Franz Schubert ( 1797 – 1821 )
Fierrabras
Heroisch-romantische Oper in drei Akten
Libretto: Joseph Kupelwieser
Originalsprache: Deutsch
Uraufführung: Karlsruhe 1897
PERSONEN DER HANDLUNG
König Karl, Bass
Emma, seine Tochter, Sopran
Roland, fränkischer Heerführer, Bariton
Ogier, fränkischer Heerführer, Tenor
Eginhard, Ritter am Hofe Karls, Tenor
Boland, Fürst der Mauren, Bass
Fierrabras, sein Sohn, Tenor
Florinda, seine Tochter, Sopran
Maragond, ihre Vertraute, Sopran
Brutamonte, maurischer Anführer, Bass
Fränkische und maurische Ritter und Krieger, Jungfrauen, Volk
Ort und Zeit der Handlung: Südfrankreich und Spanien zur Zeit Karls des Großen
VORGESCHICHTE
Jahre vor Beginn dieser Handlung hatten Fierrabras und seine Schwester Florinda, die heimlich dem Christentum zuneigen, auf einer Reise nach Rom Emma und Roland gesehen und beide haben sich verliebt. Emma jedoch liebt Eginhard, einen einfachen Ritter, was sie aber aus standesrechtlichen Gründen geheim halten muss.
ERSTER AKT
1. Bild: Halle im Schloss Karls des Großen
Jungfrauen sind mit Spinnen beschäftigt und singen dazu ein Lied. Emma steht sinnend zwischen ihnen. Als sie die letzte Strophe des Liedes, die von Treuebruch und Tod handelt, auslassen, singt sie das Lied zu Ende.
Die Mädchen – außer Emma – verlassen den Raum und Eginhard tritt ein. Sie gestehen sich noch einmal ihre Liebe.
Als der König naht, verschwindet Emma schnell. Ritter und Volk strömen herein. Der Chor berichtet vom Sieg gegen die Mauren. Der König bestimmt, eine Abordnung Ritter zum Maurenfürsten zu schicken, um Frieden zu schließen. Auch Eginhard soll sich ihnen anschließen.
Der Heerführer Roland bittet den König, über das Schicksal der Gefangenen zu entscheiden. Die Gefangenen, unter ihnen Fierrabras, werden hereingeführt. Der König entscheidet, ihnen die Freiheit innerhalb seines Reiches zu gewähren.
Fierrabras bleibt zunächst abseits, doch Roland tritt für ihn ein. Er habe ihn, den Sohn Bolands in fairem Kampf besiegt, doch dieser sei ein Held. Der König schenkt auch ihm die Freiheit. Emma kommt mit Jungfrauen, um dem König einen Kranz zu überreichen und Fierrabras erkennt seine Geliebte. Doch der König weist auf Roland. Diesem gebühre der Kranz.
Nachdem die Übrigen abgegangen sind, bleiben Fierrabras und Roland zurück. Während Fierrabras gesteht, in Emma seine Geliebte erblickt zu haben, erfährt Roland, dass die Frau, in die er sich ebenfalls verliebt hat, Fierrabras‘ Schwester ist und erkundigt sich nach ihr. Beide schließen Freundschaft miteinander.
2. Bild: Ein Garten. Im Hintergrund die Frauenwohnung.
Eginhard schleicht herbei und, nachdem er sich überzeugt hat, dass niemand in der Nähe ist, singt er ein Lied, das er mit Laute begleitet. Emma kommt und beide umarmen sich. Fierrabras, der sich in der Nähe versteckt hält, beobachtet die Szene mit Misstrauen.
Als man Männerstimmen hinter der Bühne hört, die eine Spur verfolgen, will auch Eginhard entfliehen, doch da tritt ihm Fierrabras entgegen, erkennt auch Emma und weiß nun, dass er einen Rivalen hat. In ihm toben Gefühle der Rache. Aber als Emma sich ihm zu Füßen wirft und Eginhard auf ihn eindringen will, siegt seine Großmut. Er lässt Eginhard entfliehen und verspricht zu schweigen.
Als Fierrabras Emma ihrem Vater zuführen will, erscheint dieser mit Gefolge, verdächtigt ihn des Verrates und lässt Roland rufen. Obwohl dieser sich für Fierrabras einsetzt, lässt Karl ihn einsperren.
Der Tag dämmert und die Ritter sowie auch der herbeieilende Eginhard ordnen sich zum Zug ins Maurenland.
ZWEITER AKT
1. Bild: Eine Felsenschlucht an der französischen Grenze
Eginhard und die Ritter, die von einer Anhöhe herunterkommen, verabschieden sich von der Heimat und begrüßen den frühen Morgen. Dann erkundigt sich Eginhard bei Roland nach der Prinzessin Emma und Roland berichtet ihm das Geschehene. Die Ritter ziehen weiter. Nur Eginhard verweilt noch einen Augenblick und sinniert darüber, dass nun Fierrabras unschuldig im Kerker sitzt und wie er ihn befreien könne.
Da schleicht sich Brutamonte mit einer Abteilung Mauren heran. Eginhard kann sich zunächst befreien und ein Hornsignal abgeben, dann wird er überwältigt. Die fränkischen Ritter kommen zurück und finden ihn nicht mehr vor. Sie folgen den Spuren.
2. Bild: Gemach im Schloss des Maurenfürsten
Florinda denkt voll Sehnsucht an ihrem Geliebten, aber ihre Gefährtin Maragond zweifelt, dass Florindas Verlangen je gestillt werden könne.
Boland tritt ein und fragt seine Tochter nach dem Grund ihres Trübsinns, aber sie besinnt sich schnell und gibt Sorge für ihren Bruder vor.
Brutamonte und einige Mauren schleppen den gefangenen Eginhard herein. Boland erkundigt sich nach seinem Sohn und muss erfahren, dass dieser von König Karl eingekerkert wurde und er selbst, Eginhard, der Grund dafür war. Da lässt Boland ihn abführen und schwört, auch die noch Kommenden zu vernichten.
3. Bild: Freier Platz
Volk sammelt sich an. Die fränkischen Ritter nahen in feierlichem Zug mit Friedenspalmen. Das Volk freut sich auf künftigen Frieden. Als Roland hervortritt, um die Friedensbotschaft zu bringen, hält ihm Boland vor, er habe soeben erfahren, dass sein Sohn unschuldig leide und verurteilt die Ritter zum Tode. Florinda, die ihren Geliebten erkannt hat, betet für ihn. Als sie ihren Vater um Gnade anfleht, erkennt auch Roland sie an der Stimme. Die Ritter aber werden abgeführt und alles zerstreut sich.
Florinda bleibt allein zurück. Sie überlegt, wie sie die Ritter retten kann. Da Eginhard noch unbewacht ist, holt sie ihn herbei und bittet ihn, zu entfliehen und König Karl seine Schuld einzugestehen. Dieser eilt sofort davon.
4. Bild: Kerker in einem Turm
Roland ist in Einzelhaft genommen. Hinter der Bühne hört man die übrigen Ritter, die mit Sehnsucht an ihr Vaterland denken. Plötzlich hört Roland ein Geräusch. Er glaubt, dass es schon die Henker sind. Doch da stürzt Florinda erschöpft mit einem Bund Schlüssel herein, fällt zunächst in Ohnmacht. Als sie erwacht, gestehen sie sich ihre Liebe. Dann erklärt sie, dass sie gekommen sei, die Gefangenen zu befreien. Sie öffnet eine Tür und die Ritter kommen heraus.
Draußen erhebt sich Lärm. Die Zugänge sind besetzt. Florinda öffnet eine andere Tür, hinter der sich Waffen befinden, die Ritter bewaffnen sich und kämpfen sich durch. Von einem Fenster aus beschreibt Florinda den Kampf.
Der Ausfall misslingt und die Ritter stürzen wieder durch die Tür herein. Boland tritt ein, erblickt seine Tochter und lässt sie fortschleppen. Die Ritter bleiben entsetzt zurück.
DRITTER AKT
1. Bild: Gemach im Schloss Karls der Großen.
Emma und die Jungfrauen schmücken den Raum. Emma hat neue Hoffnung, dass sich ihr Schicksal wenden möge.
Karl kommt herein, erzählt, dass Fierrabras nicht bereit sei, ein Geständnis abzulegen und fordert seine Tochter auf, die Wahrheit zu gestehen. Sie erklärt, er sei unschuldig. Ob sie ihn liebe? Nein, nicht ihn. Da sie aber den Geliebten nicht nennt, droht ihr Karl Strafe an. Er lässt Fierrabras hereinholen, umarmt ihm und entschuldigt sich für seine Ungerechtigkeit. Aber auch jetzt will Fierrabras die versprochene Freundespflicht nicht verraten.
Als Karl Emma noch einmal nach ihren Geliebten fragt, erscheint Eginhard und bekennt seine Liebe zu Emma, als der wütende Karl sein Schwert zieht, werfen sich Emma und Fierrabras dazwischen. Eginhard bittet um Gehör, bevor er sterben wolle.
Er erzählt wie er entkommen ist und bittet Karl, erst die Gefährten zu retten, bevor er ihn töte. Nur Fierrabras, sei in der Lage, seinen Vater zu beschwichtigen. Fierrabras ist bereit, mit Kriegern Karls ins Maurenland zu ziehen, wenn auch Eginhard ihn begleite. Karl verspricht Fierrabras seine Tochter, wenn er siegreich heimkehre.
Eginhard und Emma sind verzweifelt. Eginhard will im Kampf den Tod finden, doch Fierrabras verspricht, ihn als Freund zu beschützen.
2. Bild: Gemach im Schloss Bolands.
Florinda trauert um den Geliebten und will mit ihm sterben. Maragond versucht, ihr Hoffnung zu geben. Ein Trauermarsch ertönt. Maragond sieht durch das Fenster und erklärt, dass ein Schafott errichtet werde. Florinda versucht aus dem Fenster Einhalt zu gebieten. Als es ihr nicht gelingt, eilt sie mit Maragond hinaus, um selbst mit Roland zu sterben.
3. Bild: Düsterer Platz innerhalb des Schlosses mit Holzstoß
Die Mauren erwarten die Hinrichtung. Boland kommt und verkündet die Vollstreckung des Urteils. Die Ritter werden zum Holzstoß geführt.
Florinda eilt herbei und fleht um Gnade, doch Boland bleibt ungerührt. Er kenne seine Tochter, die einen Feind liebe, nicht mehr. Sie falle mit ihm.
Ein Signal ertönt. Roland erkennt, dass es die Franken sind. Brutamonte berichtet, dass die Franken mit großer Macht anrücken. Die Mauren rüsten sich zum Kampfe und stürmen hinaus. Doch sie werden zurückgedrängt. Eginhard, Fierrabras und die Ritter erscheinen. Fierrabras gebietet Einhalt, umarmt seinen Vater und bittet um Verzeihung für Eginhard.
Dann erscheinen auch Emma und Karl, Fierrabras führt seinen Vater dem Frankenkönig entgegen und bittet die beiden, sich zu versöhnen, was Boland seinen Sohn zuliebe gerne tut. Dann geleitet Fierrabras auch Florinda und Roland zu seinem Vater und bittet ihn, ihre Liebe zu segnen. Roland und den fränkischen Rittern werden die Fesseln abgenommen.
Nun wirft sich Eginhard Karl zu Füßen und dieser ist bereit, ihm wegen seines Mutes zu verzeihen. Dann will Karl Emma – wie versprochen – mit Fierrabras vereinen, doch dieser bekennt, dass er sie zwar liebe, aber verzichten müsse, weil ihr Herz längst Eginhard gehöre. Ihm selbst sei es Glück und Ehre, dem großen Karl zu dienen.
Alle brechen in Jubel aus.
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