Mainstream verboten - Die alternativen Lieblings-Konzerte der Taminoaner

  • Auch nicht ganz Mainstream dürfte das Violinkonzert in c Op.2 sein. Gar nicht so spröde wie seine Sinfonien (für mich!) "versucht" sich Berwald an Paganini ... hat quasi einige technische, für die damalige Zeit völlig untypische Eigenwilligkeiten (booklet) eingebaut. Die Kritiker waren scheints nicht sonderlich begeistert. das Konzert komme schwerfällig und träge daher und der Solopart sei ohne jeglisches Gespür für melodische Verläufe. Das Stück verschwand schnell und wurde erst 90 Jahre später wieder aufgeführt.
    Anyway ... ein herrliches Violinkonzert ... auch die beiden Beiwerke von Wilhelm Stenhammar und Tor Aulin sind hörenswert.



    Tobias Ringborg, Violine
    Niklas Willén dirigiert das Schwedische Kammerorchester

  • Auch wenn das schwedische Label "Sterling" einen Schweden aus ihm machen will, so ist Bernhard Henrik Crusell (1775-1838) - trotz seines fast lebenslangen Aufenthalts in Schweden ein FINNISCHER Komponist. Zu meiner Überraschung war er weder in meinen Konzertführern, noch in meinem Musiklexikon zu finden, Auch die Brockhaus Enzyklopädie in 24 Bänden schweigt sich über seine Existenz aus. Ich habe mir seine "Concertante für Klarinette, Horn, Fagott und Blasorchester angehört. Ein interessante Werk der gehobenen Unterhaltung. Die eigenartige Besetzung ist sehr eindrucksvoll, das Werk könnte man mit "schmissig"und "bombastisch" bezeichnen, wobei es aber immer wieder sehr eingängige Stellen gibt, die hier einen interessanten Kontrast ergeben.
    Fast meint man den "musikalischen Leiter der beiden Königlichen Leibgrenadierregimenter" (Schwedens) aus der Komposition herauszuhören.....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach längerer Pause von mir die No 3:



    David, Ferdinand (1810-1873)
    Violinkonzert No 4 E major Op 23
    Violinkonzert No 5 D minor Op 35


    BBC Scottish Symphony Orchestra,
    Martyn Brabbins


    Hagai Shaham, Violine


    Der Geigenvirtuose und Komponist Ferdinand David wurde am 19.06.1810 im Hamburg geboren. Er kam in demselben Haus zur Welt, in dem Felix Mendelssohn, der im Lauf seiner Karriere eine wichtige Rolle spielen sollte, ein Jahr zuvor geboren worden war. Wie Mendelssohn war David ein gebürtiger Jude, der dann später zum Christentum konvertierte. Schon früh zeigte er beträchtliches Talent.


    Er studierte bei Louis Spohr und Moritz Hauptmann in Kassel und gab 1825 in Leipzig sein öffentliches Debüt, wobei er mit seiner Schwester Louise, einer begabte Pianistin, auftrat. 1835 folgte er dem Ruf von Mendelssohn nach Leipzig, als dieser zum Gewandhauskapekllmeister ernannt worden war, und wurde dasselbst Konzertmeister. Diese Stelle behielt er für sein restliches Leben. Durch seinen Einfluss wurde die Stadt zu dem international anerkannten Zentrum des Violinspiels in Europa.


    Er schrieb etwa vierzig Werke: eine Oper, zwei Sinfonien, fünf Violinkonzerte, ein Streichsextett und einige Streichquartette. Außerdem Variationszyklen und Bände von Violinetüden, Chorwerke und Lieder.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Meine No 4:



    Dobrzynski, Ignacy Feliks (1807-1867)
    Piano Concerto As-Dur op 2


    Sinfonia Varsovia,
    Ltg: Howard Shelley


    Howard Shelley, Klavier


    Ignacy Feliks Dobrzynski war ein polnischer Pianist und Komponist. Er studierte zur gleichen Zeit wie Frédéric Chopin bei Jósef Elzner, der als einer der herausragendsten deutschen Komponisten polnischer Musik zeitens der Aufklärung und Vorromantik gilt.


    Er komponierte Sinfonien, ein Klavierkonzert, kammermusikalische Werke sowie Stücke für Klavier als auch Lieder.

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Neulich hatte ich mich schon mit Lidarti in diesem Forum befasst. Diesmal geht es um sein Cembalokonzert, eigentlich mit etwa 10 Minuten Spielduaer ein sehr kurzes Konzert, welches unter anderem auf der hier abgebildeten CD enthalten ist. Vergleicht man dieses Konzert mit einem von Joseph Haydn, der nur 2 Jahre nach Lidarti geboren wurde, so ist Lidartis Werk vergleichsweise "altmodisch", zierlich, fast noch dem Barock verpflichtet. Auf Klavier kann ich es mir eigentlich gar nicht vorstellen. Dennoch - sehr angenehm zu hören und somit eine willkommene Bereicherung des Repertoires - Unterhaltungsmusik des 18. Jahrhunderts....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ernesto Cavallini gehört zur Gruppe der sogenannten Interpreten-Komponisten, welche vorzugweise für den eigenen Bedarf komponierten, denn in erster Linie waren sie Virtuosen. Und ich meine, das hört man auch. Wunderbar ausgeklügelt der Klarinetten-Solopart, weniger raffiniert der Orchesterpart, eine Spur zu dick und lärmend instrumentiert, nocht optimal durchhörbar. Aber Cavallini befindet sich hier durchaus auf der Welle seiner Zeit. Mit persönlich gefällt die 18 minütige Fantasie nach Motiven aus Bellinis "La Somnambula" jedenfalls besser als die beiden Klarinettenkonzerte, wenngleich diese offenbar sehr schwierig und virtuos sind - glänzend in Szene gesetzt von dem jungen italienischen Klarinettisten Giuseppe Porga, welche bei Dieter Klöcker studiert hat. Johannes Moesus steuert die Norddeutsche Philharmonie Rostock tapfer durch den eher undankbaren Orchesterpart.
    Ein Wort noch zur Aufnahmetechnik: Sie ist nicht optimal. Während das Soloinstrument präsent und natürlich eingefangen ist klingt das Orchester mulmig und dumpf. Ich wollte dies nicht schreiben, denn ich schrieb dies meinem allmählich nachlassenden Gehör für hohe Töne zu - notabene, da Fono Forum die CD über den grünen Klee gelobt hat.
    Ein anonymer jpc Kunde hat das aber drastischer formuliert:

    Zitat

    "ein dumpfes, undynamisch und lahmarschiges Orchester zu einem sehr warm, gut klingenden und agil aufspielenden Solisten."


    Ich hätte das vielleicht etwas vornehmer formuliert - aber im Kern trifft diese Beurteilung meiner Ansicht nach voll ins Schwarze.. :D



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Johann Wenzel Kalliwoda - Erst seit einigen Jahren wurde er - vorzugsweise von cpo - wiederentdeckt.
    Hier nun das neueste Gustostück - eine CD mit drei (von 8 komponierten) Concertini für Violine und Orchster. Sehr wirkungsvoll und brilliant, ein wenig an Paganini erinnernd. Ergänzend gibt es noch die Ouvertüren Nr 3 - 7 -10 (von 24 komponierten). Beste klangschöne Unterhaltung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.....



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Giovanni Simone Mayr /Johann Simon Mayr (1763-1845) ist wohl nur wenigen bekannt, hier im Forum kennt man ihn natürlich seiner Opern wegen, allenfalls noch wegen seiner Oratorien und Kantaten. Aber der deutschstämmige Mayr, der sein Leben haptsächlich in Italien verbrachte hat auch 57 Sinfonien und 2 Klavierkonzerte geschrieben. Und letztere mövchte ich hier vorstellen, wenngleich man sie vermutlich nicht mehr auf CD bekommt. Wie klingen diese unbekannten Schätze denn nun eigentlich ? Am besten man holt sich die frühen leichteren Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart ins Gedächtnis: Eingängig, perlend und strahlend präsentieren sie sich dem Hörer. Das ist interessant, wei so - zumindest meiner Meinung nach doch gewisse überschlagsweise Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Enstehung gemacht werden können.
    Theoretisch könnten die Konzerte (man betrachte Geburts- und Sterbedatum des Komponisten) sogar nach Mozarts und Beethovens Tod entstanden sein, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich, denn da wäre der hier vorliegenden Stil längst überholt gewesen. Wie dem auch sei: Wir haben hier 2 vorzügliche Klavierkonzerte in mozartscher Manier zur Verfügung. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle sagen "Schade, daß es nicht mehr davon gibt" . aber was würden wir mit (hypothetisch) 5 weiteren anfangen, wenn selbst diese nicht auf den Programmzetteln der Gegenwart zu finden sind.........

    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der hier genannte Komponist Mieczislaw Karlowicz (1875-1909) ist in seiner Heimat Polen mit sicherheit bekannt, die Qualität seiner wenigen Werke ist auf hohem Niveau. Leider hinterließ er nur 14 Werke mit opuszahl (Wobei oft mehrere Stück zu einer Opuszahl zudammengefasst sind) weil er bedfeuerlicherweise einer seiner Vorlieben, dem Bergsteigen zum Opfer fiel. Er starb mit nur 33 Jahrn bei einem Lawinenunglück.


    Heute hatte ich das Vergnügen - und das im wahrsten Sinne des Wortes . sein Violinkonzert op 8 zu hören, welches sich IMO in die Reihe der großen bekannten Violinkonzerte des 19. Jahrhunderts einreiht. Nicht innovativ aber sehr gekonnt, virtuos, aber vor allem durch Liebreiz gezeichnet. Hörvergnügen pur. Piotr Plawner vom Label als bedeutender Violinist seiner Generation bezeichnet spielt mit Verve und Schmelz und ich werde mir die eine oder andere seiner Aufnahmen zulegen. Er wird von von allen WIKIPEDIA Seiten ignoriert - mit Ausnahme der Polnischen, was aber nichts besagen will. Die Aufnahme des Labels DUX mit dem mir bislang unbekannten Zielona Góra Philharmonic Orchestra unter Czeslaw Grabowski ist auch von der Klangqualität her bemerkenswert. Die Violine ist schlank und doch gleichzeitig körperlich aufgezeichnet - naturnah wäre vielleicht ein passendes Attribut- Aus meiner Sicht eine empfehlesnwerte Aufnahem (wobei ich das zweite Stück der CD , Violinkonzert op 35 von Szymanowski noch gar nicht gehört habe...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Aber der deutschstämmige Mayr, der sein Leben haptsächlich in Italien verbrachte hat auch 57 Sinfonien und 2 Klavierkonzerte geschrieben. Und letztere mövchte ich hier vorstellen, wenngleich man sie vermutlich nicht mehr auf CD bekommt. Wie klingen diese unbekannten Schätze denn nun eigentlich ? Am besten man holt sich die frühen leichteren Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart ins Gedächtnis: Eingängig, perlend und strahlend präsentieren sie sich dem Hörer. Das ist interessant, wei so - zumindest meiner Meinung nach doch gewisse überschlagsweise Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Enstehung gemacht werden können.
    Theoretisch könnten die Konzerte (man betrachte Geburts- und Sterbedatum des Komponisten) sogar nach Mozarts und Beethovens Tod entstanden sein, aber das ist ziemlich unwahrscheinlich, denn da wäre der hier vorliegenden Stil längst überholt gewesen. Wie dem auch sei: Wir haben hier 2 vorzügliche Klavierkonzerte in mozartscher Manier zur Verfügung.

    Eben habe ich mir diese Konzerte, die immer noch zu haben sind im Handel (z.B. Amazon) wieder angehört - nach langer Zeit. Und ich bin ganz erstaunt über den Einfallsreichtum, die thematische Üppigkeit und die stilistische Nähe mehr zu Beethovens als zu Mozart. Oder übertreibe ich da? Einmal (1. Konzert) glaubte ich mich sogar im Klaviersatz der Beethovenschen Chorfantasie von 1809 zu befinden. Wunderbar dieser Mayr. Ich stand in Bergamo in Santa Maria Maggiore vor seinem Grab, das sich neben der letzten Ruhestätte seines Lehrer Donizetti befinden und war sehr bewegt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Norbert

    Hat den Titel des Themas von „Mainstream verboten - Die alternativen Lieblings-Konzerte der Taminoaner 2014“ zu „Mainstream verboten - Die alternativen Lieblings-Konzerte der Taminoaner“ geändert.
  • Francois-Adrien Boieldieu: Klavierkonzert in F-dur


    Boieldieu.jpgFrancois-Adrien Boieldieu (1775-1834) ist - wenn überhaupt - den meisten lediglich als Opernkomponist bekannt und auch hier meist nur in Zusammenhang mit der Oper "La Dame Blanche" (Die weiße Dame) einer eher anspruchslosen "Schauergeschichte" etwa im Stile von Aubers "Fra Diavolo" mit allerding wunderbar eingängiger Musik - ein Ohrwurmparadies

    Hier hören wir nun aber ein Konzert, das Boieldieu im Alter von 17 Jahren schrieb (auf der Abbildung ist er etwa 25 Jahre alt), das einzige Werk für klavier und Orchester, das er je schrieb.

    Es ist zweisätzig und wurde am 16. November 1792 in Rouen urazfgeführt und - wie im Booklet nachzulesen ist - von der Kritik bewundert. Er widmete es seinem Freund Louis Emmanuel Jadin, ebenfalls ein Opernkomponist und Bruder von Hyazinthe Jadin, de mir besser geläufig ist-

    Mir eröffnete sich die volle Schönjheit des Konzerts erst beim zweiten mal (mit Kopfhörer) nachdem ich bein Ersthören zwar erfreut über die Eingängigkeit (die IMO Boieldieus gesamte Werk auszeinet) fand es aber doch ziemlich belanglos.

    Was eindeutig FÜR das Konzert spricht, deß man es meiner Meinung nach nicht zuordnen kann, es kling weder nach Haydn, noch Mozart, Beethoven oder Schubert - ist also eigenständig.

    Es ist auch nicht als "Kunstwerk" hin konzipiert, sondern auf Unterhltung. Ich würde dem Konzert das Attribut "gefällig" zuschreiben,was zu Zeiten der Entstehung des Werkes ein positiver Begriff war.

    Einr hübsch Bereicherung der ohnehin nicht allzu üppig besetzen Klavierkonzert-Landschaft des späten 18. Jahrhunderts.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Am 5. Mai 2016 schrieb ich:


    und 2 Klavierkonzerte geschrieben. Und letztere möchte ich hier vorstellen, wenngleich man sie vermutlich nicht mehr auf CD bekommt.

    Hier kann ich erfreuicherweise ein Update anbieten:

    Seit November 2019 ist die hier abgebildete CD am Markt, die benfalls die beiden Klavierkonzerte von Giovanni Simone Mayr enthält. Es ist zwar keine "Ersteinspielung" wie fälschlicherweise behauptete wird - aber wen stört das schon ? es sind Livemitschnitte aus dem Jahre 2018 und zwar als HYBRID SACD veröffentlicht. Ich konnte mich via Samples davon überzeugen, daß die Tontechnik (keine Selbstverständlichkeit bei ARS, IMO) tadellos ist.

    Josef Haydns Sinfonie Nr 25 gibt es als Draufgabe..


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Francois-Adrien Boieldieu: Klavierkonzert in F-dur

    Was eindeutig FÜR das Konzert spricht, deß man es meiner Meinung nach nicht zuordnen kann, es kling weder nach Haydn, noch Mozart, Beethoven oder Schubert - ist also eigenständig … Eine hübsche Bereicherung der ohnehin nicht allzu üppig besetzen Klavierkonzert-Landschaft des späten 18. Jahrhunderts.


    Da muss ich doch noch eben eine aktuelle Aufnahme zu nennen:


    Klavierkonzert F-dur

    Sechs Ouvertüren


    Orchestra della Svizzera Italiana,

    Howard Griffiths


    Natasa Veljkovic, Piano


    Aufnahme von 2015

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)