Topi LEHTIPUU - Tenor aus Finnland

  • Unlängst habe ich im Thread
    Dies Bildnis ist bezaubernd schön - Stimmen im Spiegel einer Arie Beitrag 53


    den finnischen Tenor Topi Lehtipuu positiv erwähnt und auf einen entsprechenden Clip von ihm verlinkt – was zu einer interessanten Diskussion geführt hat. Bei dieser Gelegenheit ist mir beim Durchsehen unserer Sängerliste aufgefallen, dass er noch keinen eigenen Thread im Tamino Forum hat. Und so etwas ist mir natürlich ein willkommener Anlasse eine bestehende Lücke zu schliessen – Zuerst ein wenig Biographisches:


    Topi Lehtipuu wurde am 24. März 1971 in Brisbane geboren
    Sein Musik-Studium absolvierte er an der Sibelius Akademie in Helsinki
    Im Jahre 2000 debütierte er Vantaa mit der Rolle des Albert Herring in Brittens gleichnamiger Oper. Bald darauf sang der die Rolle des Tamino aus Mozarts Zauberflöte in Paris am Theatre des Champs- Elysees, gefolgt von Belmonte in Mozarts „Entführung“ am glerichen Therater.
    2006 folgt die Partie des „Ferrando“ in Mozarts Cosi bein Glyndbourne Festival.
    Lehtipuu war neben weiteren Mozart-Rollen auch im Bereich des Konzerts aktiv, Dort sang Werke des Barock, der klassischen Moderne und der Gegenwart.
    http://topilehtipuu.com/


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lehtipuu ist ein gefragter Mozart-Sänger. Namhafte Dirigenten reissen sich um ihn: Muti, Rattle, Bolton, Jacobs, Christie und und und. Zu Recht.
    Mit dem Tamino und besonders dem Ferrando feiert er große Erfolge. Sein Repertoire beinhaltet auch Barock-Musik.
    Mit großem Erfolg sang er auch den Tom Rakewell in Strawinsky's The Rake's Progress.


    In dieser Cosi Fan Tutte aus Glyndebourne ist er ein wunderbarer Ferrando (neben dem hervorragenden Guglielmo von Luca Pisaroni):






    Gregor

  • Wie in Finnland üblich, werden Festspiele und auch Opernhäuser mehr von (noch aktiven) Künstlern als von Managern geleitet. Ich verweise nur auf Martti Talvela, Jorma Hynninen und Raimo Sirkiä (um nur einige zu nemmen), die das Opernfestival von Savonlinna geleitet haben bzw. (Jorma Silvasti) es jetzt leiten. Dasselbe gilt für die Finnische Nationaloper in Helsinki, deren Künstlerische Leiterin die Mezzosopranistin Lilli Paasikivi ist. Zu diesen Künstlern, die einem Festival durch ihre Leitungstätigkeit ein fest umrissenes Profil verleihen, gehört auch Topi Lehtipuu, der nach Joroinen (eine Kleinstadt zwischen Mikkeli und Kuopio) nun das Turku Musik-Festival leitet, aber auch selber dabei auftritt.


    Seine Kontakte zur internationalen Barockszene helfen ihm dabei, ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen. So erinnere ich mich gerne an zwei Konzerte, an denen auch Topi Lehtipuu teilnahm : zum einen ein Konzert mit Sandrine Piau und Rolando Villazon unter der Leitung von Emmanuelle Haim, zum anderen ein Abend, an dem sich die Krimi-Schriftstellerin Donna Leon als Liebhaberin von Händel-Opern entpuppte und launig in diese einführte.


    Gerade im Vergleich zu Rolando Villazon traten Vorzüge, aber auch Defizite von Topi Lehtipuus Stimme zu Tage. Natürlich ist Lehtipuu stilistisch mehr im Barock verankert als der Mexikaner, aber sein schlank geführter Tenor wirkt dem gegenüber entmaterialisierter, im Timbre weniger interessant, genauso, wie mir Peter Schreier (bei aller Bewunderung für seine Kunst) gegenüber einem Fritz Wunderlich immer etwas "vegetarischer" vorkam.


    Trotzdem : Lehtipuu ist ein hervorragender Stilist, wovon ich mich schon 2003 an der Finnischen Nationaloper überzeugen konnte, als er ein Belmonte in der "Entführung aus dem Serail" war, der den Vergleich mit großen Vorbildern nicht zu scheuen brauchte (die Sprechrolle des Bassa Selim war übrigens mit dem im letzten Jahr verstorbenen Bariton Tom Krause besetzt!).

  • entmaterialisierter, im Timbre weniger interessant

    Diesen Eindruck hatte ich beim Bildnis-Arien-Hören auch...


    Der Vergleich mit Schreier hinkt für mich allerdings gewaltig, der hatte nämlich immer etwas sehr Charakteristisches, Unverwechselbares in der Stimme, hatte stets Ausdruck, ohne diesen bewusst erzwingen zu müssen. Vor ein paar Wochen habe ich mir mal wieder die Böhm-Studio-"Entführung" angehört. Von allen 5 Gesangssolisten gefiel mit Schreier als Belmonte mit Abstand am besten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • genauso, wie mir Peter Schreier (bei aller Bewunderung für seine Kunst) gegenüber einem Fritz Wunderlich immer etwas "vegetarischer" vorkam.


    Ich bitte um Entschuldigung, lieber Stimmenliebhaber, aber ich habe nicht behauptet, dass Peter Schreiers Stimme uncharakteristisch, verwechselbar sei. Ich habe seine Stimme - verglichen mit der Fritz Wunderlichs - lediglich für etwas "vegetarischer" gehalten.


    Angefangen 1965, als sein Kollege Theo Adam ihn mit an die Hamburgische Staatsoper nahm (April 1965, Cosi fan tutte), habe ich Peter Schreier oft gehört, ob in Hamburg, an der Berliner Staatsoper oder in München. Ein großartiger Künstler, der seinen Weg sicherlich auch ohne den Tod Fritz Wunderlichs gegangen wäre, vielleicht nicht so schnell und vielleicht nicht dem Vergleich mit Wunderlich ausgesetzt.


    Nichts für ungut!
    Peter

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  • Sagitt meint:


    Ich fand ihn in der Johannes-Passion unter Rattle ziemlich angestrengt,schon überfordert.
    Hat er,lieber Peter, seinen Zenit bereits überschritten?
    Wäre ja nicht der erste Lyrische Tenor, dessen Karriere recht kurz wäre....


    Schöne Grüße


    Hans


  • Lieber Hans,
    das kann ich leider nicht beurteilen. Dazu müsste ich Topi Lehtipuu wieder einmal hören. Und da ich diesmal sein Turku Musik-Festival verpasst habe, bei dem er im Eröffnungskonzert unter René Jacobs gesungen hatte, wird dies erst wieder im nächsten Jahr sein.
    Beste Grüße
    Peter


  • Seine Kontakte zur internationalen Barockszene helfen ihm dabei, ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen. So erinnere ich mich gerne an zwei Konzerte, an denen auch Topi Lehtipuu teilnahm : zum einen ein Konzert mit Sandrine Piau und Rolando Villazon unter der Leitung von Emmanuelle Haim, zum anderen ein Abend, an dem sich die Krimi-Schriftstellerin Donna Leon als Liebhaberin von Händel-Opern entpuppte und launig in diese einführte.


    Gerade im Vergleich zu Rolando Villazon traten Vorzüge, aber auch Defizite von Topi Lehtipuus Stimme zu Tage. Natürlich ist Lehtipuu stilistisch mehr im Barock verankert als der Mexikaner, aber sein schlank geführter Tenor wirkt dem gegenüber entmaterialisierter, im Timbre weniger interessant, genauso, wie mir Peter Schreier (bei aller Bewunderung für seine Kunst) gegenüber einem Fritz Wunderlich immer etwas "vegetarischer" vorkam.


    Trotzdem : Lehtipuu ist ein hervorragender Stilist, wovon ich mich schon 2003 an der Finnischen Nationaloper überzeugen konnte, als er ein Belmonte in der "Entführung aus dem Serail" war, der den Vergleich mit großen Vorbildern nicht zu scheuen brauchte (die Sprechrolle des Bassa Selim war übrigens mit dem im letzten Jahr verstorbenen Bariton Tom Krause besetzt!).


    Vielleicht ist der Vergleich mit Villazon nicht ganz fair, ist er doch ein ganz anderer Tenortypus. Zudem hat Villazon bei Mozart nun wirklich nichts zu suchen. :rolleyes:


    Lehtipuu bleibt zumindest in "seinem" Fach (Mozart, Barock) und da war er bisher immer ausgezeichnet. Er besitzt eine gute Technik, ich mag die Geschmeidigkeit seiner Stimme, die Leichtigkeit seines Singens, und wie er den Mozart-Ton genau trifft. Sein Ferrando in Glyndebourne ist hinreissend. Gehört habe ich ihn schon länger nicht mehr. Im Februar 2015 gibt es im Theater an der Wien zumindest wieder die Möglichkeit dazu, wenn er den Almaviva in Rossini's Barbier singt.


    Topi Lehtipuu kann man übrigens am kommenden Sonntag, 28. September um 18.30 Uhr auf ARTE in dem Konzertmitschnitt "Gala Monteverdi" an der Seite von Magdalena Kozena sehen und hören.


    http://www.arte.tv/guide/de/051667-000/gala-monteverdi



    Gregor