mehr als kälte, eis und schnee ... die musik des nordens

  • Zitat

    ich würde dir a propos rangström alle 4 dringend raten ...


    Hallo Jörg,


    kaufe ich auf jeden Fall, danke.


    @Johannes


    Als ich vor Jahren die Sphärenmusik erstmals hörte, wäre ich nie auf die Idee gekommen sie um 1900 einzuordnen. Ich hätte sie eher aus den 50ern stammend vermutet.
    Ich habe mir gestern Langgaards erste gekauft und nicht bereut. Bei Saturn in Köln gibt's gottseidank fast alles - nur leider keine CPOs.
    Ich finde sie etwas einfach (allerdings für einen 14jährigen genial) und werde mal die späteren probieren.


    Ich mag momentan vielschichtige Werke, an denen ich möglichst lange "rumknacken" kann und immer wieder was neues entdecke. Nur gibt es für alles geeignete Stimmungen. Raff finde ich auch hübsch, obwohl man's meistens nach 2maligem Hören mitpfeifen kann.


    Herzliche Grüsse
    Walter

  • mein lieber johannes, jetzt muß ich doch mal wieder mit dir schimpfen :D


    die 4-6 von langaard hatte ich dir natürlich schon vor einigen jahren vorgestellt. aber sie sind nunwesentlich sperriger und etwas 'verquerter' als die erste. den rechten zugang habe ich bislang noch nicht, obwohl es da natürlich traumhafte stellen gibt.


    wer übrigens die 1. liebt, dem könnte man auch die 2. von khatchaturian empehlen. auch recht mitreißend, aber musiklaisch natürlich etwas 'geringwertiger'.... trotzdem macht sie viel spaß ...


    hallo, walter, darf ich übrigens fragen, wieso du die 1. von langaard einfach findest? das empfinde ich gar nicht so. denke, daß ist ein genial komponiertes und durchgearbeitetes werk. oder habe ich das irgendwie mißverstanden und du meinst 'einfach' im vergleich zu den anderen?


    grüße

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    darf ich übrigens fragen, wieso du die 1. von langaard einfach findest? das empfinde ich gar nicht so. denke, daß ist ein genial komponiertes und durchgearbeitetes werk. oder habe ich das irgendwie mißverstanden und du meinst 'einfach' im vergleich zu den anderen?


    Hallo Jörg,


    ich meine "einfach" nicht negativ, sondern nur z.B. die Themen im Gegensatz zu "moderneren" Werken einfach strukturiert sind. Man könnte das natürlich auch als "klar" bezeichnen. Ich werde mir mit Sicherheit auch die späteren Sinfonien zulegen.


    Liebe Grüsse
    Walter

  • hallo, walter,
    das dachte ich mir fast schon ... da bin ich ja beruhigt :yes:


    viel spaß beim weiteren hören wünscht
    jörg

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Aufgrund dieses Threads habe ich am Wochenende noch mal mein CD-Regal durchsucht und das wunderschön melodische Steenhammar Klavierkonzert No.1 gekoppelt mit zwei sentimentalen Romanzen gefunden (BIS). Ich denke, es ist nicht "schlechter" als das Griegsche oder das zweite von Saint Saens.


    Ausserdem fand ich noch Peteris Vasks Violinkonzert (Distant Light) gekoppelt mit der ersten Sinfonie.


    Gidon Kremer spielt mit seiner Kremerata.


    Diese Aufnahme finde ich wesentlich emotionaler und packender als die Ondine Aufnahme mit Storgards, die auch klanglich nicht auf dem Niveau ist (die Violine klingt leicht "gläsern" als würde der Strich durch den von ihm erzeugten Ton überlagert – was technisch nicht möglich ist). Ich nehme an, es handelt sich um Phasen- oder Masterclockprobleme seitens der Aufnahme.


    Tolle Entdeckungen, vor allem wenn ich bedenke, dass sie kostenlos waren (mittlerweile ist der Kaufakt verjährt).


