Komische Oper Berlin wieder zum Opernhaus des Jahres gewählt (!!??!!)

  • Zitat


    Zitat tastenwolf:


    der kleine Kreis, von dem die Rede war, besteht aus Gleichgesinnten (Gottlob Frick...) und hat sich gezielt getroffen, oder?


    Hallo, tastenwolf!


    Du scheinst ja wirklich keine Ahnung zu haben, worum es beim Treffen der Gottlob-Frick-Gesellschaft geht. Es gibt Konzerte, junge Nachwuchssänger werden vorgestellt und das Regietheater nur ganz am Rande mal besprochen. Du solltest Dich vorher besser informieren, bevor von Dir so ein Blödsinn kommt. Ich werde daher nun die Diskussion mit Dir hier beenden.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Zum Zweiten vergaß ich zu erwähnen, daß der "kleine Kreis" später durch 21 Damen des Münchner Opernkreises ergänzt wurde. Auch da gab es kein anderes Ergebnis.


    Wen wunderts?
    21 Damen des Münchner Opernkreises... Warum muss ich da bloss an Monaco Franze denken...


    Vermutlich bewegt sich einfach jeder von uns in der Regel in "Kreisen", deren Meinung zumindest im Wesentlichen mit der eigenen kohärent ist. Insofern erbrächte ein Gespräch in RT-freundlichen Kreisen ein ähnlich undifferenziert-homogenes Meinungsbild.
    Das ist ungefähr so repräsantativ wie eine Wahlumfrage auschließlich in der CDU-Parteizentrale durchzuführen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Zitat

    Zitat von Holger Kaletha: Den Code kannst Du also problemlos entschlüsseln! Hätte es statt des Rosengartens nicht auch ein schöner Garten oder ein Tulpengarten sein können?

    Lieber Holger,


    die präzise Antwort kannst du mit einem Wort haben: Ja! Ich sehe aber keinen Sinn darin, warum ich einen Rosengarten in einen Tulpengarten oder einen schönen Garten verwandeln sollte, wenn der Dichter oder der Komponist ihn so genannt haben. Übrigens erschließt sich dieses Lied aus" Des Knaben Wunderhorn" auch in seinen übrigen 5 Strophen, die du hier nicht zitiert hast.
    Sicherlich kann man nicht jeden Code der Kunst- oder Literaturgeschichte knacken, aber da gibt es Informationsmöglichkeiten.
    Ich habe hier schon mehrfach die Frage nach konkreten Antworten gestellt, warum nun die Entstellung der Handlung einer Oper genau so sein sollte und der Zuschauer, der sie nicht wiedererkennt und ohne - eventuell stundenlange - Einführungen in die einsamen und verworrenen Gedankengänge des zuständigen Regisseurs nicht hinter die "Codes" gelangt, die dieser in die Oper hineingedichtet hat. Du wirst mir aber jetzt sicher eine klare Antwort geben, welche Vorzüge im Biogashäuser, im Rattengrin, im Ölring des Herrn Castorf, im KZ-Tannhäuser im nach meinen Begriffen völlig verzerrten und zerstörten Attila des Herrn Konwitschny liegen oder im Freischütz des Herrn Bieito und weiterem Klamauk. Auf deine konkrete Antwort bin ich nun sehr gespannt.
    Die "Codes" der Opern zu knacken, die in der Historie spielen, dazu ist wohl jeder einigermaßen gebildete Mensch in der Lage. Du wirst jetzt mir und anderen sicherlich helfen, die "Codes" all dieser in unseren Augen entstellten Inszenierungen knacken zu können. Ob wir sie dann tatsächlich auch so sehen können und wollen, wage ich aber weiterhin zu bezweifeln, genauso wie ich weiterhin stark bezweifle

    Zitat

    Jeder, der nach Bayreuth geht, kennt das Libretto und die Musik Wagners im voraus in- und auswendig.

    wenn ich all den Aufmarsch der Prominenz sehe, die sich dort zeigen müssen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • wir würden uns kaum als Tamino-Stammtisch in München oder Wien verabreden, um dieses Thema zu diskutieren... zumindest würde dieser Abend mit einer Menge zerschlagenen Porzellans und in einigen Beleidigungsprozessen enden...


    weiters...
    es ging ja um die Antipathie - sollte der Duca irgendwie sympathisch dargestellt werden, nur um Gildas Gefühle besser nachvollziehen zu können?


    zum ersten Teil: Siehe meinen Beitrag 31 im Thread über die Schlacht von Legnano. Wer im privaten Gespräch mit solcher Verbissenheit ins Gespräch geht wie hier im Forum - wo die Anonymität richtigerweise als schützend benannt wird - dem ist eigentlich nicht zu helfen. Und wenn er dann sogar noch Beleidigungsprozesse in Aussicht stellt, dann zeugt das schon von mehr als Verbissenheit. Ich würde mir also wohl überlegen, ob ich an einem Tisch bei einem Glas Bier mit Dir über Vorlieben beim Betrachten von Opern reden möchte. Bei aller Bereitschaft zur Vermeidung von Eskalationen über persönlichen Geschmack, ich glaube, daß es Dir gelingen würde, mich aus der Reserve zu locken. Also sollten wir das Bier doch lieber an getrennten Tischen trinken.


