ARABELLA bei den Osterfestspielen 2014 in Salzburg

  • 1. Ich bin als Opernseher und Opernhörer nicht verpflichtet, mich um die Karriere von Sängern zu kümmern.

    Aha, also ein Ignorant... ;)



    2. Die meisten Rollen haben ein ausgeprägtes Profil, das der Komponist sehr im Auge hatte.

    Und was soll uns das sagen? Die Mehrheit der Komponisten waren Opernpraktiker, die das wesentlich realistischer einschätzten als du. Einem Verdi war klar, dass die Traviata niemals von einer ca. Zwanzigjährigen gesungen werden würde und auch Strauss wusste, dass niemals ein Teenager die Salome singen könnte, von Puccini und seiner Butterfly ganz zu schweigen...



    4. Von Sängermangel kann keine Rede sein, wir haben ein Überangebot, auch von jungen kompetenten Sängern.

    Die aber keine Chance haben, eine komplexe Strauss-Partie einigermaßen adäquat auf die Bühne zu bringen - dafür braucht es Jahre an Rollenstudium.



    5. Wenn ich von adäquater Rollenbesetzung spreche, rede ich von Weltbühnen wie Baden-Baden, Wien, Salzburg, MET, Berlin, Paris. Die könnten sich die Sänger aussuchen und auch adäquat besetzen. Tun sie aber nicht, weil sie Stars als Attraktion brauchen, die dann mehr Geld bringen.

    Können sie eben nicht. Kein Mensch fährt zur "Weltbühne" Baden Baden um dort Weltklassepreise für eine völlig unbekannte Besetzung zu zahlen.



    Beispiele: Johan Botha in Salzburg als Parsifal, geht natürlich gar nicht, er ist aber berühmt.

    Geht sogar sehr gut. Du wirst gesanglich kaum Besseres finden...



    Magdalena Kozena in Paris als Mélisande, ist natürlich erheblich zu alt, aber die Frau vom Dirigenten.

    Unwahrheit vergeht nicht, auch wenn du sie wiederholst. Frau Kozena singt in Paris die Mélisande vielleicht deshalb, weil sie diese Rolle in der Inszenierung von Martinoty schon 2007 aus der Taufe gehoben hat - da war sie 34! Seither ist das eine ihrer wichtigen Opernpartien. Zuletzt sang sie diese Rolle meines Wissens in Verbier 2012 unter Dutoit - mit 39. Mit Simon Rattle ist mir davor nur New York bekannt - und Berlin 2008. Und in drei Wochen wird sie 41 - du wirst Mühe haben, eine jüngere Mélisande der Spitzenklasse zu finden...



    Renée Fleming als Arabella: die singt sie, als wäre es die Marschallin. Aber: Weltstar. Gerade hier gibt es Dutzende von jungen Sopranistinnen, die das hervorragend singen und spielen könnten

    Wie oben. Jung zu sein und gut singen zu können befähigt noch lange nicht, eine Strauss-Partie überzeugend auf die Bühne bringen zu können. Dazu gehört enorme sängerische Erfahrung. Der Wunsch nach einer mehr jugendlichen Arabella ist durchaus verständlich, aber ich habe z.B. in den letzten Jahren nichts von einer derartigen Anwärterin vernommen, die Frau Fleming in dieser Rolle beim Publikum den Rang ablaufen würde.



    Luciano Pavarotti als Rodolfo: ein korpulenter Mensch als Hungerleider, aber auch Weltstar.

    Aber es gab vom korpulenten Pavarotti eben Bohème-Aufführungen, die seinerzeit alles andere in den Schatten stellten. Auch Caruso, Gigli und Bergonzi waren keine Zahnstocher...



    Die Netrebko als Susanna in Salzburg (?) - die schlechteste Susanna, die ich je gesehen habe (nicht weil sie nicht singen kann, aber sie konnte die Susanna weder singen noch spielen)

    Am Gesang der Frau Netrebko gab es nichts auszusetzen, für die in der Tat sehr statische Darstellung musst du den Regisseur prügeln. Frau Netrebko hat schon in genügend Rollen bewiesen, dass sie darstellerisch zu sehr ausdrucksstarken Leistungen befähigt ist. Wenn du darüber nichts weißt, solltest du vor derartigen Fehlurteilen Abstand nehmen.



