Traviata am 7.12.2013 aus der Scala auf arte

  • In dem Zusammenhang hat mich erstaunt, dass laut Aussage der Moderatorin damals ja Mirella Freni als Traviata ausgebuht wurde, bevor sie dann in London in dieser Rolle reüssieren konnte. Weiß jemand, warum Mirella Freni damals so negativ bewertet wurde vom Publikum? Hatte sie tatsächlich so schlecht gesungen? War der Nimbus von Maria Callas noch zu stark, die Zuhörerschaft noch nicht bereit für eine andere Interpretin?


    Mirella Freni sang 1964 in der Inszenierung von Franco Zeffirelli, die auf die von Visconti mit der Callas folgte. Und da waren die Maßstäbe einfach sehr hoch. Nach diesem Skandal war die Oper dann erst wieder 1990 in der wunderschönen Inszenierung von Liliana Cavani an der Scala zu sehen...

  • War der Nimbus von Maria Callas noch zu stark, die Zuhörerschaft noch nicht bereit für eine andere Interpretin?


    So ist es. Ich hab´darüber mal in einem Buch gelesen. Ich denke als Nachfolger oder Ersatz für einen Publikumsliebling hat man es garantiert schwer. Vor allem an der Scala und in Wien.
    Vermutlich kann aber unser erfahrener und geschätzter Milletre hier aus eigenem Erleben mehr zu solchen Dingen sagen.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...


  • Danke für Eure Einschätzung, lieber Chrissy und Figarooo.


    Piotr Beczala ist zumindest zutiefst enttäuscht und schreibt auf facebook:


    "My last production in La Scala... I think They should engage only Italian singers ... Why I spend my time for this" schmarrn" ... Arrivederci ..."


    Wie schade! Er ist ein wirklich hervorragender Tenor, und ich denke, seine Leistung wurde in der Tat nicht angemessen gewürdigt. Auch wenn ich ihn einen Tick weniger souverän fand als sonst, hat er sicherlich nicht schlecht gesungen, ganz und gar nicht. Vielmehr denke ich, dass die negativen Reaktionen mehr gegen die Produktion allgemein gerichtet war. Aufgrund der seltsamen Konzeption, die ja offensichtlich ein sehr unterkühltes Verhältnis der Protagonisten zueinander angestrebt hat, war es für ihn wohl auch schwer, nicht farblos zu wirken, zumal er dann auch noch stellenweise sonderbare Regieanweisungen umsetzen musste - und dass die Italiener Alfredo den Liebhaber und nicht Alberto den Pizzabäcker sehen wollen, liegt ja auch auf der Hand...

  • Tja, wie ich gestern abend schon geschrieben habe, finde ich nichts, was mir diese Traviata versüßen könnte. Allein in meinen DVD-Reihen habe ich 4 Traviatas, und alle gefallen mir besser als die gestrige. Ich werde meine Festplatte von dem Müll befreien.


    Für mich ist eine ideale Traviata die gesanglich und von der Personenführung her beste Inszenierung aus Salzburg mit der Bahnhofsuhr (außer Hampson, der mir als Vater nicht so gefiel). Diese Inszenierung in der richtigen Kulisse - das wäre ein Hit. Aber ich habe die Londoner Traviata mit der Gheorghiu, die Friscoer Traviata mit Villazon, Fleming und dem schon etwas tremolierenden Bruson in einer echten Traviata-Kulisse, und natürlich Freni/Bonisolli. Ich kann mir also, wenn ich wieder einmal Lust auf Violetta habe, aussuchen, was ich will.


    Nochmals meine zusammengefaßte Meinung zu gestern:


    - Bühnenbild - noch zu akzeptieren


    - Kostüme - teilweise lächerlich


    - Personenführung - grauenhaft


    - Regieeinfälle - nicht passend zum Stoff


    - Orchester - von der Skala müßte man mehr erwarten, viel mehr


    - Sänger - Beczala besser als sein Buh verdient hat. Damrau gut, aber ohne Gefühl. Germont schwach. Ich muß wiederholend sagen - solche Sänger wie vor 20-60 Jahren scheint es nicht mehr zu geben.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Diana Damrau fand ich vokal gut, aber darstellerisch hat sie mich enttäuscht. Über weite Strecken war ihr Gesicht regungslos und drückte daher nichts aus. Im ersten Akt war sie so zugepudert, dass man den Eindruck haben konnte, sie wäre mit Botox vollgespritzt. Ihre ohnehin schon kleinen Augen waren fast ganz geschlossen. Und was ist ein Gesicht ohne Augen? Leer und ausdruckslos.


    Beczala ist zu Unrecht ausgebuht worden. Sollte er Blitzableiter für irgendwelche Enttäuschungen sein?


    Über die anderen Darsteller und die Regie ist von mehreren Taminomitgliedern schon genug geschrieben worden, deshalb möchte ich hier nichts wiederholen.


    Insgesamt ein Opernabend, der nicht zufriedenstellte, geschweige denn beglückte.


    LG


    Portator

  • Wo bitte hat Frau Damrau denn ein optisches Defizit? Ganz im Gegenteil, ich finde, dass sie eine bildhübsche und äußerst attraktive Frau ist. Und sie war es die den Abend noch einigermaßen erträglich gemacht hat. Herr Beczala hatte den Charme einer Schaufensterpuppe und und Herr Luciic war noch nicht mal durchschnitt. Was die Besetzung betrifft hätte es doch bestimmt bessere Alternativen gegeben .

  • Sagitt meint:


    Hätte Piotr Beczala das Nervenkstüm des Regisseurs, würde er so nicht reagieren. Warten wir ab, wie lange der Frust vorherrscht.


    2000 lief eine Traviats mit der sehr jungen Gvazava. Da konnte man die Verzweiflung über den frühen Tod optisch nachvollziehen, Frau Damrau vermochte ich das nicht abzunehmen. Der von ihr favorisierte hatte Teresa Stratas als Protagonistin. Ätherisch.

  • In dem Zusammenhang hat mich erstaunt, dass laut Aussage der Moderatorin damals ja Mirella Freni als Traviata ausgebuht wurde, bevor sie dann in London in dieser Rolle reüssieren konnte. Weiß jemand, warum Mirella Freni damals so negativ bewertet wurde vom Publikum? Hatte sie tatsächlich so schlecht gesungen? War der Nimbus von Maria Callas noch zu stark, die Zuhörerschaft noch nicht bereit für eine andere Interpretin?


    Wie schon von anderen Mitgliedern vermerkt: Das Publikum hat der Freni nicht verziehen, dass sie nach der Callas nach dieser Rolle gegriffen hat. Ob man das nun gleich ausbuhen muss, steht auf einem anderen Blatt. Sie singt ja die Rolle ganz anständig, aber mehr ist da nicht. Callas hatte solche Maßstäbe gesetzt als Violetta, die so wenige Jahre nach ihrem Auftritt nicht im Ansatz hätten erreicht werden können. Schon gar nicht von der Freni, die - im guten Stimmenfachsinne und nicht abwertend gemeint immer eine vorzügliche Soubrette gewesen ist und nicht mehr. Nanetta, Suzel, Lauretta - das waren ihre Rollen, da war sie entzückend und unerreicht. Micaela ist schon ein Grenzfall. Sonst finde ich sie völlig überschätzt. Karajan hat ihr und sich keinen Gefallen getan, sie ins große Fach zu drängen. Da gab es immer bessere.


    Es gibt ja etliche Callas-Dokumente als Violetta. Wer sich darauf einlässt, erfährt, was aus dieser wunderbaren Rolle zu machen ist. Wie diese Frau zerbricht, unaufhaltsam - an der Gesellschaft, an der Krankheit, an der Liebe. Wie sie im Anfang schon das Ende singt! Das gelingt der Callas so eindringlich, dass es letztlich für mich immer völlig egal ist, welche Rolle sie da überhaupt singt. Sie hebt sich förmlich darüber hinaus. Es hat sich aus der Met ein technisch völlig unzureichender Mitschnitt der "Traviata" von 1935 mit Rosa Ponselle erhalten, in der zum Beispiel Serafin die bedeutendste Sängerin des zwanzigsten Jahrhunderts gesehen hat und die übrigens auch von der Callas sehr geschätzt wurde. Gibt man sich große Mühe, versehen mit einer gewissen Kenntnis des Werkes und der gestalterischen Möglichkeiten, hört man dort auch so eine Art Ideal.


    So weiß zurück muss man aber gar nicht gehen, um die Leistungen der Damrau als Durchschnitt einzuordnen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich bin, wie ich weiß, leicht ein voreingenommener Zuschauer. Die Salzburger Traviata, die aus Aix-en-Provence mit der Dessay oder die Lucrezia Borgia aus München haben mir prima vista nicht gefallen. Erst eine zweite Ausstrahlung oder eine youtube-Revision haben mir dabei den Sinn für Details erschlossen.


    Eben habe ich bei youtube die Willy-Decker-Inszenierung als MET-Adaption, mit Natalie Dessay, Dmitri Hvorostovsky und Matthew Polenzani unter Fabio Luisi entdeckt. Glanzvolle Namen, gewiß; aber vor allem ein Beweis der Unwiederholbarkeit einer künstlerischen Konstellation.


    Wie viel andere vielleicht auch habe ich mich über den gestrigen Abend hinweggetröstet mittels Ausflügen in die youtube-Welt. Dort habe ich mir Ausschnitte aus der Salzburger Produktion mit Netrebko und Villazon sowie aus der legendären Traviata mit Freni und Bonisolli angeschaut. Bonisolli, da stimme ich mit Löbl/Werba überein, ist kein idealer Germont fils, ein recht undifferenzierter Kraftprotz. Die Freni - in den flüchtigen, überaus subtilen Szenen der ersten Kontaktaufnahme des Paars im 1. Bild, kostet alle Untertöne und Andeutungen durch eine perfekt kontrollierte Minimalgestik aus - vergleichbar der Delunsch in Mußbachs Doppelproduktion in Berlin und Aix-en-provence (deren Berliner Besetzung, Christine Schäfer, ich gerne einmal zum Vergleich gesehen hätte - immerhin kann man sich mit der Pariser Produktion und Jonas Kaufmann an Schäfers Seite behelfen, auch eine großartige Inszenierung).


    Karnevalsitische Mätzchen gibt es übrigens auch in Frenis Salon, wo eine Anwesende Champagner aus zwei Flaschen gleichzeitig ausgießt. Das steht dann wohl für das sündige Paris der Belle epoque. Und die Freni wedelt etwas viel mit dem Fächer. Dennoch sind gerade die schwierigen Ensembleszenen sehr stilvoll (man kann zum Vergleich eine französisch gesungene Fassung von 1966, mit Huguette Rivière heranziehen: das erweckt auch Ophüls-Erinnerungen.) Sogar die Callas (als Lissabon 1958) läßt sich betrachten (3. Bild). Viele Regisseure mißachten, daß ein Salon zu jener Zeit immer ein Kammerspiel sein muß, keine Massenchoreografie. Da bildet auch der gestrige Abend keine rühmliche Ausnahme.


    Ich fand die Inszenierung belanglos, die Sänger uninspiriert und schlecht geführt (dazu wurde ja schon alles gesagt). Kleines Indiz: Wenn die Oper so hastig heruntergesungen wirkt, liegt es an der mangelnden Binnendifferenzierung. Verschenkt etwa die Milieuabsenkung zwischen dem ersten und dritten Bild, verschenkt der anzügliche, szenisch dankbare Auftritt von Zingarelle und Mattadori. Und bei der Damrau mußte ich auch an das berühmte Interview mit Christa Ludwig denken, wo sie auf ihre Verkörperung der Carmen zu sprechen kommt (ich glaube, der Regisseur war Renner). Aber ich habe auch bloß vom 3. Bild an geschaut, kann also eigentlich gar nicht mitreden.


    :hello:

    Zerging in Dunst das heilge römsche Reich


    - uns bliebe gleich die heilge deutsche Kunst!

  • Ne, ne, Ihr Lieben. Das hat mich nicht vom Sitz gerissen und die mehr als deutlichen Buh- Rufe für die Regie absolut berechtigt.


    Lieber Chrissy,


    mich auch nicht! Liebe Leute, vergesst nicht, wo ihr optisch eigentlich gewesen seid - in der "Mailänder Scala" - für die Sänger der geheiligte Tempel!
    Was allerdings geboten wurde, war eigentlich tiefste Provinz, mehr wird mir auch nicht in Erinnerung bleiben!


    Liebe Grüße


    Bernard :hello:

    Keine Kunst wirkt auf den Menschen so unmittelbar, so tief wie die MUSIK,
    eben weil keine uns das wahre Wesen der Welt so tief und unmittelbar erkennen lässt



    Arthur Schopenhauer

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  • Zitat von Strano Sognator

    Doch, ist sie. Gerade die Traviata. La Traviata alias La dame aux camélias alias Marie Duplessis

    Liebe Strana,


    du hast sicherlich recht und ich würde die Traviata auch lieber in der Zeit sehen, in die Dumas sie gelegt hat, die dann Verdis Vorbild wurde. Dennoch sehe ich es bei der Traviata weniger streng als bei anderen Verdi-Opern, wie z.B. Nabucco, Attila, I Lombardi, Giovanna d'Arco, Rigoletto, Les Vêpres Siciliennes, Don Carlos, Aida, Otello, die wirklich vom Titel, von der Handlung, den Personen, dem darauf abgestimmten Text an einen festen Ort und eine feste Zeit gebunden sind. Die Traviata-Geschehnisse hätten auch in einer anderen Zeit liegen können. Die Personen sind dem Namen nach nicht direkt auf historische Personen bezogen und der Text ist ebenfalls, soweit ich ihn kenne, nicht auf eine bestimmte Zeit oder eine historische Person bezogen, oder irre ich mich da? Da hätte ich die z.T. nicht gerade ansehnlichen Kostüme verschmerzen können, wenn nicht all der andere, hier schon geschilderte Firlefanz (unerklärbare Verrenkungen und Grimassen, die Kochshow, von denen es täglich schon bis zum Erbrechen genug im Fernsehen gibt usw.) und die völlige Unterkühlung der Personen, die kein Gefühl aufkommen ließ, gewesen wären.
    Schlimm ist es auch bei anderen Verzerrungen, wie z.B. bei Wagner die vielen Entstellungen des Lohengrin, u. a. auch die vorjährige in der Scala, die die Italiener vielleicht nicht so durchschaut haben wie die ihrer geliebten italienischen Traviata (oder wurden die Buhs damals von den Sendern abgewürgt?), der Meistersinger, des Tannhäuser, die ja nun von den Personen, der Handlung und vom Text, der sich auf diese Zeit diese Orte (z.B die Wartburg) beziehen für mich unbedingt auch nur in dieser Zeit spielen dürfen. Ebenso der Ring, der von der Handlung und vom Text her in keiner Phase mit dem Ölring in Bayreuth oder mit anderen Ring-Entstellungen in Einklang zu bringen ist, genau so wenig wie der kitschige "Fliegende Holländer" der derzeit in Bayreuth fehlkonstruiert wurde. Und das gilt für fast alle Opern, die heute verunstaltet auf die Bühne gebracht werden.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Was allerdings geboten wurde, war eigentlich tiefste Provinz, mehr wird mir auch nicht in Erinnerung bleiben!


    Du sagst es, lieber Bernard. Zumindest aber nicht "Scala" würdig!


    Liebe Freunde
    Und nachdem hier von einem Mitglied so negativ über Mirella Freni hergezogen wurde, kann ich nicht anders, auch wenn es vom eigentlichen Thema der gestrigen Traviata etwas abweicht.
    Hier ist meine Favoriten- Aufnahme und ich frage Euch, gibt es da etwas auszusetzen? Kann man das besser und vor allem glaubwürdig gefühlvoller machen? Ich finde das zum "Niederknien schön", ergreifend und berührend. Hier sind auch die Akzente des Orchesters eindringlicher und dramatischer.
    Hört und schaut es Euch an. Leider ist die Tonqualität hier nicht so gut.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Aber ich habe auch bloß vom 3. Bild an geschaut, kann also eigentlich gar nicht mitreden.


    Servus, Farinelli,


    es sei Dir gegönnt, daß Dir der 1. Akt entgangen ist. Es war neben dem 4. Akt der Miserabelste. Im 2. Akt hat mir wenigstens die Damrau gefallen, auch Beczala. Aber die kleinen Regiemätzchen - die diesmal wenigstens die Handlung beibehielten und trotzdem unbefriedigend war - die haben den Abend verdorben.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zumindest hat sich der gue Piotr Beczala wieder gefangen und sagt, dass er seinen Vertrag auf jeden Fall erfüllen will, nachdem er zum ersten Mal überhaupt ausgebuht wurde:


    "No worrys … I am a professional Opera Singer, have a contract with Teatro alla Scala and will finish it.
    I shown my professionalism also yesterday in Traviata, was not actually agree with the vision of my character by stage director, but I played it as good I could… the result of my work was …my first ever buuuuh…the another result is now: I come to italy only for vacations. Thanks all for support, I am very proud of my friends and fans, all Your reactions and words are important to me and give me strength and motivation for the future!"

  • nachdem er zum ersten Mal überhaupt ausgebuht wurde


    Wenn ich mich recht erinnere, dann hat er (angeschlagen, aber nicht angesagt) bei der letztjährigen "Bohème"-Premiere bei den Salzburger Festspielen auch ein oder zwei Buh's bekommen, die aber im allgemeinen Jubel etwa untergingen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Da Beczala, wenn auch nicht in absoluter Topform, der einzige Lichtblick in diesem Kaspertheater war, scheint mir seine Reaktion nur zu verständlich.
    Um sich von diesem "event" zu erholen, scheint mir der herrliche Zeffirelli-Film mit Teresa Stratas sehr geeignet.

  • Bisher habe ich keine Zuschrift gesehen, die diese Inszenierung vehement verteidigt. MSchenk hatte sich empört geäußert, aber die Gründe dafür nicht genannt.


    Wo bleiben die Befürworter dieser Inszenierung? Oder war sie wirklich so miserabel, wie es hier von so gut wie allen zum Ausdruck gebracht wird?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat von La Roche

    Bisher habe ich keine Zuschrift gesehen, die diese Inszenierung vehement verteidigt. MSchenk hatte sich empört geäußert, aber die Gründe dafür nicht genannt.


    Hm, ich hab sie einfach noch nicht gesehen, weil ich gestern in der Oper war. Ich werde mir die Aufzeichnung im Laufe der Woche ansehen. Prinzipiell schaue ich mir ja alles an. Ob ich dann mit dem Versuch einer Verteidigung aufwarten kann, wird man sehen und auch ob sich daraus eine Diskussion entwickelt.


    Beste Grüße
    JLang

    Gute Opern zu hören, versäume nie
    (R. Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln)

  • Ich musste die ganze Zeit auch an den Zefirelli-Film denken. Frau Damrau hat ja davon gesprochen, dass dieser Film der Auslöser Ihrer Gesangskarriere war.
    War es wirklich nur die Regie, die ihr und den anderen keine Ausdrucksmöglichkeit gelassen hat?
    Mich hat diese Traviata in keinster Weise berührt.
    Ich war gespannt wie hier im Forum das beurteilt wird. Es wundert mich ein bisschen, dass es gar keine Stimmen gibt, die diese Aufführung verteidigen.
    Ich bin ja musikalisch nicht so gebildet, dass ich meine Eindrücke so fundiert erklären kann. Mein erster Eindruck von dieser Viloletta war sie sieht ja eher aus wie Brunhilde (Walküre etc.). Herr Bezcala wirkte wie der Mann, der sich nicht traut. Wie soll da das Publikum von der Tragik überzeugt sein. Auch Vater Germont wirkte lustlos in seinem Gesang.


    Bartolifan

  • Ich habe nur die ersten zwei Akte gesehen; dann hat mein Bett zu laut nach mir gerufen. ^^


    Es wurde ja von vielen Seiten als moderne Inzenierung angekündigt. Und dann also das! Nein, modern war sie bestimmt nicht; auch wenn ich jetzt nicht den Begriff "modern" erläutern möchte. Ich habe zumindest in den ersten zwei Akten eine einfallslose und oberflächliche Inzenierung gesehen. Ein Zugriff des Regisseurs war in keiner Sekunde zu spüren.


    Ich kann nur immer wieder sagen: Wenn ein Regisseur kein Draht zum einem Stück hat, sollte er einen Inzernierungsauftrag einfach nicht annehmen; auch wenn es sich um die Saisoneröffnung der Scala handelt!



    Leider ist bei mir die musikalische Betrachtung etwas untergegangen, deshalb nur ein paar wenige Worte:


    Diana Damrau: Sicherlich klang es "technisch" ganz gut; aber mir fehlte der Ausdruck, das besondere.


    Piotre Beczala: Auch hier fehlte mir die Leidenschaft und natürlich auch der Mut, mal etwas zu riskieren.


    Zeljko Lucic: Er hat mir als Typ am besten gefallen, seine Stimme "klang".


    Danielle Gatti: Ich kann nicht so recht verstehen, warum man ihn immer wieder einlädt. Seine Salzburger Meistersinger- und seine Salzburger Boheme-Dirigate zeigten ihn als nicht mitatmenden Dirigenten, dessen Tempi mich ratlos machen. Anscheinend vergisst er allzu oft, dass da auch noch Sänger auf der Bühne stehen, die unterstützt und nicht "bekämpft" werden sollten. Bisher haben mich nur seine Parsifal-Dirigate in Bayreuth und an der MET so halbwegs überzeugt.

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  • Ich bin schon dazu übergegangen, Aufnahmen, wo Gatti dirigiert, zu meiden. Wagner kann der Mann jedenfalls nicht wirklich, und für Verdi scheint ja dasselbe zu gelten, folgt man dem Gros der bisherigen Kommentare hier.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wo bleiben die Anhänger dieser Inszenierung?

    Ja, lieber LaRoche,

    einige, die sonst zwar auch sonst nie ein klares Wort zum Sinn einer solchen Inszenierung gesagt haben, sondern immer nur an den Worten der Gegner solcher verunstalteten Inszenierungen herummäkelten und ihnen am liebsten den Mund verbieten wollten, bzw ihnen mit allgemeinen Vorträgen moderne "Ästhetik" beibringen wollten, vermisse ich auch. MSchenk, der auch gerne beanstandet, dass wir immer wieder gegen solche Inszenierungen schreiben, hat bereits eine eigene konkrete Stellungnahme abgelehnt, sondern nur wieder zu erkennen gegeben, dass ihm auch diesmal unsere Stellungnahmen nicht gefallen. Andere schweigen, obwohl gerade diese Eröffnung der Mailänder Scala vorher häufig für eine konkrete Diskussion angeboten wurde. Fehlen ihnen zur Verteidigung dieses Schmarrns die passenden Worte oder möchten sie nur immer allgemein gegen unsere Beiträge meckern und sehen sich solche Opern überhaupt nicht - noch nicht mal im Querschnitt - an? Also wieder nichts Greifbares.

    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • MSchenk hatte sich empört geäußert, aber die Gründe dafür nicht genannt.


    Wieso empört? - Ich habe lediglich festgestellt, dass die Kommentare bis zu diesem Zeitpunkt eine eindeutige Sprache sprachen, die auf alles andere, als eine sachliche Diskussion hinzudeuten schienen. Zwar wurden inzwischen auch einige differenzierte Beiträge formuliert, aber im großen an ganzen sehe ich für mich nicht allzuviel Sinn darin, in Auseinandersetzungen über die Freni oder alte Inszenierungen einzusteigen.

  • MSchenk, der auch gerne beanstandet, dass wir immer wieder gegen solche Inszenierungen schreiben, hat bereits eine eigene konkrete Stellungnahme abgelehnt, sondern nur wieder zu erkennen gegeben, dass ihm auch diesmal unsere Stellungnahmen nicht gefallen.


    Auch, wenn es vermutlich nicht relevant ist, aber in den allermeisten Fällen gebe ich "nur wieder zu erkennen", dass mir der Stil der Stellungnahmen nicht gefällt. Inhaltlich ließe sich über vieles diskutieren - ich darf Dich z.B. an unserer "Auseinandersetzung" bzgl. des letztjährigen Mailänder Lohengrins erinnern.


    Im Übrigen wüsste ich nicht, warum ich mich durch irgendjemanden zu einer Stellungnahme treiben lassen sollte :hello:

  • Bisher habe ich keine Zuschrift gesehen, die diese Inszenierung vehement verteidigt.


    Wo bleiben die Befürworter dieser Inszenierung? Oder war sie wirklich so miserabel, wie es hier von so gut wie allen zum Ausdruck gebracht wird?


    Und wo ich gerade dabei bin: Es geht überhaupt nicht darum, eine Inszenierung zu verteidigen oder zu verdammen, sondern über sie bzw. die dort gezeigten Interpretationsansätze zu diskutieren. Insofern das ständige rekurieren auf "die andere Fraktion", die jetzt gefälligst einmal etwas zur Verteidigung beizutragen hat, m.E. ziemlich kontraproduktiv.

  • Ich werde mir die Aufzeichnung im Laufe der Woche ansehen. Prinzipiell schaue ich mir ja alles an. Ob ich dann mit dem Versuch einer Verteidigung aufwarten kann, wird man sehen und auch ob sich daraus eine Diskussion entwickelt.

    Lieber JLang
    Mach´das. Schau es Dir an und teile Deine Meinung unumwunden mit und laß´Dich nicht entmutigen. Keiner wird über Dich herfallen wenn Du eine andere Ansicht hast. Es wäre auch interessant mal Gegenargumente zu hören. Vorhin habe ich mit einem Cousin in NRW telefoniert. Er und seine Frau sind zwar nicht die großen Kenner und Experten, aber den beiden hat es gefallen.
    Gefreut hat mich auch Dein Bericht von der Leipziger Walküre. Ich habe ihn mit Interesse gelesen, kann allerdings dazu überhaupt nichts sagen, weil ich mich bei Wagner nicht so auskenne.
    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Es geht überhaupt nicht darum, eine Inszenierung zu verteidigen oder zu verdammen, sondern über sie bzw. die dort gezeigten Interpretationsansätze zu diskutieren.

    Na dann mach´das doch einfach mal. Vielleicht kommt einem die eine oder andere Erkenntnis, bzw. man hat etwas übersehen oder falsch gedeutet.



    Ich habe lediglich festgestellt, dass die Kommentare bis zu diesem Zeitpunkt eine eindeutige Sprache sprachen, die auf alles andere, als eine sachliche Diskussion hinzudeuten schienen.
    Auch, wenn es vermutlich nicht relevant ist, aber in den allermeisten Fällen gebe ich "nur wieder zu erkennen", dass mir der Stil der Stellungnahmen nicht gefällt.

    Wo war ich z. B. in meiner Bewertung unsachlich, bzw. was hat Dir an meinem Stil nicht gefallen?
    Das würde mich schon mal interessieren.


    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das Einzige, das mich an dieser Traviata berührt hat, ist die Sängerin Mara Zampieri (Jahrgang 1951)
    Sie interpretierte hier die kleine Rolle der Annina.
    Sie hat in der ganzen Opernwelt die grossen Verdi und Puccinirollen gesungen.
    In Bonn habe ich sie als Manon Lescaut und als Norma gesehen.
    Sie hat in Verona gesungen, sie hat auch die Salome gesungen.
    Besonders als Lady Macbeth ist sie für mich unvergesslich.
    Was mag sie empfunden haben, als sie in diesem zweitklassischen Ensemble restverwertet wurde?


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Wo war ich z. B. in meiner Bewertung unsachlich, bzw. was hat Dir an meinem Stil nicht gefallen?
    Das würde mich schon mal interessieren.


    Verehrter chrissy, entschuldige, aber versuche doch sinnentnehmend zu lesen: Es ging um die bis zu meinem ersten Posting bereits verfertigten Kommentare. Du hattest bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts geschrieben und mithin habe ich Dich auch nicht gemeint!

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