Christian Thielemann - Hoffnungsträger der Tonträgerbranche?

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Sollte Thielemanns Beethoven Zyklus mit den Wienern tatsächlich auf den Markt kommen, denn wird es so ziemalich alles was seit Karajan aufgenommen wurde vom Markt fegen.
    Alfred


    Auch Böhm??? :baeh01:
    Glaube ich nicht!


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • @ s.bummer


    Zitat

    Thielemann als Wiedergänger von Dr. Willem Fu und Hans Kna


    Wundern würd es mich nicht, hat doch vor einiger Zeit auch der Bruckner ein bißchen Urlaub vom Paradis genommen.


    John Doe
    :hahahaha:

  • Nun ist zu dem Thielemannschen Beethoven-Zyklus mit den Wienern zu bemerken, dass dieser nicht von der Deutschen Grammophon bzw. von Universal produziert wird, sondern von der aus der Kirch-Insolvenz neu hervorgegangenen "Unitel Classica" (in Zusammenarbeit mit dem ORF). Daher auch keine CD-, sondern eine DVD-Aufnahme. Bei der DGG ist die letzte Thielemann-CD vor 2 1/2 Jahren erschienen und wir hatten ja schonmal festgestellt, dass sich Thielemann zumindest für das Gelbetikett nicht als der erhoffte Verkaufsnachfolger des seligen Heribert Ritter von Karajan erwiesen hat. (Und wir werden wohl - im Gegensatz zu der gezeigten Ramschversion der Thielemann-CD - noch lange auf eine Karajan-Aufnahme bei "Brilliant Classics" warten müssen.) Wenn Thielemann tatasächlich eine so große Anhängerschaft hinter sich scharen kann, wie es in Teilen der Presse kolportiert wird, dann frage ich mich, warum sich seine CDs und DVDs nur relativ mediokrer Verkaufszahlen erfreuen.

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Vor ein paar Jahren für rd. 20 EURO gekauft:



    Für ein Viertel des Preises, nämlich für 4,99 € bietet unser Werbepartner jpc heute diese CD an:



    Die CDs sind identisch, nur die Cover-Aufmachung ist etwas weniger aufwändig!


    LG


    :hello:


    PS: Dass der Bayreuther "Ring" - 14CDs in einer Box - beim Label "Opus Arte" erschienen ist und nicht bei der DGG habe ich schon weiter oben geschrieben.


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Thielemann als Wiedergänger von Dr. Willem Fu und Hans Kna


    Von wem denn? Furtwängler oder Kna? Die beiden kann man schongut auseinanderhalten. Angesichts dessen, was ich in den letzten Jahren so von Thielmann gehört habe würde ich ihn der Furtwängler-Nachfolge zuschlagen. Das gilt besonders für das "Ring"-Dirigat (ich hab's seinerzeit im Rundfunk mitgeschnitten.


    Thielemann vorzuwerfen, er spiele Bruckner wie vor 50 Jahren ist natürlich Blödsinn. Als ob es eine tleologische Optimierungszwanghaftigkeit gäbe, derzufolge das Neue stets der Feind des Alten sei.


    Tonträger sind ein Experimentierfeld, die Realitätr ist auf dem Platz, äh, pardon, im Konzertsaal. Es geht doch -bitteschön- nicht darum, ob ein Dirigent -auf Platte- besser oder schlechter ist als Furtwängler, Böhm, Kna oder wem auch immer, sondern wie er das Werk wiedergibt. Wenn dem Kritikus dann nichts besseres einfällt als die Anmerkung, dass Thielmann spiele wie Furtwängler (mit der Implikation, dass natürlich Furtwängler der Bessere war, was hier am Brette wohl kaum jemand durch persönliches Erleben bestätigen kann), dann geht das schwer an der Sache vorbei.


    Die Frage ist doch nicht, wie er Beethoven im Vergleich zu Furtwängler oder Karajan spielt, sondern wie er Beethoven in Bezug auf dessen Noten spielt. Und das bitteschön unter Nichtberücksichtigung seines unmodernen Scheitels (unter uns gesprochen: der Scheitel ist mir sympathischer als der Nonkonformistenuniformschnitt VokuHila).


    Der Hohepriester des -emotionalen- Klangs Thielmann ist mir jedenfalls lieber als der Hohepriester der angeblichen musikalischen Wahrheit (z.B. Harnoncourt).


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

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  • Zitat

    Original von Thomas Pape


    Auch Böhm??? :baeh01:
    Glaube ich nicht!


    ...


    Karajan hat nach Böhm noch zwei Einspielungen produziert! (Außerdem wurde hier schon mehrmals bemängelt, wie unbemerkt die Böhm-Einspielung beim heutigen Publikum ist.)


    Aber von den neueren ist die Harnoncourt-Einspielung zu gut, als dass sie so bald vergessen sein wird.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • s.bummer:
    Ja, Du denkst da m.E. viel zu einfach.
    Warum muss es denn z.B. gleich mistig sein, wenn eine Interpretation sehr an Furtwängler erinnert? Das kommt mir aus Deinem Beitrag nicht schlüssig hervor. Etwa weil heute alles automatisch besser sei, es also einen ständigen Fortschritt bei der Interpretation von klassischer Musik gäbe?
    Das würde ich sehr bezweifeln, denn es wird immer nur anders, kaum "besser".


