Harmoniemusik, Partiten für Bläser, Serenaden und sonst noch allerley

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    Es handelt sich hier um Ensembles, welche etwa um 1750 in Mode kamen, oft unterhalten vom niederen Adel, der sich ein komplettes Orchester nicht leisten konnte oder wollten, aber dennoch über einen einigermaßen repräsentativen Klangkörper verfügen wollte, um seine Gäste beim Festmahl zu unterhalten oder ein nächtliches Ständchen im Freien zu veranstalten.
    Harmoniemusiken waren ursprünglich Bläser-Oktette, bestehend aus jeweils 2 Klarinetten, 2 Hörnern, 2 Oboen, 2 Fagotten – konnten aber bei Bedarf auch um weitere Blasinstrumente erweitert – oder aber im Notfall auch abgespeckt werden.
    Oft wurden Melodien aus Opern oder Sinfonien bekannter Komponisten für Harmoniemusik bearbeitet, wobei einerseits die musikalische Substanz möglichst unangetastet bleiben sollte, andrerseits jedoch eine gewisse Originalität gewünscht war.
    Es gab auf diesem Gebiet ausdrückliche Spezialisten, wie beispielsweise Johann Nepomuk Wendt (1745-1801) und Joseph Triebensee (1772 -1846)
    Heute gibt es überraschenderweise noch immer Ensembles, die sich dieser Musik verschrieben haben.

    Aber viele Komponisten arbeiteten manche ihrer Werke auch selbst um, darunter auch Mozart und Beethoven. Mozart beklagt in einem Brief an seinen Vater, welch schwierige Arbeit das sei. Aber er hat selbst die (heute Verschollene) Harmoniemusik zu einer seiner Opern verfertigt, damit nicht andere schneller sein mögen und den Gewinn einstreifen….


    Der Reiz dieser Arrangements besteht darin, daß man oft Feinheiten hören kann, welche in der Originalinstrumentierung nicht so deutlich zu hören sind, wie in diesen Bearbeitungen.
    Ein ausgesprochener Spezialist im Aufstöbern solcher Arrangements war Dieter Klöcker, der nach Quellenstudium und teilweise Restaurierung und eigener Bearbeitung, die Werke dann mit dem Consortium Classicum für die Platte (=CD) aufnahm.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mit Abstand das Beste aus diesem Genre dürfte wohl die "Gran Partita" KV 361 (370a) sein.


    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Mit Abstand das Beste aus diesem Genre dürfte wohl die "Gran Partita" KV 361 (370a) sein.


    Mit solcher Schärfe und Eindeutigkeit würde ich das im Augenblick nicht behaupten, wenngleich man hier meist Zustimmung ernten wird, weil die wenigsten Klassikhörer je was anderes gehört haben dürften :P - Das ist ja überhaupt der schwache Punkt dieses Threads, daß vermutlich nur wenige Interesse für dieses Spezialgebiet haben. Auch ich kam eher durch Zufall hinzu, habe aber inzwischen doch etliche einschlägige CDs gekauft, wobei ich mich mit den "Spielregeln", den Gepflogenheiten und den Spezialisten dieses Gebiets auseinandergesetzt habe, damit meine ich sowolhl die Komponisten und Arrangeure (deren gab es eine ganze Menge) und auch mit den Bläsergruppen, die heute sowas für die CD einspielen. Ich habe heute DREI sehr unterschiedliche CDs dieses Bereiches gehört. Zwei weitere waren vor ca 2 Wochen auf dem Programm. Schon nach diesen Hörsitzungen kann ich sagen, daß Mozarts "Grand Partita" keineswegs wie ein Monolith aus der Masse der Zeitgenossen herausragt, es gibt durchaus gleichwertiges.
    Das "Problem" mag sein, daß Bereiche, die nicht auf unmittelbares Interesse stoßen, unbeachtet vor einem in den Katalogen stehen - und man eine "anonyme Masse" an Interpreten und Komponisten wahrnimmt. Erst wenn man sich näher mit der Materie befasst bekommen sie Farbe und Eigencharakter....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    es war mir schon bewusst, dass mein Monolith nicht ganz den Spielregeln entspricht, weil es keine "Bearbeitung" oder Arrangement von/für... ist. Aber als eigenständige Komposition für eine Besetzung "wie Harmoniemusik" dürfte die Gran Partita schon weit über Durchschnitt liegen.


