hat trotz seiner Kürze musikalisches Gewicht.


    Das Avanti! Quartett spielt ausgezeichnet und ich wundere mich über mich und darüber dass ich von zwei interessanten Komponisten nichts weiter mehr gehört habe.

  • Der spanisch-katalanische Komponist Robert Gerhard (*1896-†1970) hat fünf Streichquartette geschrieben, von denen die letzten beiden Werke gezählt werden. Er ist nun für seine Kammermusik laut Wikipedia nicht bekannt geworden, was aber dann irgendwie doch nichts heißen will. Das Arditti Quartett spielt seine beiden letzten Werke für Streichquartett hervorragend ein.



    Gerhard war ein Schüler Schoenbergs, aber auch von Albéniz. So sind seine Streichquartette zwölftönig und volkstümlich angehaucht.....:)


    Das erste Streichquartett ist in den Jahren 1950-1955 entstanden, wo er wohl mit seiner 1. Symphonie bekannt wurde. Es hat die klassische Viersätzigkeit mit üblichen klassischen Bezeichnungen. Der erste Satz erinnert stark an Schoenberg (ab dem dritten Streichquartett), wobei ich den melodischen Fluss doch eingängiger finde. Der zweite Satz hat etwas Schwungvolles (Con vivacitá). Insgesamt, trotz aller Eigenständigkeit, ein doch sehr traditionsbewusstes Werk.


    Wirklich innovativ und faszinierend ist sein zweites Streichquartett aus dem Jahre 1961. Dramatische und melodische Stellen wechseln sich nach einem von mir momentan nicht verstehbaren Muster ab und fesseln einen die ganze Zeit. Auch klanglich haben wir hier etwas anderes vor uns als im ersten Streichquartett. Pizzikati verknüpft mit fast tonalen Streichquartett-Tutti (?) und immer wieder herausfordernde Klanglichkeit der Einzelinstrumente, die das Arditti Ensemble direkt zum Hörer bringt, bannen einen. Das siebensätzige Werk vergeht wie im Flug (es ist allerdings auch nur 14 Minuten lang :(). Schade, aber der Komponist will es wohl so....

  • Arthur Kampela

    Uma Faca Só Lámina

    Momenta Quartett


    Das fünfteilige Werk des brasilianischen Komponisten kann man irgendwo zwischen Ferneyhough und Lachenmann verorten. Das amerikanischen Quartett bringt es auf seiner ersten CD, die ausschliesslich von diesem Quartett eingespielt wurde. Aber Beiträge des Quartetts finden sich auf fast einem Dutzend von weiteren CDs mit zeitgenössischer Musik. Bei youtube gibt es ein komplettes Konzert aus dem Lockdown mit einigen weiteren zeitgenössischen Stücken.



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  • Da habe ich tatsächlich noch was gehört, gefunden und für kommunizierbar befunden, was man hier posten kann :).


    Das jedem wahrscheinlich wegen der Schostakowitsch-Einspielungen bekannte Fitzwilliam Streichquartett hat vier Streichquartette des bedeutenden Geologen (;)) John Ramsey (*17. Juni 1931 - †12. Januar 2021) eingespielt. Zur Zeit der Einspielung noch ein Zeitgenosse. Ich habe ihn erst nicht in der Wikipedia gefunden, aber dann über die Todesnachricht der ETH ....


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    den Artikel in der Wiikpedia identifizieren können. John G. Ramsey, dessen zweite (erste ?) Liebe neben der Strukturgeologie wohl das Cello und die Musik waren!


    Seine Streichquartette haben etwas unkompliziert Eklektisches. Hier gibt es einfach vier schöne Streichquartette, die auf mich einen durchaus gekonnten Eindruck machen, aber nicht den Anspruch erheben, die Musik zu revolutionieren. Als Konsequenz machen sie einfach Spaß! :jubel:Man sollte natürlich aufpaasen. Es ist keine simple hohle Freude, die hier kommuniziert wird. Das zweite Quartett ist sogar eine Trauermusik.


