Meistersinger, Salzburg 2013

Hallo Misha,

wir sollten mal einen Thread zum "Ring" an der MET aufmachen. Mich würde interessieren, warum du ihn so negativ bewertest.

Was den Unterschied zwischen MET und hiesiger Opernkultur betrifft, gibt dein Hinweis bzgl. privater und öffentlicher Finanzierung einen Anhaltspunkt, greift aber meiner Ansicht nach viel zu kurz. In der MET wird eine Tradition der Operninszenierung gelebt und hochgehalten, die in Deutschland als ewig Gestrig gebrandmarkt ist. Eine Mozart-Inszenierung von Ponelle ist ausverkauft und wird frenetisch bejubelt. Du kannst im MET-Shop Wagner-Devotionalien erwerben, mit denen du dich in Deutschland der Kritik ausgesetzt sehen würdest, wohl ein Nazi zu sein (z.B. eine "Deutsche Sagen: Siegfried"-Postkarte). Im Ausstellungsbereich großformatige Bilder von Wagner-Heroen und -Heroinen der goldenen Jahre à la Flagstadt und Co. in damaligen Kostümen.

Wer wissen will, wie gelebte Tradition aussehen kann, gehe hin, sehe - und weine komme ins Nachdenken...

Herzliche Grüße

Christian

Zitat von Joseph II.

Das wurde komplett gefilmt, lieber m.joho?! Wow, das hätte ich nicht vermutet.

Diese ist sogar eine meiner liebsten Aufnahmen überhaupt. Ich will auch den oft verschmähten Otto Wiener in Schutz nehmen: Selten wurde der Sachs so nobel und aristokratisch gesungen.

Gibt es den Mitschnitt denn wenigstens beim Bayerischen Rundfunk auf Anfrage?

Nach meinen Informationen wurden die "Meistersinger" anlässlich der Wiedereröffnung der Bayerischen Staatsoper nicht komplett für das Fernsehen aufgezeichnet. Es gab damals auch keine vollständige Übertragung, nur ein paar Szenen, allenfalls einen Aufzug - nur welchen? Sollte es anders gewesen sein, wäre ich sehr dankbar für belastbare Informationen. Was im Fernsehen gezeigt wurde gelegentlich dieses Eröffnungsmarathons, war der zweite Aufzug der "Frau ohne Schatten", der durchaus in den so genannten Sammlerkreisen kursiert. Auch die in diesem Thread erwähnte "Arabella" aus München gibt es als Film in diesen Kreisen zu finden. Hier wie da ist die Bildqualität nicht berauschend, die Inszenierungen auch nicht. Interessant ist es allenfalls, die Sänger auch agieren zu sehen. Alle genannten Produktionen sind ja zumindest als Tonspuren auf den Markt gekommen. Musikwanderer hat uns die "Meistersinger"-CD-Ausgabe gezeigt. Und da wird bei den Meistersingern sind: Es gibt beim Bayerischen Rundfunk die abgefilmte Schusterstube von 1963 aus Bayreuth mit Anja Silja, Wolfgang Windgassen und Josef Greindl in der berühmten Inszenierung von Wieland Wagner unter Thomas Schippers. Der geisterte erst neulich wieder durchs Internet in strengem schwarz/weiß. Der Bayerische Rundfunk gilt ja als besonders zickig, der rückt nichts heraus. Wollte er, scheitert es zumindest bei Strauss an den exorbitanten Forderungen der Erben. Im Archiv liegt ja auch eine verfilmte "Daphne" mit Stefania Woytowicz, Hertha Töpper, James Kind, Fritz Wunderlich und Gottlob Frick unter Joseph Keilberth von um 1963 so vor sich hin. Bei einer erneute Sendung - das waren meine Erkenntnisse nach direktem Kontakt - müssten alle Bedingungen neu verhandelt werden, auch mit den Erben. das will sich wohl niemand antun, und es wäre offenbar zu teuer.

Gruß Rheingold

Danke für eure Hilfe, meine Lieben!