    Grüße aus Nürnberg
    zweiterbass


    Nachsatz: Zur Gran Partita gibt es bereits eine Vielzahl von Beiträgen in div. Threads

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  • Ein schönes Beispiel für eine ansprechende und von mir immer wieder gern gehörte Harmoniemusik ist die von Karl Flachs arrangierte und 1822 in Leipzig veröffentlichte Harmoniemusik zu Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz. Ich habe eine 1986 von TELDEC wiederveröffentlichte CD, auf der das Consortium Classicum spielt. Eine Abbildung dieser Aufnahme konnte ich in den Angeboten unserer Partner nicht mehr auftreiben.


    Es gibt aber vom Consortium Classicum eine Neuaufnahme, deren Hörschnipsel bei jpc durchaus vielversprechend klingen:



    Es handelt sich hier aber offensichtlich um eine Bearbeitung des Flachsschen Arrangements durch einen mir nicht bekannten Wenzel Sedlak. Da ich diese CD (noch) nicht besitze, kann ich auch nicht im Booklet nachsehen, wer das ist und was er verändert hat.


    LG
    Portator

  • es war mir schon bewusst, dass mein Monolith nicht ganz den Spielregeln entspricht, weil es keine "Bearbeitung" oder Arrangement von/für... ist. Aber als eigenständige Komposition für eine Besetzung "wie Harmoniemusik" dürfte die Gran Partita schon weit über Durchschnitt liegen.

    Nein, nein - es passt alles perfekt zum Thema. Ich bin nur PERSÖNLICH der Meinung, daß Mozarts " Grande Partita" keine Ausnahmeerscheinung ist - vielleicht mit einer Ausnahme - weil nämlich dieses Werk den eigentlichen Rahmen von 8 Instrumenten sprengt- meines Wissens benötigt er 13.....



    Es handelt sich hier aber offensichtlich um eine Bearbeitung des Flachsschen Arrangements durch einen mir nicht bekannten Wenzel Sedlak.

    Vermutlich nicht - es handelt sich wahrscheinlich um eine eigenständige Bearbeitung (bzw. Arrangement) von Webers Freischütz.
    Die Arrangeure waren (zumeist) eher weniger bekannte Komponisten, welche sich auf das Bearbeiten berühmter Werke anderer Komponisten spezialisiert hatten - und in gewisser Weise in Wettstreit miteinander standen, wer den nun die effektvollere Bearbeitung abliefern könne. Zudem wurde von jedem Arrangeur eine Auswahl getroffen, welche Arien, Chöre etc eine Umarbeitung aushielten und welche nicht. Wenzel Sedlak (1776-1851) war solch ein aus Böhmen stammender - in Wien ansässiger Arrangeur und Klarinettist). Die von ihm angefertigte Bearbeitung von "Fidelio" wurde von Beethoven autorisiert. Der weiter genannte Karl Flachs war aus Leipzig.


    mit freundlichen Grpßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieser Thread hat mich angeregt, mir nach langer Zeit wieder einmal die schöne Aufnahme der Harmoniemusik zu Wilhelm Tell von Rossini aufzulegen:



    Auch hier spielt das Consortium Classicum und lässt die wundervollen Rossini-Melodien genießen. Den dazugehörigen Gesang vermisse ich überhaupt nicht. Die Musik vermag auch ohne "schöne Stimmen" zu überzeugen und Freude auszulösen.


    LG
    Portator

  • An anderer Stelle hatte ich es bereits erwähnt, dass Harmoniemusik einer meiner liebsten Genre in der klassischen Musik darstellt. Bis auf die Hornpartie beherrsche ich alle Instrumente, die in der Harmoniemusik üblich sind, was für mich das Spielen dieser Literatur besonders reizvoll macht. Der besondere Klang der Blasinstrumente in dieser Zusammensetzung 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Corni, 2 Fagotte zuweilen ein Kontrabass hat es mir angetan. Die Literatur für Holzbläser finde ich in ihrem Umfang eher klein bemessen, daher sind die Partituren der Harmoniemusik eine wertvolle Bereicherung.


    Der Name Dieter Klöcker und die Musiker des Consortium Classicum wurden bereits erwähnt. Sie haben eine Reihe von Kompositionen und ihre teils vergessenen Komponisten in ihren Einspielungen zugänglich gemacht. Eine besonders schöne Aufnahme ist in meiner Einschätzung diese Einspielung, welche beim Label cpo erschienen ist. Bisher wurden vorallem Aufnahmen in diesem thread vorgestellt, welche Bearbeitungen aus Opern vorstellen.


