Martin Stadtfeld: Goldbergvariationen

  • Moin, Taminos!


    Gestern abend hatte ich das Vergnügen, auf einer Art musikalischer Butterfahrt den jungen Pianisten Martin Stadtfeld zu hören, der ein paar Minuten aus den Goldbergvariationen spielte. Technisch brillant, und tatsächlich stellenweise an Glenn Gould erinnernd.


    Die zum "Sonderpreis" erhältliche CD seiner Goldbergvariationen-Aufnahme habe ich mir dann doch nicht gekauft, zum einen, weil ich schon ein paar gute Aufnahmen mit dem Stück habe, und zum anderen, weil es sowieso nicht mein Lieblingsstück von Bach ist.


    Kennt jemand die Platte? Haben wir da wirklich einen neuen Glenn Gould am Start? Bringt sie neue Einsichten zum Stück? Also: Lohnt sich der Kauf?


    Gruss,


    Hendrik

  • Die "Variationen" sind ohne Zweifel gut gespielt, aber neue Einsichten in das Werk bringen sie m.e. nach nicht. Dafür erinnern sie einfach zu deutlich an Vorbilder von Gould bis Perahia.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    Ich hab mir ein wenig Zeit gelassen um den Thread nicht zu "vermiesen", aber wies schein besteht die Gefahr ja nun nicht mehr.


    Also ganz ehrlich, mir sind solche "Senkrechtstarter" immer ein wenig unheimlich. Der Eindruck den ich mir bei Besuch seines Gästebuches gemacht habe, war eher der eines Jungmädchenschwarms, als jener eines vielgelobten Interpreten.


    Natürlich stürzen sich einíge Kritiker auf jeden Jungstar und heben ihn in den Himmel. Soll sein.


    Ich jedenfalls hätte da noch einige wichtigere Interpreten der "Goldberg-Variationen" , deren Einspielungen mir persönlich wesentlich besitzenswerter erscheinen, als jene eines Unbekannten. :yes:


    Ich bin durchaus auch "Neu-gierig" ind diesem Fall jedoch eher nicht :D


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Naja, unbekannt ist er mir ja nicht - habe ihn ja live erlebt.


    Mein Eindruck war - äusserlich wie musikalisch: Ä bissl wie Glenn Gould. Die anschliessende Lektüre diverser Kritiken bestätigten mir das ja auch. UNd meine Frage ging in die Richtung: Ob ich - in Kenntnis anderer, berühmter Einspielungen - neue Erkenntnisse von der Stadtfeld-CD bekommen kann.


    Da er "nur" ein paar Ausschnitte aus den Goldbergvariationen gespielt hat (und bis dato nur dieses Werk auf CD eingespielt hat), konnte ich mich von einer möglichen Vielseitigkeit nicht überzeugen. Das Goldberggedöns hat er beeindruckend gut gespielt, aber eben ohne die Möglichkeit zum Gewinn neuer Erkenntnisse.


    Warten wirs ab. Ich bin auch kein Freund von "neuen Sternen am Himmel"...


    Gruss,


    Hendrik

  • Hallo,


    Ein kleiner Nachtrag,


    Ich wollte mich ein bisschen "umhören" (im wahrsten Sine des Wortes)
    schon wegen des "anderen" Threads über die "Goldberg-Variationen"
    und da stieß ich bei jpc auf die Stadtfeld-Variationen.


    Leider war es, im Gegensatz zu den meisten anderenInterpretationen, nicht möglich ein Sample zu hören.....


    Die "Kundenbewertungen", wie immer man sowas einschätzt, waren 2 von 5 möglichen Sternen...............................


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hochjubeln, Starruhm, Nörgeleien und Vergleiche zu lebenden oder vergangenen Größen der Musikwelt - das zeichnet nicht nur die Klassikszene aus. Es muß immer irgendwie in eine Schublade passen, so daß man darüber sehr oft die Bertrachtung auf das Wesentliche vergißt.
    So anscheinend auch hier bei Martin Stadtfeld.


    Ich finde gerade nicht, daß er ein neuer Gould ist oder wird. Darüber hinaus wäre die Art von Brendel oder Gulda wesentlich näher an der von Gould.
    Nur weil Stadtfeld ein Werk, das durch Gould Furore gemacht hat, als erste Präsentation auf dem Klassikmarkt gewählt hat (und dann bei einem Label, das u.a. auch Gould im Sortiment vertritt), macht ihn das noch lange nicht zum "Stern" oder "Nachahmer" - und sein Einbringen u.a. von Oktavverschiebungen nicht zum "Exzentriker".


    Diejenigen, die Gould gelten lassen - dessen Notentext eigentlich "Gouldberg" heißen müßte - dürfen nicht den ersten Stein werfen, weil Stadtfeld ebenfalls neue Sichtweisen und Spielansätze in der Partitur sieht.


    Sicherlich ist Stadtfelds Interpretation nicht perfekt, man hat stellenweise den Eindruck, er klammert sich an die Partitur zulasten der Flüssigkeit des Werkes, aber aus meiner Sicht zeigt er eine Möglichkeit auf, das Mammutwerk auf seine Weise zugänglicher zu machen.
    Aber: mußte man sich an Gould nicht auch erst gewöhnen ?
    Gould hat heute den Vorteil, daß seine Sichtungen über 50 Jahre auf dem Markt und bei vielen derart im Ohr verwachsen sind, daß man vielleicht nicht mehr bereit ist, das Gehörte für einen kurzen Augenblick zu vergessen, um evt. Neuerungen durch andere Interpretationen zu entdecken.


    Stadtfelds Goldbergs gehören bei mir zwar nicht zur ersten Wahl, aber trotzdem finde ich sie erfrischend im Vergleich zu unzähligen anderen.
    Auch seine weiteren Bach-Interpretationen (u.a. einige Suiten; Radiomitschnitte) sind nicht zu verachten und festigen mein Bild in puncto Bach / Stadtfeld.


    Gruß,
    Jürgen

    Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann das Recht, den Menschen zu sagen, was sie nicht hören wollen. [frei nach George Orwell]

  • Der wohl spannendste Bach seit 1955. Welch ein Einstand! Vielleicht entpuppt er sich gar nicht als GG-Epigon, sondern als dessen Weiterentwicklung? Horizonterweiterung über "Oktaven-Kosmen".


    Abwarten was noch kommt. 8)


    PS: Kann es sein, dass es um Pogorelich inzwischen erschreckend ruhig geworden ist?


    g

  • @gaspadr:


    Das wollen wir ja nun nicht hoffen, dass er ein GG-Epigon ist.
    Wäre mir auch viel zu eindimensional und ich denke das ist auch nicht sein eigener Anspruch.
    Habe gesehen das Herbst 2005 Konzertprogramm beinhaltet Mozart sowie das Klavierkonzert No.3 von Rachmaninov.


    Denke danach kann man eventuell eine erste "Wasserstandsmeldung" abgeben.


    Gruss

  • Hallo,
    ich habe Statdtfelds Goldbergvariationen vorgestern einigermaßen günstig second-hand erworben und sie gestern zum ersten Mal gehört. Ich kenne bislang nur Gould's 81-er Einspielung und finde Stadtfeld gar nicht so ähnlich. Das wird auch schon deutlich, wenn mann mal die Gesamtspieldauer (Gould ca.51 Min., Stadtfeld über 66 Min.) und die der einzelnen Variationen vergleicht. Ich meine, Statdfeld hat hier durchaus seinen eigenen Ansatz, wobei er Gould sicher ähnlicher ist als z.B. Kempff, der einzige, in dessen GV ich sonst bisher noch reingehört habe.
    Am Samstag bin ich bei Saturn in Köln - da möchte ich mir evtl. eine weitere Einspielung (Kempff, Perahia, Schirmer) kaufen. Mal sehen, wie sich Stadtfeld dann einordnen läßt.
    Gruß
    Achim

    Herzliche Grüße
    Uranus

  • Achim:


    Da der Saturn in Köln gut sortiert ist nutze die Gelegenheit und höre auch in:


    A. Schiff, Koroliov und Gawrilow (auch Gavrilov geschrieben) rein.


    Gruss

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  • im grunde bin ich schon unzufrieden mit dieser Aufnahme.
    Wunderschönes Spiel wird duch m.E. unsinnige Veränderungen zerstört.


    Meiner Meinung nach hat dies keinen künstlerichen Sinn, denn die Variationen gewinnen dadurch nichts .........!!!!!
    Sie verlieren eher noch an Schönheit.........


    Wenn Bach sein "Gott" ist warum verändert er dann seine "Schöpfung" ?


    Gruss

  • Zitat

    Original von Richard Ross

    Wenn Bach sein "Gott" ist warum verändert er dann seine "Schöpfung" ?
    Gruss


    Ich begebe mich auf dünnes Eis, da ich den theoretischen Background sicherlich nicht habe, aber es gibt zwei Punkte, die immerhin darauf schließen lassen, dass die Veränderungen nicht unsinnig sind: Die Goldbergvariationen sind für ein zweimanualiges Cembalim geschrieben und konnten möglicherweise schon zu Bachs Zeiten in verschiedenen Registerlagen gespielt werden. Zudem sind Oktavierungen nicht so ungewöhnlich und ähnlich wie Ornamentierungen bis in die Wiener Klassik ziemlich normale dramatische Stilmittel gewesen. Hoffentlich ist das Eis jetzt nicht gebrochen. Wenn ja, rettet mich mit einer Richtigstellung.


    Einen hab ich noch: Die Arie ist erst nach dem Tode JSBs (quasi am achten Tage :D ) in die Partitur aufgenommen worden, also spielt keiner die "Schöpfung"

    Gruß,
    Gerrit

  • Thorsten Mueller schrieb:


    Zitat

    Die Goldbergvariationen sind für ein zweimanualiges Cembalim geschrieben und konnten möglicherweise schon zu Bachs Zeiten in verschiedenen Registerlagen gespielt werden.


    Wo um alles in der Welt hast du denn DAS her und WAS bitte soll ein
    "Cembalim" sein, etwa ein Cymbal mit Tastatur ? Die "Aria mit Verschiedenen Veränderungen (1742), BWV 988", die so genannten
    "Goldberg-Variationen" wurden von Bach keinem bestimmtem Instrument zugeordnet: man könnte sie ebenso gut, und hat auch schon, auf der Orgel spielen. Werke in verschiedenen Registerlagen konnte man schon lange VOR Bach ab dem ausgehendenden 16. Jahrhundert problemlos interpretieren und Variationswerke in der Art der Goldberg-Variationen hatten ihre hohe Zeit in der vorbachschen Generation, etwa bei Buxtehude oder Pachelbel; insofern ist Bachs Werk ein echter "Spätling"... Die Interpretation des Werkes auf "modernen" Klavieren hat sich im allgemeinen durchgesetzt; ich persönlich bevorzuge
    andere, weniger zeitgeistige Aufnahmen, bei denen doch durch die Bank der Interpret, dann das Werk und ganz zuletzt erst der Komponist im Mittelpunkt des Geschehens steht. In dieser Abfolge sehe ich auch die Aufnahme mit Stadtfeld.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Thorsten Mueller schrieb:



    Wo um alles in der Welt hast du denn DAS her und WAS bitte soll ein
    "Cembalim" sein, etwa ein Cymbal mit Tastatur ? Die "Aria mit Verschiedenen Veränderungen (1742), BWV 988", die so genannten
    "Goldberg-Variationen" wurden von Bach keinem bestimmtem Instrument zugeordnet:


    Mir gefällt Dein Ton nicht, auch wenn ich mit einer etwas schlampigen Recherche mit dafür verantwortlich bin. Sei's drum, es war ein Clavicimbal mit zwei Manualen. Und sie sind definitiv nur für diese Art von Instrumenten (wozu wohl auch eine Orgel gehört?) geschrieben. Bach hat das Werk als einziges der Clavierübrungen persönlich zum Druck freigegeben, und zwar bei Balthasar Schmid. Titel der Originalausgabe:


    "Clavier-Übung bestehend in einer Aria mit verschiedenen Veränderungen vors Clavicimbal mit 2 Manualen. Denen Liebhabern zur Gemüths-Ergeizung (?) verfertigt von Johann Sebastian Bach ...."


    Entschuldige meine Unwissenheit, meine schlampige Recherche, vielleicht kannst Du mich ein wenig erhellen. Vielleicht kannst Du auch die eigentliche Frage beantworten, auf die Du nicht eingegangen bist: Sind die Veränderungen von Stadtfeld (Oktavierungen) schon von Bach und seinen Zeitgenossen vorgenommen worden. Wenn es aber in derart aggressiver Weise passiert wie Dein letzter Beitrag (ICH HATTE DARAUF HINGEWIESEN, DASS ICH NICHT DEN THEORETISCHEN BACKGROUND HABE), kann ich auch darauf verzichten.

    Gruß,
    Gerrit

  • Gerrit Stolte schrieb:


    Zitat

    Sind die Veränderungen von Stadtfeld (Oktavierungen) schon von Bach und seinen Zeitgenossen vorgenommen worden. Wenn es aber in derart aggressiver Weise passiert wie Dein letzter Beitrag (ICH HATTE DARAUF HINGEWIESEN, DASS ICH NICHT DEN THEORETISCHEN BACKGROUND HABE), kann ich auch darauf verzichten.



    Bachs Sohn Carl Philipp Emanuel sieht in seinem Standardwerk über "die wahre Art, das Clavier zu spielen" derartige Octavierungen NICHT vor, wobei es sich aber auch um persönliche Geschmacksfragen handeln kann. Ich halte die Frage, die sich ja auf eine Zeit VOR allen Aufnahmen
    bezieht, so nicht für beantwortbar, auch wie Bach sein Werk selber gern gehört hätte, wissen wir leider nicht. Die Rezeptionsgeschichte des Werkes jedoch setzt definitiv erst nach Bachs "Wiederentdeckung" im 19. Jahrhundert und dann aus dem Geist des 19. Jahrhunderts ein und irgendwo da ist es, bedauerlicherweise, auch heute noch angesiedelt.
    Daß du meine Art der Argumentation als aggressiv empfunden hast, bedauere ich, denke aber trotzdem, daß ich deine Frage hiermit zumindest in Teilen beantworten konnte.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • hallo, ich fasse mal meinen eindruck in 4 worten zusammen:
    schlecht, uninspiriert, unterkühlt, überflüssig wie ein kropf (o, nun waren es sogar 7) ...die sieben letzten worte ....( 8o)
    grüße :D

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Lieber Gaspard ,
    zu Punkt eins Deines Beitrages :
    Staffeldt ist eine äusserst medienwirksame - schwächere - Kopie von Gould 1955 .
    Die Interprettaion überzeugt mich nicht . Sie ist etwas für Sammler dieses Werkes .


    Zum zweiten Punkt :
    Ivo Pogorlrich habe ich noch bis vor drei Jahren regelmässig gehört . Nun gibt es hier im Grossraum keine Liveabende mehr und neu CDs gibt es meines Wissens auch nicht . Dasabel "DG hat er nicht gewechselt .


    Wir müssten die Leute von DG anschreiben , aber meine Erfahrung mit EMI ( ging gerade ) oder SBME ( = Sony plus BMG ) haben mir bewiesen , dass die offensichtlich nur mit sich selbst beschäftigt sind .
    Als : ich weiss nicht , w o Pogorelich geblieben ist .
    Vielleicht nutzt eine Anfrage vgei seinem Management http://www.musicaglotz.com in Paris ?
    Ich wäre Dir dankbar , wen Du dann berichten würdest .
    Schöne Grüsse
    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • So, da sich hier ein Thread zu einem meiner Lieblingsstücke von meinem Lieblingskomponisten aufgetan hat, gebe ich gerne meinen Senf dazu ab, sozusagen der ungebetene Kommentar zum Tag (oder zur Nacht):


    Martin Stadtfeld ist in keiner Weise Glenn Gould ähnlich. Glenn Gould war ein hochintelligenter (erschreckend, man befasse sich mit seinen Büchern und einigen seiner Filme oder den Interviews mit sich selbst etc.) Musiker, Komponist und Musikwisenschaftler, der sowohl theoretisch als auch musikalisch auf einer ganz anderen Ebene spielte. Herr Stadtfeld hat offensichtlich ein recht gutes Marketing, denn ansonten würde kein Mensch darauf kommen, ihn mit Glenn Gould zu vergleichen, der erste, der auf diese glorreiche Idee kam, war nämlich er selbst. Sein Spiel mag einem ungeschultem Ohr oberflächlich ein wenig an Gould erinnern, es geht dabei aber ausschließlich um einen leicht ähnlichen Anschlag, den Stadtfeld - womit er sich für mich vollständig selbst diskreditiert hat - nur hin und wieder pflegt, in den Mittelstimmen verkommt sein Ton aus der Vergesslichkeit, den gouldschen Anschlag billigst zu immitieren, zum langweiligem Gedrücke. Polyphonie kann man ebensowenig durchgehend und also prinzipiell erkennen, wie irgendeine wirkliche musikalische Überlegung oder ein Konzept hinter seiner Interpretation, da es keine Interpretation, sondern nur Imitation ist.Seine total uninteressanten, doch der Öffentlichkeit zur Diskussion nicht zu hohen Oktavierungen, die im Beiheft als "neues Klangerlebnis" und "Registrierungen" (und er hat sich tatsächlich nicht entblödet in einem Interwiew seine Vorliebe zu 'gutem Techno' kundzutun)beweihräuchert werden, sind einfach Vermarktung (man höre auf das Gerede mit dem Vokabular "neu" und "ganz anders", es wird vor allem auf die Ecke der ex- BWL-Studenten gezielt, welche nun bemerkt haben, daß ein wenig Kultur zu ihrem Eiche-Altdeutsch Mobiliar sich ganz gut machen würde, aber selbstverständlich ihr Schlagwort "zeitgemäß" nicht dabei außer Acht lassen möchten).
    Tatsächlich ist das Werk für Cembalo gedacht, und zwar explizit, trotzdem habe ich nichts gegen Bach auf dem Klavier, da es einfach eine gute, am Original sehr nahe Transskription ist. Nahe deswegen, weil de facto Töne ausgelassen werden MÜSSEN. Wenn man aber an ein Cembalo denkt, so fällt einem vielleicht der 4-Fuß ein, somit ist eigentlich nichts schlimmes am Oktavieren. Das Schlimme ist vielmehr, daß sich die Diskussion auf "neuer Stern?" und "oktavierung zulässig?" beschränkt (ich hoffe, daß das hier nicht zutrifft), was eigentlich auffallen sollte, ist doch die Leere seiner Einspielung.
    Gute Pianisten/Cembalisten müssen im übrigen nicht Oktavieren, um verschiedene Klangfarben bzw. Andeutungen einer Registrierung zu realisieren (da gibt es soetwas wie Überlegato, non-Legato(ich sag nur Gould^^), Anschlagsgeschwindigkeit, und, man glaubt es kaum, Agogik usf.), falsch ist es aber ganz sicher auch nicht, nur vielleicht ein wenig arm, wenn es das einzige ist, was auffällt.
    Offensichtlich geht es also nicht um die Musik, sondern, wie vorher schon sehr treffend bemerkt, um den Interpreten,was bei Glenn Gould nicht der Fall ist, er ist einfach eine sehr starke Persönlichkeit aber trat letztlich immer hinter der Musik zurück, für welche, um bei Thema der GBV zu bleiben der Name "Gouldbergvariationen" - mit Verlaub - schlichtweg Blödsinn ist, denn die Person diente der Musik, nicht die Musik der Person.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo Bubba,


    Der Thread hat sich "aufgetan" am 10. 9. 2004, und Dein Kommentar ist keineswegs ungebeten.Durch die neue Strukturierung, die nicht nur Beifall bekam, werden ältere Threads wieder mehr an die Oberfläche gebracht.


    Ich weiß nicht, aber irgendwie hab ich das Gefühl, daß Du die vorhergehenden Postings nicht gelesen hast, denn sie waren aus meiner Sicht sehr gemischt, wobei die Riege der Kritiker, soll heißen jener, die Stadtfelds Aufnahme ablehen, aus meiner Sicht überwogen hat, Du liegst also forenintern "gut im Trend :D ", was immer das bedeuten mag.


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred


    PS:
    Es gibt zu den Goldberg-Variationen einen allgemeinen Thread und einen neuen im ebenfalls neuen Unterforum für historische Tasteninstrumente, das auf BigBerlinBears Anregung von mir heute
    eingerichtet wurde

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • @ Alfred:
    Äh doch, ich habe sie schon gelesen, doch es war vor allem auf die zukünftige Diskussion bezogen doch auch ein wenige auf das schon vorhandene, denn der Aspekt, auf den ich mich bezog, war ja, auf was sich die Diskussion beschränkt. Nun hat sich die Diskussion hier gottseidank nicht darauf beschränkt(Oktavierungen ,etc.), aber ich konnte schon einen gewissen Trend der Konzentration auf diesen Gesichtspunkt feststellen (z.B. die leicht erhitzt geführte Disskussion zwischen Gerrit_Stolte und BigBerlinBear).


    @ klingsor: Ich werd' ja gleich rot, behalten wir uns doch das :jubel: -Zeichen für Komponisten und Künstler, sie es verdient haben...


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Zitat

    Original von klingsor
    bravo, bubba, ich danke dir für die entzauberung des unseligen stadtfelds ... :jubel:



    Ich kanns nicht glauben, was in diesem Thread für ein Mobbing gegen diesen jungen Pianisten vor sich geht. :angry: :angry: :angry:


    Am besten, man verbietet den jungen Leuten das Klavierspielen einfach gleich ganz. Unverschämtheit, sich anzumaßen, die großen Werke klassischer Musik einfach so spielen zu wollen, wie es einem grade gefällt. Wer nicht wie Glenn Gould spielt, ähm nein, wer nicht Svjytoslav Richter, ähm nein, wer nicht wie Cliifford Curz, ähm nein, wer nicht wie Alexis, ähm..... ?( ?( ?( ?( ?(

  • Nein, das ist kein Mobbing gegen einen jungen Pianisten, sonden eine zugegeben bissige Kritik. Wenn es dir gut tut, so kann ich sagen, daß Sviatoslav Richter Bach ausgesprochen provinziell spielt (mit wenigen Ausnahmen), da ist mir sogar Stadtfeld lieber. Es ist einfach nicht wahr, daß ich was gegen neue, junge Interpreten habe, ich bin ja selbst noch jung und in meinem Freundeskreis sind sehr wahrscheinlich einige großartige Talente (2. Sonate von Prokofiev mit 18 Jahren...). Bei mir ist das Kriterium nicht, ob jemand wie Gould spielt (spielt Koopman :jubel: :jubel: :jubel: wie Gould, oder Pinnock :jubel: :jubel: :jubel:, oder Schiff :jubel: :jubel: :jubel: ?).


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Zitat

    Original von bubba
    in meinem Freundeskreis sind sehr wahrscheinlich einige großartige Talente (2. Sonate von Prokofiev mit 18 Jahren...).



    Diese großartigen Talente können sich ja dann schonmal hier im Forum anschauen, was passieren wird, wenn sie tatsächlich die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule schaffen, jahrelang studieren, Wettbewerbe gewinnen, irgendwann einen Plattenvertrag bekommen und dann von irgendwelchen Leuten erzählt bekommen, ihre Aufnahme sei schlecht, uninspiriert, unterkühlt, überflüssig wie ein Kropf

  • Hallo,


    Ich hoffe sehr, daß unser aller Beziehungen soweit gefestigt sind, daß wir auch größerer Differenzen ohne Wunden verkraften, aber auch ich möcht zeitweilg meine mir selbst angelegte Administraorenfessel der Neutralität ein wenig lockern, wobei ich bitt, in mir momentan NICHT den Forenbetreiber zu sehen. Ein Spagat- ich weiß


    Zitat

    Unverschämtheit, sich anzumaßen, die großen Werke klassischer Musik einfach so spielen zu wollen, wie es einem grade gefällt


    Ja. Wenngleich ironisch gemeint - So sehe ich das.
    Ich akzeptiere natürlich, wenn andere das freier sehen, jedoch:


    Ich lasse mir diese Toleranz nicht diktieren


    Wenn jemand "für sich" spielt - mag das angehen.


    Wenn jemand "vom Weg abweicht", dann tut er das nicht grundlos:
    Er erwartet eine gewisse Reaktion - im speziellen Fall: Aufmerksamkeit


    Nun, die ward ja der Aufnahme von Herrn Stadtfeld - über Gebühr - meine ich- durchaus zuteil. - Die Rechnung scheint also aufgegangen zu sein.


    DAß die Aufmerksamkeit natürlich nicht nur aus Jubel bestehen kann -
    ich nehme an das wird jedem klar sein. Es haben ja auch nicht alle Leute Glenn Gould bejubelt, nicht Olli Mustonen, nicht jenen Geiger, der da in einem Interview meinte, das Publikum wäre ihm gleichgültig - er spiele ja eigentlich für sich (wie war doch gleich der Name ? :D)


    Da gibt es hervorragenden Nachwuchs, Leute die an ihrem Vortrag arbeiten, die in die Klassikszene hineinwachsen ....
    Plötzlich entscheidet ein Plattenlabel: Unser Neuer shootingstar heißt XY, hat die Attitüde eines Popstars - uind das Publikum hat das zu akzeptieren. Ein Star aus der Retorte.


    Daß hier auch Widerstand kommen könnte, wird einfach nicht zur Kenntnis genommen. Tut mir leid, aber es gibt diesen Widerstand, das leben ist hart.


    Und natürlich muß ein junger Künstler, der Tonaufnahmen macht, sich mit den anderen Größen vergleichen können. Im Live-Konzert ist das nicht notwendig.
    Zum einen, weil viel große Künstler einfach ncht mehr leben, bzw nicht verfügbar sind.
    Zum anderen, weil persönlicher Liebreiz oder Charsma viele kleinere Mängel ausgleichen kann.


    Bei Tonaufnahmen ticken die Uhren anders: Unerbittlich wird der Vortrag der Künstlers aufgezeichnet, eventuell (nein sogar sicher) werden einge Feinheiten Opfer der Aufnahmetechnik.


    Das ist nichts Neues - Viele große Künstler hatten panische Angst vor Aufnahmestudios. Artur Schnabel bezeichnete die Abbey RoadStudios in London dereinst als "Folterkammer"


    Wer aber glaubt als bislang "nobody" große Sprüche klopfen zu müssen, der wird damit leben müssen äusserst kritisch unter die Lupe genommen werden zu müssen.


    Kritik im allgemeinen ist heute viel zu freundlich, sie lobt Belangloses und findet nur selten ein ironisch scharfes Wort für verpatztes.
    Die Zeitschrieft HIFI Stereophonie in den siebziger Jahren (und davor)
    möge hier als Anhaltspunkt dienen, was gemeint ist.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • uiuiui, heinz, da hat aber jemand schlechte laune ..... etwas übertrieben, nicht????
    :evil: :evil: :evil:
    sehe das so wie alfred .. wer sich auf die bühne der tonaufnahmen begibt, muß sich den vergleichen stellen ... zu hause kann man machen, was man will... meine kompositionen stelle ich ja auch nicht der öffentlichkeit vor, da ich zu selbstkritisch bin (nur mal ein mini-beispiel)


    im übrigen bin ich jungen talenten sehr !!!!! offen gegenüber und verbitte mir derartige verallgemeinerungen bzw. unterstellungen, wenn ich EINEN mal kritisiere ... hier war die frage auf die gv. bezogen und die sind nun mal m.e. schlecht .
    das - zugegebenermaßen - auch nicht recht freundliche 'unselig' in meinem statement war übertrieben und schießt über das ziel hinaus ... ich ziehe es hiermit zurück (ich bin ja überzeugbar...)
    es bezog sich allein auf den vollkommen übertriebenen hype, der um ihn und diese aufnhame gemacht wird ... sonst weder gegen seine technischen fähigkeiten, noch seine person
    es grüßt dennoch mit sonne im herzen

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Zitat

    Original von klingsor
    uiuiui, heinz, da hat aber jemand schlechte laune .....


    Nein, ich habe keine schlechte Laune, ich bin wütend


    und ich bin scheinbar auch völlig falsch hier im Forum :wacko:


    Tschüß
    Heinz

  • lieber heinz, ich versteh zwar nicht deine aufregung , aber ich stand hier auch des öfteren vorm herzinfarkt :D und deshalb sag ich von herzen (ehrlich!!!!) du bist nicht im falschen forum und es gibt keinen grund zu einer kurzschlußreaktion ... :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo


    Auch ich würde den Abgang von Heinz ehrlich bedauern -
    Aber es geht nicht an, daß wenn jedesmal wenn hier irgendjemand mit dem was hier geschrieben wurde nicht einverstanden ist mit dem Verlassen des Forums droht und mich auf solche Art ärgert.


    Ich muß mir dann ernstlich überlegen, ob ich die Verträge fürs Forum weiter verlängere, die mich schließlich Geld kosten - und auch Zeit -
    (verwahrloste Foren gibt es schließlich genug)
    wenn es für etliche solch eine Überwindung ist hier zu posten.


    Die Klassikszene ist - euphemistisch gesagt - nicht überreich an Plattformen - seien es es Zeitschriften, Foren oder ähnliches.
    Das meiste ist eine Zumutung.


    Dennoch werden immer wieder Bedingungen gestellt, um hier zu posten, ein Zustand den ich nicht akzeptieren werde


    Die Threads über Stadtfeld werden von mir aus dem Forum entfernt.


    mit freundlichen Grüße aus Wien
    Alfred Schmidt
    Forenbetreiber

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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