    Ausserdem fielen mir mal wieder Cornelis Doppers Sinfonien 2, 3 und 6 in den Player. Vom Gehalt würde ich sie mit früheren Dvorak Sinfonien vergleichen, natürlich ohne deren sprichwörtliche Heimat-Zitate. Von Köln aus gesehen auch ein Nordlicht, deshalb erwähne ich's hier, denn ich glaube nicht, dass sich ein Holland-Thread lohnen würde.


    Grüsse
    Walter

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  • Hallo Freunde der norischen Sinfoniker,


    fast parallel zu meinem Kauf der Atterberg-Sinfonien habe ich mir auf dem Flohmarkt Bonn Rheinaue, bei einem gut sortierten CD-Klassik-Stand die Rangström: Sinfonien Nr.3 und 4 mit dem Norköping SO / Martin Jurowsky auf CPO gekauft.
    Die beiden Rangstrom-Sinfonien Nr.3 und 4 haben bei mir eine totale Begeisterung ausgelöst.
    :) Die Athmosphäre und Energiegeladenheit ist einzigartig und die farbige Instrumentation sucht ihresgleichen. Ebenfalls gilt für Rangström, das die Werke gegenüber dem Landsmann Peterson leichter zu verstehen und damit genießbar sind; dennoch haben die Sinfonien die zu erwartenden Modernität.



    Auf jeden Fall muß ich unbedingt auch die Sinfonien Nr.1 und 2 noch kennenlernen. Da diese Einzel-CD wohl kaum zu haben ist, muß ich dann die CPO-Gesamtaufnahme kaufen.
    _______________________________________________


    Hallo Guercouer,


    mit dem Hören meiner Atterberg-Sinfonien habe ich mir viel Zeit gelassen.
    Inzwisdchen bin ich weiter fortgeschritten und muß meinen hohen Respekt für Atterberg´s Sinfonik ausdrücken. Im Gegensatz zu Ture Rangström war die Begeisterung nicht sofort gegeben, aber nach intensiverem Studuim der Werke - einfach Klasse.


    Die Sinfonien Nr.4, 5 und 6 haben ich zuletzt gehört. Die haben alle einen sinnvollen Inhalt und Hintergrund, den man gut versteht, wenn man sich mit den entsprechenden Textheften auseinandersetzt. Atterberg könnte zwar machmal etwas moderner klingen, aber sonst "Große Sinfonik".
    Auch die Sinf.Dichtung ALFEN (Der Fluß), die an Smetana´s Moldau angelehnt ist und ebenso den Flußverlauf in Musik erzählt ist fantasievoll empfunden. Wenn der Fluß ins Meer fließt sind die Ozeandampfer zu hören - und weiterhin das Gemisch Fluß und Meer wird ebenfalls grandios umgesetzt.
    Das ganze ist keinen Deut schlechter als Smetanas große Moldau nur leider sträflich vernachlassigt und weitestgehend unbekannt.


    :hello: Taminoaner, bei den nordischen Komponisten gibt es für Euch noch viel lohnendes zu entdecken !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo teleton,


    na das freut mich natürlich sehr, daß Atterberg noch einigen Anklang bei Dir gefunden hat. Meine Favoriten des Komponisten sind die Symphonien Nr. 3 "Bilder der Westküste" und Nr. 5 "Sinfonia Funebre". Und auch ich finde, daß die symphonische Dichtung 'Älven' ('Der Fluß') ein großer Wurf ist, bei dem Atterberg zeigt, was er kann, auch im Hinblick auf die brillante und virtuose Orchestrierung!


    Und daß der Komponist nicht ganz so modern klingt, empfinde ich keinesfalls als Manko - ganz im Gegenteil! Gerade wegen seiner noch spätromantischen Ausrichtung dürfte Atterberg für diejenigen Musikliebhaber entdeckenswert sein, die sich mit dem 20. Jahrhundert bisher nicht so leicht anfreunden konnten.


    Also, weiterhin noch viel Spaß beim Hören und Genießen! :)
    Schöne Grüße
    Johannes

  • Kompliment, welche finnischen Komponisten auch außerhalb Finnlands bekannt sind, auch wenn sie kaum oder gar nicht gespielt werden. Um einmal zu veranschaulichen, wie finnische Konzertprogramme aussehen, füge ich einmal einen Link an, in dem die Programme sämtlicher Orchester in Finnland verzeichnet sind :


    http://www.sinfoniaorkesterit.fi/engl/ehome.htm


    Dabei darf man jedoch nicht übersehen, daß nicht alle große Sinfonieorchester sind, sondern in vielen Fällen "nur" Kammerorchester, die sich manchmal mit anedern zusammentun, um auch "großes" Repertoire bieten zu können.


    Seit Sakari Oramo, Rattles Nachfolger in Birmingham, Chefdirigent beim Finnischen Radio-Sinfonieorchester ist, bei dem er als Geiger anfing, stehen auch die oben angeführten Komponisten auf dem Programm seiner Konzerte.


    Natürlich führt an Sibelius kein Weg vorbei, doch ich muß gestehen, daß mein finnischer Lieblingskomponist Rautavaara ist, besonders der späte Rautavaara. Ich bin mir bewußt, daß ich mich damit als konservativ oute, denn diese Klangsprache kommt dem sehr nahe, was ich (zumindest in der Musik) als "typisch finnisch" empfinde. Opernfreunden empfehle ich Rautavaaras "Rasputin", entweder die DVD der Finnischen Nationaloper mit Matti Salminen in der Titelrolle oder den Besuch der Deutschen Erstaufführung in Lübeck.


    Ich bin gespannt, wie Rautavaaras Spätwerk bei einem bestimmten Lübecker Kritiker ankommt, der schon bei Sallinens "Kullervo", gegen den Rautavaara "plüschig" ist, monierte, er könnte nicht verstehen, wie man 70 Jahre nach Berg und Schönberg derart komponieren könnte. Überschätzung eines deutschen Kritikers, der die deutsche Entwicklung als Nabel der Welt ansah? Die skandinavisch-nordischen Komponisten beweisen doch, daß es auch eine andere Entwicklung gab!


    Schöne Grüße aus Finnland


    Sune

  • Hi


    Zitat

    Ich bin gespannt, wie Rautavaaras Spätwerk bei einem bestimmten Lübecker Kritiker ankommt, der schon bei Sallinens "Kullervo", gegen den Rautavaara "plüschig" ist, monierte, er könnte nicht verstehen, wie man 70 Jahre nach Berg und Schönberg derart komponieren könnte. Überschätzung eines deutschen Kritikers, der die deutsche Entwicklung als Nabel der Welt ansah?


    Wo bitte siehst du bei Berg und Schönberg eine deutsche Entwicklung? Die Überschätzung hingegen glaube ich dir aufs Wort! :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    auch wenn Berg und Schönberg waschechte Wiener waren und bei allem Respekt vor Österreich als selbständiger Nation, so dürften deren kompositorischen Leistungen doch insgesamt der übernationalen "Deutschen Kultur" zugerechnet werden (Schönberg prophezeite ja einmal, seine Zwölftontechnik würde der deutschen Musik ihren internationalen Spitzenplatz für 100 Jahre sichern). Zudem wurde Schönberg in Berlin weitaus früher als in Wien Anerkennung zuteil, was schließlich auch in einer Professorenstelle an der Musikhochschule ihren Niederschlag fand (in Wien kam er für solch einen Posten nicht in Frage). Und daß auch Berg, der ja fast sein ganzes Leben in seiner Geburtsstadt verbrachte, in seiner Heimat nicht besonders geschätzt wurde und immer noch nicht sonderlich geschätzt wird, das konnte man ja an der Tatsache ablesen, daß man den Galabesuchern der 50-Jahre-Wiederaufbau-Jubiläumsfeier der Wiener Staatsoper einen Ausschnitt aus dem Stück der siebten Premierenvorstellung von 1955 (Bergs "Wozzeck") nicht "zumuten" wollte. Der "Wozzeck" kommt dann halt eher verschämt daher als Repertoirevorstellung...