    Die Musik ist leider nicht bei jpc zu bestellen, steht aber bei chandos zum Download bereit (Größer wäre mir lieber, aber wenn ich das große Bild nehme, sind mir hier alle im Forum böse ;)!)


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    Beim Hören kommen einem Bartok, Mozart (ziemlich explizit im dritten Streichquartett :)) aber auch andere Komponisten in den Sinn. Aber er wendet sein Material schon originell an und setzt das Quartettensemble gerne auch klanglich opulent ein. Alle Streichquartette scheinen Anlässe zu haben.


    Das erste hat zum Teil Bartoksche Rhythmik und im letzten Satz im Lento-Rondo vivace gibt es lustige Kombinationen zwischen strukturiertem barocken Tanzgefühl und Volkstanzabschweifungen (gälisch, wenn man dem Reviewer Gerald Fenech glauben darf). Das Quartett ist umfangreich und hat vier Sätze. Es ist seinem Freund Steven Ayrton gewidmet.


    Im verlinkten Review wird Ramsey als einer der aktivsten britischen Komponisten gewürdigt (Review ist von 2012), aber ich habe das Gefühl, dass ich seine Streichquartette zu den eher unbekannten zählen darf.


    Genrald Fenech zu Ramseys Streichquartetten


    Das zweite Streichquartett betrauert seinen Freund und Kollegen Robert Shackleton, der 2001 verstorben ist. Das vierte und letzte ist eine Würdigung an Charles Darwin zur Feier seines zweihundertsten Geburtstages im Jahre 2009.


    Ich habe tatsächlich den dritten Satz seines ersten Streichquartettes in der besprochenen Einspielung im Netz gefunden. Es kann sich also jeder selbst ein Bild machen



    Die Quartette sind schöne Musik, ziemlich eigenständig (soweit ich das beurteilen kann) und setzen nicht die üblichen Hörwiderstände entgegen. BTW Sie sind bis auf das für Darwin in Tonarten geschrieben.... Wer jetzt noch nicht zugreift, ist selbst schuld! :)

  • Das fünfteilige Werk des brasilianischen Komponisten kann man irgendwo zwischen Ferneyhough und Lachenmann verorten.

    Werter lutgra Ehrlich gesagt finde ich diese Musik viel schwieriger als die von Dir angesprochenen Lachenmann und Ferneyhough. Ich bin noch dran. Ich melde mich mal, wenn ich was verstanden zu haben glaube.

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  • Wer sich in #98 die Kassette mit den Streichquartetten des Maggini Quartettes geholt hat, kennt natürlich auch die drei Streichquartette von William Alwyn (*1905-†1985). Die drei Streichquartette sind jeweils 1953, 1975 und 1984 entstanden. Man sieht, dass das dritte ist kurz vor seinem Tode entstanden ist. Die Streichquartette gefielen mir eigentlich alle ganz gut, obwohl man nicht eine Neudefinition der Gattung erwarten sollte. Das dritte ist an ein paar Stellen harmonisch schon etwas fordernder, aber es bleibt alles im Rahmen :). Es gefällt mir von den dreien am besten.


    Nun habe ich diese Veröffentlichung des Tippett Quartettes aus dem Jahre 2016 gefunden mit Alwyns Quartetten Nr. 10-13 :stumm:




    Was ist hier passiert? Hatte Alwyn kurz vor dem Tod noch einen kreativen Schub bekommen :) oder, passend zu unserem esoterischen Thread Musik aus dem Jenseits von Rosemarie Brown, hatte er nach seinem Tode noch mit dem Tippett Quartett.......? Lesen des Booklets klärte dann auf. Es handelte sich um Frühwerke des Komponisten, die dieser eigentlich nicht gelten lassen wollte. Man hat dann einfach die Nummern hochgezählt :hahahaha:. Da gäbe es wahrscheinlich bessere Wege der Verwirrung.....


    Auf jeden Fall gehören sie zu den unbekannten Streichquartetten des 20. Jahrhunderts. :)


    Nun zur Musik. Die vier Streichquartette sind in den Jahren 1932 - 1936 entstanden. Das erste hat biografischen Bezug zu seiner Australienreise aus der Zeit und trägt den Untertitel "En Voyage". Was will man mehr ;)? Es klingt sehr romantisch, aber keineswegs langweilig! Die anderen Quartette klingen schon ein bisschen avancierter, aber Schoenberg ist da absolut spurlos vorbeigegangen, was ja nicht schlecht sein muss...... Mir gefallen diese Quartette sehr gut. Sie haben durchaus etwas Aufwühlendes, aber wir beruhigen uns auch wieder.


    Danach kann man auf jeden Fall Kaffee oder passender Tee trinken. Beim Hören selbst würde ich es nicht empfehlen....:untertauch: Da sollte es schon Wein sein:no:


    Die Abreise aus dem 10. Quartett gönnt uns das Internet noch



    Das zwölfte ist uns vollständig vergönnt. „Fantasia“


  • Die amerikanische Komponistin Augusta Read Thomas (*1964) hat im Jahr 1997 ein Streichquartett mit dem Titel Sun Threads veröffentlicht. Für meine Ohren ist das eine beeindruckende Komposition. Hier spielt das Argus Quartett live an der James Madison University und, wie ich finde , hervorragend. Eine Aufnahme aus derm Jahre 2017


    SUN THREADS for string quartet (1997)
    I: Eagle at Sunrise
    II: Invocations
    III: Fugitive Star
    IV: Rise Chanting



  • Hindemiths stark nachlassende Popularität kann ich auch nicht ganz nachvollziehen. Aber das heißt nicht viel, ich kann auch nicht verstehen, warum Webern nicht populärer ist als Lehár (auch ein Komponist des 20. Jahrhunderts).
    :D
    Hindemith nehmen heute viele Leute als verstaubt, vorgestrig, trocken, akademisch, langweilig wahr. Man stößt sich am restaurativen Zug und vermisst den emotionalen Überschwang - das waren aber genau die Eigenschaften, die ihn zur Zeit unserer Großväter so populär machten.

    Hindemith muss als Lehrer durchaus schwierig gewesen sein. Gottfried von Einem berichtet an irgendeiner Stelle, etwas überspitzt, dass er von Hindemith "nichts gelernt" habe. Hindemith legte extremen Wert auf das Handwerk und vermittelte sinnvollerweise eigentlich sein eigenes :).


    Der von mir im übrigen geschätzte Musikkritiker Heinz-Klaus Metzger hat sich wohl, ähnlich wie sein Lehrer Theodor Adorno, an manchen Stellen unrühmlich mit despektierlichen Äußerungen zu Hindemith hervorgetan. Das hat Hindemith wahrscheinlich bei der musikalischen Vorfront geschadet und erstmal ein weitere Auseinandersetzung verhindert.


    Im Jahr 1999 ist ein Buch herausgekommen, dass die in der Verurteilung enthaltene persönliche Verzerrung der "Richter" klarer zu stellen scheint.




    Wenn ich mit meinen heutigen Ohren, die natürlich schon viel mehr gehört haben, als meine in den siebziger und achtziger Jahren, Hindemithsche Streichquartette höre, kann ich nichts Akademisches feststellen, es sei denn man mokiere, dass jemand sein Handwerk verstehe ... :D


    Aber ein richtige Renaissance hat wohl immer noch nicht stattgefunden

  • Kurze Zwischenbemerkung: (wird in einigen Tagen gelöscht)

    In einer mehrstündigen Aktion wurde heute dieser Thread restauriert.

    CDs. die gestrichen sind kann ich nicht wieder verfügbar mache - wohl aber ihre Bilder

    Alle "Platzhalter" - diese Schandflecke (wie immer man ds interpretieren will :stumm:) wurden durch solche ersetzt - einige sind sogar noch lieferbar.

