Hallo,
normale Kopfhörer funktionieren im Prinzip kaum. Dies liegt an der Außenohr-Übertragungsfunktion (HRTF), die die Trommelfellsignalspektren (Amplitudenfrequenzgang auf dem Trommelfell) mitbestimmt.
Außerdem sind Lautsprecher-Aufnahmen grundsätzlich nicht zu Kopfhörern kompatibel, der Schall-Einfallswinkel ist ein anderer (30° bei Lautsprechern, 90° bei herkömmlichen Kopfhörern, das führt zu sehr verschiedenen Trommelfell-Signalspektren) und es gibt bei Lautsprechern ein Übersprechen zwischen den Kanälen (Jedes Ohr hört beide LS, bei Kopfhörern hört jedes Ohr nur einen Kanal), was dazu führt, daß man mehr Pegel- bzw. Laufzeitdifferenzen benötigt, um eine Phantomschallquelle bei Lautsprecherstereophonie auf der Stereobasis gleich weit auszulenken, wie bei der Kopfhörerstereophonie.
Eine Kompatibilität kann durch eine Lautsprechersimulation für Kopfhörer hergestellt werden, die das Übersprechen zwischen den Kanälen und den Einfluß der Außenohr-Übertragungsfunktion simuliert, wie beim AKG BAP 1000. Leider simuliert dieser auch eine überflüssige Raumreflexion.
Welche Arten der Kopfhörer-Stereophonie können denn funktionieren:
1. Die Kunstkopf-Mikrofon-Aufnahme zusammen mit in-ear-Kopfhörern. Der Kunstkopf hat eine "durchschnittliche" HRTF und der in-ear-Hörer bringt das Signal näherungsweise direkt ans Trommelfell. Ein Nachteil ist allerdings, daß die Köpfe sehr verschieden sind und damit die Trommelfell-Signalspektren. Besitzer eines BAP 1000 kennen den dramatischen Einfluß verschiedener HRTF´s. Das Kunstkopfmikrofon ist also ein Kompromiß. Besser sind in-ear-Mikrofone, die man am eigenen Kopf verwendet, so nutzt man die eigene HRTF. So könnte man Konzerte aufnehmen, hat aber oft keinen akustisch optimalen Platz.
2. Das Kugelflächenmikrofon mit einem AKG K 1000. Das Kugelflächenmikrofon ist ein kopfgroßer Ball, in den im Winkel von 180° Mikrofone eingelassen sind.
http://www.schoeps.de/de/products/kfm6
Es hat daher eine "reduzierte" HRTF (ohne Ohrmuschel und Gehörgang). Verwendet man einen ganz aufgeklappten AKG K 1000, dann erzeugt dieser in Verbindung mit den eigenen Ohren (Ohrmuschel und Gehörgang) den zweiten Teil der HRTF - und dieser Teil ist die eigene HRTF!
http://www.headfonia.com/wp-co…/2012/01/akg_k1000_04.jpg
Besser als ein Kugelflächenmikrofon wäre ein kopfähnliches, oval geformtes Mikrofon mit Oberkörper-Ansatz, weil auch dies zur HRTF beiträgt.
Wer sich überzeugen möchte und einen AKG K 1000 besitzt, kann diese CD, die mit einem Kugelflächenmikrofon aufgenommen wurden, anhören:
http://www.tacet.de/...ion.php&bestnr=00120
Nach meiner Erinnerung nimmt auch das Label "Raumklang" mit Kugelflächenmikronen auf, die für die Lautsprecherstereophonie aufgrund frequenzabhängier Pegeldifferenzen nicht optimal sind (schlimm klingt es aber nicht), jedoch optimal für eine AKG K1000-Kopfhörerstereophonie. Wenn man sich dafür interessiert, sollte man dort nach Kugelflächenmikrofon-Aufnahmen fragen.
Zur Vervollkommung der Kopfhörer-Stereophonie ist natürlich immer ein Headtracking-System wie der EMT Phönix wünschenswert, damit sich die Simulationsebene bei Kopfbewegungen nicht mitbewegt.
http://www.emt-studiotechnik.de/Phoenix%20E.htm
So sieht eine hörphysiologisch richtige Kopfhörerstereophonie dann aus (in zwei Varianten).
Ich würde mir wünschen, daß man zukünftig zwei CD´s bekommt, eine für Lautsprecher-Stereophonie und eine für Kopfhörer-Stereophonie (eigentlich benötig man sogar zwei CD´s, eine mit einem Kugelflächenmikrofon aufgenommene und eine mit einem Kunstkopfmikrofon aufgenommene). Leider gibt es derzeit den AKG K1000 nicht, er sollte wieder hergestellt werden.
Liebe Grüße
Andreas