Beethoven - Violinkonzert op 61

  • Hallo!
    Die letzten Tage habe ich mich mal wieder etwas mit Beethovens Violinkonzert beschäftigt, mein Lieblings-Violinkonzert. :]
    Dabei habe ich diese Aufnahme

    kennengelernt. Es ist eine sehr gute Aufnahme, keine Frage. Aber die Kadenz von Kremer im ersten Satz :motz: - nicht nur, daß extra dafür ein Klavier auf die Bühne gekarrt werden muß, dieses ausufernde Musikstück paßt nur bedingt zum Rest des Satzes.
    Aber immer noch nicht so schlimm wie die Kadenz von Schnittke, die Kremer in dieser

    Aufnahme spielt - das ist, wie wenn man in Goethes Faust einige Seiten aus Grass' Blechtrommel einarbeiten würde - ein totaler Stilbruch. :angry:
    Mich wundert, daß diese sehr bekannte Aufnahme

    hier noch nicht erwähnt wurde...oder ist dies hier ein Tabu? Ist doch keine schlechte Aufnahme (wenn auch wohl nicht die beste überhaupt, wie Previn sie seinerzeit in Anwesenheit Mutters anpries :D).
    Fazit: Meine erste Aufnahme

    bleibt für mich vorerst die beste :yes:.
    Weiß jemand, von wem die Kadenz bei dieser Aufnahme stammt? Es steht bei mir nicht drauf :motz: (ich habe eine andere Ausgabe).
    Welche Kadenzen gibt es denn überhaupt zu Beethovens Violinkonzert, die häufiger gespielt werden? Ich weiß, daß von Fritz Kreisler eine recht beliebte stammt.
    Viele Grüße,
    Pius.


  • Und weil sie so beliebt ist, spielt Zimmermann sie auch... ;)


    Christian Tetzlaff (mit Gielen) und Wolfgang Schneiderhan (mit Jochum) spielen eigene Bearbeitungen von Beethovens Kadenzen für die Klaviertranskriptionen des Violinenkonzerts (wie auch wohl Kremer ind der Harnoncourt-Aufnahme, wenn ich mich recht entsinne).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo.


    eine Frage und ein paar Anmerkungen habe ich:


    1.) Welche der Menuhin-Einspielungen haltet ihr denn für die beste? Er hat das Konzert ja sehr oft aufgenommen, u.a. mit Furtwängler, Silvestri, Klemperer, Masur. Gibt es eine Aufnahme, in der Menuhin besonders gut spielt?


    2.) Die Schneiderhan/ Jochum-Aufnahme kenne ich auch, und ich schätze sie sehr. Es gibt allerdings noch eine frühere (Mono-) Aufnahme von Schneiderhan, mit Paul van Kempen (mit dem auch Kempff viel aufgenommen hat). Die finde ich mindestens genauso schön; wenn ich mich richtig erinnere (muss sie unbedingt mal wieder hören!), klingt sie noch frischer, lyrischer und natürlicher.


    3.) Die Mullova-Einspielung ist total klasse - volle Zustimmung! Sie ist heute in etwa das, was Kremer in den 70ern war; der spielt ja leider kaum noch klassisches Repertoire (nix gegen Tango und Mobiltelefone, aber...). Man muss allerdings ihren - zumindest in Aufnahmen - wenig klangsatten, etwas gläsernen Ton schätzen.


    4.) Wer die Schneiderhan-Aufnahme(n) schätzt, der sollte auch mal in Grumiaux/Concertgebouw/Davis reinhören (Grumiaux ist nicht nur ein Fall für die Sonaten, mit Haskil!). Vom "Typus" her sind Grumiaux und Schneiderhan nämlich recht ähnliche Geiger, wenngleich sie natürlich aus völlig unterschiedlichen "Schulen" kommen (Schneiderhan tschechisch, Grumiaux französisch-belgisch). Zu ihrer Zeit, als die Ausbildung noch nicht so internationalisiert war (Ausnahme: Menuhin mit Persinger/ Busch/ Enesco - das war wirklich international!), hatten diese "Schulen" ja durchaus noch eine größere Bedeutung als heute.


    Freundliche Grüße


    Heinz

  • Hallo!


    Zitat

    Original von Norbert
    Und weil sie so beliebt ist, spielt Zimmermann sie auch... ;)


    Christian Tetzlaff (mit Gielen) und Wolfgang Schneiderhan (mit Jochum) spielen eigene Bearbeitungen von Beethovens Kadenzen für die Klaviertranskriptionen des Violinenkonzerts (wie auch wohl Kremer ind der Harnoncourt-Aufnahme, wenn ich mich recht entsinne).


    Danke, Norbert!
    Irgendwie hätte ich das daraus folgern können, daß die Kadenz wie bei Mutter/Karajan ist :rolleyes: ...na ja.
    Op.61 als Klavierkonzert kenne ich noch gar nicht. Ist das überhaupt kennenlernenswert, und wenn ja, welche CD ist empfehlenswert?


    Nachtrag: Ich habe heute noch eine Kassette mit Hillary Hahn und dem BR-Orchester unter Maazel gefunden (vor langem mal im Radio aufgenommen) und gehört. Ist natürlich auch was feines.


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo


    Da gibt es noch die berühmte Aufnahme von Gideon Kremer für Philips unter Neville Marriner, die sich der Kadenzen von Alfred Schnittke bediente. Diese Tatsache wurde bei der zweiten Auflage der CD durch einen speziellen Aufkleber extra betont.
    Zur Zeit des Entstehens war die Aufnahme sehr gefeiert und die fast zur gleichen Zeit (bei EMI) veröffentlichte Aufnahme mit Perlmann/Giulini wurde als "veraltet" und "süsslich" abqualifiziert. (Fono Forum ???)


    Dennoch hatte die Aufnahme auch zahlreiche Gegner....


    Die Menuhin -Aufnahme (ich kenne nur diese eine) unter Otto Klempererer verwendet die Kreisler Kadenzen.


    Das trifft auch für die Aufnahme Zino Francescatti/Bruno Walter zu.
    Sony /CBS (diese Information entnahm ich dem Internet - die CD gibt keinen Aufschluß darüber , zumindest nicht in der mir zur Verfügung stehenden Veröffentlichung.



    Dann gibt es ferner die Heifetz Aufnahme unter Charles Munch für RCA-Victor.


    Im ersten Satz spielt Heifetz eine Cadenz von Joachim, die er abgeändert hat (Joachim-Heifetz), im dritten einen selbst adaptierte von Auer (Auer-Heifetz)


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Sagitt meint:


    Kürzlich sah und hörte ich das Beethoven-Konzert ( bei Arte) mit concerto cölln und dem französischen Geiger Capucon. Das concerto cölln spielte, wie es überwiegend spielt, frisch, bis zur Grenze der Rauheit. Gegenüber den Versionen, die den ersten Satz mit bis zum 23 Minuten dehnen, eine gut anhörbare Alternative, deutlich von Brüggen so praktiziert, in dieRichtung gehend Gardiner.Ich kann dieser Version einiges abgewinnen. Sie ist weniger gefühlig, aber betont den dramatischen Beethoven und die Nähe zu solchen Werken Appassionata op. 57, fünfte Sinfonie op. 67.
    Der Geiger geigte mit viel Inbrunst. Er ist sicher sehr gut. Aber die Konkurrenz ist eben auch erdrückend. Da wird es jedem Geiger schwer fallen, als hervorragend charakterisiert zu werden. Besser als Oistrakh, Szeryng oder Heifetz ? Das war Capucon sicher nicht.


    Quasi P.S. Ich freue mich, dass die hervorragende Aufnahme mit Frank Peter Zimmermann im Forum viel Beachtung findet. Zimmermann hat eine Meisterleistung abgeliefert und kann bei denen " mitspielen", die ich eben erwähnte.

  • Zitat

    Original von Pius
    Op.61 als Klavierkonzert kenne ich noch gar nicht. Ist das überhaupt kennenlernenswert, und wenn ja, welche CD ist empfehlenswert?


