Ohrwurm aus Italien - Antonio Vivaldi: "Le quattro stagioni"

  • Ja, genau, das ist das Teil. Die beiden Platten sind aber noch so gut (kein Rauschen, kein Knistern, keine Macken), daß ich keine CD brauche - zumal sich der Plattenspieler (Project) mindestens so gut anhört wie der CD-Spieler (Sony XA5 ES).


    Trotzdem: für 4 Euro (1 + 3 Versand) ist das der Wahnsinn!!

  • So,


    Die Schwalbe / Karajan Aufnahme ( siehe Nemorino in Beitrag 108 ) läuft bei mir gerade. Ich bin ja eher HIP orientiert , aber ich muss zugeben - das ist schon sehr klangschön, nicht so spritzig wie ich es gewohnt bin - aber nicht verschleppt. Da kann ich mit Freuden sogar im Winter der " Frühling" hören.....Hätte ich nicht gedacht !


    Kalli

  • Einer der ältesten Threads dieses Forums (Nr 166)- einer der vielseitigsten und belebtesten -über die Jahre hinaus.

    Seit 6. September 2004 läuft er - ein paar tage, nachdem das Forum erstmals auf einen eigenen Mietserver umgesiedelt wurde.

    Alles ist gesagt - oder doch nicht ?

    Nun ja - wie man es nimmt.

    Ich erinnere mch, daß von Anbeginn gede vorgestellte Aufnahme als die ultimative, progressivste oder aber auch - quasi als Gegengewicht - als Legende angepriesen wurde. Die einen als Vertreter der alten ( quasi "romantischen") Schule, die anderen als modern und historisch informiert zugleich (Welch ein Widersinn!!!)

    Aus heutiger Sicht mag manches nicht mehr "zeigemäß" sein, bzw dem heutigen Zeitgeschmack entsprechen was vor etwa 10 oder 15 Jahren noch als das Non Plus Ultra gesehen wurde. Mag sein, daß das eine oder andere in 10, 20 oder 25 Jahren wieder aus der Mottenkist geholt und gefeiert wird.

    Min Vorschlag ist daher, daß die HEUTIGE Tamino Crew jeweils DREI, höchstens aber VIER Interpretationen der "Stagioni" hier vorstellt, die nach persönlicher Meinung des jeweiligen Mitglieds nach wie vor begeistern zu vermögen - auch die persönlichen Geschmäcker haben sich geändert.


    Es wäre begrüßenswert - ict aber nicht verpflichtend, jeweis zu jeder nominierten aufnaheme ein paar erläuternde Zeilen zu schreiben.

    Ferner ist es auch erlaubt ein oder zwei Aufnahmen (eventuell auch mehrerer) als Musterbeispiel überholter Interpretation darzustellen (und - idealerweise - auch "warum")


    viel Vergnügen.


    ALfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Meine drei allerliebsten, und das der Reihenfolge nach.....


    ..da ist Feuer in der Fidel und wie, mit weitem Abstand die liebste Interpretation.


    schreckliches Cover

    R-3875113-1485428510-4105.jpeg.jpg....ich besitze diese!

    eine gediegene Interpretation mit einem schönen Violinspiel, wie immer bei Carmignola!


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    Und dann noch Gil Shaham, den ich pers.kennenlernen durfte, deshalb gehört er natürlich auch dazu, und nicht nur deshalb, ich habe ihn in vielen Konzerten gehört.

    Er ist ganz besonders interressant bei eher moderner Klassik!


    LG Fiesco


    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • R-2053127-1591953089-1989.jpeg.jpg


    Im Oktober 1975 wurde in der Berliner Christuskirche, die auch für Plattenproduktionen genutzt wurde, eine Aufnahme von Vittorio Negri dirigiert. Er leitete das Berliner Kammerorchester. Das Violinsolo übernahm sein Landsmann Felix Ayo mit einer Gennaro Gagliano von 1768 aus Neapel. Am Cembalo saß kein Geringerer als Jeffrey Tate. Der Italiener Negri lebte von 1923 bis 1998. Die LP erschien damals unter dem DDR-Label Eterna. Wenn ich nichts übersehen habe, gelangte sie bisher nicht auf CD. Auch im Westen dürfte sie keine Verbreitung gefunden haben. Warum? Darüber kann ich nur spekulieren. Der Interpretationsansatz ist ehr traditionell, groß und dramatisch. Schon möglich, dass er sich nicht vertrug mit neuen, historisch informierten Herangehensweisen, die viel schlanker klingen. Das ist mir insofern egal, weil ich nicht unter musikwissenschaftlichen Gesichtspunkten höre. Ich höre, wie es mir gefällt. :) Und Negri gefällt mir noch immer hervorragend. So hervorragend, dass ich die Platte bereits mehrfach austauschen musste, weil sie angesichts häufigen Hörens nicht besser wurde - und auch schon mal einen Kratzer einfing. Unnachahmlich finde ich das vierte Konzert, den Winter., in seiner eisigen Kälte. Es klingt, als ob Eisschollen würden zerbersten wollen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier nun meine 4 Favoriten

    Ich besitze wesentlich mehr Aufnahmen - weil es mich immer wieder entzückt.

    Ich bin nicht unbedingt ein Verfechter, der sogenannten HIP Interpretationen, die IMO meist zu Rabiat sind und den Schmelz von Stücken zerstören - aber bei Vivaldi (und auch Bach !!)sind sie durchaus ein Gewinn. _Lange Zeit wusste man mit diesen Werken nichts anzufangen, oder traute sich nicht sie zu "interpretieren" ,so kam oft ein zu dicker Einheitsbrei ohne Dynamik und definierte Temp heraus. Hier muß mnan schon sagen, daß neuerer Aufnahmen (damit meine ich solche seit etwa 1980) eine Bereicherung darstellen.

    Verwunderlich inde ist, daß jede neue Aufnahem von ihren Vermarkter als "entstaubt" angepriesen wird, die alles vergangene in den Schatten stellt - Das ist IMO schon längast geschehen.


    Meine erste Lieblingsaufnahme ist jene mit "The English Concert" unter Trevor Pinnock von 1981, erschienen 1983.

    Kaum zu übertreffen ist hier die geglückte Kombination von Elegance und Spielfreude, sehr lebendig, aber niemals schrill oder verstörend - ein wunderbarer silbriger ideal durchhörbarer Klang. Diese CD (in der Originalverpackjung) war meine erste CD überhaupt, ich besass sie schon Monate vor meinem CD-Player, habe sie also nur im Schallplattengeschäft gehört. Dieses Hörerlebnis gab den Ausschlag mich für die (damals) neue Technologe der CD zu entscheiden...


    ca 13 Jahre später solgte diese Aufnahme für Furore: Als Teil einer Serie einiger Werke von Vivaldi, wurde sie von irgendeiner Seite hoch gelobt, was dazu führte, daß sie wochenlag ausverkauft war. Die Aufnahmen waren von leicht übertriebnem Temperament gezeichen (wobei Die 4 Jahreszeite noch eher moderat gespielt wurden) bei gleichzeit oft leicht unsaberem Spiel, welches aber dem Gesamteindruck kenen Abbruch tat. Die Italiener vermögen eben etwas, das die Deutschen nicht können...

    Die Tontechnik der Teldec war überpräsent - sehr nahe am Geschehen


    1990 machten einige Neuaufnahmen mit dem Geiger Giuliano Carmignola mir dem Venice Baroque Orchestra unter Andrea Marcon von sich reden. Eigentlich nicht wegen der 4Jahreszeiten, sondern wegen einiger Neuentdeckungen und Ersteinspielungen von Vivaldi Violinkonzerten

    Da wurden den auch die Jahreszeiten mit aufgenommen. Carmignola hatte sei bereits Jahre zuvor für ein anderes Label eingespielt, aber die "geniale Aufnahme ist diese"

    Wenn Spielfreude etc wurden immer wieder gelobt. Aber die wirkliche Entdeckung (für mich) war die unterschwellige Melancholie an einzelnen Stellen. Die habe ich ausschliesslich bei Carmignola wahrgenommen.

    Die Tontechnik von Sony war IMO hervorragend - Leider hat man dort die Serie gestoppt. Die DGG hat sie dankenswerterweise fortgeführt und sogar die Covergestaltung einigermaßen angepasst. Die Tontechnik ist durchaus sauber - aber sie vermag leider nicht die räumliche Tiefe und ein gewisses Flair, das den SONY Aufnahmen anhaftete wiederzugeben. Vermutlich eine Frage der Mikrophone (?) Die 4 Jahreszeiten sind indes ohnedies nicht betroffen - die sind noch von SONY ...


    Die nächste "Referenz" wäre die bereits 2016 hier von mir vorgestllte Aufnahme - mit dem Concerto Köln, die man mit Fug und Recht zu den Spitzenaufnahmen des Werkes zählen kann und deren Aufnahmetechnik neue Wege geht.


    Es gibt natürlich noch einige weitere Spitzenaufnahmen in meiner Sammlung - und auch zusätzlich welche die ich nicht besitze.

    Aber ich habe eben hier ein Limit von 4 Nominierungen gesetzt - daher muss ich es dabei belassen....



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da will ich gerne mithalten, weil dieser Ohrwurm auch von mir für großartige Musik gehalten wird. Und tatsächlich sorgen immer wieder interessante Interpretationen dafür, dass das so bleibt.


    Das erinnert mich an ein Erlebnis von vor mindestens 40 Jahren bei Saturn in Köln. Dame: "Hallo, ich habe da eine Frage. Ich suche schon sehr lange jetzt hier nach einer Platte. Kann es sein, dass sie sie nicht haben?" Verkäufer: "Das ist leider so. Wir haben ein sehr großes Sortiment, aber leider nicht alles. Wonach suchen Sie denn?" Dame: "Die vier Jahreszeiten von Vivaldi!" Verkäufer: "Werte Dame! Das kann man schon mal übersehen! Da haben wir eine ganze Abteilung. Kommen Sie bitte mit!"


    Die Aufnahme von Concerto Köln habe ich mir jetzt bestellt. Meine bisherigen Favoriten

    Gidon Kremer und Kremerata, gebündelt mit Piazzola (sehr reizvoll)



    ein bisschen biederer als die Einspielung mit Shunske Sato, aber trotzdem faszinierend das Violinspiel. Es nimmt die ganze Zeit gefangen. Langeweile kommt hier auch nicht auf! Historisch korrekter auf Platz zwei eine Einspielung mit Rachel Podger, sehr zart und melodiös gespielt und wunderbares Zusammenspiel mit dem Barockorchester.




    Auf Platz drei schließlich Daniel Hope. Die Aufmachung sagt mir nicht wirklich zu. Der Kollege ist mir ein wenig unsympathisch wegen des Zerfalls des Beaux Art Trios, trotzdem ist die Einspielung sehr hörenswert:



    Sehr drahtig und dynamisch gespielt. Die Aufnahme begeistert allein schon von der Technik (der akustischen besonders..;)) In derAufnahmetechnik übertrifft sie die anderen bei weitem, obwohl die auch technisch gelungen sind.

  • Erstaunlicherweise decken sich meine TOP 4 nahezu mit Alfreds. Concerto Köln höre ich gerade - überwältigend die Spielfreude des Ensembles und des Solisten. Dazu kommt eine Klangqualität, die kaum zu übertreffen ist - sicher einer meiner best-klingenden Aufnahmen überhaupt.

    Lediglich Il giardino armonico würde ich ersetzen durch Viktoria Mullova, Abbado und das COE.

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Die Bündelung Vivaldi mit Piazolla scheint jetzt in Mode zu kommen. Das Violinduo "The Twiolins" hat ebenfalls eine Version von "Eight Seasons" herausgebracht - und das nur mit 2 Violinien, was den Werken einen ganz anderen Charakter verleiht. (ich kenne nur die Sampler)

    Aufgenommen 2019, veröffentlich am 5. Februar 2021


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Janine Jansen spielt mit dem Ensemble Amsterdam Sinfonietta Antonio Vivaldis Quatro Stagioni.


    Die Standing Ovations sind berechtigt. Es gibt noch eine Zugabe.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Meine liebste Interpretation ist mit Abstand die von Anne-Sophie Mutter und den Trondheim Soloists. Diese Aufnahme sprüht vor Spielfreude, und wird auch mit sehr kleinem "Orchester" gespielt. Wer nicht prinzipiell gegen gelegentlich ein wenig extreme Tempi eingestellt ist, dem kann ich diese Aufnahme empfehlen.

    ich möchte den thread hochholen, weil ich diese CD gerade bei Ebay für 1,- Euro geschossen habe :)

    Abgesehen von der sehr schönen Digi Pack Aufmachung (vielfach ausklappbar), und dem fetten Booklet, ist die Aufnahme wirklich wunderschön.

    Ganz auf Anne-Sophie Mutter zugeschnitten , die wohl auch dirigiert hat

    Sie spielt (für meine Ansicht) auf sehr hohem Niveau, nunancenreich, einfallsreich, oft auch sehr gefühlvoll und einfach nur schön. Manchmal ist das Tempo der Musik echt rasant (so hab ich den Vivaldi selten gehört), aber das passt hier.

    Und das Ensemble der Trondheim Soloists begleitet sie kongenial.
    Dazu als Bonus ein Werk von Giuseppe Tartini :

    Violinsonate Nr. 4 "Teufelstrillersonate"

    auf dem Anne-Sophie Mutter natürlich auch glänzt ohne Ende


    Ich bin richtig begeistert :jubel::jubel::jubel:


    Ich glaub das wäre nur noch zu toppen, wenn meine Lieblingsgeigerin PatKop <3 mal die Jahrezeiten einspieln würde 8-)


    Ach ja, hier gibt es die CD, aber net für nen Euro :)


  • Zitat von yrrepnadohr

    ......

    Siehe mal hier !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Siehe mal hier !


    LG Fiesco

    OK, Danke.

    Ich hatte den thread net ganz durchgelesen.

    Klingt auf jeden Fall so, als sollte ich da mal ein Ohr riskieren.

    Hier bei der tube hörbar:



    Ja, ich höre schon (nach ca. 10 Minuten), die musikalische "Auslegung" des Werkes ist hier schon etwas anderst als bei der Mutter Aufnahme.

    Klingt interessant mit vielen kleinen überraschenden Zwischeneinfällen (Tönen)



    Clck 78.000

  • Den vier Jahreszeiten ist das seltene Glück beschieden, daß eigentlich - vielleicht mal von den ganz alten Aufnahmen abgesehen - die aber ihr einstiges Publikum auch begeistert haben, sonst hätte es Vivaldi - der ja einst umstritten - bzw unterschätzt - war - auch wenn das heute vergessen ist - es nicht ins Mainstreamrepertoire geschafft. Die vier Jahreszeiten waren sozusagen über lange Zeit das Zugpferd.

    Die erste mit in Erinnerung gebliebene "bemerkenswerte" Aufnahme war die mit "The English Concert" unter Trevor Pinnock erstand ich 1983 (DDD 1981) -und ich liebe sie noch heute. Ihr folgte geradezu eine Kaskade von unterschiedlichen Neuaufnahmen (die vielen Bearbeitungen klammere ich an dieser Stelle bewusst aus), wo von jeder behauptet wurde, sie sei die ultimative. Letzteres war natürlich nie wirklich der Fall, schon deshalb nicht, weil es keine "ultimative" Aufnahme geben kann, aber es entstand doch eine Reihe teilweise in Details recht unterschiedlicher Aufnahmen, stets weg von der "braven" Vivaldi Interpretation der Vergangenheit. Zumeist setzte man auf "trotzige" oder exzessiv temporeiche Wiedergabe - oder aber auch auf starke Kontraste. Die Palette der Aufnahmen ist erfreulicherweise geradezu unüberschaubar. Während ich das hier schreibe höre ich via KH in den Clip der Sinkovsky Aufnahme hinein. Es ist schwierig sie mit Worten zu beschreiben - Eindrucksvoll ist sie für alle Fälle. Es gibt hier stellenweise den Mut zur Sanftheit, die durch besonders fetizg betonte Passagen ausbalanziert wird, was für mich einen besonderen Reiz ausmacht.

    Auch die Kantate "Cessate omai cessate; Gelido in ogni vena aus "Farnace" ist hörenswert. Sie hat mir sehr gefallen - obwohl ich im Allgemeinen kein Freund con Countertenoren bin.

    All das ist indes Geschichte: Die CD ist inzwischen gestrichen und allenfals gebraucht zum überzogenen Preis zu haben....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da hänge ich tatsächlich noch an einer alten Philips-CD von 1982 fest:

    I Musici mit Pina Carmirelli (1914-1993) an der Violine


    Mag ich bislang am liebsten… die schrecklichste Darbietung hatte ich im vergangenen Herbst im Wiener Stephansdom gehört: ohne Emotionen, sehr ungenau runtergespielt und noch dazu vom offensichtlich unkundigen Publikum nach jedem Satz mit Beifall bedacht, welcher von den Akteuren auch gerne entgegengenommen wurde.


    viele Grüße

    Peter

  • Lieber Petrus

    Es ist nicht mein Wille Dir diese Aufnahme zu vermiesen oder eine "neutrale" Kritik zu verdaseen - scchliesslich waren "I Musici" ein anerkanntes und vielgelobtes Ensemble.

    Wenngleich ich nicht im Ruf stehe, das "Neue" zu bejubeln, so muß ich doch sagen, daß sich in Sachen Vivaldi (und Barockmusik im allgemeinen) viel Positives getan hat.

    Und vor allem der historischen Figur Vivaldis gerechter wird. Vivaldi war als Geiger bewundert - aber nicht etwa der Schönheit seines Spiels wegen, sondern seines Ausdrucks. Damit passt er zumindestens in groben Zügen in unseren Zeitgeschmack- wenngleich man um 1720 wahrscheinlich unter "ausdrucksstark" etwas anderes verstand als heute.

    Die von Dir (und natürlich etlichen anderen) präferierte Aufnahme mit Pina Carmirelli, von 1982 präsentiert uns das Werk betont geschmackvoll, getragen, erhaben, gepflegt und ausgewogen, mit nur wenigen emotionalen Ausbrüchen, man könnte auch sagen "brav" oder "akademisch".

    Da wurden in den letzen 42 Jahren - wenngleich manchmal übertrieben - doch lebendigere Aufnahmen veröffentlicht.

    Es mag manche verwundern, daß gerade ich diese Feststellung hier mache, aber 20 Jahre Tamino Klassikforum haben meinem Musikgeschmack duch einige Keulenschläge versetzt, die ich nicht ganz unbeschadet überstanden habe;)

    Zur Aufführung im Wiener Stephansdom - Du hast das Ensemble nicht genannt - möchte ich nur anmerken, daß Kirchen sich nur unter speziellen Bedingungen für die Wiedergabe von klassischen Musikwerken eignen - der Nachhall ist einfach zu groß. Das hört man leider auch bei vielen Aufnahmen. Tontechniker der Spitzenklasse sind indes in der Lage durch geschickte Aufstellung der Mikrophone diesem Problem Herr zu werden.

    Ich hörte in einem Wiener Museum, in dem ich beschäftigt war einst ein Konzert mit Gergijew: Es klang IMO einfach schrecklich - Als ich einie Wochen oder Monate später daselbst eine Darbietung mit den Wiener Sängerknaben hörte, die ich wie das Jaulen junger Hunde empfand, war mir klar, daß dies in beiden Fällen nicht den Interpreten anzulasten war, sondern der Akustik, wo sich der Hall ungünstig mit dem Originalschall vermischte. Aber letztlich zählt für viele Zuschauer das "Erlebnis"


    Hier nun schlußendlich der Clip mit "I Musici" und Pina Carmirelli: Kommentare sind gern gesehen



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Quasi als Nachschlag zu meinem Beitrag 126 hier das passende Video zu Shunsuke Sato und seiner Aufnahme der vier Jahreszeiten

    Ein Bild sagt mehr als 100 Worte - umso mehr wnn es ein bewegtes mit Ton und in Farbe ist.....



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !