Paul Dessau (1894-1979)

  • Mein Interesse an diesem Komponisten hat ein Geschenk geweckt. Ich erhielt dieses Buch als Präsent überreicht, weil man meine Liebe zur Musik in meinem Freundeskreis bekannt ist. Da muss es etwas Ausgefallenes sein:



    Komponieren für und wider den Staat: Paul Dessau in der DDR von Matthias Tischer, Böhler Verlag, Weimar 2009.


    Musik von Paul Dessau hatte ich keine in meinen Regalen stehen. Deshalb habe ich mir einige Werke besorgt.
    (Diese BOX mit 12 CDs enthält die wichtigen Werke des Komponisten. Ab November beim Werbepartner erhältlich)


    Symphonie Nr. 2; Symphonische Adaption des Quintetts KV 614 von Mozart; In Memoriam Bertold Brecht; Bach-Variationen; Orchestermusik Nr. 2 "Sea of Tempests"; Orchestermusik Nr. 4; Klaviersonate F-Dur; 4 Guernica nach Picasso; Fantasietta Nr. 1; 9 Etüden; Begrüßung für Stimme, Flöte, Streichquartett; 42 Lieder; Die Opern: Puntila; Leonce und Lena; Die Verurteilung des Lukullus; Einstein



    Kurz diese biografischen Eckdaten: Paul Dessau wurde in eine jüdische Familie geboren, hatte den 1. Weltkrieg als Soldat erlebt, emigrierte 1933 über Paris in die USA, wo er mit Brecht sich anfreundete und lebte nach 1949 in der DDR 31 Jahre bis zu seinem Tod. Er engagierte sich bildungspolitisch, wurde vom Staat durch Nichtbeachtung übergangen, weil er in Zwölftontechnik komponierte, erhielt aber Ehrungen des Staates. Die Regisseurin Ruth Berghaus war seine vierte Frau.


    Das Politische in seiner Musik, daran musste ich mich erst gewöhnen. Spannend in den musikalischen Analysen ist im erwähnten Buch nachzulesen, welche Widerstände zum Staatsapparat in der Musik enthalten sind. Wie sich der Komponist für seine Komponistenkollegen in der DDR eingesetzt hat, wie er aber auch Teil des Systems war, in dem er lebte, diese Diskrepanz irritiert mich. Die Härte der Tonsprache macht mir den Zugang zu Paul Dessaus Musik eher schwer.


    Das Typoskrypt einer Bayern2 Radiosendung vom 26. Oktober 1999 zum Thema der Stasi-Akte des Musikkorrespondenten Georg-Friedrich Kühn war für mich in diesem Zusammenhang erhellend. Der O-Ton mit Gesprächen mit den Komponisten Friedrich Goldmann, Georg Katzer, Siegfried Matthus, Jakob Ullmann und mit dem Regisseur Peter Konwitschny erklären mir das Leben der Künstlers in der DDR.


    http://www.gf-kuehn.de/feature/theaddr.htm


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Er engagierte sich bildungspolitisch, wurde vom Staat durch Nichtbeachtung übergangen, weil er in Zwölftontechnik komponierte, erhielt aber Ehrungen des Staates.


    Lieber moderato, das Buch, auf das Du aufmerksam macht, werde ich mir wohl besorgen, weil mich Dessau auch interessiert. Er ist eine ganz bemerkenswerte Erscheinung. Manchmal glaube ich, seine Zeit ist noch nicht gekommen, dann wieder, dass sie bereits abgelaufen ist. Beides ist möglich. Weil er so stark in seiner Zeit als Linker politisch engagiert war, galt er auch als Schreckgespenst im bürgerlichen Kulturbetrieb. Diese Generation verinnerlichte diesen absurden Kinderglauben an die kommunistische Partei, die immer Recht hatte. Das war ernst gemeint, nicht ironisch. Sie hätten sich totschlagen lassen für die Partei. Einige Politiker hat dieses Schicksal ereilt. In der DDR war Dessau schon hoch angesehen. Seine Opern wurden im ersten Haus am Platze, der Berliner Staatsoper uraufgeführt. Das waren wirklich bedeutende kulturelle Ereignisse, ich war ein par Mal mit dabei. Es gab Konzerte, Platten, Noten, hymnische Artikel, stark beachtete Gastspiele in großen Opernhäusern in Frankreich und Italien. Man sah ihn oft, hoch gewachsen, charismatisch. Trotz seiner Parteigläubigkeit und seines Ansehens stand er in der DDR aber unter einem gewissen Generalverdacht, einmal als Westemigrant, auch als Jude, obwohl er diesen Teil seiner Persönlichkeit nach meinem Wissen nicht pflegte. Und dann der große Krach um die Uraufführung der ersten Fassung seiner Lukullus-Oper 1951 in Berlin, die zunächst ja "Das Verhör des Lukullus" hieß und noch so etwas wie eine gesamtdeutsche Veranstaltung genannt werden kann. Hermann Scherchen dirigierte, ein Teil der Sänger, darunter Hülgert, Soot und die Eustrati, kamen aus dem Westen. Das Ende der späteren Fassung mit dem eindeutigen Titel "Die Verurteilung des Lukullus" blieb ja bekanntlich nicht mehr offen, so wie es der eigentliche zentrale Gedanke des Stückes gewesen ist. Es war der Beginn der so genannten Formalismus-Debatten, in deren Verlauf seitens der DDR-Führung eine Kunst eingefordert und verordnet wurde, die volkstümlich ist, die jeder versteht, die sich an den fortschrittlichen Traditionen des kulturellen Erbes orientiert. Eine Kunst ohne Experimente. Dessau hat das überlebt.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Manchmal glaube ich, seine Zeit ist noch nicht gekommen, dann wieder, dass sie bereits abgelaufen ist.

    Ich denke, dass er gegenüber Eisler schon recht verblasst ist, und etwa gemeinsam mit Blacher ein ehemals Prominenter bleiben wird. Ich habe mal gelesen, dass er zwar bei Schönberg so eine Art Sekretär war, aber sich nicht traute, seine Werke dem Meister vorzulegen. Das ist schon ein Kontrast zu Eisler, dessen Jugendwerk mit Schönbergs Hilfe rasch Verbreitung fand. Auch in seiner Beziehung zu Brecht schaut er weniger glücklich aus als seine Vorgänger, schließlich soll die Gestaltung des Lukullus sehr genauen Vorgaben Brechts entlangkomponiert sein. Das Ergebnis ist zwar toll, aber liegt das dann nicht mehr an Brecht?


    Neben dem Lukullus keine ich seine Streichquartette



    die zum Teil homogene Zwölftonlandschaften sind (Nr. 2!) und im Spätwerk gibt es schönes ziemlich weberneskes (Nr. 6?). Außerdem eine ziemlich komische Komposition für Celli und Schlagzeug, die bislang immer an mir vorbeigerasselt ist, ohne nähergekommen zu sein.
    :hello:

  • Heute vor 35 Jahren gestorben:


    Paul Dessau (* 19. Dezember 1894 in Hamburg; † 28. Juni 1979 in Königs Wusterhausen bei Berlin) war ein deutscher Komponist und Dirigent.
    Am 28.Juni 1979 ist Paul Dessau, 74jährig, gestorben. Freunde trugen den Toten vor Sonnenaufgang zum Grab auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof; im schlichten Holzsarg, nur mit der roten Fahne bedeckt, ohne die Genossen der Partei....


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Da mir die Hörproben gefallen haben, habe ich heute bestellt:



    Weiteres sobald ich die CDs gehört habe.

    .

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

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  • Nicht lange, bevor Harald von uns gegangen ist, hat er noch an Paul Dessaus Todestag gedacht.


    Ich möchte heute daran erinnern, dass Paul Dessau am 19. Dezember 1894 geboren wurde.



    Heute ist die 120. Wiederkehr seines Geburtstages.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Paul Dessau (* 19. Dezember 1894 in Hamburg; † 28. Juni 1979 in Königs Wusterhausen bei Berlin) war ein deutscher Komponist und Dirigent.
    Am 28.Juni 1979 ist Paul Dessau, 74jährig, gestorben.

    Da stimmt etwas nicht. Wenn die Lebensdaten stimmen (und die stimmen wohl), ist er im 85. Lebensjahr gestorben.


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich glaube, dass sein "Lukullus" doch ein wichtiges und bleibendes Werk ist. Ich habe es in Essen, Düsseldorf und vor allem in Gelsenkirchen in der Regie des unvergessenen Jaroslav Chundela mit Mario Brell gesehen. Ab und zu höre ich auch noch die Kegel-Aufnahme. Trotz der Änderung des Titels in die "Verurteilung" statt des "Verhörs" ist der Text von Brecht für einen Operntext doch recht gut. Musikalisch gibt es hervorragende Szenen (die Einleitung als Parodie auf Rheingold - die Klage des Fischweibs um ihren Sohn Faber - das Loblied des Lukullus auf seinen Koch). Der Schluss allerdings ist so schwach, dass er eigentlich umgeschrieben werden müsste. Mindestens dieses Werk scheint mir doch alles von Eisler zu überleben, von dem man hier im Westen ja gar nichts mehr hört.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich glaube, dass sein "Lukullus" doch ein wichtiges und bleibendes Werk ist. Ich habe es in Essen, Düsseldorf und vor allem in Gelsenkirchen in der Regie des unvergessenen Jaroslav Chundela mit Mario Brell gesehen. Ab und zu höre ich auch noch die Kegel-Aufnahme. Trotz der Änderung des Titels in die "Verurteilung" statt des "Verhörs" ist der Text von Brecht für einen Operntext doch recht gut. Musikalisch gibt es hervorragende Szenen (die Einleitung als Parodie auf Rheingold - die Klage des Fischweibs um ihren Sohn Faber - das Loblied des Lukullus auf seinen Koch). Der Schluss allerdings ist so schwach, dass er eigentlich umgeschrieben werden müsste. Mindestens dieses Werk scheint mir doch alles von Eisler zu überleben, von dem man hier im Westen ja gar nichts mehr hört.


    Lieber dr. pingel, ich weiß jetzt nicht, in welcher Fassung der Oper Du den Schluss so schwach findest, dass er "eigentlich umgeschrieben werden müsste". Das Ende der Oper in der ursprünglichen Fassung - ich glaube, sie stammt von 1940 - fand auch die Führung der DDR, wo das Werk 1951 unter der Leitung von Hermann Scherchen zur Uraufführung gelangte, so unzureichend, dass er tatsächlich umgeschrieben wurde. Aus dem "Verhör des Lukullus" wurde "Die Verurteilung des Lukullus". Es sollte eindeutiger sein, klaren, verständiger. "Ins Nichts mit ihm!" Vielleicht neigen manche Menschen auch dazu, es schwarz auf weiß haben zu wollen. Ich gehöre nicht dazu. Mir liegt das Diffuse, das Zweideutige mehr. So haben wir faktisch zwei unterschiedliche Werke. Ein gewisser Vergleich mit Schostakowitschs "Lady Macbeth von Mzensk" zu "Katerina Ismailowa" liegt nicht sehr fern. Es gäbe sehr viel zu sagen. Dabei würden auch politische Umstände berührt werden müssen. Da aber in diesem Forum politisch versehene Äußerungen, auch rein historisch gesehen, grundsätzlich unerwünscht sind, ist eine sachlich-gerechte Debatte über Dessau aus meiner Sicht hier nicht möglich. Das ist schade. Aber es ist nun ein mal so. Es gibt ja immerhin genug andere Komponisten. ;) Man kann Dessau genau so wenig wie Eisler aufs rein Musikalische weichspülen. Dann würde man sie nicht verstehen und ihnen auch nicht gerecht. Sie würden sich im Grabe umdrehen. Sie liegen übrigens ziemlich eng beieinander auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof an der Chausseestraße in Berlin-Mitte. Und schon sind wir wieder bei Schostakowitsch. Die drei haben etliches gemeinsam. Und sie waren als Künstler aufs Engste mit ihrer Zeit verwoben, auch verstrickt, auch gefangen. So etwas gibt es kaum mehr, weil die Zeiten andere sind. Der "Lukullus" - egal, in welcher Fassung - ist beißend aktuell. Ich weiß nicht, ob man Dessau gegen Eisler aufwiegen kann und umgekehrt. Im Gegensatz zu Dir habe ich in letzter Zeit - zumindest hier in Berlin, wo ich lebe - ziemlich oft Stücke von Eisler auf den Programmen gesehen. Auch das CD-Angebot ist ja beträchtlich.

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  • Ich glaube, dass sein "Lukullus" doch ein wichtiges und bleibendes Werk ist. Ich habe es in Essen, Düsseldorf und vor allem in Gelsenkirchen in der Regie des unvergessenen Jaroslav Chundela mit Mario Brell gesehen. Ab und zu höre ich auch noch die Kegel-Aufnahme. Trotz der Änderung des Titels in die "Verurteilung" statt des "Verhörs" ist der Text von Brecht für einen Operntext doch recht gut. Musikalisch gibt es hervorragende Szenen

    Das kann ich alles so unterschreiben.



    die Einleitung als Parodie auf Rheingold

    ?( Könntest du das bitte näher erläutern?



    Der Schluss allerdings ist so schwach, dass er eigentlich umgeschrieben werden müsste. Mindestens dieses Werk scheint mir doch alles von Eisler zu überleben, von dem man hier im Westen ja gar nichts mehr hört.

    Das kann ich beides gar nicht unterschreiben. Eisler hat zwar keine Opern geschrieben (der eine Versuch wurde ja erfolgreich verhindert...), aber im Konzertsaal scheint er mir weit öfter aufzutauchen als Dessau.



    Der "Lukullus" - egal, in welcher Fassung - ist beißend aktuell. Ich weiß nicht, ob man Dessau gegen Eisler aufwiegen kann und umgekehrt. Im Gegensatz zu Dir habe ich in letzter Zeit - zumindest hier in Berlin, wo ich lebe - ziemlich oft Stücke von Eisler auf den Programmen gesehen. Auch das CD-Angebot ist ja beträchtlich.

    Das kann ich ebenso unterschreiben wie alles andere, was du zum Thema Paul Dessau gesagt hast. :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Am Anfang treten doch die drei Damen auf und singen in den höchsten Tönen wie die Rheintöchter. Ich höre das so - und es wurde, glaube ich, auch damals in Gelsenkirchen im Programmheft so genannt. Der Schluss: da habe ich mich missverständlich ausgedrückt; ich meine nicht den Text "Ins Nichts mit ihm!" mit seiner politischen Botschaft, sondern nur die Musik; da heult irgendein Instrument auf, das ich bisher noch nicht identifizieren konnte. Hier im Ruhrgebiet scheint Eisler kaum gespielt zu werden, jedenfalls steht er nicht auf den Programmen, die ich kenne; allerdings sind das auch nicht so viele.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Am Anfang treten doch die drei Damen auf und singen in den höchsten Tönen wie die Rheintöchter.

    Na ja, es gibt auch in der "Zauberflöte" drei Damen und bei Wagner singen sie nicht in den höchsten Tönen, sondern in sehr unterschiedlichen Lagen: Sopran, Mezzo und Alt - bei Dessau sind es drei Soprane, die den verstorbenen Feldherrn tatsächlich "in den höchsten Tönen" loben. Eine große inhaltliche Parallele zu den Rheintöchtern sehe ich da nicht und höre ehrlich gesagt auch keine frappierende. Eher hätte ich nach deiner Aussage jetzt darauf getippt, dass dieser Silbennonsens, den der Chor am Beginn spricht, noch bevor die drei Ausruferinnen überhaupt auftreten, eine Parodie auf Wagners Stabreime ("Weia, waga, woge, du Welle") sein sollte, aber dem ist wohl auch nicht so.


    da heult irgendein Instrument auf, das ich bisher noch nicht identifizieren konnte.

    Gerade diese Stelle finde ich sehr eindrucksvoll. Ich glaube, dass es sich dabei um ein elektronisches Tasteninstrument, also eine Art "Keyboard" handeln müsste, es gibt aber auch ganz ähnlich klingende spezielle Blasinstrumente.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Danke, lieber Stimmenliebhaber, jetzt weiß ich endlich, was da gespielt wird. Aber ich fand und finde den Schluss immer irgendwie belanglos. Aber die ganze Oper höre ich doch gern. Was mir noch auffällt, ist, dass die Tenöre, die ich als Lukullus gehört habe (Melchert auf CD, Hiestermann und Mario Brell live), doch zu sehr den tenoralen Glanz vermissen ließen (Brell ausgenommen), den diese Partei gut verträgt. Vielleicht hat da noch einer einen CD-Tipp!

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  • Wie wäre es mit dem Uraufführungsinterpreten, hm?


    Die von Stimmenliebhaber empfohlene CD-Ausgabe hat nur einen nicht unwesentlichen Schönheitsfehler: Der Titel ist falsch! Dann lese ich auf dem Cover: "Chor und Orchester der Berliner Volksoper". Das ist ebenfalls völliger Unsinn. Wie man nur darauf kommen kann? Ich hoffe nur, dass wenigstens der Inhalt stimmt, also das drin ist, was falsch drauf steht. ;) Bei dem Label muss man mitunter auf alles gefasst sein.


    Die Angaben zur Uraufführung nach meinen Aufzeichnungen, die allerdings auch keinen Anspruch auf Richtigkeit erheben, sind diese:


    DAS VERHÖR DES LUKULLUS
    Opera in 12 scenes
    Music by Paul Dessau (1894-1979)
    Libretto by Bertolt Brecht (1898-1956)


    World premiere of opera later revised as "DIE VERURTEILUNG DES LUKULLUS"
    Admiralspalast *, Berlin, 17 March 1951


    Lukullus: Alfred Hülgert
    Der Totenrichter: Willi Heyer-Krämer
    Der Sprecher des Totengerichts: Fritz Soot
    Das Fischweib: Karola Goerlich
    Die Kurtisane: Diana Eustrati
    Der Lehrer: Gerhard Witting
    Der Bäcker: Heinz Braun
    Der Bauer: Walter Großmann
    Der König: Otto Hopf
    Die Königin: Margot Haustein
    Zwei Kinder: Gerhard und Conrad Mau
    Zwei Legionäre: Friedrich Radtke, Kay Willumsen
    Lasus, Koch des Lukullus: Paul Schmidtmann
    Der Kirschbaumträger: Heinz Friedrich
    Tertullia, eine alte Frau: Gertraud Prenzlow
    Drei Römerinnen: Gisela Kubenz, Hildegard Lüdtke, Gertrud Steinert
    Fünf Soldaten: Heinz Braun, Hilbert Kahl, Willi Pollow, Friedrich Radtke, Walter Stoll
    Eine kommentierende Frauenstimme: Dorothea Kraushaar
    Ein Kommentator: Heinz Braun
    Drei Ausrufer: Hans-Günter Grimm, Rolf Wölfle, Heinz Friedrich


    Speaking roles:
    Zwei junge Mädchen: Ursula Weber, Lilli Müller
    Zwei Kaufleute: Hilbert Kahl, Friedrich Radtke
    Zwei Frauen: Elisabeth Aldor, Annie Kley
    Zwei Plebejer: Willi Pollow, Walter Stoll
    Ein Kutscher: Ludwig Buch


    Orchestra and Chorus of the Deutsche Staatsoper, Berlin
    Hermann Scherchen, conductor


    * Ausweichquartier der zerstörten Deutschen Staatsoper Unter den Linden
    Transfered from CD previously made from Deutschland Radio Berlin broadcast

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  • Heute erinnere ich an Paul Dessaus Todestag. Dazu habe ich diese CD ausgesucht:



    Heute ist Paul Dessaus 36. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wieder ein Thread von den schwarzen a..... Löchern befreit.


    Ich habe mich umgesehen und einen You Tube Beitrag gefunden. Etwas Belebung tut gut, denn Paul Dessaus' Leben und Musik finde ich spannend.


    "Ich glaube überhaupt nur an die Arbeit", ist ein Zitat von Paul Dessau, dass im Vorspann und Abspann einer 45-minütigen Dokumentation des DDR-Fernsehens steht.


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  • Ich hatte in dem Thread zu den wenig bekannten Streichquartetten ein wenig über Paul Dessau geschrieben. Dabei habe ich die Ausgabe gehört, die auch der werte Kollege kurzstueckmeister in #3 zitiert. Dessau hatte ich mir schon in den 80-ern in damaligen DDR-Aufnahmen geholt, aber er hat sich bei mir nicht wirklich durchsetzen können. Kurt Weill war zu dieser Zeit einer meiner Lieblingskomponisten ...


    Die Bemerkungen von ksm führten nun zu erneuten Hören vom ersten und sechsten Streichquartett. Es bleibt interessant, aber wirklich fesseln konnte mich gerade nichts wirklich. Anders gesprochen verstehe ich den Gehalt der Musik nicht richtig. Sie erinnert mich an .... aber wenn das so ist, höre ich mir doch das Original an, oder? Gut gemacht ist sie auf jeden Fall ...






    und das "webern-like" Streichquartett Nr. 6









    BTW ich finde, dass die Leipziger die Werke schon gut interpretieren, also daran scheint es mir nicht zu liegen ..

  • Lieber atewes


    Ich habe mir die von dir geposteten You Tube Filme der Streichquartette in Beitrag 19 angehört. Zwischen dem 1. Streichquartett (1932) und dem 6. (1971) liegen beinahe vierzig Jahre. Über diese Zeitspanne gestehe ich jedem Komponisten eine Entwicklung zu. Bei der "webern-liken" Art der Sätze im 6. Streichquartett wirst du auf die Kürze der Sätze anspielen. (Webern hat für Streichquartette komponiert: Opus 5 1909, Opus 22 zwischen 1936 und 1938 entstanden, ohne Opuszahl: einen langsamen Satz 1905, ein Streichquartet 1905, ein Rondo 1906.)


    Was aus dem Lautsprecher des Laptops erklang, hat mich angesprochen. In der Passacaglia des 1. Satzes im 1. Streichquartett konnte ich der Form folgen. Und das ist schon viel. Auch in den anderen Sätzen langweilte ich mich nicht.


    Gut gemacht ist es, schreibst du, doch erreicht dich Paul Dessau nicht mit einer Aussage. Das ist dein persönlicher Eindruck. Auch hast du einen Vergleich zu anderen Komponisten ziehen können. Die Breite meiner Sammlung mit Streichquartettliteratur des 20. Jahrhunderts wird die deiner nicht besitzen. Deshalb fehlt mir dieser Hintergrund. Ich ziehe beim Hören keine Bezüge zu Werken anderer Komponisten. Entweder gefällt es mir oder ich lass es bleiben.


    Eine Beschäftigung mit Paul Dessau lohnt, finde ich dennoch. Die Aufnahme mit dem Leipziger Streichquartett werde ich mir antiquarisch beschaffen.


    LG moderato

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    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Auch hast du einen Vergleich zu anderen Komponisten ziehen können.

    Lieber moderato , das ist wahrscheinlich nicht verwunderlich. Das erste erinnert mich in Teilen an Bartok, das zweite sehr offensichtlich an Schoenberg und das sechste (natürlich wegen des aphoristischen Ansatzes ) an Webern. Das ist a priori nichts Schlimmes :) sondern immer der (Folge-) Zeit geschuldet, in der die Werke entstehen. Mein momentanes ästhetisches Problem ist, dass ich die ganze Zeit irgendwo im Stillen denke, B. oder S. oder W. haben das irgendwie packender gestaltet. Ich kann mich noch nicht lösen. Damit meine ich mein mangelndes Verständnis. Das kann sich natürlich durch häufigeres Hören ändern. Es wäre nicht das erstemal, dass sich mir nur dadurch ein Werk eröffnet.


    Ich finde die Quartette auf jeden Fall auch interessant und die Einspielung des Leipziger Streichquartettes ist sicher vorbildlich. Ich werde meine Anhörungen fortsetzen .... :)

  • Lieber astewes


    Die von dir erwähnten Streichquartette von Schönberg, Bartok und Webern habe ich auch in meiner Sammlung. Könnte man wieder einmal hervornehmen. ;)


    LG moderato

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