Originalsprache in der Oper

  • Dazu möchte ich auch anmerken, dass man in den USA (vorwiegend Met und San Francisco) nie so chauvinistisch eingestellt war wie wir im deutschen Sprachraum - schon seit den Vierziger Jahren des verblichenen Jahrhunderts spielte man dort deutsches, italienisches und französisches Repertoire in der Originalsprache. Die Amis wissen schon warum.


    Da müsstest Du nochmals nachlesen, lieber Milletre. Denn so ganz stimmen Deine Angaben nämlich nicht. 1955 wurde beispielsweise "Arabella" unter der Leitung von Rudolf Kempe an der Met noch in Englisch gegeben. Zufällig besitze ich den Mitschnitt. Im Ensemble waren auch deutsche Sänger und solche, die des Deutschen durchaus mächtig waren.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Traubi, der du dieses Thema angeregt hast, vergleiche doch einmal beispielsweise im Rigoletto "Holdes Mädchen sieh' mein Leiden" mit "Bella figlia dell'amore" oder "O wie so trügerisch" mit "La donna e mobile". Vielleicht erkennst du schon daran, wie viel klangvoller es sich in der Originalsprache anhört.


    Inzwischen gab es aber auch viel bessere Übersetzungen, lieber Gerhard. "Holdes Mädchen" und "O wie so trügerisch"... das war bei Rudi Schock noch so.
    Und das ist sehr, sehr lange her.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Immer wenn ich glaube, ich wüsste schon alles, kommt es anders als man denkt.
    Dabei war es doch so einfach.


    Hier die Stimmen- und Klangfetischisten mit ihrer Sehnsucht nach Wohllaut und klanglicher Harmonie zwischen Text und Noten
    und dort die RT-Freunde, die jeden Winkel des Libretto mit Sorgfalt durchleuchten, bei jedem Zufallswörtchen ins Schwitzen, Grübeln, Deuten oder Umdeuten kommen
    und in ihrem unerbittlichen Beharren auf semantisches Verständnis sogar den althergebrachten Anspruch auf Schönheit leugnen.


    Aber dazwischen Herr Bertarido, mit je einem Fuß in den verfeindeten Lagern. Das gibt doch zu denken.
    Fast möchte ich mich auf Friedrich II berufen, der da sagte: lasst jeden nach ....
    Aber eigentlich war der Mensch ja gar nicht so tolerant? Vielleicht hätte er den Zeffirelli oder den Schenk auch nicht gemocht?

  • Inzwischen gab es aber auch viel bessere Übersetzungen, lieber Gerhard. "Holdes Mädchen" und "O wie so trügerisch"... das war bei Rudi Schock noch so.
    Und das ist sehr, sehr lange her.

    Na ja, die Übersetzungen der Originaltexte sind ja sehr viel älteren Datums, als die Zeit des Rudolf Schock. Und sie sind ja in vielfacher Hinsicht auch schon wieder Originale, selbst wenn sie, vor allem beim Reimen um des Reimens willen am intendierten Inhalt vorbeigehen. Das "La ci darem la mano" ist wunderbar, aber das "Reich mir die Hand mein Leben" ebenso...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Na ja, die Übersetzungen der Originaltexte sind ja sehr viel älteren Datums, als die Zeit des Rudolf Schock.


    Friedrich, Felsenstein, Herz - um diese drei Beispiele zu nennen - haben neue deutsche Übersetzungen angefertigt im Bestreben, den Vorlagen besser gerecht zu werden. Das war meist nach Schock, der seine besten Aufnahmen - darunter ins Deutsche übersetzte Italiener - hauptsächlich in den Fünfzigern einspielte. Das waren dann diese üblichen Übersetzungen. Ich rede hier nicht von Werfel.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Nein, an Werfel dachte ich auch nicht - eher schon an Sander, Levi, Schünemann, Kalbeck, Brüggemann u.a. Also doch eher Kreisklasse als Bundesliga...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Nanu, sonst so aufgeschlossen und jetzt dogmatischer als der Komponist selbst? :D

    Ja, bei der Originalsprache verstehe ich keinen Spaß ;)


    Ganz konsequent bin ich aber auch nicht, sonst hätte ich etliche Aufführungen in der Komischen Oper Berlin oder der English National Opera niemals besuchen dürfen - auch wenn mich das Verwenden der jeweiligen Landessprache wirklich gestört hat. Aber was tut man nicht alles, um eine interesssante Inszenierung zu sehen :P



    Zum damaligen Zeitpunkt konnte Smetana noch kaum tschechisch, seine Eltern sprachen deutsch mit ihm, er selbst nannte sich in Briefen bis dato stets "Friedrich". Erst später infolge der zunehmenden Nationalisierung wendete sich Smetana der tschechischen Sprache zu. Die "Originalsprache", in welcher Smetana diese Oper gelesen und vertont hat, dürfte also im Zweifelsfall deutsch gewesen sein! ;)

    Ich bin kein Experte, wenn es um die Person Smetanas und die Entstehungsgeschichte der "Verkauften Braut" geht und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wenn ich richtig informiert bin, wurde aber die deutsche Übersetzung des tschechischen Librettos von Karel Sabina durch Emanuel Züngel erst nach der Uraufführung - und damit ja wohl auch Komposition - dieses Werkes in Auftrag gegeben. Das scheint mir gegen Deine Behauptung zu sprechen, Smetana habe diese Oper in deutsche Fassung gelesen und vertont.


    Und war nicht "Prodaná nevěsta" ganz dezidiert als tschechische Oper gedacht, die nicht umsonst in einem Theater uraufgeführt wurde, das genau zu diesem Zweck gegründet worden war? Ich zitiere hier aus dem Beiheft der Styriarte-Produktion:


    ALS SMETANAS „VERKAUFTE BRAUT“ 1893 ENDLICH, JAHRE nach dem Tod des Komponisten, „ihren Einzug in das Theater an der Wien“ hielt, schrieb der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick eine beinahe enthusiastische Kritik. Darin kam er auch auf die Ursprünge dieser Oper zu sprechen: „Sie ist das Muster einer volkstümlichen komischen Oper. Vor etwa dreißig Jahren für das bescheidene czechische Interims-Theater in Prag komponiert und keineswegs für ein ästhetisch verwöhntes, aristokratisches Publikum bestimmt, bewegt sich diese Oper naiv und ungezwungen in eng nationalem Empfi ndungskreise.“


    Tatsächlich aber entsprang Smetanas Oper einem nationalen Aufbruch, einer Operneuphorie ohnegleichen, die sich im Prag der 1860er Jahre ganz auf das Projekt einer Nationaloper in tschechischer Sprache richtete. Die Nationaloper wurde zum Prestigeobjekt, zum Symbol des nationalen Aufbruchs schlechthin, den Kaiser Franz Joseph nach Jahren der neoabsolutistischen Repression mit seinem „Oktoberdiplom“ von 1860 eingeleitet hatte. Diese politische Wende führte zur Gründung des ersten Hauses für tschechische Oper überhaupt, des Prager Interimstheaters“, das keineswegs ein „bescheidenes“ Haus war, sondern Kristallisationspunkt aller Hoffnungen der Prager Intellektuellen, aber auch der breiten Bevölkerung.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aber dazwischen Herr Bertarido, mit je einem Fuß in den verfeindeten Lagern. Das gibt doch zu denken.

    Genau, und damit bekomme ich auch Schelte aus beiden Richtungen... :)

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Zitat von Rheingold: Inzwischen gab es aber auch viel bessere Übersetzungen, lieber Gerhard.

    Lieber Rheingold,


    ich muss gestehen, dass ich seit jener Zeit die Opern fast nur noch in der Originalsprache gehört habe. Gerade die italienische Sprache (aber teilweise auch die französische) ist dadurch, dass praktisch alle Worte (außer Fremdworten) auf einen Vokal enden, eine sehr musikalische Sprache, der eine deutsche Übersetzung nach meinem Dafürhalten meist nicht gerecht werden kann. Es würde mich aber sehr interessieren, wenn du mir zu den beiden Beispielen neuere Übersetzungen nennen könntest, die diesen Originalzitaten gerechter werden. Es kommt mir nicht auf die wörtliche Übersetzung, sondern vor allem auf die Vokale an, die den gleichen Klangwert wie das Original haben.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • schrieb der Wiener Kritikerpapst Eduard Hanslick eine beinahe enthusiastische Kritik. Darin kam er auch auf die Ursprünge dieser Oper zu sprechen: „Sie ist das Muster einer volkstümlichen komischen Oper. Vor etwa dreißig Jahren für das bescheidene czechische Interims-Theater in Prag komponiert und keineswegs für ein ästhetisch verwöhntes, aristokratisches Publikum bestimmt, bewegt sich diese Oper naiv und ungezwungen in eng nationalem Empfi ndungskreise.“


    Das ist gar nicht so abwegig. Warum sollte der berühmte Hanslick auch mal nicht Recht haben?


    Die Verkaufte Braut wurde 1866 uraufgeführt, also in der Zeit zwischen den literarischen Epochen des Máj und des Ruch.
    Während der tschechische Nationalismus in den Sechzigerjahren des Máj noch kosmopolitische Züge aufwies, wurde er unter der Zeit des Ruch in den Siebzigerjahren immer kompromissloser und war auch als Antwort auf die deutsche Kulturhegemonie gedacht.
    Diese Reaktion richtete sich neben Anderem gegen Herders "Von deutscher Art und Kunst", Hebbels "Nibelungen" und nicht zuletzt gegen die Werke Wagners.
    Gänzlich unversöhnlich zeigte sich Jakub Arbes (Die Deutschen in Böhmen), der mehr oder weniger unverhohlen für die Vertreibung der Deutschen propagierte.
    Übrigens war Österreich nicht unbedingt ein Synonym für Deutschland und viele Tschechen, die die Deutschen hassten, wären ohne Zaudern für die Monarchie in den Krieg gezogen.


    Es war dies auch eine Zeit, wo viele Halbdeutsche oder sogar Ganzdeutsche ihre Nationalität wechselten, wo, als Antwort auf Turnvater Jahn, nationalistische Sportverbände wie Sokol und Fügner entstanden und wo Opern wie die Verkaufte Braut als nationalistische Botschaft verstanden wurden.
    Das Dorf wurde zum Träger der reinen Kultur und Bauernschwänke wurden große Mode.
    Daneben erblühte auch der historische Roman (Jirásek, Winter).


    Der tschechische Nationalismus nahm zeitweise geradezu groteske Formen an. So sah man den Brand des Nationaltheaters als eine Strafe Gottes dafür, dass der Erzherzog Rudolf nebst Gemahlin zu seiner Einweihung am 11. Juni 1881 eingeladen war.
    Noch grotesker war allerdings der öffentlich geäußerte Verdacht, der Architekt des Theaters Zítek wäre einer der Brandstifter gewesen.


    In diese Zeit gehört natürlich auch der berüchtigte Handschriftenstreit, wo der Fälscher selbst, Václav Hanka, die Frechheit besaß, gegen die Zweifler einen Prozess zu führen, den er aber zum Glück und zur Ehrenrettung der Justiz verlor.


    Dass der Nationalismus noch nicht ausgestorben ist, habe ich am eigenen Leibe erfahren. Als mich vor einigen Jahren ein Taxe am Nationaltheater vorbei führte,
    bemerkte ich halb im Scherz, dass ich gerade meine zweite Heimat vor mir sehe.
    Die Dame, die das Taxi fuhr, wurde richtig grantig und meinte, die Oper könne nur eine Heimat für Tschechen sein.
    Ja, so etwas kommt immer noch vor. Oder schon wieder?

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  • Die Verkaufte Braut wurde 1866 uraufgeführt, also in der Zeit zwischen den literarischen Epochen des Máj und des Ruch.
    Während der tschechische Nationalismus in den Sechzigerjahren des Máj noch kosmopolitische Züge aufwies, wurde er unter der Zeit des Ruch in den Siebzigerjahren immer kompromissloser und war auch als Antwort auf die deutsche Kulturhegemonie gedacht.


    Interessante Ausführungen. Und ja, gerade im immer noch angespannten Verhältnis zwischen Tschechen und Deutschen muss man wohl mit Äußerungen wie derjenigen der Taxifahrerin rechnen.


    Nun bestärkt mich das Geschriebene allerdings in meiner Meinung, dass Smetana ein in diesem Klima als tschechische Nationaloper komponiertes Werk nur notgedrungen ins Deutsche übersetzen ließ und nicht, um eine zweite "Originalfassung" zu schaffen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Nun bestärkt mich das Geschriebene allerdings in meiner Meinung, dass Smetana ein in diesem Klima als tschechische Nationaloper komponiertes Werk nur notgedrungen ins Deutsche übersetzen ließ und nicht, um eine zweite "Originalfassung" zu schaffen.


    Jedenfalls hat er den Eduard Züngel Text - um den ist wohl hier die Rede - mit roter Tinte in seine Partitur eingetragen. Was das bedeutet, weiß vermutlich niemand.
    Man darf allerding nicht vergessen, dass Züngel ein tschechischer Verfasser war im Gegensatz zu Max Kahlbeck, der für die meistens verwandte, deutsche Übersetzung
    verantwortlich ist.
    Harnoncourt mag das, ebenso wie Dir, nicht gefallen haben und er hat daher Züngels Übersetzung zum Leben erweckt, was wohl auch, wie ein Kritiker bemerkte, im Hinblick auf die deutlich gesellschaftskritischeren Formulierungen im Interesse Smetanas gewesen sein dürfte.


    Man hört zuweilen auch die Ansicht, dass vierhebige Jamben wegen der Betonung auf der ersten Wortsilbe im Tschechischen nicht funktionieren.


    Stimmt das? Eine der schönsten Arien der Verkauften Braut, für mich sogar eine der schönsten überhaupt, lässt mich daran zweifeln:


    Ten lásky sen, jak krásný byl
    jak nadějně rozkvítal,
    a nad ubohým srdcem mým
    co tichá hvězda svítal.


    Auch Karel Hynek Mácha, der wegweisende Poet und guter Freund Sabinas, schrieb Jamben, sogar in seinem berühnmten "Máj" Hier der Anfang.
    Byl pozdní večer – první máj –
    večerní máj – byl lásky čas.
    Hrdliččin zval ku lásce hlas,
    kde borový zaváněl háj.
    Alles in Allem, das tschechische Original ist nicht so schlecht wie sein Ruf, auch wenn manche Jamben anders gesprochen werden als gesungen.



  • Ich bin auch ein großer Freund von Oper in Originalsprache, da ich mir eine Traviata oder einen Barbiere nur schlecht auf deutsch anhören kann. Ich war auch schon einige Male in der komischen Oper Berlin und die Übersetzungen waren leider hundsmiserabel und die Sänger hat man überhaupt nicht verstanden. Auf der anderen Seite war ich auch schon einige Male in der Englisch National Opera und Wagner Opern auf Englisch oder die Perlinfischer oder Rigoletto auf englisch haben mir sehr gut gefallen. Was mir aber auffällt das bei opern in tschechischer Sprache sich selbst große Opernhäuser nicht trauen, sie in Originalsprache zu bringen, wobei das tschechische doch viel melodiöser ist alls die deutsche Sprache.

  • Was mir aber auffällt das bei opern in tschechischer Sprache sich selbst große Opernhäuser nicht trauen, sie in Originalsprache zu bringen, wobei das tschechische doch viel melodiöser ist alls die deutsche Sprache.

    Diese Beobachtung habe ich nicht gemacht, wenn man von der "Verkauften Braut" absieht. Ich kenne von Janáčeks Opern und auch von Dvořáks "Rusalka" nur Aufführungen in Tschechisch.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich war auch schon einige Male in der komischen Oper Berlin und die Übersetzungen waren leider hundsmiserabel und die Sänger hat man überhaupt nicht verstanden. Auf der anderen Seite war ich auch schon einige Male in der Englisch National Opera und Wagner Opern auf Englisch oder die Perlinfischer oder Rigoletto auf englisch haben mir sehr gut gefallen. Was mir aber auffällt das bei opern in tschechischer Sprache sich selbst große Opernhäuser nicht trauen, sie in Originalsprache zu bringen, wobei das tschechische doch viel melodiöser ist alls die deutsche Sprache.


    Ich kenne auch viele Inszenierungen in der Komischen Oper Berlin und teile Deine Eindrücke. Immer wieder habe ich versucht, dem dort gepflegten Stil etwas abzugewinnen. Es ist mir nicht gelungen, weil ich auch nur selten etwas verstanden habe. Die singen dort alles mögliche. Der arme Felsenstein! Seine Büste im Foyer müsste eigentlich längst vom Sockel gefallen sein. Verstehen ist für mich aber die Grundvoraussetzung, mich einer Oper nähern zu können. Egal, in welcher Sprache nun gesungen wird. Ich kann überhaupt nicht verstehen, warum sich jemand, der von sich sagt, Oper zu lieben, mit einem derartigen schlechten handwerklichen Niveau zufrieden geben kann. Von den Inszenierungen ganz zu schweigen. Das ist ein anderes Thema. Mit Janacek habe ich aber durchaus auch andere Eindrücke gewonnen als Du, lieber rodolfo. Seine Werke erlebte ich in den letzten Jahren fast nur noch in Tschechisch oder in dem, was man dafür hielt. Ich kenne einige Sänger persönlich und weiß um die Unmöglichkeit, sich die Texte glaubhaft phonetisch einzupauken. Letztlich geht das nicht. Nicht allen ist nämlich die Fähigkeit gegeben, mal schnell Tschechisch zu lernen, was sehr mühsam ist. Ich bin grundsätzlich auch für die Originalsprache, aber die muss es dann auch sein. Weil jemand uns hier einreden wollten, selbst an der Met sei schon frühzeitig auf Originalsprache umgestiegen worden: Noch 1996 wurde "Makropulos" mit der Norman als Emilia Marty in Englisch gegeben.


    Grüße von Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich kenne einige Sänger persönlich und weiß um die Unmöglichkeit, sich die Texte glaubhaft phonetisch einzupauken. Letztlich geht das nicht. Nicht allen ist nämlich die Fähigkeit gegeben, mal schnell Tschechisch zu lernen, was sehr mühsam ist.


    Volle Zustimmung. Lieber dann auf deutsch als in unechter Originalsprache.


    Ich bin ja auch keinesweg begeistert, wenn Einer singt: isch libbe diesch.

  • Da müsstest Du nochmals nachlesen, lieber Milletre. Denn so ganz stimmen Deine Angaben nämlich nicht. 1955 wurde beispielsweise "Arabella" unter der Leitung von Rudolf Kempe an der Met noch in Englisch gegeben. Zufällig besitze ich den Mitschnitt. Im Ensemble waren auch deutsche Sänger und solche, die des Deutschen durchaus mächtig waren.


    Gruß Rheingold


    Da zauberst Du mir zum Trotz eine der wenigen Ausnahmen aus dem Hut, lieber Rheingold. Aber bedenke doch, dass der gesamte Wagner, die Italiener und Franzosen in der Originalsprache auf uns zukamen.


    Dennoch kann ich Deine schwachbrüstige Liste erweitern: Die Russen (Tschaikowskij, Mussorgskij etc.) gab man nebst der "Fledermaus" an der Met auch in Englisch - zu Deiiner Beruhigung.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich bin kein Experte, wenn es um die Person Smetanas und die Entstehungsgeschichte der "Verkauften Braut" geht und lasse mich gerne eines Besseren belehren. Wenn ich richtig informiert bin, wurde aber die deutsche Übersetzung des tschechischen Librettos von Karel Sabina durch Emanuel Züngel erst nach der Uraufführung - und damit ja wohl auch Komposition - dieses Werkes in Auftrag gegeben. Das scheint mir gegen Deine Behauptung zu sprechen, Smetana habe diese Oper in deutsche Fassung gelesen und vertont.


    Und war nicht "Prodaná nevěsta" ganz dezidiert als tschechische Oper gedacht, die nicht umsonst in einem Theater uraufgeführt wurde, das genau zu diesem Zweck gegründet worden war?

    Das ist völlig klar, "Die verkaufte Braut" war genau so ein national-tschechisches Projekt wie das ganze NAtionaltheater respektive Interminstheater. Dennoch ist Smetana deutschsprtachig groß geworden, erst 1960 begann er seine Briefe auf tschechisch zu schreiben. Lang galt tschechisch als die Sprache der Unterschicht, aber die Smetanas aus dem krisensicheren Gewerbe der Oberschicht wollten ihren Status demonstrieren und sprachen deutsch. Erst nach seiner Rückkehr aus Schweden und unter dem Eindruck der sich verschärfenden nationalen Gegensätze wendete Smetana sich dem Tschechischen zu.


    Jedenfalls hat er den Eduard Züngel Text - um den ist wohl hier die Rede - mit roter Tinte in seine Partitur eingetragen. Was das bedeutet, weiß vermutlich niemand.

    Ich vermute wirklich (und tue das nicht alleine), dass Smetana das tat, um den Text besser zu verstehen, weil er im Deutschen heimischer war als im Tschechischen...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Wow, und danke gleich mal für die vielen facettenreichen Antworten von euch allen :) Ich bin ja noch nicht sehr lange Opernbesucher, weswegen ich dezidiert darauf achte, dass die Opern auf Deutsch gesungen sind, damit ich verstehe was vor sich geht, auch hierbei nehme ich mir immer ein Textheft zur Hand um nichts zu verpassen was das auf der Bühne kommuniziert bzw. gesungen wird :)


    Englisch wäre dann mal einen Versuch wert, obwohl ich mir hierbei noch sehr unsicher bin, denn ich spreche zwar recht gut englisch und konsumiere auch mein Fernsehprogramm zumeist auf englisch, jedoch ist eine Oper ein etwas anderes Kaliber, da die Sprache die in der Oper verwendet wird, zumeist doch nicht der Alltagssprache entspricht...


    Französisch wäre ein Wunsch, aber ich bin momentan noch beim entziffern der französischen Lernzeitschrift "Ecoute", also wird das in naher Zukunft wohl eher nichts werden :D

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Ich bin ja noch nicht sehr lange Opernbesucher, weswegen ich dezidiert darauf achte, dass die Opern auf Deutsch gesungen sind, damit ich verstehe was vor sich geht,


    Das ist exakt eines meiner Hauptargumente für landessprachliche Aufführungen. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Grüß Gott, Traubi!


    Schön, dass Du wieder da bist, ich hatte schon geglaubt, man hätte Dich auf Nimmerwiedersehen verscheucht.
    Dabei bist Du schon wesentlich weiter, als ich in Deinem Alter war. Mich hatte der Text einer Oper damals sehr wenig interessiert und auch die Handlung war für mich zweitrangig.


    Wichtig war nur, neben der Musik natürlich, wer besser sang, Callas oder Tebaldi, Prey oder Dieskau, Mario Lanza oder Mario del Monaco und so weiter.


    Es schmerzt mich zugeben zu müssen, dass ich dabei niemals das Gefühl hatte, etwas zu vermissen. Jetzt hoffe ich allerdings, dass hier niemand mitliest.

  • Zitat

    Schön, dass Du wieder da bist, ich hatte schon geglaubt, man hätte Dich auf Nimmerwiedersehen verscheucht.


    Nein, ich lege nur am Freitag meine mündliche Matura ab (die letzte Prüfung, dann bin ich frei :jubel: ) und letzte Woche gab es einen Haufen an Vorbereitungsstunden der mich etwas in Beschlag genommen hat, weswegen ich des Öfteren nur zum mitlesen (was auch sehr spannend ist) in der Lage war.


    Und keine Sorge, mich verscheucht man nicht so leicht :thumbsup:

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

    .

  • Wenn ich mir Wagner auf Englisch vergegenwärtige (gibt es, sogar auf Platte), denke ich nur: "Lost in translation".


    Deutsch gehört zu Wagner wie das Italienische zum Don Giovanni - für das Nachvollziehen gibt es Übersetzungen. Die Sprache ist kein Beiwerk, sondern (viel mehr als im Film) klanglich mit der Musik verwoben - IST Musik.


    "Nie... sollst du mich befragen!"


    "Never you should ask me"


    Herzliche Grüße


    Christian

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Was sagt Ihr zu einem Lohengrin, den ich im La Fenice einst auf Italieniisch gehört habe. Als der Heerrufer sang: Elsa di Brabanti, avvanti, avvanti!, da mu0te ich schon heftig in mein Taschentuch beißen, um nicht lauthals lachen zu müssen.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Als der Heerrufer sang: Elsa di Brabanti, avvanti, avvanti!, da mu0te ich schon heftig in mein Taschentuch beißen, um nicht lauthals lachen zu müssen.


    Da sieht man, wie vielschichtig Wagners Dichtung doch ist, wenn man seine Alliterationen nach beiden Richtungen verwenden kann, also auch in arabisch sprechenden Landen.


    Das erinnert mich an ein Tennismatch im Fernsehen, wo eine der Gegnerinnen aus Russland kam und Larissa hieß.
    Der Reporter hat das schamlos ausgenützt: Larissa la russa.


    Die Schweden sind auch nicht zurückhaltender mit ihrer Stretta-Version des Trubadur: "I denna flamma brinner min mamma" (Muss wohl nicht übersetzt werden? denna = dieser).


    Bitte aber eines zu beherzigen. Die Worte des Meisters: "Wer beim Parsifal lacht, ist ein schlechter Mensch" gelten auch bei dessen Sohn.

  • Lieber Hami, hilf mir doch bitte!


    Mir gelingt die deutsche Zuordnung nicht von


    Ten lásky sen, jak krásný byl
    jak nadějně rozkvítal,
    a nad ubohým srdcem mým
    co tichá hvězda svítal.


    Oder sollte sie etwa so lauten? ?(
    (translated by GOOGLE)


    Der Traum der Liebe, wie schön
    wie hoffnungsvoll rozkvítal,
    und über mein armes Herz
    die stillen Stars angebrochen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Hami, hilf mir doch bitte!


    Gern, schicke mir aber doch der Ordnung halber eine Abbuchungsvollmacht für Dein Girokonto.
    Übrigens, gratuliere, so schön übersetzt Google nicht immer, man ahnt ja geradezu, worum es geht.


    Ich übersetze der Einfachheit halber und weil ich es auch nicht anders kann mal wörtlich.


    Dieser liebliche ( freundliche, liebenswürdige) Traum, wie schön war (er).
    Wie (er) hoffnungsvoll erblühte.
    Und auf elendes (armes, armseliges, erbärmliches) Herz mein
    Wie still (der, ein) Stern leuchtete.


    Am Stil könnte ein begabter Tamino noch etwas feilen.

  • Danke, Hami, für die Horizonterweiterung.


    Bisher warst du noch nicht Bestandteil meiner Liste KÄUFLICHER Tamini (w/m) :untertauch:
    Brauchst du die Abfassung der Vollmacht in schwedischer oder in schwäbischer Sprache? Oder bilingual?


    Ein hilfreiches i-Tüpfelchen wäre jetzt noch ein YT-Link, damit so Unbedarfte wie ich dem genialen Text auch die vielfach genialere Musik zuordnen können.
    Doch einen Offenbarungseid werde ich für diese Zusatzleistung nicht leisten.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Siegfried,


    die besagte Arie beginnt etwa bei 1h56´. Alles gratis! :yes:
    Übrigens, es ist meine Lieblingsarie dieser Oper. Wie wunderbar ausgedrückt, diese abgrundtiefe Traurigkeit :
    a nad ubohým srdcem mým


    und wie die Melodie zum Himmel steigt bei der wehmütigen Erinnerung, wie schön es hätte werden können:
    jak blahý život s milencem
    v snu tomto jsem si přála,


    Die schönste Musik der Welt.






    Oh, jaký žal! Jaký to žal,
    když srdce oklamáno! -
    Však přece ještě nevěřím,
    ač stojí tam napsáno. -
    Nevěřím, až s ním promluvím,
    snad ani o tom neví! -
    Ó, kýž se mi v nesnázi té
    skutečná pravda zjeví! -


    Ten lásky sen, jak krásný byl,
    jak nadějně rozkvítal,
    a nad ubohým srdcem mým
    co tichá hvězda svítal.


    Jak blahý život s milencem
    v snu tomto jsem si přála,
    tu osud přivál vichřici
    a růže lásky zvadla.


    Ne, ne, není možný taký klam;
    tenť smutnou byl by ranou,
    a rozplakala by se zem
    nad láskou pochovanou!


    Ten lásky sen, atd.

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