Bach: h-Moll Messe BWV 232

  • Eine hervorragende, kaum bekannte und dabei preiswerte Einspielung ist folgende mit Fasolis und einer sehr guten Solistenriege:



    (HIP, ich kann nicht beurteilen wie extrem, mir gefällt sie besser als die noch ziemlich trockene Gardiners (dazu sind Fasolis' Solisten eine ganz andere Klasse); Jacobs habe ich noch nicht richtig gehört.)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Sagitt meint:


    Die Qualität einer h-moll Messe misst sich überwiegend an derjenigen der Chöre. Es gibt viele Chöre in dieser Messe, diese sind lang und schwierig.
    Kleinere Ensembles von Profi-Sängern sind da überlegen: Monteverdi choir, nederlands kamerkoor, Rias Kammerchor, Balthasar Neumann ensemble.
    Laienchöre,selbst große Rundfunkchöre sind deutlich weniger überzeugend.




  • Mag schon sein, daß das grundsätzlich zutrifft. Es gibt aber auch wichtige Ausnahmen, wie z.B. Guilinis h-Moll-Messe mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Manche würden sagen, eine solche Aufführung wäre heutzutage nicht mehr zeitgemäß, weil nicht historisch informiert oder dergleichen. Wenn man sich die Aufnahme anhört, werden einem zunächst die breiten Tempi auffallen, die mE diesem Werk sehr angemessen sind. Weiter fällt auf, daß trotz des großen Chores kein einheitlicher Klangbrei produziert wird, sondern das polyphone Gefüge für mein Gehör sehr gut durchhörbar, eben erhörbar, ist, vielleicht sogar deutlicher ist, als bei manch einer vermeintlich historisch informierten Aufnahme.


    Im Ergebnis ist diese Aufnahme wirklich sehr empfehlenswert.

  • Mal zu der Koopmann-Aufnahme eine Frage. Koopmann verziert ja sehr viel. Meiner Meinung nach auch dann, wenn es nicht unbedingt angebracht ist. Da fehlt mir mitunter die nötige "Strenge" bei Bach. Ist das bei der H-Moll auch so?

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Ich selbst habe diese Erato-Aufnahme nicht, habe sie aber mindestens zweimal bei Freunden gehört. Der Verziehrer Ton Koopman, der dazu neigt Details herauszuarbeiten. Ich muß gestehen, daß ich auch beim Hören dieser Aufnahme den Eindruck hatte, vielleicht weil ich insbesondere darauf gehört habe, als wollte uns Koopman seine detaillierte Sichtweise auf Bach vorführen. Da Koopman allerdings ziemlich schnelle Tempi wählt, vermag ich mich insgesamt nicht so recht mit dieser Aufnahme anfreunden.

  • Da ich nicht genau weiß, ob Sagitts Hinweis von meiner Empfehlung der Aufnahme mit Fasolis und dem Coro della Svizzera Italiana inspiriert wurde, möchte ich darauf hinweisen, dass der Chor dort ziemlich klein und sehr gut ist. Sie ist flexibler und dramatischer als z.B. Gardiner, die Solisten sind eh wesentlich besser. Sie lohnt nicht nur aufgrund des niedrigen Preises auf jeden Fall das Anhören.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich beabsichtige, mir die h-Moll-Messe von Richter zuzulegen, fragt sicher aber: Welche Aufnahme?


    Ich stoße auf mindestens zwei Aufnahmen auf CD (1961 und 1969) sowie eine auf Video mit Hermann Prey (1969) (gibt es letztere auch auf CD?).


    Da ich nur die Video-Aufnahme kenne und sehr schätze, möchte ich gerne wissen, welche der beiden CD-Aufnahmen am ehesten mit dieser vergleichbar ist.


    Die beiden Aufnahmen:


    bzw.
    Stader, Töpper, Haefliger, Engen, Fischer-Dieskau, 1961



    Buckel, Höffgen, Haefliger, Schramm, 1969


    P.S.: Welche Aufnahme ist auf dieser Box?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hat jemand am Wochenende auf ARTE die Übertragung der Messe unter der Leitung von John Nelson aus Paris gesehen? Und wenn ja, wie hats gefallen??

  • Zitat

    Original von Wulf
    Hat jemand am Wochenende auf ARTE die Übertragung der Messe unter der Leitung von John Nelson aus Paris gesehen? Und wenn ja, wie hats gefallen??


    Z.T. hab ich es gesehen, daher kann ich es nicht richtig beurteilen, aber nicht schlecht, würd ich meinen - wenn auch nichts gegen Richter. :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Zitat

    Original von Wulf
    Wenn man den romantisierenden Zugriff Richters mag :stumm::D


    Schon, schon, aber ich mag ja auch Harnoncourt z.B. :yes:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • War ja auch net bös gemeint.


    Ich hab auch nur Ausschnitte aus der Messe gesehen. Es fällt mir schwer mich mit dieser Messe anzufreunden...


    Generell hat es Herr J.S. Bach nicht gerade leicht mit mir - oder ich mit ihm, je nachdem.... :wacky:


    :hello:
    Wulf.


  • Ich mag am liebsten die Chor-Stellen, "Gloria in excelsis", "Gratias agimus tibi", "Cum Sancto Spiritu", "Sanctus" usw. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Majestät,


    Wenn Sie eine Aufnahme mit Ernst Haefliger und Keith Engen bekommen können, dann haben Sie da zwei memorabelen Stimmen. Haefliger, ein unglaublich schöner Tenor (den ich mehrmals im Concertgebouw als Evangelist sah und hörte) und Engen, der Jahre festes Mitglied in München war. Sein sonorer Baßklang als Jesus ist so prächtig in Richters MP. :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil
    Majestät,


    Wenn Sie eine Aufnahme mit Ernst Haefliger und Keith Engen bekommen können, dann haben Sie da zwei memorabelen Stimmen. Haefliger, ein unglaublich schöner Tenor (den ich mehrmals im Concertgebouw als Evangelist sah und hörte) und Engen, der Jahre festes Mitglied in München war. Sein sonorer Baßklang als Jesus ist so prächtig in Richters MP. :jubel: :jubel:


    LG, Paul


    Dankeschön!


    Ergo ist das eine Empfehlung der 1961er Einspielung? :D

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ola, Felipe !


    Ich hoffe, mein Tip kommt nicht zu spät:


    Beide Einspielungen der "Hohen Messe" sind unbedingt hörenswert:


    Die (Studio)aufnahme von 1961 ist nicht umsonst unter dem Rubrum "Ahnung des Göttlichen" rezensiert worden - soviel Struktur wurde einer Gesamtaufführung dieses Werkes wohl nie eingehaucht !


    Der Livemitschnitt von 1969 (während einer Japantournee entstanden) demonstriert hingegen, welch ein genialer "ex tempore" - Musiker Karl Richter gewesen ist: So auffällig, doch vom Text her gesehen jederzeit nachvollziehbar unterscheidet sich insbesondere die Wahl der Tempi von der älteren Einspielung.


    Im übrigen: Der Sammelbox wurde die Liveperformance einverleibt.


    Beste Grüße,


    GERD

  • Die 1961er Aufnahme von Richter hat mich (streckenweise!) positiv überrascht, übrigens die alte EMI-Produktion mit Karajan aus Wien auch (!), ich höre die beiden von Zeit zu Zeit gern aber gemessen an Herreweghe, Koopman und Konsorten müssen diese Aufnahmen in zweiter Reihe stehen.
    Die Richter-DVDs, die neulich von der DG veröffentlicht wurden, konnten mich beim Quersehen optisch und musikalisch auch nicht hundertprozentig in ihren Bann ziehen.

  • Zitat

    Original von Wulf
    Hat jemand am Wochenende auf ARTE die Übertragung der Messe unter der Leitung von John Nelson aus Paris gesehen? Und wenn ja, wie hats gefallen??


    Ich habe ein paarmal kurz reingeschaltet... Leider ist es jetzt offenbar angesagt, das "eleison" im Kyrie I gänzlich zu zerhacken und damit eine meiner liebsten Melodien überhaupt zu zerreißen. Es hieß die ganze Zeit elä - hähä - elä - hähä usw. Ebenso auch vor einiger Zeit am Stadttheater in Münster (mit dem Dresdener Kammerchor). Verbietet die HIP (genauer gesagt: die individuelle Auffassung des Dirigenten bzw. Chorleiters von selbiger) vielleicht auch das Legato oder das Zusammenlassen einzelner Wörter??

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Hallo, Felipe!


    Zitat

    Original von Felipe II.
    Ich beabsichtige, mir die h-Moll-Messe von Richter zuzulegen, fragt sicher aber: Welche Aufnahme?


    Vielleicht hilft Dir dieser Beitrag weiter?


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Vielen Dank allen für ihre Empfehlungen!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Was ist von der Klemperer-Aufnahme zu halten (EMI, 1967, wenn ich mich nicht irre)? Kenne sie nur auszugsweise.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die h-moll Messe ist in meinen Augen eines der bedeutendsten Werke der Musikgeschichte. Sie ist eigentlich mehr, als ein Mensch aus seiner eigenen Schöpferkraft heraus zu schaffen vermag und spricht für den Genius Bachs, der über die Begrenzungen des Verstandes hinaus gewachsen war.


    Welche Aufnahmen emphehlenswert seien, ist wohl Geschmacksache. Sowenig Richter mit Beethoven umgehen konnte -ich werde nie eine Aufführung der Missa solemnis vergessen, die jegliches Verständnis Richters für klassische Musik vermissen ließ-, sowenig können in meinen Ohren Dirigenten wie Karajan, Klemperer, Celibidache usw. mit Bach umgehen.


    Ich versuche auch immer mal wieder, mich mit Koopmann, Gardiner etc. anzufreunden, es gelingt mir einfach nicht.


    Von Richter gibt es zwei, eigentlich 3 Aufnahmen der h-moll Messe. Die eine im Verlauf mehrerer Monate im Herkulessaal aufgenommen, die andere der Mitschnitt eines Live-Konzertes in Japan. Es soll noch eine 3. Aufnahme geben, die in Moskau entstanden ist. Bislang konnte ich sie nicht auftreiben. Werde mal einen Request ins Usenet posten. :wacky:


    Bachs "sakrale" Werke sind von tiefster Religiosität geprägt. Sie ohne diese Religiosität zu singen, degradiert diese Werke zu Showstücken. Andererseits sind sie auch technisch allzu anspruchsvoll, als das irgend ein Kleinstadt-Orchester ung Kirchenchor diesen Werken gerecht werden könnte, trotz aller Freude an der Musik.


    Es war die h-moll Messe, die mich irgendwann erkennen ließ, dass es eine Kraft geben muss, die größer ist als der menschliche Geist und mich mit der Suche danach beginnen ließ.


    So begleiten mich denn auch diese Schallplatten seit den späten 60iger Jahren. Es gibt Zeiten, da höre ich die h-moll Messe fast täglich und sie wird mir niemals über.

  • Sagitt meint:


    wer sie je gesungen hat, weiss, dass die h-moll Messe in erster Linie ein Chorwerk ist. Seitdem Profi-Chöre sich dem angenommen haben, ist eigentlich nicht recht einzusehen, warum mehr oder weniger qualifizierte Laien-Chöre da noch " mithalten" könnten.


    Deswegen war die Version von Gardiner im Jahre 1985 eine solcher Quantensprung. Grosse Chöre,über 100 Sänger, machen das Filigrane der Komposition ziemlich kaputt. Ausserdem geht normalerweise der differenzierte Klang im Soprangeschwader unter.


    Spitzenaufnahmen nach wie vor: Gardiner,Leonhardt,Brüggen,ohne eine Reihenfolge zwischen ihnen.

  • Zitat

    Original von Gerhard
    Von Richter gibt es zwei, eigentlich 3 Aufnahmen der h-moll Messe. Die eine im Verlauf mehrerer Monate im Herkulessaal aufgenommen, die andere der Mitschnitt eines Live-Konzertes in Japan. Es soll noch eine 3. Aufnahme geben, die in Moskau entstanden ist. Bislang konnte ich sie nicht auftreiben. Werde mal einen Request ins Usenet posten. :wacky:


    Na dann haben wir ja schon vier, wenn man den Unitel-Film (jüngst bei DG auf DVD wiederveröffentlicht) mit einbezieht. (Oder aber die machen da nur Playbacktheater für die Unitel-Kamera in der Barockkirche)

  • Nachdem es manche Leute ja nicht lassen können, die Aufnahme(n) von Rilling mit :kotz: zu bezeichnen, würde es mich wirklich interessieren, was an der Aufnahme von 1999 zum :kotz: ist ?


    ciao


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Sagitt meint:


    Rilling hat in diesem Forum wenig Fürsprecher. Er selbst ist in Sachen Bach sicher der Erfahrendste von allen Interpreten- ist für sich genommen kein Qualitätsbeweis.
    Sein Chor gehört in jedem Fall in die Oberliga, er hatte immer wieder grossartige Solisten, man höre nur seine Matthäus-Passion 1994.


    Ich gebe zu, dass ich seine Aufnahmen nicht an erste Stelle setzen würde, aber nur, weil die Konkurrenz so übermächtig ist und ich eher auf der HIP-Seite stehe.


    Wer aber zB einen Eindruck von der Matthäus-Passion gewinnen will, ist mit der 1994er Aufnahme sehr preiswert sehr gut bedient.


    Zum Thema h-moll Messe. Ich habe einmal in Stuttgart eine Bach-Woche mitgemacht- jeden Tag Gesprächskonzert zur h-moll Messe,danach die komplette Aufführung. Hochinteressant und bemerkenswert : ein Chor, der diese komplett auswendig sang. Jeder, der sie wirklich kennt, weiss, was das für eine Leistung ist.

  • Sagitt meint:


    Kleiner Nachtrag. Heute recherchierte ich, bei wievielen Bach-Kantaten Arleen Auger unter Rilling gesungen hat.Man kann dies ergoogeln.
    Dies 1993 an Hirntumir gestorbene Sängerin war eine fabelhafte Interpretin.
    Die wunderbare Klarheit der Stimme, die hohe Virtuosität. Schon ihretwegen sollte man vielleicht in die ein oder andere Rilling Aufnahme hineinhören, insbesondere, wenn jetzt Bach pilgrimage beginnt.

  • Zitat

    Original von sagitt
    Sagitt meint:


    Kleiner Nachtrag. Heute recherchierte ich, bei wievielen Bach-Kantaten Arleen Auger unter Rilling gesungen hat.Man kann dies ergoogeln.
    Dies 1993 an Hirntumir gestorbene Sängerin war eine fabelhafte Interpretin.


    Lieber Hans,
    Du bist gegen Smilies, aber hier past nur :jubel: :jubel: :jubel:


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von Gerhard


    Bachs "sakrale" Werke sind von tiefster Religiosität geprägt. Sie ohne diese Religiosität zu singen, degradiert diese Werke zu Showstücken.


    Hallo Gerhard,


    denkst du da eher an christliche Religiosität oder Religiosität im Sinne von Hingabe an die Musik?

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

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