Ich habe mir den Schumann-Zyklus vor einiger Zeit zu Vergleichszwecken wieder angehört und kann die hohe Wertschätzung besonders für die Frühlingssymphonie nur unterstreichen. Noch viel mehr als bei der Vierten, wo es einige exemplarische Einspielungen gibt, ist Klemperer bei der Ersten für mich absolut unverzichtbar. Der hochgeschätzte nemorino hat das wunderbar beschrieben:
Sie sind so völlig aus dem Rahmen des üblichen, die Frühlingssinfonie bleibt bei ihm den zarten Farben, dem geheimnisvollen Wachsen der Natur einiges schuldig, dafür bricht bei ihm der Frühling mit elementarer Gewalt aus und treibt den Winter mit Vehemenz vor sich her. Ich denke da immer an die Beschreibungen der Gräfin Dönhoff oder von Arno Surminski, die den plötzlichen, über Nacht hereinbrechenden Frühlingsbeginn in Ostpreußen so anschaulich geschildert haben.
Für mich ist das sogar die Aufnahme des Werkes schlechthin. Selbst klanglich ist sie hervorragend (kurioserweise fallen in der Hinsicht die später entstandenden Nr. 2 und 3 ab). Die Durchhörbarkeit der Einspielung ist frappierend, da können sich andere eine Scheibe abschneiden. Ich finde sie auch überhaupt nicht verschleppt, sondern im besten Sinne zeitlos monumental und wie in Stein gemeißelt.
Die Zweite und die Rheinische sind problematischer, und das aus verschiedenen Gründen. Es ist nicht nur die hier beklagte Langsamkeit, sondern auch der nicht so gute Klang und das nicht mehr so vortrefflich agierende Orchester. Bei der Zweiten kann man aber auf einen m. E. superben Live-Mitschnitt (erschienen bei Testament) ausweichen - leider Gottes nur in Mono, und das 1968 (bei der BBC damals keine Ausnahme). Er entstand wenige Tage nach der Studioeinspielung und ist deutlich packender. Klemperer mochte dieses "kranke Werk" (Günter Wand) und dirigierte es als einziges von Schumann noch mit über 80 im Konzert.