    Die drei Wiener Bläserdivertimenti von Antonio Casimir Cartellieri (1772-1807) entstanden um 1792-1794 für die Kaiserliche Hofkapelle in Wien. Sie zu spielen erfordert von den Instrumentalisten hohe technische Fertigkeiten. Der Hörer spürt davon wenig, denn im Consortium Classicum sind Meister ihres Faches vertreten.
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Eine zweite Empfehlung für Harmoniemusik möchte ich abgeben. In dieser Aufnahme sind die Musiker von "Nachtmusique" unter Eric Hoeprich auf Originalinstrumenten zu hören.


    Der "Londoner"-Bach, Johann Christian Bach (1735-1782) schrieb für Harmoniemusik-Instrumentalisten sechs Sinfonien, die 1782 im Jahre seines Todes posthum erschienen. Die Besetzung ist zwei Klarinetten, zwei Hörner und zwei Fagotte.
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    2 Mal editiert, zuletzt von moderato ()

  • "Stets findet Überraschung statt - wo man sie nicht erwartet hat."
    sagt schon Wilhelm Busch.
    Das trifft - wenn auch positiver als bei Busch gemeint - auf diesen Thread zu.
    Durch einen Zufall - oder besser gesagt durch die Lektüre eines Booklets wurde ich auf Dieter Klöckers Lebenswerk aufmerksam und habe darüber nachgedacht, was denn nun davon übrig bliebe.
    Ich beschloss - zumindest für mich - zu retten was zu retten ist - und einige seiner Einspielungen in meine Sammlung zu bringen (inzwischen habe ich mehr als 15 Cds).
    Irgendwie landete ich dann auch beim Spezialthema "Harmoniemusik" und habe mich eingelesen.
    Da lernte ich Namen von Arrangeuren und Bearbeitern kennen und erfuhr auch, daß selbst große Komponisten diesen Bearbeitungen positiv gegenüber standen, je sie solche teilweise sogar selbst anfertigten.
    Ich entschloss mich, einen Thread zu diesem Thema zu starten - mehr als sommerliches Zwischenspiel - allzuviel Interesse hatte ich mir eigentlich nicht erhofft. Nun sehe ich zu meiner Freude, daß ich mich in dieser Hinsicht geirrt habe. Das betrifft allerdings auch meine Person - Überraschend viele Aufnahmen von diversen Ensembles sind inzwischen auf meinem Wunschzettel gelandet und gefährden meinen Vorsatz meine Einkäufe einzuschränken.



    Ich ergänze somit hier die Auflistung aller Harmoniemusiken nach Mozart-Opern, welche das Consortium Classicum unter Dieter Klöcker eingespielt hat. In Folge 2 schreibt Klöcker von 4 geplanten Folgen. Die 4. dürfte jedoch nie produziert worden sein.
    Seien wir über das froh, was wir haben....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Georg Druschetzky (1745-1819) war ein böhmischer Komponist der 150 Werke für Bläserbesetzungen hinterlassen hat. Das Amphion-Ensemble hat einige Partiten aufgenommen. Sie warten mit einer Besonderheit auf: Dass Chor-Gesang mit Harmoniemusikbesetzung gut zusammenpasst, davon kann man sich in Chor-Liedern und einem Offertorium überzeugen, welche das Collegium Vocale 1704 vorträgt.


    Partiten a-moll, C-Dur, Es-Dur; Motette; Offertorium "Veritas mea"; Variationen; Punschlied; Sehnsucht; Der Frühling


    Das Budapest Wind-Ensemble hat eine Aufnahme veröffentlicht, in denen neben *reiner" Harmoniemusik auch Harmoniemusik mit "türkischen" Instrumentenbegleitung dieses Komponisten zu hören ist. Die Programmzusammenstellung macht deutlich, dass Militärmusiker oft die Instrumentalisten der Harmoniemusiken waren.


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    Partiten in B, Es, C; Adagio & Allegro; Variationen in B; 2 Rondos; Ungarischer Marsch; Marsch der frz. Division Generals Gudon; Französischer Zapfenstreich


    Es gibt Messe-Vertonung mit Harmoniemusik-Begleitung. Vom erwähnten Georg Druschetzky eine Messe in B-Dur sowie von Michael Haydn die Missa Sancti Hieronymi
    Die Ausführenden in dieser Aufnahme sind Arsys Bourgogne und das Ensemble Zefiro, die von Pierre Cao geleitet werden.
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  • Josef Mysliveček (1737 - 1781) war ein tschechischer Komponist. Er war mit Wolfgang Amadeus Mozart befreundet. Von ihm sind wenige Werke für Harmoniemusik überliefert: drei Bläser-Oktette (2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner und 2 Fagotte) sowie sechs Bläser-Quintette (2 Oboen, 2 Hörner und ein Fagott). Das Mysliveček ein Opernkomponist war, hört man seinen Werken deutlich an. Er zeigt Sinn für Dramatik und cantable Behandlung der Bläserstimmen.


    Das L'Orfeo Bläserensemble hat sie beim Label cpo eingespielt.

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  • Harmoniemusik aus dem hohen Norden. Diese Entdeckung hatte ich gemacht, als ich mich mit dem Komponisten Josef Martin Kraus (1756-1792) beschäftigte. Er war ab 1778 am Hofe des schwedischen Königs Gustav III. tätig. Für das Schauspiel Amphitrion von Molière hatte er eine Schauspielmusik komponiert. Die Arien, Chöre und Tänze hatte Johann Friedrich Grenser für Bläser bearbeitet. Auf der CD findet sich ein auch ein zehnsätziges Divertissement.


    Das Amphion Ensemble bringt diese Musik mit grosser Spielfreude zum Klingen.
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  • Antonio Rosetti (1750-1792) hat, anders als sein Name vermuten lassen würde, böhmische Wurzeln. Er wirkte als Diener und Kontrabassist der Hofkapelle am Fürstenhof in Wallerstein in der Nähe von Augsburg sowie als Kapellmeister am Hof des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin in Ludwigslust. In seinen Funktionen hatte er sicherlich auch Gebrauchsmusik komponieren müssen. Er hinterliess etwa 20 Harmoniemusiken.
    Eine Auswahl (Partiten für Bläser Nr.8,9,11,14,15) spielt das Consortium Classicum.
    Das Amphion-Wind-Ensemble hat vier davon eingespielt (Murray B2,B13,B18,B21).
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  • Zitat

    ... anders als sein Name vermuten lassen würde ...

    Er hieß eigentlich Rösler. Das Latinisieren bzw. Italienisieren war in jenem Jahrhundert sehr verbreitet - natürlich auch Französisich als Sprache der Gebildeten.


    So mancher "Schwartzkopff" nannte sich daher lieber Testanegra. Und so weiter ...


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Obwohl Franz Krommer (1759-1831) Ein ausgesprochener Spezialist auf dem Gebiet der Kammermusik für Bläser war ist er bis jetzt noch nicht erwähnt worden. Seine Partiten und Harmonien zählen zum Feinsten - und er schrieb soviel davon, daß die Bestände bis heute noch nicht alle erfasst sind, aber natürlich auch andere Arten von Kammermusik, Sinfonie und Konzert Derzeit geht man von über 300 Werken - auf über 107 Opuszahlen verteilt - aus. Zudem noch einiges ohne Opuszahl. Die abgebildete CD enthält unter anderem (Track 5-7) eine Partita "Konzert für 2 Hörner, welche zu meinen Lieblingsstücken zählt.
    Besonders interessant ist auch Track Nr 9 , der 1. Satz der Partita Nr 9 in B-dur, der gleich am Anfang meiner Meinung nach einige Takte von Mozarts "Ein Mädchen oder Weibchen" enthält.(?) Dieser Teil wird dann im Laufe des Satzes mehrfach variiert.....
    Im Booklet wurde diese Merkwürdigkeit indes nicht erwähnt.

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !







  • Alfred Schmidt hat das Werk Franz Krommers bereits gewürdigt. Harmoniemusik des Komponisten ist im CD Markt gut vertreten, was die erhältlichen Aufnahmen verschiedener Ensembles zeigen. Das ist sehr erfreulich, denn die Qualität der Bläsersätze erfüllt höchste Ansprüche.


