Anton Reicha - Zeitgenosse und Freund Beethovens

  • im Rahmen meines Hauptinteresses möchte ich mich gerne mehr den Komponisten der Wiener Klassik zuwenden, wenngleich das eine ziemlich einsame Angelegenheit werden wird, denn über dieses Genre lässt sich nur wenig zur Diskussion geeignete finden - ganz abgesehen davon, dass hier viel Nischenrepertoire existiert, wo nur wenige Leute Aufnahmen davon haben.
    Selbst eher "berühmte" Komponisten wie Anton Reicha wurden bisher im Forum übersehen -und ich nehme hier gerne einen Teil der Schuld auf mich.


    Anton Reicha wurde am 26. Februar 1770 in Prag geboren . Durch den frühen Tod des Vaters wuchs er bei seinem Onkel, Josef Reicha (1752-1795) auf, der ebenfalls Komponist - in erster Linie indes Cellist und Kapellmeister - und ein unmittelbarer Zeitgenosse von Wolfgang Amadeus Mozart war. Er adoptiert den Knaben im Alter von 10 Jahren und gab ihm Unterricht auf verschiedenen Musikinstrumenten. Onkel und Neffe übersiedelten 1785 nach Bonn, wo Anton in der Kurfürstlichen Hofkapellapelle als 2. Flötist tätig war zur gleichen Zeit wie Beethoven, den er dort kennenlernte - und mit dem er sich befreundete.
    Reicha war eigentlich ein recht fruchtbarer Komponist, er hinterließ 107 Werke mit Opuszahl. Interessanterweise gibt es Hauptsächlich Aufnahmen seiner Kammermusik, bzw. hier bevorzugt die Stücke mit Bläserbesetzung. Seine nächsten Stationen waren Hamburg und Wien.Hier war er Schüler von Salieri und Albrechtsberger. Seine großen Triumphe indes feierte er in Paris, wo er seit 1808 wohnte. Er war inzwischen eine Berühmtheit und bekleidete am Pariser Konservatorium eine Professorenstelle. Am 28. Mai 1836 starb er in seiner Wahlheimat.


    Ich möchte an dieser Stelle die links abgebildete CD mit 2 Streichquartetten op 48 Nr 1 und Nr 2 vorstellen, deren Stil mich eigentlich an keinen seiner Zeitgenossen erinnert. Ich finde die Stücke indes sehr klangschön und melodiös. Die Tontechnik hat sich nicht lumpen lassen und die Aufführung vorbildlich eingefangen, der harzige Klang der Instrumente ist optimal zu hören. Auf dem Cover wird mitgeteilt, da es es sich um die erste Folge einer geplanten Gesamtausgabe handelt. Das sollten dann vermutlich 4 CDs (?) werden. Eine erfreuliche Aussicht...

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sehr schön, einen Thread zu diesem Komponisten zu beginnen! Vielen Dank fuer den interessanten Tip, Alfred. Es gibt bei Supraphon eine Aufnahme des Guarneri-Trios Prag mit den drei Trios op. 101. Das unterstreicht noch das, was Du über Eigenständigkeit gesagt hast.


    Viele Grüße aus Ahrensburg

    Heiko Schröder
    Ahrensburg


    "Wer sich im Ton vergreift, sucht nur in den glücklichsten Fällen nach neuen Harmonien."

  • Seit vielen Jahren auf meiner Wunschliste, aber immer noch nicht gekauft:



    Für die Gattung Bläserquintett hat Anton Reicha eine ähnlich wichtige Gründungsfunktion wie Haydn fürs Streichquartett und Mozart fürs Klavierkonzert.


    Und diese CD des Werbepartners kann ich wärmstens empfehlen:



    Das Bild sagt alles: Champagner pur


  • Das Streichquartettschaffen von Anton Reicha (20 publizierte und angebliche ca. 20 weitere umpublizierte Quartette) ist Neuland für mich. Die kürzlich in Frankreich erschienene CD mit dem Ardeo Quartett und drei Quartetten, die zwischen ca. 1800 und 1825 komponiert wurden, ist überhaupt erst die dritte CD mit SQs von Reicha. Die beiden anderen stammen vom englischen Kreutzer Quartett, eine ist im Eröffnungsbeitrag abgebildet. Auf der vorliegenden CD finden sich die Quartette op. 49.1, 90.2 und 94.3.


    Das Ardeo Quartett ist mir nicht unbekannt, das reine Frauenquartett veröffentlichte vor einigen Jahren eine sehr schöne CD mit den beiden Quartetten von Charles Koechlin. Dementsprechend waren meine Erwartungen recht hoch - und wurden leider etwas enttäuscht. Der Grund liegt darin, dass das Ardeo Quartett diese der Klassik zuzuordnenden Quartette in historisch informierten Praxis eingespielt hat. Ich kann nicht sagen, ob sie tatsächlich auf Darmsaiten spielen, auf alle Fälle komplett vibratolos und dadurch klingt die Musik für mich teilweise als sei sie 50 Jahre früher komponiert. Auch finde ich die Phrasierung häufig nicht optimal, da ich aber keinen Vergleich habe, weiss ich nicht, ob es so geschrieben steht oder ob das nur eine Idee der Musikerinnen ist. Ich glaube, dass das in gegenwärtiger Manier gespielt, teils völlig anders klingen würde. Ich habe mir jedenfalls umgehend die erste CD mit den Kreuzers bestellt, um eine Alternative - wenn auch mit anderen Quartetten - zu hören.

  • Inzwischen - ich hatte es übersehen - ist im März 2014 die zweite Folge der CD Edition von Reichas Streichquartetten erschienen. Es beseht - wie zumeist - die Möglichkeit in die Soundsamples mittels Mausklick auf die Coverabbildung kurz hineinzuhören....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe mir jedenfalls umgehend die erste CD mit den Kreuzers bestellt, um eine Alternative - wenn auch mit anderen Quartetten - zu hören.


    Nun habe ich sie gehört, jedenfalls das Quartett op. 48,1. Und bin leider wieder ein wenig enttäuscht. Das liegt nicht an der Musik, die ist hervorragend und es ist völlig unverständlich, dass sich hierum bis vor kurzem niemand bemüht hat. Aber wieder gefällt mir der Klang des Quartetts nicht so recht. War mir der vom Ardeo Quartett zu HIPig, so ist mir der vom Kreutzer Quartett zu "wiry". Alfred nennt es "harzig". Ich denke, für diese Musik ist eher ein warmer, voller Klang angemessen, so wie ihn z.B. die Brentanos kultivieren. Ich würde diese Stücke gerne mal von solch einem Quartett hören. Bevor das passiert, bin ich aber den Kreutzers und Toccata classics dankbar, dass sie die Quartette überhaupt hörbar gemacht haben und ich werde auch Vol. 2 ordern.

  • Anton Reicha, dessen CD mit Bläserquintetten


    ich heute vorstellen möchte, wurde am 26. Februar 1770, dem Todestag von Giuseppe Tartini, geboren.


    Heute ist sein 245. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Schön, dass Du an ihn erinnerst, lieber Willi. Anton Reicha war auch einer der bedeutendsten Musiktheoretiker seiner Epoche - dazu noch der Lehrer von Franz Liszt in Paris. :) Leider kenne ich seine Werke bisher gar nicht :untertauch: - eine "Lücke" bei mir, die zu schließen ist! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Anton Reicha, dessen CD mit Bläserquintetten


    es handelt sich übrigens um 10 CDs, die dieses wohl in der Musikgeschichte einmalige Oeuvre präsentieren. Steht schon lange auf meiner Reserveliste, ich habe es noch nicht gewagt, mich hiermit auseinanderzusetzen. Nach allem was man liest, ist dies der mit Abstand gewichtigste Beitrag von Anton Reicha überhaupt. Und der insgesamt bedeutendste für dieses Genre.

  • In der Tat kam Antonin Rejcha - in Beethovens Geburtsjahr - an demselben Tag zur Welt, an dem der hochbarocke Tartini sie verließ - eine Kuriosität der Musikgeschichte, auch wenn die Frage, welches Ereignis der Uhrzeit nach früher passierte, mein Interesse weniger zu erregen vermag als beim doppelten Todesfall des 5.März 1953 mit Stalin/Prokofjew :D . Noch faszinierender finde ich allerdings die biographischen Überschneidungen in den Fällen J.S.Bach/Goethe (1749/50) und J.Haydn/Mendelssohn (1809).
    Zu Tartini gibt es für mich, einen Anhänger der "-iana"-Hommage-Idee (Telemanniana, Scarlattiana, Mozartiana, Paganiniana [schwach], Chopiniana, [???]), die Neuigkeit, dass der ebenfalls aus Istrien, und zwar dem heutzutage kroatischen Hauptteil gebürtige Italiener Luigi Dallapiccola (1904-75) eine Tartiniana, genauer: zwei (prima/seconda), geschaffen hat. Gehört habe ich sie noch nicht. Wer kennt sie?


    Die kompositorische Bedeutung Rejchas ist ziemlich schwer einzuschätzen - ich würde behaupten wollen, sie wird von seiner musikpädagogischen klar in den Schatten gestellt.
    Weil mich die Neugier ritt, wurde mein Bestand um einen Henle-Auswahlband mit v.a. den primär ihrer ausufernden Länge wegen bemerkenswerten 57 Klavier-Variationen L'art de varier F-Dur op.57 ergänzt. Naja, mit berühmten Variationenwerken von Bach bis Reger/Rachmaninow kann Rejchas Unternehmung nicht konkurrieren. Seine 36 Fugen, mir noch nicht zwischen die Finger gekommen, sollen laut Klaus Wolters tatsächlich "geistvolle" Substanz besitzen. Er ist wohl in erster Linie Kammermusiker gewesen.



    Hier Rejchas Grab (7-7) auf Paris - Pėre-Lachaise, der auch mich im Juni 1982, als just am selben Ort die Zeitungen "Romy est morte" meldeten, in seinen Bann zog, plus ein guter Übersichtsplan dieses wohl bedeutendsten aller französischen Friedhöfe (Chopins Grab z.B. befindet sich auf 11-10):





  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Anton Reicha, der am 26. Februar 1770 geboren wurde, im gleichen Jahr wie Beethoven, starb am 28. Mai 1836. Zu seinem Todestag habe ich diese CD ausgesucht:




    Heute ist Anton Reichas 179. Todestag.



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wenn man ein Faible für Bläser- oder "gemischte" Kammermusik hat, kommt man um Reicha kaum herum. Ich habe allerdings die cpo-Aufnahmen auch nicht komplett, sondern 3-4 daraus, sowie einige tschechische und eine oder zwei HIP-CDs. Die Stücke sind größtenteils vergleichsweise "ernsthaft", also keine verkappten Serenaden, gewichtiger als z.B. Danzi (oder auch die Oktette/Partiten/"Sinfonien" Krommers oder JC Bachs). An die Sinfonie habe ich keine genaue Erinnerung.
    (Jedenfalls wurden Reichas und Voriseks Sinfonien schon einige Zeit vor Ries und Czerny ausgegraben und liegen in mehreren Einspielungen vor.)

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Irgendwann wird es mir noch leid tun, daß ich nicht Spezialthreads zu Antoine Reicha angelegt habe. Aber wie so oft klafft eine tiefe Kluft zwischen komponierten Werken - und dem was davon auf Tonträger zu erhalten ist.
    Das britische Label TOCCATA CLASSICS hat heuer begonnen, die gesamten Werke Reichas für Klavier solo aufzunehmen. Die erste Folge beeinhaltet die 3 Klaviersonaten op 46. Nr 1-3 (1804, Leipzig) Natürlich wird man - schon desselben Geburtsjahrs wegen - mit Beethoven vergleichen. Viel Ähnlichkeit konnte ich hier allerdings nicht feststellen. Die Sonaten sind dreisätzig und dauern etwa 17, 18, und 21 Minuten lang. Sie sind weit weniger kontrastreich als jene Beethovens, dem er im Gegensatz zu Ries oder Czerny nicht nachzueifern scheint. Die Werke sind "leichter" gehalten, nichtsdestotrotz angenehm zu hören. Ich würde sie als eingängig, aber nicht besonders einprägsam bezeichnen.
    Ungeachtet dessen betrachte ich die Aufnahmen davon als eine Bereicherung des klassischen Klavierrepertoires.

    Hier nun eine Auflistung aller mit Opuszahl versehenen Werke Reichas für Klavier solo.
    Es kommt also - so wir es erleben - eine ganze Menge auf uns zu:



    Différentes pièces, Op. 23 (c. 1796–8)
    Rondos and a Fantasia (c. 1796–8)
    Twelve Fugues (Paris, 1800–01)
    Etudes ou Exercices, Op. 30 (Paris, c. 1800-01) (includes exercises 2, 9, 23 and 24 from Practische Beispiele)
    Etude de transitions and 2 fantasies, Op. 31 (Paris, 1802)
    Fugue on a theme by Domenico Scarlatti, Op. 32 (Paris, 1802)
    36 Fugues (Vienna, 1803) (includes Op. 32 as Fugue No. 9, a Fantasia from Op. 31, Etude No. 9 from Op. 30, exercises 10 and 22 from Practische Beispiele and "12 Fugues" of 1799 (no opus number). The opus number 36 is sometimes assigned to this work.)
    Sonata in E major, Op. 40 (Leipzig, 1803)
    L'art de varier, Op. 57 (Leipzig, c. 1803–4)
    Sonata in E flat major, Op. 43 (Leipzig, 1804)
    Three Sonatas (G major, B-flat major, E major), Op. 46 (Leipzig, 1804)
    Sonata in E-flat (c. 1804-5)
    Two Fantasies (C major, F major), Op. 59 (Leipzig, 1805)
    Fantasy in C minor, exercise 13 from Practische Beispiele, Op. 61 (Leipzig, 1807)
    Six Fugues, Op. 81 (Paris, 1810)
    Variations, Op. 83 (Paris, before 1815)
    Variations on Charmante Gabrielle, Op. 85 (Paris, before 1815)
    La victoire (Allegro brillant), Op. 86 (Paris, before 1815)
    Variations on a theme by Gluck, Op. 87 (Paris, before 1815)
    L’enharmonique, piece no. 16 from Op. 97 (c. 1815)
    Etudes dans le genre fugué, Op. 97 (La fugue et le contrepoint, 34 études de fugues et contrepoint) (c. 1815-17)
    Fugue analysée sous le rapport de l’harmonie, in Cours de composition musicale (before 1818)
    Etudes de piano ou 57 variations sur un theme, suivies d’un rondeau, variations on a theme by Grétry and a rondeau, Op. 102 (Paris, c. 1820)
    Allegretto in A major (1822)
    Harmonie retrograde (1825)
    Fugue à 3 dans le style moderne (before 1826)


    Die Liste entammt einer englischsprachigen WIKIPEDIA Spezialseite über die Werke Reichas - ist allerdings in Deutsch nicht existent.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „Anton Reicha“ zu „Anton Reicha - Zeitgenosse und Freund Beethovens“ geändert.
  • Ich wurde heute, dank eines Beitrags von Rheingold1876 im Thread

    Komponisten der ersten Reihe und der zweiten und dritten ...

    auf Reicha erneut aufmerksam gemacht. Und so habe ich diesen Thread nach langer Zeit aufgesucht.

    bei dieser Gelegenheit bin ich draufgekommen, daß die von mir einst angekündigte CD mit Streichquartetten Reichas Vol 2

    noch immer nicht in meinem Besitz ist.

    Quasi nebenbei habe ich herausgefunden, daß die bein TOCCATA erschienen CD mit Werken für Klavier Solo Zuwachs erhalten hat. - uund zwar gewaltigen. Die Serie ist inzwischen bei Folge 4 angelangt, veröffentlicht wurde 2017- 2018-2020



    Sobald meine Zeit es zulässt werde ich mich näher damit befassen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute habe ich mir erneut die Sonaten op 46 Nr 1-3 angehört, wobei Nr 1 mein Favorit ist, die ich aus diesem Grund auch gkleich zweimal in Folge gehört habe. Ich habe meinen heutigen Höreindruck mit jenem vom 21. Jul 2016 verglichen uned binn zu ähnlichen, aber ewas genaueren Ergebnissen gekommen (beim heutigen Hören war mir nicht bewusst, daß ich bereit einige Zeilen über die Aufnahmen geschrieben hatte.)

    Immer wenn ein Komponist ähnliche Lebensdaten wie einer der großen Wiener Klassiker hst versucht man Vergleiche zu ziehen,

    Klingt wie Haydn . ist da was von Mozart rauszuhören ? etc

    Eigentlich so irgendwo dazwischen, einige Passagen klingen nach Mozart, aber mehrheitlich eher nach frühem Beethoven gemäßigter Dynamik.Das Thema des ersten Satze der Sonate op 46 Nr 1 idt IMO sehr eingängig und hat einen guten Wiedererkennungswart. Beim 3. Satz habe ich gestutzt, er begann - beinahe wie das berühmte Thema aus Mozarts Klavierkonzert "Elvira Madigan" -Noch ein paat Takten war der Spuk vorbei.

    Hatte ich es mir eingebildet? Meist lese ich gegen End einer Hörsitzung im Booklet - Und da weist der Pianist ausdrücklich darauf hin - also keine Einbildung.

    Der schwedische Pianist Henrik Löwenmark ist in bezug auf diese Aufnahme(n) ein veritabler Glücksfall. Der heute 50igjährige begann sich ab ca 1980 für die Klaviermusik von Reicha zu interessieren und sammelte alle Werke wo dies möglich war. Eine schwierige Sache war auch die Einordnung, denn viele der Originalpartituren waren nicht datiert, erschienen oft Jahre nach der Komposition oder waren in mehreren voneinander abweichenden Autographen vorhanden. Löwenmark schrieb eine Masterarbeit über Anton Reicha und er verfasste auch den Booklettext selbat.

    Er hält Reichas Klaviermusik für unterschätzt und stuft sie näher an Beethoven ein als Hummel, Dussec und Clementi.

    Die Ursache sei die Übermacht seiner Bläserqintette. Löwenmark schätzt besonders an Reicha, daß er nicht den Hang zur Virtuosität hat und spielt selbst konsequent in diese Richtung.

    Interessant auch das Instrument. Es stammt von Stuart & Sons unt ist ein 97 Tasten Konzertflügel. Die Firma exstiert seit 1990 uns stellt alle Flügel in Handarbeit her.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • 1280px-Lenore_Kirchbach.jpg?1590863231054


    Mein liebstes Werk von Anton(in) ist die dramatische Kantate "Lenore" nach der gleichnamigen Ballade von August Bürger, die in ihrer Zeit großes Aufsehen erregt hatte wegen ihres blasphemischen Inhalts. Interessant und bewegend zugleich ist, wie Reicha damit umgeht. Er entwickelt musikalisch großes Verständnis und tiefe Anteilnahme für die arme Lenore, die mit Gott hadert, weil der zugelassen hat, dass ihr Verlobter Wilhelm nach dem Ende des siebenjährigen Krieges fern blieb. Als Toter kehrt er schließlich zurück, um mit Lenore durch eine gespenstische Nacht zum gemeinsamen Brautbett auf dem Friedhof reiten. Reicha bettet sie mit einer Musik, die einem Requiem gleicht. Das ist so kühn wie wunderbar. Schließlich wird eine Sünderin beweint. Ich kann das Werk nur wärmstes empfehlen. Es hat große dramntische Momente. Vielleicht entdecket jemand dadurch ja seine Liebe zu Reicha. Ich habe nur von einer aktuellen Aufführung des Werkes Kenntnis - nämlich am 7. Februar 2020 in Brno mit Philhamonischem Chor und Orchester er Stadt unter der Leitung von Dennis Russell Davies. Die Lenore sang Martina Janková. Das Konzert wurde im Rundfunk übertragen. Leider hapert es an der deutschen Sprache. Man kann fast nichts verstehen.


    Greifbar im Handel sind zwei Einspielungen, die allerdings nicht neu sind:


    _____________________


    Die gestrichene ORFEO Aufnahme wurde in neuer Form erneut aufgelet - mit "Füller" (Beethoven) auf 2. CD



    MOD 001 Alfred


    Ich habe den Betrag gekürzt aus einem anderen Thread hierher kopiert.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Anton Reicha: Streichquartett op 49 Nr 1


    Allegro assai

    Adagio, sempre piano e sustenuto

    Menuetto (Allegro)

    Allegro


    Gestern habe ich mir das Streichquartett op 49 Nr 1 in - c-moll aus dem Jahre 1803/04 angehört. Es ist sehr schwer zu beschreiben aber auf jeden Fall sehr eindrucksvoll., vielleicht auch ein wenig "verschroben", was ich aber hier keinesfalls als negatives Attribut verstanden haben will.

    Ich sah mich gestern außerstande das Gehörte einigermaßen in Worte zu fassen. Deshalbe habe ich jetzt das Werk ein zweites mal gehört - mit ähnlichem Ergebnis

    Der erste Satz beginnt dunkel und düster, was sowohl den Schwerpunkt der Instrumente bertrifft als auch die Stimmung. Dem folgr ein unruhiges Intermezzo, welches dann aber durch eine Passage abgelöst wird, die ich am ehesten mit "unerbittlich galoppierend " bezeichnen würde, und welche im Laufe des Satzes immer wieder auftaucht und ihn weitgehend prägt.

    Der zweite Satz ist melancholisch kontemplativ. Der dritte Satz ist ein Menuett, dem ich beim Ersthören jegliche Lieblichkeit abgespröchen hatte, aber es ist da, wenngleich nur sehr verborgen - was aber irdendwie den Reiz ausmacht. Den vierten Satz kann ich nicht näher beschreiben, aber man muss das Quartett sowieso selber hören. Freund Beethoven hätte (oder hat) vermutdlich an dem Stück seine Freude gehabt.

    Ob der etwas strenge,bis fahle Klang, der diese Aufnahme prägt, ein Charakter des Werks oder des interpretierenden Klangkörpers ist, das vermag ich nicht zu sagen. Vergleichsaufnahmen gibts ja keine. Ich vermute, daß man der Interpretation anhört. daß sich das englische Kreutzer Quartet oft mit zeitgenössischer Musik befasst und, daß das in die Interpretation eingeflossen ist..(?)


    Speziell im 21. Jahrhundert sollte dieses Werk gefallen.....(?)

    Und Toccata Classic sollte endlich dies Serie fortführen !!!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !