Anders Eliasson (1947-2013)

  • C. Schlüren in Stereoplay 12 / 08: "Gibt es heute eine Musik, die einerseits neue Räume öffnet, in die Zukunft weist, in ihrer Aktualität unmittelbar fesselt, etwas ganz ­unverwechselbar Eigenes ist, und die andererseits das einlöst, was die zeitlosen Kriterien sind, an denen der objektive Wert einer Komposition über Originalität und Innovation hinaus abzulesen ist - also Fluss der Energie und bezwingender Zusammenhang, melodisch-harmonische Inspiration, vitale Rhythmik, meisterliche Orchestration, vollendete Dramaturgie der Mittel? Bis jetzt fand ich einen, wo all das zusammenkommt: Der Schwede Anders Eliasson (Jg. 1947) ist ein so überragender, singulärer Schöpfer, dass es von der Betriebsblindheit der Fachwelt, die das "Neue" in den Regionen dessen sucht, was sie für neu hält, gar nicht erkannt werden kann."


    Diese Beschreibung beim Werbepartner machte mich neugierig und bei meiner letzten Bestellung habe ich diese CD mitbestellt, die jetzt für unglaubliche € 2,99 angeboten wird. Sie enthält eine einstündige Chorsymphonie/Kantate, die mir beim ersten Hören nicht unsympathisch war. Aber das muss ich sicher noch öfters hören, um es richtig einordnen zu können. Die Tonsprache ist tonal, aber ziemlich vergrübelt. Wer mehr über den Komponisten wissen will, wird hier fündig .


    Kennt jemand mehr Musik von diesem Komponisten?




  • Ja, ich kenne so manches Werk aus siener Feder. Und ich ich gebe Christoph Schlüren - nicht in der ideologischen Zuspitzung, dass da nur EINER wäre, aber - im sachlichen Sinne Recht. All diese Vorzüge weist m.E. die Musik von Anders Eliasson auf. Leider ist der CD-Markt nicht sehr ergiebig. Aber ich war kurz bei "jpc - Anders Eliasson", und da sind doch einige Hauptwerke vertreten, die helfen könnten, den ungewöhnlich hochrangigen Wikipedia-Artikel auch hörend zu verifizieren. Z. B. mit einem von Eliassons Haupt-Interpreten, dem Saxophonisten und Dirigenten John Edward Kelly. Also, unbedingt reinhören in die III. Symphonie, in die Streichersymphonie, das Hornkonzert, aber auch in die bereits beeindruckende I. Symphonie.


    Leider gibt es meines Wissens keine Aufnahme von "Pentagramm" (Klavier-Bläser-Quintett in der Mozart-Besetzung) und "Abendlicht" für Oboe und Klavier. Auch nicht von den vier auf deutsch vertonten Goethe-Liedern (1993), worunter "Gefunden" und "Wanderers Nachtlied" (Über allen Gipfeln) herausragende Beispiele für zeitgenössisches Lied bieten, das qualitativ völlig auf der Höhe der Tradition angesiedelt ist, weder anbiedernd avantgardistisch noch anbiedernd "neoromantisch" - einfach vom Text inspiriert an seiner eigenen Welt bauend.


    Anders Eliasson ist IMMER hörenswert. Aber: es muss nicht gleich beim ersten Mal "funken" - das tut's vielleicht bei J.S. Bachs "Musikalischem Opfer" auch nicht, und wirkt dann später um so nachhaltiger.


    Robert Klaunenfeld

  • Ein ziemlich ungewöhnliches Programm hat sich die Nachwuchsgeigerin Kathrin ten Hagen (Jahrgang 1982; Schülerin von Antje Weithaas, Igor Ozim und Donald Weilerstein) da für ihre dritte CD und ihr Debut mit Orchester zusammengestellt. Drei kürzeren Kompositionen von Ole Bull, Kurt Atterberg und Jean Siebelius stellt sie zwei zeitgenössische Kompositionen von Peteris Vasks und Anders Eliasson gegenüber.

    Das 20-minütige Violinkonzert von Eliasson ist sicher das klanglich modernste Stück auf dieser CD. Die Violine agiert dabei nicht so sehr als Soloinstrument, das einem Orchester gegenübergestellt wird, sonders quasi als primus inter pares, d.h. die Violinstimme ist in die oft sehr dichte Textur des Streichorchesters integriert und operiert sozusagen aus der Mitte heraus, lediglich gegen Ende gibt es eine kurze Solokadenz. Das Stück ist sehr ausdrucksstark, fast expressionistisch, aber immer noch in einer fassbaren Tonsprache geschrieben. Wer mit Bartoks Divertimento klar kommt, sollte auch hier kein Problem haben. Dem Folkwang Kammerorchester sind hier anspruchsvolle Aufgaben gestellt, die es aber tadelos meistert, unter der kompetenten Führung des Stuttgarters Johannes Klumpp, der nach mehreren Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben als Nachwuchshoffnung gilt. Kathrin ten Hagen hat mit dieser CD sicher entsprechende Erwartungen bereits eingelöst.