Mieczyslaw Weinberg - Die Streichquartette

  • Mieczyslaw Weinberg (1919-1996) hat insgesamt 17 Streichquartette komponiert. Das ist somit eines der umfassendsten und gewichtigsten Beiträge zu diesem Genre im 20. Jahrhundert. Die Werke entstanden zwischen den Jahren 1937 und 1986 und somit oft parallel zu denen von Schostakowitsch. Da die beiden Komponisten befreundet waren, kann man davon ausgehen, dass sie sich gegenseitig befruchtet haben, auch wenn Weinberg Schostakowitsch quasi als Lehrer betrachtete. Aber ein guter Lehrer lernt ja auch von seinen besten Schülern.


    Die 17 Quartette, ihr jeweiliges Entstehungsjahr und die ungefähre Spieldauer (anhand der GA des Quatuor Danel):


    Streichquartett Nr. 1 op. 2 (1937) / op. 141 (1985) ca. 21 min
    Streichquartett Nr. 2 op. 3 (1940) / op. 145 (1987) ca. 26 min
    Streichquartett Nr. 3 op. 14 (1944) ca. 21 min
    Streichquartett Nr. 4 op. 20 (1945) ca. 35 min
    Streichquartett Nr. 5 op. 27 (1945) ca 26 min
    Streichquartett Nr. 6 op. 35 (1946) ca. 33 min
    Streichquartett Nr. 7 op. 59 (1957) ca. 28 min
    Streichquartett Nr. 8 op. 66 (1959) ca. 17 min
    Streichquartett Nr. 9 op. 80 (1963) ca. 28 min
    Streichquartett Nr. 10 op. 85 (1964) ca. 24 min
    Streichquartett Nr. 11 op. 89 (1966) ca. 21 min
    Streichquartett Nr. 12 op. 103 (1970) ca. 31 min
    Streichquartett Nr. 13 op. 118 (1977) ca. 14 min
    Streichquartett Nr. 14 op. 122 (1978) ca. 23 min
    Streichquartett Nr. 15 op. 124 (1980) ca. 26 min
    Streichquartett Nr. 16 op. 130 (1981) ca. 30 min
    Streichquartett Nr. 17 op. 146 (1986) ca. 16 min


    Theoretisch könnte man anhand der Jahreszahlen von frühen (1-6), mittleren (7-12) und späten (13-17) Quartetten sprechen. Zwischen den Gruppen gibt es längere Pausen (10 bzw 7 Jahre) in denen keine Quartette komponiert wurden. Ob so eine Einteilung sinnvoll ist, wird sich zeigen.


    Vergleicht man einmal die Entstehungszeiten der Quartette von Weinberg mit denen von Schostakowitsch, so zeigt sich, das Weinberg früher begann und bis 1946 schon sechs Werke vollendet hatte, DSCH war hier erst bei Nr. 3. Bis Anfang der 60er holte dann DSCH auf und in den 60ern lief die Produktion quasi parallel, z.B. komponierten beide ihr 10. Quartett 1964.


    Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 49 (1938)
    Streichquartett Nr. 2 A-Dur op. 68 (1944)
    Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 (1946)
    Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 (1949)
    Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 92 (1952)
    Streichquartett Nr. 6 G-Dur op. 101 (1956)
    Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108 (1960)
    Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 (1960)
    Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117 (1964)
    Streichquartett Nr. 10 As-Dur op. 118 (1964)
    Streichquartett Nr. 11 f-Moll op. 122 (1966)
    Streichquartett Nr. 12 Des-Dur op. 133 (1968)
    Streichquartett Nr. 13 b-Moll op. 138 (1970)
    Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur op. 142 (1973)
    Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144 (1974)


    Wir sind seit geraumer Zeit in der glücklichen Lage alle 17 Quartette aus einer Hand eingespielt zu besitzen, dank dem Label des Werbepartners und dem vorzüglichen Quatuor Danel. Daneben gibt es eine Handvoll Einzelaufnahmen, die aber oft schwierig zu bekommen sind. Ich werde deshalb in erster Linie die Danel-Aufnahmen zu Rate ziehen. Ich weiß nicht, ob es im Forum schon jemanden gibt, der alle 17 eingehend gehört hat. Ich plane dies in den kommenden Monaten zu tun und zwar chronologisch und darüber zu berichten.

  • Zitat

    Ich weiß nicht, ob es im Forum schon jemanden gibt, der alle 17 eingehend gehört hat.