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    auch wenn Berg und Schönberg waschechte Wiener waren und bei allem Respekt vor Österreich als selbständiger Nation, so dürften deren kompositorischen Leistungen doch insgesamt der übernationalen "Deutschen Kultur" zugerechnet werden (Schönberg prophezeite ja einmal, seine Zwölftontechnik würde der deutschen Musik ihren internationalen Spitzenplatz für 100 Jahre sichern). Zudem wurde Schönberg in Berlin weitaus früher als in Wien Anerkennung zuteil, was schließlich auch in einer Professorenstelle an der Musikhochschule ihren Niederschlag fand (in Wien kam er für solch einen Posten nicht in Frage).


    Das ist wohl auch der Grund, warum bei euch Schönberg als der Begründer der Neuen Berliner Schule gilt. ;)
    Aber bei uns sind Schönberg, Berg und Webern immer noch die Hauptvertreter der Zweiten Wiener Schule, und lassen es auch so bleiben.


    Nebenbei bemerkt bewegst du dich mit dieser Argumentation verdächtig nahe jener Grube, in die der von Sune zitierte und vollkommen zu Recht bekrittelte Kritiker gefallen ist , der "nicht verstehen kann, wie man 70 Jahre nach Berg und Schönberg derart komponieren könne". Vorsicht Sturzgefahr! ;)




    Zitat

    Und daß auch Berg, der ja fast sein ganzes Leben in seiner Geburtsstadt verbrachte, in seiner Heimat nicht besonders geschätzt wurde und immer noch nicht sonderlich geschätzt wird, das konnte man ja an der Tatsache ablesen, daß man den Galabesuchern der 50-Jahre-Wiederaufbau-Jubiläumsfeier der Wiener Staatsoper einen Ausschnitt aus dem Stück der siebten Premierenvorstellung von 1955 (Bergs "Wozzeck") nicht "zumuten" wollte. Der "Wozzeck" kommt dann halt eher verschämt daher als Repertoirevorstellung...


    Also das ist jetzt blanker Unsinn. Der Wozzek ist 1. in Wien hochgeschätzt, 2. keine Oper, aus der man einfach einen Ausschnitt spielt und 3. kann man bei einer Gala, die ohnehin schon von 19:00 bis 23:30 dauert, nicht einfach einen ganzen Akt Wozzek anhängen (was auch musikästhetisch gesehen die vollkommene Antithese zu einem festlichen Akt gewesen wäre).


    Und was glaubst du eigentlich, warum Wozzek 1955 eine der sieben Premierenvorstellungen war? Weil er und Berg gar so unbeliebt waren?

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus



    Wo bitte siehst du bei Berg und Schönberg eine deutsche Entwicklung? Die Überschätzung hingegen glaube ich dir aufs Wort! :D


    Naja, da die Wiener gerne die zugereisten Mozart und Beethoven zu solchen machen, sei ausnahmsweise mal gestattet, die Wiener Schule nach Berlin zu verlegen :D
    (warum eigentlich nicht gleich Los Angeles...)
    Wenn man wirklich Entwicklungslinien zeichnen will, kann man die deutsch-östereichische Tradition des 19. Jhd. eh schlecht aufspalten (es gab die beidne Länder ja auch so noch nicht). Der entscheidende Angelpunkt Wagner war halt ein Sachse.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallihallöle!


    Ich habe es endlich geschafft, mich durch meine (noch) einzige CD von Hugo Alfven zu hören, die schon seit einer kleinen Ewigkeit in meinem CD-Regal stand. Darauf zu hören ist die Bergkönig-Suite, die 5. Symphonie und die 'Gustav II Adolf'-Elegie:



    Ich bin absolut begeistert von dieser farbenprächtigen Musik! Die Bergkönig-Suite erinnert mich ein wenig an die Peer Gynt-Suiten von Grieg - im allerbesten Sinne.