    Warum eigentlich sollte der Duca optisch nicht ansprechend aussehen dürfen, um seine Verführerrolle besser wahrnehmen zu können? Ihm nimmt man doch ab, daß er nicht nur Gilda rumbekommen hat! Irgendetwas stimmt da nicht in Deiner Einschätzung.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Warum eigentlich sollte der Duca optisch nicht ansprechend aussehen dürfen, um seine Verführerrolle besser wahrnehmen zu können? Ihm nimmt man doch ab, daß er nicht nur Gilda rumbekommen hat!


    Aber hallo, selbstverständlich darf er neben hervorragendem Singen, auch noch richtig gut und verführerisch aussehen. Und damit Dir, mein lieber La Roche ein bischen "der Zahn tropft" sage ich Dir, ich habe einen solchen viele Male live erlebt (s. m. Avatar) und das bei einer herrlichen und stimmigen Inszenierung.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Holger,


    noch ein Nachtrag zu deiner letzten Aussage, die ich zitiert habe: Ich kannte in meiner Jugend den gesamten Ring auswendig - ob ich alles heute noch wörtlich zusammenbringe, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Das Sigmund verheißene Schwert ist keine Maschinenpistole!!! Aber Text und Musik werden von manchen Regisseuren ja - wie wir alles aus ihren eigenen Aussagen wissen - ohnehin missachtet. Oder meinst du auch hier, dass niemand mehr etwas mit einem Schwert - oder wie jemand mir einmal weiszumachen versuchte - mit einer Venusbergszene u.ä. anfangen könnte?? Es ist geradezu lächerlich, dem Zuschauer andere Symboliken als die, die der Komponist verwendet hat, aufdrängen zu wollen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Warum eigentlich sollte der Duca optisch nicht ansprechend aussehen dürfen


    wieso??? davon war ja gar nicht die Rede.


    ich habe geschrieben:

    Zitat


    es ging ja um die Antipathie - sollte der Duca irgendwie sympathisch dargestellt werden, nur um Gildas Gefühle besser nachvollziehen zu können?


    in welchen Typ Mann sich Gilda verliebt, ist doch kaum wesentlich. Für Gilda ist vielleicht die Abwechslung und die neue Erfahrung wichtig... und irgendein selbstbewusster junger Mann, der gerade Lust auf ein Abenteuer hat, macht das Rennen. (warum in aller Welt geht der Duca sonst in die Kirche?...)
    Die Tragik der Geschichte ist ja vor allem in der Hinterhältigkeit des Duca, der dem Mädchen Gefühle vorspielt und in dem kapitalen Fehler Rigolettos, die Tochter (als Ersatz für die Ehefrau) vor der schlechten Welt (deren Teil er ist) bewahren zu wollen und sie gerade deshalb unerfahren sprichwörtlich ins Messer rennen lässt.


    Übrigens - ella mi fu rapita - wer glaubt denn im Ernst, der Duca hätte sich verliebt? (einer der Schwachpunkte dieser Oper)
    Gerhard...
    tatsächlich ist in einer Zeit, die Swingerclubs erfunden hat, das Darstellen des Venusbergs schwierig geworden... weil es eine Art von Normalität ist, der man in eben jenen Clubs begegnen kann.
    Insofern existiert der Tannhäuser Effekt (Madonna-Hure- Konflikt) nur in einer Gesellschaft, die mit diesem Verhalten ein Problem hat. (also z.B: bei türkischen Einwanderern...)
    Wie soll man die Empörung der Ritter nachvollziehen (und darstellen) können, wenn man selbst die Möglichkeit kennt, nach dem Opernbesuch die private Venusbergszene zu besuchen?


    mir begegnet so oft der Gedanke, dass man Tatsachen für alle Zeiten festmachen möchte... ähnlich dem Bibelzitat,

    Zitat

    Matthäus 5,18 heißt es:
    „Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“


    Opern sind Menschenwerk, keine heiligen Schriften

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Sicherlich kann man nicht jeden Code der Kunst- oder Literaturgeschichte knacken, aber da gibt es Informationsmöglichkeiten.

    Lieber Gerhard,


    ich hatte das Beispiel des barocken Theaterstücks gebracht, dessen Allegorien der zeitgenössische Zuschauer sofort versteht, der von heute nicht mehr. Der Sinn eines Theater- und Opernbesuchers kann es doch nicht sein, daß ich vorher erst Literaturwissenschaft studiert haben muß, um das Stück zu verstehen. Dafür jedenfalls wird traditionelles Theater nicht gemacht. Es ist von Hause aus durchaus nicht gelehrsam. Deshalb habe ich das Beispiel dieses Wunderhornliedes gebracht. Jeder versteht irgendwie, worum es geht. Nur wenn man z.B. Germanistik studiert hat, dann weiß man, was ein "Topos" ist. Wer diesen Topos erkennt, für den bekommt die Geschichte eine ganz andere Plastizität. Gerade die Topos-Forschung ist hier ein sehr bezeichnender Fall. Entdeckt hat die Topoi bekanntlich der Romanist Ernst Robert Curtius. Vorher hatte man selbst in der Literaturwissenschaft keinen Schimmer davon, was ein Topos ist - eine Tradition, die sogar bis auf die Antike zurückgeht. Man hat sie schlicht "vergessen", d.h. im Laufe der Rezeptionsgeschichte ist die Fähigkeit, solche literarischen Codes zu erkennen und zu entschlüsseln, verloren gegangen.


    Mir fehlt hier ein wesentlicher Gesichtspunkt: Für wen - für welches Publikum - wird eine Oper eigentlich geschrieben? Eine Klaviersonate von Beethoven ist adressiert an die Menschheit: Ob jemand schwarz oder weiß ist, arm oder reich, gläubiger Christ oder Atheist, Revolutionär oder Konservativer, spielt keine Rolle für das Hören und Verstehen der Sonate. Ganz anders bei der Oper, die wegen ihrer sehr weltlichen Stoffe für eine ganz bestimmte Klientel bestimmt ist. Nehmen wir den Barbier von Sevilla von Rossini. Uraufgeführt wurde das Werk 1816 - also im nachnapoleonischen Europa der Restauration. Deswegen ist der Stoff ziemlich brisant. Der Adel wird von Rossini dargestellt als endgültig "von gestern" (das sehr subtil aber um so mehr vernehmlich) - d.h. das Stück ist bestimmt für ein emanzipiertes bürgerliches Publikum, und eben nicht die Anhänger der Restauration. Ein Vasall des Fürsten Metternich wird eher vor Wut rot anlaufen als etwas zu Lachen haben, wenn er das Stück sieht. Heute ist diese Oper sehr populär. Aber wie? Im Opernhaus von heute sitzen die satten und zufriedenen Bildungsbürger einer funktionierenden Demokratie. Ohne diesen zeitgeschichtlichen Kontext droht deshalb aus Rossinis Oper ein ziemlich harmloser Schwank zu werden, so eine Art Ohnsorg-Theater. Das hat mit der Bedeutung, die dieses Stück einmal hatte bei seiner Entstehung, nichts mehr zu tun. Der Komponist hat allein mit der Wahl seines Sujets Position bezogen, für die "Fortschrittlichen" und gegen die Restauration. Die Botschaft ist eindeutig: Man kann das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. All das interessiert den "normalen" Opernbesucher von heute schlicht nicht mehr. Es sei denn, der Regisseur macht ihn auf diese Ebene aufmerksam durch seine Inszenierung.

    noch ein Nachtrag zu deiner letzten Aussage, die ich zitiert habe: Ich kannte in meiner Jugend den gesamten Ring auswendig - ob ich alles heute noch wörtlich zusammenbringe, weiß ich nicht. Aber eines weiß ich mit Sicherheit: Das Sigmund verheißene Schwert ist keine Maschinenpistole!!! Aber Text und Musik werden von manchen Regisseuren ja - wie wir alles aus ihren eigenen Aussagen wissen - ohnehin missachtet. Oder meinst du auch hier, dass niemand mehr etwas mit einem Schwert - oder wie jemand mir einmal weiszumachen versuchte - mit einer Venusbergszene u.ä. anfangen könnte?? Es ist geradezu lächerlich, dem Zuschauer andere Symboliken als die, die der Komponist verwendet hat, aufdrängen zu wollen.

    Die mißlungene Tannhäuser-Inszenierung in Düsseldorf hat doch einen wahren Kern, nämlich: Wer kann denn heute mit diesem Opern-Stoff wirklich noch so umgehen, wie er einst von Wagner selbst gemeint war, mit diesem ganzen Brumborium von Mystifizierungen? Wagners Publikum war wilhelminisch kaisertreu und von einem romantischen, christlichen Mystizismus beseelt - sonst gäbe es sicher keinen Parsival. Wer ist das von uns heute aber noch? Ich glaube wohl kaum jemand. Was passiert deshalb? So eine Aufführung vom Tannhäuser oder Parsival wird zur Kino-Zaubermärchenstunde, zu so einer Art von Harry Potter in der Oper. Schon zu Wagners Zeiten deutete sich das ja an: Die Musik des Parsival empfand man als grandios und revolutionär, den Stoff dagegen nur schwer verdaulich und ziemlich reaktionär. Das zeigen u.a. die ziemlich polemischen Kritikern von Nietzsche oder Debussy. Wenn man sich damit abfindet, dann ist die Idee des Musiktheaters, an der Wagner so viel gelegen war, eigentlich mausetot. Ironischer Weise findet sich diese Konsequenz schon angedeutet bei Wagners großem Widersacher Eduard Hanslick. Der sagte provozierend gegen Wagner: In der Oper ist das "Drama" Nebensache, was im Grunde zählt ist nur die Musik. So ist es heute wohl geworden aufs Ganze gesehen. Wir haben erhabenen Musikgenuß einerseits und nette Bühnenunterhaltung andererseits. Dafür muß ich allerdings nicht unbedingt in die Oper gehen. Den Vertretern des Regietheaters halte ich hier zugute, daß sie nicht bereit sind, die Idee des Musiktheaters einfach zu Grabe zu tragen und Oper nur noch als Unterhaltungskultur zu hegen und zu pflegen.


    Schöne Grüße
    Holger

  • der kleine Kreis, von dem die Rede war, besteht aus Gleichgesinnten (Gottlob Frick...) und hat sich gezielt getroffen, oder?


    Zum "kleinen Kreis": Ich war selber zwar krankheitshalber leider verhindert, aber hier eine kleine Pressenotiz zum diesjährigen Treffen der "Gottlob-Frick-Gesellschaft":
    http://www.pz-news.de/kultur_a…ebriert-_arid,447559.html

    (danke Elisabeth für den link)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • lieber Harald,


    danke für die Information, trotzdem weiss ich nicht, was ich wirklich damit anfangen soll.


    es ist eben nur ein kleiner Kreis... innerhalb der Opernwelt .... der - hauptsächlich aus persönlichen Gründen - sich Zeit nimmt für die Verpflichtungen dieser Gesellschaft...
    so etwas macht man kaum, wenn man hier nicht Gleichgesinnte trifft.
    und ich kann beinahe blindlings die Behauptung aufstellen, dass sich hier von vornherein keine Freunde des Regietheaters getroffen haben... meiner Beobachtung zufolge sind alle Kreise rund um eine berühmte Person (aus Gegenwart oder Vergangenheit) sehr ähnlich.


    beinahe kein Sänger der älteren Generation hat Freude am Regietheater...( und markige Sprüche wie von Frau Silja hab ich schon häufig gehört... es entscheidet sich immer an der Frage, wollen Sie singen/ auftreten, oder nicht)


    insofern treffen sich in der Gottlob Frick Gesellschaft Freunde aus dem Umkreis von Gottlob Frick... nicht mehr und nicht weniger...


    also - -ein wunderbarer Vergleich mit der Wahlumfrage in der CDU Parteizentrale... :jubel:


    und bitte nicht zu vergessen... Intendanten kommen meist aus dem Regielager, stehen der Sache also anders gegenüber...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

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  • Jemand, der nicht dabei war, weiss natürlich am besten, wie die Künstler, die der Gottlob-Frick-Gesellschaft ihre Reverenz erwiesen haben, über die hier besprochene Problematik denken. Oder sollte ich mich irren?


    Pauschalurteile, wie Kollegen von Gottlob Frick sind/waren gegen das Regietheater, sind unsinnig, geht es doch um gute (gelungene) oder schlechte (debakelbehaftete) Regiearbeiten.


    Könnte es sein, dass der angesprochene tastenwolf über die Zustände in der CDU besser Bescheid weiss und dieses sein Wissen unreflektiert auf die künstlerische Ebene versucht zu übertragen?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Vermutlich bewegt sich einfach jeder von uns in der Regel in "Kreisen", deren Meinung zumindest im Wesentlichen mit der eigenen kohärent ist. Insofern erbrächte ein Gespräch in RT-freundlichen Kreisen ein ähnlich undifferenziert-homogenes Meinungsbild.
    Das ist ungefähr so repräsantativ wie eine Wahlumfrage auschließlich in der CDU-Parteizentrale durchzuführen.


    es wäre schön, wenn wir Kriterien dafür finden, was gelungen und was debakelbehaftet ist...


    Könnte es sein, dass 1003 nicht wirklich über die Szene Bescheid weiss? man hat vielleicht mitbekommen, dass der Tastenwolf in der Opernbranche arbeitet...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • und irgendein selbstbewusster junger Mann, der gerade Lust auf ein Abenteuer hat, macht das Rennen. (warum in aller Welt geht der Duca sonst in die Kirche?...)

    Ja, warum geht jemand, egal ob Duca oder nicht, in die Kirche?
    Nun, ich denke bestimmt nicht in der Absicht und dem Vorsatz gerade dort "Beute zu machen".
    (Hervorhebung im Zitat von mir)

    Jegliches hat seine Zeit...

  • chrissy:


    hmm wir verstehen uns noch nicht ganz, oder?


    der Duca ist - wie im 2.Akt kurz erwähnt wird - verheiratet.


    und Gilda lernt ihn als armen Studenten kennen...


    zu so einem Missverständnis kann es wohl kaum kommen, wenn der Duca als braver Christ an der Seite seiner Frau in standesgemässer Kleidung der Messe beiwohnt, oder?....

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Zitat von Tastenwolf: Könnte es sein, dass 1003 nicht wirklich über die Szene Bescheid weiss? man hat vielleicht mitbekommen, dass der Tastenwolf in der Opernbranche arbeitet...

    Mein lieber Tastenwolf,


    da irrst du dich in Milletre aber sehr. Aber wenn der Tastenwolf in der Opernbranche arbeitet, die sich immer mehr vom Zuschauer, für den die Oper eigentlich gemacht ist, entfernt, dann verstehe ich viele seiner Aussagen, ohne sie jedoch zu verinnerlichen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • @ Tastenwolf
    Wir weichen zwar hier vom eigentlichen Thema ab, aber wo sollte ich Dir sonst antworten und bitte um Verständnis. Deshalb auch nur kurz zum Thema:

    hmm wir verstehen uns noch nicht ganz, oder?