    Das habe ich zwar nicht, aber ich besitze (grösstenteils noch originalversiegelt) die Folgen 1-5 der hier zitierten 6 teiligen cpo-Serie mit dem Quatuor Danel. Über das Quartett Nr 1 habe ich einen kurzen Beitrag im allgemeinen Weinberg-Thread verfasst. Sollte es gewünscht sein, kann ich den dort löschen und - mit neuem Datum - an deinen kommenden Beitrag des ersten anhängen. Die Folge 6 , die in meiner Sammlung noch fehlt geht mit der März-Bestellung mit. Interessenten an diesem Thread, sei mitgeteilt, daß es seit Februar 2014 alle sechs Folgen in einer Box zum Sonderpreis von 29.90 Euro gibt. Für Interessenten ein veritables Schnäppchen.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das erste Streichquartett von Weinberg entstand 1937, ein Jahr vor dem Erstling von Schostakowitsch. Der war allerdings 13 Jahre älter als Weinberg, der zum Zeitpunkt der Komposition also erst 18 Jahre alt war. Das Quartett besteht aus drei Sätzen: Allegro commodo - Andante tranquillo - Allegro molto und dauert knapp 21 min. Wie auch unser Forenbetreiber muss ich sagen, dass ich Probleme mit diesem Quartett habe. Wer das eher leichtfüssig daherkommende 1. Quartett von Schostakowitsch im Ohr hat, dürfte sich hier erst einmal verwundert die Ohren reiben. Das ist ziemlich schwierige und undankbare Musik, vor allem im ersten Satz. Dissonant und dicht instrumentiert kommt dieser Satz daher. Das erinnert stark an die Welt der frühen Schönberg und Bartok Quartette. Selbst nach mehrmaligen Hören prägt sich mir diese Musik nicht wirklich ein. Wenn ich dann noch lese, dass bei der Überarbeitung 1985 (deshalb die zweite späte Opusnummer) die Textur aufgelichtet wurde, frage ich mich, wie wohl die ursprüngliche Fassung klingt. Im zweiten Satz wird es besser, ein mysteriöses tranquillo, das an ähnliche "Nachtstücke" von Bartok erinnert. Am zugänglichsten der dritte Satz, der eine Motorik entwickelt, die auf spätere Arbeiten von Weinberg und Schostakowitsch hinweist. Wer sich für die Quartette von Weinberg interessiert, sollte definitiv NICHT mit diesem Quartett anfangen, denn es könnte ihm frühzeitig die Lust nehmen weiter zu hören, was schade wäre.

  • Wer sich für die Quartette von Weinberg interessiert, sollte definitiv NICHT mit diesem Quartett anfangen, denn es könnte ihm frühzeitig die Lust nehmen weiter zu hören, was schade wäre.


    Mein ursprünglich im allgemeinen Weinbergthread befindlicher Text zum 1. Streichquartett Weinbergs vom Oktober 2013 (siehe weiter unten) bestätigt quasi im voraus Deine Worte:


    Mieczyslaw Weinberg schrieb sein Streichquartett Nr 1 op 2 im Jahre 1937, also noch, bevor Schostakowitsch selber eines schrieb. Während Weinberg im allgemeinen seine Jugenwerke verwarf, überarbeitete er sein Quartett noch im Jahre 1985. Er numerierte diese revidierte Fassung mit op 141. Diese überarbeitete Version ist auf der Aufnahme des Quatuor Danel zu hören. Es ist nicht mehr möglich festzustellen, wie die Urfassung geklungen haben mag, denn zahlreich Korrekturen im Laufe der Jahre haben die Noten der Erstversion unlesbar gemacht.


    Ich gestehe, dass mich dieses teilweise sehr harsche Quartett – vor allem im sehr Unruhe ausstrahlenden ersten Satz (Allegro commodo) voller Dissonanzen weniger anspricht, als die neulich gehörte Nr 4. Der zweite Satz (andante tranquillo) ist zwar tendenziell genau das Gegenteil zum ersten, eher gedrückt, hypnotisch und unwirklich, stets in Gefahr zu verlöschen, aber auch er vermittelt eher ein Gefühl des Unbehagens. Erst im dritten Satz (Allegro molto) meine ich Weinbergs Stärken zu vernehmen, bei aller Schoffheit und Chromatik ist hier ein rhythmisch tänzerisch - stampfender Charakter vorherrschend, der sich trotz diverser melancholischer Unterbrechungen immer wieder in unterschiedlicher Intensität durchzusetzen vermag.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred Schmidt
    Tamino Klassikforum

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sein zweites Streichquartett verfasste Weinberg 1940 in Minsk. 1939 war er aus Warschau geflohen, weil er wohl ahnte, was ihm als polnischer Jude drohte. Seine Eltern und Schwester blieben zurück, er sollte sie nie wiedersehen. In Minsk besuchte Weinberg die Kompositionsklasse von Wassili Zolotarjow, einem Schüler von Rimsky-Korsakoff. Hier erlernte er solide technische Grundlagen, wie man unschwer an seinem zweiten Quartett hören kann. 1941, nach dem Einfall der Deutschen in Weißrussland, musste Weinberg weiterfliehen und landete schließlich in der usbekischen Hauptstadt Taschkent.


    Das zweite Streichquartett umfasst vier Sätze: Allegro - Andante - Allegretto - Presto und dauert 26 min. Der Tonfall dieses Werk ist ein völlig anderer als der des Erstlings. Gewichen ist die klaustrophobieartige Angst und hat einer serenadenartigen Haltung Platz gemacht. Dies wird auch dadurch deutlich, dass Weinberg 1987 nicht nur das Quartett überarbeitete, u.a. durch Einfügung des Allegretto (die ursprüngliche Version hatte nur drei Sätze), sondern dass er auch eine Kammerorchesterversion davon erstellte, seine Kammersymphonie Nr. 1, die die gleiche opus-Nummer trägt wie das überarbeitete Quartett. Der erste Satz wirkt neoklassizistisch und weist zurück auf Serenaden des 19. Jahrhunderts (Tschaikovsky, Grieg). Der elegische zweite Satz ist auch der gewichtigste und zeigt zum ersten Mal, dass sich hier ein großer Komponist für Streichquartette ankündigt. Es folgt ein eher lapidares Allegretto, gefolgt von einem brillianten und schwunghaften Presto Finalsatz, der entfernt an freche frühe Musik von Schostakowitsch und Prokofieff erinnert.

  • Die Streichquartette 3-6 entstanden in einer relativ kurzen Periode zwischen 1944 und 1946. Von ihnen ist das 3. mit 21 min das kürzeste. Es beginnt mit einem erregten Presto attaca Satz, der wieder etwas schroffer daher kommt. Allerdings ist die Instrumentierung ökonomischer und dadurch transparenter geworden, es beginnt die Phase der ersten Meisterwerke in diesem Metier. Der zweite Satz - Andante sostenuto - ist ein eindrucksvoller elegischer Gesang der ersten Violine beginnend in tiefer Lage und sicher langsam höher schraubend. Die weiteren Instrumente steigen in den Gesang ein und das Ganze verdichtet sich zu großer Eindringlichkeit. Das abschliessende Allegretto beginnt etwas lapidar, variiert ein eingängiges Motiv dann aber recht interessant.

  • Ich habe mir heute - angeregt durch Lutgras Beitrag - ebenfalls das Streichquartett Nr 3 angehört und möchte in aller Kürze meine persönlichen Eindrücke schildern. Das Wesentliche hat ja schon Lutgra geschrieben. Der erste Satz (Presto attaca) macht seiner Tempobezeichnung alle Ehre, er beginnt in der Tat sehr unruhig und nervös, angriffslustig mit hohem Tempo. Es folgt eine Sequenz relativer Ruhe - aber das ist nur ein trügerisches Zwischenspiel, danach steigert sich das Spiel zu einem Inferno mit irrwitziger Geschwindigkeit, aber rhythmisch beeindruckend gestaltet. Was Weinberg hier empfunden hat, oder welchen Effekt er hier erzielen wollte,weiß ich nicht, ich assoziiere einen "Teufelstanz" damit, der allerdings gegen Ende des Satzes abbebt. Der zweite Satz (Andante sostenuto) schliesst beinahe nahtlos an den ersten an. Er ist zu beginnt düster und sehr verhalten. in seiner Mitte gibt es indes Stellen von bemerkenswerter Harmonie. Er klingt mit ein paar Pizzicati aus. Der Finalsatz (Allegretto) beginnt unverbindlich, aber angenehm, er wechselt in seinem Verlauf mehrfach die Stimmung zwischen verhalten und gemäßigt feurig, etwas das Weinberg scheinbar meisterlich beherrscht, diese Änderungen kommen oft verhältnismässig schnell, ohne dass sie als "Brüche" wahrnehmbar sind, sie wirken sehr "logisch", besonders lyrische Stellen peppt er durch Pizzicati auf, im letzten Satz indes mehr als in den beiden vohergehenden Sätzen.
    Wer das Quartett Nr 3 sucht: Es findet sich auf Vol 5 der cpo-Weinberg-Streichquartett-Edition.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred




    PS: Auf meinem Computer stimmte die Reihenfolge der Sätze der gesamten CD nicht, indes keine Probleme am CD-Player

    clck 210

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Streichquartette 3-6 enthalten ein simples Zahlenspiel, jedes der Quartette hat soviel Sätze wie die laufende Nummer angibt. Somit hat Weinbergs 4. Streichquartett vier Sätze: Allegro comodo - Moderato assai - Largo marciale - Allegro moderato. Mit 35 min ist es wohl das längste. Spätestens mit diesem Quartett schafft Weinberg auch sein erstes Meisterwerk in diesem Genre, das sich mit den besten im 20. Jahrhundert entstandenen Werken messen kann. Es entstand 1945, ist aber kein typisches Kriegswerk. Der erste Satz beginnt gleich mit einem ansprechenden und eingängigen Thema, das in vielfältigster Manie entwickelt und variiert wird. Der zweite Satz wird von einem motorischen Rhythmus vorangetrieben und ist nahe bei DSCH (oder umgekehrt). Im Mittelteil erstirbt er fast und wir hören ein zaghaftes Solo der Viola. Der motorische Rhythmus wird wieder aufgenommen und der Satz brilliant zu Ende gebracht. Der dritte Satz exponiert ein sofort eingängiges Thema über einem trauermarschartigen Rhythmus, der sich in mehreren Wellen eindrucksvoll steigert, um dann ruhig auszuklingen. Die Musik dieses Satzes hat etwas sehr direkt ansprechendes. Auch der letzte Satz hält dieses Niveau und beginnt mit einer leise umspielten schönen Akkordfolge. Hieraus entwickelt sich ein leidenschaftlicher Allegrohöhepunkt bevor das Quartett ruhig ausklingt. In seiner klassischen Ausgewogenheit und direkt ansprechenden Musikalität müsste dies Quartett eigentlich schon längst Eingang in das Repertoire gefunden haben. Es ist sicher ein guter Startpunkt, um die Quartettwelt von Weinberg zu erkunden.