    Hallo Pius,


    Beethoven widmete sein Violinkonzert op. 61 seinem Freund Stephan von Breuning, dessen Frau erhielt eine Version für Klavier (op. 61a), die vielleicht von Beethoven selbst, womöglich aber unter seiner Leitung adaptiert wurde.


    Ob's kennenlernenswert ist, mußt Du selbst entscheiden ;) . Mir persönlich reicht es vollkommen, wenn's das Werk mit der Violine gäbe, da sie imo zum Orchestersatz erheblich besser paßt als das Klavier, aber das kann natürlich auch gewohnheitsmäßig gefärbt sein.


    Zum Kennenlernen würde ich



    empfehlen.


    1. Gibt's ein schönes Tripelkonzert dazu ;) und
    2. schätze ich Drahos' feinsinniges Dirigat bei Beethoven sehr.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    also wenn ich jetzt nichts überlesen habe, fehlt mir hier noch eine Aufnahme:



    Beethoven - Violinkonzert op.61
    Bernstein - Serenade für Violine, Streicher, Harfe und Percussion

    Hilary Hahn
    Baltimore Symphony Orchestra
    David Zinman



    IMO ein sehr elegantes Spiel - leicht und beschwingt.
    Ich weiß, dass ich sicher nicht ganz unbefangen von dem Spiel Hahns bin, aber eine Erwähnung ist sie hier absolut wert :D


    Mich dürstet auch nicht nach einer anderen Interpretation. Diese genügt (ich sage lieber noch dazu: erstmal - man kann nie wissen...).



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Die bedeutendste Interpration hinsichtlich Klangqualität und musikhistorischer Bedeutung fehlt hier mal wieder :rolleyes: ;)


    Symposium Records CD 1141


    Josef Wolfsthal (1899-1931), Berlin Philharmonic Orchestra cond. Manfred Gurlitt – Violin Concerto Op.61 in D major – Beethoven (Cadenzas – Joachim) – 1928 (prob.) – Polydor 1534 1535½ 1536 1537 1538 1547½ 1548½ 1549 1550 1551 Bm I – CD 1141



    Leider gibt es kein Bild des Covers. Erstaunlich guter Klang für das Alter, weitab von HIP, überhaupt nicht sachlich, sondern romantisch-virtuos. Höre ich als Alternative zu Hilary Hahn 8)

  • Es gibt eine ganze tolle DVD von Perlman, der zu seinem 60. Geburstag dieses Konzert mit Daniel Barenboim und den Berliner Philharmonikern eingespielt hat. Dies ist für mich die Referenzaufnahme. Im Gegensatz zu Schneiderhan spielt Perlman meiner Meinung nach im Finale mit mehr Kraft, Energie und vor allem Ausdruck. Wenn ich ihn spielen sehe, reißt es mich jedes mal vom Hocker - die DVD ist ein must have! Das geringfügig schnellere Tempo im Finale als bei Schneiderhan passt mir auch besser.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

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  • Hallo, Norbert!



    Genau diese Aufnahme habe ich jetzt. =)
    Mir ist nun der wahre Sinn von Beethovens op. 61 offenbar ;) - und ich habe ein neues Lieblings-D-dur-Klavierkonzert (sorry, Mozart) ...


    Und die Violinsonaten wären für Klavier solo bestimmt auch besser... :stumm:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo, liebe Taminos und Paminas,


    einmal wurde sie in diesem thread schon erwähnt: die Einspielung mit Zehetmair und dem Orchestra of the 18th century unter Leitung von Frans Brüggen.



    Ich besitze sie schon länger, höre sie aber erst jetzt. Ich sage mit Spocks Worten: "Faszinierend". Ich habe mir noch keine Meinung gebildet, habe aber schon lange keine so interessante Einspielung gehört. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich sie in der nächsten zeit noch oft und gern hören werde.


    Weiß jemand, ob es eine Aufnahme gibt, in der Klemperer den Orchesterpart dirigiert?


    Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew,


    gibt es. Sogar (mindestens) zwei:



    (die habe ich allerdings leider lange nicht mehr gehört und kann dazu nichts schreiben)



    (Mono, die Aufnahme kenne ich gar nicht)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Andrew


    Weiß jemand, ob es eine Aufnahme gibt, in der Klemperer den Orchesterpart dirigiert?


    Salut,


    ich wusste es nicht, dachte es mir aber:


    Szeryng:


    3028478.jpg


    Menuhin:


    6470575.jpg


    :hello:


    Norbert war schneller... ich werde alt. :wacky:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    Neben Oistrach, finde ich die schon einige Zeitlang zuvor empfohlene Aufnahme mit Heifetz und Munch einfach große Klasse. Der Ton ist so sauber und das Konzert zieht sich wie auf eine Perlenschnur gereiht. Das Tempo zwar energisch und zügig, aber immer frisch. Dazu war ich von der guten Tonqualität einfach verblüfft.


    Außerdem empfehlenswert: Fritz Kreisler und Barbirolli, der das London Philarmonic Orchestra dirigiert. Sein Spiel ist wie immer so lyrisch und herzergreifend.
    Z.B. hier:


    Viele Grüße,
    Daniel :hello:

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  • Sagitt meint:


    Zinman hat vor Jahren eine Aufnahme der Beethoven-Sinfonien gemacht, die für Aufsehen sorgte und fängt nun an, Konzerte einzuspielen, u.a. Es-Dur-Konzert, das Tripel-konzert und auch das Violinkonzert mit Christian Tetzlaff, für diese die zweite Einspielung nach einer mit Gielen. Ich erwähne Zinman in der Überschrift, weil Tetzlaff nicht das Ereignis dieser Aufnahme ist. Er ist sicher ein guter Geiger, aber es gibt so viele, die das auch können, nicht nur die grossen alten, sondern Hahn,Kennedy,Mullova, Zimmermann, Zehetmair, ich habe sich welche vergessen.
    Aber der Orchesterpart von Zinman ist hochinteressant gestaltet. So wie Gardiner oder Frans Brüggen nimmt er das Konzert nicht verträumt romantisierend, sondern unterstreicht die dramatischen Aspekte, die Pauke ist immer gut hörbar. Vom Orchester her sicher eine der besten Aufnahmen dieses Konzerts.

  • Hallo sagit,


    David Zinman hat das Beethoven-Violinkonzert ja auch schon mit H.Hahn aufgenommen.
    Ich glaube nicht, dass sein Orchesterpart so sehr viel anders sein wird als mit Tetzlaff.
    Die CD ist sicher auch ein guter Tipp:

    ------------------


    :yes: Meine schon 2005 vorgestellte Aufnahme mit Zino Francescatti / Colubia SO / Bruno Walter auf CBS (CD) favorisiere ich nicht nur wegen des hervorragenden Solisten, sondern auch wegen den von Dir erwähnten Punkten das Orchesterspiel unter B.Walter betreffend - "unterstreicht die dramatischen Aspekte, die Pauke ist immer gut hörbar" .

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von teleton
    Hallo sagit,


    David Zinman hat das Beethoven-Violinkonzert ja auch schon mit H.Hahn aufgenommen.
    Ich glaube nicht, dass sein Orchesterpart so sehr viel anders sein wird als mit Tetzlaff.


    Ich glaube schon ;) , obwohl ich die neue Aufnahme mit Tetzlaff nicht kenne.


    Mit Hilary Hahn genehmigt sich Zinman recht konventionelle Tempi: 24'25'', 09'47'' und 09'43'' (mit den Kreisler-Kadenzen). Das ist nicht wesentlich schneller als Klemperer/ Menuhin: 24'23', 10'23'' und 10'07''. So wie ich das mit bekommen habe, realisiert Zinman mit Tetzlaff erheblich mehr die Metronomangaben Beethovens.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert


    Ich glaube schon ;) , obwohl ich die neue Aufnahme mit Tetzlaff nicht kenne.


    Mit Hilary Hahn genehmigt sich Zinman recht konventionelle Tempi: 24'25'', 09'47'' und 09'43'' (mit den Kreisler-Kadenzen). Das ist nicht wesentlich schneller als Klemperer/ Menuhin: 24'23', 10'23'' und 10'07''. So wie ich das mit bekommen habe, realisiert Zinman mit Tetzlaff erheblich mehr die Metronomangaben Beethovens.


    Nur zur Ergänzung: Es gibt (leider) keine originalen Metronomangaben Beethovens für das Konzert, nur von Czerny (und Vorschläge von Kolisch). Die Intuition, dass gemäß dieser Vorschläge, die beiden ersten Sätze häufig unterträglich verschleppt werden, ist allerdings korrekt :D


    (ich verzichte trotzdem erstmal, da ich Tetzlaff/Gielen habe und das Konzert eh nicht sehr mag; ein Spieldauer von deutlich unter 20 min im Kopfsatz könnte mich vielleicht reizen...)

    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Die Aufnahme mit Zinmann/Tetzlaff bleibt im Kopfsatz nicht unter 20 Minuten, dafür aber ist Tetzlaffs Kadenz nach der Kadenz Beethovens der Klavierbearbeitung ausgesprochen ausführlich (mit Pauke und nicht mit Klavier, wie bei Kremer/Harnoncourt).


    Zinmann und Tetzlaff kommen also an bei


    1. 22:47
    2. 8:51
    3. 9:10


    Man bedenke, wie wenig die reinen Tempoangabe sagen. Für mich ist es eine der beglückendsten Aufnahmen des Konzertes, die ich kenne. Und das nicht nur wegen dem fantastischen Orchesterpart unter Zinmanns Leitung, sondern auch wegen des exzellenten, völlig selbstlosen Violinspiel von Christian Tetzlaff, der von der Plattenindustrie nach wie vor nicht so beachtet wird, wie es ihm gebührte (alles natürlich IMHO).


    Mir hat die Aufnahme jedenfalls nachdrücklich Lust auf die Klavierkonzerte mit Bronfmann/Zinmann und die Tripelkonzert-Aufnahme gemacht....


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

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  • Hallo


    Im Gegensatz zu Johannes Roehl gehört dieses Konzert zum eisernen Bestand meiner Lieblinge. Vielleicht habe ich es gerade deshalb schon längere Zeit nicht gehört - WEnn - dann aber muß eine neue Interpretation her - und dann werden auch alle "alten wieder hervorgeholt - und das sind bei mir eine ganze Menge.


    Für jene, die meinen Zeitangaben bei den einzelnen Sätzen hätten Aussagekraft:


    Allegro, ma non troppo 22:47
    Larghetto 8:51
    Rondo 9:10


    Auf mich macht die Aufnahme einen straffen - aber keineswegs gehetzten Eindruck (die langsameren Aufnahmen können jedoch voll bestehen) mit sehr interessanten Pauken


    Tetzlaff vermeidet die oft gespielten Kreisler Kadenzen, die er (siehe Beiheft) als "Fremdkörper" sieht. (über dieses Thema können wir mal an anderer Stelle im Forum ausführlich diskutieren)


    Wie schon einst Schneiderhan nimmt auch Tetzlaff Beethovens Kadenzen der Klavierfassung dieses Konzerts uind arbeitet sie für die Violine um - kommt aber interessanterweise dennoch zu einem anderen Ergebnis.


    An anderer Stelle im Forum wurde Tetzlaffs Leistung bei dieser Aufnahme ein wenig relativiert. Das möchte ich so gut ich kann abschwächen: Tetzlaff bietet eine sehr gute Leistung, die sich hinter kaum einer anderen Aufnahme verstecken braucht - persönliche Präferenzen (meine heißt Schneiderhan) hat sowieso jeder.
    Vielleicht sollte man noch erwähnen, daß Tetzlaff eine Geige von Peter Greiner spielt - also ein modernes Instrument - das sich vor historischen Instrumenten nicht zu verstecken braucht. (Auf dieser Aufnahme ist das Instrument wesentlich natürlicher aufgenommen, als auf einer mir zur Verfügung stehenden Aufhnahme eines anderen Labels.)
    Die Aufnahmer wurde in der Tonhalle Zürich gemacht - Akustik und auch Tontechnik sind IMO superb.


    die Aufnahme wäre IMO durchaus den Vollpreis wert - ist aber eine Budget-CD. - Zugreifen


    mfg
    aus Wien
    Alfred


    EDIT: Claus Huths Beitrag war noch nicht geschrieben als ich meinen begann - ich kannte ihn also nicht.....
    möchte das mit der "beglückenden Aufnahme" aber unterstreichen !!

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Hallo Johannes,


    die Information bezüglich der nicht existerenden Metornomangaben finde ich sehr interessant.


    Ich gestehe, daß ich dem Dikatat des Metronoms, das Zinman bei den Sinfonien bis aufs Äußerste ausgereízt hatte, nie meine alleinige Priorität einräumen konnte und wollte.


    Der Geist, der Gehalt der Metronomangaben hat mich stets fasziniert. Den allerdings habe ich mehr als deutlich bei den Leibowitz-Einspielungen der Sinfonien gespürt-und dieser hat mich stets fasziniert.


    Auch ich mag, im Gegensatz zu Johannes, als zusätzliche Facette sehr das Konzert mit Gielen und Tetzlaff.


    Interessant scheint mir für den Moment der Vergleich der Tempoangaben, wenngleich der direkte Vergleich a weng hinkt, weil Gielen/Tetzlaff nach der Urfassung des Klavierkonzerts gehen: 22'52'', 07'37'' und 09'09''.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    eine interessante Variante hörte ich dieser Tage und zwar die von Mikhail Pletnev arrangierte und dirigierte sowie von Michael Collins gespielte DG-Aufnahme von op.61 für Klarinette und Orchester.
    Klang der 1.Satz noch etwas fremd,so steigerte sich das Wohlbefinden zusehends und der schnelle 3.Satz hörte sich an,als ob er für die Klarinette komponiert worden wäre.


    Abends zuhause dann die Originalfassung eingelegt und letztlich zur Überzeugung gelangt:Violinkonzert bleibt Violinkonzert.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von Norbert


    die Information bezüglich der nicht existerenden Metornomangaben finde ich sehr interessant.


    Meines Wissens gibt es Metronomziffern von eigener Hand für die folgenden Werke: alle Sinfonien, Quartette 1-11, die Sonate op. 106 und noch ein paar weniger wichtige Stücke, u.a. das Septett.
    IIRC gibt Czerny für den Kopfsatz 120 oder 126 für Viertel, jemand wie Heifetz ist da ziemlich nah dran. Beim Larghetto weiß ich es nicht genau, aber das ist ziemlich sicher schneller gedacht als häufig gespielt (larghetto entsprach eher andante als adagio oder largo), beim Rondo dürfte es kaum Unterschiede geben. Kolisch hat dagegen AFAIK sogar behauptet, der Kopfstatz müsse eher "in 2" genommen werden und schlug ca. 69-76 für Halbe [!] vor (man stelle sich eine sehr schnelle Interpretation der ersten Sätze des 3. oder 5. Klavierkonzertes vor), ich würde das wirklich gerne mal so hören, aber die Musiker scheinen nicht recht dranzuwollen. Viele sind wohl der Ansicht, dass Kopfsatz des Violin- und des 4. Klavierkonzerts ähnliches Tempo haben sollten. Ich bin der Ansicht, das Violinkonzert sollte merklich schneller sein! 1. ist allegro ma non troppo bei Beethoven schneller als allegro moderato und 2. hat Kolisch m.E. recht, wenn er meint, dass der Grundpuls im VK, i eher durch die Halben gegeben wird (ein weiterer Punkt ist, dass die Violine nie schnellere Noten als 16tel hat), während im G-Dur-Konzert das nicht der Fall ist.


    Zitat


    Ich gestehe, daß ich dem Dikatat des Metronoms, das Zinman bei den Sinfonien bis aufs Äußerste ausgereízt hatte, nie meine alleinige Priorität einräumen konnte und wollte.


    Der Geist, der Gehalt der Metronomangaben hat mich stets fasziniert. Den allerdings habe ich mehr als deutlich bei den Leibowitz-Einspielungen der Sinfonien gespürt-und dieser hat mich stets fasziniert.


    Ja, ich finde auch, dass Leibowitz, Gielen u.a. überzeugender sind als Zinman. Der ist bei Stücken wie 1,2 und 4 hörenswert, aber sonst teils sehr leichtgewichtig.


    Zitat


    Auch ich mag, im Gegensatz zu Johannes, als zusätzliche Facette sehr das Konzert mit Gielen und Tetzlaff.


    Ich mag diese Aufnahme durchaus, aber das Konzert selber ist halt kein Favorit von mir.


    Zitat

    Interessant scheint mir für den Moment der Vergleich der Tempoangaben, wenngleich der direkte Vergleich a weng hinkt, weil Gielen/Tetzlaff nach der Urfassung des Klavierkonzerts gehen: 22'52'', 07'37'' und 09'09''.


    Das verstehe ich jetzt nicht? Auf mit Gielen spielt Tetzlaff ein Arrangement der monströsen Kadenz der Klavierfassung im Kopfsatz; das dürfte der einzige Unterschied zu anderen Geigern sein, oder? Diese Kadenz (ich habe es gestern abend nochmal gehört) ist extrem lang (fast 5 min). Wenn man vergleichen will, muß man daher entweder mit einem Metronom das tatsächliche Tempo bestimmen, oder z.B: die Spieldauern nur der Exposition oder des Satz bis zur Kadenz vergleichen o.ä.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Wir möchten was die Interpretation angeht, Andrew beipflichten. :yes: Auch uns gefällt die Aufnahme mit Zehetmair und dem 18th Century Orchestra unter Brüggen bis anhin am besten.



    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

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  • Hallo Johannes,


    gemeint war folgendes: Tempoangaben lassen sich schlecht miteinander vergleichen, wenn ein Violinist Kreisler-Kadenzen spielt und der nächste Beethovens Kadenzen für die Klaviertranskription verwendet.


    Du hast vollkommen richtig beschrieben, wie man die Tempi richtig vergleichen kann.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Romeo und Julia,


    vor etwa einem Vierteljahr habe ich diese CD entdeckt, die schon seit längerem in meinem Besitz ist, die ich aber noch nicht wirklich gehört hatte. Ich habe seitdem wirklich schöne Aufnahmen des Violinkonzertes gehört (u.a. Stern, Perlman), kehre aber immer wieder zu der auch von Euch gelobten Einspielung zurück und habe sie nun sehr oft abgespielt.


    Schon bei den ersten Takten fasziniert mich diese Aufnahme, das herrliche Zusammenspiel von Solist und Orchester (nicht als Kulisse für den Solisten, sondern in wirklicher Gemeinschaft), die Abwesenheit alles Pompösen, die Klarheit und Feinfühligkeit, mit der hier musiziert wird, keineswegs ätherisch und erhaben, sondern kraftvoll und lebendig.


    Leider kann ich immer schwer in klare Begrifflichkeit fassen, warum mir etwas gut gefällt. Die Fachleute sind nachsichtig, und verstehn, wie es gemeint ist.


    Manches an dieser Aufnahme wirkt etwas fremd und erlaubt dadurch ein ganz neues Hinhören. Manches erinnert mich an sehr viel spätere Violinkonzerte, bzw. muss es wohl heißen, das spätere Musik etwas aus diesem Konzert aufnimmt und weiter gestaltet.



    Mich würde interessieren, welche Hinweise die Fachleute unter uns auf den Einfluss dieses Violinkonzert auf die Violinkonzerte z.B. von Barhms, Sibelius u.a. gehabt hat.


    Auch wenn jemand nicht so sehr auf HIP steht, diese Aufnahme ist - so denke ich - auch für Liebhaber anderer Einspielungen eine gute Ergänzung.


    Mit freundlichen Grüßen nach Basel, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Meine bevorzugten Aufnahmen des Opus 61:


    Gerhard Taschner-Berliner Philharmoniker-Solti (1952),
    Ginette Neveu-SWR-Sinfonie-Orchester Rosbaud (1949),
    David Oistrach-Stockholm Festival Orchestra-Ehrling (1954).


    Zur ersten Aufnahme ist anzumerken, dass Taschner, über den ich ja im Forum einen Thread startete, einen romantischen, vor allem kraftvollen Beethoven spielt, der unter die Haut geht.


    Ginette Neveu zeigte ihre Weltklasse in diesem Live-Mitschnitt, der kurz vor ihrem Tod entstand. Eine Aufnahme, in der das Temperament der Interpretin spürbar ist.


    David Oistrachs schwedische Einspielung bietet eine gute Vergleichsmöglichkeit zur bekannteren EMI-Aufnahme, der ich die hier genannte vorziehe.


    Von den Interpreten der Gegenwart gefällt mir die Aufnahme mit Hillary Hahn am besten.


    Gruß Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Hallo Beethovenfreunde,


    David Zinmann hat mich schon mehrfach durch seinen eigenwilligen und sehr persönlichen Beethoven -Stil bei den Sinfonien und den Ouvertüren (ARTE-Doppel-CD) überrascht und das nicht immer positiv.
    An seine Interpretationen muß man sich erst gewöhnen.


    Das Beethoven-Violinkonzert habe ich mir jetzt, angeregt durch diesen Thread, auch zugelegt.
    Die dominate Rolle der Pauke in diesem Werk wir in der Aufnahme voll gewahrt - selbst in der von Tetzlaff gewählten Kadenz im ersten Satz werden die Pauken gespielt - toll !
    Die ersten Takte des Konzertes wirken schon völlig ungewohnt - da wirken die Paukenschläge zu Beginn so, wie Trommelschläge, erst wenn die Pauke im Orchester integriert ist, klingt es normal. Der Pauker hätte die Pauke nachklingen lassen müssen um einen volleren Klang zu erreichen.
    Das die Pauke immer sehr prägnant klingt wird durch die Wahl eines härteren Paukenschlägels erreicht - das ist allerdings TOP.


    Tetzlaff sieht die sonst fast immer gespielte Kreisler-Kadenz als ein Fremdkörper an. Da sich diese gewohnte Kadenz schon fast verselbstständigt hat, wird die hier verwendete Beethoven - Kadenz der Klavierfassung (von Tetzlaff für Violine umgeschrieben), für viele Hörer als ein Fremdkörper wirken - da vollkommen ungewohnt und neu.
    :)Für mein Empfinden aber Klasse gemacht und die Aufnahme gefällt mir sehr gut - wirklich eine Empfehlung wert.
    ;)Das will bei mir etwas heißen, der seit Jahrzehnten von der Francescatti-Aufnahme geprägt ist - aber diese ARTE-Neuaufnahme ist eine willkommene Bereicherung in bester, aktueller Klangqualität.


    Tetzlaff spielt das Violinkonzert nicht überromantisiert, was die Aufnahme für meine Ohren sympatisch macht und Zinmann läßt es da dramatisch krachen, wo es angebracht ist (ganz entgegen den Angaben im Textheft, in dem von einer von der Dramatik abgekehrten Sicht die Rede ist). Das Konzert wirkt durch den dramatischen Zugriff Zinmanns viel Interessanter als so mache andere Aufnahme und Aufführung die ich im Laufe der Jahre kennengelernt und gehört habe.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Auf die Empfehlungen von teleton und anderen hin habe ich heute beim Besuch des JPC Oldenburg die Tetzlaff/Zinman-Einspielung erstanden und bin restlos begeistert.
    Die Pauke ist nicht weniger begeisternd als die Violine. Die Orchesterpart ist sehr kraftvoll und vital - absolut keine reine Hintergrundkulisse. Eine runde, ausdrucksstarke und interessante Aufnahme, die ich ebenfalls nur empfehlen kann. Sie ist beschämend preisgünstig.
    Bei meinem nächsten Besuch werde ich mir mal das Tripelkonzert an Land ziehen ...
    Vielen Dank für den tollen Tipp, Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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