Cembalowerke (solo) des 17. und 18 Jahrhunderts

  • Nun ja, ich sammle nicht unbedingt Cembalomusik, aber in der nebenstehenden Box sind auch Werke für das Cembalo (und natürlich die Orgel) dieses wichtigen Komponisten enthalten. Spiritus rector dieser Box ist der Cembalist und Organist Roberto Loreggian, der Frescobaldis für Generationen stilbildende Werke auf mehreren Nachbauten italienischer Cembalo-Bauer eingespielt hat. Wer das Instrument und die Komponisten der Renaissance und Frühbarock liebt, müsste hier auf seine Kosten kommen...

    :hello:

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    MUSIKWANDERER

  • Hier nun eine besonders klangschöne Aufnahme mit Werken des Rameau-Schülers Claude Balbastre (17724-1799).

    Durch Rameaus Vermittlung gelangte er zu angesehenen Posten. Er war Komponist, Organist (und Experte für Orgeln), Cembalist und zeitweise Musiklehrer von Maria Antoinette. Er war bei seinen Konzerten (auch an der Orgel in der Kirche) immer auf plakative Wirkung aus und erreichte stets sein Publikum.

    Natürlich hat ihn auch der hier immer wieder genannte englische Musikreisende Charles Burney gehört und bekam sogar eine Einladung zu Balbastra nach Hause.

    Dort zeigte Balbatre ihm ein besonders aufwändiges Cembalo von Ruckers mit "delikatem" aber nicht kräftigem Klang.

    Balbastre besaß übrigens insgesamt mindestens 7 Cembali von den führenden Herstellern seiner Zeit.

    Zur Zeit der französischen Revolution gelang es ihm (scheinbar) die Fronten zu wechseln und er verdiente seinen Unterhalt mit "revolutionären" Kompositionen. Dafür durfte er seinen Posten als Organist von Notre Dame behalten, die zum "Tempel der Wahrheit" umbenannt worden war, wo er nun Revolutionshymnen und Ähnliches spielte.

    Die vorliegende CD ist an Klangschönheit und Eingängigkeit kaum zu überbieten - Unterhaltungsmusik des Rokoko ...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der hier gezeigte österreichische Komponist GOTTLIEB Muffat (1690-1770) ist einer der Söhne von Georg Muffat

    Eigentlich gab es bereits den Versuch einen Thread über ihn zu starten,


    Gottlieb Muffat (1690 -1770)


    aber nachdem ich die gezeigte CD mit Cembalowerken ("Componimenti Musicali") soeben erneut gehört habe ist der Vegleich mit dem eben gehörten Claudio Balabastre naheliegend und gehört somit auch hierher.

    Sofort nach den ersten Tönen wird auch dem Laien der Unterschied zwischen den Beiden klar:

    Gottlieb Muffat schreibt keinen eleganten, leicht parfümierten Stil mit vordergründigen Effekten, seine Musik ist , obgleich gut anhörbar und einfallsreich, etwas "gelehrter" und "tiefgründiger", trotz zahlreicher temperamentvoller Stellen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der kanadische Cembalist Kenneth Gilbert (*1931) spielt kleine Präludien des grossen Johann Sebastian Bach (1685-1750)

    Es ist eine der historischen Aufführungspraxis verpflichtete Einspielung.


    Kleine Präludien aus dem Klavierbüchlein für Wilhelm Friedemann Bach BWV 924 - BWV 930 (ohne BWV 925)


    6 Kleine Präludien BWV 933 - BWV 938


    Kleine Präludien aus der Sammlung Johann Peter Kellner BWV 939 - BWV 943, BWV 999


    Präludium, Fuge und Allegro BWV 998


    Präludium & Fughetta BWV 902


    Präludium & Fughetta BWV 901


    Fantasie und Fuge BWV 904


    "Klein" bezieht sich auf die Länge der Stücke, die Bach für den Unterricht seiner Söhne komponiert hatte. Im Booklet erfährt man, dass er sie während der Unterrichtsstunde zu Papier brachte, um spieltechnische Probleme in den Übungsstücken dieser Präludien zu verpacken.


    Die vier letzten Tracks wird man aus anderen Zusammenhängen kennen. BWV 998 wird auch auf der Laute. gespielt. BWV 901 und BWV 902 sind die Urfassungen von Präludien und Fugen, die in Theil 2 des Wohltemperierten Claviers Aufnahme fanden. BWV 904 ist zwei- bis sechsstimmig angelegt und bildet den krönenden Abschluss meiner Empfehlung.


    Die Aufnahme-Jahr ist 1984. Das Instrument stammt aus dem Jahr 1671, Werkstatt von Jan Couchet in Antwerpen. (Sammlung des Interpreten). Es sind im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Restaurationen durchgeführt worden, die im Booklet erwähnt sind. Wer für Temperatur der Stimmung 392 Hz verantwortlich zeichnet ist auch erwähnt: Hubert Bédard.


    Cembalomusik hört man leise. Alfred Schmidt hat es bereits in einem seiner Beiträge erwähnt.

    Deshalb den Regler auf leise zurückdrehen. Das Cembalo dieser Aufnahme besitzt auch bei leiser Lautstärke einen voluminösen Klang. Die Bässe der linken Hand lassen keine Wünsche offen. Der Tontechniker hat vorbildlich gearbeitet. Es erklingt kein zirpender Kasten wie in anderen Aufnahmen. Es ist eine Freude dem Spiel Kenneth Gilberts zuzuhören. Beim Werbepartner hat es noch antiquarische Exemplare. Wer sie ersteht, wird nicht enttäuscht werden.



    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ebenfalls hat Kenneth Gilbert die bachschen Inventionen und Sinfonien BWV 722-801 aufgenommen. Es kommt das gleiche Cembalo zum Einsatz wie dasjenige in meinem Beitrag 34 beschriebene.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Auf 29 in Worten neunundzwanzig CDs sind Solo-Cembalo-Werke von elf französischen Komponisten des Barocks in dieser Box des Labels Brilliant classics enthalten. Die Aufnahmen entstanden zwischen 2005 bis 2015 in Eigenproduktion. Was auch gleich auf der Rückseite steht: Es sind Nachbauten historischer Instrumente. Die Aufnahmen sind einzeln erhältlich. Doch zu diesem Preis lohnt die Anschaffung dieses Brockens, wenn man sich mit diesem Repertoire auseinandersetzen möchte. Die Sternebewertungen und Urteile beim Werbepartner sind durchwegs auf höchstem Niveau. Zwei Aufnahmen wurden bereits von Alfred Schmidt in den Beiträgen 28 und 29 erwähnt. Verdienstvoll von den Label-Verantwortlichen ist es allemal, dieses Repertoire auf Tonträgern zu veröffentlichen.


    Jean Henri d'Anglebert

    Jacques Champion de Chambonnières

    Gaspard Le Roux

    Louis-Nicolas Clérambault

    Louis Marchand

    François Couperin

    Antoine Forqueray

    Jean Baptiste Forquerqay

    Jean Philippe Rameau

    Joseph-Nicolas-Pancrace Royer

    Jacques Duphly


    Eine gänzliche andere Tonsprache als sie in meiner Empfehlung der bachschen Cembalo-Werken zu hören ist. Verspielt, ornamentierter, ein gewisser Prunk ist auszumachen, tänzerisch. Es bestehen durchaus Unterschiede zwischen den Komponisten. Es würde zu weit führen, sie hier zu erläutern. Die Aufnahmen sind chronologisch angeordnet und umfassen 120 Jahre Musikgeschichte.


    10 Seiten umfasst der Booklettext in englischer Sprache. Es sind kurze Beschreibungen der Komponisten. Auf den Kartonhüllen sind die Tracks angegeben und die Information zum Instrument.


    Pieter-Jan Belder, Francesco Cera, Michael Borgstede, Yago Mahúgo und Franz Silvestri sind die Interpreten.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Es ist mir ein Rätsel,wie ich diese CD so lange übersehen konnte, Händel auf dem Höhepunkt seines Schaffen, gibt diese Cembalosonaten 1720 im Eigenverlag heraus (Er hatte verechtigte Angst vor illegalen Drucken seiner Werke. Acht Suiten für Cembalo mit einer Spieldauer von etwa einer Stunde. Diese vergeht im Fluge, niemals kommt Langeweile auf, die Stücke sind sehr unterschiedlich und farbenfroh. Der von Bruce Kennedy 2000 in Amsterdam angefertigte Nachbau eines Instruments von Michael Mietke,Berlin ca 1700 klingt einfach superb...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • John Garth: Accompanied Keyboard Sonatas op 2 und op 4


    Genau genommen passt ja diese Doppel - CD in zweierlei Hinsicht nicht hierher:

    Zum einen werden die "Keybord Sonatas" von einem kleinen Ensemble begleitet

    Zum anderen wird als Soloinstrument nicht nur ein Cembalo eingesetzt, sondern abwechseln auch ein Pianoforte oder eine Orgel.

    Aber ich wüsste nicht wo sonst ich diese Werke vorstellen sollte. Garths Ouvre ist bedrückens klein, über sein Leben wissen wir wenig, ausser vielleich, da er mit Avison befreundet war.

    Jede der beiden Opuszahlen beinhaltet 6 Sonaten.

    Ich habe soeben op 2 gehört: Zumeist sonnig und abwechslungsreich, ein Gustostück für "Genusshörer"


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich rege an, diesen Thread weiterzuführen und zwar AUCH CDS und Komponisten hier (in diesem Falle : kurz) zu erwähnen, die an sich schon einen eigenen Thread erhalten haben. Als ich vor einigen Tagen damit beschäftigt war , den Duphly Thread zu ergänzen, stellte sich mir die Frage, welch Komponisten/Aufnahmen/Werke anderer Komponisten in meiner Sammlung sind, bzw welche es sonst noch gibt oder gab. Da ist dieser Thread - konsequent betrieben - schon sehr hilfreich. Einer speziellen Behandlung von Komponisten bzw. Werken in Spezialthreads steht indes nichts im Wege. Dieser heir ist quasi als "Appetizer" zu sehen.

    Gesagt getan:

    Ich zeige hier 3 (leider bereits gestrichene) CDs mit "Pieces de Clavecin" von Jaques Duphly



    zum Spezialthread geht es hier:


    Jaques Duphly - Komponist, Cembalist und Organist.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !