Mozarts Zauberflöte in Referenzaufnahmen

  • An dieser Stelle muß ich eine mir besonders ans Herz gewachsene Aufnahme der "Zauberflöte" vorstellen (ich habe über 50 GAs), die zu Unrecht vergessen ist. Die Einspielung ist von ERATO, ist aber hierzulande gestrichen:


    Aufnahme: 1978
    Spieldauer: 152'08 (71'08, 81'00)
    Dirigent: Alain Lombard
    Orchestre Philharmonique de Strassbourg
    Choeur de l'Opéra du Rhin Strassbourg
    Chorleitung: Gunther Wagner
    Dialog-Regie: Nicolas Joel


    Dame (1): Helena Doese
    Dame (2): Ann Murray
    Dame (3): Naoko Ihara
    Geharnischter (1): Herbert Becker
    Geharnischter (2): Vladimir de Kanel
    Königin der Nacht: Edita Gruberova
    Monostatos: Norbert Orth
    Pamina: Kiri Te Kanawa
    Papagena: Kathleen Battle
    Papageno: Philippe Huttenlocher
    Priester (1): José van Dam
    Priester (2): Moises Parker
    Sarastro: Kurt Moll
    Sprecher: José van Dam
    Tamino: Peter Hofmann


    Die Besetzung läßt eigentlich keine Wünsche offen (einzige Einschränkung für mich ist Philippe Huttenlocher als Papageno, hier bin ich auf Stimmen wie Walter Berry oder Christian Boesch fixiert). Gruberova und Moll wie immer Spitzenklasse, und der junge Peter Hofmann ein erstklassiger Tamino!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Meine Lieben,


    Obwohl mir bei Mozart andere Dirigenten (Böhm, Fricsay, Krips usw.) im allgemeinen mehr zusagen, ist Karajans erste "Zauberflöte" von 1950 doch eine Einspielung, an der ich nicht vorbei kann und will:



    Zwar ist Karajan glatter, nicht so vertieft wie etwa Böhm, aber es ist doch eine Sternstunde, zumal er eine sehr gute Besetzung zur Verfügung hatte, die nicht zuletzt in den Nebenrollen als absolut spitzenmäßig zu gelten hat (und bei mir zudem noch sentimentale Erinnerungen hervorruft, habe ich einige Protagonisten doch noch selbst auf der Bühne der Wiener Staatsoper erlebt bzw. bin zu Dermota auch beruflich in Kontakt gekommen, als H.Zeman und ich seine Autographensammlung ediert haben). Er bildet mit den Sängern auch eine vorbildliche Einheit. Schade, daß die Dialoge hier natürlich fehlen.


    Für mich nahezu unübertrefflich sind hier George London als Sprecher (hier fehlen mir einfach die Worte, um das zu würdigen), Irmgard Seefried als Pamina (und ich kann nur wiederholen, was ich im TMOO-Thread von mir gegeben habe: So singt man mit der Seele!), Emmy Loose (als Papagena (leider nur kurz), Ludwig Weber (da kann wirklich nur Frick mit), Sena Jurinac als Erste Dame (was für ein Luxus), Erich Majkut und Ljubomir Pantscheff als Geharnischte.


    Anton Dermota muß ich in ganz kleinem Abstand nennen, denn solange er als Tamino noch Weichei ist, erreicht er nicht die Höchstform, zu der er dann im Tempel aufläuft. Da gewinnt er dann einen Hauch virilen Heldentums in der Stimme, aber eben nur einen Hauch, also goldrichtig. Die Feuer- und Wasserprobe mit der Seefried - einmalig!


    Nur die drei Knaben fallen etwas heraus. Sie werden von drei Damen gesungen, die auf leise gestellt sind und daher nicht gut wirken.


    Besonders loben möchte ich die Tonqualität, die für 1950 einfach optimal ist und wohltuend warm im Klang wirkt.


    LG


    Waldi

  • Danke, lieber Waldi, daß Du an diese wirklich beseelte Aufnahme erinnert hast. Du hast mir als bekennendem Zauberflöten-Fanatiker aus der Seele gesprochen.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried


  • Lieber Waldi!


    In den 50er Jahren hatte die Staatsoper die Möglichkeit die 1. Dame fast immer in Luxusbesetzungen,
    zu geben:
    Ljuba Welitsch, Hilde oder Anni Konetzni, Sena Jurinac, Ira Malaniuk (die leider Vergessene), Gerda Scheyrer, Hilde Zadek ( die letztgenannten Zwei bis in die 60er Jahre) u.s.w.


    Liebe Grüße Peter, von hier auch :jubel: :jubel: :jubel:

  • Zitat

    original von oper337
    Ira Malaniuk (die leider Vergessene)


    ?( ??? Wieso Vergessene??


    Warum hast Du sie denn vergessen?


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Liebe Maggie, lieber Harald!


    Ira Malaniuk wurde doch schon früher nicht oft eingesetzt, und ich denke, dass sie heute, schon etwas vegessen wurde.


    Ja, die Erste Dame und die Grafin Adelaide, in Arabella, an die denkt man, veilleicht noch, falls man die LP oder CD Aufnahme, mit Lisa della Casa und Hilde Güden hat, aber sie wurde schon in Karajans Zeiten wenig eingesetzt.


    In den Nebenrollen bei Richard Strauss, im Rosenkavalier, als Adelige Waise, dabei hatte sie einen so schönen Sopran.


    Das meinte ich unter Vergessene Stimme.


    Liebe Grüße sendet Euch Peter aus Wien, Handküsse an Maggie. :hello: :hello:

  • Von kaum einer Oper gibt es wohl so viele sehr gute, ja referenzträchtige Aufnahmen. Fassen wir doch nochmal zusammen:


    Die beiden Böhm-Aufnahmen, Sawallisch, Klemperer, Fricsay, auch Karajan I und Furtwängler – sicher alles referenzträchtig.


    Eine Aufnahme, die relativ gesehen nicht so häufig genannt wird, ist die Solti-Aufnahme von 1969 mit dem herrlichen Hermann Prey, die vor kurzem neu herauskam:



    Das Rest-Ensemble (Fischer-Dieskau, Talvela, Deutekom usw.) scheint auch sehr gut.


    Im Vergleich abzufallen scheinen Solti II und Karajan II.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • 3 CDs? Wer hat da denn wieder 'ne 25-Minuten-Scheibe gepresst? Gingen wir von 70 Minuten in realiter pro CD aus, kämen wir auf 210 Minuten... Das kann doch nicht sein, oder?


    :hello:

  • Zitat

    Original von Basti
    3 CDs? Wer hat da denn wieder 'ne 25-Minuten-Scheibe gepresst? Gingen wir von 70 Minuten in realiter pro CD aus, kämen wir auf 210 Minuten... Das kann doch nicht sein, oder?


    :hello:


    Vielleicht dauert der Applaus nach jeder Nummer so lange... :pfeif:


    Eine CD mehr kostet in der Herstellung nur wenige Cent... aber man kann dann den Preis für 3 CDs berechnen, NAXOS macht das auch sehr gerne, obwohl das jeweilige Werk lockerst auf 2 CDs passen täte:



    :boese2:


    Eine wirkliche Marktlücke wäre ja mal das Zauberflöten-Sammelprogramm... CD 1: Die Ouvertüre... jetzt jeden Monat neu! Freuen Sie sich schon auf die nächste Erscheinung Zur Hülfe, zur Hülfe! (CD 2 - ab 01.10. im Handel)


    :beatnik:

    Masi schweigt.
    (Don Giovanni à trois)

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  • Zitat

    Joseph: Eine Aufnahme, die relativ gesehen nicht so häufig genannt wird, ist die Solti-Aufnahme von 1969 mit dem herrlich Hermann Prey, die vor kurzem neu herauskam:


    Dem stimme ich voll zu, lieber Joseph, aber nicht nur Hermann Prey ist hier zu nennen, auch Martti Talvela als Sarastro ist hier Referenz, Pilar Lorengar als Pamina mehr als sehr gut, natürlich FiDi, hier nur in der relativ kleine Rolle als Sprecher, bei Böhm ja als Papageno, die erstaunliche Christina Deutekom, die mit dieser Rolle 1963 debutierte und danach neben Don Giovanni, Cosi fan tutte und La clemenza di Tito das ganze italienische italienische Fach sang, von Rossini, über Bellini, Donizetti bis hin zu Verdi.
    Letztendlich auch, welch eine Besetzung der zwei Geharnischten mit René Kollo, der ja mit Solti auch die großen Wagner-Partien gemacht hat und Hans Sotin.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Eine Aufnahme, die relativ gesehen nicht so häufig genannt wird, ist die Solti-Aufnahme von 1969 mit dem herrlichen Hermann Prey, die vor kurzem neu herauskam:


    Das ist interessant.
    Wenngleich ich diese Aufnahme weder besitze - noch je gehört habe (was sich vermutlich noch ändern wird - trotz 9 kompletten Zauberflöten in meiner Sammlung - PLUS 3 Videoaufzeichnungen) so erinnere ich mich genau, welchen hohen Stellenwert man ihr bei ihrem Erscheinen einräumte. Immerhin ersetzte sie die alte DECCA-Zauberflöte unter Karl Böhm (mit Traumbesetzung von 1955) und wurde DAMALS als gleichwertig mit der neuen Böhm Aufnahme angesehen...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • M. E. eine der besten Aufnahmen von Sir Georg Solti überhaupt. Die kann ich dir empfehlen, Alfred, du wirst es sicher nicht bereuen.


    LG
    :hello:

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich besitze die Aufnahme seit ihrem Ersterscheinen auf CD sowie die spätere von Solti mit Moll, Heilmann, Schmidt, Jo und Zednik.. Willi nennt einige Interpreten, sagt aber kein Wort über den Tamino von Stuart Burrows. Das wundert mich. Auch wundert mich, dass Alfred nur 9 GA auf CD hat, bei mir sind es über 20.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Hallo Bernward,


    den "frühen" Solti hast Du ganz vergessen:

    Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Die Zauberflöte

    Künstler: Grümmer, Ambrosius, Kozub, Frick, Köth, Steffek,
    HR SO,
    Solti
    Label: Walhall , ADD/m, 1955 - 2 CDs


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Zitat

    Bernward: Willi nennt einige Interpreten, sagt aber kein Wort über den Tamino von Stuart Borrows. Das wundert mich.


    Lieber Bernward, ich hatte diese Aufnahme auch schon kurz im Thread "Was hört Ihr gerade jetzt?" besprochen und dabei möglichst alle Darsteller genannt (außer den drei Wiener Sängerknaben, die aber ihrerseits nicht namentlich genannt wurden). Bei dieser Gelegenheit hatte ich vom "strahlend heldischen Stuart Burrows als Tamino" gesprochen. Ich hätte auch mehr über jeden Sänger sagen können, aber das hätte den Rahmen des Threads gesprengt. Ich bin ohnehin vor einiger Zeit dazu übergegangen, in der Regel bei allen von mir gehörten CD's in diesem Thread "Was hört Ihr gerade jetzt?" eine kurze Besprechung beizufügen. Stuart Burrows war mir auch schon geläufig, weil ich ihn seit vielen Jahren in meiner Sammlung habe und zwar als Tenor in der Neunten Beethoven von 1978 von Eugen Jochum. Und so ist er dann auch als Tamino ein stimmliches Schwergewicht, was aber dieser Rolle durchaus guttut. Da Tamino sich heldenhaft zeigt, passt auch eine heldenhafte Stimme ganz gut zu ihm.


    Liebe Grüße


    Willi ^^

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wir sind natürlich schon lange vom eigentlichen Titel abgekommen, denn mit "Referenzaufnahmen" allein hätten wir keine (bis jetzt) 226 Beiträge zustande gebracht. Aber das ist auch nicht so wichtig - schliesslich wurden viele Aufnahmen und ihre eigenheiten erwähnt. Mal ausführlicher - mal flüchtiger.

    Indes - einige Aufnahmen der letzten Jahre fehlen. Zum Beispiel die (relativ) neue Aufnahme unter Rene Jacobs.
    Wenn Bernward Gerlch sich wundert, daß er 20 und ich "nur" neun Aufnahmen der Zauberflöte besitze, so muß ich sagen, daß nicht maol alle neun in meinem Besitz befindlichen hervorragend sind - von Referenz mal ganz zu schweigen, das schaffen allenfalls 3 Aufnahmen...
    Immmer wenn neue Aufnahmen der Zauberflöte angekündigt werden horche ich begierig in die Soundsamples - in der Hoffnung, das Wunder möge sich ereignen - und eine Aufnahme in der Qualität der alten Böhm-Aufnahmen von 1955 und 1966 würde kreiert worden sein. Ich bin dann in der Regel nicht allzu enttäuscht, wenn dies nicht der Fall ist, denn ich bin natürlich durch Böhm, Wunderlich (aber auch Simoneau !!) und Berry derart geprägt, daß kaum etwas Neues mich überzeugen kann.