    6. Fazit: von den großen Bühnen erwarte ich in jeder Rolle adäquate Besetzungen, weil die sich das auch leisten können. Star alleine genügt mir nicht.

    Das Publikum erwartet von den großen Bühnen, Stars präsentiert zu bekommen. Und da diese Gesangsstars in der Regel vier bis fünf Jahre im Voraus gebucht werden müssen, ist es für die großen Bühnen natürlich auch immer ein gewisses Glücksspiel. Man kann nicht immer abschätzen, wie sich ein aktueller Star in vier oder fünf Jahren präsentieren wird...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Irgendwann werden wir uns noch beschweren, das die Morde auf der Bühne gar nicht echt sind und die Toten spätenstens beim Schlussapplaus wieder auferstehen. :) . Ich habe auch schon jüngere Sängerinnen als Arabella gehört die lange nicht so gut waren wie Frau Flemming. Oder für die Brünhilde muss man eine gestandene Wagnersängerin sein und nicht erst am Anfang seiner Karriere. Viele Sänger wechseln ja einfach das Fach , wenn sie in ein gewisses Alter gekommen sind, wie z.F. Domingo.

  • Irgendwann werden wir uns noch beschweren, das die Morde auf der Bühne gar nicht echt sind und die Toten spätenstens beim Schlussapplaus wieder auferstehen. :) . Ich habe auch schon jüngere Sängerinnen als Arabella gehört die lange nicht so gut waren wie Frau Flemming. Oder für die Brünhilde muss man eine gestandene Wagnersängerin sein und nicht erst am Anfang seiner Karriere. Viele Sänger wechseln ja einfach das Fach , wenn sie in ein gewisses Alter gekommen sind, wie z.F. Domingo.

  • Zitat von »dr.pingel«
    Beispiele: Johan Botha in Salzburg als Parsifal, geht natürlich gar nicht, er ist aber berühmt.


    Geht sogar sehr gut. Du wirst gesanglich kaum Besseres finden...

    :jubel:


    Zitat von »dr.pingel«
    Magdalena Kozena in Paris als Mélisande, ist natürlich erheblich zu alt, aber die Frau vom Dirigenten.


    Unwahrheit vergeht nicht, auch wenn du sie wiederholst. Frau Kozena singt in Paris die Mélisande vielleicht deshalb, weil sie diese Rolle in der Inszenierung von Martinoty schon 2007 aus der Taufe gehoben hat - da war sie 34! Seither ist das eine ihrer wichtigen Opernpartien. Zuletzt sang sie diese Rolle meines Wissens in Verbier 2012 unter Dutoit - mit 39. Mit Simon Rattle ist mir davor nur New York bekannt - und Berlin 2008. Und in drei Wochen wird sie 41 - du wirst Mühe haben, eine jüngere Mélisande der Spitzenklasse zu finden...

    :jubel:


    Zitat von »dr.pingel«
    Luciano Pavarotti als Rodolfo: ein korpulenter Mensch als Hungerleider, aber auch Weltstar.


    Aber es gab vom korpulenten Pavarotti eben Bohème-Aufführungen, die seinerzeit alles andere in den Schatten stellten. Auch Caruso, Gigli und Bergonzi waren keine Zahnstocher...

    :jubel:


    Irgendwann werden wir uns noch beschweren, das die Morde auf der Bühne gar nicht echt sind und die Toten spätenstens beim Schlussapplaus wieder auferstehen.

    :jubel:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und da ist die Parallele zum Regietheater: wenn Zeit und Ort verändert und verlegt werden, wenn die Handlung zerstört wird, dann schreit ihr auf. Aber wenn es wegen des sängerischen Startums keine adäquate sängerische und schauspielerische Besetzung gibt, scheine ich hier der einzige zu sein, der das moniert.


    Du bist nicht der einzige, lieber Dottore. Nimm es nicht zu genau. Sein nachsichtig. Wir schreiben 2014. Ich wundere mich auch nicht mehr, wie schnell sich mit durchschnittlichen stimmlichen und darstellerischen Leistungen sowie mit dürftigen Inszenierungen zufrieden gegeben wird. Aber bitte eine echte Esche auf die Bühne der "Walküre"! Das wirst Du nicht mehr ändern. Wie auch? Sei gütig.


    Dir mein Gruß!
    Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Theophilus
    1. Wenn ich mich um die Karriere eines Sängers nicht kümmere, sondern perfekte Opern sehen will, bin ich ein Ignorant.
    Ich finde, ein Ignorant ist der, der Johan Botha als Parsifal akzeptiert.
    2. Die Komponisten waren sich klar darüber, dass.... usw. genau das habe ich doch behauptet. dass eine Salomé nicht von einer 20jährigen gesungen werden kann, aber von einer mit 30, aber von keiner mit 40 oder 50. Wer lesen kann, ist echt im Vorteil.
    4. Die Jungen haben keine Chance, eine komplexe Partie zu singen: ich habe das Gegenteil erlebt, junge Sängerinnen, die die Blanche (Dialogue des C.), die Katja, die Jenufa, die Suor Angelica fantastisch gesungen haben. Deine Aussage trifft einfach nicht zu, jedenfalls, was meine Erfahrung angeht.
    6. Johan Botha: gesanglich wirst du kaum was Besseres finden: auch hier: wer lesen kann ist im Vorteil. Selbst wenn, das stimmt mit dem Gesang, eine solche unförmige Figur ist doch kein Parsifal? Oder doch? Wenn ja, dann ist das Regietheater. Aber Oper ist Musiktheater, da spielt die Darstellung schon eine Rolle.
    7. Mélisande: "Unwahrheit vergeht nicht, auch wenn du sie wiederholst". Das ist wieder eine dieser tollen intoleranten Aussagen von überheblichen Forumsmitgliedern. Weißt du genau, was hier die Wahrheit ist? Erstens gibt es sie objektiv nicht, und zweitens sind die Chancen, dass du oder ich Recht haben 50:50. Diese Intoleranz kenne ich ja schon gegenüber meinen Aussagen über Beethovens 9 (4. Satz) und der Lucia di Lammermoor. Und damit ihr euch weiter ärgern könnt: ich habe jetzt hintereinander Katja Kabanowa und Cosi fan tutte gehört. Katja war toll und Cosi war extrem langweilig.
    8. Arabella: ich habe schon viele junge Sängerinnen Strauß-Partien singen hören (die Arabella habe ich allerdings noch nie gesehen). Dass niemand Renée Fleming den Rang ablaufen könnte, nehme ich erst mal als unbewiesene Behauptung, wie sie von den Verteidigern der Stars hier oft wiederholt werden, wodurch sie auch nicht überzeugender werden.
    Netrebko: Frau Netrebko....... "Wenn du darüber nichts weißt, solltest du derartigen Fehlurteilen Abstand nehmen.."
    Ja, Opa, vielen Dank für die Belehrung! Also auch hier bestimmt die selbsternannte Tamino-Edel-Riege, was Fehlurteile sind? Es geht ja um Meinungen, und die Chance, dass du recht hast oder ich, ist immer noch 50:50, also auch hier die sattsam bekannte Tamino-Intoleranz.



    Stimmenliebhaber: Du solltest deinen Avatar wechseln, da du mit Theophilus auf einer Linie bist. Wie wäre es mit Starstimmenliebhaber? Ein richtiger Stimmenliebhaber liebt Stimmen unabhängig von ihrer Existenz als Star.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Also was Stimmenliebhaber angeht, der hat wohl in seinen Postings oft genug bewiesen, dass er keineswegs nur "Starstimmen" schätzt. Und was mangelnde Toleranz gegenüber anderen Meinungen angeht, solltest du dich auch mal an die eigene Nase fassen.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Stimmenliebhaber: Du solltest deinen Avatar wechseln, da du mit Theophilus auf einer Linie bist. Wie wäre es mit Starstimmenliebhaber? Ein richtiger Stimmenliebhaber liebt Stimmen unabhängig von ihrer Existenz als Star.

    Ich war und bin ja nicht immer auf einer Linie mit "Theophilus", wie man weiß, aber hier in den konkret zitierten Punkten bin ich es absolut - und habe in letzter Zeit zunehmend das Gefühl gehabt, dass DU ziemlich intolerant gegenüber anderen Meinungen bist, die sich nicht mit deiner eigenen decken! Dass du mir nun absprichst, ein "richtiger" Stimmenliebhaber zu sein, weil ich angeblich nur "Stars" statt Stimmen liebe, ist da nur die Spitze des Eisbergs - und mit Verlaub ziemlich dämlich, weil völlig unzutreffend!


    Wann war denn die Melisande in Paris? Ich hatte sie 2008 in Berlin und da war sie sehr gut und definitiv NICHT zu alt.
    Und da sie, wie "Theophilus" richtig bemerkt hat, in wenigen Wochen erst(!) 41 wird, finde ich deine Meinung in diesem Punkt ziemlich absurd!


    Übrigens ist diese Tatsache mit dem Alter ziemlich zweifelsfrei:


    http://de.wikipedia.org/wiki/Magdalena_Ko%C5%BEen%C3%A1


    Es wäre also nett, wenn du einfach eine andere Meinung mal anerkennen würdest, anstatt immer so extrem auf deiner eigenen als einzig richtiger zu beharren!

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Beispiel bitte!

    Sind Michael Rabsilber, den ich anlässlich seines Todes hier gewürdigt habe, oder Werner Enders, zu dessen pothumen 90. Geburtstag ich hier etwas geschrieben habe, für dich "Stars"? Also für mich prsönlich waren bzw. sind sie welche, keine Frage - aber unter die gängige "Star"-Definition fallen sie dann wohl doch eher nicht. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Ich glaube, dass ihr mich da ein bisschen missversteht. Ich erkenne eure Meinungen doch durchaus an, meine aber, dass meine Meinung mit "Fehlurteil", "Ignorant", "unfassbar, wieweit man danebenliegen kann" oder "Sektierer" hier schon bezeichnet wurden. Dergleichen Ausdrücke habe ich niemals gebraucht. Apodiktische Urteile werdet ihr bei mir nicht finden, sondern ich kennzeichne immer alles als meine Meinung, die keinen Absolutheitsanspruch hat. Aber die etwa bei Theophilus geäußerten Meinungen haben diesen Absolutheitsanspruch. Wenn ihr das bei mir seht, sagt es, dann ziehe ich den Absolutheitsanspruch zurück, nicht aber die Meinung.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Stimmenliebhaber: Du solltest deinen Avatar wechseln

    Auf meinem Avatar sind übrigens, wie ich in der betreffenden Rubrik schon verraten habe, Eva-Maria Bundschuh als Isolde und Heikki Siukola als Tristan zu sehen. Sind das auch "Stars"? Für mich ja, gerade in diesen Rollen, keine Frage, aber einen Netrebko- oder Kaufmann-Rummel haben sie gewiss nie erlebt und gelten somit in der allgemeinen Wahrnehmung sicherlich nicht als "Stars".

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Nur ein Gegenbeispiel für viele andere, die ich anführen könnte:


    Ja, das stimmt, das gebe ich zu. Aber das ist so apodiktisch und scharf formuliert eher als satirische Reaktion auf den Vorwurf von Theophilus des "Ignoranten". Dieses Urteil würde ich also durchaus zurückziehen! Auf die anderen Beispiele bin ich gespannt.
    Intoleranz verstehe ich als Meinung, die andere Meinungen nicht gelten lässt, sondern die eigene absolut setzt; diese werdet ihr bei mir sonst nicht finden!
    Im Übrigen, lieber Stimmenliebhaber, ziehe ich meine Attacken gegen dich zurück, es war der erste Ärger. Ich habe nämlich noch mal deinen Artikel über das "Schlaue Füchslein" gelesen und dabei festgestellt, dass wir eigentlich eher auf der gleichen Wellenlänge surfen. Aber manchmal überkommt es einen und man schreibt Dinge, die man besser nicht schriebe!

