Natürlich Zino Francescatti. Sorry für den lapsus linguae.
LG, Bernward
Natürlich Zino Francescatti. Sorry für den lapsus linguae.
LG, Bernward
In der Tat eine beeindruckende Vorstellung. So ganz anders als gewohnt.
Nicht so straight wie Frau Mullova damals in Kiel war, viel langsamer und bei weitem nicht so gefühlsduselig, wie es Tennstedt/Kenndy seinerzeit brachten.
Sehr verinnerlicht und zart und absolut überzeugend.
Nur Bychkov hätte etwas eleganter spielen lassen sollen.
Der war wohl in Gedanken schon bei Tschaikowsky.
Gruß S.
Hallo s.bummer
genau so habe ich das auch erlebt.
Ich habe mich extra beim Dirigat und dem Orchester im Beitrag zurückgehalten. Besonders im zweiten Satz ist mir aufgefallen, das die Möglichkeiten, die das Werk bietet, nicht durch das Orchester ausgenutzt worden sind.
Im Dritten hat der Solist es aber verstanden, das Orchester mitzunehmen.
Viele Grüße Thomas
Die Spielzeiten: 24:30-10:22-10:16 (45:08);
Liebe Grüße
Willi
Alles anzeigenHm. Da braucht einem nur die 'richtige' Einspielung vor die Füße geworfen zu werden und alle Prinzipien sind beim Teufel...
:wacky: :faint:
Ludwig van Beethoven (1770-1827)
Violinkonzert D-Dur op. 61
Violinromanze Nr. 2 F-Dur op. 50
Violinromanze Nr. 1 G-Dur op. 40
Fragment des 1. Satzes des Violinkonzertes C-Dur WoO 5
Patricia Kopatchinskaja
Orchestre des Champs-Élysées
Philippe Herreweghe
Leider ist dem Booklet nicht zu entnehmen, auf welchem Instrument die Dame spielt Einziger Hinweis auf dem Cover: Patricia Kopatchinskaja and the Orchestre des Champs-Élysées play on period Instruments.
Meistens spielt sie mit wohl dosiertem, sehr wenigem Vibrato, oftmals regelrecht schroff, wenn es musikalisch passt und dann von einem Augenblick auf den anderen wieder so himmlisch weich und süß, daß man diese Einspielung einfach lieben muss! Ganz erstaunlich ist eine Stelle in der Durchführung des 1. Satzes von op. 61 (hier etwa beginnend ab 12'00): man kann die Geigentöne vor dem Hintergrund der unheimlichen und düsteren Blechbläser nur noch erahnen, ist sich aber sicher, daß sie da sind.
Das Besondere an dieser Einspielung ist wohl auch die Kadenz zum ersten Satz: Hier wird die sogenannte Paukenkadenz in einer Adaption für die Violine durch die Künstlerin höchstselbst gegeben. Zu diesem Zweck war es erforderlich, die Violinstimme teilweise mehrkanalig aufzunehmen, denn das, was man hört, ist auf einer Violine zur selben Zeit nicht spielbar. Hier werden also zwei Spuren gemischt - diese nicht gerade neue Technik scheint derzeit ein Revival zu erleben, z.B. auch bei Bryn Terfel, der in der Scena ultima von Mozarts Don Giovanni alle drei Sänger selbst singt (Album: Bad Boys). Das Ergebnis jedenfalls ist in beiden Fällen faszinierend und macht regelrecht süchtig.
Der zweite Satz ist ein regelrechter Himmelsgesang und das Finale weist hier (was mir völlig neu ist) geheimnisvoll-düster unterwanderte Passagen auf.
Das Orchester besteht aus 10 ersten und 9 zweiten Violinen, 7 Violen, 6 Violoncelli, 5 Contrebässen, einer Flöte, 2 Oboen, 2 Clarinetten, 2 Fagöttern, je zwei Hörner und Trompeten und Pauken und spielt unter Herreweghes Leitung sehr angenehm: wunderbare Piani, akzentuierte Sforzati, leicht romantisch angehaucht, ohne gleich kitschig zu sein.
Man sollte diese CD unbedingt haben, denn auch die beiden Romanzen sind immer wieder sehr beglückend und das fragmentarisch eingespielte Violinkonzert WoO 5 darf man auch ruhig kennenlernen und sich darüber ärgern, daß die letzten Seiten (und womöglich die Sätze 2 und 3) verloren gingen.
Bei 2001 kostet die CD z.Zt. 14,99 €.
Ulli
Ich zitiere hier mal einen leider ausgeschiedenen Schreiber.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen, super Beitrag
Sagitt meint:
In großen Abständen höre ich diese Aufnahme wieder. Beim ersten Hören gefiel sie mir gar nicht. Zu subjektiv. Zu wenig geigerisch überzeugend (der unstete Ton).
Dann sah ich das Porträt der Künstlerin, las die Interviews mit ihr.
Inzwischen verstehe ich, dass sie Gewohnheiten haßt und einen frischen Zugang einem Werk braucht. Paradox, dann eine Aufnahme zu machen. Man konserviert den frischen Zugang.
Aufgrund der Lobenshymnen diese Aufnahme wieder einmal gehört. Sie wird nicht meine.
Das Stück klingt ungewohnt, aber wird es allein deswegen überzeugend?
Ich bleibe bei Zimmermann und Tate.
seltsamerweise wurde in diesem Faden noch nicht erwähnt, dass Isabelle Faust ein zweites Mal das Beethoven-Violinkonzert eingespielt hat, nämlich mit Claudio Abbado und dem Orchestra Mozart, eine - wie ich finde - unerlässliche CD wegen des überragenden Dirigats beim gekoppelten Violin-Konzert von Alben Berg.
Ich muss gestehen, dass ich einfach nach dem phantastisschen Berg noch nie dazu gekommen bin, mir das Beethoven-Konzert intensiv anzuhören. Beigetragen hat auch, das mir vom Eindruck des Hörens nebenbei die frühere Aufnahme von Faust überzeugender vorkam. Wie aber hört ihr das?
Inzwischen verstehe ich, dass sie Gewohnheiten haßt und einen frischen Zugang einem Werk braucht. Paradox, dann eine Aufnahme zu machen. Man konserviert den frischen Zugang.
Ein sehr interessanter Aspekt sagitt.
Entscheidend für den Zuspruch zu dieser CD ist nach nochmaligen Hören wirklich diese raffinierte "Paukenkadenz". Außerdem bin ich dem Klangzauberer Herreweghe auf der Spur. Dies ist das zweite Mal, das er mich für ein eher ungeliebtes, sperriges Werk Beethovens begeistert.
Man muss nicht immer einer Meinung sein, im Gegenteil, es ist erfrischender, gute Gegenargumente zu lesen, dank an sagitt!
Und es meldet sich mal wieder a.b., Freude in meine bescheidene Hütte!
Und gleich mit einer raffinierten Verführung: Einerseits die Aussicht auf eine Diskussion mit Dir anderseits den "Ballast" eines quasi doppelten Werkes.
Ich hoffe, das sich noch jemand für eine Beschreibung der Faust/ Abbado-Aufnahme findet!
Herzliche Grüße Thomas
Als Anmerkung: Dieser Thread ist schon relativ alt - soll aber weiterbestehen bleiben. Demnächst werde ich jedoch einen Parallelthread starten, wo es sich ausschliesslich um die verschiedenen auf Tonträger verewigten Kadenzen zu diesem Konzert handeln soll - keine Themendopplung also, sondern nur eine Fokussierung auf einen Teilaspekt.
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred
Mir fiel irgendwann ein düsterer Unterton des Konzerts auf, mehr geheimnisvoll als bedrohlich - wie dem auch sei - hypnotisierend.
Kann ich nachvollziehen, vielleicht ist das ja durch die Intensität des Spiels der Violine ausgelöst und Herreweghe versteht es, dieses Intensive auf das Orchester zu übertragen.
Ich finde es ja spannend, daß diese Aufnahme jetzt hier so in den Fokus rückt.
Ich habe sie anno dunnemal (2009) bei einer Abendveranstaltung im Laden empfohlen, eben weil ich von dieser Frische so begeistert war (und bin). Die CD ist eine von drei Aufnahmen, die ich derzeit im Sortiment führe...
Damals beschrieb ich die CD übrigens ungefähr so: "Die Interpretation ist - ich weiß nicht, ob man dieses Wort bei einer Frau verwenden kann - fast schon zickig"
An dieser Stelle sei Johannes Roehls Frage nach dem Mitschnitt der Kolisch/Leibowitz-Aufführung erneuert.
Ich bin kein unbedingter Anhänger einer strikten Exekution der Metronomzahlen Beethovens oder seiner Umgebung, finde aber gleichfalls, dass insbesondere der Kopfsatz des Violinkonzertes überhaupt nicht funktioniert, wenn sich die Interpreten weit von den Angaben Czernys entfernen. Selbst hochgeschätzte Musiker vermögen nicht zu überzeugen, scheitern bei einer Aufführungsdauer von 25 Minuten für den 1. Satz bereits in puncto Rhytmus und Phrasierung. Für dieses Phänomen ist mir kein wirklich gleichwertiges Äquivalent im - mindestens orchestralen - Oevre Beethovens bekannt.
In den ältesten Aufnahmen scheint man sich noch einigermassen an Czerny zu orientieren (wenigstens implizit, eine kontinuierliche Aufführungstradition dürfte unwahrscheinlich sein): Huberman, Wolfsthal, Heifetz, selbst Kreisler. Erst in den letzten Dekaden richtet man sich offenbar wieder nach diesem Weg (Zehetmair, Tetzlaff etc.). Der Czerny-Näheste bleibt seit rund 75 Jahren jedoch noch immer:
[Es dürfte auch kaum ein überzeugenderes Beethoven-Dirigat Toscaninis geben]
Inspiriert durch meinen (mittlerweile vor-)letzten Konzertbesuch und, damit zusammenhängend, das Studium dieses Threads habe ich beschlossen, mir mal wieder ein paar der sich in meinem Plattenschrank befindenden Aufnahmen von Beethovens Violinkonzert anzuhören. Und natürlich will ich nicht versäumen, im Folgenden einige Eindrücke mit Euch zu teilen.
Erstaunt stellte ich fest, daß meine derzeitige Lieblingsaufnahme offenbar hier noch keinerlei Erwähnung gefunden hat - und das, obwohl die großen Namen der Interpreten der Qualität der Einspielung in nichts nachstehen!
Violine: Henryk Szeryng
Dirigent: Bernard Haitink
Orchester: Concertgebouworkest Amsterdam
Aufnahme: Concertgebouw Amsterdam, April 1973 (Studio)
26:02 - 9:33 - 10:14
Kadenzen: Joseph Joachim
Das herausragende Alleinstellungsmerkmal dieser Aufnahme ist (natürlich) das wundervolle Spiel des musikalischen Grandseigneurs Henryk Szeryng in seiner ziemlich idealen Verbindung aus dem großen, kräftigen Strich und der liebevollen Artikulation intimer Details. Szeryngs Geigenton ist angenehmerweise recht 'körperlich', sein Vortrag gleichzeitig aber in hohem Maße lyrisch und stets durchdrungen von einer ihm höchst eigenen, geradezu anrührenden Grundmelancholie.
Formbewusstsein und klassische Phrasierung kennzeichnen allgemein Szeryngs Spiel, höchstens ein dezentes Rubato hin und wieder gestattet er sich. Dennoch, oder gerade deswegen, wirkt alles tief empfunden und nicht etwa wie das Produkt irgendwelcher romantischer Manierismen oder sonstigen Theoretisierens - nachzuhören etwa im 2. Satz oder auch in der die Durchführung des Kopfsatzes beschließenden Kantilene. Gerade letztere (meine persönliche Lieblingsstelle des Konzerts) spielt Szeryng so berührend wie kein anderer mir bekannter Geiger.
Den passenden musikalischen Teppich für Szeryngs Kunst legen Bernard Haitink und sein Concertgebouw-Orchester - in klassisch ebenmäßiger Manier, aber nie spannungsarm, sich zugunsten des Solisten in vornehmer Zurückhaltung übend. Der Streicherklang ist erfreulich wohlkonturiert, die Aufnahme selbst hinsichtlich ihrer Durchhörbarkeit wohl aber nicht mehr der Weisheit allerletzter Schluss. Etwas hallig ist sie zudem, aber das weiß das Hörvergnügen eigentlich nicht zu schmälern.
Daß ich nur mühsam verhindern konnte, einen Superlativ an den nächsten zu reihen, lässt mein Fazit evtl. vorausahnen: dies Einspielung halte ich für essentiell. Wer sich selbst ein Bild verschaffen möchte, findet die hier besprochene Aufnahme bei Youtube:
Ich wünsche viel Vergnügen!
Hallo Tobias,
schön, dass es dich noch gibt. Ich hatte so lange schon nichts mehr von dir gehört, das ich mir schon Sorgen gemacht habe.
Liebe Grüße
Willi
P.S. Henryk Szeryng hab ich als Jugendlicher vor über 50 Jahren live erlebt in der Halle Münsterland vor mehreren tausend Konzertbesuchern mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan. Da gab nach der einlkeitenden Ouvertüre Don Juan von Strausss das Brahmskonzert und nach der Pause Brahms' zweite Symphonie.
Mitte/Ende der 1970er gab es eine hr-Rundfunkproduktion mit Leon Spierer (damals Konzertmeister der Berliner Phil) als Solisten, die sich angeblich an den Kolisch-Vorschlägen orientiert hat. Ich habe die nie gehört, aber vor einigen Jahren mal beim hr angefragt; die haben sie noch im Archiv, allerdings kann man auch gegen Gebühr keine CD davon erwerben. Mir wurde damals vorgeschlagen, ich solle mir die Aufnahme in ihrem Wunschkonzert (ich weiß gar nicht, ob es das noch gibt) wünschen und mitschneiden. Das war mir dann doch zu aufwendig.
Inzwischen bin ich mit Zehetmair/Brüggen soweit zufrieden; ich finde, unabhängig vom Tempo, die marschartigen Passagen bei Brüggen beinahe zu aggressiv, aber es ist jedenfalls mal ein Kontrast zu dem üblichen lyrischen Gesäusel. Auch Tetzlaff/Gielen gefällt mir gut, so dass ich Tetzlaff/Zinman immer noch nicht gehört hat. (Insgesamt muss ich gestehen, dass mein Interesse an dem Konzert, selbst bei flüssigen Tempi, sich in Grenzen hält...)
...zurückblickend bin ich einer Meinung mit Gombert: alles, was im ersten Satz mehr Zeit beansprucht als 25 Minuten, ist nicht werkgerecht.
Artikulation und Sinn zerfällt zugunsten von romantischem Habitus.
Gehe also auch mit Johannes Roehl konform, was Zehetmair/Brüggen betrifft- und habe doch den Vorteil, dass ich einen Mitschnitt mein eigen nenne, der organischer musziert ist als er auch das miese Klangbild der Philips-CD vergessen macht.
Um Profilierung geht es den beiden nicht, auch sie benutzen die Violin/Pauken- Kadenz.
Sollte es in diesem Konzert tatsächlich um eine Liebeserklärung gehen, dann wird sie hier ausgesprochen und gesungen- aber doch nie in der Musiksprache Straussens oder Wagners. Die Beethovens genügt und es bedarf keiner "Künstlichkeiten", mehrspurig aufzunehmen.
Haben denn immer weniger Musiker und Hörer den Mut, dem zu vertrauen, was ein Beethoven anbietet?
Beethovens schlichte Sprache, so betont innerlich und abgedunkelt, sagt doch mehr als jede Überhöhung, die (hier) oft so in den Vordergrund gerückt wird.
