Meistersinger, Salzburg 2013

  • Ich bin auch Kabel-Kunde und es hat trotzdem geknackt und geknistert.


    Mein Beileid. Das Geknackse konnte einem die Übertragung schon merklich verleiden. Als es begann, habe ich versuchsweise auf A1-Net gewechselt und dort war bis auf zwei kurze Bildstörungen der Rest der Wiedergabe übertragungstechnisch einwandfrei...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Mal von der Technik abgesehen: die musikalische und darstellerische Leistung sowie die Regie haben mir insgesamt sehr zugesagt. Wie sagt Operus: "Oper muss strahlen!" - das hat diese Meistersinger-Inszenierung auf jeden Fall. Eine hohe Lebendigkeit des Geschehens, echte Spielfreude des Ensembles, ein ästhetisch ansprechendes Bühnenbild und nicht zuletzt eine hohe musikalische Qualität - wer dies als junger Mensch als allererste Opernaufführung in seinem Leben erlebt, hat vielleicht ein Initiationserlebnis.


    Die Verlegung ins 19. Jahrhundert, das Rücken der Figuren in die Nähe der Grimmschen Märchenfiguren und die Inszenierung als ein Johannisnachts- bzw. Sommernachtstraum speist sich aus dem Einnehmen der Perspektive Wagners. Herheim schreibt im Interview:


    Zitat

    "Die Meistersinger" sind eine höchst shakespeareianische Angelegenheit, stark beeinflusst von dessen "Sommernachtstraum", der Wagner in Wielands deutscher Übersetzung mit dem Titel "Ein St.-Johannis-Nachts-Traum" geläufig war.


    ...


    Wagner wollte seiner romantischen Tragödie zunächst ein romantisches Satyrspiel folgen lassen. Aber es wurde sehr viel mehr als ein Kommentar. Es ist Welttheater im besten Sinne.


    Die Wiener Philharmoniker unter Gatti unterstützen diesen zT etwas zu sehr auf Drolligkeit, über weite Strecken aber auch wirklich charmanten und ästhetisch ansprechenden Ansatz mit einem eher schlanken, kammermusikalischen Ton. Man könnte fast sagen: Wagner, wie ihn Mendelssohn dirigiert hätte.


    Michael Volle als Hans Sachs war stimmlich und darstellerisch überragend, ein Vollblutcharismatiker, auch Markus Werba als Beckmesser fand ich überzeugend. Anna Gabler als Eva blieb dagegen blass.


    Aber das sind alles nur meine Laienurteile. Ich bin gespannt, wie die Kenner urteilen.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Liebe Musikfreunde,
    meine Eindrücke der gestrigen Aufführung waren diese:


    Anna Gabler als Eva wirkte für mich nicht überzeugend. Sowohl vom Typus als auch vom gesanglich-darstellerischen her war sie für mich die Schwachstelle des Abends. Ich musste mich während der Aufführung öfters fragen, warum sich der „junge Ritter aus Franken“ ihretwegen so abmühte. Wie bleich sie war, so angestrengt ohne jegliche Ausstrahlung habe ich noch keine Pognertochter erleben müssen. Im sonst gut gesungenen Quintett des letzten Akts musste sie ums Überleben kämpfen.


    Monika Bohinec als Magdalene gefiel mir da etwas besser, wenngleich sie mit Wiebke Lehmkuhl von der letzten Züricher Produktion nicht mithalten konnte. Sie wurde bei den diesjährigen Salzburger Festspielen anderweitig (als Lison in Walter Braunfels "Jeanne d'Arc" ) verpflichtet.

    Walther von Stolzing wurde von Roberto Saccà gesungen. Darstellerisch wirkte er überzeugend, die Stimme dagegen brauchte eine längere Anlaufzeit, ohne jedoch ganz frei zu werden. Hier wird deutlich, dass der Sänger mit seinen 52 Lenzen schon über dem Durchschnitt viel gesungen hat. Das Preislied gelang ihm zum Schluß jedoch ganz ordentlich.


    Georg Zeppenfeld wusste als Veit Pogner auch zu gefallen, wozu ihm seine sonore Stimme gute Dienste leistete.


    Auch die anderen „Meister“ waren rollendeckend besetzt, bis hin zum Nachtwächter, der mit seinen Kurzauftritten Akzente setzte.


    Zu den Gewinnern des Abends gehört ohne Zweifel auch Peter Sonn als David. Von den Tenören erweckte er die größere Aufmerksamkeit. Seit dem Mozartjahr 2006 ist er bei den Festspielen in Salzburg dabei und auf dem besten Weg, eine internationale Karriere zu machen.

    Markus Werba erledigte seinen Rollenwechsel vom Papageno (zuletzt Ostern Baden-Baden) zum Sixtus Beckmesser mit Bravour. Er hatte sowohl stimmlich als auch darstellerisch einen großen Tag. Was mir angenehm auffiel: Seine Stimme kontrastierte sehr gut zu Michael Volle, was ich bei manch anderen Besetzungen schon vermissen musste.


    Und ihm gebührt die Krone des Abends: Michael Volle. Er ist als Hans Sachs schlichtweg eine Idealbesetzung erster Güte. Mein Züricher Eindruck vom vergangenen Jahr hat sich noch verstärkt: Er ist für mich der beste Sachs, den ich je erlebt habe. Diese Partie mit nie versiegender Stimmkraft und Energie zu singen und so überzeugend darzustellen, das macht ihm derzeit keiner nach.


    Musikalisch waren die Wiener Philharmoniker unter ihrem Dirigenten Daniele Gatti sowie die Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor unter Ernst Raffelsberger sehr gut aufgestellt. Sie waren alle in ihrem Element. Wie schon erwähnt, hat diese Oper für Gatti eine besondere Bedeutung gewonnen, die er musikalisch umzusetzen vermag.


    Regie führte Stefan Herheim. Für das Bühnenbild ist Helene Scheel verantwortlich. Die Kostüme stammen von Gesine Vollm. An diesen Leistungen hatte ich nichts auszusetzen. Und das ist heute schon etwas Besonderes.
    Die Handlung wurde in die Zeit der Werksentstehung verlegt, was mich nicht störte, wie überhaupt der Rahmen für diese Produktion für Kurzweil und gute Laune sorgte.


    Ärgerlich waren die zeitweisen Bild- und Tonausfälle und öfters verzerrende Störgeräusche während der Übertragung. Hierfür war wohl kein Meister vorgesehen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Gespannt war ich, wie Herheim die "politisch-unkorrekte" (deutsch, welsch) Schlußansprache von Hans Sachs gestalten würde. Konwitschny unterbrach ja vor einigen Jahren seine Hamburger Inszenierung an dieser Stelle mit einer Diskussion. Bei Herheim ging "bei den entscheidenden Stellen" nur das Bühnenlicht total aus, Spotlight auf Hans Sachs. Was wollte der Regisseur uns damit sagen?

  • In Siegfrieds Beitrag ist alles gesagt. Hatte mir von Sacca auch mehr erwartet, aber, Wagner ist nicht Verdi, wo er mir als Alfred sehr gut gefallen hat.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo,


    Roberto Sacca war für mich die stimmliche Fehlbesetzung des Abends und bei Peter Sonn habe ich die Jugendlichkeit in der Stimme vermisst.
    Ideal besetzt war die Stimme von Georg Zeppenfeld als Pogner.


    Was der Regisseur mit dem Spotlight auf Sachs sagen wollte? Die Antwort darauf verkneife ich mir aus nachvollziehbaren Gründen.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich habe die Oper aufgenommen und ab 24.00 geguckt - dann kam Walthers Preislied. Roberto Saccà hat schon in Düsseldorf den Peter Grimes nicht recht bewältigt, aber dies hier empfand ich als Zumutung; in Beitrag 33 und 36 wird sich ja ähnlich geäußert.
    Das war für mich ein hinreichender Grund, die Aufnahme sofort zu löschen.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Da ich kein Nachtschwärmer bin, habe ich nach dem 1. Akt den Fernseher ausgemacht und mich noch eine Stunde bei angenehmsten Temperaturen auf den Balkon gesetzt. Das Bier war Labsal! Der Recorder lief ja noch, und irgendwann geht es weiter.