    Die Neue Zauberflöte unter Rene Jacobs klingt auf den Hörschnippseln jedoch sehr vielversprechend, wenn man bereit ist einige Hörerfahrungen zu vergessen und eine neue Lesart zu akzeptieren. Und am Rande: Die Dialoge, auch in Spitzenaufnahmen oft hölzern bis dümmlich wirkend, sind in dieser Aufnahme - soweit ich es hören konnte- sehr natürlich und lebendig geraten. Dies nur als I -Tüpfelchen......


    Mancher mag jedoch den Freimaurerbombast ein wenig vermissen, der vor allem alte Aufnahmen prägte.
    Hier erscheint (mir?) manches zu rhytmisch und zu leicht zu sein -


    mfg
    aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Das ist natürlich klar, lieber Alfred, wenn man so eine "Über"referenz wie Böhm 1964 mit dem sicherlich besten Tamino aller Zeiten (Fritz Wunderlich), einem ganz neuen Papageno (Dietrich Fischer-Dieskau), für mich einem der besten Sarastros aller Zeiten (Franz Crass), einem veritablen Sprecher (Hans Hotter) und sicherlich auch den hochkarätigsten Geharnischten aller Zeiten (James King und Martti Talvela), in seiner Sammlung hat, verbunden mit sicherlich dem Dirigenten der Zauberflöte, Karl Böhm, dann kann von den nachfolgenden Produktionen kaum eine daran tippen. Da fällt es dann auch kaum ins Gewicht, dass in diesem Fall nach meiner Ansicht die Königin der Nacht (Roberta Peters) und Pamina (Evelyn Lear) falsch herum besetzt sind.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Da fällt es dann auch kaum ins Gewicht, dass in diesem Fall nach meiner Ansicht die Königin der Nacht (Roberta Peters) und Pamina (Evelyn Lear) falsch herum besetzt sind.


    Nach meinem Geschmack sind beide Damen eine Fehlbesetzung in dieser idiomatisch beispiellosen Aufnahmen. Sie haben gut gelernt aber nicht viel zu verkünden. Da hätte es auch nichts geholfen, die eine auf die Partie der anderen zu setzen. Schade. Irgendwas stört immer.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zitat

    Besonders Donat als Königin der Nacht und Talvela als Sarastro.
    Kennt von Euch mittlererweilen jemand diese Einspielung?


    Hallo!


    Ja, natürlich! Es ist eine von mir oft gehörte Aufnahme. Zdzislawa Donat ist eine sehr gute Königin und Martti Talvela in Bestform und über jeden Zweifel erhaben. Nur, welche "Zauberflöte" die Referenzaufnahme ist, da tue ich mich sehr schwer. Es gibt einfach zu viele um zu vergleichen. Zu den bekannten Aufnahmen unter Böhm und Friczay würde ich noch eine Einspielung unter Sawallisch hinzufügen. Mit Edda Moser, Anneliese Rothenberger, Peter Schreier, Walter Berry, Theo Adam und schließlich Kurt Moll als Sarastro auch hervorragend besetzt. Auch die "Bayern" unter Sawallisch singen und spielen grandios.

    W.S.

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  • Nachdem in diesem Thread Freund Wolfgang an meinem 66. Geburtstag den letzten Beitrag geliefert hat, ist es so glaube ich, an der Zeit wieder einmal einen Beitrag zu schreiben.

    Da ich mir die in einem anderen Beitrag avisierte heutige Ausstrahlung der Oper Fidelio aus dem Theater an der Wien (natürlich ohne Publikum und deshalb als Fernsehübertragung "umfrisiert") in der Inszenierung des als Schauspieler bekannten und allgemein geschätzten, wiederholt mit Oscars ausgezeichneten Christoph Waltz nicht gönnen wollte und eigentlichen heute Abend in der Berliner Staatsoper sitzen sollte und die Everding-Inszenierung der Zauberflöte genießen sollte, aber aus bekannten Gründen nicht konnte, habe ich stattdessen kurzerhand in mein Regal gegriffen und diese Aufnahme von der Live-Übertragung aus der Bayerischen Staatsoper vom September 1983 in meinen Blu Ray-Player gelegt:



    Ich habe nicht nachgeschaut, ob sie hier schon genannt wurde, aber ich war der Meinung, dass sie auch hierhin gehört, zumal sie sich in der Besetzung sicherlich mit der von mir hier ebenfalls genannten Böhm-Aufnahme sicherlich messen lassen kann.

    Hinzu kommt noch, dass diese Aufführung mit der m. E. referenzwürdigen Inszenierung August Everdings aufwarten kann im Verein mit dem großartigen Bühnenbildner Jürgen Rose, der prächtige Bühnenbilder geschaffen und die Technik des Hauses voll genutzt hat.

    Ein Anliegen August Everdings war es sicherlich auch, das Märchenhafte des Stückes mit seinem tiefen jenseitigen Ernst, seiner Menschlichkeit und dem moralischen Anspruch einerseits mit dem humorvollen Diesseitigen in Einklang zu bringen. Everding selbst nannte das "den Ernst nicht weglassen und den Humor nicht vergesssen".

    Dazu verlieh er der Aufführung gemeinsam mit Jürgen Rose ein durchgehendes Tempo. Es war oft viel in Bewegung, zumeist in der generellen Bewegung von links nach rechts (die auch beim Schreiben und bei der Uhrzeigerbewegung vorherscht). Insofern konnte durch die Bewegung schön festgestellt werden, wie sich von der ersten Szene an das Stück entwickelt und schließlich an sein Ziel gelangt.

    Um das Konzept so durchzubringen, waren auch die entsprechenden Sängerinnen und Sänger vonnöten, und da hatte diese Aufnahme auch Eingies an Referenzwürdigem zu bieten: Kurt Moll als Sarastro, Edita Gruberova als Königin der Nacht, Lucia Popp als Pamina, Francisco Araiza als Tamino und Wolfgang Brendel als Papageno; in der Breite gibt es m. E. nur ganz wenige Aufnahmen, auch die übrigen Rollen waren auf hohem Niveau bestzt, wie ich finde.

    Schließlich braucht es zum außergewöhnlichen Gelingen auch auch ein so grandiosenes Orchester wie das Bayerische Staatsorchester und einen Chor wie den der Bayerischen Staatsoper, alles natürlich mit dem nötigen Drive und glutvollen Dirigat desJahrzehntelangen GMD Wolfgang Sawallisch versehen, der, wie man lesen konnte, gar nicht von den gesprochenen Passagen des Librettos begeistert war. Insofern war er wohl auf der Linie eines Otto Klemperer, von dem ich eine Zauberflötenaufnahme gleich ohne gesprochen Passagen habe. Davon bin ich aber nicht so begeistert.


    Wie dem auch sei, die Aufnahme hat mich ein weiteres Mal begiestert, und so warte ich geduldig weiter wnigstens bis zum nächsten Jahr auf eine Aufführung der Everding-Inszenierung in Berlin (wenn es bis dahin eine Corona-Impfung gibt).


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Schließlich braucht es zum außergewöhnlichen Gelingen auch auch ein so grandiosenes Orchester wie das Bayerische Staatsorchester und einen Chor wie den der Bayerischen Staatsoper, alles natürlich mit dem nötigen Drive und glutvollen Dirigat desJahrzehntelangen GMD Wolfgang Sawallisch versehen, der, wie man lesen konnte, gar nicht von den gesprochenen Passagen des Librettos begeistert war. Insofern war er wohl auf der Linie eines Otto Klemperer, von dem ich eine Zauberflötenaufnahme gleich ohne gesprochen Passagen habe. Davon bin ich aber nicht so begeistert.

    Die Dialoge, lieber Willi, sind ja bekanntlich ein ganz alter Streitpunkt. Ich kann gut damit leben und wünschte mir mal eine Produktion ohne Kürzungen, wie es sie nach meinem Wissen von Ruth Berghaus gegeben hat. In den gern gestrichenen Teilen wird nämlich offenbar, dass sich Sarastro Sklaven hält, was natürlich auf den ersten Blick nicht zu seinen offiziellen salbungsvollen Äußerungen passen will. Du hast sicher die alte EMI-Aufnahme mit Klemperer, in der auf die Dialoge verzichtet wird. Die musikalisch Nummern sind also wie auf eine Perlenkette gefädelt. Mir fehlt da etwas. Und die Einspielung kommt immer wie ein großer Querschnitt vor, was sie letztlich ja auch ist.:(

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zu den Texten - und zu den Bewertungen


    Es war eine Unart der 60er Jahre (und vermutlich auch vorher und nachher), daß die Texxte - warum auch immer -von "Sprechschauspielern" gesprochen wurden.

    Ich habe das inner als verfehlt empfunden, denn auf der Bühne werden die Texte ja auch von Sängern gesprochen.

    Sänger haben üblicherweise nicht nur eine angenehme oder markante Sprechstimme, sondern auch eine Ausbildung asl Schauspieler, die sogar Fechten (für die Bühne) und grundlegende Tanzschritte beinhaltet.

    Der Unterschied zwischen gesprochenen und gesungenen Partien bei verteilten Aufgaben - war für mich immer ein Gräuel.

    In der Tat klingen die Texte auf Platte ziemlich hölzern, weil eben hier die "Action" fehlt.

    Das ist es eben, was das Gesamtkunstwerk "Oper" ausmacht.

    Stimme, Schauspielkunst, Orchesterklang, Dirigat, Bühnenbild, Maske, Kostüme und Licht.

    Nichts davon ist in der Regel "vollkommen" aber der Zuschauer wird durch all die vielen Sinnerseindrücke quasi "erschlagen" und bemerkt - im Gegensatz zur Schallplatte - kleinere unstimmigkeiten und Fehler überhaupt nicht


    Zum Halten von Sklaven:

    Das war im 18. Jahrhundert völlig normal und galt nicht als verwerflich.

    Und - auch wenn es heute anders heisst. Wir haben das noch immer

    Sklaven wurden ja nich prinzipiell schlecht behandelt oder geschunden - es ergab sich oft ein geradezu freundschafliches Verkältnis zwischen Herrn und Sklave.


    Das wesentliche Merkmal eines Slaven ist, daß er nicht "frei" ist sondern GEZWINGEN ist gewisse Dinge zu akzeptieren und zu tun.


    Un nun frage ich mich (ich werde bald meine Reputation als "Rechter";) verlieren und den Kommuniosten oder Grünen hinzugezählt werden oder zumindest zu deren Sympathisanten) ob nicht die Kassiere in den Supermärkten, die Pflegekräfte etc. alsie klienen Arbeiter und Angestellten auch "Sklaven" sind. Sie haben keine Chance der Gefahr einer Seuche auszuweichen und sich in "häusliche Quarantäne zu begeben, weil sie das ihre Existenz kostet, das notwenfdige Geld zum Unterhalt ist (von Ausnahmen abgesehen) nicht da.

    Von wirklicher "FREIHEIT" kann da IMO keine Rede sein.


    Um es überspitzt zu formulieren:

    Sklave unter SARASTRO zu sein war vermutlich vom Status her nicht schlimmer als ein heutiger "Hilfsarbeiter" oder "Arbeitloser". "Obdachloser" etc

    Auch die hohe geistlichkeit jener Tage hielt sich "Lakaien"

    All die Feinheiten, Abgrenzungen, Rechte und Pflichten der Sklaven quer durch die Jahrhunderte/Jahrtausende finden sich gut in diesem Artikel -

    IMO sehr interessant )


    Ich komme wieder zurück zur Zauberflöte:

    Ich sehe das Problem darin, daß man die "Freimaurersprüche" und - Heucheleien etc in unseren tagen idealisiert und für bare Münze genommen werden - in den Logen - das kann man nachlesen, wurde teilweise so gestritten, daß sie sich auflösten.

    Da gings oft nicht so gesittet zu wie bei "Tamino":hahahaha:


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Es war eine Unart der 60er Jahre (und vermutlich auch vorher und nachher), daß die Texxte - warum auch immer -von "Sprechschauspielern" gesprochen wurden.

    Ich habe das inner als verfehlt empfunden, denn auf der Bühne werden die Texte ja auch von Sängern gesprochen.

    Wohl wahr. Bühne ist Bühne. Da muss auch sprechen wer singt. Platteneinspielungen im Studio waren nach meiner Kenntis ja oft als Ideal angelegt. Sänger hatten nicht immer die passenden Sprechstimmen. Wenn sie nicht ersetzt wurden, konnten sie auch ziemlich komisch rüberkommen und die beabsichtigte Wirkung in ihr Gegenteil umkehren.


    Auf das Sklaventhema möchte ich nicht weiter eingehen, weil es dann zu politisch würde. UJnd das wollen wir doch nicht. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ach ja,


    jetzt habe ich die Jacobs Aufnahme durchgehört, erfrischend - und doch - hat mich doch nicht soo begeistert.

    Erstaunlicherweise hat mich die Zemlinsky Transkription für 2 Klaviere ( Davies/Namekawa ) und die Streichquarttet Version von Quatuor Zaide mehr berührt. Ich kann es nicht begründen. Ich kann mich bei beiden mehr der Fantasie hingeben und innerlich mitsingen.

    Vielleicht bin ich auch durch die Corona Umstände in einer merkwürdigen Stimmung.

    Jacobs erhält sicher ein zweite und dritte Chance......


    Kalli

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  • Die Zauberflöte im Wohnzimmer? Sehr gerne: im Rahmen der Bonner Hauskonzerte wurde es so praktiziert:



    Eine Referenzaufnahme ist dies indes, vorsichtig ausgedrückt, nicht; allein, mir gelang es nicht, einen passenderenThread ausfindig zu machen. Dennoch schätze ich hier einmal mehr die Paukerin (ja, es ist eine andere) und Papageno hat großes Talent!


    Die Akteure sind unter das stehende Publikum gemischt, was großartige Wirkungen erzielt, wenn dies mitunter einbezogen wird. Die KdN - eine für mich eher nebensächliche Rolle - vergeigt mindestens einen Auftritt; aber das ist schnell vergessen, wie so mancher Patzer: der Sog dieser Aufführung ist zu groß.

    Masi schweigt.
    (Don Giovanni à trois)

  • Zauberflöte hautnah. Alles live. Die Leistung der Beteiligten hat mir sehr gefallen. Die Philharmonie Horst hatte ich bisher nicht auf dem Radar.


    Dem Ulli sei dank, dass er uns auf diese Aufführung aufmerksam gemacht hat.


    Schade ist, dass die Namen der Sänger und Sängerinnen nicht im You Tube Beitrag aufgelistet sind.


    Die Aufführung fand in der Villa des Bonner Unternehmers und OSCAR-Preisträgers Horst Burbulla statt. Seine Firma produziert Kamerakräne für Hollywood.

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Liebe Tamino Mitglieder


    Ich habe den Thread restauriert, das heisst die hässlichen schwarzen Flächen der a..... Verlinkungen entfernt. Das benötigt viel Zeit, ist aber nötig, um ein ansprechendes Erscheinungsbild zu schaffen. Das erfordert manchmal eine detektivische Spürnase, denn beim in Ungnade gefallenen Unternehmen können zuweilen die erscheinenden Bilder fehlen. Es sind in einem solchen Fall manchmal keine Interpreten ersichtlich. Ein Beispiel Mozarts Zauberflöte in Referenzaufnahmen Könnte es diese Aufnahme sein? Dazu müsste ich wissen, in welchen Zauberflöte-Aufnahmen Fritz Wunderlich gesungen hat.



    Wenn dann die nachfolgenden Beiträge im Thread keine Hinweise enthalten, ist es ein Ding der Unmöglichkeit die entsprechende Aufnahme beim Werbepartner zu finden. Deshalb wäre es in Zukunft hilfreich, wenn die Künstler im Text erwähnt werden, falls aus irgendeinem Grund Schaltflächen der Verlinkung keine Informationen zur Aufnahme liefern sollten.


    Vielen Dank!


    moderato in seiner Funktion als Moderator

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Lieber moderato , es war



    man konnte es anhand der Bestellnummer von World of Music feststellen. Sind die übrigens identisch mit jpc?


    Ich habe schon korrigiert