Hallo,
ich möchte einmal ein Thema ansprechen, was mir in den letzten Jahren vermehrt auffällt. Bis in die 80iger Jahre des vorigen Jahrhunderts war eine Stimmkrise von SängerInnen gleichzusetzen mit deren Karriere-Aus. Man sah und hörte sie meist nicht mehr, es gab den Spruch: "They never come back" ! In den letzten 10 Jahren ist es aber offensichtlich so, daß man, trotz offensichtlich schwerer Stimmkrisen, einfach weiterarbeiten kann. Beispiel: Endrik Wottrich, der nach seinen Bayreuth-Auftritten als schlechtester Wagnertenor deutscher Zunge bezeichet wurde, schlechter noch als der vielgescholtene Peter Hofmann. Nach einer Pause arbeitete er einfach weiter an der Oper in Mannheim, wo Peter Hofmann übrigens 1992 die letzte Wagner-Aufführung seiner Karriere sang. Oder, Roberto Alagna, an dessen stimmlicher Entwicklung vor Jahren scharfe Kritik geübt wurde, der aber trotzdem weiterhin gut im Geschäft ist, ebenso wie sein fast gleichaltriger Kollege Jose Cura, dessen "scheppernder" Stimme man 1998 das baldige Ende vorhersagte. Oder, berühmtestes Beispiel, Rolando Villazon, der nach seiner Pause selbst sagte, daß seine Stimme als "kaputt" eingestuft worden sei. Er kehrte mit einer Selbstbeschränkung auf das lyrische Fach, Monteverdi, Gluck, Mozart, Donizetti, zurück. Damit meine Rede nicht nur auf Tenöre beschränkt bleibt: Vor Jahren sprach man vom Stimmruin des Bariton Olaf Bär, was aber offensichtlich die Firma EMI nicht hinderte, ihn für die für seine Stimme viel zu schwere Partie, auch in stimmlichem Topzustand, des Kurwenal in Domingos Tristan-Aufnahme zu besetzen. Geht die Fachwelt zu leichtfertig mit der Zuschreibung des Stimmruins, der Stimmkrise um, oder läßt man in jüngster Zeit öfter alle Fünfe gerade sein ? Ich erbitte Meinungen.
Gruß,
Antalwin