    Zitat

    Der Hohepriester des -emotionalen- Klangs Thielmann ist mir jedenfalls lieber als der Hohepriester der angeblichen musikalischen Wahrheit (z.B. Harnoncourt).


    Harnoncourt ist vor allem der Hohepriester eines sehr emotionalen Spielens das gleichzeitig und unter anderem auch hierdurch nach Wahrhaftigkeit sucht, und zwar wirklich und nicht "angeblich".
    Und er kann ( bzw. konnte...?) wenn es um die Magie, das Verzaubern eines Momentes geht, in seinen Sternstunden dem grossen Furtwängler m.E. so nahe wie kein anderer Interpret kommen, auch in seinem Mut zu spontanen Subjektivismen.
    Nur sind das Klangbild, die Phrasierung und solche im Vergleich dazu oberflächlich-"musikertechnischen" Dinge selbstverständlich eine andere Welt, schon der Instrumente wegen.
    Wenn ich seine Bach-Aufnahmen aus den 80er-Jahren mit späteren HIP-Aufnahmen anderer Ensembles und Dirigenten vergleiche, fällt mir immer wieder auf, dass diese entweder sachlicher oder ruppiger, aber kaum mit gleicher innerer Bewegung und geradezu "furtwänglerisch", dem romantisch- Subjektiven offen zugewandt spielen, so wie man es in den gar nicht seltenen guten Momenten Harnoncourts hören kann.
    Manchmal vermisse ich dieses Musikantische, aber es gibt auch viele andere HIP-Aufnahmen, die mich begeistern können und nicht von Harnoncourt sind.
    Verkürzt gesagt ist Harnoncourt für mich so etwas wie der Furtwängler der Alten Musik.


    Thielemann klingt für mich schon nach ein paar Takten ganz direkt und unmittelbar ähnlich wie Furtwängler - ich kann einfach nichts dagegen tun.
    Dabei geht es mit 100% Sicherheit nicht darum, dass er zu Hause alte Furtwängleraufnahmen studiert und dann in der Probe die Erkenntnisse möglichst 1:1 umsetzt, wobei dann ein Remake mit erstklassiger Aufnahmetechnik zustandekäme. Allein das wäre für Furtwängler-Fans ja schon etwas Tolles...aber es ist mehr.


    Hier hat hoffentlich eine Verinnerlichung von musikalisch-ästhetischen Parametern stattgefunden, die eben auch für Furtwängler enorm wichtig waren. Vielleicht gibt es da auch so etwas wie "Seelenverwandschaft".
    Echtes Künstlertum möchte ich da jedenfalls schon als Motivation für diese Musizierhaltung unbedingt unterstellen


    Für mich ist - in Unkenntnis mehrerer Thielemann Konserven- vor allem die Frage spannend, ob er nicht "nur" von der grundsätzlichen Gesamtästhetik her an Furtwängler erinnert, sondern ob er auch die Magie des Augenblicks derart entfalten kann, wie man es von Furtwänglers Konzerten berichtet, wie ich es von einigen der alten Aufnahmen kenne und wie ich es - mit einem anderen Klangbild versehen- in erster Linie von Harnoncourt live und auf Aufnahmen erlebt habe.


    Was ich im Netz hierzu in Bezug auf Thielemanns in Dresden live gespielten Bruckner gehört habe, lässt Gutes vermuten.
    Nur - ich mag leider Bruckner nicht so, und bin deshalb wirklich auf seinen Beethoven-Zyklus gespannt. Etwas ähnlich wie bei Karajan stelle ich mir eine tolle 3, 5, 7, und 9. Symphonie vor, aber auch eine 6. mit ruhigen Tempi.
    Wie da allerdings die 1. und 2. unter seiner Leitung klingen wird....?
    Da bin ich skeptisch - aber erst einmal abwarten.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Immerhin werden diese beiden hier im Forum von vielen hoch gelobt, die Aufnahmen, die überliefert sind, klingen aber wie aus ferner Zeit herüber, eben mistig!


    Tschuldigung für die undeutliche Formulierung.
    Ich wollte ausschließlich auf die Tonqualität der Konserven abstellen.


    Gruß S.

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  • Ich habe Thielemann mehrfach live in Hamburg und Berlin in der Oper und im Konzertsaal erlebt und war sehr schnell v.a. von seinem Klang begeistert, schließlich bin ich nicht umsonst Furtwängler-Fan. Trotzdem halte ich von einem Vergleich der beiden relativ wenig, auch wenn es mit Sicherheit Gemeinsamkeiten gibt. Gerade wenn ich an das letzte Konzert denke, dass ich mit Th. in Hamburg erlebte (Bruckners 5., die er, meiner Erinnerung nach, sehr langsam und stetig hin zum donnernden Choral aufbaute, trotz allen Steigerungen recht weich, warm und fließig ), fällt mir auf, wie ungleich radikaler und wagemutiger FU war. Ich denke da v.a. an die '42er Aufnahme, die aber auch wie alle anderen zeigt, wie stark äußere Umstände Fu's Dirigat immer beeinflusst haben. Umstände, die natürlich auch viel radikaler waren, als das was wir heute, zum Glück, erleben. Auch beim Vergleich anderer Einspielungen zeigt sich dieser enorme Unterschied. Ich habe oft den Eindruck, FU reagiert spontan auf jede Note und jede Phrasierung, ohne sich dabei zu verzetteln und den Gesamtzusammenhang aus dem Blick zu verlieren. Dies erkenne ich bei Th. nicht. Er geht anders an ein Werk heran, ist vor allem weniger spontan. Ich würde also beide weniger vergleichen, sondern sie in ihrer Eigenart nebeneinander bestehen lassen.
    Insgesamt ist Th. für mich immer eine interessante Bank, mit der ich mich gerne beschäftige, wenngleich mir auch nicht alles gefällt. So erinnere ich mich an einen Parsifal in Berlin, nach dem wir uns gegenseitig ansahen und eigentlich alle sofort bemerkten: "Zu früh." Auch von seiner "Ägyptischen Helena" waren wir nicht restlos überzeugt, die "Tote Stadt" führte zu kontroversen Diskussionen etc. Mir ist aber ein Dirigent, der polarisiert nicht unbedingt unsympathisch.


    Damit kommt man unweigerlich zu der doch sehr stark diskutierten Frage nach seinen Einstellungen und seinem Charakter. Kann man FU zweifelsohne mindestens seine unglaubliche politische Naivität vorwerfen, so Th. sicherlich seine maßlose Instinktlosigkeit (Badenweiler in Nürnberg - alles kann man dann doch nicht machen). Hinzu kommen einige Dinge, die ich persönlich bei Begegnungen nach Aufführungen erleben durfte und die interessant bzw. fragwürdig waren. Das kenne ich aber auch z.B. von Sinopoli. Was den Charakter angeht, sage ich eher: Na und! Ich will sie ja nicht heiraten. Schwarzkopf, eine meiner Hausgöttinen war beileibe auch keine Heilige. Aber: Wer ohne Schuld ist....! Wer sind wir denn, dass wir so verurteilen. Solange jemand konservativ ist und sein Vaterland liebt, auch wenn dies v.a. Preußen ist (es gab übrigens auch eine positive preußische Tradition -Stein/Hardenberg/Humboldt), finde ich es in Ordnung, genauso wie ich gegensätzliche Standpunkte verstehe und akzeptiere, solange eine gewisse Grenze nicht überschritten wird. Und dies hat TH., meines Wissens nach, noch nicht getan. (Die unsäglichen "Juderei"-Äußerungen (wenn sie denn echt sind), wären natürlich eine unerträgliche Entgleisung.) Da fällt mir dann spontan Elly Ney ein (übrigens ein hochinteressantes Thread - Kompliment allen Beteiligten). So widerlich wie ihre Äußerungen und ihre Haltung vor '45 und leider wohl auch danch sind, sie haben für mich auch etwas Gutes, wenn man das so sagen darf. V.a. ihre Beethoveninterpretationen zwingen mich mit dem Wissen über ihren Charakter und ihre Meinungen dazu, mich immer wieder zu hinterfragen. Finde ich es gut und wenn ja, warum? Welche Abgründe in mir werden dabei angesprochen und wie kann ich mit diesen Abgründen umgehen. Und es soll mir keiner sagen, er hätte diese Abgründe nicht in sich. Es muss ja nicht zum Äußersten gehen. Aber Rausch, Hingabe, Ausschalten des Geistes, Bewundern eines übermächtigen Sein, dass immer auch menschlich und sterblich ist - wohl dem, der davor völlig gefeit ist.
    Zurück zu Th.! Kann man das in seinen Aufnahmen finden? Das muss jeder für sich selber entscheiden. Wenn man es nicht findet - gut. Vielleicht passiert das bei anderen Künstlern. Wenn man es findet - auch gut. So lernt man viel über sich selber.


    Von der Interpretation her ist Thielemanns Beethoven-Ansatz also sicher ganz schön anachronistisch( Stichwort HIP), aber vielleicht gerade deswegen interessant, nicht nur für musikgeschmacklich erzkonservative Klassikhörer.


    Ist der Th. - Ansatz wirklich so anachronistisch. Und ist ein Ansatz, der Kunstwerke, ich übertreibe jetzt, so darbringen will, wie zu ihrer Entstehungszeit, so viel moderner. Wäre eine Synthese nicht genau das Richtige? Jede Zeit interpretiert die Werke aus ihrer Sicht. Welche könnte die für das 21. Jahrhundert sein und welchen Stellenwert könnte Th. dabei einnehmen?


    Grüße Gustav (ich lege jetzt erstmal FU - Bruckner 5. auf)

  • Zitat

    Original von Gustav
    Gerade wenn ich an das letzte Konzert denke, dass ich mit Th. in Hamburg erlebte (Bruckners 5., die er, meiner Erinnerung nach, sehr langsam und stetig hin zum donnernden Choral aufbaute, trotz allen Steigerungen recht weich, warm und fließig ), fällt mir auf, wie ungleich radikaler und wagemutiger FU war. Ich denke da v.a. an die '42er Aufnahme, die aber auch wie alle anderen zeigt, wie stark äußere Umstände Fu's Dirigat immer beeinflusst haben.


    Das ist ein sehr gutes Beispiel, das eindrucksvoll widerlegt, daß Thielemann allzu viel von Furtwängler hat. Während besagte Bruckner-Fünfte unter Thielemann eher in die Kategorie Jochum/Karajan gehört, ist die Furtwängler-Aufnahme mit irrwitzigen Tempi eher Toscanini-artig (auch wenn der m. W. keinen Bruckner einspielte). Selten habe ich dieses Werk so "verhunzt" gehört – und das, obwohl ich Furtwängler ja an sich schätze. Bei Bruckner (und grad bei den "großen Symphonien V, VII, VIII und IX) halte ich dieses Gehetze für verfehlt. Der Choral im Finalsatz verkommt zur Parodie, vieles geht unter (mag z. T. auch an der Tonqualität liegen). Mag ja auch die Thielemann-Aufnahme nicht das Nonplusultra darstellen, aber die von Furtwängler erst recht nicht.


    Ganz subjektive Eindrücke. :stumm:


    Für mich ist Thielemann eher der neue Karajan. Bei der Bruckner-Auffassung zumal. Sehr weihevoll und breit, zuweilen zum Pathos neigend. Allerdings ziehe ich Karajans Bruckner vor, weil mir der in sich schlüssiger vorkommt. Aber Thielemann hat ja noch viel Zeit, aufzuholen. Zudem sollte man, meine Lieben, doch nicht alles an einer Live-Aufnahme von Bruckners V. festmachen. Wer weiß, wie das im Studio klingen würde. Wäre ja zu schön, wenn er sich noch zu einer Bruckner-Gesamtaufnahme durchringen könnte, vielleicht mit der Staatskapelle Dresden.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dirigent Christian Thielemann hat sich erstmals detailliert zu seinen Plänen in Dresden geäußert. Demnach wird er im künftigen Amt als Chefdirigent der Staatskapelle Dresden auch die Neuproduktionen mehrerer Opern leiten. Konkret betrifft das Inszenierungen von "Elektra" (Strauss), "Der Freischütz" (Weber), "Simon Boccanegra" (Verdi) und "Manon Lescaut" (Puccini). In Kooperation mit dem Festspielhaus Baden-Baden wird 2013 an Wagners "Ring" geschmiedet. Im Jahr zuvor will Baden-Baden mit der Staatskapelle Dresden "Ariadne auf Naxos" produzieren. Thielemanns Vertrag beginnt 2012 und geht bis 2019.


    "http://www.welt.de/die-welt/kultur/article6343608/Thielemanns-Dresdner-Plaene.html"


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wer hat gestern die Missa solemnis aus Dresden gesehen?
    Unter Gestern im Konzert gibt es eine Rezension des gestrigen Abends in der Semperoper.
    Thielemann hat aus meiner Sicht erneut gezeigt, dass er live seine größten Stärken hat. Vielleicht ist das auch das Problem mit den CD-Veröffentlichungen. Vielleicht sollte man einfach die live-Mitschnitte veröffentlichen, wie jetzt aus Bayreuth. Die Missa gestern war jedenfalls beeindruckend, wie aus einem Guss. An der Kombi Thielemann-Staatskapelle werden wir noch viel Freude haben. Hochdifferenziertes, intellektuelles Musizieren mit großer Ernsthaftigkeit.
    Fies finde ich es nur Luisi gegenüber, der zusehen muss, wie am Stadttrauertag sein Nachfolger das Orchester in so einer wunderbaren Art und Weise lenkt. Aber das ist eine Sache der Programmmacher.

  • Und fand es keineswegs schlecht.
    Nur habe ich nach dem "Gloria" ausgemacht, auf WDR gabs nen Krimi.


    Im Ernst.
    Ich fand das eröffnende Gloria zu weihevoll, zu pastos zu sehr Wagner (?) oder Bruckner (?).
    Das klang schön, aber ich habe bei der Missa den Drive und die Unerbittlichkeit von Toscanini oder die Monumentalität von Klemp im Ohr.


    Gruß S.

  • Um auf die Ausgangsfrage dieses Fadens zurückzukommen:


    Jetzt ist der Hoffnungsträger mit seinen (wenigen) Tonträgern da angekommen, wo er hingehört: In der 5-EURO-Klasse!



    Kostet ab heute bei jpc € 5,99


    Warum soll ich mehr (amazon 17,99, als Japan Pressung 38,99) bezahlen als für eine CD mit Antoni Wit oder Alexander Rahbari bei Naxos?


    LG


    :baeh01:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Jetzt ist der Hoffnungsträger mit seinen (wenigen) Tonträgern da angekommen, wo er hingehört: In der 5-EURO-Klasse!


    Da ist er in guter Gesellschaft:


    Karajan. Böhm, Harnoncourt, zahlreiche berühmte Pianisten und andere Interprten sind dort gelandet.


    Wir wissen doch wie die Tonträgerindustrie reagiert, wenn Sie sich von einem (unbequemen?) Vertragskünstler trennt...


    Im Fall Thielemanns wird ihm das vermutlich wenig schaden - genau deshalb weil er noch nicht allzuviele Aufnahmen veröffentlicht hat.


    Der Schaden für einen Künstler liegt ja darin, daß ihn kein anderes Label mehr zum Vollpreis verkaufen kann, wenn das alte Stammlabel seine Aufnahmen verramscht. Der Schaden für den Künstler ist umso größer, desto mehr Aufnahmen von ihm bereits verfügbar sind.
    Gibt es aber nur wenige - und die werden im Budgetbereich angeboten - so macht das Ex-Label noch ungewollt Werbung für den entsprechenden Star. Dem Publikum wird der Künstler kostengünstig nahegebracht - und es will mehr von ihm hören. Davon partizipiert er - und natürlich sein zukünftiges Label. Beispiele gibt es zur Genüge...


    Es ist die Frage ob sich die Tonträgerindustrie - und ich meine hier die einsmaligen Majors derzeit taktische Überlegungen überhaupt leisten kann. Irgendwann meinte beispielsweise die EMI, Karajan habe alles gesagt, er sei "ausgebrannt" und verlängerte seinen Vertrag nicht. Das führte zum Abschluß eines Vertrages mit der DGG, der nicht nur ein Laben lang halten sollte, sondern auch jede Menge an Jahrhunderteinspielungen hervorbrachte...


    Der Weggang Thielemanns von München - gegen den Willen des dortigen Publikums, das ihm erst neulich ständig Ovations darbrachte - und der Wechsel nach Dresden hat vile medialen Staub aufgewirbelt. Ich bin der Meinung, Herr Thielemann ist Hoffnungsträger der Tonträgerindustrie - mehr denn je....


    Die Zukunft wird zeigen, daß ich Recht habe


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bei 2001 gibt es die 1. von Brahms mit der Leonoren(?)-Ouvertüre von LvB für 8,99.
    Ich weiss ehrlich gesagt nicht, ob es daran liegt, dass Thielemann schlecht ist. Ich vermute eher, dass die CD-bezogene Zusammenarbeit mit den MPHIL gescheitert ist und man nun Platz machen möchte für Aufnahmen mit der Staatskapelle. Die hat nun wahrlich ein umfangreiches Aufnahmenarchiv und da wird Thielemann nicht mehr umhin können, CDs aufzunehmen. Das ist Teil der Dresdner Kultur seit vielen Jahren.
    Vielmehr ist zu hinterfragen, was in München in puncto CDs falsch lief. Es fing ja alles genz gut an. Die 5. von Bruckner war ein großer Erfolg, doch zB die 1. von Brahms stammt auch schon von 2005 (Aufnahmedatum). Dann war da das Papstkonzert, das Requiem, ein bisschen Beethoven und Brahms und die 4 letzten Lieder mit R Fleming. Und die Rosenkavalier-DVD. Dazwischen hat er in mit anderen Orchestern noch Parsifal und Tristan aufgenommen. Man kann diskutieren, ob das tatsächlich so wenig ist. Bringen andere tatsächlich so viel mehr heraus? Was allerdings auffällt, ist die Breitenwirkung der CDs. Und da sehe ich das Problem. Die MPHIL sind keine Marke und haben auch kein rechtes Konzept. Die DGG ist aber nur noch eine kleine Unterabteilung von Universal und nicht mehr DAS Klassik-Label. Ich meine, dass da zu den Spannungen zwischen Orchester und Dirigent sowie zwischen Dirigent und Verwaltung noch die Unfähigkeit dazu kam, die MPHIL als Marke zu etablieren. Oder die Stadt wollte eine Marke schaffen bzw ihre vorhandene MPHIL-Reihe bei Hänssler (oder einem anderen Label) ausbauen und Thielemann wollte nicht auf seine Einnahmen und Rechte bei der DGG verzichten.
    Die Stadt München ist ja sehr bemüht um das Orchester. Man betrieb einen großen Werbefeldzug und auch Veranstaltungen wie Klassik am Odeonsplatz sollen die MPHIL ja bekannter machen und noch mehr Menschen in die Konzerte locken. Mit Ausnahme des Ärgers um den Konzertsaal und dessen Akustik hat man sich ja nicht lumpen lassen, was die Qualität der Protagonisten angeht. Nach Celi kam Levine, dann Thielemann, Ehrendirigent ist Mehta. Brendel spielte eines seiner letzten Konzerte in München. Für ein mehrheitlich öffentlich finanziertes Orchester ist das recht ordentlich. Nun ist die Frage, wo es bei den CDs hakte.
    Dazu muss man zunächst sagen, dass Celi ja kein Freund der Tonträger war. Somit konnte man mit ihm wenig CDs produzieren, faktisch sind alle Aufnahmen mit dem MPHIL posthum erschienen (bei EMI).
    Alternativ wurde also eine MPHIL-Reihe bei Hänssler (in München ansässig) aufgelegt, in der insbesondere Wands Dirigate veröffentlicht wurden (insbesondere sehr gute Schubert und Bruckner).
    Levines Produktionen, auch er sonst immer bei DGG, erschienen bei Oehms.
    Dann kam Thielemann und mit ihm die DGG.
    "Fremdaufnahmen" gab es mit verschiedenen Solisten und Dirigenten, u. a. Sol Gabetta, häufig bei Sony/RCA. Und dann natürlich für DGG die Bohème mit Netrebko.
    Da mittlerweile die Konkurrenz vom BR ein eigenes Label aufgebaut hat, BR Klassik, und Jansons ein fleißiger CD-Macher ist, besonders auch für das Label seines zweiten Orchesters, des RCO (RCO live), ist hier durchaus die Frage, inwieweit man sich in Anbetracht der Thielemann-DGG-Verbindung Problemen gegenüber sah. Die DGG kauft ja einen Künstler und somit ist fraglich, wie groß die Mitsprachemöglichkeiten des Orchesters bzw der Stadt in diesem Fall sind.
    Im Hinblick auf Thielemanns Auftreten wird er sich wohl kaum von der Stadt hereinreden lassen wollen. Und ging dann auch nach Wien für den Beethoven.
    Man wird abwarten müssen, was mit seinem Nachfolger in München sein wird und ob es bald ein MPHIL-Label geben wird.
    Was mich stutzig gemacht hat, war die Tatsache, dass er in Dresden ja nicht GMD wird, sondern "nur" Chefdirigent. Da frage ich mich, inwieweit er damit aber für sein Programm und seine Aufnahmen weiterhin unbeeinflusst arbeiten kann. Und ob er mit der Staatskapelle nun weiterhin für DGG produziert.
    Ich vermute mal, dass die bisher bekannt gewordenen Gründe für sein Scheiden von München nur einen Teil der Wahrheit darstellen. Programmhoheit ist ja nur ein Teil der Geschichte. Zum Schluss geht es ja doch meistens ums Geld und um das Zwischenmenschliche und nur am Rande um die Kunst.
    Und vielleicht muss man auch in diesem Zusammenhang die Verramschung seiner Aufnahmen sehen. Das Label ist ja nicht gezwungen, sie billiger zu machen. Es gibt ja durchaus 20 Jahre alte Aufnahmen, die immer noch nur für 20 oder mehr Euro zu haben sind und bei denen ich nicht sicher bin, ob sie in nennenswertem Umfang verkauft werden. Und im Hinblick auf die Margen verdient man ja auch an einer CD für 5 Euro noch Geld.

  • Christian Thielemann unterzeichnet Vorvertrag
    Im Rahmen eines Pressegesprächs am 21. Dezember 2010 gab Jan Nast, Orchesterdirektor der Sächsischen Staatskapelle Dresden, bekannt, dass Christian Thielemann am gestrigen Montag rückwirkend zum 1. August 2010 einen Vorvertrag für seine Tätigkeit bei der Staatskapelle Dresden unterschrieb...en hat. Dieser hat Gültigkeit bis zum seinem Amtsantritt als neuer Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle am 1. August 2012. Der Vertrag bevollmächtigt Christian Thielemann bereits zum jetzigen Zeitpunkt, bei allen künstlerischen und planerischen Dingen maßgeblich Einfluss zu nehmen und Entscheidungen in Übereinstimmung mit Orchestervorstand und Orchesterdirektor herbeizuführen. Dazu zählt auch die Auswahl von neuen Orchestermitgliedern. Ab sofort wird Christian Thielemann zudem Repräsentationsaufgaben für die Staatskapelle übernehmen können.
    Im Hinblick auf das ZDF-Silvesterkonzert mit der Dresdner Staatskapelle, welches nach 33 Jahren aus der Berliner Philharmonie in die Dresdner Semperoper wechselt, zeigte sich Thielemann nach zweitägigen Proben begeistert von seinem zukünftigen Orchester: »Es ist fast schon gespenstisch, was dieses Orchester nach so kurzer Probenzeit zu leisten im Stande ist. Wahrscheinlich wissen viele noch gar nicht, was hier in den nächsten Jahren entstehen kann. Ich freue mich ungemein auf die kommenden Jahre.«

  • Das Silvesterkonzert in der Berliner Philharmonie findet natürlich trotzdem statt, auch ohne Herrn Thielemann.


    Dirigent ist dieses Mal Gustavo Dudamel, als Gaststar singt Elina Garanca. Das Konzert wird, wie schon vor ein paar Jahren, vom 1. Programm (ARD) live übertragen.


    Das zeitgleich in Dresden stattfindene ZDF-Silvesterkonzert bringt unter Thielemann Ausschnitte aus Lehars "Lustiger Witwe" mit René Fleming als Hanna und Christopher Maltman als Danilo in den Hauptrollen.


    LG


    ;)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • auch ohne Herrn Thielemann.


    Zitat " Sächsische Zeitung " vom 22.12.:
    Christian Thielemann führt ab sofort die Dresdener Staatskapelle und probt mit ihr gerade " Die lustige Witwe " für das erste TV- Silvesterkonzert. Er sagt: " Wir blühen auf dabei ".
    Die " Witwe " wird mitgeschnitten und kommt als CD und DVD am 7. Januar auf den Markt.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich weiß gar nicht was da blühen soll? Thielemann? Die Staatskapelle? Ich weiß schon jetzt, dass er auch mit der "Lustigen Witwe" nicht von der Stelle kommen wird. - Das wird alles ganz gruselig...



    :hello: LT

  • Renée Fleming hat ihre Teilnahme am Konzert der Staatskapelle Dresden am Donnerstag, den 30. Dezember 2010, leider absagen müssen. Infolge des witterungsbedingten Flugchaos an der US-amerikanischen Ostküste war es ihr nicht möglich, rechtzeitig nach Dresden zu reisen. Ihre Teilnahme am eigentlichen Silvesterkonzert der Staatskapelle am 31. Dezember ist davon aber nicht betroffen.


    Für den 30. Dezember haben gemäss Mitteilung der Staatskapelle durch persönliche Vermittlung von Christian Thielemann Anna Netrebko und Erwin Schrott spontan ihre Mitwirkung zugesagt. Das Programm am 30. Dezember wurde infolgedessen geringfügig modifiziert und ergänzt.


    Anna Netrebko und Erwin Schrott eröffnen das Konzert mit der Arie »Heia, heia, in den Bergen« aus »Die Csárdásfürstin« von Emmerich Kálmán (Netrebko) und dem Rojotango von Pablo Ziegler (Schrott). Anschließend singen beide das Duett »Lippen schweigen» aus »Die lustige Witwe« von Franz Lehár. Der Rest des Programms bleibt unverändert, die Partien der Hanna Glawari und des Grafen Danilo Danilowitsch singen die kurzfristig verpflichtete Anna Gabler sowie Christopher Maltman. Anna Gabler war zuletzt in der Neuproduktion von Paul Hindemiths »Cardillac« an der Semperoper zu hören.


    Am 31. Dezember singen wie angekündigt Renée Fleming (Hanna Glawari) und Christopher Maltman.


    Die Übertragung im ZDF beginnt nun bereits um 17.20 Uhr und zeigt zu Beginn die Aufzeichnung mit Anna Netrebko und Erwin Schrott vom 30. Dezember, anschließend erfolgt die Live-Übertragung mit Renée Fleming und Christopher Maltman.


    Ab 19.30 Uhr wird das Konzert zeitversetzt auf den Theaterplatz vor der Semperoper übertragen.


    Das Silvesterkonzert der Staatskapelle Dresden ist eine Koproduktion von ZDF, Unitel, Staatskapelle Dresden und Classica. Die CD und DVD mit Ausschnitten aus beiden Konzerten erscheint Anfang Januar auf Deutsche Grammophon.

  • spart euch das Geld für dieses Konzert und legt lieber Gardiners "Lustige Witwe" in den Player - denn Thielemann wird ein Reinfall werden, genau wie auch Thielemanns neuer Beethoven-Zyklus völlig unterirdisch ist. Denn er kann eigentlich nur Wagner, Bruckner und Strauss interpretieren, wenngleich auch das nur zweitklassig. Warum? - Na, weil sein "Übervater" Karajan alles viel besser gemacht hat. Karajan hat übrigens eine beachtenswerte "Lustige Witwe" eingespielt - in einer künstlerischen Qualität von der Thielemann nur träumen dürfte.



    :hello: LT

  • ... - denn Thielemann wird ein Reinfall werden, genau wie auch Thielemanns neuer Beethoven-Zyklus völlig unterirdisch ist.


    Das ist wohl auch der Grund dafür, dass Thielemann damit vor wenigen Wochen sowohl in Paris als auch in Berlin Triumphe feierte.


    Da fehlt den Musikliebhabern wohl hier wie dort dein Durchblick...


    ;)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Mir haben die Ausstrahlungen der Eroica und der Neunten in Arte und ZDF aus dem Wiener Musikvereinssaal ausgereicht, um sagen zu können, dass ich auf diesen Beethoven vollkommen verzichten kann. Einmal mehr hat sich Christian Thielemann als reiner "Dirigenten-Darsteller" erwiesen, der auf dem Podium ein peinliches "Posing" veranstaltet, wie es schlimmer nicht sein könnte. Seine offensichtlich vor dem Spiegel einstudierten Gesten, Haltungen und Blicke machen es unmöglich, wirklich in die Musik einzudringen und sich darauf zu konzentrieren. Die Wiener Philharmoniker geben sich zwar alle Mühe, hochkonzentriert und fasziniert zu wirken, aber das klanglich-interpretatorische Gesamtergebnis ist einfach nur mittelmäßig, abgedroschen und schwerfällig, kurz: uninteressant.
    Dazu kommen die angestrengt-bedeutungsvollen Gespräche mit Joachim Kaiser, der mittlerweile wie seine eigene Großmutter aussieht. Kaiser agiert hier als Thielemann-Versteher, der permanent darum bemüht ist, Thielemann in eine Reihe mit Furtwängler, Karajan und Bernstein zu stellen. Deshalb ergibt sich auch kein zwanglos-flüssiges Gespräch, sondern ein krampfhafter Austausch von Floskeln und Nichtigkeiten. Von Thielemann kommt wirklich nicht ein sinnvoller Satz. Und Kaiser sollte lieber bei seinen Pianisten bleiben.


    Die Beethoven-Konzertserie in Berlin wurde auch von der FAZ besprochen. Insgesamt bewertete der Rezensent die Aufführungen zwar als gelungen (was wohl von Ihm erwartet wurde), aber zwischen den Zeilen konnte man erkennen, dass es Ihm eigentlich nicht gefallen hatte (Wörter wie Karikatur, peinlich, schwerfällig sprechen für sich).


    Agon

  • ..., aber das klanglich-interpretatorische Gesamtergebnis ist einfach nur mittelmäßig, abgedroschen und schwerfällig, kurz: uninteressant.


    Ob das Gesamtergebnis "mittelmäßig" ist, will ich nicht beurteilen. Wenn man sich aber durch die Rezensionen der Konzerte in Paris und Berlin liest, entsteht ein völlig anderer Eindruck. Es scheint vielmehr, dass es zum Besten gehört, was zur Zeit in Sachen Beethoven zu erleben ist.


    "Abgedroschen" ist meiner Meinung nach eine völlig verfehlte Einschätzung. Im Gegenteil, unabhängig davon, wie es einem persönlich gefällt, liefert Thielemann eine in vielen Nuancen sehr eigenständige Interpretation, die ganz klar seine Handschrift trägt und einen Wiedererkennungswert besitzt, wie sie nur wenige Produktionen der jüngeren Vergangenheit zu eigen ist. Was da "abgedroschen" sein soll, ist mir unverständlich.


    "Schwerfällig"? Vielleicht für jemandem, der nur mehr Sprinter à la Zinman hören will. Tatsächlich bietet Thielemann ein ungleich größeres Spektrum an Tempi und Dynamik als die Metronom-Fetischisten, bei denen ihre relative Eindimensionalität der Interpretation erstaunlich wenig kritisiert wird.


    "Uninteressant"? Eine Interpretation, die so viele interessante Wendungen und manche so noch nie gehörte Details aufweist? Egal, wie es einem gefällt, diese Interpretation fordert geradezu zur intensiveren Beschäftigung heraus. Das kann nur für jene uninteressant sein, die sich weigern, sich mit Interpretationen jenseits ihrer vorgefassten Meinung auseinanderzusetzen.


    :hello:

    Ciao


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  • Das kann nur für jene uninteressant sein, die sich weigern, sich mit Interpretationen jenseits ihrer vorgefassten Meinung auseinanderzusetzen.

    Naja, die eigentliche Frage ist auch hier wohl wieder mal: Interessiert Dich, was Beethoven komponiert hat? Oder findest Du den Menschen Thielemann so interessant, dass Du seine Bühnenshow sehen willst? Willst Du Beethoven hören oder willst Du Thielemann hören? Beides zusammen kannst Du, so scheint's, nicht kriegen. :hello:

  • Naja, die eigentliche Frage ist auch hier wohl wieder mal: Interessiert Dich, was Beethoven komponiert hat?


    Wer hier mit einem uneingeschränkten JA antwortet, der ziehe sich mit der Partitur in ein stilles Kämmerlein zurück. Er braucht ja gar keine "Interpretation".


    MICH interessiert sehr wohl die Auseinandersetzung der Künstler mit dem Werk.




    Zitat

    Oder findest Du den Menschen Thielemann so interessant, dass Du seine Bühnenshow sehen willst?


    Diese kommt in meinen Betrachtungen überhaupt nicht vor. Ob und welche Wirkung Thielemann beim Live-Publikum erzeugt, ist im Zeitalter der medialen Vermarktung zwar durchaus nicht unerheblich, kann aber bei der Betrachtung der Interpretation sehr wohl ausgeklammert werden.




    Zitat

    Willst Du Beethoven hören oder willst Du Thielemann hören?


    Jetzt wirst du mir gleich erklären, wo man Beethoven hören kann. ;)


    (Ich finde es phasenweise höchst interessant, bei Thielemann zu hören, wie Beethoven auch interpretiert werden kann.)




    Zitat

    Beides zusammen kannst Du, so scheint's, nicht kriegen.


    Und warum nicht? Da waren jetzt in den letzten Wochen viele tausend Zuhörer gegenteiliger Meinung. Um wieder bei meinem Beispiel zu bleiben: ich finde Thielemann um Längen interessanter als z.B. Zinman.


    :hello:

    Ciao


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  • Jetzt wirst du mir gleich erklären, wo man Beethoven hören kann. ;)

    Dergleichen würde ich mir niemals herausnehmen ... :rolleyes:


    ich finde Thielemann um Längen interessanter als z.B. Zinman.

    Gut, das ist aber auch nicht besonders schwer. :thumbup:


    (Ich finde es phasenweise höchst interessant, bei Thielemann zu hören, wie Beethoven auch interpretiert werden kann.)

    Da könnten wir uns ja durchaus treffen. :yes:

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