Keine Verteidigung, aber auch keine Verdammung.
Ich denke, dass bei einer vernünftigen Regie das Urteil über die Sänger etwas positiver ausgefallen wäre.
Natürlich sind die ungemein gekünstelten psychologischen Reaktionen Violettas und Alfreds schwer zu verdauen, diese absurde Mischung zwischen modernem Party-Gebaren und veralteter Theatralik a la Lord Byron. Und Gurken hacken als Verdrängungsmechanismus. Umwerfend!
Doch wie gesagt, die Protagonisten fand ich nicht schlecht. Ob die Damrau jedoch sehr glücklich über die Regieanweisungen war?
Fast schien es mir, sie konnte nichts Rechtes mit ihnen anfangen. Anscheinend war rustikale Robustheit gefragt als Antwort auf die fragile Nervosität der Belle epoque.
Überzeugend fand ich es aber nie und es passt für meinen Geschmack auch nicht in ein Alexandre Duma-Drama.
Und sollte vielleicht die Clown-Aufmachung in der Beleidigungsszene am Schluss des 2. Aktes die Handlung verdeutlichen? Für wen aber? Kinder gehen abends wohl nicht in die Oper.
Genießbar fand ich dagegen den Beginn des 3. Aktes, obwohl auch dort alles etwas dick aufgetragen wurde.
Mit dieser Überdeutlichkeit werden wir uns aber künftig wohl oder übel abfinden müssen.