Habt beide vielen Dank für die ausführlichen Besprechungen, meine liegt leider immer noch nicht beendet herum, aber ich kann meine Notizen wenigstens dazu nutzen, um mich ein wenig an der Diskussion zu beteiligen. Ich will dies zunächst hinsichtlich des ersten Satzes machen, den ich grade noch einmal nachgehört habe,
Zitat Holger Kaletha
Zitatdas hört sich nicht wirklich motorisch, sondern eher ruhelos an,
ZitatDie Folge davon ist eine Tendenz zur Assimilation und Uniformität – die Themenkontraste verlieren deutlich von ihrem „Setzungs“-Charakter.
Das sehe ich auch so: aber es ist imO kein Kritikpunkt. Ein con brio darf sich auch ruhelos anhören. Ich bin einverstanden, daß es das nicht muß, aber es ruhelose-vorwärtsstrebend aufzufassen ist imO sehr überzeugend. Und die Themenkontraste ein wenig zu verschleifen halte ich ebenfalls für einen legitimen Ansatz: nimmt man den Themenkontrasten die Schärfe, ist das eine eindeutige Aussage: so unterschiedlich sie sein mögen, sie sind dem beständigen Vorwärtsdrang untergeordnet. Ein wenig langweilig und nicht optimal phrasiert ist imO de Stelle ab Takt 59, das klingt imO ein wenig belanglos.
Zitatgibt es einfach nichts mehr zu verschärfen – nicht nur zu wenig, sondern auch permanent zu viel an Dynamik kann assimilierend wirken. Dazu trägt nicht zuletzt Korsticks sehr derb knalliges Forte und Fortissimo bei. Dynamische Kontraste wollen nicht nur ausspielt, sondern auch organisch in das Ganze eingefügt werden.
Hier stimme ich Dir allerdings zu: Korstick geht beim ff mitunter zu weit, so daß ihm bisweilen die sf untergehen (z. B. Takte 283 f.), eben weil er das ff nicht mehr sauber toppen kann. Das hört sich in seinen Extremen für mich eher wie ein sehr später Beethoven an. Sehr gelungen ist aber der Ausbruch Takte 313 ff.
ZitatKorsticks Lautheit dagegen ist im Ton eher tonlos hart und hässlich; seine Sforzato-Gestik hat etwas doch sehr bäuerlich Grobes, neigt zum Lärmenden, wodurch sich das Laute allein durch seine Lautstärke in den Vordergrund spielt. Das führt zu einer Rauhigkeit des Klangbildes, einer Unausgewogenheit,
Das harte ff gehört natürlich zur Konzeption und hat bereits einige Kritiker auf den Plan gerufen. Ich würde es allerdings als "extrem", nicht als "bäuerlich-grob" umschreiben. Letzere Formulierung impliziert nämlich, daß er es nicht anders kann. Das sehe ich aber ganz anders: es ist sein Spielkonzept.
Im Largo sehe einen leichten Mangel an schönen Phrasierungen (Holger, Du hattest, es fehlende organische Rundungen genannt, glaube ich), es fällt ihm an einigen Stellen fast auseinander.
Ich komme allerdings zu dem Schluß, daß mich fast schon gewundert hätte, wenn, Dir lieber Holger, der Ansatz von Korstick gefallen hätte, dessen Hören doch so von ABM geprägt ist
Zu den anderen Teilen tauschen wir uns sicher noch später aus, jetzt geht es erst einmal ab in die Sonne.
Herzliche Sonntagsgrüße
Jörn