Schubert, Franz: Forellenquintett op 114

  • Nach Anregung durch diesen Thread habe ich mir auch mal gleich eine CD davon gekauft:



    Im Vergleich zu "Der Tod und das Mädchen" höre ich das Forllenquintett doch Lieber, es ist ein leichter Zugang zur Kammermusik meines Erachtens! Gerade vom Scherzo bin ich sehr Faszinierz :D Kein Fehlkauf um sich der Schubertchen Kammermusik zu nähern!

  • Und wie kam "Die Forelle" in den Variationensatz? Schubert weilte 1819 in Steyr und traf den Amateur-Cellisten Silvester Paumgartner, dem dieses Lied D. 550 besonders gefiel. Schubert verwendete wohl dieses Thema, um dem Freund eine Freude zu bereiten. Paumgartner ist auch der Widmungsträger.


    Albert Stadler, in dessen Haus Schubert wohnte, schrieb an den Schubert Forscher Ferdinand Luib: "Schuberts Quintuor für Pianoforte, Violine, Viola, Cello und Kontrabaß mit den Variationen über seine "Forelle" ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Er schrieb es auf besonderes Ersuchen meines Freundes Silvester Paumgartner, der über das köstliche Liedchen ganz entzückt war. Das Quintuor hatte nach seinem Wunsche die Gliederung und Instrumentierung des damals noch neuen Hummelschen Quintettes, recte Septuors, zu erhalten. Schubert war damit bald fertig, die Sparte behielt er selbst..."
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    4 Mal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Meine Forelle schwamm schon vor langer Zeit und schwimmt immer noch. Leider gibt die Philips-Platte keine Auskunft über das Jahr der Aufnahme.


    Ingrid Haebler Klavier
    Arthur Grumiaux Violine
    Georges Janzer Viola
    Eva Czako Violincello
    Jaques Cazauran Kontrabass

  • Zit: "Im vergleich zu "Der Tod und das Mädchen" höre ich das Forllenquintett doch Lieber, es ist ein leichter Zugang zur Kammermusik meines Erachtens! "

    So mancherlei geht einem alten Mann durch den Kopf, wenn er diese Bemerkung von Eric Hoffmann liest.


    Ich erinnere mich:
    Im Musikunterricht des letzten gymnasialen Schuljahres wurden uns damals beide Werke vorgestellt. Wir waren alle junge Menschen, die den letzten Weltkrieg erlebt hatten. Ich fand das Forellenquintett damals auch höchst interessant, musikalisch flott, überaus ansprechend und lebendig.


    Aber "Der Tod und das Mädchen" hatte für mich eine tiefere Aussagekraft, im Sinne von künstlerisch-musikalischer Wahrheit:
    Ich hatte im Alter von fünf Jahren meine ersten Toten gesehen und erlebt.

  • Meine Forelle schwamm schon vor langer Zeit und schwimmt immer noch. Leider gibt die Philips-Platte keine Auskunft über das Jahr der Aufnahme.


    Die Aufnahme wurde 1969 gemacht.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Weiss jemand der Taminos, welches Quintett Hummels Albert Stadler meint, das Schubert als Vorbild für das "Forellen-quintett" gedient haben soll?
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Aber "Der Tod und das Mädchen" hatte für mich eine tiefere Aussagekraft, im Sinne von künstlerisch-musikalischer Wahrheit:


    Lieber Helmut,


    natürlich gehört Der Tod und das Mädchen zum Ergreifendsten, was je komponiert wurde.


    Doch möchte ich zum Forellenquintett keinen Vergleich ziehen in puncto musikalischer Wahrheit, denn Wahrheit dürfte man auch der heiteren Stimmung nicht absprechen können. Wir neigen zwar allgemein dazu, dem Ernsten einen höheren ethischen Wert zu verleihen, doch steht Michael Kohlhaas denn wirklich auf einer höheren künstlerischen Ebene als Der Zerbrochene Krug?



    Liebe Grüße!


    Theophilus: Danke für die Auskunft. Ich habe im iNet vergebens gesucht. Hast Du die Platte selbst? Ja

  • Zit: "...denn Wahrheit dürfte man auch der heiteren Stimmung nicht absprechen können."

    Diesbezüglich hast Du ganz sicher recht, lieber hami1799. Ich hatte mich ja nur, aus einer spontanen Eingebung heraus, meinen Erinnerungen überlassen.
    Ganz gewiss besitzt das Forellenquintett seine ganz eigene künstlerisch-musikalische Wahrheit. Zumal mir vom zugehörigen Lied her die politischen Implikationen bewusst sind, die der lyrische Text von Schubart beinhaltet.


    Also im Klartext: Mein spontaner Beitrag zielte nicht auf irgendeine Form von Wertung ab!

  • Weiss jemand der Taminos, welches Quintett Hummels Albert Stadler meint, das Schubert als Vorbild für das "Forellen-quintett" gedient haben soll?