    Warum sollten wir uns nicht verstehen? Auch wenn Du, wie jetzt mitgeteilt, beruflich mit der Oper zu tun hast, gibt es meinerseits drei, vier persönliche Lieblingsopern, von denen ich meine, da muß mir bestimmt keiner was erklären. Und der "Rigoletto" zählt dazu. Hier habe ich sogar noch größtenteils den ital. Text der Tenorpartie drauf. Dies aber nur nebenbei.

    der Duca ist - wie im 2.Akt kurz erwähnt wird - verheiratet.


    Richtig und unbestritten. Es ist die Szene mit den Höflingen und Rigoletto.

    und Gilda lernt ihn als armen Studenten kennen...


    Auch richtig, für den gibt er sich aus - "studente sono, e povero..."

    zu so einem Missverständnis kann es wohl kaum kommen, wenn der Duca als braver Christ an der Seite seiner Frau in standesgemässer Kleidung der Messe beiwohnt, oder?....


    Wo siehst Du hier ein Mißverständnis? Aus meinem Kenntnisstand geht nirgendwo hervor, ob der Duca mit oder ohne Ehefrau, mit Begleitung oder alleine, ob als kleidungsmäßig erkennbarer Adliger oder verkleidet als einfacher Mann oder Student in die Kirche geht. Das er Gilda in der Kirche entdeckt, halte ich für einen Zufall. Was ich damit sagen will, nirgendwo geht hervor, daß er mit der Absicht und dem Vorsatz in die Kirche gegangen ist, um genau dort irgendein Mädchen, eine Frau für seine lüsternen Vorhaben zu entdecken. Und deshalb halte ich Deine Unterstellung...

    (warum in aller Welt geht der Duca sonst in die Kirche?...)


    für falsch. Im Grunde ist es aber auch nicht wichtig, gerade über diesen Punkt zu debattieren.
    Aber noch einen anderen Hinweis:

    Mein lieber Tastenwolf,
    da irrst du dich in Milletre aber sehr.

    Diesen Hinweis von Gerhard aufgreifend, kann ich nur vorsichtig mahnend bestätigen. Vermutlich bist Du um etliches jünger als Milletre. Und auch wenn Du in der Opernbranche beruflich tätig bist, mit seinen Erfahrungen, Erlebnissen, qualitativ hohen künstlerischen Verbindungen und intensivsten Opern- und Theaterkenntnissen, wirst Du schwerlich mithalten können. Hier ist jegliche Überheblichkeit garantiert falsch am Platz.
    In diesem Sinne herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Zitat von Tastenwolf: insofern treffen sich in der Gottlob Frick Gesellschaft Freunde aus dem Umkreis von Gottlob Frick... nicht mehr und nicht weniger...

    Auch hier irrst du gewaltig. Wenn du die Liste der Künstler und die sonstigen geladenen Gäste kenntest, würdest du sicher anders reden. Wenn ich dir hier z.B. stellvertretend Eva Wagner-Pasquier nenne, die ebenfalls dabei war, wirst du wohl kaum behaupten können, dass diese besonders konventionell ist. Schaue auch mal in meinen Bericht zum Treffen in Ölbronn. Was dort geschieht, darüber sollte man sich erst einmal genauer informieren. Und ich selbst als einfacher Opernliebhaber und wie ich weiß wohl viele der Mitglieder gehören nicht zum "Umkreis" von Gottlob Frick, und bin ihm nie persönlich begegnet, auch wenn ich seine Stimme gerne höre.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Zitat von Holger Kaletha: Der Sinn eines Theater- und Opernbesuchers kann es doch nicht sein, daß ich vorher erst Literaturwissenschaft studiert haben muß, um das Stück zu verstehen.