  • Das 5. Streichquartett von Weinberg entstand direkt nach dem 4. ebenfalls im letzten Kriegsjahr 1945. Zur zeitlichen Einordnung: bis zu diesem Zeitpunkt hatte DSCH erst zwei Quartette geschrieben. Das 5. Quartett hat fünf Sätze und dauert runde 25 min:
    1. Melodia: Andante sostenuto
    2. Humoreska: Andantino
    3. Scherzo: Allegro molto
    4. Improvisation: Lento
    5. Serenata: Moderato con moto


    Das Quartett beginnt mit einem ausgedehnten Violinsolo, erst allmählich gesellen sich die anderen Instrumente hinzu. Es ist ein fast idyllisches Stück mit schönen Dialogen zwischen den Instrumenten. Die Humoreska beginnt wieder mit der Sologeige, diesmal über pizzicato Streichern und enthält einige "schräge" Musik vermutlich der Klezmertradition entnommen. Das kurze Scherzo ist stark motorisch geprägt, es fetzt ja rockt fast. Das Lento beginnt erneut mit der Sologeige und entwickelt sich sehr gefühlvoll, hier schwingt deutlich Trauer mit. Die letzte Minute enthält wunderbare zarte Klänge. Abgeschlossen wird das meisterliche Quartett von einer eher lapidar beginnenden Serenata, die ihre Qualitäten dann aber doch noch voll entfaltet.


    Ja, bei Quartetten dieser Qualität verwundert es nicht, mit welcher Begeisterung das Danel Quartett diesen fast komplett ungehobenen Musikschatz für sich entdeckt hat. So schreibt man Interpretationsgeschichte.

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  • So lasst mich im Bunde derer, die es für lohnenswert halten, die Streichquartette Weinbergs kennenlernen zu wollen, der (bisher) Dritte hier sein.


    Zuerst einmal auch von mir Respekt für das Projekt des Danel Quartetts, sämtliche 17 Quartette des Komponisten einzuspielen, und das mit großer Sorgfalt und Qualität. Ähnlichen Mut und ähnliche Leidenschaft für das Interesse an (bisherigen) Randkompositionen würde ich mir bei so manchen renommierten Quartettformationen wünschen. Auch die Beihefte sind, wie bei CPO ja nicht unüblich, gut gestaltet.


    Den Vorschreibern des Tamino Forums verdanke ich meine Neugierde auf den Komponisten, die mich bereits veranlasst hat, die ersten beiden Folgen der Reihe zu erwerben. Ich habe diese durchgehört und bin überrascht über die Qualität der Musikstücke des mir bisher fast nur vom Namen bekannten Komponisten. Wie ich beim ersten Hören finde, ist in den frühen Stücken viel Bartok und einiges Schostakowitsch drin, und in den späten eher umgekehrt. Das ist für mich wohl eine der verheissungsvollsten Neuentdeckungen der letzten Jahre, was mich dazu führt, auch die restlichen 4 CD zu bestellen, um mir dann ein genaues Bild über Weinberg zu machen und auch hier mitreden zu können.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Das ist für mich wohl eine der verheissungsvollsten Neuentdeckungen der letzten Jahre, was mich dazu führt, auch die restlichen 4 CD zu bestellen, um mir dann ein genaues Bild über Weinberg zu machen und auch hier mitreden zu können.


    Was ich mit Freuden zur Kenntnis nehme. :jubel:

  • Zitat

    In seiner klassischen Ausgewogenheit und direkt ansprechenden Musikalität müsste dies Quartett eigentlich schon längst Eingang in das Repertoire gefunden haben. Es ist sicher ein guter Startpunkt, um die Quartettwelt von Weinberg zu erkunden.


    Genau das habe ich mir beim Hören des 2. Satzes gedacht. Rhythmisch - tänzerisch - aggressiv. Weinberg lässt einen für Sekunden vergessen, daß hier ein Streichquartett spielt - und kein riesiger Orchesterapparat. "Toll instrumentiert" dachte ich einen schwachen Augenblick lang - bis mich die Realität wieder eingefangen hatte: Das sind ja lediglich die 4 Instrumente eines Streichquartetts!!! Da wird alles aus den Instrumenten rausgeholt was das Zeug hält. Piccicatti auf allen Intrumenten - in allen Tonlagen - eine (mir sympathische) Vorliebe Weinbergs? Ein Musikkritiker der Vergangenheit meinte, hier Kriegsgeschehen herauszuhören. Dem schließe ich mich indes nicht an.
    Der dritte Satz mag indes als Trauermarsch durchgehen - nicht aber - wie im Beiheft behauptet wird - als Requiem. Ob man den 4. Satz als "glückliche Kindheit" deuten möchte? Ich halte das für bedeutungslos.
    Idyllische, gelöste und extreme Pianissimo Stellen wechseln mit solchen von Lebensfreude, stets perfekt dosiert....

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Den Vorschreibern des Tamino Forums verdanke ich meine Neugierde auf den Komponisten


    Das geht mir auch so. Ich habe mir auch diese Box gekauft, da man so mehrere Zugangswege hat.


    Ich habe auch die erste CD schon gehört und habe einen großen Respekt vor dieser Musik. Da brauche ich Ruhe und Zeit (und Konzentration). Wenn das Abitur durch ist, möchte ich mich schwerpunktmäßig mit den Quartetten beschäftigen.


    Ich habe bei JPC auch die Sonaten für Violine und Klavier und Kammermusik für Bläser erstanden. Die gibt es momentan sehr günstig bei der Sonderaktion. Ich denke, das ist ein guter Einstieg.



    Ich wünsche mir wie allen anderen Weinberg-Einsteigern interessante Entdeckungen und bereichernde Hörerfahrungen.


    Freundliche Grüße von der Nordseeküste, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Das sechste Streichquartett von 1946 ist das vorläufig letzte, ihm folgt eine Zäsur von elf Jahren. Somit kann man es als Höhepunkt der "frühen" Quartette von Weinberg betrachten. Es ist das bisher experimentellste, das sich schon formal an keinerlei "Regeln" hält mit seinen sechs Sätzen, einem langsamen an 4. und 6. Position. Ähnlich wie Beethovens op. 131 mit sieben Sätzen gehorcht es ganz eigenen Gesetzen. Mit 33'22 ist es eines der längsten Werke.
    Ein breiter einprägsamer Allegro semplice Satz eröffnet das Werk, schon hier mit Anklängen an Klezmermusik, die im abschliessenden Andante maestoso noch dominierender zu hören sind. Zwei kurze energiereiche Presto agitato und Allegro con fuoco Sätze münden in das zentrale Adagio, einem der eindrucksvollsten Sätze bisher. Die letzten beiden Sätze dann steigern diesen Eindruck noch, so dass man am Ende an der herausragenden Qualität dieses Werkes keinen Zweifel hat. Meisterlich auch die Interpretation durch das Danel Quartett, die hier hohe und höchste Schwierigkeiten meistern. Für mich ein bedeutendes Werk im Kanon der Werke des 20. Jahrhunderts. Das Werk kam 1948 vorübergehend auf den Index, was erklären könnte, warum es wohl erst 2007 durch das Danel Quartett seine UA erhielt.

  • Zu Beginn dieses Threads habe ich mir – nach und nach – alle Folgen von Weinbergs Streichquartetten zugelegt, um – bei gegebenem Anlaß - eventuelle Aussagen aus dem Thread hörend nachzuverfolgen oder eventuell selbst ein paar Zeilen dazu schreiben zu können. Solch ein gegebener Anlass war der gestrige Beitrag lutgras zum Streichquartett Nr 6. Somit habe ich heute morgen dieses Streichquartett angehört. Es gilt als eher komplex und schwierig (auch für die Hörer), und in der Tat ist es etwas „unausgelichener“ oder „experimenteller“ als die vorangegangenen. Ich empfand das Werk indes trotz seiner Länge weder als langweilig noch als übermäßig sperrig. Die gemäßigt moderne Tonsprache Weinbergs scheint mir eigenartigerweise einigermaßen zu liegen, vor allem seine Vorliebe für gezupfte rhytmische Effekte, die seine Streichquartette beleben und (beinahe) unverwechselbar machen. Weinbergs Quartette sind schwer zu beschreiben, weil sie – im Gegensatz zu den meisten klassischen Quartette - oft die Stimmung wechseln, allerdings so gekonnt, daß jene „Patchwork.Effekt“ der bei etlichen englischen Komponisten quasi „Markenzeichen“ ist – gar nicht erst auftritt. Auffallend auch die oft verhaltenen „klagenden“ Töne (Beginn des ersten Satzes), die dann – begleitet von Zupfeffekten allmählich an Energie gewinnen, und unruhiger werden, Spannung erzeugen. Der Beginn des zwiten Satzes ist ein galoppartiges mitreissendes Thema, mein Favorit dieses Quartetts.
    Ich glaube, dass die eigentliche Klientel für Weinbergs Streichquartette – dank „Aufführungspraxis“ und Absenz in der sogenannten „Fachliteratur“ von deren Existenz noch zu wenig weiß. Gern spiele ich in dieser Hinsicht den „verlängerten Arm der „indepent Labels“ der Schallplattenindustrie, die sich in geradezu vorbildlicher Weise für Weinbergs Werk einsetzen – obwohl es daran vermutlich wenig zu verdienen gibt.
    Immerhin ist es erfreulich, dass er den Schock der politischen „Verurteilung“ dieses 6. Streichquartetts nach 9 Jahren – zumindest äußerlich – überwunden hat und die Serie dann fortsetzte. Inwieweit sich sein Stil in der Zwischenzeit gewandelt hat ? Wir werden es hören ……
    Mir freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Nach elf Jahren Pause schrieb Weinberg 1957 sein 7. Streichquartett. Was ihn dazu bewogen hat, nach langer Pause sich wieder diesem Genre zuzuwenden, ist bisher nicht bekannt. Vielleicht die simple Tatsache, dass Freund Dimitri inzwischen aufgeholt hatte und im Vorjahr sein 6. Quartett veröffentlicht hatte? Das Werk erinnert in der Tonsprache jedenfalls sehr deutlich an die des Freundes, so dass Hörer, die von DSCH noch nicht alles kennen, es sicher diesem zuordnen würden.


    Die Situation in der SU war zu dieser Zeit eine deutlich positivere als 11 Jahre zuvor. Stalin war seit vier Jahren tot, Chrustschow war an der Macht und es begann eine Art Tauwetterperiode, sicher auch stimuliert durch die Erfolge im Weltraum. Von dieser "Aufbruchsstimmung" hört man im 7. Quartett aber nichts, für mich klingt es eher wie eine späte Trauerarbeit über die Katastrophe, die sein Volk erleiden musste. Das dreisätzige Werk besteht aus zwei längeren Adagiosätzen, die ein kürzeres Allegretto umrahmen. Der Finalsatz selber, der fast die Hälfte des Stückes einnimmt, ist ebenfalls dreigeteilt, denn er beinhaltet einen eingeschobenen Variationssatz der palindromartig angeordnet ist und sich in seinem Mittelteil enorm steigert. Hier hört man Dissonanzen, die auf die Musik von Alfred Schnittke vorausweisen und in dem Oeuvre von DSCH bis hier nicht zu finden sind.


    Der erste Satz und der erste und dritte Teil des letzten Satz enthalten schwermütig-traurige Themen, die ihren jüdischen Charakter nicht verhehlen. Der Mittelsatz klingt wie ein spätes Echo auf den Kopfsatz von DSCH 3. Er wurde (wird?) von dem Borodin Quartett, das ab hier für mehrere UA der Weinberg Streichquartette verantwortlich zeichnete, häufig als Zugabe gespielt. IMO ist das 7. Quartett wiederum ein ganz starkes Stück.

  • Das Streichquartett Nr. 13 op. 118 entstand 1977 und ist somit das erste, dass Weinberg nach dem Tode des Freundes DSCH schrieb. Ihm selbst blieben ja immerhin noch knapp 20 Jahre. Das SQ 13 ist wie das von Schostakowitsch einsätzig und ca 14 min lang. Ich könnte jetzt abschreiben, was im Booklet steht, mach' ich aber nicht, sondern sage: einfach hören. Es lohnt sich.

  • Im zeitlichen Umfeld, in dem die Kriegstriologie der Symphonien Nr. 17-19 entstanden, schrieb Weinberg auch sein letztes Quartett, das insgesamt 17. Zeitgleich hat er auch die ersten beiden Quartette überarbeitet, so dass sich hier ein Kreis schloss. Dies und vielleicht die Tatsache, dass das Quartett dem Borodin Quartett zum 40. Geburtstag gewidmet wurde, mögen für den insgesamt leichteren Ton, den dies Quartett hat, verantwortlich sein. Es ist mit 16 min auch das zweitkürzeste. Die vier Sätze gehen nahtlos ineinander über. Das eröffnende Allegro ist fast beschwingt, musikantisch geprägt mit unisono-Passagen und recht eingängig. Eine lange Cellokantilene leitet dann zum Andantino über, das sehr zurückgenommen und karg, teils an der Hörgrenze verläuft. Dieses geht über in einen wunderbaren melancholischen Lento-Gesang. Das Allegro-Finale beginnt auch sehr ausgedünnt mit Einzelstimmen, um zum Ende hin den Schwung des Kopfsatzes wieder aufzugreifen und mit einem satten D-dur Akkord zu enden. Zehn Jahre blieben Weinberg noch, aber das Genre Streichquartett hat er nicht mehr aufgegriffen, die "Konkurrenz" zu DSCH existierte ja nun auch schon lange nicht mehr. Das 17. Quartett ist jedenfalls ein würdiger Abschluss für einen der großen Zyklen des Genres.

  • Da es allmählich schwer wird hier die Übersicht zu wahren, habe ich erneut eine Aufstellung aller Threads hier eingestellt und jeweils dahinter in grüner Farbe geschrieben, welches Quartett in welchem Beitrag vorgestellt wurde....




    Streichquartett Nr. 1 C-Dur op. 49 (1938) -4-5
    Streichquartett Nr. 2 A-Dur op. 68 (1944)-6
    Streichquartett Nr. 3 F-Dur op. 73 (1946)-7-8
    Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 (1949)-9-13
    Streichquartett Nr. 5 B-Dur op. 92 (1952)-10
    Streichquartett Nr. 6 G-Dur op. 101 (1956)-15-16
    Streichquartett Nr. 7 fis-Moll op. 108 (1960)-17
    Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 (1960)
    Streichquartett Nr. 9 Es-Dur op. 117 (1964)
    Streichquartett Nr. 10 As-Dur op. 118 (1964)
    Streichquartett Nr. 11 f-Moll op. 122 (1966)
    Streichquartett Nr. 12 Des-Dur op. 133 (1968)
    Streichquartett Nr. 13 b-Moll op. 138 (1970)-18
    Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur op. 142 (1973)
    Streichquartett Nr. 15 es-Moll op. 144 (1974)
    Streichquartett Nr. 16 op. 130 (1981)
    Streichquartett Nr. 17 op. 146 (1986) -19

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Vorerst möche ich darauf hinweisen, daß einiege der zu Threadbeginn noch einzeln erhältlichen Titel der Streuchquartette bereits gestrichen sind, zu haben ist nur noch die Gesamt ausgabe zum Sonderpreis - 5 CDs zu 29.99 Euro)


    In vorigen Beitrag findet man eine Aufstellung , welche dazu gedacht war, daß wir ein wenig an Übersicht gewinnen, welche Quartette schon vorgestellt wurden, manche sogar mehrfach, und welche noch fehlen.


    Das Streichquartett Nr 9 wurde noch nicht hier erwähnt, und so widme ich ihm ein paar Zeilen


    Der Beginn ist eigentlich recht erschreckened, das Booklet nennt ihn "unbarmherzig", ein Begriff, er - so meine ich wenigstens - direkt ins Schwarze trifft. Weinberg kommt direkt zur Sache die Musik ist rhythmisch scharf und vorwärts drängend. (Eigenartiogerweise fällt das beim Zweithören via Kopfhörer weniger drastisch ins Gewicht und ich nehme Zwischentöne wahr, die der (doch recht analytische) Lautspreecher unterschlug. Vermutlich kommt man nur bein Livehören dieser Musik in den vollen Genuss. Der zweits Satz ist wesenlich gemäßigter und von den Pizzicati geprägt, die Weinberg stets so gekonnt einsetzt, und die ich sehr liebe. Der Satz ist von Intimität und leiser Wehmut gezeichnet, und ich frage mich, ob wir hier nicht einen persönlichen Defekt (oder Wesenszug) von Weinberg kennenlernen. Ebenso intim erlebe ich das Andante, leicht klagend aber zugleich verträumt, bezaubernd. In der Mitte des Satzes wird es Eindringlicher, gelegentlich bohrend um aber bald wieder in den introvertierten Tonfall des Satzbeginns zurückzukehren und auszuklingen. Etwas lebhafter, aber dennoch irgendwie verhalten präsentiert sich der Finalsatz, aufgelockert von fröhlichen, oft ein wenig aufdringlchen tänzerischen Einschüben, die indes allmählich über einen gewissen Zeitraum die Stimmung prägen. Der Autor des Booklets der cpo Veröffentlichung weist auf einige Ähnlichkeiten in den Schostakowitsch-Streichqurtetten Nr 10 und 11 hin, die allerdings erst nach diesem Quartett von Weinberg entstanden sind. Nich aus dem Booklet, sondern aus anderer quelle fand ich den Grund dafür: Das Streichquartett Nr 10 von Schostakowitsch ist Weinberg gewidmet. Es war übrigens immer eine Auszeichnung für den Zitierten, wenn ein Kollege sich Anregungen geholt hatte, wir sehen das schon bei den "Haydn Quartetten" Mozarts. Das hatte natürlich auch praktische Erwägung: Man spielte sich gegenseitig die Bälle zu und machte sich so gegenseitig interessanter.
    Das Streichquartett Nr 9 op 80 in fis moll wurde am 17. März 1962 im Mosjauer Konservatorium durch das Borodin-Quartett uraufgeführt....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Streichquartette von Weinberg scheinen langsam ins Repertoire überzugehen, jedenfalls ist eine zweite GA mit dem Silesian String Quartet angekündigt, die erste Folge gibt es schon seit einiger Zeit.


  • Heute habe ich nach dem neuesten Eintrag von Lutgra, den Entschluss gefasst, so meine Stummungslage er zulässt, meine Hörsitzungen der Weinberg Streichquartette fortzusetzten, es liegt da noch etliches ungehört im Archiv. Eigenartigerweise war es ausgerechnet das 7. Quartett, das an der Reihe war.
    Es ist 3 sätzig und hat eine beachtliche Spieladuer von 28 Minuten. Irgendwie Fand ich es schwer zu beschreiben und durchwegs sperrig, aber dennoch faszinierend.
    Der Beginn ist durchwegs von Traurigkeit und klage gezichnet, eher zurückhaltend.: Die Zurückhaltung wird indes rasch aufgegeben, es entwickelt sich eine gewisse düsterniss, vor allem durch den Baßbereich gepräbt, wobei zugleich und kontastierend die Violinen penetrant schneidend in Erscheinug treten. Der Mittelsatz ist tänzerisch angelegt, eine Ernspannung gewissermaßen, er ist freundlicher, aber nicht wirklich freundlich, immer wieder melancholisch klagend eingetrübt. I, dtitenn Satz wird die Klage stellenweise zu einer Anklage oder einem hysterischen Aufschrei, bzw einer Kaskade davon. Das bilslang unbequemste und ungemütlichste Quartett von Weinbeirg, wobei das natürlich ein subjektives Urteiol aus dem Moment geschffen ist und das Attribut "gemütlich" keinem Quartett Weinbergs zugechrieben werden kann.
    Dem Booklet entnehme ich, dass das Quartett Yuri Levitin (1912-1993), einem Schüler von Schostakowitsch gewidmet ist. Ich erwähne ihn, weil auch er in Vergessenheit geraten ist. Die deutsch Wikipedi kennt ihn nicht, In englisch und französich eistieren kurze Artikel, lediglich der Russische Beitrag in kyrillischer Schrift ist etwas ausführlicher.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das Streichquartett Nr 8 ist einsätzig. Es entstand etwa zwei Jahre nach der Nr 7. Vom Mittelteil abgesehen ist ein düster-melancholisches, eher ungefälliges Werk. Es beginnt düster und leise, flüsternd oder fast schweigend und steigert sich dann immer mehr, wird dann aggressiv um wieder in die Anfangsstimmung zurückzusinken und zu verlöschen....
    Weinberg widmete es dem Borodin Quartett welches es - wie uns das Booklet verrät - am 13. November 1959 im Lesser-Saal der Moskauer Konservatoriums aufführte uraufführte.Wie schon mehrfach erwähnt ist die CD nur nuch im Rahmen der Gesamtaufnahme Box zu erwerben.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Mit reichlich Verspätung habe ich heute mein Hörsitzung des Streuchquartetts Nr 2 angesetzt. Das lab darin begründet, daß sich dieses Quartett auf Folge 6 (also der letzten) der Gesamtaufnahme befindet, und ich die erst relativ spät nachgekauft habe. Allerdings noch früh genug, denn derzeit sind die Streichquartette von Weinberg nur komplett als Box zu erwerben allerdings zum Superpreis von nur 29.99 für 6 CDs in Jewel-Case mit Schuber.
    Prinzipiell hat Lutgra seinerzeit schon alles gesagt, was zu sagen war, als kleine Anmerkung meinerseits vielleicht noch der Hinweis auf den Unterton der Sätze 2 und 3. ich habe lang nach einer Formulierung gesucht die einigermaße entspricht."Melancholisch" ?- Das mag hinkommen - trifft es aber IMO nicht ganz. Nach längerem Nachgrübeln würde ich meinen, das Attribut "resignativ" wäre passend. Dieser stille Verzicht, dieses Hinnehmen von gegebenheut, wobei allenfalls ein Hauch von Melancholie mitschwingt, der aber kaum wahrnehmbar ist. Eigenartigerweise ist dieser Wesenszug des Komponisten sogar in den von ihm erhaltenen Portraits zu sehen. Auffallend ist dann der federnd- tänzerische Finalsatz des Quartetts, man möchte sagen "typischer Weinbergstil" mit immer wieder eingefügten Pizzicati.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die Streichquartette von Weinberg scheinen langsam ins Repertoire überzugehen, jedenfalls ist eine zweite GA mit dem Silesian String Quartet angekündigt, die erste Folge gibt es schon seit einiger Zeit.


    Da sind noch ein paar Ergänzunginformationen fällig. Die Einspielung der Schlesier findet am 2. Dezember ihre Komplettierung mit



    Dann haben sie alle siebzehn Streichquartette (+ Quintett et. al.) vollständig eingespielt. Anfangs kamen mir die Einspielungen deutlich besser vor als die vom Danel Quartett mittlerweile wechselt das schon mal.


    Die Quartette, wie auch viele andere Werke von Weinberg gibt es diskografisch in verschiedenen Interpretationen. Es ist wahrscheinlich nicht falsch zu sagen, dass er auf dem CD-Markt gut angekommen ist ..:)


    Ich möchte auf eine weitere Neueinspielung der Quartette hinweisen. Das rumänische Arcadia Quartet hat im Mai dieses Jahres das zweite Album herausgegeben und schon wieder fand ich diese Einspielung beim Hören die beste .... :). Das ist wahrscheinlich auch darauf zurückzuführen, dass die Quartette eben doch noch neuer in der diskografischen Repräsentation sind und jede Einspielung einen immer wieder überraschen kann ....