    MOD 001 Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte gerade über das Zehetmair Quartett an anderer Stelle geschrieben. Die Scheibe mit Bartók und Hindemith gehört nur zu einer Hälfte in diesen Thread.


    Bartók Einspielungen sind keine Seltenheit. Entschuldigend kommt hier nur zu tragen, dass das fünfte eines meier Lieblingsquartette von Bartok ist :).




    Interessant ist hier auf jeden Fall, dass man problemlos hören kann, dass beide Quartette (bartók 5 - 1934 und Hindemith 4 -1921) sich in der Qualität kaum nachstehen. Abgesehen davon eine empfehlenswerte Einspielung

  • Ein Komponist, der erstaunlicherweise hier noch nicht aufgetaucht ist, ist Karl Amadeus Hartmann. Dass er für den Thread zu bekannt ist, will ich kaum glauben, also nehme ich einfach mal das Gegenteil an :)


    Das Zehetmair-Quartett verteilt die zwei Streichquartette Hartmanns auf zwei Alben. Ich sehe das inhaltlich begründet und nicht als Beutelschneiderei ;)



    Hartmanns Quartett ist 1933 entstanden und hat wohl deutliche Bezüge auf Bartoks viertes Quartett. Nachzulesen in Hartmann Streichquartett Nr. 1


    Das zweite Album ist ein Doppelalbum wo Hartmanns Streichquartett Nr. 2 zusammen mit Werken von Beethoven, Bruckner und Holliger erscheint.



    Auch, wenn mir hier der Bezug der anderen Einspielungen zu Hartmanns Werk nicht offensichtlich erscheint ( alle Werke sind die letzten der Komponisten - bei Bruckner wohl auch das erste und Holligers zweites Streichquartett war zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme das letzte von ihm komponierte...:).) beeindruckt Hartmanns Werk.


    Wie Zehetmair im Booklet schreibt, könnte das ein Programm einer Aufführung des Zehetmair Quartettes sein. So kann man die Werke mit Genuss in der vorgegebenen Reihenfolge hören.

  • Der 2019 verstorbene deutsche Komponist Heinz Winbeck (*1946 Piflas - †2019 Regensburg) hinterließ ein recht kleines Werk. Darunter befinden sich drei Streichquartette, die in der Zeit von 1979-1984 entstanden.


    Diese drei Quartette wurden nun durch das in Augsburg ansässige Leopold Mozart Quartett eingespielt. Hört man diese Werke ist man von der Tiefe des Ausdrucks unweigerlich beeindruckt.




    Es werden dafür Choralartiges, Romantisches aber auch Rhythmisches nach Bedarf willkürlich gemischt. Manchmal weiß man nicht ob man im 15. oder 20. Jahrhundert ist. Es ist ganz offensichtlich unzeitgemäße Musik.



    Winbeck gehört zu den Komponisten, die nach eigener Aussage genötigt wurden, sich musikalisch auszudrücken. Er tat es dann auch nur, wenn es für ihn Wichtige zu sagen gab.


    "Ist Komponieren notwendig? Ist mein Komponieren, mein Füllen, Vertiefen, Verdichten, Zusammenballen, Dehnen, Überwinden der Zeit mit Hilfe von Noten, jener zarten und doch so störrischen Chiffrenschrift des Unsagbaren notwendig oder überflüssig? Ich weiß es nicht. Was ist das für ein merkwürdiger, ja ungeheurer Text, der hier von Generation zu Generation weitergeschrieben werden muss, sich durch alle Widerstände hindurch immer wieder eine Feder sucht? Ist Atmen notwendig?"

  • Die drei Quartette von Heinz Winbeck habe ich auch inzwischen gehört. Das ist keine einfache Musik und auch keine, die durch interessante Neuerungen auffällt, aber wer die Winbeck-Symphonien kennt, wird das auch nicht erwarten. Muss man sicher mehrfach hören, um sich ein komplettes Bild machen zu können. Die CD steht jedenfalls schon in der Sammlung.

  • Sehr hörenswert ist auch Folge 2 der Neuaufnahme der Holmboe Quartette durch die dänischen Nachtigallen.



    Heute lag aber auf dem Teller:


    Stephen Dodgson

    Streichquartett Nr. 3

    Tippett Quartet


    Höre mich gerade chronologisch durch die 9 Quartette durch. Bisher kein Ausfall. Ärgerlich nur, dass die CDs kaum noch irgendwo zu bekommen sind. Die Veröffentlichungspolitik von Dutton Epoch ist mir ein Rätsel. Es gibt ca. ein Dutzend CDs, die ich gerne hätte, aber Wiederveröffentlichung scheint für diese Firma ein Fremdword zu sein. :(



  • BRITISH STRING QUARTETS - NAXOS BOX 20 CDs


    Bereits im September 2019 erschienen CD Box von Naxos, welche 20 Cds mit Streichquartetten britischer Komponisten enthält. Inzwischen wurde der Preis auf 29,99 Euro gesenkt, vomit der Einzelpreis der an sich hochkarätigen Cds bei etwa 1,50 Euro liegt.

    Aber Englisch Komponsten interessieren - vor allem im deutschen Sprachreaum - nur wenige.

    Un die wirklichen Liebhaber und Kenner dieses Bereichs haben inzwischen ja schon das meiste.

    Für Leute die sich zwar interessieren, aber nicht bereit sind allzuviel Geld zu investieren ist das eine wunderbare Gelegenheit. Wie schon gesagt - die Auifnahmen sind an sich HOCHWERTIG !!!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Frisch herausgekommen! Das Kölner Minguet Quartett spielt die Streichquartette und das Streichquintett des in Vergessenheit geratenen Komponisten Walter Braunfels. Braunfels baute nach dem Krieg die Kölner Musikhochschule wieder auf. Allerdings konnte er nach dem Krieg seine Musik nicht mehr erfolgreich platzieren. Das Auryn Quartett hat noch im letzten Jahrtausend Streichquartette von ihm eingespielt eingespielt.


    Nun also die neue Gesamtaufnahme mit dem Minguet Quartett



    Einige Sätze des ersten Quartettes, das 1944 noch im Kriegsende entstanden ist, stehen von dieser Aufnahme im Internet zur Verfügung



  • George Antheil (*1900-†1959) ist ein amerikanischer Komponist. Er wurde in seiner Jugend, die er teilweise im musikalisch bewegten Frankreich verbrachte, dem Futurismus zugerechnet, In seiner Biografie berichtet er, bei einigen seiner Konzerte auch schon mal mit Revolver erschienen zu sein. Mag man das auch seinen amerikanischen Wurzeln zuschreiben, so hat mich doch mancher Bericht über Teile des Publikums beim Regietheater stutzig werden lassen. Man weiß ja nie :)


    Antheil hat nun drei nummerierte Streichquartette geschrieben, die in der Zeit von 1925 bis 1948 entstanden sind. Dazu enthält die Scheibe des Del Sol String Quartets



    die 1919 entstandenen "litauischen Nächte" für Streichquartett und sechs kleine Stücke für dieselbe Besetzung aus dem Jahr 1931. Die litauischen Nächte atmen noch eine Spur Romantik, wer weiß bei Antheil schon, was der Hintergrund war :). Das erste Streichquartett und auch das zweite atmen schon Antheils typische Rhythmik. Sie wirken aber verglichen mit der rein technischen Perfektion der Quartette Bartoks und Hindemiths nicht auf derselben Höhe. Man merkt deutlich, dass der Komponist sich eher in der Klaviermusik zuhause fühlt.


    Nichtsdestotrotz hörenswert und eine Bereicherung des Repertoires. Das 1992 in San Francisco gegründete Del Sol String Quartet spielt die Werke absolut überzeugend.


    Hier der erste Satz seines zweiten Streichquartettes aus dem Jahre 1927