    Oktett-Partiten für Bläser op.73, 78, 83 mit dem Amphion Wind Ensemble
    Partiten op.45 Nr.1-3 +Märsche op. 31 Nr. 1-6 mit dem Academy St. Martin Wind Ensemble, Blomhert
    Oktett-Partiten für Bläser op.69, 76, 79 mit dem Michael Thompson Wind Ensemble
    Oktett-Partiten für Bläser op.67 & 79 mit dem Nash Ensemble
    Oktett-Partiten für Bläser op.57, 67, 69, 79 mit dem Rotterdam Philharmonic Wind Ensemble
    Oktett-Partiten für Bläser opp.57, 67, 69, 79 mit dem Zürich Wind Ensemle
    Oktett-Partiten für Bläser op. 57, 69, 76 mit dem Amphion Bläseroktett
    Oktett-Partiten für Bläser op. 57, 71, 78 mit Budapest Wind Ensemble
    Oktett-Partita für Bläser op.57 mit der Bläservereinigung der Bamberger Symphoniker
    Partiten op.45 Nr.1-3 mit dem Josef Triebensee Ensemble, Weierink
    Partiten op.45 Nr.1-3, Trios für 2 Klarinetten & Viola; Pleyel-Variationen mit dem Nachtmusique Ensemble, Hoeprich
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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Der verstorbene Dieter Klöcker und das Consortium Classicum und ihre Verdienste wurden erwähnt. Diese Interpreten haben sämtliche Werke mit reiner Bläserbesetzung Wolfgang Amadeus Mozarts eingespielt. Die Bezeichnungen Divertimento, Partita oder Cassation mögen verwirren, meinen aber alle das gleiche: Sie sind alle dem Genre Harmoniemusik zuzuordnen. (Bei der einen oder anderen KV Nummer ziehe ich die Augenbraue hoch und bin mir der Urheberschafts Mozarts nicht so sicher. Das ist meine persönliche Meinung.)
    Serenaden Nr. 10-12 (KV 361, 375, 388);
    Divertimenti KV 3, 13, 16, 166, 186, 213, 240, 240b, 252, 253, 270, 289, 439; Divertimenti KV Anh. C17.01-C17.07; Divertimenti Nr. 6 KVdeest & Nr. 7 KVdeest; Thema & Variationen in F; Duos KV 487; Parthia KV Anh C17.08; Cassation; Sextett


    Die von Alfred Schmidt in Beitrag 1 und 10 erwähnten Harmoniemusiken zu Opern von Wolfgang Amadeus Mozart sind Bearbeitungen anderer Komponisten.
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  • Eine weitere Edition mit Kammermuskwerken für Bläser von Mozart - wieder ausgeführt durch das Consortium Classicum unter Dieter Klöcker finden wir hier-diesmal für MDG aufgenommen.
    Es finden sich zahlreiche Mozart zugeschriebene Werke ohne KV Nr darauf- aber auch etliche Doubletten zu den in Beitrag 18 erwähnten Aufnahmen. - ebenfalls von Klöcker eingespielt. Die Einzel CD- wird um 19.99 angeboten, die Gesamtausgabe mit 7 CDs ist bereits um 29.99 zu haben - Etwas für Liebhaber....
    mfg aus Wien
    Alfred

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    Ignaz Pleyel (1757-1831) hatte seine Lebensmittelpunkte ab 1783 in Strassburg und Paris und verstand es mit Geschäftssinn Klaviere in der eigenen Manufaktur zu bauen. Er hat neben allen Gattungen der Musik auch Werke für Harmoniemusik-Besetzung geschrieben. Mozart war von den Streichquartetten des Haydnschülers angetan.
    Eine schöne Einspielung einiger Werke für Bläser (plus Kontrabass) hat das Amphion Wind Octett 2012 beim Label Accent herausgebracht.
    2008 hat das Consortium Classicum Werke Pleyels bei Dabringhaus und Grimm eingespielt.
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  • Wenn ich's nicht übersehen habe, fehlt hier noch die Original-Instrument-Einspielung von Mozarts Serenaden:



    Bläserserenaden, 4 Divertimenti
    Amadeus Winds
    Hogwood


    Ich bin die Besetzung nicht gewohnt, bislang kannte ich nur die oben bereits genannte Myslivecek-CD. Besonders reizvoll finde ich bei Mozart die hartnäckigen Tonrepetitionen, die dann vom einen zum anderen Instrument wandern.

  • Diesen Thread verdanken wir indirekt Dieter Klöcker und auch Sebastian Manz. Auf einer cpo CD beschrieb Manz einen Besuch bei Dieter Klöcker, wo dieser ihm - den nahenden Tod vor Augen (er lebte nur mehr einige Monate) ein oder mehrere Projekt anvertrraute, bzw ans Herz legte, von denen er wusste, er selbst würde nicht mehr die Zeit haben sie zu realisieren. Manz beschreibt diesen Besuch sehr plastisch und ist von der Begeisterung, welche Klöcker für sein Lebenswerk aufbringt zutiefst beeindruckt.
    Ich hingegen meine, daß hier eine Ära zu Ende ging, wo ein unermüdlicher Forscher und Entdecker immer neue unbekannte Werke aus den Archiven ans Tageslicht beförderte und mit seinem Consortium Classicum auf Tonträger bannte. Wenn auch seine Zuschreibungen nicht immer von allen Musikhistorikern bestätigt wurde - was macht das schon ? Er hat eine ganze Menge bisher nicht zu Hörendes - aber Hörenswertes - hörbar gemacht - egal wer da der Schöpfer war.
    Da ich irgendwie Angst habe, daß im Laufe der nächsten Jahre vieles wieder dorthin wandern wird, woher es gekommen ist - nämlich in die Archive - habe ich mir vorgenommen wenigstens einen Grundbestand für mich zu retten und zudem einen Thread über das Thema zu starten (Ein weiterer über Klarinettenkonzerte wird folgen, ein dritter mit ähnlicher Theamtik ist angedacht)
    Hier wurde ich mehrfach überrascht. Inzwischen sind in meiner Samlung MINDESTENS 15 CDS mit Dieter Klöcker und dem Consortium Classicum dazugekommen (ich hatte meine Begeisterungsfähigkeit unterschätzt) und zudem wurde ich auf weitere 1o Aufmerksam, die sich schon in meiner Sammlung befanden, die ich aber schon lange nicht gespielt hatte.
    Die zweite Überraschung war die Beteiligung an diesem Thread, die sehr hoch ist - wogegen das Interesse unserer Mitleser daran sich derzeit noch in Grenzen hält...
    Ein weiterer Beitrag, wo ich eine weitere Neuerwerbung vorstelle, folgt noch heute oder aber morgen.
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Ein weiterer Zeitgenosse Mozarts und Haydns hatte Harmoniemusik komponiert: Franz Anton Hoffmeister (1754-1812).


    Parthias in d, B & Es; Divertimento in B
    Parthias Nr. 3, 24, 25; Esterhazy-Parthia Nr. 5


    Das Consortium Classicum sorgt dafür, dass man nach diesem Bläserklang süchtig wird.
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    clck 446

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • für dieses ablaufende Monat ist diese Aufnahme mit Harmoniemusiken von Antonio Salieri gedacht. Wenngleich heute der Bedarf nicht mehr so groß ist, weil ja doch viele unbekannte Opern auf CD etc. verfügbar sind, waren Harmoniemusiken einst die einzige Möglichkeit Musik unbekannter Opern zu hören. So enthält die CD Harmoniemusiken zu den Opern "Axur", "La Grotta die Trofonio" und "Palmira". Während die ersten beiden Opern überraschenderweise verfügbar sind, sind die Harmoniemusikbearbeitungen von "Palmira" die einzige Möglichkeit diese Musik überhaupt zu hören...

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Gleich wie der Oper "Palmira" Salieris erging es einem Werk seiner Schüler:
    Franz Xaver Süssmayr (1766-1803) hatte die heroisch-komische Oper "Der Spiegel von Arkadien" zum Libretto Emmanuel Schikaneders komponiert. Sie brachte es auf 100 Aufführungen. Heute ist sie vergessen. Dennoch gibt es im Tamino-Forum einen Thread mit der Inhaltsangabe der Oper.
    SÜSSMAYR, Franz Xaver: DER SPIEGEL VON ARKADIEN


    Auch der Komponist besitzt im Forum einen Thread.
    Dolcevillico - Franz Xaver Süßmayr