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Lieber Dr. Pingel, ich will jetzt auch gar nicht nach weiteren Beispielen suchen, aber dass du mir meinen Profilnamen "Stimmenliebhaber" abgesprochen hast, das hat mich schon verletzt!


    Dass wir beim "Füchslein" absolut auf einer Wellenlänge liegen, ist zweifellos zutreffend, und das allein sollte schon Grund genug sein, gemeinsam die Friedenspfeife zu rauchen! :) :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber : also, ich betone noch mal, dass mich das Absprechen deines Avatars reut ("Buß und Reu/knirscht das Sündenherz entzwei") und ich das ausdrücklich zurückziehe; ich habe in der Suchfunktion noch mal ein paar von deinen Artikeln nachgeschlagen und muss sagen, dass mein Vorwurf jeder Grundlage entbehrt. Ich denke, die Friedenspfeife ist das uns bestimmte Brandopfer!


    Herzliche Grüße
    von dr. pingel

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Wie oben. Jung zu sein und gut singen zu können befähigt noch lange nicht, eine Strauss-Partie überzeugend auf die Bühne bringen zu können. Dazu gehört enorme sängerische Erfahrung. Der Wunsch nach einer mehr jugendlichen Arabella ist durchaus verständlich, aber ich habe z.B. in den letzten Jahren nichts von einer derartigen Anwärterin vernommen, die Frau Fleming in dieser Rolle beim Publikum den Rang ablaufen würde.


    :hello:


    Renée Fleming ist 1959 geboren. Ich glaube nicht, dass Richard Strauss eine 55-jährige als Arabella wollte.
    Auf wen hat die MET in ihrer jüngsten Arabella - Produktion zurückgegriffen? Auf Renée Fleming? Nein.
    Ich zitiere Alex Ross, den kompetenten Musikkritiker des "NEW YORKER" in der Ausgabe vom 21.4.2014 über die Arabella-Produktion. Er ist des Lobes voll über den Mandryka von Michael Volle. "In the title role, the young Swedish soprano Malin Byström lacks dramatic presence, but displays fine intonation and creamy timbre..."
    Über das Aussehen von Malin Byström kann man sich bei Google (Bilder) informieren.
    Wie war das noch mit Ignoranz und Fehlurteilen? Mit der MET scheine ich da in bester Gesellschaft zu sein.

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Da brauchst Du gar nicht Alex Ross. Du hattest nach meinem Eindruck auch ohne ihn den Punkt getroffen. In "Arabella" muss alles stimmen, sonst ist diese Oper unaufführbar. Dabei bleibe ich. Übrigens habe auch ich herausgehört, dass die Schwedin Byström der Fleming stimmlich ziemlich ähnlich ist. Auch so cremig, wie das Ross völlig zu Recht anmerkt. Persönlich mag ich das gar nicht in dieser Rolle. Arabella stelle ich mir etwas reservierter vor, kühler und distanziert. Ein bisschen eisig nach außen hin. Sie ist so furchtbar offiziell, selbst dann noch, wenn sie Einblick gibt in ihr Innerstes. So das überhaupt möglich ist. Man wird die ganze Zeit nicht recht schlau aus ihr. Gerade deshalb ist so doch so begehrt, weil niemand sie zuvor besessen hat. Das macht ihren Zauber aus. Die della Casa war es! Sie wurde nach meinem Urteil nie wieder erreicht, noch übertroffen. Sie hat für diese Rolle den ganz seltenen Maßstab gesetzt.


    Der New Yorker Mitschnitt ist in Gänze bei YouTube zu hören. Etwas irritiert war ich über Julia Banse als Zdenka. Die hat ja stimmlich total abgebaut und klingt wie ihre eigene Mutter. Wo ist nur ihr jugendliche Stimme hin? Volle gefällt mir gut.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Malin Byström habe ich vor 14 Jahren mal live erlebt, die kann also auch nicht mehr so jung sein, wie sie laut Handlung eigentlich sein müsste.