    Kann mir jemand Tipps für mehr Werke von Alfven geben???


    LG, FoN

  • Hallo,


    Obengenanntes 1. Klavierkonzert von Stenhammar ist eines meiner Lieblingsklavierkonzerte. Grandios, großer Pathos und Melodienreichtum, sensibel instrumentiert. Und einfach etwas für "große" Momente.


    Grüße,
    Daniel

  • Schönen guten Tag,
    wunderbar,daß hier auf das oft interessante Schaffen skandinavischer Komponisten eingegangen wird.Ich möchte sehr gerne auf einige Werke hinweisen,die in diesem Zuasammenhang noch nicht genannt wurden.Da ist zum Beispiel die ungeheuer kraftvolle,dunkle Sinfonie Nr.2 des früh verstorbenen Bo Linde.Sie ist bei BIS herausgekommen und ist für mich eines der stärksten Werke,welche mir in den letzten Jahren untergekommen ist.Sehr reizvoll ist auch die "Sinfonia del mare"des auch als Maler hervorgetretenden Gösta Nystroem sowie seine "Sinfonie concertante"für Violoncello und Orchester.Leider dürfte die Swedish-Society-CD unter Stig Westerberg gestrichen sein.......Mit etwas Glück kommt man noch an die Einspielung unter Yewgeni Swtlanow ran.
    Stenhammers 1.Klavierkonzert wurde ja schon genannt-ich möchte gerne ergänzen,daß sein 2.Klavierkonzert ebenfalls von großer Schönheit ist und es sich unbedingt lohnt,nach Aufnahmen dieses Werkes zu schauen.
    Viele Grüße
    Michael

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  • Hallo, liebe Forianer, Ihr habt da jetzt eine Menge jener Komponisten aufgezählt, von denen ein Bekannter von mir, der noch viel boshafter in seinerAusdrucksweise ist als ich, meint, sie schreiben alle "Smörebröd-Symphonik". (Wenn er mir seinen Liebling Milhaud oder einen von dessen Nachahmern vorspielt, muss er sich gefallen lassen, dass ich eine gewisse Ratatouille-Harmonik heraushöre, und die Soupe-de-poisson-Melodien machen die Sache auch nicht besser...; aber das nur am Rande.)


    Man könnte da jetzt noch den Norweger Harald Saeverud nennen, der eine eigentümlich kantige, ausgesparte Musik geschrieben hat.


    Worum es mir aber geht: Es gibt in Skandinavien und Finnland eine sehr starke modernistische Strömung, die fast zeitgleich mit der in Mitteleuropa stattfindet. Die Finnen haben etwa Aarre Merikanto, der in den 20er-Jahren eine Oper "Juha" in einem Idiom schrieb, das ich als national gefärbten Expressionismus bezeichnen würde. In seinen späteren Werken geht er harmonisch noch weiter, ehe er in den letzten wieder konservativer wird.


    In Norwegen schrieb Fartein Valen (1887-1952) vier verwegene, knorrige Symphonien und ein paar Orchesterwerke in einem Stil, dessen Grundlage zwölftönige Reihen sind. Valen schreibt einen konsequent vierstimmigen Kontrapunkt praktisch ohne Stütz- oder Füllakkorde, jede Stimme führt ihre Reihen durch. Also nicht Schönberg'sches Prinzip, sondern eher eine zwölftönige Polymelodik.


    In Schweden komponierte Karl-Birger Blomdahl sogar eine Weltraum-Oper, nämlich "Aniara" (zu bekommen auf einer fulminanten Capriccio-Aufnahme), in der die Weiten des Weltraums mit herrlich klingender elektronischer Musik dargestellt werden. Was sich in dem ziellos durch das All fliegenden Raumschiff "Aniara" tut, ist relativ konsequent zwöllftönig, aber es gibt auch Einlagen von rhythmisch aggressivem Jazz.


    Zurück nach Norwegen: Arne Nordheim (toller Name für einen Norweger!) komponiert eine Klangflächentechnik, die eher an Ligetis Frühwerke denn an die Pendereckis erinnert und schafft damit aufregende Klangwelten. Antonio Bibalo (ja, er ist wirklich Norweger!) wiederum hat zwei Opern auf zwölftöniger Basis geschrieben: "Das Lächeln am Fuß der Leiter" (Gruß nach Hamburg! - Dort wurde das Werk in der Liebermann-Ära uraufgeführt) und "Fräulein Julie". Dann wendete sich Bibalo einem dissonanten freien Satz ohne Tonartenbindung zu, schrieb eine beklemmende Oper "Gespenster" nach Strindberg (gab's als Aurora-CD) und einen wirklich intensiven "Macbeth" auf Shakespeares englisches Original - die Uraufführung erfolgte in Oslo, Dirigent war ein gewisser Antonio Pappano, Regie führte der auch nicht ganz unbekannte Willy Decker. Das Werk ist ein Geniestreich, leider nicht auf CD zu bekommen.

    ...

  • Hallo,


    seit einiger Zeit wandert immer mal wieder eine CD mit Werken von Nordlichtern in meinen Bestand. Ich mag Stücke aus dieser Weltgegend immer mehr. In den letzten 2-3 Monaten waren es:




    Besonders die ersten beiden CDs (Langgaard und Böressen) gefallen mir ausgesprochen gut. Mit den beiden werde ich mich auf jeden Fall weiter beschäftigen. Berwald kriegt irgendwann noch eine weitere Chance.



    Grüßle,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Schade dass Berwald in diesem Forum nicht recht gewürdigt wird. Neben Grieg und Sibelius meiner Meinung nach das wichtigste Nordlicht überhaupt, man muss allerdings sich mit frühromantischen Gefilden anfreunden, was offenbar vielen Klassikhörern schwerer fällt als der spätromantische Bereich (ich empfehle ein Brainstorming, wieviele Komponisten geboren zwischen 1780 und 1810 ihr mögt, und wieviele geboren zwischen 1850 und 1880!)

  • Hallo zusammen!


    Der schwedische Komponist Kurt Magnus Atterberg wurde 1887 in Göteborg geboren. Gestorben ist er 1974 in Stockholm. Rechnet man nach, sind das - meiner Rechnung zu Folge - 86 Jahre, ein stattliches Alter, wie ich finde. Ein Leben, in dem zahlreiche Solo-, Kammer-, Vokal- und Orchestermusik entstanden ist.


    Hier nun ist Platz für eure ganz speziellen Empfehlungen.


    Ich bin bisher nur etwas mehr vertraut mit seinen Konzerten, spezieller dem herrlichen Klavierkonzert b-moll Op. 37, das nur so vor Kraft strotzt mit einem ganz speziellen Klang und Klangeindruck, und das ein wirklich klasse spätromantisches Werk ist. Folgende zwei Aufnahmen kann man empfehlen:




    Die Tradition eines Brahms und Reger mag man heraushören können.


    Sein Violinkonzert e-moll Op. 7 ist auch hörenswert.


    Mit seinen 9 Symphonien habe ich mich bisher nur ein wenig beschäftigt, aber auch hier hat cpo Pionierarbeit geleistet, die eine Gesamteinspielung herausgebracht haben.



    Soweit mal von mir.


    Was wißt ihr zu berichten?


    Viele Grüße,
    Daniel :hello:

  • Hallo Daniel!


    Atterberg ist ein Komponist, auf welchen mich Johannes (Guercoeur) und Jörg (Klingsor) aufmerksam gemacht haben.
    Ich bin sehr sicher, dass sich beide hier noch äußern werden :hello:


    Jörg hat mir Atterbergs 3.Symphonie empfohlen - ich habe sie mir noch nicht geholt, da ich mich dazu entschlossen habe die Box von cpo unter Ari Rasilainen zuzulegen...in geraumer Zeit.


    Johannes schenkte mir zum Geburtstag ein Stück von Atterberg: Alven - Fran Fjällen till Havet (Der Fluß - Von den Bergen zum Meer).
    Eine Symphonische Dichtung für Orchester (op.33) von Atterberg, die mir ziemlich gut gefallen hat.
    Es ist zwar schon wieder ein bisschen her als ich das Werk hörte, aber sehr gut in Erinnerung ist mir der letzte Satz (7) geblieben - Hinaus zum Meer. Ein unglaubliches Gefühl der Freiheit breitet sich da in mir aus - eine schwer beschreibliche Weite. Ganz wunderbar.
    Hafen (5.Satz) habe ich etwas 'durcheinander' in Erinnerung - also etwas Getümmel im Hafen eben.


    Auf alle Fälle hast du mich dazu gebracht, dass ich die Dichtung heute noch mal hören werde.
    Vielleicht gleich nach Dvoráks op.105.


    Liebe Grüße, Maik



    Nachtrag: Habe das Stück eben gehört und jetzt nur mal kurz ein paar Ergänzungen.


    (7) wirkt wie eine kraftvolle Befreiung - endlich ist das Meer erreicht. Es macht sich irgendwie Erleichterung breit.


    (5) mit dem Trubel hatte ich ganz Recht. Teils hört es sich wie Zirkusmusik an - weckt in mir das Gefühl des tänzelnden Treibens.

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Hallo Maik,


    Das Werk kenne ich noch nicht. Auch ich habe die Gesamteinspielung im Auge, die sich deutlich lohnt bei knapp 40 € mit 5 CDs im Gegensatz zu den ca. 18-20 € für die einzelnen CDs.


    Mal schauen, wann ich sie dann kaufe.


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Hallo Daniel!


    Genau aus diesem Grunde will ich sie mir auch holen.
    Jörg hatte mir die Dritte ja sehr ans Herz gelegt - und wenn ich sie mir zulege, dann so günsitg wie möglich und das ist nun einmal in der Box.


    Die Dichtung geht gute 20min. Hier einmal die einzelnen 'Etappen':


    Durch Berge und Wälder
    Das Binnenmeer
    Die Wasserfälle
    Der ruhige, breite Strom
    Der Hafen
    Aussicht von den Bergen am Meer
    Hinaus zum Meere



    Wenn ich vertrauter mit dem Werk bin, dann äußere ich mich sicher zu den einzelnen Stationen...


    Lieben Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Maik,


    Das Thema finde ich auf alle Fälle spannend. Ist diese symphonische Dichtung denn auch in der Box enthalten? Ich mag solche Naturschilderungen. Ein schwedischer Smetana sozusagen. ;)


    Viele Grüße,
    Daniel

  • Hallo Daniel!


    Ja, 'Der Fluss' ist auch bei der Box mit dabei!


    Nur das Smetana ja ein bestimmtes Naturbild vor 'Augen' hatte. Wie es bei Atterberg ist weiß ich nicht, aber da können uns ja sicher Johannes und Jörg weiter helfen :yes:


    Lieben Gruß, Maik :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo zusammen,


    interessant ist die Geschichte hinter der 6. Sinfonie.
    Sie gewann den 1. Preis des von der Schallplattenfirma Coloumbia ausgeschriebenen Wettbewerbs zum 100. Todestag von Schubert.
    Preisgeld: 10.000$. Seitdem nannten /nennen Spötter und Neider das Werk "Dollar-Symphonie" und rügen die Schönheit als kalkuliert.


    Mir sagt die Schönheit der Werke auf jeden Fall zu.


    LG
    Wulf.

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  • In Zusammenhang mit Wulfs Eintrag: Kuriosum am Rande ist, dass Atterberg bei dem Wettbewerb den österreichischen Komponisten Franz Schmidt schlug, dessen zu diesem Anlass geschriebene Dritte Symphonie um einiges näher an Schubert ist - aber mit seinem vergeistigten Kontrapunkt keine Chance gegen die vollblütig romantische Sprache Atterbergs hatte.

    ...

  • Hallo Daniel,


    schön, daß Du Dich für den schwedischen Spätromantiker interessierst.
    Allerdings existiert bereits ein recht umfangreicher Thread über nordische Komponisten, in dem Atterberg schon ausführlich gewürdigt wurde:


    mehr als kälte, eis und schnee ... die musik des nordens


    Alfred hatte ihn bereits am 18.08.2004 unter dem Titel 'Sinfoniker aus dem kühlen Norden' eröffnet - Klingsor startete am 14.09.2005 den Thread 'mehr als kälte, eis und schnee ... die musik des nordens', woraufhin recht bald beide Threads zusammengefügt wurden.
    Auch die hier erwähnte Gesamteinspielung der neun Symphonien Atterbergs samt der symphonischen Dichtung 'Älven' ('Der Fluß') von CPO wurde dort eingehend besprochen.
    (Also, bitte auch ab und zu mal die Suchfunktion des Forums benutzen.) :yes:


    Schöne Grüße
    Johannes


    Die Threads wurden zusammengefügt. Danke Johannes!
    Maik MOD 009

  • Hallo Edwin,


    danke für die Info! Daß Atterberg ein Werk Schmidts schlug, war mir noch bekannt. Bloß welches, das hatte ich nicht mehr im Hinterstübchen.


    Da ich weder Schmidts 3. Sinfonie kenne noch die anderen angeblich 600 Werke, die eingereicht wurden, wage ich nicht im entferntesten, mir ein Urteil zu erlauben.


    Ich kann nur sagen, daß mir das, was ich bisher von Atterberg gehört habe (allzuviel ist es leider nicht) recht gut gefallen konnte.


    Aber dann steht mein "Spielplan" für die nächsten Tage fest:
    Franz Schmidt: 3. Symphonie
    Kurt Atterberg: 6. Symphonie
    Mich würde noch interessieren, welche anderen Beiträge zu diesem Wettbewerb noch eingingen. Gibt es dazu öffentliches Quellenmaterial (Internet)?


    LG
    Wulf.

  • Hallo Wulf,


    zu Deiner Frage nach weiteren Beiträgen zu bzw. Teilnehmern an dem Wettbewerb kann ich zumindest noch zwei Namen ins Spiel bringen. Außer Franz Schmidts Symphonie Nr. 3 und Kurt Atterbergs Nr. 6 hatte die Jury - die sich aus Guido Adler, Franco Alfano, Alfred Bruneau, Carl Nielsen, Max von Schillings und Donald Tovey (Alexander Glasunow war Vorsitzender) zusammensetzte - noch Havergal Brians (1876-1972) riesig besetzte, beinahe zweistündige Symphonie Nr. 1, die sogenannte "Gothic Symphony" (1919-27), sowie die einsätzige, 33-minütige Sinfonia, opus 28 (1927) des polnischen Komponisten Czeslaw Marek (1891-1985) in die engere Wahl gezogen.


    Schöne Grüße
    Johannes

  • Hallo Johannes,


    auch hier vielen Dank für Deine Informationen.
    Die Zusammensetzung der Jury liest sich außerordentlich interessant.


    Was den Harvegal Brian angeht, ist er eine der ganz wenigen britischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, dessen Musik mir bisher völlig verschlossen bleibt.
    Könntest Du mir in diesem Zusammenhang ein Werk Brians nennen, das sich - so subjektiv dies auch sein mag - in gewisser Hinsicht als Einstiegshilfe anböte? Wäre prima :)


    Mal sehen, ob es den Marek auf CD gibt....


    Sonnige Grüße aus Berlin
    Wulf.

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