    Lieber Holger,


    ich habe für eine Inszenierung im Rahmen des Librettos niemals vorweg Literatur studieren müssen, wohl aber habe ich vorher - wenn ich die Oper nicht schon kannte - das Libretto gelesen. Danach erschloss sich mir die Inszenierung von selbst. Natürlich habe ich aus Interesse danach auch schon mal weiterführende Lektüre gelesen und erfahren, wie unterschiedlich die Betrachtungsweisen einzelner bekannter Autoren sind und diese meiner eigenen Betrachtungsweise gegenübergestellt. Die einsame Deutung eines Regisseurs ist also nicht die allein seligmachende Gnade. Wenn der Regisseur bestimmte Dinge deuten möchte, so kann er das durch geschickte Darstellung in der Führung der Personen, ihre Mimik und Gestik durchaus im Rahmen des Librettos tun. Das haben viele Regisseure der Vergangenheit bewiesen. Heute vermisse ich das eher. Da der Regisseur die Kunst der behutsamen und für den Zuschauer unaufdringlichen Deutung nicht mehr versteht, entstellt er die Handlung, damit sie seinem fehlenden Können entspricht und konzentriert sich eher auf die Durchsetzung seiner Ideen als auf die Steuerung der Darsteller.
    Hinzu kommt, dass durch die Vereinheitlichung der Kostüme (meist Alltagskleidung der heutigen Zeit - Verwertung der Altkleidersammlung?) und durch die Ideenlosigkeit vieler Bühnenbilder (Müllhaufen und ähnliches) Ödnis und Langeweile erzeugt wird.
    Lange Zeit konnte man in die Oper gehen, ohne dass man - außer der Inhaltsangabe und eventuellem Studium des Librettos - keine weitere Literatur benötigte. Wer nur die Musik und eine schöne Handlung sehen wollte - und das ist ein großer Teil des Publikums - kam auf seine Kosten. Und wer mehr dahinter sehen wollte, hatte die Möglichkeit der eigenen Deutung. Dann kamen die ersten Inszenierungen, in denen uns der Regisseur mit der Holzhammermethode seine verworrenen Ideen einbläuen wollte. Diese zu verstehen hätte es aber wahrlich der einführenden Literatur bedurft, die es aber nicht gibt. Selbst die Programmhefte gaben nur wenig über den Sinn des Unsinns her, den man nun zu sehen bekam. Deine Betrachtung trifft also voll auf das zu, was ich mit dem Begriff "Verunstaltungstheater" bezeichne. Und damit lockt man wohl kaum eine größere Menge " hinter dem Ofen" hervor. Im Gegenteil: Man vertreibt eine Menge Zuschauer - und ich kenne viele davon - aus dem Opernhaus. Erst vor ein paar Tagen traf ich einen Bekannten, den ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte und von dem ich wusste, dass er mit seiner Frau früher viele Jahre ein Abonnement hatte. Auf meine Frage, ob er noch ins Theater ginge, entgegnete er: " Wir haben unser Abonnement schon lange gekündigt. Das kann doch kein Mensch mehr ansehen"


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Man vertreibt eine Menge Zuschauer - und ich kenne viele davon - aus dem Opernhaus. Erst vor ein paar Tagen traf ich einen Bekannten, den ich jahrelang nicht mehr gesehen hatte und von dem ich wusste, dass er mit seiner Frau früher viele Jahre ein Abonnement hatte. Auf meine Frage, ob er noch ins Theater ginge, entgegnete er: " Wir haben unser Abonnement schon lange gekündigt. Das kann doch kein Mensch mehr ansehen"


    Ich glaube kaum dass es Sinn macht, beim Beiziehen von Belegen der eigenen Theorie immer denselben Irrweg zu beschreiten. Ich darf miich in diesem Zusammenhang selbst zitieren:


    Zitat

    Vermutlich bewegt sich einfach jeder von uns in der Regel in "Kreisen", deren Meinung zumindest im Wesentlichen mit der eigenen kohärent ist. Insofern erbrächte ein Gespräch in RT-freundlichen Kreisen ein ähnlich undifferenziert-homogenes Meinungsbild.
    Das ist ungefähr so repräsantativ wie eine Wahlumfrage auschließlich in der CDU-Parteizentrale durchzuführen.


    Die Meinung von jemandem anzuführen, der erwartungsgemäß dieselben Positionen wie man selbst vertritt, ist einfach ohne Aussagekraft. Ich will niemandem vorschreiben, seinen Freundeskreis im Hinblick auf ein möglichst breites Meinungsspektrum auszuwählen - auch ich könnte das von mir natürlich nicht behaupten. Aber ich hüte mich, dort gesammelte Stimmungsbilder derart apodiktisch zu präsentieren, wie das hier ständig geschieht, und sie nochdazu zur Vox populi hochzustilisieren.


    Im übrigen möchte ich beide Seiten auf die wunderbar trefflichen Worte von operus im Opernwelt-Thread hinweisen, die hoffentlich in all diesen Debatten dereinst Früchte tragen mögen.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Naja, ich sollte, wenn es danach ginge, nur Leute kennen, die auf Avantgardemusik stehen - dem ist aber leider nicht so. Deine Argumentation ist nicht besonders zwingend. Wir berichten ja nicht nur über Gespräche mit unseren ausgewählten engsten Freunden.

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  • Wer nur die Musik und eine schöne Handlung sehen wollte - und das ist ein großer Teil des Publikums - kam auf seine Kosten. Und wer mehr dahinter sehen wollte, hatte die Möglichkeit der eigenen Deutung.


    danke, das ist sehr aufschlussreich...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Es freut mich, die Verteidiger dieser Entstellungen wieder einmal zu immer denselben Sentenzen herausgefordert zu haben. Einen Sinn in all den Entstellungen konnte mir aber bisher noch keiner von ihnen erklären. Auch für mich sind diese ewig gleichen Argumente immer sehr "aufschlussreich".