Zurück zum eigentlichen Thema: Nachdem ich jetzt doch noch in diese Aufnahme reinschauen konnte, bin ich äußerst ernüchtert. Die Inszenierung ist, soviel ich sehen konnte, ziemlich affig; die Zeitverlegung völlig unnötig. Das Dirigat dümpelt so vor sich hin; "belanglos" ist ein böses Wort, aber trifft es recht gut (habe gerade eine uralte Aufnahme des Vorspiels unter Keilberth von Telefunken bei YT gehört als Vergleich: das trennt Welten). Zu den Sängerleistungen kann ich noch nicht soviel sagen, aber ich war gespannt auf Volles Sachs — und wurde ernüchtert. Das soll der beste heutige Sachs sein? Der Stimme fehlt das gewisse Etwas, es reisst mich nicht vom Hocker. Da sind mir James Rutherford oder Bryn Terfel heutzutage doch deutlich lieber. Auch der Chor unterdurchschnittlich.

Zuletzt zur Tonqualität: Mäßig. Böse Aussetzer. Was ist da immer los beim ORF? Ist ja nicht das erste Mal.

Fazit: Sehr verzichtbare "Meistersinger", die zwar keinem wehtun, aber auch nicht wirklich bereichern.

Du sagst es, lieber Joseph II.

Gruß Rheingold

Lieber Rheingold,

wir haben besagte Daphne im Archiv der Gottlob-Frick-Gesellschaft.

Herzlichst
Operus

Idealinszenierungen, wie wir uns diese vorstellen - wie schön, wir müssen nicht weiter ins Detail gehen, weil wir wiissen was gemeint ist - war die Erverding-Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper und die Wolfgang Wagner-Inszenierung n Bayreuth. Beide Inszenierungen sind lange gelaufen und waren meines Wissens die letzten Erinnerungsstücke an die gute alte Zeit.

Herzlichst
Operus

Ich darf, um nochmal auf die Wiedereröffnungsvorstellung der Bayerischen Staatsoper vor 50 Jahren zu kommen, auf zwei Artikel aus der damaligen Presse verweisen, die ich soeben fand:

http://www.zeit.de/1963/48/272…werfer-im-nationaltheater

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46172901.html

Zitat von operus

Lieber Rheingold,

wir haben besagte Daphne im Archiv der Gottlob-Frick-Gesellschaft.

Herzlichst
Operus

Aufnahme: 16.12.1964, Film, Video, München
Dirigent: Joseph Keilberth
Münchener Rundfunkorchester
Chor des Bayerischen Rundfunks
Inszenierung: Rudolf Hartmann

Apollo: James King
Daphne: Stefania Woytowicz
Gaea: Hertha Töpper
Leukippos: Fritz Wunderlich
Magd (1): Lotte Schädle
Magd (2): Ursula Gust
Peneios: Gottlob Frick
Schäfer (1): Raimond Grumbach
Schäfer (2): Friedrich Lenz
Schäfer (3): Georg Wieter
Schäfer (4): Max Proebstl

LG

werde es live erleben. mal sehen

Die große positive Überraschung dieser Daphne war der fulminant gesungene Apollo des damals noch nicht allzu bekannten James King. Bei den anderen Sängern setzte man ein hohes Niveau einfach voraus. Ach - wenn es doch heute solche sängerischen Lesitungsgaranten in größerer Zahl auch noch gäbe.

Herzlichst
Operus

Zitat von Joseph II.

Zuletzt zur Tonqualität: Mäßig. Böse Aussetzer. Was ist da immer los beim ORF? Ist ja nicht das erste Mal.

Die Aufnahme ist einwandfrei. Es handelte sich um ein Problem bei der Ausstrahlung (vermutlich bei 3sat)...

Zitat von operus

Lieber Rheingold,

wir haben besagte Daphne im Archiv der Gottlob-Frick-Gesellschaft.

Lieber Operus, ein schöner Zufall hat die Aufnahme auch mir zugespielt. Ganz herzliche Grüße von Rheingold

Zitat von La Roche

dieser Falstaff gestern aus Salzburg hat mich nicht bekehrt. Falstaff ist weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln für mich.

Ich habe Falstaff zum ersten mal gesehen. Der Funke ist nicht übergesprungen. Mich hat die Inszenierung überhaupt nicht überzeugt. Anders als bei der Cosi von Haneke, wo die verschiedenen Ebenen deutlich abgegrenzt auf der Bühne agierten, wirkte das hier nur als Gehampel und völlig undurchsichtig. Auch sängerisch fand ich die Aufführung nicht packend. Schade.

Bartolifan

Liebe Leute,

eröffnet bitte einen Falstaff- und Daphne- Thread und schreibt nicht alles durcheinander wie Kraut und Rüben!

ich hatte nach einem direkten Falstaff-Thread für diese Übertragung geschaut und nicht gefunden. Deshalb habe ich auf die hier geschriebenen Eintragungen geantwortet.