Kaum jemand vertraut dem, was Beethoven aufschrieb.
Dabei ist dieses Konzert wie kaum ein anderes Beispiel dafür, dass man, je näher man am Notentext bleibt, der Aussage nahekommen kann- und alle romantisch gemeinten Überhöhungen dazu geneigt sind, eher Abstand zu erzeugen.
Um es vorweg zu nehmen: ich weiß nicht, was Beethoven wollte. Ich finde nur immer wieder, all das ernst zu nehmen, das er oder ihm Nahe notiert haben, bringt mehr Verständnis mit sich für das Werk als alle Klangverliebtheit und Ignoranz der Tempovorschriften zusammen.
An Sinnlichkeit und Schönheit verliert das Werk eher durch das "Auswalzen" der Tempi.
Herzliche Grüße,
Mike
...zurückblickend bin ich einer Meinung mit Gombert: alles, was im ersten Satz mehr Zeit beansprucht als 25 Minuten, ist nicht werkgerecht.
Artikulation und Sinn zerfällt zugunsten von romantischem Habitus. [...] An Sinnlichkeit und Schönheit verliert das Werk eher durch das "Auswalzen" der Tempi.
Der zweiten These würde ich glatt zustimmen, die erste lässt sich nach meinem Dafürhalten eher nicht in Granit meißeln.
Gerade heute morgen habe ich mir die als Aufmacher für diesen Thread dienende, im Folgenden aber vernachlässigt gebliebene Einspielung von Mintz / Sinopoli angehört: dieren Kopfsatz kommt mit 25:42 knapp über der magischen Grenze ins Ziel, und in der Tat hatte ich mir eine leichte Trägheit im Vortrag in mein Notizbüchlein geschrieben. Die weiter oben besprochene Szeryng-Aufnahme ist allerdings sogar noch ein paar Sekunden länger, 'funktioniert' für meinen Geschmack aber dennoch ausgezeichnet. Dies liegt an Szeryng selbt, der seinen Vortrag auch ohne irgendwelche Romantizismen mit Sinn zu erfüllen vermag - was Mintz in dem Maße eben nicht gelingt. So zumindest meine Auffassung...
Hallo Tobias,
schön, dass es dich noch gibt. Ich hatte so lange schon nichts mehr von dir gehört, das ich mir schon Sorgen gemacht habe.
Hallo Willi! Vielen Dank! Ich freue mich auch, daß ich es mal wieder geschafft habe, hier vorbeizugucken. Grund zur Sorge ist keiner gegeben: ich bin und war wohlauf, nur leider eben nicht hier. Die Vielzahl der üblichen anderen Haupt- und Nebensächlichkeiten hat mich mal wieder ferngehalten...
ZitatMelante: Dabei ist dieses Konzert wie kaum ein anderes Beispiel dafür, dass man, je näher man am Notentext bleibt, der Aussage nahekommen kann- und alle romantisch gemeinten Überhöhungen dazu geneigt sind, eher Abstand zu erzeugen.
Das ist nicht nur bei diesem Konzert wichtig, lieber Mike, sondern ich erlebe es auch immer wieder bei der Besprechung der Sonaten.
Gerade jetzt habe ich es wieder erlebt, dass ein berühmter österreichischer Pianist, der vor 33 Jahren eine m. E. der Partitur sehr entsprechende Aufnahme vorgelegt hat, die, was das Tempo und mithin auch die rhythmische Gestaltung und letztlich die Behandlung der Dynamik betrifft, seiner neueren, ca. 5 Jahre alten Aufnahme um Längen überlegen ist.
Wenn man ein Tempo zu sehr auswalzt, kann man auch, wie hier (Nr. 27 e-moll op. 90, Finalsatz) große Schwierigkeiten mit dem Rhythmus bekommen. So zerfällt die Musik in ihre Einzelbestandteile.
Liebe Grüße
Willi
Wohlan! Wenn ich sie denn schon gehört und bereits kurz erwähnt hatte, kann ich der Mintz / Sinopoli-Aufnahme auch gleich noch ein paar ausführlichere Sätze widmen, obwohl ich meinen Senf eigentlich zunächst zu einer anderen Einspielung geben wollte. Aber das läuft nicht weg, also:
25:43 - 10:29 - 9:36
Kadenzen: Fritz Kreisler
Das liegt zum einen an Sinopoli und seinem Philharmonia Orchestra, deren Vortrag immer ein Hauch Langeweile zu umwehen, stets das letzte Quentchen Innenspannung zu fehlen scheint, obwohl er temporal zwar eher auf der rechten Spur, durchaus aber noch im Rahmen des Üblichen unterwegs ist.
Zum anderen fühlt sich Shlomo Mintz' Spiel für mich ein klein wenig zu kalkuliert an, zu sehr dem Effekt verpflichtet und nicht wie das Produkt allzu tiefer Empfindung. Da scheint manche Passage ins Rührselige gezogen und mit einem unangenehm schmachtenden Unterton versehen, deren Überbetonung Mintz bei genauem Hinhören stellenweise vergisst, im Nachhinein mittels einer angemessen sorgfältigen Ausformulierung zu rechtfertigen. Oder kurz: er scheint das Gespielte zuweilen nicht tatsächlich so ernst zu meinen, wie er es gern aussehen lässt.
Das ist natürlich alles wie so oft Jammern auf recht hohem Niveau, und womöglich auch meine Exklusiv-Meinung (die Jubel-Arien etwa der Amazon-Kundschaft deuten in diese Richtung), aber unter meinen Favoriten findet sich diese Aufnahme mit Sicherheit nicht.
Das liegt zum einen an Sinopoli und seinem Philharmonia Orchestra, deren Vortrag immer ein Hauch Langeweile zu umwehen, stets das letzte Quentchen Innenspannung zu fehlen scheint, obwohl er temporal zwar eher auf der rechten Spur, durchaus aber noch im Rahmen des Üblichen unterwegs ist.
Hallo Tobias,
Deinen Beitrag finde ich besonders interessant, weil er mal nicht die hochfavorisierte Aufnahme beschreibt, sondern eine weniger Geschätzte - quasi als Kaufabschreckung. Sehr gut!
Mir fällt zum DG-Cover der CD noch etwas ein:
Die beiden Künstler schauen gemäss deiner Beschreibung offenbar genau so gelangweilt aus der Wäsche wie die Interpretation klingt.
Hallo Tobias,
Deinen Beitrag finde ich besonders interessant, weil er mal nicht die hochfavorisierte Aufnahme beschreibt, sondern eine weniger Geschätzte - quasi als Kaufabschreckung. Sehr gut !
Mir fällt zum DG-Cover der CD noch etwas ein:
Die beiden Künstler schauen gemäss deiner Beschreibung offenbar genau so gelangweilt aus der Wäsche wie die Interpretation klingt.
Jetzt, wo Du's sagst... Da könnte was dran sein! Vermutlich hat der Fotograf die Künstler beim Abhören der eigenen Aufnahme abgelichtet.
Mich hat mal wieder die Lust nach etwas vergleichendem Hören überkommen und habe mir daher vorgenommen, alle Aufnahmen von Beethovens Violinkonzert, die ich besitze, aus diesem Anlaß nochmals aufzulegen. Das schließt dann auch die mit ein, die nicht gerade meine liebsten Kinder sind... Ich freue mich jedenfalls, daß das Deinen Gefallen findet!
Vermutlich werde ich das Konzert Monate lang nicht mehr hören können, wenn ich 'durch' bin - aber das werde ich in Kauf nehmen...
Und gleich zur nächsten Einspielung! Diesmal wieder eine Aufnahme, die seit einiger Zeit eindeutig zu meinen Favoriten gehört und die hier auch schon verschiedentlich zur Sprache gekommen ist:
24:12 - 9:58 - 10:20
Kadenzen: Alfred Schnittke
Und dann Kremer: ihn habe ich überhaupt erst vor relativ kurzer Zeit kennengelernt, war aber vom ersten Moment an von seinem ultra-präsenten, engagierten Spiel begeistert. Dieses stellt per se schon ein Faszinosum dar, passt aber meiner Meinung nach in seiner Bekenntnishaftigkeit gerade zu Beethovens Musik in ganz besonderer Weise. Höchste Aufrichtigkeit, Expressivität und eine gewisse Grund-Härte zeichnen Kremers Violinspiel zu allen Zeiten aus, was seinem Vortrag jenseits aller technischen Aspekte ein ungemein aufrüttelndes Moment verleiht, dem sich zu entziehen kaum möglich erscheint. Man sollte das mal gehört haben!
Wie mehrfach schon im Thread erwähnt spielt Kremer die modernen Kadenzen Alfred Schnittkes, und offenbar im Gegensatz zu manchem meiner Vorschreiber halte ich diese für eine kunstvoll gearbeitete, hörenswerte Ergänzung des Kanons. Deren Schroffheiten können auf den ersten Blick zwar abschreckend, wenn nicht primitiv wirken, aber ich empfinde sie als durchaus erhellend und zum Werk passend.
Auch diese Einspielung ist glücklicherweise bei Youtube zu hören:
Ich schließe mich der positiven Bewertung der Kremer-Aufnahme voll und ganz an. Die Schnittke-Kadenzen gefallen mir ausgesprochen gut, ich empfinde sie überhaupt nicht als Fremdkörper. Aber ich habe generell auch nichts dagegen, wenn es etwas "schräg" klingt.
Meine zweite Lieblingsaufnahme ist diese hier:
ZitatAlles anzeigenwoka: Hallo!
Den "Geschwindigkeitsrekord" stellt wohl diese Aufnahme dar:
Mit 20:40 min im ersten Satz...
Werde ich aus Anlass dieser Diskussion mal wieder hören. Mein Schwiegervater als eingeschworener Beethovenianer hat die Aufnahme rundherum abgelehnt.
Gruß WoKa
Ich finde Heifetz/Munch herausragend. Es war die erste Aufnahme in meiner Sammlung, der bis heute viele gefolgt sind, aber es ist heute noch meine Referenz, vor Menuhin und Oistrach. Sehr gut finde ich auch Wolfgang Schneiderhan.
Liebe Grüße
Willi
Wegen der unterschiedlichen Kadenzen (und teils auch wegen Temposchwankungen unterwegs) kann man nicht einfach die Spieldauern vergleichen.
Die monströse Beethoven/Schneiderhan-Kadenz dauert etwa 5 min, während Heifetz deutlich kürzere (von Auer?) spielt. Die in #132 genannte Heifetz/Toscanini ist meiner Erinnerung nach noch etwas schneller als Heifetz/Munch (aber die Unterschiede sind nicht groß). Zehetmair/Brüggen und Tetzlaff/Gielen sind jedenfalls auch in einem sehr ähnlichen Tempobereich (und letztere ist meiner Erinnerung nach die flüssigste im larghetto, was bei Beethoven nämlich kein "largo", sondern ähnliches wie andante bedeutet), haben aber natürlich längere Spieldauern wegen der Monsterkadenz.
Wer ein Metronom hat, kann Tempi gerade beim ersten Satz auch unschwer überprüfen. Es werden ja ständig (etwa durch die Paukenschläge) Viertel markiert; man kann also sehr leicht mitzählen und dann versuchen, das Metronom passend einzustellen.
(Beim Rondo unterscheiden sich die Interpreten ja kaum im Tempo.)
Hallo!
Zur Auflockerung eine kleine Bearbeitung von Karl Jenkins:
Gruß WoKa
Isabelle Faust hat das Violinkonzert mehrfach eingespielt, gelungen sind alle Aufnahmen. Ich ziehe diese Aufnahme derjenigen mit Belohlavek und der Prager Philharmonie noch vor. Die CD wird besonders reizvoll dadurch, dass sie mal nicht die Romanzen als Lückenfüller enthält, sondern eine ebenfalls phantastische Aufnahme des Violinkonzerts von Alban Berg.
Von Interesse ist vielleicht dieser Blog-Beitrag, der das Werk und über 20 Aufnahmen bespricht: "http://www.rolf-musicblog.net/beethoven-violin-concerto-in-d-op-61/" Auch die verschiedenen Kadenzen werden dort thematisiert.
Na fein... Isabelle Faust durfte ich neulich live in einer Aufführung aller Partiten und Sonaten für Violine von J. S. Bach erleben, und ich war sehr angetan! Außerdem finde ich noch Abbado, Berg und Beethoven toll. Du darfst Dich also schuldig fühlen, meinen ohnehin schon endlosen Einkaufszettel gerade noch ein Stück verlängert zu haben.
Danke auch für Link zum Blog: ein bißchen quergelesen habe ich schon und fand das Gesehene durchaus fundiert und interessant.
Wegen der unterschiedlichen Kadenzen (und teils auch wegen Temposchwankungen unterwegs) kann man nicht einfach die Spieldauern vergleichen.
Auf den Trichter bin ich heute auch irgendwann gekommen! Das ist natürlich richtig. Endlich kann ich diese 25 Minuten-Grenze wieder vergessen!
Zur Auflockerung eine kleine Bearbeitung von Karl Jenkins
Herzallerliebst, und vor allem textlich genial!
Der Abwechslung halber will ich als nächstes wieder ein paar Worte zu einer Einspielung verlieren, die nicht unbedingt zu meinen absoluten Favoriten zählt:
Violine: Christian Tetzlaff
Dirigent: Michael Gielen
Orchester: Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden
Aufnahme: Baden-Baden, Juni 1988 (Studio)
22:52 - 7:37 - 9:09
Kadenzen: Ludwig van Beethoven (für die Klavierfassung op. 61a, Bearb.: Christian Tetzlaff)
Ein Blick auf die Spielzeiten verrät schon Gielens reichlich zügigen Ansatz, der dem Werk an sich gut zu Gesicht steht. Leider wirkt die eine oder andere Stelle jedoch wenig sorgfältig phrasiert, wie sich Gielen auch zu der einen oder anderen temporalen Inkonsistenz hinreißen lässt. Hört man die Aufnahme, mag das als übertriebene Erbsenzählerei erscheinen, aber gerade letzterer Aspekt ist mir persönlich meist sehr wichtig, so daß mein Hörvergnügen stellenweise schon geschmälert war.
Tetzlaff ist mit der flotten Gangart hörbar glücklich, geht aber mit weniger militärischem Aplomb zu Werke als sein dirigierender Kollege. Auch versäumt er nicht, die Feinheiten seiner Stimme mit viel Liebe zum Detail herauszuarbeiten. Schön und hell ist sein Geigenton, sein Vortrag ist von jugendlicher Frische geprägt, gelegentlich gar etwas hemdsärmlig daherkommend: manchen Passagen hätte tatsächlich etwas mehr 'große Geste' gutgetan.
Fazit: ein Muß ist diese Einspielung in meinen Augen nicht - die paar Taler zu investieren, die dafür üblicherweise aufgerufen werden, ist allerdings auch kein wirklich schwerer Fehler.
Der Kopfsatz der hier beschriebenen Einspielung findet sich bei YouTube:
Guten Morgen,
ich höre die hier u.a von Alfred hochgelobte Aufnahme mit Paricia Kopatchinskaja und muss schon sagen - das hat mich umgehauen - wild, dann wieder unheimlich delikat und sensibel - ich kann es garnicht fassen
Eigentlich habe ich genug Aufnahmen aber Heifetz würde mich noch interessieren - sicher ein Kontrast. Es gibt eine realtiv neue Version (2012 24Bit Mapping) :
Und die ältere als SACD - und da ich eine guten SACD Spieler habe frage ich mich ab sich die Mehrausgabe lohnt:
Was meint ihr ?
Schönen Sonntag noch,
Kalli