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • @KSM:
    wir haben hier eben unsere kleine Tea Party ;)


    Einen Sinn in all den Entstellungen konnte mir aber bisher noch keiner von ihnen erklären


    es gibt auch Leute, die die Schuld für ein schlechtes Zeugnis ihrer Kinder ausschliesslich bei den Lehrern suchen...


    klar, dass die Bereitschaft, eine Erklärung anzunehmen, schon sehr viel verlangt ist.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • @ Tastenwolf


    ich habe eine Erklärung für eine Reihe dieser Entstellungen hier im Forum schon mehrfach angefordert. Also bitte, gib mir eine plausible Erklärung für Bieitos Freischütz aus der Berliner komischen Oper, für Rattengrin, Biogashäuser, Ölring oder Matrixholländer aus Bayreuth oder den kürzlich gesendeten Attila von Konwitschny aus dem Theater an der Wien! Ich bin sehr gespannt darauf.
    Dass ein Lehrer die Verantwortung für ein schlechtes Zeugnis hat, erscheint ja wohl jedem denkenden Menschen unsinnig. Der Vergleich hinkt daher sehr stark. Dass aber der Intendant und der Regisseur die Verantwortung für eine Inszenierung tragen, ist doch wohl jedem klar. Dass dieses Diktat auch sehr viele Prominente des Musiklebens bestätigen und viele Sänger, die leider mitmachen müssen, weil sie sonst ihren Arbeitsplatz verlieren, wenn sie mutig genug sind, offen oder aber aus Angst vor dem Verlust unter der Hand erklären, kannst du an verschiedenen Stellen dieses Forums nachlesen. Von jemanden, der sich inzwischen als am Theater tätig bekannt hat, kann ich natürlich nur erwarten, dass er solchen Schwachsinn verteidigen muss.
    Es gibt noch weitere Entstellungen, die ich mir angesehen oder wenigsten teilweise solange angesehen habe, bis mir die Haare zu Berge standen, für die ich gerne eine fundierte und glaubwürdige Erklärung hätte. Aber lassen wir es erst einmal bei diesen wenigen bewenden.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • @ Tastenwolf

    klar, dass die Bereitschaft, eine Erklärung anzunehmen, schon sehr viel verlangt ist.

    Wie ist das denn gemeint???
    Wer, soll denn bitteschön bereit sein von wem, eine Erklärung anzunehmen?
    Ich weiß nicht, ob ich Dich hier richtig verstehe. Willst Du mir /uns damit sagen, ein Regisseur muß mir seine Sichtweise und Neudeutung, einschließlich der gesellschaftlichen Zustände und Hintergründe z.B. bei der "La Boheme" erklären und ich habe diese gefälligst beifällig zu akzeptieren und anzunehmen? So wie er das sieht und meint, nur so wäre das richtig?
    Na aber hallo, das wüßte ich aber...
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Von jemanden, der sich inzwischen als am Theater tätig bekannt hat, kann ich natürlich nur erwarten, dass er solchen Schwachsinn verteidigen muss.


    Nein, das glaube ich nicht. Ich kenne genügend Theaterleute, die genau das Gegenteil tun, weil sie unter eben diesem Schwachsinn leiden und aus Existenz-Gründen mitmachen müssen. Die einzigen, die das wirklich verteidigen, sind eigentlich nur die Regisseure selber oder eben die Dramaturgen, aber dieser Punkt trifft auf Tastenwolf - sofern ich mich nicht völlig täusche - ja nicht zu. Hier handelt es sich allenfalls um eine ganz persönliche Meinung, für die es dank der Anonymität auch keine beruflich-bedingten Vor-oder Nachteile geben kann.

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Also bitte, gib mir eine plausible Erklärung für Bieitos Freischütz aus der Berliner komischen Oper,


    das kann ich versuchen, indem ich den Max jener Aufführung, mit dem ich auf Facebook befreundet bin, um eine kleine Zusammenfassung bitte.


    ich erinnere mich zunächstmal an seine geäusserten Bedenken (die er jedoch überwunden hat.) zur Forderung, die Rolle nackt zu spielen,
    Max fühlt sich als ein Ausgestossener - tatsächlich ist in dem Probeschuss das Versagen möglich, wodurch er seine Position in der Gesellschaft völlig verlieren würde.
    Die Unerbittlichkeit einer Gesellschaft, die auf derartigen Proben besteht, kann drastisch dargestellt werden.
    ich melde mich, sobald ich Näheres weiss.


    der grösste Nachteil beim Regietheater besteht für mich darin, dass die Mitwirkenden über mehrere Wochen so viele Erklärungen des Regisseurs bekommen, dass sie letztlich, wenn nicht überzeugt, so doch wenigstens über die Beweggründe informiert sind.
    Bei einmaligem Sehen einer Aufführung erschliesst sich nicht immer alles.


    ist es nicht auch so, wenn wir den Rosenkavalier hören... wieviel von der Schönheit der Musik erschliesst sich bei einmaligem Hören?
    bei Inszenierungen ist Schönheit nicht immer das oberste Ziel..
    ist es nicht bei Interpretationen von Harnoncourt ähnlich, dass er Phrasen und Tempi macht, die nicht jedem gefallen?
    es gibt dazu langatmige Ausführungen über die "Wahrheit" der Kunst (Sezession in Wien etc... das soll bedeuten, dass ein Künstler sich gezwungen fühlt, seine tiefste Überzeugung darzustellen. Kompromisslosigkeit ist ein Merkmal vieler grosser Persönlichkeiten, oder?


    wenn es Otto Schenks innerster Überzeugung entspricht, in dieser Art und Weise zu inszenieren, dann ist das in Ordnung.
    aber dasselbe von anderen Regisseuren zu verlangen, finde ich seltsam.
    (wie gesagt, man verlangt ja von einem Dirigenten auch nicht, wie Furtwängler zu dirigieren.
    nicht in Ordnung wäre, wenn jemand nur dem Publikumsgeschmack entsprechen möchte, und nur auf Beliebtheitswerte schielt...
    aber solche Leute haben selten wirklich Erfolg


    @ Strano Sognator:
    ganz lieb, anzunehmen, dass ich mich durch die Anonymität schützen muss...
    was ich nicht darf, ist ganz klar: alles, was als Rufschädigung des Theaters interpretiert werden könnte.
    also, persönliche Kritiken über aktuelle Ereignisse meines Berufs abgeben,
    oder meine persönliche Einschätzung über Sänger mitteilen, mit denen ich arbeite
    oder private Details über Regisseure verraten nebst meiner Ansicht über deren Geisteszustand...


    ich hatte auch schon die Idee, ein paar Erlebnisse mit Regisseuren zu erzählen. Anzunehmen, dass es sich nur um Geisteskranke handelt, die ihre seelischen Probleme auf der Bühne verarbeiten, mag manchmal naheliegend sein (gerade, wenn man die Person kennenlernt...), aber das ist eine grobe Vereinfachung.


    dass wir daran denken könnten, die Nicknames aufzugeben, finde ich überlegenswert... (nebenbei habe ich das schon hier teilweise getan...)

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • An tastenwolf,


    Deiner Meinung nach ist sicher korrekt, was sich nach der Verpflichtung eines Herrn K. an der Oper Leipzig abgespielt hat.


    Das Publikum konnte oder wollte mit seiner Art, Opern zu deuten, nichts anfangen. Es blieb in Scharen weg. Dem Theater machte einen Versuch, das Publikum wieder ins Opernhaus zu locken (nachdem z.B. Chailly entnervt den GMD-Posten zurückgegeben hatte!) - es veranstaltete Kurse an der Volkshochschule zum Verstehen der K-Deutungen. Sie wurden von der Chefdramaturgin abgehalten, fanden aber keinen Anklang. Mit der Dame hatte ich einen kurzen Mail-Dialog, wo mein Vorschlag war, der Herr K sollte doch lieber einen Kurs beim Publikum nehmen, damit das Haus Möglichkeiten findet, die Zuschüsse für die Oper zu verringern und die verlorenen Besucher wieder zurückzugewinnen. Das war von mir aber ein starkes Stück, von Unkenntnis geürägt!!


    Mir wurde nämlich entgegnet, daß die Oper Leipzig im Gegenteil zu meiner Meinung an Zuspruch gewonnen hätte (was später als Unwahrheit öffentlich wurde, die Oper hatte unter dem Regiediktat des Herrn K. über 25 % seiner Anrechtsbesucher verloren) und es doch nicht sein könne, daß dem Regisseur vom Zuschauer vorgeschrieben werden könne, was er bitte sehr zu machen hätte. Ich möge doch bitte die Seminare besuchen, damit ich verstehe, was der Regisseur uns sagen will. Damit war der Schriftverkehr beendet. Gott sei Dank!


    Ich habe dieses Opernhaus seit ca. 5 Jahren nicht mehr besucht, da gehe ich lieber zu Chailly ins Gewandhaus. Eine Genugtuung bleibt - das Leipziger Publikum hat mit den Füßen abgestimmt. Jetzt steigen die Zahlen , und auch Lieschen Müller geht wieder in die Oper. Nur müssen die Wiener jetzt aufpassen, daß sich der Herr K. nicht breitmacht. Aber vielleicht wird dann eines der Wiener Opernhäuser auch einmal Opernhaus des Jahres! Aber die Wiener werden sich schon zu wehren wissen.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Lieber Tastenwolf,


    ich erkenne an, dass du einen Versuch gemacht hast, dieses Machwerk von Herrn Bieito zu erklären, der mich aber leider nicht überzeugen kann.
    Dass Max ausgestoßen und lächerlich gemacht wird ist, ist ja bereits in der Einleitung klar. Dass er sich auch so fühlt geht aus seiner Arie "Durch die Wälder, durch die Auen" wohl eindeutig hervor. Dass er sich durch das Bündnis mit Kaspar, der sich durch seinen Pakt mit dem Teufel selbst isoliert hat, noch weiter von der Gesellschaft isoliert, müsste selbst dem Dümmsten klar werden. Bedurfte es also der Nacktheit, um das zu demonstrieren???
    Aber einmal abgesehen von der Nacktheit, die eher widerlich wirkt, stellt die Inszenierung des dritten Aktes nicht das Original völlig auf den Kopf und verkehrt dessen versöhnliches Ende ins krasse Gegenteil?? Wie passt das aus deiner Sicht zum Text und zur Musik?
    Wenn du die Fragen aufgrund der Verpflichtungen aus deiner Tätigkeit nicht beantworten kannst, dann werde ich allerdings darauf verzichten.


    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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