Opritschniki mit Laptop


  • Heute abend 23.30 auf Arte: Die Zarenbraut von Rimskij-Korsakov.


    Großartige Musik und, wie man hört, ausgezeichnete Sänger. Dirigent Barenboim lobt dazu auch die Regie über den grünen Klee.
    Na ja.


    Irgendwie passt diese urrussische Musik nicht so recht in die heutige Komputergesellschaft. Wieso auch sollte ein bedeutender Abschnitt russischer Geschichte nicht mehr für Korsakovs großartiger Musik taugen? Sie wurde ja immerhin dafür komponiert.


    Im Übrigen ist es keine große Kunst, Analogien zu anderen Geschehen zu finden.
    Sicher kann unter gewissen Umständen das Plagiat besser ausfallen als das Original. Die Regel ist es aber sicher nicht, und gerade bei der Zarenbraut oder beim Boris Godunov kann ich mir das überhaupt nicht denken.
    Die Unstimmigkeiten zwischen Musik und Handlung, sowie zwischen Text und Handlung bleiben immer ein unangenehmes Störmoment.


    Zum Schluss aufgepasst: Bei Arte sind exakte Sendezeiten nicht gerade eine heilige Kuh.
    Dann, im Anschluss an die Oper noch zwei sehr interessante Programme: Carlos Kleiber - Spuren ins Nichts und Die Akte Kleist.


    Viel Spass.

  • Ein sehr interessanter Trailer wie ich finde. Ich muss aber leider zu meiner Schande gestehen, dass ich von diesem Künstler nur das Streichquartett in G-Dur kenne -> hab gar nicht gewusst, dass er auch Opern geschrieben hat.


    Werde es mir aufnehmen (auf Video, ich weis wie altmodisch) :D

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • hab gar nicht gewusst, dass er auch Opern geschrieben hat.


    Hat er aber, allerdings nur fünfzehn.


    Die meisten behandeln die russische Sagenwelt und verwenden adaptiert oder wortgetreu die Werke großer Meister wie Alexander Ostrowskij, Gogol und vor allem Alexander Puschkin.


    Eine großartige Aunahme gibt es vom Goldenen Hahn, einer überaus absurd-witzigen und gleichzeitig boshaften Puschkin-Satire.


  • Irgendwie passt diese urrussische Musik nicht so recht in die heutige Komputergesellschaft. Wieso auch sollte ein bedeutender Abschnitt russischer Geschichte nicht mehr für Korsakovs großartiger Musik taugen? Sie wurde ja immerhin dafür komponiert.


    Im Übrigen ist es keine große Kunst, Analogien zu anderen Geschehen zu finden.
    Sicher kann unter gewissen Umständen das Plagiat besser ausfallen als das Original. Die Regel ist es aber sicher nicht, und gerade bei der Zarenbraut oder beim Boris Godunov kann ich mir das überhaupt nicht denken.
    Die Unstimmigkeiten zwischen Musik und Handlung, sowie zwischen Text und Handlung bleiben immer ein unangenehmes Störmoment.


    Mich stört das überhaupt nicht, ganz im Gegenteil ;)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Da bin ich aber recht froh, ich will ja niemanden unnötig leiden sehen.


    Nun, ich habe oft genug an RT-Inszenierungen gelitten und bin hinterher wütend aus dem Theater gerannt. Noch schlimmer als Empörung finde ich allerdings Langeweile, wenn ich das Gefühl habe, dass das, was da auf der Bühne gezeigt wird, so uninteressant ist, dass ich ebensogut die Augen schließen könnte.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die meisten Opern der Vergangenheit, die heute noch aufgeführt werden und daher zu "Klassikern" wurden, sind so gut, dass ich nie auf die Idee käme, mich bei ihnen zu langweilen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Die meisten Opern der Vergangenheit, die heute noch aufgeführt werden und daher zu "Klassikern" wurden, sind so gut, dass ich nie auf die Idee käme, mich bei ihnen zu langweilen.


    Das geht mir anders, weil sich Opern nicht in der Musik erschöpfen, die ist bei den "Klassikern" immer hörenswert und nie langweilig. Opern sind Theaterstücke, und Theaterstücke bestehen nun mal nicht nur darin, dass ein Orchester spielt und Sänger singen - da könnte man sie ja konzertant aufführen - , sondern dass die Figuren auf der Bühne interagieren. Und das kann sehr wohl langweilig sein, wenn es schlecht gemacht ist.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Wenn die Aktion auf der Bühne die Musik beglaubigt und mir dadurch näher bringt, ist mir das nie langweilig. Wenn die Aktion auf der Bühne an der Musik vorbeiläuft und nicht viel mit ihr zu tun hat, finde ich das schon langweilig.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Opern sind Theaterstücke, und Theaterstücke bestehen nun mal nicht nur darin, dass ein Orchester spielt und Sänger singen - da könnte man sie ja konzertant aufführen -


    Diese Theaterstücke haben aber nicht immer die gleiche Wertigkeit.


    Ich sehe einen beachtlichen Unterschied zwischen dem Libretto des Rosenkavalier und dem des Trubadur.


    Die Schauergeschichte, die Verdi zur Schöpfung hinreißenden Melodien inspirierte, könnte kaum als eigenständiges Schauspiel bestehen, Hugo von Hofmannsthals oder Oscar Wildes Opernvorlagen dagegen schon.


    Doch in allen Fällen halte ich sie für der Musik untergeordnet.


  • Mit der unterschiedlichen Wertigkeit bin ich einverstanden. Und je vielschichtiger und tiefsinniger der Text einer Oper ist, desto mehr Deutungsmöglichkeiten und Interpretationsansätze gibt es. Was ich dezidiert anders sehe, ist das Verhältnis von Text und Musik, die ich unbedingt als gleichberechtigt ansehe. Das wäre ein interessantes Thema für einen eigenen Thread, oder gibt es den schon?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Die Schauergeschichte, die Verdi zur Schöpfung hinreißenden Melodien inspirierte, könnte kaum als eigenständiges Schauspiel bestehen, ...


    So etwas sollte man nie behaupten, wenn man darüber nicht informiert ist. ;)


    El trovador von Antonio García Gutiérrez - uraufgeführt 1836 - war in Spanien ein überaus erfolgreiches und populäres Bühnenstück! Deswegen wurde Verdi überhaupt darauf aufmerksam. Übrigens wurde auch ein späteres Stück von Gutierrez zur Vorlage für eine Verdi-Oper: Simón Bocanegra (1843).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • El trovador von Antonio García Gutiérrez - uraufgeführt 1836 - war in Spanien ein überaus erfolgreiches und populäres Bühnenstück! Deswegen wurde Verdi überhaupt darauf aufmerksam. Übrigens wurde auch ein späteres Stück von Gutierrez zur Vorlage für eine Verdi-Oper: Simón Bocanegra (1843).


    So deppert woan domois die Leit?

  • Jo, dieses Stück war ein Riesen-Erfolg - und war sicher nicht "depperter" als so mancher Kotzebue oder auch man späteres Stück, das die Leute in Scharen ins Theater trieb.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • So deppert woan domois die Leit?


    Sorry, ich nehme alles zurück. Ich lese ja immer noch Karl May.


    Aber könnte man heutzutage Gutierrez noch auf die Bühne bringen? Solche Stücke sind ziemlich schnell gealtert und gerade darum ziehe ich vor, sie in der entsprechenden Zeit zu lassen, alles Andere wäre doch künstliche Atmung?

  • So deppert woan domois die Leit?

    Ach, lieber hami, Du ahnst bestimmt in den hintersten Winkeln Deiner Gehirnwindungen, dass die Depperten niemals alle werden. Man muß ja nicht unbedingt auf das RT verweisen, es genügt der Blick in die Fernsehprogramme und die Tageszeitungen (vor allen Dingen die mit den 4 großen Buchstaben) und auf die Politik, um festzustellen, dass das Depperte heute das Normale ist. (Insofern ist jener besagte Herr Gutierrez doch keine Besonderheit. Bestimmt war er für seine Zeit der Normalo.) Ich gebe aber nicht auf, anormal zu bleiben. Und lese auch immer gerne Karl May. Ich habe zwar nicht die Auswahl, aber ich habe einen Freund, der alle Bände besitzt (sogar jene CD mit Mays Kompositionen) und bin von daher immer wieder versorgt.


    Mal weg vom Trubadur und wieder hin zu den Opritschniki: Ich versuche seit Tagen, die in den Vids gezeigten RT-Ideen für meine fast fertige Inhaltsbeschreibung der Oper zu verwerten. Es gelingt mir nicht. Die Handlung will dazu nicht passen. Ich bin Herrn Rimski-Korsakow richtig böse, dass er so neben der Zukunft lag...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER