Richard Wagner: Lohengrin ( Hamburg, d. 29.12.2013 )

  • Schon in den ersten Sekunden ließ Simone Young jenen mystischen Grundton aus dem Orchester aufsteigen, der für eine gelungene Lohengrin Interpretation von elementarer Wichtigkeit ist.
    An diesem Abend erlebten wir eine Elsa / Ortrud Konstellation, wie man sie eigentlich nur aus den legendären Mitschnitten, Flagstad/ Branzell oder Rethberg / Thorborg kennt.
    Hier standen sich in der Konstellation Katja Pieweck als Ortrud und Emma Bell, die dieses Jahr bereits bei den Proms die Elsa gab, zwei stimmlich ebenbürtige Sängerinnen gegenüber.
    Etwas, was eigentlich die Rgel sein sollte, leider war immer mehr zur Ausnahme wird, entweder keift die Ortrud nur oder die Elsa ist zu lyrisch besetzt.
    Die Duette entwickelten sich förmlich zu Duellen, wo keiner der anderen auch nur einen Millimeter an Boden abgab.
    Da fiel es nicht so sehr ins Gewicht das Emma Bell offenhörbar kein Wort Deutsch sprach.
    Man bemerkte es nicht an der Artikulation, die war perfekt.
    Es waren die Kleinigkeiten in der Betonung der Worte, die hier eine sehr deutliche Sprache sprachen.
    Bei dem Wort Er zum Beispiel, um den Satz einen tieferen Sinn zu geben, offenbarten sich die Schwächen.
    Sie verstand es mit ihrer Stimme aber auch immer wieder selbst in den lyrische Zwischentöne noch Abstufungen zu finden um ein gelungenes Rollenporträt glaubhaft umzusetzen.
    Sie gab der Rolle zu dem einen ganz eigenen Charakter, ja man könnte fast soweit gehen zu sagen etwas berechnendes.
    Bei der Anklage vor dem König und immer wenn Lohengrin in ihrer Nähe war, wurde ihre Stimme lyrisch, weich und auch ein wenig verängstigt im Klang.
    Die einzige Ausnahme stellt hier die legendäre Schlafzimmerszene dar (wie ich in solchen Fällen immer feststelle muß, wenn man Sex haben will, nicht lange drum herum reden sondern zur Sache kommen ) wo sie dann zum Ende die " krallen " ausfährt, weil sie von dem herumgezetere endgülitg genug hatte.
    Hier war Else eine moderne selbstständige Frau die keinen Beschützer, sondern einen richtigen Mann an ihrer Seite haben wollte.
    Einen auf den sie sich dauerhaft verlassen kann und das bedeutete für sie mit allen Konsequenzen:"Jetzt sprechen wir Klartext."
    War aber Lohengrin in den voran gegangenen 2 Akten kaum außer Sichweite, offenbarte sich wie schon oben erwähnt die andere Elsa.
    Eine Elsa, die eigentlich gar nicht darauf angewiesen war gegen Ortrud geschützt zu werden, das konnte sie nämlich ganz gut allein.
    Stephen Gould fand sowohl in seiner Auftritts wie auch in seiner Abschiedsansprache einen sehr hellen weichen Tonfall.
    Die Stimme klang die ganze Aufführung hindurch heller und strahlender als ich sie von Mitschnitten her kannte.
    Zum Beispiel bei Opern von Richard Strauss klang sie bisher eher dunkel und etwas dumpf.
    Hier jedoch war sie in der Hhöe strahlend und durchgehend hell timbriert.
    Auch er fand für die Liebesduette mit Elsa die richtigen lyrischen Zwischentöne, hatte aber auch die metalische Strahlkraft für die dramatischen Akzente dieser Rolle.
    Besondern drastisch offenbarte sich das in der Szene,... Sie vor den König zu geleiten.., sehr weich und lyrisch gesungen und um dann stahlhart umzuschwenken, ...Trag den Erschlagenen vor des Königs Gericht....
    Jan Buchwald lieferten auch an diesem Abend wieder einen Herrufer par exellance ab und Georg Zeppenfeld sang hier den König nicht wie man ihn von manchen Mitschnitten herkennt wie der Sängerknaben des Dresdner Kreuzchores, sondern differenziert und auch dramatisch, sofern das in Rahmen seiner stimmlichen Möglichkeiten gegeben ist.
    Wolfgang Koch sang in Hamburg in dieser Serie zum ersten Mal den Telramund und bewies, das er die richtige charismatische Stimme für diese Rolle mitbringt.
    Auch hier erwiesen sich die Duette mit Katja Pieweck als Ortrud zu einer Traumkonstellation, wie man sie heute leider recht selten zu hören bekommt.
    Bestes Gegenbeispiel der Lohengrin aus der Scala vom 07.12.
    Wie schon Eingangs erwähnt, hatte Katja Pieweck bei der Ariadne mit Olga Peretyatko noch leichtes Spiel diese an die wAnd zu singen und zu spielen, so hatte sie hier eine ebenbürtige Partnerin auf der Bühne.
    Die stärksten Augenblicke hatte Katja Pieweck sowohl im Telramund Duett wo es so schön heißt :" ...die ihr im süssen Schlaf ... wißt das für euch das Unheil wacht..., natürlich bei "Entweihte Götter", wo man dachte gleich öffnet sich der Boden der Staatsoper und beim Schluß "Fahr heim, fahr heim" , wo sie ihren Triumpf in der Stimme voll ausspielen konnte.
    Eine Ortrud wie sie zuletzt in dieser Form nur von Christa Ludwig oder Waltraut Meier gesungen wurde.
    Ein Abend der von der Besetzung und auch vom Orchesterklang her von anderen Häuser wohl nur sehr schwer zu toppen sein dürfte.
    Es gab nach jeden Akt Bravoovationen für alle Sänger, natürlich auch für den Chor, das Orchester und Simone Young die diesen beglückenden Abend erst möglich gemacht hatte.

  • Ich kann dem Beitrag von Sven Godenrath nur voll beipflichten. Ich hatte die erste Aufführung dieser Serie gehört und angemerkt, bisher eine (in allen !!! 6 Hauptpartien) so stimmgewaltig und gleichzeitig stimmschön dargebotene Lohengrinaufführung noch nicht gesehen zu haben. Ich kann nur empfehlen, die letzte Aufführung am Sonntag, den 5.1. um 16 Uhr in derselben Besetzung nicht zu versäumen, es gibt im Moment noch Karten. Katja Pieweck und Stephen Gould werden im Februar Leonore und Florestan singen. Leider bin ich im Februar nicht in Hamburg, hoffentlich geht jemand hin und berichtet.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Eingeplant habe ich es, Katja Pieweck in dieser Rolle möchte ich auf keinen Fall verpassen.
    Wer weiß wie lange sie dem Hamburger Publikum noch erhalten bleibt.