    Bevor ich mich über den ersten Akt auslasse, muß ich als Kabelkunde auch schlechte Tonqualität, mitunter sekundenlange Aussetzer beklagen. Überhaupt meine ich, eine außerordentlich trockene Akustik gehört zu haben. Liegt das an Salzburg, an der Ü-Technik oder an meinem Fernseher (immerhin ein Metz). Ich glaube, der Fernseher ist unschuldig.


    Nun zur Oper, nur auf dem 1. Akt basierend. Wenn ich vielen Opernübertragungen der letzten Zeit die schlechteste Note 6 geben mußte, ist diesmal erfreulicherweise eine 3 drin. Zumindest hat Herheim keine Entgleisungen zugelassen, obwohl auch er dem irrsinnigen Zeitbezug nicht entsagen konnte. Wagner wollte im Einklang mit den damaligen Gesellschaftsinteressen auch an das Mittelalter erinnern (so zitiert im Videotext Seite 474 bei 3-Sat am Übertragungstag). Und Herheim hat eindeutig in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts verlegt. Aber - das fand ich nicht einmal als so störend!


    Gestört hat mich das Rumgekaspere während des Vorspiels und der Auftritt von Hans Sachs im Nachtgewand gleich zu Beginn in der Kirche (die endlich einmal als solche erkennbar war). Auch das Kostüm von Stolzing mit der schwarz-rot-goldenen Schärpe hat mein Schönheitsempfinden und auch mein historisches Denken verletzt. Aber das war nicht abschaltungswürdig! Nicht gefallen hat mir die sehr statische Personenführung während Stolzings Lied. Alle Meistersinger blieben minutenlang erstarrt über ihren Metallstühlen harren, um sich dann in albernes Rumgehopse aufzulösen. So albern benimmt man sich als würdiger Meistersinger nicht!!


    Auch gesanglich gab es aus meiner Sicht Licht und Schatten. Stolzing hat mich im 1. Akt nicht überzeugt , auch Sachs nicht. Aber beide haben ja in den folgenden Akten noch Gelegenheit, mich zu überzeugen oder auch nicht. Eva fand ich schwach, David deutlich besser, obwohl seine Stimme nicht die Jugendlichkeit eines Lehrbuben hat (in Chemnitz war Krause um einiges besser!). Am besten haben mir die Maddalena, der Pogner (Zeppenfeld ist eine feste Größe in Deutschland geworden) und besonders der Beckmesser. Dieser hat ja auch eine extrem dankbare Rolle (mein bester bisher war Ketelsen), wenn ihm das Schauspielerische nicht in Klamauk entgleitet. Und das war eben bei ihm gut, dazu kam eine wohlklingende Baritonstimme.


    Durch die schlechte Tonqualität möchte ich nicht über die Wiener Philharmoniker richten, das steht mir nicht zu.


    Das Positive bleibt für mich die Tatsache, daß ich die Aufnahme nicht gelöscht habe und bereit bin, mir weitere 3 Stunden Meistersinger anzuhören und diesmal auch anzusehen.


    MSchenk hat irgendwann einmal gesagt, daß nach Aussterben (hoffentlich bald) der Regieentgleisungen keines falls wieder Aufführungen in der früher üblichen klassischen Form zu erwarten sind, sondern man sich irgendwo im neutralen Mittelfeld treffen wird. Das scheint ihm hier recht zu geben. Aber schon damit ist ein Schritt ins Erträgliche gemacht, wenn mir auch die Schenk-Inszenierung in Wien mehr zusagen würde. Und wie gesagt - ich habe bisher nur den 1. Akt gesehen!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ohne die "Österreichische Seele" (Buchtitel des verstorbenen österr. Psychiaters Ringel) verletzen zu wollen: aber die Tontechniker des Bayerischen Rundfunks warten bei ihren Übertragungen aus Bayreuth mit weitaus besseren Ergebnissen auf. Ich meine jetzt gar nicht die ständigen Tonstörungen, sondern die musikalische Übertragung durch die Techniker des ORF. Beim Vorspiel glaubte ich meinen Ohren nicht trauen zu können: da wurde brutal auf die Pauke gehauen, Nebenstimmen viel zu laut in den Vordergrund geschoben etc. etc. Insofern ist es kaum möglich als Zuseher die Leistungen von Dirigent und Orchester überhaupt zu beurteilen (Ausnahme z.B. die Tempi)

  • Meine Eindrücke sind sehr durchwachsen. Herheim hat sich zumindest an die Originalhandlung gehalten. Auch das Bühnenbild zeigte im ersten Akt tatsächlich (!) eine Kirche. Dass wir uns in Nürnberg befinden, war aber im 2. Akt in den Bretterkonstruktionen auf der Bühne kaum zu erkennen, aber das hat zumindest nicht gestört. Hans Sachsens Zimmer sah wenigstens auch nach einem solchen aus. Die Festwiese fand in der auseinander geschobenen Zimmerkulisse statt, oder sollte das eine Straße mit Zimmereinrichtung sein? Na ja. Auch die Kostüme waren hinzunehmen, wenn sie mir auch sehr uneinheitlich erschienen.
    Insgesamt hätte es eine tragbare Inszenierung sein können, die ich auch - wie LaRoche - eben noch mit einem "befriedigend hätte bewerten können, wenn da nicht alle diese Albernheiten gewesen wären, ohne die anscheinend eine "moderne" Oper nicht mehr auskommt. Das begann bereits während der Ouvertüre, während der Hans Sachs im Nachthemd mit Zipfelmützeteilweise wie toll herumhampelte und undeutbare Grimassen schnitt, dann schlich er sich aus dieser Szene - immer noch im Nachthemd - in den Anfangschor in der Kirche und zärtelte mit Eva. Was sich der Regisseur dabei gedacht hat, dass er Walther von Stolzing während fast des gesamten ersten Aktes ständig unmotiviert wild mit seinem Degen herumfuchteln ließ, mag verstehen wer will. Dann die teilweise ebenfalls undeutbaren Grimassen der Meistersinger mit ihren Sitzen auf Eimern und schließlich die Bodenturnerei mit allerhand komischen Zuckungen, während Walther sein Lied "Am stillen Herd..." sang.
    Im zweiten Akt schien es etwas vernünftiger zu werden, aber was sollten die Zwerge und sonstigen Märchenfiguren vor der Prügelszene??
    Im dritten Akt waren Hans Sachs und Walther in Nachtwäsche durchaus motiviert, aber auch hier wieder manche undeutbaren Faxen. Dann wieder die Märchenfiguren, während Beckmesser das Lied zu stehlen versucht ????
    Und auf der Festwiese die Lokomotive mit Puppen, mit denen ein Tanz vorgeführt wurde und im Hintergrund einige große unnütze Figuren.
    Alles in allem Albernheiten, die den Wert des Werks in meinen Augen erheblich minderten bzw. ihm ganz nahmen.
    Musikalisch hat es mir gut gefallen. Rein sängerisch - wenn auch nicht immer darstellerisch - gefielen mir am besten die Sänger des Hans Sachs, des Veit Pogner, des David und des Beckmesser, während Walther von Stolzing und Eva etwas schwächer herüberkamen. Hinzu kam das manchmal recht laute Knacken.
    So komme ich eher zu dem Urteil "knapp ausreichend".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Mir haben die Meistersänger szenisch sehr gut gefallen. Und wir sollten froh sein das es nun endlich mal eine würdige Inszenierung anlässlich des Wagner Geburtstages gibt. Schwach fand ich den Chor . Stark das Dirigat von Gatti. Die sängerischen Leistungen waren durchwachsen. Sehr gut der Hans Sachs von Michael Volle und der Pogner von Georg Zeppenfeld und der David von Peter Sonn und der Beckmesser von Marcus Werba. Mit dem Sotzing von Roberto Sacca und der Eva von Anna Gabler ( obwohl sie ihre Anfänge am Opernstudio der DOR gemacht hat) konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden. Herr Sacca wird leider nächste Spielzeit auch den Lohengrin an der DOR singen wird. Der Schluss hat mich etwas an die zur Zeit stattfindende Übertragung von Falstaff , und zwar an das Ende der Oper, erinnert. Vielleicht wollte Herheim so eine Verbindung zwischen den beiden Jubilaren schaffen.

  • Ich frage mich ja immer wieder, wieso Sänger wie Roberto Saccà, die eine Rolle nach der anderen versemmeln (Palestrina in Hamburg, Peter Grimes in Düsseldorf, Stolzing in Salzburg), immer wieder neue hochkarätige Engagements bekommen, statt Stammtenor in Kyritz an der Knatter zu werden. Übrigens: wieso hat mein Lieblingstenor Johan Botha den Stolzing in Salzburg nicht bekommen?
    Übrigens, Kyritz an der Knatter: jemand geht mit seinem Freund in Kyritz an der Knatter in die Oper. Es ist grauenvoll, vor allem der führende Tenor ist desaströs. Er bekommt aber am Schluss riesigen Beifall, muss sich immer wieder verbeugen. Da fragt der Musikfreund den Einheimischen: was ist das denn? Wieso kriegt der nach dieser blamablen Vorstellung so viel Beifall? Der Einheimische: "Heute machen wir ihn fertig!"

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich habe es aufgenommen und gerade den Mitschnitt angeschaut : Meine Schul- Note : 4 - (Minus) also gerade noch akzeptabel. Gestört hat mich am meisten die Zeitverlegung, mit dem Rest hätte ich sehr gut leben können, wenn diese nicht gewesen wäre. Regietheater-Light eben. :)

  • Übrigens: wieso hat mein Lieblingstenor Johan Botha den Stolzing in Salzburg nicht bekommen?


    Wir werden hier möglicherweise keine einhellige Meinung darüber erzielen, ob sich Johan Botha teilen kann. Aber de facto singt er diesen Sommer in Bayreuth...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Erstaunlich, wie sehr Herr Beckmesser die Schreibkultur eines Klassikforums beeinflussen kann.
    Jedem Schulmeisterlein sein Rohrstock!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Gerhard,


    Die Meistersinger in Salzburg sind durchaus eine passable, diskussionswürdige Inszenierung. Mit Michael Volle steht sogar zum Glück ein stimmlich und darstellerisch herausragender Sachs zur Verfügung, der sicher bereits heute zur Reihe der großen Darsteller des Schusterpoeten, wie Paul Schöffler, Ferdinand Frantz, Otto Edelmann, Theo Adam, Bernd Weikl usw. gezählt werden kann. Nur haben bei den Meistersingern unsere Nachfahren das Pech der späten Geburt. Sie werden so wie es aussieht niemals mehr die romantische Stimmung von Alt-Nürnberg, einen Aufzug der Zünfte, bei dem die Augen leuchten und die Apotheose einer grandiosen Festwiese erleben. Alles das, was den Zauber der Meistersinger ausmacht, ist versunken. Wird es jemals wieder in alter, überwältigender Pracht auftauchen?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber La Roche, was den FALSTAFF angeht, wünsche ich Dir von Herzen Erfolg


    Leicht abweichend vom Thema, aber eine Antwort. Lieber Rheingold, dieser Falstaff gestern aus Salzburg hat mich nicht bekehrt. Falstaff ist weiterhin ein Buch mit sieben Siegeln für mich.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wird es jemals wieder in alter, überwältigender Pracht auftauchen?

    Natürlich nein lieber operus. Das Regietheater hat weltweit Einzug gehalten und die Verantwortlichen wider besseres Wissen wollen oder können nichts dagegen unternehmen. Obwohl einige Regisseure ja auch nicht mehr ganz jung sind (z.B. Castorf, Konwitschny), müssten sie doch die Inszenierungen ihrer Vorgänger kennen. Trotzdem produzieren sie Mist. Wenn das die Komponisten noch erlebt hätten, würden sie aus dem Tempel getrieben. Dass die Berichterstattung in vielen Zeitungen völlig anders ist als in diesem forum, wird mir ein ewiges Rätsel bleiben. Wo erhalten heute Feuilletonnisten ihre Ausbildung? Gibt es etwa Zeilengeld für positive Kritiken? Wo sind wir gelandet? AllesKunst?


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Wir dürfen nicht immer den Fehler machen und die heuten Inszenierungen und die heutigen Sänger mit denen von früher vergleichen. Dafür hat sich zum einen der Inszenierungsstiel, bzw. der Gesangsstiel zu sehr geändert. Wir würden wir uns fühlen würde wenn uns ständig jemand auf der Arbeit sagen; Du machst deine Arbeit ganz gut aber dein Vorgänger, der vor 20 Jahren da war hat das alles viel besser gemacht und den wirst du nie erreichen können? Mir hat auch einiges an der Meistersänger Inszenierung nicht gefallen, aber ich bin trotzdem froh das es eine vernünftige Inszenierung geworden ist und da kann man über kleinere Mängel schon hinwegsehen.
    Hat jemand gestern den Falstaff gesehen? Normalerweise zählt der Falstaff zu meinen Lieblingsopen, aber ich habe mich noch nie so gelangweilt wie gestern.

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  • . Nur haben bei den Meistersingern unsere Nachfahren das Pech der späten Geburt. Sie werden so wie es aussieht niemals mehr die romantische Stimmung von Alt-Nürnberg, einen Aufzug der Zünfte, bei dem die Augen leuchten und die Apotheose einer grandiosen Festwiese erleben. Alles das, was den Zauber der Meistersinger ausmacht, ist versunken. Wird es jemals wieder in alter, überwältigender Pracht auftauchen?


    Herzlichst
    Operus


    Lieber Operus, da hat leider meine Generation in vielen Bereichen das Pech der späten Geburt.... Aber ich bin ganz sicher: Auch das romantische Altnürnberg mit Festwiese kommt eines Tages wieder! Bis dahin ist es noch ein weiter anstrengender Weg, aber die Frage ist nicht ob, sondern wann es wieder kommt!

  • Zitat

    Zita von Operus: Alles das, was den Zauber der Meistersinger ausmacht, ist versunken.

    Lieber Hans,


    genau so habe ich das auch gesehen. Obwohl die Handlung die der Meistersinger war, ist mir durch den geschilderten lächerlichen Budenzauber drumherum die Freude erheblich vergällt worden.
    Jeglicher Zauber ist mir ebenso beim Falstaff genommen worden, den ich zwar bisher nur teilweise gesehen habe - den Rest werde ich mir heute ansehen - deshalb noch keine endgültige Stellungnahme.
    Glaubt denn jeder Hanswurst heute, er müsse das Rad neu erfinden. Alle Begründungen, dass man heute ein Werk nicht mehr so natürlich, wie es ist, inszenieren könne, sind fadenscheinig und hier auch schon häufig widerlegt worden.
    Wenn LaRoche durch diese Inszenierungzum Falstaff keine Beziehung finden konnte (ich hatte es befürchtet), so glaube ich es gerne. Ich hätte sie bei dieser (zumindest in der ersten Hälfte, die ich schon gesehen habe) öden Inszenierung auch nicht gefunden und den Falstaff, den ich sehr mag, für immer weggelegt. Erst, nachdem ich hier im Forum bin, schaue ich mir diese Inszenierungen etwas genauer an (auch wenn es oft nicht leicht fällt) , um das, was die einzelnen dazu zu sagen haben, besser erfassen zu können. Früher hätte ich diesen Falstaff spätestens nach 10 Minuten abgeschaltet und Falstaff gänzlich vergessen.


    Lieber Rodolfo,


    es geht garnicht um den Vergleich mit früher, es geht um die natürliche Inszenierung der Originalhandlung ohne Umdeutung in eine andere Handlung oder ohne lächerlichen Zirkus drumherum.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Nur haben bei den Meistersingern unsere Nachfahren das Pech der späten Geburt. Sie werden so wie es aussieht niemals mehr die romantische Stimmung von Alt-Nürnberg, einen Aufzug der Zünfte, bei dem die Augen leuchten und die Apotheose einer grandiosen Festwiese erleben. Alles das, was den Zauber der Meistersinger ausmacht, ist versunken. Wird es jemals wieder in alter, überwältigender Pracht auftauchen?


    Erste Frage: Gibt es eigentlich Berechnungen, wieviel es kosten würde, eine solche Inszenierung, mit erstklassigem Ensemble versteht sich, auf die Beine zu stellen? Wäre das nicht etwas, was man mit einem weltweiten Crowdfunding-Projekt versuchen könnte? In Deutschland, Japan, den USA und andernorts müssten doch genügend betuchte Wagner-Liebhaber zusammen kommen, um ein solches Ereignis zu finanzieren - vielleicht ja in Nürnberg mit Unterstützung des Stadtsäckels.


    Zweite Frage: Gibt es eine Aufzeichnung der Meistersinger auf DVD, welche eine solche idealtypische Inszenierung festhält?


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • In dem Fall würde ich am ehesten zur Dvd von der Met 2004 (Inszenierung Schenk) raten, die das alles bietet, mindestens soweit das in diesem Jahr besetzungsmässig noch möglich war.
    Ein Wunschtraum von mir wäre auch, dass endlich eine Firma die Wiedereröffnung der Bayerischen Staatsoper aus dem Jahr 1963 veröffentlicht, die damals auch vom Tv aufgezeichnet wurde. Dann hätte man auch weitgehend eine Spitzenbesetzung mit kleinen Abstrichen beim Sachs von Otto Wiener. Aber Thomas, Hotter, Kusche, Keilberth :jubel: !

  • Lieber Christian,


    sicher ist die Inszenierung von Schenk aus der MET wohl die beste Empfehlung. Ich habe die folgende Inszenierung, die ich auch als sehr gelungen empfinde:


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • Lieber Gerhard, lieber m.joho,


    ich danke euch für die Empfehlung. Warum wundert es mich nicht, dass erneut die MET hier die Tradition hochhält - nachdem ich letztes Jahr einen wunderbaren "Clemenza di Tito" in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle mit Elina Garanca erleben durfte, und auch vom letzten "Ring" (den ich allerdings nur auf Blu Ray, nicht live kenne) begeistert bin. Schade, dass die MET nicht um die Ecke liegt, sondern Besuche sehr zeitaufwändig und kostspielig sind...


    Die DVD jedenfalls wird erworben.


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Ein Wunschtraum von mir wäre auch, dass endlich eine Firma die Wiedereröffnung der Bayerischen Staatsoper aus dem Jahr 1963 veröffentlicht, die damals auch vom Tv aufgezeichnet wurde. Dann hätte man auch weitgehend eine Spitzenbesetzung mit kleinen Abstrichen beim Sachs von Otto Wiener. Aber Thomas, Hotter, Kusche, Keilberth :jubel: !


    Das wurde komplett gefilmt, lieber m.joho?! Wow, das hätte ich nicht vermutet.


    Diese ist sogar eine meiner liebsten Aufnahmen überhaupt. Ich will auch den oft verschmähten Otto Wiener in Schutz nehmen: Selten wurde der Sachs so nobel und aristokratisch gesungen.


    Gibt es den Mitschnitt denn wenigstens beim Bayerischen Rundfunk auf Anfrage?


    Beste Grüße
    Joseph
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nicht dass ich wüsste, lieber Joseph. Dann würden schon längst technisch minderwertige Kopien, wie z.b von der Frau ohne Schatten (auszüge), bzw. der Arabella in Sammlerkreisen zirkulieren. Aber hier bin ich nie fündig geworden.

  • ... Warum wundert es mich nicht, dass erneut die MET hier die Tradition hochhält - nachdem ich letztes Jahr einen wunderbaren "Clemenza di Tito" in der Inszenierung von Jean-Pierre Ponnelle mit Elina Garanca erleben durfte, und auch vom letzten "Ring" (den ich allerdings nur auf Blu Ray, nicht live kenne) begeistert bin. Schade, dass die MET nicht um die Ecke liegt, sondern Besuche sehr zeitaufwändig und kostspielig sind...
    ....

    Die MET ist weitgehend privat finanziert. In Deutschland leben die Theater von staatlichen Subventionen. Alles klar? Bayreuth ist trotz der schlimmen Inszenierungen und (noch schlimmer) sängerischer Desaster
    vielfach überbucht. Noch Fragen? Immerhin: Nachdem zB in Leipzig die Besucher wegblieben, und der Stadtrat die Subventionen radikal gekürzt hat, fand dort (inkl. sofortiger Entsorgung von Konwitschny) ein schneller Kurswechsel statt.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

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