Liebe Forianer,
in Mozarts "Zauberflöte" ist immer wieder versucht worden etwas hineinzuinterpretieren, was Mozart gar nicht so gewollt haben kann. Warum? - Weil schon Mozarts Musik so viel ausdrückt, dass man aus der Musik heraushört, für welchen Gesellschafts-Entwurf er präferiert. Diese ganzen völlig abstrusen Umdeutungen ab Ende der 70er Jahre: Sarastro / Königin der Nacht gleichberechtigt; Sarastro als übler Despot; Die Oper als Papp-Zirkus aus Ludwigsburg sogar auf DVD herausgebracht!
Wer nicht verstanden hat, dass Schikaneder/Mozart hier zwei unumkehrbare Systeme gegenüberstellen, die durch eine märchenhafte Handlung ummantelt wird. Daher sind solche Deutungen einer geläuterten bzw. versöhnlichen Königin der Nacht genauso dananeben, wie eine nur auf das Märchen bezogene Inszenierung, die uns mit prunkvollen Bildern erschlägt. Darüber hinaus gibt es alles im Angebot: hypermodern schon optisch nur zum Ablehnen, Kostüme zum Haareraufen und diverse Lächerlichkeiten, z.B. Monostatos mit Zöpfchen oben (2006) und... und.... und...
Da die "Zauberflöte" eine deutschsprachige Oper ist, bleibt die ansonsten ausgezeichnete Bergman-Verfilmung hier außen vor.
Damit bleiben eigentlich nur diese Veröffentlichungen übrig, die man sorglos empfehlen kann, denn hier lassen die Gesangssolisten, Chor, Orcherster, Dirigat und die Szene keine Wünsche offen (keine Rangfolge, sondern zeitliche Ordnung):
Regie: Jean-Pierre Ponnelle
Künstler: Edita Gruberova, Ileana Cobrubas, Edda Moser, Martti Talvela, Peter Schreier, Walter Berry, Wiener Philharmoniker, James Levine
Label: Arthaus, 1982
FonoForum 11 / 05: "Das Ensemble ist in allen Positionen singulär. An der Spitze die temperamentvolle und bravouröse Edita Gruberova als Königin der Nacht, die reife und lyrisch-warme Ileana Cotrubas als Pamina, der stilvolle und nie steife Peter Schreier als Tamino, der bassgewaltige und unpathetische Martti Talvela als Sarastro und Christian Boesch als naturburschenhaft-gemütvoller Papageno."
Regie: August Everding
Künstler: Inszenierung & Regie: August Everding; Lucia Popp, Edita Gruberova, Francisco Araiza, Wolfgang Brendel, Kurt Moll, Bayerisches Staatsorchester, Wolfgang Sawallisch
Label: DGG, 1983
T. Voigt in FonoForum 5 / 91:"Kein Moment Langeweile. Roses Bühnenbilder, phantasievoll und oft bezaubernd schön, schufen weit mehr als nur gefällige Optik, und zudem konnte Everding auf Sänger zurückgreifen, die nicht nur musikalisch, sondern auch darstelle- risch ihren Partien gewachsen waren (allen voran: Lucia Popp und Kurt Moll) - eine glück- liche Konstellation."
Regie: Benno Besson
Künstler: Piotr Beczala, Dorothea Röschmann, Desiree Rancatore, Detlef Roth, Matti Salminen, Opera National de Paris Orchestra, Ivan Fischer
Label: Arthaus, 2001
Stereo 03 / 08: "Auf der Bühne schart sich ein erstklassiges Ensemble junger Sänger um den reifen Matti Salminen, der als Sarastro längst eine Institution ist. Piotr Beczala ist mit seinem schmelzreichen lyrischen Tenor ein Tamino aus dem Bilderbuch, Dorothea Röschmann mit jugendlich aufblühendem Sopran und emotionaler Tiefe eine ideale Pamina, Desiree Rancatore eine Königin mit blitzsauberen Koloraturen und darstellerischem Temperament."
LT