    Ob "Vorbild" weiß ich nicht. Aber die Gattung des (meist konzertanten) Quintetts mit Kontrabass war im ersten Drittel des 19. Jhds. nicht unüblich. Lt. Beiheft der unten gezeigten CD mit der Kopplung des Quintetts von Cramer (1832) war Hummels eigene Bearbeitung seines Septetts op.74 für die Quintettbesetzung eine der "Inspirationen" für Schubert. Später heißt es, dass Paumgartner sich ausdrücklich diese Besetzung gewünscht hätte.
    (Das bekanntere Quintett Hummels in es-moll op.87 wurde lt. Beiheft zwar schon 1802 geschrieben, aber erst 1822 überarbeitet und publiziert.)
    Ein Vorteil des Kontrabasses ist, abgesehen von der Tiefe und Klangfülle, ja auch, dass das Cello von seiner Bassrolle "befreit" wird und eher solistisch hervortreten kann. Dennoch dominiert bei den meisten Werke dieser Besetzung letztlich das Klavier.
    Deswegen und aufgrund des brillanten, eingängigen und heiteren Charakters dürfte das Forellenquintett für die meisten Hörer zugänglicher sein als das d-moll-Quartett. Obwohl das Forellenquintett m.E. eines der besten Instrumentalwerke Schuberts zum Zeitpunkt der Komposition (gemeinsam mit der Sonate D 664) war, wird es sicher durch die späteren Trios, Quartette und das Streichquintett deutlich übertroffen, nicht nur weil diese "ernster" sind (das B-Dur-Trio ist, wenn überhaupt, nicht sehr viel "ernster" als das Forellenquintett). Allerdings ist das d-moll-Quartett keineswegs ein schwer zugängliches, sondern ein durchaus fassbares und für die meisten Hörer unmittelbar emotional wirksames Werk.
    Falls Schubert die politischen Implikationen des Schubart-Texts kannte, so scheint mir davon allerdings weder im Lied noch im Quintett etwas zu bemerken.


    Die Verlinkung zu a..... bietet kein Ergebnis mehr:

    Schubert: Forellenquintett, Cramer: Piano Quintet

    von Nepomuk Fortepiano Quintet


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    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Allerdings ist das d-moll-Quartett keineswegs ein schwer zugängliches, sondern ein durchaus fassbares und für die meisten Hörer unmittelbar emotional wirksames Werk.


    Sollte man meinen. Doch eigenartigerweise verbinden viele Hörer, mag sein überwiegend unerfahrene, Düsterheit, Elegie und Tragik mit Unzugänglichkeit.


    Ob das wohl auf einer Art psychologischer Abwehrreaktion beruht?

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  • Sollte man meinen. Doch eigenartigerweise verbinden viele Hörer, mag sein überwiegend unerfahrene, Düsterheit, Elegie und Tragik mit Unzugänglichkeit.


    Ich will jetzt nicht behaupten, dass die alle so düster sind wie Schuberts D 810, aber es dürfte beinahe so viele sehr populäre Werke geben, die eher düster, dramatisch oder elegisch, sind, wie solche, die eher heiteren Charakter haben:
    Bachs Toccata&Fuge d-moll, Mozarts große g-moll-Sinfonie, Requiem, Beethovens Mondschein, Appassionata, Pathetique, 5. Sinfonie, Schuberts Unvollendete, Tschaikowskys 6. Sinfonie, Rachmaninoffs 2. und 3. Klavierkonzert, Barbers "Adagio" u.v.a.


    Unbestritten ist das Forellenquintett ein zugänglicheres Werk als das d-moll-Quartett. Aber verglichen mit Schuberts G-Dur-Quartett oder dem Streichquintett, den meisten Beethovenquartetten oder denen von Brahms finde ich D 810 recht zugänglich. Es ist für den Einsteiger durchaus sinnvoll nicht beim Forellenquintett zu verharren, sondern bald zu typischer kammermusikalischen Stücken fortzuschreiten und da ist das d-moll-Quartett eine gute Option.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Danke Johannes Roehl für deine kompetente Antwort zum Hummel-Quintett. Ich denke auch, dass es sich um das von dir erwähnte Quintett für Violine, Viola, Violoncello, Kontrabaß und Klavier d-moll (nach dem Septett d-moll op. 74) handeln könnte, da der dritte Satz ein Variationensatz ist.
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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ein musikalisches Forellenmenü, so ist der Titel dieser CD, die sich um Franz Schuberts Lied Die Forelle dreht, ist auf dieser CD des Labels Genuin. Der Hörer benötigt weder Messer und Gabel für diese vergnügliche Scheibe.



    Die Sopranistin Ulrike Funde singt das originale Lied D. 550 begleitet von Heiko Reintzsch am Klavier.


    Heidrun Clemen, Andreas Hartmann, Liv Bartels, Anna Niebuhr, Christopher Beuchert, Rolf-Dieter Arens spielen den Variationensatz aus dem schubertschen Quintett für Klavier, Violine, Viola, Violoncello und Bass A-Dur op. 114 D 667 "Forellenquintett"


    Die Bearbeitung für Klavier zu vier Händen des 4. Satzes des Forellenquintettes von Hugo Ulrich spielen Heiko Reintzsch und Heidrun Clemen.


    Das Consortium Vocale aus Leipzig singt von Franz Schöggel (1930-1982) Die launige Forelle im Stile verschiedener Komponisten.

    https://www.genuin.de/pictures/Werkanalyse_Franz_Schöggl.pdf


    Wolfgang Langner (*1956) hat weitere Kompositionsstile in Die Neue launige Forelle hinzugefügt.

    https://www.genuin.de/pictures…alyse_Wolfram_Langner.pdf

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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Ich kann vieles Gelesene hier bestätigen. Dieses Quintett ist ein ganz wunderbarer Zugang zur Kammermusik. Ich hatte die Einspielung mit Jörg Demus und Mitgliedern des Collegium Aureum schon mehrfach erwähnt. Ich zeige sie nicht mehr, weil sie wohl auch gar nicht mehr erhältlich ist.


    Ich möchte auf eine etwas neuere Einspielung aufmerksam machen… Silke Avenhaus hatte mit Freunden vor, dieses Quintett einzuspielen und befreundete Komponisten befragt, ob sie nicht Beitträge zu Schuberts Forellenquintett liefern wollen. Aus dieser Idee ist eine bemerkenswerte Scheibe geworden. Es gibt fünf Komponisten und jeder hat sich einen Satz genommen und diesen musikalisch kommentiert. Das Quintett ist mit viel Liebe eingespielt worden und nicht, um irgendeinen musikalischen Dauerbrenner auch noch aufgenommen zu haben ... Ich meine das zu hören.



    Um jetzt gleich einige zum Sparen zu animieren, bringe ich noch die Komposition von Jahannes Schachtner. Kundige werden das kleine Werk sicher dem richtigen Satz zuordnen können :)


  • Aus dieser preiswerten 6er Box das schubertsche Klavierquintett D. 667 mit Kontrabass, bekannt als "Forellenquintett"


    Elisabeth Leonskaja spielt den Klavierpart, die Mitglieder des Alban Berg Quartetts Günter Pichler, Thomas Kakuska, Valentin Erben sind für Violine, Bratsche und Cello verantwortlich, am Kontrabass steht Georg Hörtnagel.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
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  • In der rbb Blindverkostung wurde auch das Schubertsche "Forellenquintett" verkostet. Ich kann mit so ziemlich keinem seine Empfindungen bezüglich des Werkes teilen, trotzdem ist die Sendung für mein Gefühln hörenswert. Details der Diskussion lassen sich allerdings nachvollziehen. Mit der Gilels-Aufnahme hatte ich auch meine Schwierigkeiten.


    Den Variationensatz empfand ich immer als den schwächsten im Bunde. Das hat sich erst mit dem Erwachsenwerden leicht geändert und mit der Kenntnis des Liedes.


    Hier der Link zur Sendung


    https://rbbmediapmdp-a.akamaih…c14-bf9a-ca28fb6a2e55.mp3


    oder in der Übersicht


    https://www.rbb-online.de/rbbk…blindverkostung-feed.html


    Für mich ist meine Neubewertung der Einspielung von Leonskaja eine wichtige Erkenntnis der Sendung. Ich war schon angetan durch ihre Neueinspielung der Schubertsonaten. Man kann hier aber schon hören, welche Qualität ihr Spiel hat.



    moderato zeigt und im Beitrag drüber die Box mit dem Alban Berg Quartett, die diese Aufnahme auch enthält.

  • In dieser DVD Box, die Menahem Pressler (*1923) gewidmet ist, spielen auf der vierten Scheibe das Quatour Ebene und der Kontrabassist Benjamin Berlioz mit dem Methusalem des Klavierspiels. Live aufgenommen als Geburtstagskonzert in Paris im Salle de Pleyel am 7.11.2013. Da war er 90 Jahre alt. Der Pianist war Mitglied des Beaux Arts Trios. Im Alter verfolgt er nach Auflösung des Kammermusik-Ensembles eine Solistenkarriere und gibt sein Wissen an die Jugend weiter. Er spielt, was ihm Freude bereitet.


    Unangestrengt ist Menahem Pressler Interpretation des schubertschen Forellen-Quintetts und die französischen Mitmusiker folgen ihm gerne und haben sichtlich ihren Spass. Diese Interpretation singt, ist seelenvoll, wird dramatisch, wo es angebracht ist. Sie atmet.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928