    Und ansonsten hat das doch nicht mit Frau Fleming begonnen, dass Sängerinnen und Sänger Partien über viele Jahre singen, auch wenn sie dabei immer älter werden: Ich hatte zum Beispiel 1999 Felicity Lott als Arabella in Dresden, die sah nun wirklich auch nicht wie eine Traum-Arabella aus, sang aber doch sehr gut. Te Kanawa hat das auch lange gesungen, viele andere auch. Optimal ist das ganz sicher nicht, aber die Zeiten, wo die Frauen nur jung sangen, bis sie irgendjemand weggeheiratet hat, sind doch vorbei.


    Inga Nielsen sang die Salome als 60-Jährige mit einer jugendlichen Stimme, als wenn sie 15 wäre. Trotzdem bekam sie nicht so viel Applaus, weil sie nicht so aussah, wie sie klang. Ich habe live keine bessere Salome erlebt.


    Bei den Wagner-Tenören ist das noch viel eklatanter. Da es kaum noch richtige Heldentenorstimmen gibt, reifen viele erst um die 60 zu einer Substanz, welche sie diese Partien dann stimmlich besser denn je bewältigen lässt. Aktuell etwa Peter Seiffert als Tannhäuser, den ich mir gleich wieder ansehen werde.


    Also: Wenn ich das Ideal in toto (ideale Stimme und ideale Optik) nicht bekommen kann und mich zwischen Optik und Stimme entscheiden muss, entscheide ich mich zweifelsfrei für die idealere Stimme als für die idealere Optik.


    Wobei ich damit nicht sagen will, dass ich Frau Fleming als Arabella stimmlich für ideal halte, aber als Rusalka bei der MET-Kino-Übertragung im Februar hat sie mich wirklich positiv überrascht und klang viel jugendlicher, als ich das erwartet habe.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Arme Sänger! Welche Ansprüche stellen wir nur an sie? Nicht zu dick und nicht zu dünn, nicht zu jung und nicht zu alt, nicht zu heiß und nicht zu kalt, außergewöhnlich gut aussehend, jederzeit in bester stimmlicher Verfassung usw.
    Bei all den Ansprüchen, wer kann dann noch Sänger werden oder es bis zu seiner Verrentung bleiben?
    Wenn die Stimme gut ist und die Inszenierung stimmig, dann hat mich die äußere Erscheinung der Sängerin/ des Sängers noch nie gestört. Anders, wenn er vom Regisseur in eine Rolle gezwungen wird, die nicht dem Werk entspricht oder vom Kostümbildner so unvorteilhaft eingekleidet wird wie Botha bei der scheußlichen Parsifal-Inszenierung voriges Jahr in Salzburg.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Arme Sänger! Welche Ansprüche stellen wir nur an sie?


    Sehr hohe.


    Sie gehen freiwillig in diesen Beruf, der ein total öffentlicher und gnadenloser ist. Sie müssen das nicht. Sie verlangen Geld für ihre Auftritte, mitunter sogar sehr, sehr viel Geld. Dafür darf doch wohl etwas erwartet werden.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Über Juliane Banse schreibt Alex Ross: "Another impeccable German singer, Juliane Banse, sings the role of Zdenka, Arabella´s little sister, with ardor, intelligence, and committed high notes."

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Da muss ich mich wohl verhört haben. Bei YouTube klingt das ganz anders als in den Ohren von Mr. Ross.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo,


    ich kenne diese Inszenierung nicht und bin auch kein besonderer Opernfreund, habe mir aber gestern das Werk im Staatstheater Nürnberg "gegönnt".


