Siegfried Lorenz-Ein großer Liedersänger

  • Siegfried Lorenz ist am 30.8.1945 in Berlin geboren.
    Während seiner Schulzeit erhielt er Unterricht im Klavier, Orgel und Cellospiel.
    1962 begann seine Gesangsausbildung bei Alois Orth in Berlin.
    1969 debütierte er an der Komischen Oper Berlin und blieb bis 1973 deren Mitglied.
    Danach gab er als Opernsänger nur noch Gastspiele.
    Seit 1978 war er ständiger Gast an der Staatsoper Berlin.
    Von seinen Opernrollen sind zu nennen: Wolfram im "Tannhäuser", Guglielmo in "Cosi van tutte",
    Graf in "Figaros Hochzeit", Germont in "La Traviata", Posa in "Don Carlos"
    und der Graf in "Capriccio" von R.Strauss.
    Seine eigentliche Bedeutung lag aber im Oratorien und Liedgesang.
    Seine schöne, technisch perfekte, ausdrucksstarke, textdeutliche und unmanierierte Gesangskunst
    kann man auf zahlreichen Einspielungen der Werke Bach's, in Liedern von Schubert, Mahler, u.v.a.
    bewundern.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.


  • Das kann ich nur bestätigen, lieber Herbert, und ich glaube, dass due diese schöne Box posten wolltest, die ein beredtes Zeugnis von der Gestaltungskunst Lorenz' ablegt.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein äußerst kultivierter Sänger mit hoher Gestaltungskraft. Leider bei uns ( Wie saublöd dies nach 20 Jahren Wiedervereinigung klingt) viel zu wenig bekannt.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Seit 1978 war er ständiger Gast an der Staatsoper Berlin.
    Von seinen Opernrollen sind zu nennen: Wolfram im "Tannhäuser", Guglielmo in "Cosi van tutte",
    Graf in "Figaros Hochzeit", Germont in "La Traviata", Posa in "Don Carlos"
    und der Graf in "Capriccio" von R.Strauss.
    Seine eigentliche Bedeutung lag aber im Oratorien und Liedgesang.


    Hier gibt es leider einige Fehler und einige fragwürdige Gewichtungen. Siegfried Lorenz war mitnichten nur Gast an der Staatsoper Berlin, sondern von 1978 bis 1992 reguläres Ensemblemitglied. Zu den genannten Rollen (die irgendwie bei Stand Achtziger Jahre stehenbleiben) muss man zusätzlich unbedingt nennen: Borromeo in "Palestrina", Wozzeck, Beckmesser in den "Meistersingern" und Agamemnon in "Iphigenie in Aulis". Den Wolfram sang er Untern den Linden mehr als 50 Mal, dazu bei den "Tannhäuser"-Gastspielen des Hauses in Italien, Frankreich, Spanien, Japan u.a., Solo-Gastspiele als Wolfram führt ihn u.a. nach Genua, an die Deutsche Oper Berlin (hier auch Valentin im "Faust"), die Hamburgische Staatsoper (hier auch Don Alfonso) und die Wiener Staatsoper (3 Abende 1992). In Essen sang er u.a. Amfortas im "Parsifal", in Torino einen konzertanten Gunther - viele andere Operngastspiele könnte ich aufzählen.


    Die Tatsache, dass Lorenz ein zweifellos sehr bedeutender Konzert- und Liedsänger war, bedeutet nicht automatisch, dass er kein bedeutender Opernsänger war. Ich habe ihn auf allen drei Gebieten (Oper, Konzert und Lied) häufig erlebt und sehr geschätzt.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    als Opernrollen kann ich noch den Ottokar aus dem "Freischütz", den Donner aus "Rheingold" (Met), den "Mauleselmann" aus "Die Kluge" und den Ägisth aus Elektra anfügen.
    Leider konnte ich den Sänger aus territorialen Gründen nicht Live erleben. Er ist auch jetzt noch sehr schwach auf Tonträgern als Opernsänger vertreten.
    Eine CD mit der "Klugen" unter H.Kegel ist meine einzige Opern-Aufnahme mit ihm.
    Als Liedersänger ist mir Siegfried Lorenz allerdings seit einiger Zeit bekannt, auch als Solist in Bach-Kantaten.
    Die Daten seiner Karriere habe ich dem Großen Sängerlexikon entnommen, danke, daß Du sie korrigiert hast. Trotz der Opernkarriere erscheint mir persönlich seine Bedeutung
    als Liedinterpret relevanter zu sein, z.B. an den zahlreichen Einspielungen der Schubert-Lieder und der Orchester-Lieder von Mahler erkenne ich die Gestaltungskraft, die durch
    eine schöne, individuelle Stimme mit solider Technik und klarer Diktion erreicht wurde. Diese Merkmale waren auch sicher die Basis für den Opernsänger Siegfried Lorenz.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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  • als Opernrollen kann ich noch den Ottokar aus dem "Freischütz", den Donner aus "Rheingold" (Met), den "Mauleselmann" aus "Die Kluge" und den Ägisth aus Elektra anfügen.

    Den Ottokar hat er häufig live gesungen und auch eingespielt, es war nur in meinem Augen keine Rolle, die man unbedingt nennen muss (etwa im Gegensatz zum Wozzeck oder Borromeo). Den Donner hat er nie liev gesungen, auch nicht an der MET, lediglich im Studio in der Levine-Aufnahme eingespielt, beim Mauleselmann unter Kegel ist es ähnlich - und Aegisth hat er definitiv nie gesungen, weder auf Aufnahme noch live, ist ja auch nicht sein Fach und nicht mal seine Stimmlage - da dürfte eher Max Lorenz dahinterstecken. Von Richard Strauss hat Siegfried Lorenz nur den Musiklehrer in "Ariadne auf Naxos" (in Lissabon), den Geisterboten in der "Frau ohne Schatten" (in Athen) und den "Capriccio"-Grafen gesungen (häufig in Berlin). Musiklehrer und Geisterbote hielt ich nicht für so bedeutend, um sie hier zwingend aufzuführen, Sharpless (seine letzte neue Rolle an der Staatsoper Berlin) habe ich ja auch nicht genannt.


    Folgende Dokumente des Opernsängers Siegfried Lorenz kann ich empfehlen:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zu den bereits in den Eingangsbeiträgen angeführten Einspielungsempfehlungen zum Liedsänger Siegfried Lorenz möchte ich unbedingt noch auf sein Brahms-Album hinweisen, das mich sehr begeistert:



    Lieder von Robert Schumann durfte Lorenz leider nicht einspielen, weil in der DDR Peter Schreier hier ein Monopol drauf hatte, ETERNA wollte sich nicht selbst Konkurrenz machen. Insbesondere im Fall der "Dichterliebe" ist das natürlich sehr schade - aber immerhin habe ich 2001 in Coswig selbst eine "Dichterliebe" von ihm mitgeschnitten. :)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Auf Youtube findet sich ein bemerkenswertes Dokument des Konzert- bzw. Lied-Sängers Siegfried Lorenz im zeigenössischen Repertoire (ab 02:59):


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieder von Robert Schumann durfte Lorenz leider nicht einspielen, weil in der DDR Peter Schreier hier ein Monopol drauf hatte, ETERNA wollte sich nicht selbst Konkurrenz machen.


    Das verstehe ich jetzt nicht ganz, lieber Stimmenliebhaber. Schubert "durfte" Lorenz doch auch singen, obwohl da Schreier auch drauf saß. ?(


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das verstehe ich jetzt nicht ganz, lieber Stimmenliebhaber. Schubert "durfte" Lorenz doch auch singen, obwohl da Schreier auch drauf saß. ?(


    LG Rheingold

    Ja, aber Schumann "laut eigner Aussag" eben nicht. Kann es sein, dass die Schubert-Einspielungen Schreiers ein paar Jahre älter waren als seine Schumann-Einspielungen? Die Schubert-Einspielungen von Lorenz sind ja ca. Mitte der 80er Jahre entstanden. Vielleicht wäre Mitte der 90er auch Schumann für Lorenz möglich gewesen, aber zu DDR-Zeiten war es das für ihn nicht.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Die Schubert-Box wird einem ja momentan nachgeworfen... ich wäre besonders an den "nicht-zyklischen" Liedern interessiert, da hier die Sammlung noch nicht so reich bestückt ist wie bei den anderen. Zwar werde ich zu dem Preis wohl kaum widerstehen können, aber ich wäre schon an Kommentaren interessiert, zumal oben nur die "Winterreise" explizit hervorgehoben wurde...

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich finde die alle klasse, auch die "Müllerin", den "Schwanengesang" und die Einzellieder, ob von Schiller oder von Mayrhofer. Für mich die perfekte Mischung aus Wohlklang und Ausruck.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Heute vor 70 Jahren wurde Kammersänger Siegfried Lorenz in Berlin-Mahlsdorf geboren.



    Er wird seinen Geburtstag heute in Mahlsdorf im Kreise seiner Familie feiern.


    Ich habe ihn gestern besucht, um ihm vorab einige schöne zusammengesammelte Aufnahmen zu vermachen.


    Gratulieren darf man aber natürlich nicht vorträglich, daher erst jetzt nach Mitternacht: Herzlichen Glückwunsch zum 70.! :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich habe Kammersänger Siegfried Lorenz viele meiner prägendsten und eindrucksvollsten Live-Erlebniss von klassischer Musik in Oper, Konzert und Lied zu verdanken. Dafür auch an dieser Stelle: Herzliche Dank für alles! :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich schließe mich den Glückwünschen gerne an und wünsche Siegfried Lorenz weiterhin Gesundheit und Zufriedenheit und ein weiter erfülltes Leben mit der Musik.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Hier singt Siegfried Lorenz die Arie "Gib mir meinen Jesum wieder" aus Bachs "Matthäus-Passion" (die Arie beginnt bei ca. 01:45):



    Hier singt Siegfried Lorenz die Arie "Betrachte meine Seele mt ängstlichem Vergnügen" aus Bachs "Johannes-Passion":



    Wunderbar finde ich auch diese kurze Szene aus einer Bach-Kantate:




    Hier singt Lorenz unter der Stabführung von Peter Schreier in einer konzertanten Aufzeichnung des NRD den Phoebus:



    Hier singt Siegfried Lorenz Schuberts "Prometheus":



    Hier findet sich eine komplette "Dichterliebe" nebst weiteren Schumann-Liedern, gesungen von Siegfried Lorenz:



    Hier singt der Sänger das Filetstück aus seiner Paraderolle auf der Opernbühne: Wolframs Lied an den Abendstern aus Wagners "Tannhäuser":



    (Die Konzertfassung am Ende weist darauf hin, dass es sich um die Studio-Einspielung dieser Arie unter Heinz Fricke handeln muss)


    Hier findet sich auch ein Ausschnitt seines Beckmessers (mit Bernd Weikl als Sachs) aus der Studio-Aufnahme unter Wolfgang Sawallisch:



    Hier singt der Bariton zwei der Kindertotenlieder von Gustav Mahler:



    Hier kann man seinen kompletten Borromeo in Pfitzners "Palastrina" hören (zusammen mit seinen ehemaligen Staatsopern-Kollegen von Peter Schreier über Fritz Hübner und Ekkehard Wlaschiha bis zu vielen, vielen anderen):



    Inzwischen wurde auch der Vortrag, den der Kammersänger 1996 über das ehemalige Solistenensemble der Deutschen Staatsopr Berlin hielt (und den ich 2012 in Schriftform in dieses Forum gestellt habe), als Video veröffentlicht:



    Da der Vortrag von dem Bibeltext eingerahmt wird, den Brahms für seinen zweiten der "Vier ernstewn Gesänge" ausgewählt hat, auch noch dieses Video:



    Diese zwölf unter vielen weiteren ausgewählten Videos sollen ausreichen, um sein künsterisches Schaffen zu beleuchten.
    (Viele weitre sind wie gesagt zu finden, wenn man bei Youtube seinen Namen eingibt.)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Originalaussagen von Kammersänger Prof. Siegfried Lorenz in der Portraitsendung „Belcanto“ vom 2. September 1995 im SFB


    „Wenn ich so an meinen musikalischen Werdegang denke, der eigentlich ganz unspektakulär anfing: Ich habe wie so viele Klavierunterricht bekommen, bei einer älteren Dame, die ins Haus kam, die hatte kein eigenes Instrument und es war ein etwas seltsamer Unterricht: sie unterrichtete mich eigentlich nicht in technischen Fertigkeiten, sondern mehr in ihren Vorstellungen von Klangwelten. Ich hatte ein Album mit Opernbearbeitungen und spielte immer das Lied an den Abendstern, was ich ja dann später gesungen habe, und ich entsinne mich: Meine Mutter hatte eine sehr gute Bekannte, das war eine Wagnerianerin, eine Bayreuth-Gängerin, ich wurde ihr vorgeführt und sie war etwas pikiert und sagte: Naja, also ob das nun der richtige Unterricht für einen Zehn-, Elfjährigen wäre? Und mein Vater entschloss sich dann doch eine andere Lehrerin zu suchen. Ich kam dann hier nach Berlin-Köpenick an die dortige Volksmusikschule, wo ich genau das andere Extrem an Lehrerin bekam: eine sehr junge, engagierte Lehrerin, die mir ein unwahrscheinlich gutes Fundament legte. Sie war der Meinung, bei Bach beginnt alles, da gebe ich ihr vollkommen Recht, und sie war allerdings auch sehr empfindsam, für mich meistens mit Negativ-Erfahrungen verbunden: sie konnte nicht begreifen, dass man auch falsche Töne spielt als Elf-, Zwölfjähriger, und kompensierte das in einer gewissen Lautstärke… Also was ich dort mitgemacht habe, dass ich davon keinen Hörschaden bekommen habe, ist mir heute noch rätselhaft, aber es war eine Seele von Mensch, eine Musikerin, die mir wirklich etwas mitgegeben hat für mein musikalisches Dasein, was unbezahlbar ist: nicht nur Lieber zur Musik, sondern auch das Erforschen der Musik, das Hinterfragen der Dinge, und ich muss sagen, sie hat mir eigentlich ein gutes Fundament gegeben.“


    „Und dann kam an der Musikschule noch Violoncello dazu, dann habe ich hier in Mahlsdorf Orgelunterricht bei einem Kantor gehabt und habe dann auch in Gottesdiensten gespielt und immer sehr laut… Ja, ich muss sagen, recht frühzeitig kam eigentlich doch die Liebe zum Singen dazu, ich weiß gar nicht, woher das kam: Ich war in keinem Knabenchor, was viele vermuten, habe dann mit 17 Jahren auch an der Volksmusikschule in Köpenick meinen ersten Gesangsunterricht bekommen, bei einem Herrn, der Stimmbildung machte im Rundfunkchor."


    "Und dann habe ich mich zum Studium an der Eisler-Hochschule beworben. Ich hatte ein gewisses Handicap, denn ich war das, was man nicht so ganz gesellschaftlich auf der richtigen Linie liegend betrachtete: Ich war also nicht in der Jugendorganisation, ich war kein FDJ-Mitglied, ich weiß gar nicht, wie ich da überhaupt rangekommen bin. Es gab eine Empfehlung der Aufnahmekommission, mich nicht aufzunehmen, Lorenz: völlig unmusikalisch. Nun ja, man irrt sich im Leben, und vielleicht haben die Herrschaften sich damals auch geirrt, aber es gab wohl nicht genug Studenten, und da bin ich so durchgerutscht und kam dann zu einem Lehrer, der Alois Orth hieß und mir damals kein Begriff war. Kein Professor, sondern nur Dozent – ich war damals eigentlich doch recht enttäuscht. Tja, und er hat es dann doch eigentlich geschafft, mir eine Grundlage im Singen zu geben, auf die ich mich heute noch verlassen kann. Dann kam etwas, was für DDR-Zeiten eigentlich unglaublich war: Ich durfte ob meiner gesanglichen Leistungen zum Schubert-Wettbewerb nach Wien fahren, das war 1967 – das war ein unvergessliches Erlebnis, weil hier in der Jury wirklich Menschen und Künstler saßen, deren Namen legendär waren, also Erna Berger, Karl Schmitt-Walter, Julius Patzak, Elisabeth Höngen und noch viele andere. Und die Erna Berger sagte damals zu mir: „Wissen Sie, oder wie alt bist du eigentlich?“ – „22“ – „Na, dann kann ich ja noch ‚Du‘ sagen, bist ja noch ein Baby! Du warst der Einzige von fast allen, der eine völlig durchgebildete Stimme hatte.“ Ich wusste damals natürlich noch nicht genau, was das eigentlich bedeutet. Heute ist mir das klar, und das ist wirklich ein Erfolg meines Lehrers. Wien war ein sehr einschneidendes Erlebnis für mich, auch die Begegnung mit Karl Schmitt-Walter, der mir dann eine sehr schöne Platte von sich mit einer Widmung schenkte und mir für die Zukunft alles Gute wünschte. Wir schrieben uns dann noch etliche Zeit, ich durfte ihn natürlich nicht besuchen, weil er in München lebte. Es war ja etwas schwierig, in diesem Staat DDR sich als Künstler zu etablieren. Man konnte es auf der Parteilinie versuchen, aber das gab es für mich nicht. Ich scheue mich eigentlich heutzutage, in der Fülle zu erzählen, weil es immer wie eine Art Rechtfertigung aussieht: Ich habe mich nicht zu rechtfertigen, ich habe mein Leben lang meine Haltung gehabt und werde sie auch behalten. Aber es war eben schwierig und es war immer von der Gnade und Barmherzigkeit der DDR-Kulturfunktionäre abhängig, ob eine Karriere laufen konnte oder nicht.“


    „Und nun war die Frage: Wohin? Ich bin einer, der nicht aus Berlin herauswollte, ich war ja nun gebürtiger Berliner und bin ja hier nie rausgekommen. Tja, also was tut man? Man geht zur Deutschen Staatsoper Berlin und bewirbt sich. Na, also das klappte nicht. Man hatte eine etwas seltsame Begründung, die ich nicht ganz nachvollziehen konnte: Mein Vortrag hätte zu sehr an Fischer-Dieskau erinnert und man merkt die Absicht und ist verstimmt. Es wurde nichts, und dann gab’s ja da nur noch die Komische Oper, mehr gab’s ja nicht. Da bin ich dann hingegangen und habe mich bei Felsenstein beworben, habe vorgesungen, Papageno, Posa, und dann sagte Felsenstein: „Ja, können Sie noch ein Lied singen?“ und ich sang ihm ein Lied vor und das war’s dann. Wir trafen uns auf dem Flur der Komischen Oper. Er hatte ja so eine unnachahmliche Art, mit Menschen zu reden. Er war sogar etwas größer oder er stand erhöht oder mir kam das nur so vor, weil ich mir so klein vorkam. Er fragte, ob ich vorgesungen hätte, um engagiert zu werden, was ich bejahte. „Sie sind engagiert!“ Das war’s dann. Ich war also an der Komischen Oper und dann ging der Opernbetrieb für mich los beziehungsweise er ging eigentlich gar nicht los. Es war eigentlich wenig, was man mir anbieten konnte, denn die Komische Oper war in dem Sinne kein großes Repertoire-Theater. Nun bin ich vielleicht auch nicht der Typ von Opernsänger, der sofort ins Auge fällt. Ich bin eben kein Springinsfeld, der eben in irgendeiner Art und Weise jetzt so auf sich aufmerksam macht. Ich brauche meine Zeit, um Dinge begreifen zu können und vor allen Dingen auch Hemmungen abzulegen, und das war etwas, das an der Komischen Oper natürlich außerordentlich schwierig war. Es ist ja eine Mutfrage, sich hinzustellen und irgendetwas zu machen. Ich weiß, und das wird mir in Erinnerung bleiben, dass Felsenstein mich dann in seiner „Carmen“ besetzte – als Morales, das ist natürlich keine große Partie. Das war so lustig: Ich musste dann mit einer Kollegin spielen, Elisabeth Ebert, die dort sang, und das war ja nun eine sehr erfahrene Sängerin und auch körperlich sehr ausgeprägt und (lacht) die mich dann sozusagen im wahrsten Sinne des Wortes „zur Brust“ nahm und sagte: „Na nun, Kleener, nun komm mal ran!“ – also ich bin jedenfalls förmlich über mich selbst hinausgewachsen durch diese erdrückende Erfahrung (lacht wieder) – und mein Bruder, der mich ja kannte und der mich also im 1. und 2. Akt sah, der sagte hinterher: „Du, also der da im 1. Akt, der sah so ähnlich aus wie du, wenn du den 2. Akt auch so gespielt hättest wie der den ersten.“ – und ich antwortete: „Du, das war ich!“ (lacht erneut) Das wird eine unvergessliche Erfahrung bleiben. Aber es lief nicht so, wie Felsenstein sich das vorstellte, und auf Anraten eines Regieassistenten machte Felsenstein mit mir eine Probe und die werde ich nie vergessen, es war eine Stunde. Was dieser Mann in mir löste, das war unglaublich! Ich haben einen Mut bekommen – wissen Sie, das war, als wenn man sich mit seinem Vater unterhält. Es war unglaublich – bloß: es war halt leider nur ein Mal. Und bei der nächsten Vorstellung – Felsenstein ging ja fast in alle Vorstellungen – sagte er: „Das ist er! Das ist er!“ Naja gut, esversickerte dann wieder etwas (lacht) und eigentlich war meine Komische-Oper-Zeit davon geprägt, dass ich mehr so in der Warte-Position war, also auf der Reservebank saß, wie man im Fußball sagt. Ich kam nicht recht zum Zuge. Es gab dann natürlich auch Vorbehalte, weil ich immer verklemmter wurde, weil ich nicht recht zum Spielen kam, ja auch keine Erfahrungen hatte. Und ich erinnere mich, dass ich dann den Oberreichsanwalt machte in der Inszenierung „Ein Maskenball“ und es muss so fürchterlich gewesen sein: Nicht nur, dass ich mich auf einer sehr steilen Treppe in mein Kostüm verhedderte, das heißt: Wenn man erstmal vorne auf ein langes Gewand tritt, das geht wie eine Rolltreppe (lacht). Ich war auf halber Höhe angelangt und dann war Schluss, dann war ich mit den Fußspitzen schon am Kehlkopf und alle amüsierten sich prächtig, weil die Szene schon längst vorbei war und die konnten die Treppe nicht wegräumen, weil (lacht heftiger) der Oberreichsanwalt da noch verharrte, ich kam weder vorwärts noch zurück. Also es waren doch sehr schmerzliche Erfahrungen (lacht).“


    „Und dann kam eben Kurt Masur, der mich noch in Dresden als Chef der Dresdner Philharmonie für eine Uraufführung von Tadeusz Baird engagiert hatte – und ich muss ihm wohl sehr gefallen haben –, der mich also anrief und sagte: „Sagen Sie mal, wollen Sie nicht zum Gewandhaus kommen?“ Und ich sagte: „Was soll ich da?“ Mein Cello-Spiel war weiß Gott nicht so gut, dass ich da hätte mithalten können, und er sagte: „Ich werde für Sie die Position eines fest verpflichteten Gesangssolisten durchsetzen.“ Das war ja Masurs Stärke, auch zu DDR-Zeiten: er konnte viele Dinge bewegen. Und dann wurde ich also nach vier Jahren Komische Oper von Felsenstein freigegeben, der mir aber doch den Rat gab, weiter an der Oper zu arbeiten. Ich habe ihm natürlich schreiben müssen, dass ich so keine Perspektive sehe, was er nicht entkräften konnte. Also ich wechselte dann in den reinen Konzertbereich. Die Nachteile waren eben nur nach einigen Jahren, dass die Literatur gerade im Solo-Vokal-Bereich sich fast ausschließlich auf die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler beschränkte und wir wenige Dinge fanden, die wir machen konnten. Und etwas Seltsames kam hinzu: Es drängte mich doch zur Oper zurück, weil ich wusste oder vielleicht mehr ahnte: Wenn ich Konzertsänger bleibe, werde ich etwas schmalspurig. Ich kannte Sänger, die nur konzertiert haben und habe ihre Begrenzung hören und erleben können – und das war für mich ein Warnsignal.
    Dann kam 1977 die Neuinszenierung des „Tannhäuser“ unter Erhard Fischer und unter der musikalischen Leitung von Otmar Suitner. Und dann wurde ich 1977 eben als Wolfram im „Tannhäuser“ verpflichtet. Ich muss sagen, ich bin mit sehr viel Angst und sehr viel Beklemmung an dieses Haus gekommen – das war ja für mich DAS Berliner Opernhaus, andere kannte ich ja nicht durch die Mauer. Ich habe ja als junger Student, auch als Schüler sehr viele Opernaufführungen gesehen und es war eigentlich mein Wunsch, auf DER Bühne einmal zu stehen – das wäre unglaublich!“


    „Nach dem „Tannhäuser“, der ja sehr erfolgreich war, kamen das weitere Angebote: Ich sollte den Vater Germont singen. Ich weigerte mich, bis mir dann Heinz Fricke, der damalige zweite Mann am Hause nach Suitner sagte: „Wenn Sie den Wolfram singen, dann müssen Sie auch den Germont singen.“ Also machte ich das, alles noch als Gast, und das führte dann doch dazu dass ich letztendlich 1978 vom Gewandhaus in Leipzig freigestellt wurde, also einen Aufhebungsvertrag machte, und ab August 1978 dann festes Mitglied des Ensembles der Deutschen Staatsoper Berlin wurde. Ich habe dann in den vielen Jahren, die ich am Haus war, eine erkleckliche Zahl von wirklich schönen und großen Partien singen dürfen. Der damalige Intendant, für mich eigentlich der letzte wirklich bedeutende Intendant der Staatsoper, Hans Pischner, hat mich sehr gefördert. Nun war die Staatsoper ja in einer etwas schwierigen Lage: es waren wenig Valuta-Mittel, wie man das Westgeld früher in der DDR nannte, vorhanden und man war mehr oder weniger gezwungen, natürlich zum Wohle der Sänger, mit eigenen Kräften Haus zu halten. Ich habe dann gegenüber der Intendanz auch meine Wünsche äußern dürfen und habe gesagt, dass ich sehr gerne den Wozzeck singen möchte, dass ich sehr gerne den Posa singen möchte – Wünsche, die mir erfüllt wurden. Die Intendanz hat es auch sehr gut verstanden, zwischen konkurrierenden Kollegen hier eine Situation zu schaffen, dass man sich nicht ins Gehege kam, und ich lernte dann die Vorzüge dieses Hauses kennen: Ein Ensemble – so, wie es eigentlich sein sollte. Wissen Sie, man war Teil einer – es klingt vielleicht ein bisschen kitschig, aber es war so – eine großen Familie.“


    „Selbstverständlich hatte ich Angebote, sehr lukrative Angebote, nur diese Angebote wurden gar nicht bearbeitet, die blieben dann eben liegen, weil im Ministerium für Kultur einem Inquisitor gleich am Schreibtisch jemand saß, der sagte: „Das ist wichtig für uns und das ist unwichtig.“ Und die unwichtigen Sachen, das waren eben die BRD-Angebote. Ich bin ja sowieso mit über 30 Jahren das erste Mal in die Bundesrepublik gekommen, in sehr bescheidenem Rahmen. Dann kam hinzu, dass ja alles reglementiert war. Es ging über die damalige Künstler-Agentur, die ja so ein Ableger des damaligen Ministeriums für Kultur und zum Teil auch des Ministeriums für Staatssicherheit war, wo man sich dann als westdeutscher Veranstalter hinwenden konnte und von da wurde das dann weitergegeben, wenn überhaupt. Wir konnten es nicht ändern, es waren halt die Tatsachen. Natürlich, man hätte weggehen können, aber das haben nur die wenigsten gemacht. Einige sind im Westen geblieben, nur ist die Frage, die sich immer wieder stellt: Wenn man künstlerisch (künstlerisch!) glücklich ist, wenn man seine Aufgaben hat, wenn man die Notwendigkeit sieht, in einem Land Kunst zu machen – und ich habe das gesehen, es gab ja hier im Osten genug Menschen, die die Kunst brauchten – warum soll ich dann aus so einem Staat, den ich politisch abgelehnt habe – das sage ich unumwunden, weil es so war – weggehen? Aber das war ja auch die Frage im Nationalsozialismus, da sind ja auch Künstler in Deutschland geblieben, es konnten ja nun nicht alle emigrieren. Ich habe mich bemüht, in meinem privaten Leben eine Konsequenz zu haben. Ich hatte meine politische Ansicht über das System und ich habe auch aus dieser Ansicht bei meinen West-Gastspielen keinen Hehl gemacht. Ich habe mich gefreut, dass mir damals schon viele Menschen im Westen sagten: Es ist erstaunlich, welchen Mut Sie haben, dass Sie hier so offen über die DDR sprechen, wie sie war.“ – wobei ich mich keinesfalls jetzt, weil es jetzt so gang und gäbe ist, als Widerständler hinstellen will. Wissen Sie: Künstler und Widerstand, das ist immer sehr schwer, vor allem Musiker und Widerstand – mein Gott, ich finde, die Musiker sollen ihre Musik machen und sich darum kümmern, und das so gut wie möglich – auch eben, wenn’s nur die DDR war und „nur“ die DDR-Menschen und „nur“ die DDR-Künstler, wie es heute so oftmals ja ist… Wir haben schon große Kunst gemacht, hier im Osten Deutschlands, und wenn ich die Staatsoper in der DDR-Zeit sehe: Natürlich war es ein Haus, wo eine Parteisekretärin war, zu der viele rannten, die heute nach ihren eigenen Aussagen im Widerstand gearbeitet haben. Selbstverständlich gab es eine Gewerkschaft, der ich nie angehörte, ich war, glaube ich, mit einem Pianisten zusammen der Einzige, der nicht im Freien Deutschen Gewerkschaftsbund war, das war also völlig ungewöhnlich. Das gab es für mich nicht. Wissen Sie, ich habe so viele Nachteile in meinem Leben durch meine konsequente Haltung gehabt beziehungsweise durch die konsequente Haltung meiner Eltern, mein Vater war Antikommunist durch und durch, der war ein sehr bürgerlich denkender Mensch. Wissen Sie, das sind alles so Dinge – wenn ich dann heute lese in Zusammenhang mit meiner Person, dass ich als „SED-Troubadour“ bezeichnet werde, als „Bannerträger der Vergangenheit“, als „volkseigene Sangeskraft“ – nur weil ich das „Pech“ hatte (nach Meinung etlicher Leute, die heute das Sagen haben), dass ich damals zur Sängerspitze in der ehemaligen DDR zählte, was ja nun wie gesagt für einige heute auch wieder verwerflich ist, dass man quasi in diesem „Machtkreis der Kunst“ saß, ich meine, wir hatten gar keine Macht. Wissen Sie, wenn irgendein Verantwortlicher der Kulturszene gesagt hätte: Also der Lorenz, der passt und nicht, der wird kaltgestellt, dann wäre ich kaltgestellt worden, das wäre ganz schnell gegangen. Dann hätte ich eben Kirchenmusik machen müssen oder irgendetwas anderes – so einfach in das in der DDR, aber heute geht es auch ganz einfach, heute kann man’s mit anderen Mitteln machen.“


    „Heutzutage steht das Geld vornean. Man braucht bloß die Zeitung aufschlagen. Wenn ich zum Beispiel den Kultur-Etat Berlins sehe: Es geht nur noch ums Geld. Es geht gar nicht mehr um die Kunst. Das heißt also, bestimmte Leute sind teuer, und was teuer ist, muss gut sein. Es ist ja nicht mehr so! Es ist ja nicht mehr so! Und ein Ensemble, so etwas kann es nicht geben, das ist dann nicht im Bereich des Möglichen, weil die Rechnung gar nicht angestellt wird. Ich meine, es ist eine Milchmädchenrechnung. Selbstverständlich hat man Altersversorgungsprobleme, bloß ich frage Sie: Ist denn die Gesellschaft schon so unmenschlich geworden, dass es nicht möglich sein soll, einen Sänger, der 20, 25 Jahre auf einer großen Bühne seine Stimme zu Grabe getragen hat, und ich habe das erlebt: Ist es da aus meiner Sicht nicht einfach ein humanistisches Anliegen, wenn dieser Künstler eben nicht mehr im Vollbesitz seiner stimmlichen Kräfte ist, ihn bis zur Rente dann noch durchzuziehen? Ist denn das so unmenschlich? Dieses Deutschland ist so unendlich reich. Warum ist das ein Grund, Leute sozusagen kurz vor Toresschluss noch schnell rauszuschmeißen, damit man diesen „Ballast“ los wird? Wenn ich höre, dass ein Intendant der Staatsoper Berlin von einer „Buh-Quelle“ spricht, die er vor sich herschieben muss – das Menschen um Gottes Willen, das sind Menschen, die in ihrem Leben viel geleistet haben. Dieser Mann soll doch mal überlegen, was er sagt. Und das ist etwas, was mich so wahnsinnig erregen kann: Das sind Künstler gewesen! Wenn sie auch heute vielleicht nicht mehr die Möglichkeit haben, die großen Partien durchzustehen, aber es sind Menschen – bis auf Ausnahmen, das gebe ich zu, die gibt es immer, aber die bestätigen die Regel – das sind Menschen, die wirklich versucht haben, das Äußerste, was ihnen gegeben ist, auf der Bühne darzustellen. Und sowas bezeichnet man als „Buh-Quelle“? Das ist so etwas Menschenverachtendes, so etwas Widerliches, dass ich mich mit Abscheu von solchen Menschen abwende.“


    „Ich habe mir immer gedacht: Wenn du mal 50 wirst, dann hätte ich mich gefreut, wenn dann vielleicht eine kleine Ehrung meiner immerhin dann doch 18-jährigen Tätigkeit zum Wohle der Staatsoper stattgefunden hätte, und die hätte stattgefunden. Man hätte mir vielleicht eine schöne Vorstellung gegeben, am hätte mir ein par nette Zeilen zukommen lassen, dass ich vielleicht nicht unwichtig für das Haus war. Die jetzige Leitung der Staatsoper hat sich etwas ganz Feines ausgedacht zu meinem 50.: Ich werde endgültig entlassen. Nun gut, ich habe natürlich noch weiterhin zu tun, ich werde bestimmt kein Sozialfall sein, aber man hat mir eigentlich den Glauben an die Kraft der Kunst genommen, weil man diesen Kommerz, weil man dieses falsche, fatale Denken in den Vordergrund stellt. Weil man nicht nach der künstlerischen Potenz eines Sängers geht, sondern nach der Frage: Wie verhält der sich eigentlich uns gegenüber? Und es ist das Bedauerliche: Die Deutsche Staatsoper und Siegfried Lorenz, das ist mittlerweile zu einem Thema geworden, was ich gar nicht wollte. Das wollte ich nie. Ich habe lediglich etwas getan, was ich auch heute noch für richtig halte: Ich habe versucht, mich für Kollegen, für uns alle einzusetzen, einzubringen – nicht, indem ich diese neue Leitung bekämpft habe, ich hatte gar keinen Grund dazu, sondern ich habe befürchtet, was jetzt eingetreten ist, dass das Ensemble der Staatsoper, das eine Ära geprägt hat, dass dieses Ensemble eigentlich tot ist. Es wird irgendwann natürlich eine Änderung eintreten und auch dieser Zustand an dem von mir nun so in den Vordergrund geschobenem Hause wird nicht ewig anhalten. Ob es mir dann noch etwas nützt, das weiß ich nicht. Ich glaube es fast nicht. Deshalb kann ich keinen Optimismus versprühen. Ich weiß nicht mehr, wo ich den hernehmen soll, weil für mich zu DDR-Zeiten immer im Hintergrund stand: Wenn die dich hier kaltstellen sollten oder irgendetwas eintreten sollte, dass du deine Kunst nicht mehr ausüben kannst, dann gibt es ja noch das andere Deutschland. Na ja, nun gibt es das eben nicht mehr, nun ist das andere Deutschland da, und viel brutaler und viel konsequenter, als es die von mir so wenig geliebte Kommunisten waren. Aber nun gut: Ich muss mich von Dingen trennen, die für mein Leben bestimmend gewesen sind. Ich muss mich von der irrigen Annahme befreien, dass ich mit meiner Kunst alles erreichen kann. Ich kann’s eben nicht. Ich muss sehen, dass ich überlebe. Vielleicht gehe ich auch unter, ich weiß es nicht. Es wird die Zukunft zeigen. Ich bin vielleicht realistischer geworden als früher, glaube, dass die künstlerischen Potenzen, die ich in mir habe und die ich fühle, dass diese Potenzen mich nicht untergehen lassen werden, aber es wird sehr schwer werden, die nächsten zehn, zwölf Jahre, die mir vielleicht noch als Sänger bleiben, auszufüllen. Ich werde es versuchen.“


    Soweit die Originalaussagen von Kammersänger Prof. Siegfried Lorenz in der "Belcanto"-Portrait-Sendung des SFB 1995, die ich vom Mitschnitt abgetippt habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    vielen Dank für die viele Arbeit, das alles zu transkribieren. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, unabhängig von der Verfügbarkeit des Videomitschnitts in kondensierter, überzeitlicher Form essentielle Passagen von bzw. über diesen markanten Sänger immer wieder nachzulesen.


    viele Grüße

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    vielen Dank für die viele Arbeit, das alles zu transkribieren. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, unabhängig von der Verfügbarkeit des Videomitschnitts in kondensierter, überzeitlicher Form essentielle Passagen von bzw. über diesen markanten Sänger immer wieder nachzulesen.


    viele Grüße

    Lieber Don, habe Dank für deinen Beitrag! :hello:


    Genau diese "Verfügbarkeit" und das Festhalten für die Mit- und Nachwelt war meine Motivation, die Stunden meiner Rückreise vom Salzburger "Rosenkavalier" (wo mit Tobias Kehrer ein seit kurzen höchst erfolgreicher Lorenz-Schüler - nach Osmin in Glyndebourne - den Polizeikommissar sang) mit dem Abtippen meines seinerzeitigen Audiomitschnitts der Radiosendung (die meines Wissens gar nicht bei Youtube verfügbar ist) zu verbringen.


    Auch ich möchte - ganz ähnlich wie "Operus" mit seiner Gottlob-Frick-Gesellschaft - an Sänger erinnern und diese nicht dem Vergessen anheimfallen lassen - nur dass ich aufgrund meiner Herkunft und Prägungen vielleicht andere personelle Schwerpunkte habe, aber das macht ja nichts. Und zum Erinnern an Sänger ist "TAMINO" einfach ein ganz wunderbarer Ort. :yes:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber


    Deinem Nicknamen machst du alle Ehre. Ich danke dir für das Typoskript der Radiosendung vom 2. September 1995, nachzulesen in Beitrag 17.


    Die Schubert-Interpretationen, mit denen uns Siegfried Lorenz so reich beschenkt hat, schätze ich sehr. Ich schliesse mich den Glückwünschen zum 70. Geburtstag des Sängers an.


    lg moderato
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Es sollte auch auf einen Vortrag hingewiesen werden, den Siegfried Lorenz 1996 in Berlin gehalten hat, ein Vortrag, der vor Selbstmitleid überfließt und auch Tendenzen zur Geschichtsklitterung in sich birgt. Wer Zeit und Lust hat, höre mal hinein. Es handelt sich um ein sehr typisches Zeugnis der Befindlichkeit, wie es sich oft bei ehemaligen DDR-Bürgern findet, die die Wende zwar wollten und für erstrebenswert hielten, sich deren Konsequenzen und Auswirkungen in der Realität aber nie wirklich bewusst waren. Lorenz postuliert sich in dem Vortrag als konsequenter Gegner des DDR-Systems, was ihm abzunehmen ist. Ich lebte selbst in der DDR, verfolgte seinen künstlerischen Aufstieg vornehmlich in Berlin mit Interesse und einer gewissen Anteilnahme. Der Star, als den er sich in seinem Vortrag letztlich sieht, war er nach meinem Urteil nie. Der Dieskau-Vergleich lag wie Blei auf ihm. Nur ist mir und meinen musikalischen Freunden aus damaliger Zeit, die wir immer gute Kontakte zu Opernhäusern und deren Sänger pflegten und auch den Klatsch liebten, nie bewusst gewesen, dass es sich bei Lorenz um eine Art Regimekritiker gehandelt hat. Das war nie ein Thema. Er hat auch nie davon Gebrauch gemacht, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Er war wohl ehr der ganz heimliche Dissident. Das wird erst jetzt aus seinem eigenen Mund deutlich. Wir nahmen ihm als stillen Aufsteiger wahr, der ja auch mit einer der höchsten Auszeichnungen der DDR, dem Nationalpreis - wenn auch nur dritter Klasse - geehrt wurde. Die ersehnte rechtsstaatliche Ordnung nun, die auch dem Kammersänger Lorenz die Möglichkeit gibt, sich endlich völlig frei zu äußern, wird sofort dahingehend genutzt, genau diese Ordnung fundamental anzugreifen, verbunden mit einer gewissen Sehnsucht nach der guten alten DDR, die man ja so schrecklich fand. Das ist sein neues gutes Recht wie es auch völlig absurd ist, weil er zwar auch für andere spricht, letztlich aber nur sich selbst meint. Ich kann mir diesen Einwand nicht verkneifen, bevor hier die Verklärung beginnt.


    Dennoch schätze ich jedes Urteil, das nicht das meine ist. Jeder soll und kann verehren, wenn er will. Das ist grundsätzlich sympathisch. Davon lebt ja auch dieses Forum. Ich habe Lorenz sehr oft gehört und auch seine Platten besessen. Ich fand ihm aber immer eine Spur zu langweilig,zu larmoyant und in den Details zu ungenau, wie mir auch ein "Hosentaschenmitschnitt" eines Liederabends an anderer Stelle des Forums wieder zeigt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold!


    Hab Dank, für das Video! Es ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches Dokument!
    Auch Deinen umsichtigen und klugen Kommentar habe ich mit Gewinn gelesen!
    Ob darüber jetzt weiter diskutiert werden sollte, mag ich erst mal nicht entscheiden.
    Ich kann ja später noch mal darauf zurück kommen.


    Dieser Blick auf den "ganz heimlichen Dissidenten" lässt natürlich Fragen aufkommen, die nicht allein am Beispiel Lorenz diskutiert werden können. Trotzdem drängt es mich, darüber noch mal weiter nachzudenken - gerade weil ich Lorenz als Künstler schon sehr früh kennen gelernt und immer durchaus hoch eingeschätzt habe.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Es sollte auch auf einen Vortrag hingewiesen werden, den Siegfried Lorenz 1996 in Berlin gehalten hat,

    Genau das habe ich schon drei Beiträge früher getan, als ich dieses Video bereits eingestellt habe! Und schon im Dezember 2012 habe ich diesen Vortrag in Schriftform in dieses Forum gestellt. Warum nicht schon damals deine heftige Reaktion dagegen?



    ein Vortrag, der vor Selbstmitleid überfließt und auch Tendenzen zur Geschichtsklitterung in sich birgt.

    Ein Vortrag, der das schildert, was er subjektiv in dieser Zeit erlebt hat. Von "Geschichtsklitterung" kann überhaupt keine Rede sein, denn nichts, was er über das, was ihm widerfahren ist, schildert, kannst du als unwahr brandmarken.



    Wer Zeit und Lust hat, höre mal hinein.

    Unbedingt!



    die die Wende zwar wollten und für erstrebenswert hielten, sich deren Konsequenzen und Auswirkungen in der Realität aber nie wirklich bewusst waren.

    Wer konnte vorher schon wissen, welche konkrete Auswirkungen dieser von fast allen ersehnte Prozess mit sich bringen würde? Niemand. Auch du nicht. Als die Konseenzen und Auswirkungen dann in die Realität hineinbrachen, waren sich dann auch alle darüber bewusst. Der Vortrag ist ein erschütterndes Dokument dieser "Bewusstwerdung".



    Der Star, als den er sich in seinem Vortrag letztlich sieht, war er nach meinem Urteil nie.

    Es geht ja nicht um dein Urteil, sondern um die Tatsachen, und da hat außer Schreier und Adam keiner mehr Platten aufgenommen als er, sogar mehr als Günther Leib, obgleich dieser mehr Zeit gehabt hatte.



    Der Dieskau-Vergleich lag wie Blei auf ihm.

    Ja, und auf Schreier der mit Wunderlich und auf Adam der mit Hotter usw. Meine Güte! Die Leute, die ihn schon zu DDR-Zeiten regelmäßig als Wolfram bejubelt haben, und auch die anderen, die seine Live-Auftritte liebten und genossen, denen war das ziemlich egal. Dass du ihn nicht mochtest, schreibst du hier nicht zum ersten Mal, das ist bekannt und dein gutes Recht, trotzdem erstaunt mich deine Energie, mit der du ihm hier im Vorbeitrag ans Bein pinkeln musst. Wo kommt bloß diese Aversion her?



    dass es sich bei Lorenz um eine Art Regimekritiker gehandelt hat. Das war nie ein Thema.

    Hättest du zu DDR-Zeiten drüber schreiben sollen? Oder jemand anderes? Lorenz kam aus einem christlichen Elternhaus (die kirchlichen Bildmotive in den Fenstern seines Hauses in Mahlsdorf gibt es höchstwahrscheinlich nicht erst seit der Wende), er konnte aufgrund dieser Herkunft nicht das Abitur in der DDR machen, musste nach Westberlin rüberfahren (gemeinsam mit Arztkindern etc.), dann kam die Mauer und er musste sein Abitur an der Abendschule beenden.


    Du solltest dazu vielleicht mal das lesen, was er in dem Radioportrait, das ich abgetippt habe, dazu gesagt hat.



    Er hat auch nie davon Gebrauch gemacht, obwohl er die Möglichkeit dazu gehabt hätte.

    Wo hat er die Möglichkeit dazu gehabt und wo hätte er Gebrauch davon machen sollen? Auch dazu kannst du nachlesen, wo er sich kritisch über den DDR-Staat geäußert hat, nämlich bei den West-Gastspielen, sodass den Gastgebern schon Angst und Bange für sein Rückkehr wurde. So hat er es geäußert.


    Hast du dich eigentlich kritisch geäußert? Ich finde diesen deinen Anwurf gegen ihn unverschämt und ungeheuerlich!



    Wir nahmen ihm als stillen Aufsteiger wahr, der ja auch mit einer der höchsten Auszeichnungen der DDR, dem Nationalpreis - wenn auch nur dritter Klasse - geehrt wurde.

    Seine Karriere in der DDR war ja auch noch nicht so lang wie die von Schreier oder Adam, die dann für die größere Lebensleistung die höhere Klasse bekamen. Und er hat sich diesen Preis, den er bekam, ersungen? Heute bekommen die Leute dann ein Bundesverdienstkreuz oder ähnliches. Was soll also diese alberne Anführung dessen?



    die ersehnte rechtsstaatliche Ordnung nun, die auch dem Kammersänger Lorenz die Möglichkeit gibt, sich endlich völlig frei zu äußern, wird sofort dahingehend genutzt, genau diese Ordnung fundamental anzugreifen, verbunden mit einer gewissen Sehnsucht nach der guten alten DDR, die man ja so schrecklich fand.

    Ja, er hat von diesem neuen Recht zur freien Meinungsäußerung eifrig Gebrauch gemacht - und musste dann die Konsequenzen tragen, dass er von diesem Recht Gebrauch gemacht hat - das ist doch genau das Bemerkenswerte an dieser Geschichte!!!



    wie es auch völlig absurd ist, weil er zwar auch für andere spricht, letztlich aber nur sich selbst meint.

    Er erwähnt ja die, für die er spricht, namentlich, und die waren bei dieser Rede teilweise auch anwesend.


    Letztlich spricht er für alle, die nicht zu den Wende-Gewinnern gehören, obwohl sie sich zu DDR-Zeiten nicht zu Schulden kommen haben lassen. Andere hingegen hängten ihr Fähnchen sofort in den Wind, krochen den neuen Machthabern (vor Ort! zu DDR-Zeiten durfte man über seinen Chef meckern, aber nicht über die Staatsführung, heute ist es umgekehrt - das ist genau das, was Lorenz bitter büßen musste) in den Arsch und schwimmen wieder oben. Ja, einige haben diese Kurve wunderbar gekriegt. Haben nun ausgerechnet diese das moralische Recht, diejenigen zu kritisieren, die diese Kurve nicht so elegant bekommen haben, sondern sich in ihrem Dissidententum auch treu geblieben sind? Ich denke nicht!



    Ich kann mir diesen Einwand nicht verkneifen

    Damit musste ich rechnen, ich kenne dich ja mittlerweise schon ganz gut....
    Übrigens hätte dein beruflicher Weg nach der Wende auch weniger erfolgreich weiterlaufen können, und dann würdest du heute anders denken, denn das Sein bestimmt ja bekanntlich das Bewusstsein. Nun hast du Glück gehabt und das gönne ich dir auch, aber ist das die geeignete Position, um diejenigen zu schelten, die nicht so viel Glück hatten, für die die Wende mit einem beruflichen Karriere-Knick verbunden war?



    Ich fand ihm aber immer eine Spur zu langweilig,zu larmoyant

    Und mir geht es gerade gegenteilig, ich erlebt hier Emotion und Ausdruck, die ich bei kaum einem anderen Fachvertreter so finde. Fischer-Dieskau finde ich manchmal weit abgeklärter und dadurch auch unemotionaler.



    und in den Details zu ungenau

    Sagt ausgerechnet ein Dvorakova-Fan... :hahahaha:


    Aber danke für deinen Beitrag: Er hat mir nochmals mehr als klar gemacht, was ich von dir zu halten habe...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hab Dank, für das Video! Es ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches Dokument!


    Diesen Dank kann ich insofern nur schlecht nachvollziehen, weil ich das Video bereits in Beitrag 16 eingestellt hatte.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diesen Dank kann ich insofern nur schlecht nachvollziehen, weil ich das Video bereits in Beitrag 16 eingestellt hatte.


    Tut mir leid, aber in der langen Auflistung, die Du im Beitrag 16 eingestellt hattest, ist mir der Vortrag irgendwie durchgerutscht.
    Also: Dank auch Dir! Nicht nur für diesen Vortrag, auch für all Deine anderen Mitteilungen über Siegfried Lorenz.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Aber danke für deinen Beitrag: Er hat mir nochmals mehr als klar gemacht, was ich von dir zu halten habe...


    Ach, Stimmenliebhaber, was soll der König-Jakob-Groll? Du irrst gründlich in der Annahme, kritische Einwände gegen einen Sänger oder eine Sängerin, die Du über die Maßen schätzt, seien gegen Dich persönlich gerichtet. Das ist nicht so. Tatsache ist, dass Du Sänger verehrst, mit denen ich nichts oder nur wenig anfangen kann. Das mag eine Generationsfrage und unterschiedlicher Erfahrung geschuldet sein. Es gibt sehr viele Gründe, die Du genau so gut kennst wie ich. Vielleicht sogar noch besser. Halte Du mir ruhig meine Säulenheiligen vor - wie jetzt wieder die eben erst bei einem Brand ums Leben gekommene Frau Dvorakova. Ich lebe gut damit, weil ich mich angeregt fühle, angehalten, eigene Standpunkte zu überprüfen.


    Du hast an meinem Tisch gesessen, ich habe Dir aufgetan. Freundlich, wie sich das gehört. Dass Du kritische Einwände nicht ertragen kannst, das ist nicht mein Problem. Mit der Zeit hast Du immer wieder kleine Versuche unternommen, mich hier in dieser oder jener Form zu outen. Du hast beispielsweise einen Beitrag aus einem Blog verlinkt, der mit drei Mausklicks zu meinem Klarnamen, meinem Foto, meinen persönlichen Verhältnissen und meiner Kurzbiographie führte. Das ist nicht vergessen. Es gab Deinerseits mehrfach Anspielungen auf meine berufliche Vergangenheit etc. Diskret und vornehm ist das nicht, wenngleich es mich mehr amüsiert. Du kannst aber beruhigt sein, Gleiches werde ich nicht mit Gleichem vergelten. Das ist nicht meine Art. Persönliche Informationen pflege ich grundsätzlich für mich zu behalten.


    PS. Du beherrschst die Zitierfunktion wirklich sehr gut, entnehme ich mit Respekt und Anerkennung Deinem Beitrag Nr. 23. :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Tatsache ist, dass Du Sänger verehrst, mit denen ich nichts oder nur wenig anfangen kann.

    Ja, das ist o und das ist umgekehrt auch so. Die Frage ist, wie sinnvoll das ist, sich das immer und immer wieder gegenseitig unter die Nase zu halten.


    Bei dir ist es sicherlich so, dass du zum Lied und Konzert weniger Affinität hast als zur Oper, sondern zu großen, lauten Opern, also vor allem Wagner und Strauss. Dass du dann mit einem Sänger, der einen großen Schwerpunkt im Lied- und Konzertbereich hat, relativ wenig anfangen kannst, ist unter diesen Umständen verständlich. Dass du dann offenbar auch eine andere Auffassung von der Anlage bestimmter Opernpartien hast als etwa Otmar Suitner, der als Wolfram unbedingt einen Sänger haben wollte, der den "Abendstern" wie ein Schumann-Lied singen kann (und Peter Schreier empfahl ihm aufgrund vielfältiger gemeinsamer Konzerterfahrungen dann Siegfried Lorenz), ist ja auch ok. Dass die Staatsoper nach dem Ausscheiden von Frau Dvorakova nur noch sporadisch besucht hast und daher viele grandiose Aufführungen um die Wendezeit, die mich und viele andere Menschen begeistert haben, verpasst hast, auch. Ich habe dafür Frau Dvorakova nicht mehr auf der Bühne erlebt und muss mich an die diversen Aufnahmen halten...


    Was das mit der Verlinkung gewesen sein soll, weiß ich nicht: ich habe mal einen mich sehr anekelnden, weil extrem abwertenden Artikel über Albert Lortzing von einer bestimmten Opernseite verlinkt, dachte aber nicht, dass der von dir war.



    Also: Dank auch Dir! Nicht nur für diesen Vortrag, auch für all Deine anderen Mitteilungen über Siegfried Lorenz.

    Bist du sicher, dass mir dieser Dank gebührt? Wir haben doch nun durch "Rheingold1976" gelernt, dass Siegfried Lorenz ein in jeder Hinsicht so kritikwürdiger Sänger ist, dass er es nicht wert ist, dass an ihn erinnert wird. Auf der eigenen Seite gab es deshalb zu seinem 70. Geburtstag auch nichts -im Gegensatz etwa zur OPERNWELT. Und wenn ich hier eine Würdigung eines Sängers vorbringe, den "Rheingold1876" nicht mag, dann wird aus allen Rohren dagegen geschossen. (Das passiert ja nicht das erste Mal...)


    So, ich bin off für heute.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • ich habe mal einen mich sehr anekelnden, weil extrem abwertenden Artikel über Albert Lortzing von einer bestimmten Opernseite verlinkt, dachte aber nicht, dass der von dir war.


    Letztes Wort in dieser Sache. Der Lortzing-Artikel, der Dich angeekelt hat, war nicht von mir.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Letztes Wort in dieser Sache. Der Lortzing-Artikel, der Dich angeekelt hat, war nicht von mir.


    Aber genau das habe ich doch geschrieben: Ich wusste, dass er nicht von dir war (ich weiß auch genau, von wem er war, der Stil ist sozusagen "unnachahmlich") und habe ihn deshalb verlinkt, weil ich diesbezüglich überhaupt kein Problem sah, sondern einfach mal die Meinung von "Operus" und anderen dazu hören wollte. Leider scheint ihn niemand hier sonst gelesen zu haben, zumindest hat niemand hier auf diese General-Hinrichtung eines Komponisten reagiert.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hier übrigens die "Tannhäuser"-Verfilmung der Staatsopern-Inszenierung von Erhard Fischer unter der musikalischen Leitung von Otmar Suitner, da kann sich jeder sein eigenes Urteil über Siegfried Lorenz als Wolfram wie auch über die anderen Mitwirkenden (z.B. Ludmila Dvorakova als Venus) machen:


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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