    Johann Nepomuk Wendt (1745-1801) hatte für Blasoktett (2 Oboe, 2 Clarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner) eine Harmoniemusik arrangiert.
    Das Consortium Classicum hat sie eingespielt und die Musik der Oper der Vergessenheit entrissen.
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  • Das Repertoire der Harmoniemusiken (adaptierte oder originale Kompositionen) war sehr umfangreich. Bis 1830 hatte man 10'000 Titel veröffentlicht. Diese schier unglaubliche Zahl entnehme ich dem sehr informativen Booklet-Text zur Harmoniemusik, welche Wolfgang Amadeus Mozart zu seiner Oper "Die Entführung aus dem Serail" komponiert hatte, glaubt man den Ausführungen die Bastiaan Blomhert darin macht. Der Musikwissenschaftler hatte eine Dissertation über das Manuskript der "Donaueschinger Harmoniemusik zu Die Entführung aus dem Serail KV 384" geschrieben, welche Wolfgang Amadeus Mozart als Arrangeur seiner eigenen Musik nachweist. Wer sich für Harmoniemusik interessiert, der muss sich diese Aufnahme beschaffen. Von Mozarts eigener Hand verfasste Harmoniemusiken zu seinen Opern sind sonst keine zweifelsfrei überliefert.


    Harmoniemusiken waren ein lukratives Geschäft, denn die Nachfrage nach immer wieder neuem Notenmaterial war gross. Diese Einnahmequelle wollte sich Mozart nicht entgehen lassen. Am 20. Juli 1782, vier Tage nach der Uraufführung seiner Oper "Die Entführung aus dem Serail" schrieb Mozart an seinen Vater einen Brief, worin unter anderem zu lesen steht:


    "Nun habe ich keine geringe arbeit. – bis Sonntag acht tag muß meine opera auf die harmonie gesetzt seyn – sonst kommt mir einer bevor – und hat anstatt meiner den Profit davon; und soll nun eine Neue Sinphonie auch machen! – wie wird das möglich seyn! – sie glauben nicht wie schwer es ist so was auf dieharmonie zu setzen – daß es den blaßinstrumenten eigen ist, und doch dabey nichts von der Wirkung verloren geht. – Je nu, ich muß die Nacht dazu nehmen, anderst kann es nicht gehen – und ihnen, mein liebster vatter, sey es aufgeopfert. – sie sollen alle Postäge sicher etwas bekommen – und ich werde so viel möglich geschwind arbeiten – und so viel es die Eile zulässt – gut schreiben. –"


    (Mit der neuen Sinfonie ist die Haffner Sinfonie D-Dur KV 385 gemeint, die Mozart als Kompositionsauftrag aus Salzburg erhalten hatte.)


    Die Interpreten der erwähnten SACD sind Academy St. Martin Wind Ensemble und Bastiaan Blomhert am Dirigentenpult.
    (Gesamtspieldauer 66 Minuten)
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  • Es ist durch einen Brief Mozarts belegt, daß er eine Harmoniemusik zu seiner "Entführung" geschrieben hat -"bevor ihm andere zuvorkommen und das Geld kassieren" - Indes gilt sie nach meinem Wissensstand als verschollen. Die gegenwärtig existierenden Harmoniemusiken zu dieser Oper sind von anderen Komponisten....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred Schmidt


    Eben diese verschollene Harmoniemusik hat der Musikwissenschaftler Bastiaan Blomherts im Donaueschinger Archiv aufgespürt. Seine Ausführungen und Beweisführung, nicht zuletzt die musikalische Qualität des Arrangements, haben mich überzeugt.
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  • @ Alfred:


    Moderato hat Bezug genommen auf einen Beitrag von Bastiaan Blomhert, der 1987 in der Donaueschinger Bibliothek die 16sätzige Transkription fand (D-DO Mus Ms 1392). Wenn ich es richtig verstanden habe, fehlen die Instrumentalangaben auf dem Manuskript, er nimmt aber an, daß 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Hörner und 2 Fagotte einzusetzen sind.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Nicht um "recht zu behalten" - sondern um das Forum zu beleben - teile ich Euch hier ohne persönliche Stellungnahme die Ansicht Dieter Klöckers mit. Sie stammt aus dem Jahre 1987. Er schreibt hier:
    "...Ich glaube, es ist inzwischen jedem ernstzunehmenden Wissenschaftler und Musiker klar geworden, daß es sich bei diesem Fund nicht um die lange gesuchte Handschrift Mozarts handelt. Auch nicht um eine Abschrift........"*


    Er schreibt diese Version Rosinack zu. Die von Klöcker verwendete Harmonimusik der "Entführung" stammt jedoch von Wendt..
    Die gesamte Wahrheit werden wir wohl nie wissen......


    *um das Urheberrecht nicht zu verletzen gehe ich nicht über die erlaubte Zitatlänge hinaus, Der komplette Text kann im Beiheft zur Klöcker Aufnahme gelesen werden (Seite 5 -Absatz 2)


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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