    Ich saß im 3. Rang, Mitte - dort müsste Bühnensicht und Akustik einwandfrei sein - Sicht ja - Akustik: Mir (nicht nur mir) war die Musik über viele Bereiche zu laut (arbeiten die doch mit für mich nicht sichtbaren Verstärkern und Lautsprechern?) und an manchen Stellen deckte das Orchester die Solisten zu (Textverständlichkeit nur an ganz seltenen Stellen auch ohne Untertitel gut, das lenkt aber vom Bühnenbild ab, besonders bei schnell gesungenen Passagen mit viel Text). Musik gut - mir ist die "Frau ohne Schatten" aber lieber (wer schrieb da was vom "ständigen Gekeife", das in der Arabella mehr zu hören ist als bei "Frau...").


    Inszenierung: Bühnenbild am Libretto völlig vorbei (stört mich nicht, das ersetzt mir meine Phantasie), Kostümierung passend. Bei manchen Textpassagen hätte ich mir ganz kleine, ironische "Regietheatereinfälle" gewünscht ("ich erhöhe dich, wenn ich dich zu meiner Frau wähle" - "wo ich Regent bin, bist du auch Regentin" usw.) Manche Details fand ich gut: Sichtbarer, großer, roter Feuerlöscher - es spielt sich im Hotel ab; manche Beinstellung von Zdenka (die "Arme"); mehrmals wurden auf der Bühne Spiegel eingesetzt - wenn der sehr große Spiegel so plaziert war, dass der/die Protagonist/inn mitsamt dem Orchester + Dirigent auf der Bühne im Spiegel sichtbar waren - mehrdeutig, für mich: 2 Welten, die innere und die äußere.


    Viele Grüße
    zweiterbass

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Ich verstehe im Grunde nicht, warum sich so viele Gedanken um Alter und Aussehen der Sängerinnen/Sänger gemacht werden. Entscheidend ist, ob die Stimme ggf. jugendlich klingt, nur das sollte der Maßstab sein. Im Opernhaus sitzt man in der Regel von der Bühne so weit entfernt, dass das Alter nicht abzuschätzen ist. Der Film, die ins Kino übertragene Oper, verfälscht unser Bild von der Oper. In Großaufnahme, bis an das Zäpfchen herangezoomt, spielen Schönheit und äußere Jugendlichkeit eine weitaus größere Rolle als im Opernhaus selbst. In diesem Forum wurde über eine Opernübertragung des Werther aus der Met berichtet. Ich habe diese Oper dort Ende Februar von einem noch bezahlbaren Platz aus gesehen. Ob Jonas Kaufmann auf der Bühne war oder jemand anderes, es war aus der Ferne nicht zu erkennen, nur die Stimme sprach für Jonas Kaufmann. Im Film, im Radio, im Kino oder im Fernsehen ist alles verstärkt und hat auch nicht unbedingt den Klang, der im Opernhaus zu hören ist. Manches Unschöne wird bei der Übertragung verstärkt, fällt im Opernhaus selbst aber weniger ins Gewicht. Wenn wir dazu kommen, Gesang nur nach Met-etc.-Übertragungen zu beurteilen, werden wir demnächst auch im Opernhaus Tonverstärker vorgesetzt bekommen. Im Theater ist das ja schon üblich. Ich habe auch schon von Vermutungen gehört, nach denen manche Sängerin/Sänger Lautstärke und Tragfähigkeit der Stimme elektronisch, nicht sichtbar für den Operngänger, manipuliert. Ich hoffe, es handelt sich nur um ein übles Gerücht. Ganz sicher kann man sich heute aber nicht mehr sein. Die Kinoübertragungen führen meiner Ansicht nach zu einer Verfälschung der tatsächlichen vokalen Leistung.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv

  • Im Film, im Radio, im Kino oder im Fernsehen ist alles verstärkt und hat auch nicht unbedingt den Klang, der im Opernhaus zu hören ist. Manches Unschöne wird bei der Übertragung verstärkt, fällt im Opernhaus selbst aber weniger ins Gewicht. Wenn wir dazu kommen, Gesang nur nach Met-etc.-Übertragungen zu beurteilen, werden wir demnächst auch im Opernhaus Tonverstärker vorgesetzt bekommen. Im Theater ist das ja schon üblich. Ich habe auch schon von Vermutungen gehört, nach denen manche Sängerin/Sänger Lautstärke und Tragfähigkeit der Stimme elektronisch, nicht sichtbar für den Operngänger, manipuliert. Ich hoffe, es handelt sich nur um ein übles Gerücht. Ganz sicher kann man sich heute aber nicht mehr sein. Die Kinoübertragungen führen meiner Ansicht nach zu einer Verfälschung der tatsächlichen vokalen Leistung.


    Ich stimme Dir aus vollem Herzen zu. Elisabeth Schwarzkopf, die eine bedeutende Künstlerin, ich wiederhole, Künstlerin gewesen ist, nannte schon das Fernsehen Prostitution - und zwar aus genau den von Dir genannten Gründen. Wir leben in einer Zeit, die sich gern mit dem Abbild zufrieden gibt statt sich des Originals zu versichern. Das ist bequem. Das Abbild suggeriert die Vorstellung, dabei gewesen zu sein. Schon der Gedanke an Oper im Kino versetzt mich in Angst und Schrecken. Alles in mir wehrt sich dagegen. Ich würde so weit gehen, vom Ende der Oper, die das Theater braucht, zu sprechen. Und dann kosten diese Eintrittskarten wirklich gut Geld. Die Betreiber verdienen sich goldene Nasen. Man muss den Verbrauchern eine Ware nur nachdrücklich genug anbieten, dann wird sie auch gekauft. Ob sie nun etwas taugt oder nicht.


    Andererseits gab es auch solche warnenden Stimmen, als Musik einst auf Schallplatten und ins Radio kam. Daraus entwickelte sich dann eine ganz besondere Form die Musikrezeption, die auch eine starke demokratische Seite hat. Musik kam plötzlich bis in jeden Winkel der Welt. Die Platte wurde zu einer ganz besonders wirkungsvollen Sache mit eigenen ästhetischen Maßstäben. Ob es Opernkino dahin bringt, wird sich erst noch zeigen müssen. Ich glaube nicht daran. Ich sehe mir ja schon so gut wie nie Opern im Fernsehen an oder auf DVD. Es sei denn, meine Favoriten - wie die Arabella - werden irgendwo übertragen. Ich möchte auch betonen, dass ich hier nur meine ganz persönliche Meinung sage, mit der ich niemanden zu nahe treten will, der sich gern Opern im Kino ansieht. Wie man hier im Forum liest, müssen das sehr viele sein, und am Ende gehöre ich zu einer klitzekleinen Minderheit mit meiner Ablehnung. ;) Wenn Du, Ralf, auch noch dazu gehörst, dann sind wir schon zwei. :)


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ob es Opernkino dahin bringt, wird sich erst noch zeigen müssen. Ich glaube nicht daran. Ich sehe mir ja schon so gut wie nie Opern im Fernsehen an oder auf DVD. Es sei denn, meine Favoriten - wie die Arabella - werden irgendwo übertragen. Ich möchte auch betonen, dass ich hier nur meine ganz persönliche Meinung sage, mit der ich niemanden zu nahe treten will, der sich gern Opern im Kino ansieht.

    Ich hatte genau die gleiche Meinung, bis ich am 9.2. bei der MET-"Rusalka" tatsächlich das erste Mal drin und dabei war. Das war an Unmittelbarkeit mit Fernsehen oder DVD nicht zu vergleichen!!! Natürlich sind fast 30 Euro dafür eigentlich eine Sauerei, selbst in Berlin komme ich häufig günstiger in Live-Aufführungen rein, aber offenbar scheint das ja jetzt zu boomen, wenn nach der MET jetzt Covent Garden so nachzieht. Wenn das die Zukunft der Oper sein sollte, wäre das natürlich traurig, wenn vielleicht weltweit nur noch 5 bis 10 Bühnen wirklich live spielen würden und man anderswo ins Kino geht, um diese Opern dann "live" mitzuerleben. Ich wollte aber dennoch darauf hinweisen, dass mir das am 9.2. weit besser gefallen hat, als ich das vorher theoretisch für möglich gehalten hätte! Also vielleicht doch einfach mal probieren? ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose