Meine persönliche Referenzaufnahme - Vol. 1 - Beethovens Sinfonien

  • Dies ist der erste Thread einer geplanten Serie - wo jeder, der sich berufen fühlt SEINE persönliche Referenz zu einer Werkgruppe eines der führenden Komponisten nominieren kann. Ich beginne mit Beethoven, weil ich mich hier eine optimale Teilnahme erwarte. Je nach Interesse wird diese Threadserie - nach und nach -auf 4, 5 oder aber auch 12 (mehr sollten es nicht sein) Folgen erweitert.
    Eine (möglichst ausführliche) Begründung, WARUM man gerade diesen oder jene Gesantaufnahme gewählt hat ist im Falle dieses Threads leider obligat. Ich bin der Meinung, daß hier - da es sich ja um eine SUBJEKTIVE Auswahl handelt, keine besonderen Kenntnisse vonnöten sind. Derzeit ist eine Diskussion über einzelne Ergebnisse nicht angedacht - mach aber sein - daß in einigen Wochen - nachdem hier die meisten Statments abgeschlossen sind - eine solche hier - oder (wahrscheinlicher) in einem separaten
    Thread nachgereicht wird.
    Es sind übrigens pro Person ZWEI Referenzen möglich - diese sollten dann numeriert und in GETRENNTEN Beiträgen behandelt werden.
    Ich wünsche Euch viel Spaß
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Wie ich sehe, muss wieder mal ich den Anfang machen. Meine erste persönliche "Referenzaufnahme" der Beethoven Sinfonien ist die Aufnahme mit den Berliner Philharmonikern unter Herber von Karajan aus den Jahren 1961/63 (für Deutsche Grammophon)
    Diese Aufnahme ist in vieler Hinsicht dafür geeignet. Zum einen ist sie weitverbreitet und war zur Zeit ihres Erscheines nahezu konkurrenzlos. Wenngleich heute immer wieder auf andere Aufnahmen aus dieser Zeit hingewiesen wird, so waren sie doch eher bedeutungslos. Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich habe diese Kassette bei Donauland zur Zeit ihres dortigen Erscheinens (etwa ein Jahr nach dem Erscheinen im Schallplattenhandel) verkauft. Man musste sich auf eine Vorbestellungsliste eintragen um noch eine für Weihnachten zu bekommen, Das Presswerk arbeitete auf Hochtouren - aber die Nachfrage war einfach zu groß....
    Zum anderen prägte diese Aufnahme den Geschmack einer ganzen Generation in Sachen Beethoven.
    Sie stellt in vieler Hinsicht eine ideale Wahl dar, wenn es um Vergleiche geht, denn sie ist weder besonders behäbig noch besonders extrem in Sachen Schnelligkeit. Karajan achtet auf "schönen Ton", kaschiert elegant die später so beliebten Brüche. Dennoch hat die Aufnahme (es ist schwer bei einer Pauschalbeurteilung allen Einzelaufnahmen gerecht zu werden) Wo es gefordert wird durchaus Temperament und Feuer. Ich glaub, daß keine mir bekannte Aufnahme das Gewitter in der Pastoral so wuchtig (und dennoch schlank ) herüberbringt, wie eben diese unter Karajan, Dabei bleibt aber der Musikalische Anspruch voll erhalten, nichts wird schrill oder unangenehm.Aus heutiger Sicht gesehen ist es vielleicht sogar eine Aufnahme der Mitte, zwischen den voluminösen Deutungen von Klemperer und Celibidache, den Kammermusikalischen Lesarten von Dausgaard, Müller-Brühl und anderen, sowie den extremen Tempostürmern und Verfechtern von Extravaganzen....
    Um es klarzustellen, Karajans Aufnahme hat hochkarätige Konkurrenz - ich werde nicht behaupten, dass sie "die Beste" sei - aber sie ist ein nahezu idealer Bezugspunkt - und das seit etwa 50 Jahren......


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kann mich diesem Urteil anschließen, war diese Gesamtaufnahme nicht nur meine erste, ebenfalls vor gut 50 Jahren, sondern sind mir auch heute noch viele Stellen aus verschiedenen Symphonien als Referenzhinweise geläufig, z. B. das Larghetto der Zweiten, das Variationenfinale der Eroica, der Kopfsatz der Vierten, die Fünfte als Ganzes, der Gewittersatz der Pastorale, das Alegro con brio der Siebten und letztlich die Neunte mit dem von den Solisten und dem Chor her herausragenden Choralfinale.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Bevor ich mich wiederhole: Das an anderer Selle geschriebene gilt insbesondere für die Beethoven-Symphonien; und zwar nicht "nur" für Günter Wands Studio-Zyklus, sondern auch für die späteren Live-Recordings ;)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Da tue ich mich schwer, folgendes steht im Regal:


    Vinyl:
    Karajan 1963
    Klemperer
    Walter
    Bernstein New York
    Bernstein Wien
    Cluytens
    Szell
    Leinsdorf
    Konwitschny
    Kletzki
    Kubelik


    CD:
    Wand
    Chailly
    Furtwängler
    Scherchen


    Das sind 15 Gesamteinspielungen. Wenn ich nur eine behalten dürfte, wären es vermutlich Bernstein/Wien oder Wand/NDRSO, also das wären derzeit meine Referenzen.

  • Dies ist der erste Thread einer geplanten Serie - wo jeder, der sich berufen fühlt SEINE persönliche Referenz zu einer Werkgruppe eines der führenden Komponisten nominieren kann.


    Etwas überascht bin ich über die sehr schwache Teilnahme an diesem Thread. Auch die weiteren geplanten Serien mit weiteren Klassikern werden mich sehr interessieren.


    Im Prinzip müsste ich als Referenz-GA auch, wie Alfred und Willi, die Karajan-GA (DG, 1962) angeben, da dies ebenfalls meine erste richtig durchschlagende Beethoven-Erfahrung bei den meisten Beethoven-Sinfonien war. Ich hatte damals auf LP nicht die GA, sondern Einzel-LP´s.
    *** Was die Sinfonie Nr.5 angeht, so ist meine persönliche Referenz bis heute bei Karajan (DG) geblieben --- und zwar für alle drei DG-Aufnahmen gleichermassen. Diesen Wahnsinn, wie das gerne nenne, hat im meinen Augen noch keiner Toppen können - davon bin für alle Zeiten geprägt.


    Aber hier geht es ja um die Beethoven-Sinfonien als Ganzes.
    Derzeit habe ich ca 15GA (neben Einzel-CD´s) vorliegen; hatte aber noch einige mehr und die weniger geschätzten abgesetzt - ;) auch solche, die mir klanglich nicht gefallen haben sowie meine LP´s (ausser Beethoven 5-Karajan und Beethoven 3- Klemperer, weil das meine ersten LP´s waren). Als nächste Beethoven-Sinfonien-GA habe ich vor meine Zinman-GA (Arte) abzugeben - die höre ich nicht mehr ...


    Als ich mir Anfang deses Jahrtausends die Bernstein-Aufnahmen New Yorker PH (zunächst in Einzel-CD´s) zugelegt habe, war ich Feuer und Flamme von dieser Leidenschaft, dieser Emotion, diesem Feuer. Ja, das hat auch Karajan teils in den Schatten gestellt. Ich hatte bereits seine von mir ebenfalls hochgeschätzte Bernstein-GA mit den Wiener PH (DG) vorliegen (bei der mir nur die Fünfte zu lasch erschien).
    8o Aber die New Yorker Aufnahmen haben mich dann noch mehr aufgerüttelt. Nicht alles schätze ich hier zu 100% - 2 Beispiele: der 1.Satz der Fünften ist sehr breit genommen; in der Siebten würde ich mir auch mehr Tempo wünschen. Aber dennoch überwiegt auch hier Bernsteins emotionaler Auftritt, der voll aus dem herzen kommt, sodass diese interpretatorischen "Ausreisser" auch dort inzwischen sogar von mir voll akzeptiert werden können.


    Meine persönliche Referenz-GA, die ich auch für die Insel nehmen würde:



    SONY, 1961-1964 (Sinf.), ADD



    Meine zweite pers. Referenz-GA demnächst an dieser Stelle.
    Da muss ich mich noch zwischen Solti (Decca, DDD), Leibowitz (Chesky) oder Karajan (DG, 60er) entscheiden. Gerade bei Solti und Karajan wird es schwierig, weil es dort bestimmte Einzelaufnahmen sind, die mich besonders ansprechen und nicht die ganze GA.
    Szell (SONY) könnte mit seiner Präzisionsinterpretation auch noch ins Spiel kommen, wenn die nicht klanglich deutlich flacher und mit hohem Rauschfaktor belegt wäre - ;) das kann man besser haben ! Zum Beispiel mit P.Järvi (SONY, DVD, 2010 vom Beethovenfest Bonn) - ein heisser Kandidat für die zweite persönliche Referenz ...
    Mackerras (EMI) ist draussen, weil es dort nur einzelne Sinfonien sind, die ich besonders herausragend finde - nicht als GA.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Nun, bei den Beethovensymphonien gibt es für mich keine Gesamteinspielung, bei der mir alle Symphonien von dem betreffenden Interpreten im Vergleich mit allen anderen als durchgängig "besser" gespielt vorkommen.


    Dennoch, da wir ja 2 Einspielungen benennen dürfen, fällt mir die Wahl nicht besonders schwer:


    Herbert von Karajan letzter Zyklus (der auch aufnahmetechnisch trotz der beachtlich guten Qualität der Vorgänger in meinen Ohren sein bester ist, was mir gerade im direkten Vergleich der 9. einmal auffiel)
    und dann natürlich der neue Wiener Zyklus mit Christian Thielemann.


    Karajan führt für mich immer noch bei den Symphonien 3, 5, 7, 9, während ich Thielemann am liebsten dementsprechend bei den Symphonien 1,2, 4, 6, und 8 höre.


    Bei der Eroica, der 4. und der 7. muss ich noch hinzufügen, dass ich Thielemanns sehr flotte Gangart der Scherzi für sich genommen überzeugender finde, wobei man in dieser isolierten Betrachtung nicht die durchaus wichtige Relation zu den anderen Sätzen hat. Die Sätze 1 und 2 bei einer solchen Symphonie in Karajans Einspielung zu hören und dann für das Scherzo auf Thielemann umzuschalten, um schliesslich wieder beim Satz 4 auf Karajan zurückzugehen - das kann man zwar als lernender Musiker ( "Wie macht der das?") so machen, aber wenn man weniger als Studierender, sondern eher als Genusshörer (da haben wir den Begriff wieder....) herangeht, der das Werk in einem Klangbild und einer Interpretation erleben will, dann macht man so etwas natürlich nicht.


    Auf keine der genannten Zyklen kann ich also verzichten, auch nicht im schlimmsten Fall.


    Es ist ja immer sehr gut, zusätzlich ergänzende Alternativen zu hören. Sehr toll und in sich wunderbar stimmig finde ich z.B .die 7. in Abbados älterer DG-Einspielung mit den Wiener Philharmonikern, Harnoncourts hervorragend ausgearbeitete 1. und 2. , und aus der Ecke mit dem historischen Klang die einzigartige "Pastorale" mit Furtwängler (ich glaube, es war eine Stockholmer Einspielung mit den WPO, aber müsste es heraussuchen) und ebenfalls die sehr schöne 6. mit Günter Wand und den NDR-Musikern.
    Das wären für mich Referenzen hinsichtlich bestimmter Aspekte einer Interpretation und deren Realisierung. Da hier aber nach einer GA gefragt wurde, erwähne ich sie unter der Rubrik "Ergänzungen"


    Gruss
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Eigentlich bleibt mir bei Lutgra jetzt nur noch das Hinzufügen von Leibowitz, Weingartner, Krips, Dorati, Jochum, Böhm und Schuricht.
    Wobei ich bei Kubelik passen muß.

  • Hallo Sven und Lutgra,


    sicher ist es auch interessant zu lesen, welche Beethoven-Sinfonien-GA ihr besitzt.
    Aber in diesem Thread wäre es sinnvoll zu erfahren, welches Eure persönliche Referenz-GA ist ?


    Ich lese bei Sven u.a Dorati ! Wie ist seine GA denn zu beurteilen ?
    Nachdem ich die Brahms-GA mit Dorati kennengelernt habe, könnte ich für Beethoven auch einen TOP-Zyklus mit ihm vorstellen. Wäre auf jeden Fall eine Kaufoption für mich.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Aber in diesem Thread wäre es sinnvoll zu erfahren, welches Eure persönliche Referenz-GA ist ?

    Lieber teleton
    ich habe doch geschrieben, dass Bernstein/Vienna und Wand/NDR meine Referenzen sind. Ich habe die beiden Bernstein-Aufnahmen allerdings nie im direkten Vergleich gehört. Im Augenblick mag ich auch nicht mehr so gerne Beethoven-Symphonien hören, da ich einiger schon leicht überdrüssig geworden bin. :rolleyes:


    Gruß
    Lutz

  • Ich glaube die Antwort brauche ich gar nicht mehr zu geben, da diese sowieso schon jeder weiß.
    Auf den ersten Platz landen bei mir gleich vier Dirigenten, weil ich mich hier einfach nicht entscheiden kann:
    Wilhelm Furtwängler, Sergiu Celebidache, Hans Schmidt-Isserstedt und Otto Klemperer (ich hätte gern noch Hans Knappertsbusch hinzugefügt bin aber beim Oberflächlichen suchen in meinen beständen bisher nur auf die Sinfonien 2,3,4,5 und 7 in einer Melodram Box gestoßen).
    Dannach kämen bei mir Leonard Bernstein, Erich Leinsdorf, Rene Leibowitz, Günther Wand, Bruno Walter, Hermann Scherchen und Carl Schuricht.
    Alledings aller sehr dicht beeinander.
    Sorry aber ich kann mich hier einfach nicht entscheiden, muß ich glücklicherweise auch nicht.

  • Als nicht ganz so beethoven-affin wie hier der eine oder andere habe ich auch nicht ganz so viele Gesamtaufnahmen der Sinfonien zum Vergleich: eigentlich habe ich nur eine (1) GA, und zwar die aus der Brillant-Beethoven-Box mit David Zinman und dem Tonhalle Orchester Zürich. Darüberhinaus habe ich einen Fleckerlteppich verschiedener Sinfonien (meist 5., 7. oder 9.) auf verschiedenen CDs mit großen und kleinen Dirigentennamen.


    Der Zinman ist völlig OK, Interpretation und Klang würde ich als überdurchschnittlich (im Vergleich zu den anderen mir bekannten Aufnahmen) einstufen. Ob er aber mit solch großen Namen wie Karajan oder Bernstein mithalten kann, dazu kann ich nichts beitragen.

  • Eine Gesamtaufnahme als "Referenz" auszuwählen, wäre für mich mit zu großen Kompromissen verbunden. Der Witz dabie, unterschiedliche (Gesamt-)Aufnahmen im Regal zu haben, ist ja nicht zuletzt, dass man für einzelne Werke unterschiedliche Favoriten hat. (Und gerade bei Beethoven sind viele der besten Einspielungen zB von Erich Kleiber, Fricsay, Munch, Carlos Kleiber u.a. gar kein Bestandteil von Gesamtaufnahmen) Wenn ich so einen Kompromiss finden müsste, würde ich vermutlich Leibowitz' GA wählen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Wie man sieht ist es für die meisten hier Schreibenden gar nicht so leicht eine Auswahl zu treffen und ZWEI persönliche „Referenzeinspielungen“ zu nominieren. Fast jeder der sich hier Beteiligenden hat versucht einen oder mehrere seiner „Favoriten“ hier „hereinzumogeln“ – und sei es nur durch Namensnennung :D . Im Großen und ganzen ist das eine erfreuliche Tendenz – zeigt sie doch auf, dass der Pool erstklassiger Einspielungen in diesem Bereich über die Jahrzehnte gesehen nahezu unerschöpflich ist,

    Die Auswahl ist fürwahr sehr schwer. Auch ich stehe nun vor der nahezu unlösbaren Frage, wer von mir als Nummer 2 genannt wird: Karl Böhm oder Christian Thielemann ?
    Glücklicherweise ist die Auswahl nur eine theoretische, also wähle ich leichten Herzens Karl Böhm. Das ist keine Qualitätsfrage, sondern eine der persönlichen Prägung. Vielleicht gewinnt Böhm in nächster Zeit ein paar Verehrer dazu, denn seit 4. Oktober 2013 gibt es alle Beethoven-Sinfonien mit ihm und den Wiener Philharmonikern in einer preiswerten Box der Serie „The Collectors Edition“
    Jeder Einzelne, den es interessiert, kann dann für sich entscheiden, ob der Karajan-Aufnahme zu Recht der Vorzug gegeben wurde - oder nicht.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Geht es hier nur um Gesamtaufnahmen? Anscheinend. Ansonsten hätte ich Knappertsbusch nominiert (leider ohne Nr. 4 und 6, Nr. 9 nur tlw.). Da aber ohnehin zwei Nominierungen erlaubt sind, küre ich Giulini (Nr. 1-8 aus Mailand, Nr. 9 aus Berlin) zu meinem liebsten Gesamtzyklus.


    Sehr gut gefallen mir aber auch der späte Klemperer (München, London, alles live), Furtwängler, Celibidache.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • es bleibt wohl zunächst bei Beethoven, und das zur Gänze.
    Meine Referenz: Brüggen in Paris 2006.
    Klar, offiziell nicht erhältlich.
    Zur Erklärung:
    der Zyklus "leidet" nicht mehr unter den spieltechnischen Schwächen der früheren Aufnahme, sondern sowohl Brüggen als auch das Orchester bewegen sich völlig frei.
    Und doch ist der Zyklus nicht so "der Welt abhanden" wie der letzte bei Glossa.
    In 20 Jahren werde ich den Glossa-Zyklus wahrscheinlich mehr schätzen als heute.
    Womöglich noch viel mehr in "Konkurrenz" zum Lugano-Zyklus Scherchens, diesem Wüstling, der immer alles wollte, koste es, was es wolle.
    Klang? Egal. Schön? Zählt nicht.
    Wesen der Musik? NUR DAS ZÄHLT!
    Scherchens atheistischer Glaube...er brülllt ihn ja mitten ins Konzert.
    Niemals leidet jemand mehr als er bei "Ihr stürzt nieder Millionen".


    Beides zu kennen, beides zu können,......hat mal wieder wenig mit Musik zu tun.
    Mit der Art, wie man sie hört, rezipiert und aufschließt viel eher.
    Mike

  • Hallo,


    Welche zwei Beethoven-Zyklen ich als Referenz benennen würde? Insofern schwierig, da zu einem kompletten Zyklus ja auch die 9. gehört und selbige mir nur all zu leicht durch Akzent und Artikulation des Basses verleidet werden kann, weswegen ich im Moment nur einen nenne, nämlich den von Klemperer:
    Seinen "Mount Rushmore-Stil" hält er konsequent bei wirklich jeder Sinfonie durch und liefert somit vielleicht die großartigste und gewaltigste Einspielung der Sinfonien Beethovens ab. In wie weit das noch partiturtreu oder noch der Wiener Klassik entsprechend ist? Einerlei, da Klemperers eigenwilliger Ansatz in sich stimmig und völlig hemmungslos das Titanische in Beethovens Sinfonik herausstellt.


    Viele Grüße
    John Doe

  • Nur zwei persönliche Referenzaufnahmen zu nennen, ist eine fast unlösbare Aufgabe, mindestens 3, besser noch 5, wäre viel einfacher gewesen. Immerhin gibt es Einspielungen von A wie Abbado bis Z wie Zinmann. Ich entscheide mich deshalb für eine ältere und eine neuere Einspielung, einmal die Wiener Philharmoniker mit Karl Böhm und zun anderen die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter Järvi.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Die Idee ist gar nicht so schlecht, lieber Bernward. In Bezug auf den älteren Zyklus habe ich mich schon für den ersten Karajan Zyklus mit den BPh entschieden, obwohl ich kurz danach den Böhm-Zyklus mit den WPh hereinbekommen habe und das Anhören der Ersten und der grandiosen Zweiten verleitet mich zu der Annahme, dass auch dieser Zyklus Referenzqualitäten haben könnte. Und wie viele habe ich, die auch ganz nahe dran sind, aber man muss sich ja irgendwie entscheiden.
    Um das Feld zu halbieren, würde ich mich als zweite Referenz auch für Järvi entscheiden, trotz Thielemann, Chailly und vor allem trotz Krivine.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Wie Alfred bereits richt festgestellt hat, ist es gar nicht so eínfach sich auf nur 2 persönliche Referenz-GA zu einigen.
    Da haben viele ihre Favoriten im Beitrag mit rein gemogelt - mich eingeschlossen.


    Ein weiterer Klassikhörnachmittag mit einem Tamino aus meiner Gegend in der letzten Woche hat mich nun bestärkt mich auch als 2.Referenz-GA in diesem Thread für Järvi/Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (SONY) zu entscheiden !
    Wir hatten diese u.a. auf dem Programm.

    :!: Gegenüber meinen beiden geschätzten Vorschreibern Willi und Bernward, die Järvi ebenfalls nominieren, möchte ich aber hier ganz deutlich machen, das meine Votum auf die vollendeten und im Gesamtklang so ganz und gar nicht nach Kammerorchester klingenden Aufnahmen vom Beethovenfest Bonn 2010 aus der Beethovenhalle Bonn (SONY, DVD, DTS 5.1) fällt - und nicht auf die zuvor gemachte GA auf den RCA-CD.



    Noch eine kleine Anekdote am Rande, die mir hoffendlich keiner übel nimmt:
    Ich hatte meinem Mithörer bei unserem Klassiknachmittag von einem (da gibt es wirklich nur Einen) Tamino erzählt, der diese Järvi-GA u.a. als "seelenloses Herunterspielen" bezeichnete. :D Das hatte, schon wegen der gerade geschehene Hörbegeisterung über diese Präzision in Verbindung mit Emotion, grällendes Gelächter beim Mithörer ausgelöst ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Gegenüber meinen beiden geschätzten Vorschreibern Willi und Bernward, die Järvi ebenfalls nominieren, möchte ich aber hier ganz deutlich machen, das meine Votum auf die vollendeten und im Gesamtklang so ganz und gar nicht nach Kammerorchester klingenden Aufnahmen vom Beethovenfest Bonn 2010 aus der Beethovenhalle Bonn (SONY, DVD, DTS 5.1) fällt - und nicht auf die zuvor gemachte GA auf den RCA-CD.

    Kleine Ergänzung, ich habe von Järvi natürlich beides, DVD und CD.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Zitat

    teleton:


    Noch eine kleine Anekdote am Rande, die mir hoffendlich keiner übel nimmt:
    Ich hatte meinem Mithörer bei unserem Klassiknachmittag von einem (da gibt es wirklich nur Einen) Tamino erzählt, der diese Järvi-GA u.a. als "seelenloses Herunterspielen" bezeichnete. :D Das hatte, schon wegen der gerade geschehene Hörbegeisterung über diese Präzision in Verbindung mit Emotion, grällendes Gelächter beim Mithörer ausgelöst ...


    Nun, ich stehe mit meiner Kritik nicht alleine da, auch wenn man (teleton) das auch gern so darstellen möchte:


    Zitat

    amzaon.com
    I. I am sorry. But I found this version utterly lifeless. There was no bass. The string bass and bass drum play an important part on Beethoven's symphonies, so why make them barely audible? And keep in mind: I have a very good subwoofer! I much prefer Manze"s version on the Harmonia Mundi label. Buy something else.


    II. # 8 launched so fast I had to switch to another piece. Maybe it's just me but I found the tempo disturbing.


    Und beide Kritiken beziehen sich auf die Sinfonien 3/8 - für die Järvi den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik" bekommen hat!



    :hello: LT

  • Meine persönliche Referenz an Beethoven-Sinfonien? Eine Frage, die zu beantworten mir leicht fällt - da kann es, frei nach Connor McLeod, nur einen geben: Karajan 1977.



    Meine Referenz ist dieser Zyklus schon deswegen, weil es der erste war, anhand dessen ich mich näher mit Beethovens Symphonien beschäftigt hatte. So ist es bis heute so, daß Karajans Einspielung gleichsam im Hintergrund meines Kopfes 'mitläuft', wenn ich mir eine Beethoven-Sinfonie eines anderen Dirigenten anhöre.


    Ich bin zudem in der glücklichen Lage, daß meine Referenz unter den Beethoven-Sinfoniezyklen bis dato deckungsgleich mit meiner Lieblings-Einspielung ist, sprich: an dieser Leistung Karajans ist für meinen Geschmack in den letzten 46 Jahren niemand mehr vorbeigekommen.


    Ausschlaggebend für meine Einschätzung ist des Maestros Kombination aus großer Kraft und tiefer Empfindung, viel fast schon sportlichem Brio und klassischem Ebenmaß - und nicht zuletzt der (oftmals als übertrieben gegeißelten) Klangschönheit. Ich mag sie! Wie ich sowieso ein Anhänger des 'großen' Orchester-Klangs bin, auch wenn ich mir bewusst bin, daß dem zuweilen - und so auch hier - die Hörbarkeit des einen oder anderen Details zum Opfer fallen kann. Die Lesart Karajans passt jedenfalls genauestens auf mein Beethoven-Bild - oder umgekehrt.


    Daneben sind im Vergleich zu Karajans (natürlich zurecht und auch in diesem Thread bereits) viel gerühmtem 62er-Zyklus auch die Berliner Philharmoniker einfach noch einen Zacken besser geworden und mit Ihrem Chef-Dirigenten noch weiter zu einer Einheit verschmolzen - vielleicht nicht wesentlich, aber hörbar.


    Soweit meine Nummer 1.
    Die Nr. 2 wird nicht ganz so einfach, fürchte ich - da werde ich mir noch Gedanken machen müssen.

  • Ich bin kein Sammler von GA's der Beethoven Sinfonieen, aber ein paar stehen schon bei mir im Regal:


    Böhm
    Karajan (1960er und 1970er)
    Leibowitz
    Klemperer
    Wand
    Ansermet
    Ormandy
    Schmidt-Isserstedt
    Schuricht
    Kegel
    Cluytens


    Wenn ich eine davon als Referenz benennen solte, wäre das wohl die von Hans Schmidt Isserstedt, dürfte ich eine zweite benennen wäre es die von Karl Böhm. Aber auch hier sind meine Favoriten meist Einzelaufnahmen von Dirigenten, die keine GA vorgelegt haben, so etwa Günter Wnds Aufnahmen einzelner Sinfonieen mit dem Gürzenich-Orchester, Knappertsbusch und die 5. wären im Rennen oder vor allem Jascha Horenstein und Beethovens 9.. Nicht zu vergessen Wilhelm Furtwängler mit Nr. 3, 5 und 9 (Bayreuth).


    Den Issterstedt hat's in Japan mal als Box gegeben (bin glücklicher Besitzer der LP-Kassette). HGiwerzulöande finden sich nur Einzelaufnahmen, die man zur GA zusammentragen muss. Den Böhm gibt's immerhin als CD-Box:



    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Sagitt meint:


    die Zahl der ausgezeichneten ist ja sehr groß.
    Aber an Furtwänglers Wiedergaben während WK II werdeichn niemals vorbeigehen können.

  • Royal Concertgebouw Orchestra
    Margarete Price, Marjana Lipovsek, Peter Seiffert, Jan-Hendrik Rootering
    Chor : Städtischer Musikverein zu Düsseldorf
    Wolfgang Sawallisch



    Eine auf den ersten Blick unspektakuläre aber sehr detailgetreue Einspielung, die auch ab und an wohlwollend im Forum erwähnt wird, ohne zu den "ganz Großen" zu gehören. Ich mag sie sehr, da sie meiner Meinung nach schnörkellose Aufnahmen ohne aufgesetzten Pomp und falsches Pathos präsentiert, die für Beethoven-Neulinge, wie auch für "alte Hasen" viel zu bieten hat.
    Und preiswert ist sie auch noch...

  • RSO Stuttgart
    Camilla Nylund, Iris Vermillion, Jonas Kaufmann, Franz-Josef Selig
    Gächinger Kantorei Stuttgart
    Roger Norrington



    Hier empfiehlt es sich, dass man unbedingt die beigefügte hoch informative CD mit den Werkeinführungen Norringtons anhört. Er bringt Beethovens Notation und Kompositionsstil immer wieder nachvollziehbar z.B. mit zeitgenössischer Tanzmusik in Verbindung und präsentiert die Sinfonien somit regelrecht beschwingt und mit flotten - aber nicht zu hastigen - Tempi. Hier seien David Zinmans und John Eliot Gardiners Beethoven-Zyklen als Negativbeispiele genannt, die sich immer wieder selbst zu überholen scheinen. Norringtons Aufnahmen hingegen sind für mich mustergültig und fern jeglicher Extravaganz oder aufgesetzter Interpretationen.


    PS: Leider hat Igor Markevitch keinen kompletten Beethoven-Zyklus eingespielt. Seine Aufnehmen der Sinfonien 1, 3, 5 und 8 sind grandois. Überragend ist ihm die Pastorale mit dem Orchestre Lamoureux gelungen, während die Nr. 9 leider entgegen den anderen Aufnahmen abfällt. Aber das nur am Rande.

  • Ich bin kein Sammler von GA's der Beethoven Sinfonieen, aber ein paar stehen schon bei mir im Regal:



    Lieber Thomas,


    so, so - wann fängt Sammeln denn dann Deiner Meinung nach an...? :D


    Ich bin dann noch weniger Sammler, habe ich doch nur die GA von Szell und Mackerras im Regal. Diese beiden sind dann zwangsläufig meine Referenzen, zumal ich von anderen GA nur einzelne Aufnahmen besitze und auch keine andere GA lückenlos kenne.


    Szell habe ich mir damals gekauft, nachdem ich seine 3. und 8. kennengelernt hatte und beide im besten Sinne des Wortes als straight, nämlich geradlinig und schnörkellos empfunden hatte. Das haben dann die Aufnahmen der anderen Symphonien bestätigt. Die Klangqualität ist zwar nicht überwältigend, aber doch ordentlich und immerhin Stereo.


    Die Mackerras-GA habe ich mir nicht zuletzt aufgrund von Empfehlungen hier im Forum zugelegt, weil ich ohnehin eine Schwäche für diesen Dirigenten (und durchaus auch für das Orchester) habe und seine Interpretation eigentlich ähnlich der von Szell beschrieben wurde, nämlich frei von Extremen, seriös, nah am Notentext und mit viel Musikalität und Hingabe von allen Beteiligten umgesetzt. Und ich habe auch diese Anschaffung nicht bereut und nun zur Szell-Aufnahme eine weitere Alternative auf aufnahmetechnisch deutlich höherem Niveau.


    Dass beide Dirigenten nicht unbedingt als ausgesprochene Beethoven-Spezialisten gelten ist mir klar und relativiert ihren möglichen Referenzstatus vielleicht. Aber wie gesagt kenne ich keine weiteren GA, sondern nur teilweise überragende Einzel-Aufnahmen solcher Spezialisten. Von meinem Standpunkt aus haben die beiden GA aber durchaus soviel Qualität, dass sie als "vorbildlich" gelten können, ohne behaupten zu wollen, dass sie nun "die besten" sind.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Geht es um den gesamten Zyklus, fallen ja viele interessante Einzelaufnahmen unter den Tisch. Meine erste Wahl wäre Klemperer mit seinem New Philharmonia Orchestra aus London 1970 (gibt es als Videos), die zweite der "Zyklus" von Furtwängler, den man sich aus Einzelaufnahmen zusammenstellen kann, wobei ich hier immer Live-Aufnahmen bevorzugen würde. Das ist in beiden Fällen ein Beethoven, wie man ihn so heutzutage nicht mehr zu hören bekommt. Klemperer extrem langsam und monumental, wie in Granit gehauen für die Ewigkeit, weit ausgeprägter als in seiner berühmteren Gesamtaufnahme für EMI. Furtwängler wagnerisch angehaucht mit viel Pathos, das heute seinesgleichen sucht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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